avatar

Die Grünen und der Kindesmissbrauch

Zur Beurteilung einerseits der Zustände in der katholischen Klosterschule Ettal, wo „über Jahrzehnte ein Regime (herrschte), dem mehr als 100 Kinder und Jugendliche zum Opfer fielen, die „ein Hort von Sadisten und Päderasten, Gewalt und Missbrauch“ gewesen sei, andererseits des Wegsehens und Vertuschens seitens der kirchlichen und staatlichen Behörden sowie der Eltern schreiben die Autoren der maßgeblichen Studie: „Natürlich sind die Taten aus heutiger Sicht anders zu beurteilen als im Kontext der Siebziger- und selbst der Achtzigerjahre.

Begriffe wie sexueller Missbrauch oder Pädophilie sind nur wenigen geläufig, dass Täter oft krankhaft handeln und immer in Gefahr sind, rückfällig zu werden, wissen nur Experten. Die psychischen Folgen für die Opfer werden allgemein unterschätzt, auch von den Verantwortlichen der Kirche…“ („Bruder, was hast du getan? Kloster Ettal. Die Täter, das Opfer, das System.“ Kiepenheuer und Witsch 2011, S.211)

Die Journalisten Bastian Obermayer und Rainer Stadler, die dieses wichtige – und leider kaum beachtete – Buch recherchiert haben, sind keine Apologeten der katholischen Kirche. Sie sind Mitarbeiter der im Zweifel linksliberalen und kirchenkritischen „Süddeutschen Zeitung“. Und diese Einschränkung soll niemanden und nichts entschuldigen. Es gebietet nur die Fairness, auf diese – wenn man so will gesellschaftliche – Blindheit zu verweisen, bevor man nachträglich die Empörungsmaschinerie anwirft. Von solcher Fairness war im Umgang mit den frühen programmatischen Verirrungen der Grünen in Sachen Pädophilie wenig zu merken.

Gewiss, die betroffenen Grünen haben teilweise unglücklich agiert.  Daniel Cohn-Bendit behauptet steif und fest (das Wortspiel ist unumgänglich), sein Bericht über Sexspiele der von ihm betreuten Kindergartenkinder an seinen Genitalien sei „eine Fiktion“ (noch ein Wortspiel, sorry). Jürgen Trittin erinnerte sich erst an seine Mitverantwortung für Forderungen nach der Entkriminalisierung von „einvernehmlichem Sex zwischen Erwachsenen und Kindern“, als ihm die presserechtlich von ihm verantworteten Schriften unter die Nase gehalten wurden. Volker Beck behauptete jahrelang, und wie es scheint, wahrheitswidrig, ein von ihm verfasster Aufsatz, in dem er die Herabsetzung der sexuellen Mündigkeit von 14 auf 12 Jahre forderte, sei vom Herausgeber „verfälscht“ worden. Wer weiß, vielleicht kommt noch mehr an den Tag.

Doch gegen diese Peinlichkeiten muss einiges Entlastende gesetzt werden:

Die Grünen haben – auch weil sie wissen, dass die Erinnerung der Betroffenen trügen kann – den Politologen Franz Walter mit der Aufarbeitung der Geschichte ihrer Beziehungen zu pädophilen Gruppen beauftragt. Das wird kaum noch honoriert. So schreibt etwa der „Focus“:   „Er hat die jüngste Pädophilie-Debatte um die Grünen angestoßen – jetzt ruft Politologe Franz Walter die Partei zum Handeln auf. Im FOCUS fordert er ein Treffen jener Menschen, die bei den Kindersex-Debatten dabei waren und sagt: ‚Klartext reden und keine Nebelkerzen mehr.’“ Nein, Walter hat die Diskussion nicht angestoßen. Und über seine Art, Zwischenergebnisse und wie in diesem Fall „Forderungen“ vor der Bundestagswahl öffentlichkeitswirksam zu platzieren, kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein.

Und nicht nur das. Die Bücher, Aufsätze, Programme und Positionspapiere, um die es geht, waren und sind keine Verschlusssachen. Cohn-Bendits Buch etwa erschien 1976, bevor es die Grünen überhaupt gab. Damals hat Cohn-Bendit nicht behauptet, die inkriminierte Passage sei erfunden. Sie scheint jedoch außer seinem späteren Mitstreiter bei den Grünen und damaligen Chef des maoistischen KBW Joscha Schmierer auch niemanden gestört zu haben. Man empörte sich vielmehr über Schmierers Kommentar, solche dekadenten Leute würde das Proletariat nach der Revolution zur Umerziehung in eine Cuxhavener Fischmehlfabrik stecken. Heute ist bei einigen der Kritiker Cohn-Bendits ein ähnlicher Bestrafungsfuror auszumachen. Mein Herausgeber, der Cohn-Bendit nicht nur aus der fraglichen gemeinsamen Zeit im „Revolutionären Kampf“ kennt, hat in der „Welt“ geschrieben, er glaube dem Weggenossen. Das sollte schwer wiegen. I am not convinced, aber ich halte Cohn-Bendit zugute, dass er das, was vorgekommen ist oder – als Folge der Ideologie der Spontis – vorgekommen sein könnte, ausbuchstabiert hat. Wo war denn damals der Aufschrei unter den Kinderschützern? Ich meine, außerhalb des KBW?

