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Die Abenteuer des Joseph Samuel Posener (11): „Sie ist schöhn, nobel, besitzt alle Geschicklichkeiten der jetzigen Bildung, ist Reich, und das einzige Kind.“

Das Bild zeigt den Platz Het Plein Ende des 18. Jahrhunderts. Mitte des 19. Jahrhunderts dürfte es immer noch so ähnlich ausgesehen haben. Heute befinden sich dort viele Ministerien.

Den 20ten September 1856 bin ich von Berlin abgereist, und den 22ten nach Haag in Holland Angelangt. Die Freude war groß wie ich meinen guten Freund Naura wieder Erblikkte, drei Wochen habe ich mich in Haag bei den Schwieger-Eltern von meinem Freund aufgehalten, mit welcher Zuvorkommenheit, mit welcher Liebe ich bei diesen Leuten behandelt wurde ist nicht zu Beschreiben, oh könnte ich mich doch nur immer ihrer Behandlung würdig zeigen.

Mit einem Seufzer muß diese paar Zeilen niederschreiben wie schwehr meine Abreise mir geworden, nicht allein meinen Freunden wegen, sondern auch ein Gegenstand wegen, welches die Ruhe meines ganzen (Gemüts) beraubt, kaum hat ich die Gelegenheit Sie einigemahl zu sehen, jedoch hat Sie einen sehr großen Eindrukk auf mich geübt, auch glaube ich, meine Freunde haben diesen Eindrukk bemerkt, denn Sie wurde mir als Braut angetragen, oh! wie Glükklich war ich, aber Leider dauerte dieses Glükk, oder wenigstens diese Hoffnung nicht lange, denn Ihr Vater räumte einige Schwierigkeiten ein, ich muß also Scheiden, Scheiden von Ihr welche einen Augenblick ein Strahl meiner Hoffnung gewesen. Kaum habe ich können einige ganz gleichgültige Worte mit Ihr wechseln, dieses Glükk wurde mir nicht gestattet. Kaum ihren Namen gehört, was hilfts, man muß sich in seinem Schiksal fügen.

Es handelt sich um Cato van Meerloo, meine Urgroßmutter väterlicherseits. In seiner Autobiografie „Fast so alt wie das Jahrhundert“ schreibt mein Vater: „Wenn mein Vater (das ist Moritz Posener, der Landschafts- und Porträtmaler, A.P.) recht unterrichtet war, so stand das Haus der van Meerloos an einem der vornehmsten Plätze von Den Haag; der heißt ‚Het Plein‘. Ich habe den Platz zweimal gesehen, das erstemal mit meinem Vater, der uns das Haus noch zeigen konnte …“

Ich nehme an, dass Catos Vater deshalb „Schwierigkeiten einräumte“, weil Joseph zwar inzwischen wohlhabend, aber weder reich noch vornehm genug war. Ähnlich erging es zunächst auch seinem Sohn Moritz, als er um meine Großmutter Gertrud warb. Ihrer Familie, den Oppenheims, war Moritz auch weder reich noch vornehm genug. In beiden Fällen aber siegte die Liebe. Vermutlich wegen der Hartnäckigkeit der jungen Frauen.

Den 12ten October von Haag abgereist und den 21ten nach Flatow angelangt und den 21ten November wieder zurükk nach Berlin.

Schon fünf Monathe bin ich wieder hier ohne Sagen zu können daß ich einen einzigen dieser Tage vollständig mit Vergnügen verbracht und Sehne mich deshalb sehr nach Brasilien zurükk. Oder wenn ich in Europa bleiben sollte, daß währe unter der einzigen Bedingung, wenn mir das Glükk zu theil würde, von Fräulein Cateau Merloo aus Haag Geliebt zu werden, denn seit der ganzen meiner Abwesenheit von Holland stehe ich immer noch in Verbindung mit ein sehr guten Freund Nahmens Neubaur welcher mir die besten Hoffnungen giebt.

Heute den 29 May (?) 1857. Heute war eins der Glüklichsten Tage meines Lebens, dieses Glükk welches ich so lange schon Geträumt, ist heute zur Wirklichkeit geworden. Heute zum ersten mahl habe diese an mein Herz drükken können, welche ich so leidenschaftlich Liebe, diese Umarmen und Küssen können, welche mein Herz welches schohn seit langer Zeit Unfühlbar gewesen, wieder Regen gemacht, welche Memorable Tag! welcher Entschluß! Ich bin verlobt. Verlobt mit einem Engel, Oh! wie klopft mir mein Herz bei den nieder Schreiben dieser paar Zeilen, ist es wirklich wahr! Träum ich? oder wach ich? Sollte sich wirklich mein Schiksal eine andere Wendung genommen? der liebe Gott gebe es. Oft erschrekke ich mich und Frage mich Selbst ob ich im stande sein werde diesen Engel Glüklich zu machen, denn Sie ist eine wahre Vervollkommenheit der Natur. Sie ist schöhn, nobel, besitzt alle Geschicklichkeiten der jetzigen Bildung, ist Reich, und das einzige Kind.

Die Verflichtung welche ich übernommen ist groß, und tuhe meine eifrigsten Bitten zum Allmächtigen, er möchte mir nur mit solchen Gedanken begaben, welche nur zu diesem so heiligen und guten Zwekk führen möchte. Ja meine theure Cateau, ich will stehts dich anbeten, und dein Sklafe sein.

Den 20ten Maerz Heute schreibe ich an meinen lieben Vater und mache Ihm die Anzeige meines Verlobens. Oh, wie groß wird seine Freude sein, sein einziger Wunsch auf Erden erfüllt zu sehen.

Welche süßen Stunden, welche Wonne bei Ihr zu weilen, Gott! mit welchem himmlischen Wesen hast du mich begabt, wir werden stehts dafür dankbar sein können, erhalte sie nur mir Gesund.

Heute den 1ten April, heiliger und gedenkens werther Tag; der Geburtstag meiner theuren Braut. Wie einfach und schöhn hatte sie sich gekleidet, wie Liebenswürdig und Reizend hat sie Ausgesehen, oh wie hoch sprang mein Herz in der Brust, wie ich sie Erblickte.

Acht sind verflossen in süßen Wonnen und der zärtlichsten Liebe, 8 Tage des Himmelreich und Paradieses. Wie schnell sind die Stunden verflossen, kaum ist mirs im Gedanken eingekommen an die Scheide Stunde zu denken, wie? alles ein Traum! So schnell von Ihr mich trennen? oh wie Greulich wird mir dieser Tag erscheinen, aber was hilfts, es muß einmahl geschehen, wie schneller ich jetzt mich Entferne, desto früher bin ich wieder hier zurük, nur Uns nie wieder zu Trennen, aber mit welcher Ungeduld werde ich die Zeit erwarten müssen, Schrecklich wierd die Abwesenheit sein.

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