Pein nach einem Überfall mit Knochenbrüchen – Heilung durch Drinks: Davon erzählt unser Musikreisende Ulf Kubanke in seinem zweiten Bericht aus der expressionistischen irischen Metropole.
Wie sagte der große Philosoph Rudy Kipling (ja genau, der Dschungelbuchtyp) sinngemäß:
„Alter, wenn Du nicht in der Lage bist, deinen peinlichen Horrormomenten und Lebensdramen dasselbe Lächeln zu gönnen, wie deinen verfi…. Triumphen, biste echt ne erbärmliche Lusche.“
Und er hat ja Recht.
Kannste Nix sagen.
Ergo
Wir kennen es doch.
Da bemüht man sich allenthalben, auf der Kipling-Ebene, zumindest nicht komplett zu versagen.
Klappt
…..eher selten…..seufz…
Und dennoch!
…und dennoch gibt es selbstverständlich Sachen, die dermaßen dämlich sind.
extrem dämlich.
z u dämlich
Als dass i c h als vernunftbegabtes Individuum mit Hang, anderen Ratschläge zu erteilen, je in der Gefahr stünde, eine gewisse Souveränitatsschwelle im Limboschwung zu unterschreiten.
Könnt ihr komplett kncken, ne, sollte klar sein.
Soviel zur Eigenwahrnehmung.
In der Realität ist man, bin ich natürlich viel näher bei Basil Fawlty und dem nicht minder großen Philosophen Seth Gecko, der in „From Dusk Til Dawn“ wusste:
Es gibt Gründe, warum ich stets sage,
„Tut, was ich sage, n i c h t,
was ich mache.“
Tja….
Dann ist es November 2024 in Dublin. Diese magische Stadt, in der zu jeder Tages- wie Nachtszeit alles passieren kann, Und Leute, das wird es auch.
Alles Schlimme kulminiert zum Horrortrip, alles Helle, jedes Lächeln und die ganze irische Zugewandtheit erblüht zur Fackel.
Zum Akku gar.
In Dublin fühlt man sich permanent wie in einem expressionistischen Gemälde.
Um diese Stadt kennen zu lernen, muss man wohl zulassen, dass die wundervolle alte Schlampe ein wenig mit ihrer Farbintensität anfixt. Sonst bleibt das oberflächlicher Tüdelkram.
Doch bloß keine Schwafelei.
Die Situation:
Das Drama kam, sah und siegte nicht.
Es passierte in den Wochen zuvor in Dublin, es war….nun ja…herausfordernd und eine lange Geschichte.
Diese bescherte mir u.a.
2 angebrochene Hände
4 angebrochene Rippen
Etliche Haarrisse in Ober- wie Unterschenkelknochen.
Muskelfaserrisse und Prellungen als Kirsche auf der Torte.
Und dann passiert dieser eine Moment an der Bar, Hendricks Hotel, Smithfield. Der Sturm um uns, in uns legt sich gerade ein wenig.
In einer solchen Situation sollte man sich gewahr sein.
Alter, Du bist erschöpft, auf 1000 Schmerzmitteln wie Dr. House. Nicht mal die helfen richtig. Fieber. Jetzt bloß nichts Unvernünftiges machen.
Andererseits was soll schon passieren? Hauptsache die Schmerzen hören auf. Schon Lenny Cohen wusste „I’m for everything that works“, wenn er sich direkt vor dem Gig 2 Flaschen Rotwein gegen das Lampenfieber reinbrezelte.
Wer wäre ich, ihm zu widersprechen?
„Davor, mein Freund, Hot Whiskey, Jameson, 3x.“
Davor, kroatischer Kult-Barkeeper in Dublin stellt mir sein Spezialrezept hin.
3 Wasser-Gläser mit heißem Whiskey, etwas Wasser, 1000 würzenden Beigaben.
Überlebst Du es, biste gesund.
Und ich hatte vor nicht all zu vielen Tagen immerhin die Situation überlebt,
jemandes Knie auf meinem Nacken,
dessen Stimme im Ohr,
Ganz sanft flüsternd
„If ye move, I’ll kill ya.“
Da schienen mir die Drinks vergleichsweise läppisch.
Nach den 3 Drinks war ich jeder Pein enthoben.
Im Hintergrund: Chris Rea,, „L’Auberge“.
Ganz ehrlich: Ich hasse dieses Lied seit fast 40 Jahren inbrünstig.
So ein tolles, verheißungsvolles Wort, schicker Text, edles Timbre
&
dann tötet er sämtliche stimmigen Grundideen mit diesem Schützenfest-Vibe, diesem Kirmes-Gegniedel. Von der Grünen Mauritius zur Rabattmarke in 5 Sekunden. Echt jetzt, Chris?
Ohrenkrebs galore.
Niemals könnte ich je so besoffen sein, dazu ab zu gehen.
Hört doch auf.
Darf ich eh nicht.
Jede falsche Bewegung macht es schlimmer und verzögert den Heilungsprozess um etliche Wochen, sagen sie im Material Hospital, schon klar, schon klar.
Kein Mensch allein kann so dämlich sein?
Tja….ich sach mal so…. (Siehe Titelbild)
Cam by Zizino, Dublin, November 2024