Das von Trittin presserechtlich verantwortete Programm der Liste AGIL zu den kommunalen Wahlen in Göttingen, der Aufsatz Volker Becks und andere Papiere lagen doch jahrzehntelang vor. Wo, ich wiederhole die Frage, blieb der Aufschrei?

Die gleiche Ignoranz, die dazu beitrug, die Handlungen der Mönche in Ettal zu decken, führte offensichtlich dazu, dass auch die politischen Gegner damals, denen die Positionen der Grünen bekannt waren, offensichtlich weniger Anstoß an den Forderungen zur Entkriminalisierung der Pädophilie nahmen als an den Überlegungen, auf die Atomkraft zu verzichten, was als „Morgenthau-Plan“ zur Deindustrialisierung Deutschlands verteufelt wurde. Oder an dem linksradikalen Hintergrund eines Großteils der Funktionäre. Oder an ihren selbstgestrickten Pullovern. Und so weiter und so fort. Es trat doch – das hat damals niemand behauptet, und es war auch nicht der Fall – keine Pädophilenpartei zur Wahl an.

Man sagt, die Grünen würden immer so moralisch tun, nur in Bezug auf sich selbst würden sie lockerere Maßstäbe anlegen. Aber das stimmt so nicht. Die Grünen haben ja – anders als die Katholische Kirche etwa oder die CSU – nie behauptet, ein Hort göttlich sanktionierter Sexualmoral zu sein.  Im Gegenteil. Sie haben immer eine Lockerung der Sexualmoral gefordert. Das Etikett „Gutmenschen“ – etwa weil sie gegen Käfighaltung zum Schutz der Hühner und für höhere Energiepreise zum Schutz der Umwelt sind – haben ihnen andere aufgeklebt: die gleichen Leute, die hinter ihrer gespielten Empörung über die vergangenen Sünden der Partei ihre diebische Freude darüber kaum verbergen können.

Fakt ist Folgendes: Die Grünen formulierten Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre ihre Positionen, als es einerseits „Unzuchtparagraphen“ gab, die neben dem Sex mit Kindern auch die Homosexualität unter Strafe stellten, während es andererseits ein „Züchtigungsrecht“ gegenüber Kindern gab und Frauen zur „Erfüllung der ehelichen Pflichten“ auch mit Gewalt gezwungen werden konnten. Von der verbreiteten Gewalt in Schulen und Heimen, oft genug verbunden mit sexuellen Übergriffen, ganz zu schweigen. Der Impuls der frühen Grünen war, die Gewalt aus der Sexualität zu nehmen, einschließlich der skandalösen staatlichen Gewalt gegen Schwule. Diesen Impuls haben offensichtlich gut vernetzte Pädophile ausgenutzt, wobei sie die – nicht nur bei den Grünen, siehe oben – verbreitete Unkenntnis darüber, was Sex mit Kindern bedeutet, ausgenutzt haben.

Doch wenn man sich fragt, ob der Impuls der Grünen und anderer Reformer gegen Gewalt in den zwischenmenschlichen Beziehungen und zur möglichst breiten Toleranz abweichenden Sexualverhaltens in der Hauptsache positive oder negative Auswirkungen gehabt hat, ist die Antwort klar. So klar, dass mittlerweile sogar Leute aus dem Umkreis der Union, wo man noch vor einigen Jahren die Strafbarkeit der Homosexualität verteidigte, nun die Akzeptanz der Homosexualität als Voraussetzung für die deutsche Staatsbürgerschaft propagieren. Der Hauptfeind ändert sich halt: Früher Schwule, jetzt Muslime. Die Intoleranz bleibt. Im Kampf um die Befreiung der Sexualität und um die Multikulturalität haben sich die Grünen Verdienste erworben, die nicht durch das hysterische Herumstöbern in alten Papieren nachträglich zunichte gemacht werden können – wenn auch letztlich genau das (und nicht etwa der verbesserte Schutz heutiger Kinder) der alleinige Zweck der Übung ist.

Ich will nichts beschönigen. Was falsch war, war falsch. Aber für dieses Kapitel der Geschichte der Grünen gilt das Brecht-Wort:

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut

In der wir untergegangen sind

Gedenkt

Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht

Auch der finsteren Zeit

Der ihr entronnen seid.

 

 

 

 

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

95 Gedanken zu “Die Grünen und der Kindesmissbrauch;”

  1. avatar

    Cher EJ,

    ich habe das Buch des Historikers Ariès gelesen.

    Nach seiner These gab es bis zum 18. Jahrhundert nicht den Begriff Kindheit!!

    Kinder wurden als kleine Erwachsene behandelt!!

    Ariès’ Position zur Geschichte und Entwicklung der Kindheit:

    „Im Mittelalter hatte die Gesellschaft keine Vorstellung von Kindheit und somit auch nicht von Erziehung. Kinder waren bis ungefähr zum siebten Lebensjahr von ihren Eltern abhängig, danach wurden sie als eigenständige Mitglieder der Erwachsenengesellschaft anerkannt. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern war vergleichbar der zwischen einem Lehrherrn und seinem Lehrling. Es gab kaum emotionale Bindungen. In der Gesellschaft herrschte eine kollektive Lebensform, die keine Privatsphäre kannte. Die Funktion der Familie war weitgehend auf die Produktion von Nachkommen und auf den Fortbestand des Namens und Besitzes beschränkt.“

    Wir haben leider sehr wenig Informationen ueber das normale Leben von Joe and Jane Lunchbucket oder von Pierre, Paul et Jacques aus der Zeit vor 1800.

    Oder lesen Sie bei Elisabeth Badinter nach:

    „Badinter beschreibt, dass vor dem 18. Jahrhundert weder eheliche Liebe noch die Liebe zu den Kindern gesellschaftliche Werte waren. Beziehungen innerhalb der Familie waren von Angst bestimmt, nicht von Zärtlichkeit. Das aristotelische Erbe, die christliche Theologie, der politische Absolutismus, sie alle haben zu diesem Gesellschaftsbild beigetragen, in dem der Wert eines Menschenlebens – besonders der des jungen, welches damals noch viel fragiler war als heute – recht gering bemessen war. Kinder machten Angst, oder sie waren eine Last, besonders in armen Schichten. Bestenfalls waren diese Kinder der Gleichgültigkeit ausgesetzt. Weder kamen sie in der Literatur vor, noch gab es vor dem Ende des 19. Jahrhunderts eine eigene Kinderheilkunde. Der Tod eines Kindes wurde nicht betrauert, er war zu selbstverständlich. Jedoch reicht diese Einstellung nicht zur Erklärung jener Gleichgültigkeit aus, denn viele Kinder wären nicht gestorben, wenn sich ihre Mütter mehr um sie gekümmert und sie gestillt hätten. Auch solche Grausamkeit ist ein Aspekt der Muttergefühle, auf die Badinter hinweist. Die Verweigerung des Stillens, die damals oft zum Tod des Babys führte, war der Anfang der Ablehnung der Kinder. Stillen galt im 17. Jahrhundert als unfein, einer Dame der höheren Gesellschaft nicht würdig, man glaubte – und glaubt teilweise bis heute –, dass Stillen die Brust verunstalte und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und ein Eheleben unmöglich mache. Die Ablehnung der Mutterschaft und der Ehe war Gegenstand der allerersten feministischen Bewegungen der Preziösen in Paris, die sich nach intellektueller Bildung und Freiheit für Frauen sehnten. 85 % der Frauen und 79 % der Männer waren damals in Frankreich Analphabeten. Kindern wurde im 17. und 18. Jahrhundert so wenig Aufmerksamkeit geschenkt, dass deren gängige Behandlung einer unbewussten Abtreibung oder gar Tötung entsprach. Gleich nach der Geburt kam das Kind für einige Jahre zu einer Amme aufs Land, wo ca. zwei Drittel der Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen umkam. Die überlebten, verbrachten einige Jahre im Elternhaus, bevor sie in ein Kloster oder Pensionat gesteckt wurden. Ungefähr 5 % der Kinder wurden ausgesetzt.“

    Daher meine Frage:

    Wo finden sie die “ uralte Moralitaet “ was den Schutz der Kinder betrifft, wenn es den Begriff des Kindes vor dem 18. Jahrhundert nicht gegeben hat

    http://de.wikipedia.org/wiki/%.....ohne_Liebe

    Auch die Emanzipation der Frau begann erst mit dem 18. Jahrhundert!!

    Wenn wir hier in eine Wertediskussion kommen, dann ist es auch notwendig in die Vergangenheit zu blicken.

    Und da wurden bereits Kinder in Bordelle gegeben.

    Ich weiss, dass hat nichts mit der direkten Diskussion zu ihren Gruenen zu tun.

    Aber eine „uralte Moralitaet“ existiert erst seit dem 18 Jahrhundert.

    Mehr oder weniger seit 1789!!

    Ich hoffe, dass sie meine Argumente dieses Mal verstehen

  2. avatar

    @EJ „Wäre irgendwas besser, wenn es die Grünen (statt spiegelverkehrt) ebenso gehalten hätten?“
    Es überschneidet sich wieder.
    Ich denke, ich habe das am 27., 00:55, sozusagen vorsorglich gehorsam, beantwortet.
    Die Machtverhältnisse ohne tiefere Erkenntnis nur umzudrehen, begünstigt unerwünschte Profiteure, das ist ja nichts Neues.
    Und @Roland Ziegler, es ist ja richtig, daß Sie darauf hinweisen, daß – bei allen Eltern-Kind-Drolligkeiten im grünalternativen Milieu – „keine besondere Affinität der Täter zum grünen Lager“ besteht. Genau solche Fehletikettierung aufgrund irgendwelcher Animositäten (alles Projektion 😉 ) begünstigt die tatsächlichen Täter.
    (Und das, was diese professorale Tigermutti da mit ihren Kindern veranstaltet hat, ist m.E auch eine Art von milderem .. gut, das gehört jetzt nicht hierhin).
    Ich kann ab Mittag jetzt hier nicht mehr lesen, erst wieder So abend.

  3. avatar

    @KJN: Sicher gibt es auch weibliche Pädophile (Pädophilinnen?). EJ sprach in diesem Sinne ja auch von „erwachsener Macht“, der Kinder ausgeliefert sind, und von „männlicher Macht“, der Frauen ausgeliefert sind. Und selbstverständlich gibt es auch „weibliche Macht“, der Männer ausgeliefert sind.

    Trotzdem sind – geschätzt – 90-99% aller Pädophilen Männer. Da runde ich einfach auf. Entscheidend ist, dass Männer hier relevant stärker anzusprechen sind, was man beim geschlechtsneutralen Begriff „erwachsene Macht“ nicht mehr sieht bzw. zudeckt.

  4. avatar

    KJN: Sowas gedeiht in hierarchischen Gesellschaften (oben/unten) besonders gut, wie so einiges andere Perverse. (Mir erscheint gerade das besonders wichtig, damit nicht Homosexualität damit durcheinandergeworfen wird, was christliche Fundamentalisten gerne tun, …

    … Sie schreiben Firlefanz. Selbst die Straßenverkehrsordnung ist Hierarchie. Oder? Zudem finden Sie Kindesmissbrauch, an Mädchen und Jungen, meistens im Verwandten- und Familienkreis. Und, man glaubt es kaum, bei intellektuell ‚höher‘ gestellten Personen. Richter, Lehrer usw..

  5. avatar

    Besser lesbar (hoffentlich) hier:

    @EJ / Roland Ziegler: „Autoritäten“
    Soweit klar, es geht letztlich nicht wirklich um Sexualität sondern kranke, deformierte und auf Sex projezierte Machtgelüste. Sowas gedeiht in hierarchischen Gesellschaften (oben/unten) besonders gut, wie so einiges andere Perverse. (Mir erscheint gerade das besonders wichtig, damit nicht Homosexualität damit durcheinandergeworfen wird, was christliche Fundamentalisten gerne tun, wenn sie von Privation sprechen, einer Art Behinderung, die nicht augelebt werden darf, eine besondere Prüfung sozusagen.)

    Könnte es aber sein, daß die Grünen sich deswegen so verstrickt haben, weil sie sie sich selber nicht von dem oben/unten Denkmuster trennen konnten (und können, darauf komme ich noch), also alles nur umdrehen wollten – unten soll jetzt oben sein und umgekehrt?
    Sie sprechen von „männlicher Gewalt.. alternder Männer“, lieber Roland Ziegler, sie drehen doch auch gerade einfach nur um. Gibt es keine Verbrecherinnen, Nazinnen, Mörderinnen?
    Ist dieses Umdrehenwollen der Verhältnisse das einzige konstituierende Element grüner Moral? (Bei Radikalfeministinnen weiß ich ja daß es so ist.)
    Eine solche moralische Grundausstattung – wie sie offensichtlich in diesen Kreisen zelebriert wird ist einfach allzu arm und provinziell, als daß sie wirklich etwas zum Guten wenden könnte. Und wo bleibt eigentlich der #Aufschrei der Feministinnen angesichts der Vorfälle in Indien oder – weniger spektakulär, wenn sich in einem Kairoer Bus mal wieder an einer Frau gerieben wird (ich erspare mir Links).
    Da ist es doch, verzeihen, Sie lieber Roland Ziegler, etwas allzu wohlfeil, das Klischee vom „Dirty Old Man“ – meinen Sie nicht?

  6. avatar

    @EJ / Roland Ziegler: „Autoritäten“
    Soweit klar, es geht letztlich nicht wirklich um Sexualität sondern kranke, deformierte und auf Sex projezierte Machtgelüste. Sowas gedeiht in hierarchischen Gesellschaften (oben/unten) besonders gut, wie so einiges andere Perverse. (Mir erscheint gerade das besonders wichtig, damit nicht Homosexualität damit durcheinandergeworfen wird, was christliche Fundamentalisten gerne tun, wenn sie von Privation>/i> sprechen, einer Art Behinderung, die nicht augelebt werden darf, eine besondere Prüfung sozusagen.)

    Könnte es aber sein, daß die Grünen sich deswegen so verstrickt haben, weil sie sie sich selber nicht von dem oben/unten Denkmuster trennen konnten (und können, darauf komme ich noch), also alles nur umdrehen wollten – unten soll jetzt oben sein und umgekehrt?
    Sie sprechen von
    „männlicher Gewalt.. alternder Männer“, lieber Roland Ziegler, sie drehen doch auch gerade einfach nur um. Gibt es keine Verbrecherinnen, Nazinnen, Mörderinnen?
    Ist dieses Umdrehenwollen der Verhältnisse das einzige konstituierende Element grüner Moral? (Bei Radikalfeministinnen weiß ich ja daß es so ist.)
    Eine solche moralische Grundausstattung – wie sie offensichtlich in diesen Kreisen zelebriert wird ist einfach allzu arm und provinziell, als daß sie wirklich etwas zum Guten wenden könnte. Und wo bleibt eigentlich der #Aufschrei der Feministinnen angesichts der Vorfälle in Indien oder – weniger spektakulär, wenn sich in einem Kairoer Bus mal wieder an einer Frau gerieben wird (ich erspare mir Links).
    Da ist es doch, verzeihen, Sie lieber Roland Ziegler, etwas allzu wohlfeil, das Klischee vom „Dirty Old Man“ – meinen Sie nicht?

  7. avatar

    Lieber EJ,

    man kann vor lauter grünen pädophilen Grashalmen übersehen, dass wir in einer Kinderpornowiese stehen, die p.a. zig Mrd Euros Umsatz macht.

    Und darum ging es mir, bicht mehr und nicht weniger.
    Daher auch der Hinweis auf den Kommentar vom 68er

    Zur Bewältigung und der Aufarbeitung der grünen Pädophilen brauchen wir nur einen Wassereimer aber Sie sehen bei Ihrem Ping Pong Spiel nicht über den Tellerrand und scheinen das eigentliche Problem, dass wir einem Feuerwehrschlauch benötigen um die steigenden Kinderpornoumsätze wegzuspülen nicht sehen.

    Ich bin bereits in Rhodos gesprungen 🙂

    Weil in unserem Verwandtenkreis Fälle von Pädophilie aufgetreten sind!!

    Und dies kann ich leider nicht mit 🙂 zu decken!!!

  8. avatar

    @EJ: Die kommunikativen Überschneidungen sind ja nicht schlimm, wenn man sie wieder entwirrt. Ich war gestern etwas arg „produktiv“, weil mich das Thema berührt. Ich bin kein Grüner, d.h. weder Mitglied dieser Partei noch an irgendeiner Stelle mitarbeiten. Abgesehen höchstens von den hiesigen Kommentaren, bei denen ich die Grünen, die hier ja meist angeklagt werden, meist verteidige. Grünen-Sympathisant bin ich irgendwie schon, ja. Was Sie zum Projekt der Selbstaufklärung sagten, leuchtet mir ein.

    @Moritz Berger: Auch Ihre Kritik erscheint mir berechtigt; es war eigentlich auch mein Ausgangspunkt: zu aktuellen Problemlagen und -Lösungen zurückzufinden und die 68er/Anti68er 68er/Anti68er sein zu lassen.
    Die heutige Pädophilie (insb. im Zusammenhang des Internet), die Stellungnahmen dazu und die Konzepte dagegen sind wahlrelevant.
    In diesem Thread geht es um die Grünen. In den Berichten zu heutigen Pädophilenringen ist mir keine besondere Affinität der Täter zum grünen Lager aufgefallen. Ich kann ansonsten nur meine Erfahrungen hier im typisch linksgrünen Milieu des Prenzlauer Bergs beisteuern. Vielen Leuten gefalen die vielen Kinderwagen und der große Bohei, den die hiesigen Eltern um ihre Kinder machen, gar nicht; und das kann ich auch nachvollziehen. Viele kommen extra hierher, um sich das anzugucken und es schlecht zu finden. Das ist auch in Ordnung. Wenn man dem rotgrünen Milieu bzgl. der Kinder einen Vorwurf machen kann, der zutreffen könnte, dann den, mit der Fürsorge zu übertreiben; Helicopter-Eltern zu sein. Die Kinder überzuversorgen, ihnen Freiräume zu nehmen usw. Es ist auch für mich schwierig zu entscheiden, wo man eingreifen, fördern, lenken soll und wo man die Kinder einfach machen lassen soll. Ich weiß nicht, ob das ein spezifisch „grünes“ Problem ist, hier zu sehr zu „dirigieren“, oder ob das nicht auch im konservativen Milieu vorkommt. Dieses komische Erfolgsbuch von der asiatischen Hypermutter, die ihre Kinder zu ihren Erfolgen zwingt (Name vergessen), lässt jedenfalls ahnen, dass es wieder mal kein spezifisch grünes Problem ist, aber gerne als solches betrachtet wird (so wie der Moralismus).

    Aber wie dem auch sei: Pädophilie ist in dem linksalternativen grünen Milieu des Prenzlauer Berg keine Sache, der irgendjemand hier die geringsten Sympathien entgegenbringt, um es sanft zu sagen, oder die irgendjemand auch nur ansatzweise ideologisch verteidigen würde. Außer natürlich den in der Verborgenheit agierenden Triebtätern, die sich vielleicht auch gerne an die Umgebung anpassen und mit grünem Mäntelchen tarnen. In der katholischen Kirche laufen sie vielleicht mit Talar herum, hier spielen sie vielleicht den kinderfreundlichen Erzieher. Deshalb sind aber nicht alle grünen Kindererzieher tendenziell pädophil. So eine Behauptung würde mir bei der katholischen Kirche auch nicht einfallen. Dies überhaupt nur vermuten zu können zeugt von völliger Geist-, Welt- und Gegenwartsferne.

  9. avatar

    @ KJN: daß die katholische Kirche derartige Verfehlungen “nicht vorsieht”

    Richtig. Sie sagt nicht „Fickt Kinder!“ Aber Sie hat die dazu nötigen Machtpositionen geschaffen. Und die hat sie weder selbst kontrolliert, noch kontrollieren lassen. Obwohl sie wusste, dass unter dem Deckmäntelchen der von ihr verliehenen Autorität dergleichen geschah. Die Wahrung der Autorität war ihr wichtiger als der Mensch.

    Wäre irgendwas besser, wenn es die Grünen (statt spiegelverkehrt) ebenso gehalten hätten?

  10. avatar

    @ Moritz Berger: Hic Rhodos, hic salta

    Nixda! Rhodos ist „Die Grünen und der Kindesmissbrauch“ zwischen ca. 1970 und 1990. Wenn einer auf dem Rhodos noch zu springen hat, sind Sie das. Wir sind schon ausreichend gehüpft 😉

  11. avatar

    @EJund Roland Ziegler

    So begrüßenswert ich die Diskussion von Ihnen hier auch halten:

    „Aufarbeitung tut not“

    Sie scheinen dabei komplett aus Ihrem Fokus die eigentliche und heute nicht effiziente Behämpfung gegen Pädophilie auszublenden.

    Im Beitrag vom 68er:

    Die sog. “Netzgemeinde” sollte sich aktuell die Frage stellen, ob sie in 25 Jahren nicht auf ähnliche Vorhaltungen wie die Grünen Antworten finden muss.

    Der berechtigte Argwohn gegen eine Überwachung des Internets durch staatliche Behörden hat dazu geführt, dass sich in dessen Schatten sich die Pädophilen im Internet einen geseztesfreien Raum erobert und einen Markt geschaffen haben, wo unendliches Leid gehandelt und verbreitet wird.

    Das man sich in Zeiten von NSA und wachsender Kinderpornographie nicht um diese Themen kümmert sondern um das Parteiprogramm der Grünen vor fast 25 Jahren, zeigt, wie stumpf, kalt und schmerzlos unser Gesellschaft mittlerweile geworden ist.“

    wird zum Glück das Thema direkt angesprochen.

    Nur zur Illustration:

    „Der heute mit kommerzieller Kinderpornografie erzielte Umsatz ist unbekannt. Eine UN-Studie aus dem Jahr 2009 schätzt den mit Kinderpornografie weltweit erzielten Umsatz auf insgesamt drei bis 20 Milliarden USD. Es finden sich aber keine Belege zur Methodik oder Herkunft dieser Zahl in dieser Studie“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderpornografie

    Sorry aber hier spielt die “ Musik “ und nicht in der (notwendigen) Aufarbeitung der grünen Vergangenheit.

    Es wäre sehr schön wenn hier einmal ein paar konkrete und pragmatische Lösungsansätze auf den Tisch kommen würden, statt sich hier im Blog ein intellektuelles Ping Pong zu liefern!!!

    Wie heißt es: Edmund und Roland:

    Hic Rhodos, hic salta

  12. avatar

    @ Luc

    Begriff Kindheit beginnt erst im 17/18 Jahrhundert

    Davor ist Pädophilie bzw. Sex mit Kindern anerkannt, erlaubt?

    Peter Breugel

    Sie meinen, er malte das, weil er es OK fand?

    Ich glaube, wir reden aneinander vorbei, Luc. Sicher gab es das auch in älterer Zeit. Aber es war auch in älterer Zeit klar, dass es das nicht geben sollte. Oder meinen Sie das nicht?

  13. avatar

    @ Roland Ziegler: 17:18 und 19:47

    Ja. Vergessen Sie 20:19.

    (Etwas kontraproduktive Veröffentlichungspolitik. Die dauernden Überschneidungen haben z.T. bizarre Wirkung und sind nicht gerade dialogförderlich.)

  14. avatar

    EJ: Außerdem [sonst O-Ton dbh]: Schuld ist immer nur individuell. Also: Schwamm drüber! Erledigt!’

    … Sie können ja noch Filme drehen und Bücher schreiben. Mehr geht nicht, wenn ’s der Wahrheit dienen soll. Oder?

  15. avatar

    @R.Z.: „Determinieren die Grünen den Zeitgeist?“ Genau das interessiert mich auch. Ich denke, ja. Aber sie übernehmen sich dabei – in bester Absicht vielleicht – und scheitern an diesen moralischen Fragen, die eben schon „etwas“ länger anstehen. dbh (der sich jetzt nicht zu früh über meine Zustimmung freuen sollte) weist zurecht darauf hin, daß die katholische Kirche derartige Verfehlungen „nicht vorsieht“. Sie sind in diesem Sinne der menschlichen Entwicklung nicht förderlich, vergleichbar mit Kannibalismus. Das wissen nun mal die Buchreligionen – ich vermute, aus Erfahrung. Ich denke, wir sollten uns damit befassen. Ob wir nun Agnostiker (wie ich) sind oder glauben (können).

  16. avatar

    Cher EJ

    der Begriff Kindheit beginnt erst im 17/18 Jahrhundert daher kann man nicht von einer „uralten Moralitaet“ sprechen.

    Und wenn sie sich Gemaelde von Peter Breugel anschauen…

    da gibt es auch Faelle von Paedophilie wenn ich mich erinnere!!

  17. avatar

    @ Roland Ziegler: … Determinieren die Grünen den Zeitgeist?

    Wechseln Sie das Thema?

    Oder wollen Sie die Grünen vor dem Pädophilie-Vorwurf irgendwie retten? Wenn ja, warum so? Durch Relativierung ihrer Ansprüche? Und durch Ent-Profilierung der Grünen?

    Als Grünen-Sympathisant oder gar als Grüner könnten Sie stattdessen auf eine vorbildliche historische Selbstaufklärungs-Kampagne der Grünen drängen. Historische Selbst-Aufklärung ist in Deutschland durchaus noch immer Desiderat. Meinen Sie nicht, dass damit in bestimmten Kreisen durchaus noch ein Blumentopf zu gewinnen wäre? Dass bestimmte Kreise auf eine vorbildliche historische Selbst-Aufklärung regelrecht warten? Und dass mit einer gelungenen historischen Selbst-Aufklärung auch noch zahlreiche Wähler zu gewinnen wären? Jedenfalls weit mehr als mit der Erklärung, die so fatal an einschlägige andere Erklärungen erinnert: ‚Das ist jetzt schon XX Jahre her. Und wir waren es ohnehin nicht. Da haben sich andere das Label „Grüne“ unzulässigerweise angeeignet. Außerdem [sonst O-Ton dbh]: Schuld ist immer nur individuell. Also: Schwamm drüber! Erledigt!‘

    Meinen Sie, die Grünen seien schon zu sehr von der üblichen Machtgeilheit zerfressen, zu sehr auf Fassade getrimmt, zu sehr auf die Fertigung des möglichst leicht und glatt vermarkt- und konsumierbaren Produkts „Grüne“ fixiert, als dass sie eine genaue und klare Analyse ihres damaligen Rückfalls in überwunden geglaubte Verhaltensweisen vorlegen könnten?

  18. avatar

    @EJ: …in erster Linie führten die 68er also einen Kampf gegen Autoritäten, die nicht nur ins Nazireich geführt hatten, sondern das Nazireich überlebt hatten und in der BRD, im familiären und kirchlichen Alltag, noch immer präsent waren. Hier witterte man eine einheitliche, „uralte“, ungebrochene Moral, der man sich entgegenstellen wollte, indem man alles, was von dieser Moral als (im weitesten Sinne) „schlecht“ gebrandmarkt wurde, aufwertete, die Moral also auf den Kopf stellte: Schwule, Frauen, Juden, Schwarze, andere Kulturen…alles galt als gut. Und eben auch Pädophile. Denn natürlich waren die Autoritäten offiziell auch gegen Pädophilie – das waren Perverse, „Andere“. Dass das innerhalb der Familie und der Kirche selber vorkam, wurde weggelogen.

    Unter diesen Umständen erfuhr die Pädophilie ihre ideologische Aufwertung. Man hat übersehen, dass die Pädophilie das autoritative Machtgefälle gegenüber den Schwachen, gegen das man sich grundsätzlich wendete, besonders reproduzierte.

    So ähnlich würde die aufklärerische Beschäftigung wohl werden, dächte ich, zu deren Objekt die Gründungsgrünen werden sollen. Das ist etwas ganz anders als die Vorwürfe, die man (z.B. von seehofer oder im oben vomblondenhans verlinkten Artikels) gegen die Grünen erhebt.

  19. avatar

    @EJ: Ich hab grad keine Zeit mehr, will aber kurz sagen, dass ich richtig finde, was Sie geschrieben haben. Die Machtgelüste der alternden Männer sind der Quell von ehelicher Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Dieser Quell ist genauso uralt wie die Moral, die ihm entgegengesetzt wird.

    Das wurde, glaube ich auch, von den 68er und Ur-Grünen im Prinzip zu ändern versucht. Man stritt grundsätzlich gegen die als verlogen empfundene Moral und übersah dabei, dass man bei der Unterstützung der unmoralischen Pädophilie, die offiziell verboten war, aber im Dunklen praktiziert wurde, einer besonders schlimmen, auch besonders traditionellen Autorität begegnete. Diese Autorität stand schon immer der Moral entgegen, war aber anscheindend so stark, dass sie von dieser geduldet wurde.

    An dieser Stelle begann man sich zu verheddern und die Partei der Autorität, d.h. der männlichen Gewalt zu ergreifen, um sie der Moral entgegenzustellen. Ja, da muss die Aufklärung etwas genauer hinsehen.

  20. avatar

    Die Grünen wären eine besonders moralische Partei, eine Partei „der selbsternannt Guten“; das wird so häufig gesagt, dass wohl was dran sein muss. Wann aber ist man eine so besonders moralische Partei?
    Einen bestimmten Lebensstil zu verkörpern reicht nicht – das tun die Liberalen mit ihren schneidigen Anzügen und Kostümen genauso wie die behäbigen Konservativen mit der Merkelraute und die Blaumänner von der SPD.
    Vielleicht wird man besonders moralisch, wenn man dem politischen Gegner nicht nur bescheinigt, dass er schlechte Konzepte hat – das machen ausnahmslos alle Parteien -, sondern auch, dass er von schlechten Menschen verkörpert wird. So wie dies z.B. Herr Seehofer mit Herrn Trittin macht oder Herr Broder auf seinem Blog. Mich würde mal interessieren, bei welchen Personen des politischen Gegners die Grünen etwas Vergleichbares gesagt hätten. Vielleicht damals bei den alten Nazis Filbinger u. Co.? Hatte es da nicht vielleicht sogar mehr Berechtigung gegeben?

    Als es die „Fundis“ noch gab, gab es schon eine besondere Moralität, einen besonderen moralischen Anspruch im Vergleich zu anderen Parteien. Seit die „Realos“ die Partei übernommen hatten, d.h. seit einer Ewigkeit, gibt es das aber nicht mehr.
    Die Grünen haben keine irgendwie intensivere, sondern lediglich eine andere Moralität: Sie finden Sachen gut oder schlecht, die andere Parteien umgekehrt bewerten. Zum Beispiel die Verteilung von Geld von oben nach unten, oder den Vorrang der Ökologie vor der Ökologie.
    Das kann alles total schlecht sein, aber auch das alles total schlecht zu finden ist Ausdruck von Moralität. Man kann das also nicht gleichzeitig total schlecht finden und die übergroße Moralität darin anprangern.

    Nehmen wir trotzdem mal an, es wäre richtig zu sagen, die Grünen hätten eine besonders hohe/starke/vertiefte Moralität oder würden wenigstens eine für sich beanspruchen. Dann müsste man doch erwarten, dass die moralischen Fragen permanent angesprochen, erwogen und kontrovers diskutiert werden. Das geschieht aber nicht; zumindest nicht mehr als anderswo, wo man ebenfalls alles Mögliche geißelt; auch deshalb sind die Grünen nicht moralischer als andere Parteien.
    Früher aber, in der Gründungsphase, war das anders, da waren die Grünen in der Tat eine besonders moralische Partei. Man lehnte die bestehende Moral ab und sah sich auf der Suche nach einer anderen, irgendwie höheren Moral. Das war moralisch, so moralisch, dass es sogar möglich wurde, völlig unmoralische Forderungen zu erheben, die man erst später, als die eigene Moralitätswallung wieder nachließ, als unmoralisch erkannte.

    Oft wird gesagt, die Grünen wären am heutigen Zeitgeist schuld, würden permanent irgendwas „diktieren“. Wir, die mehrheitlich permanent die CDU wählen, jammern darüber, dass wir uns von den Grünen irgendetwas „diktieren“ lassen! Gleichzeitig hören wir von einem breiten politischen Konsens gegen Pädophilie; darüber freuen wir uns zurecht.

    Nun könnte man sich fragen, ob dieser Konsens auch etwas mit den Grünen zu tun hat. Es wäre jedenfalls gut, sich für eine Erklärung zu entscheiden: Determinieren die Grünen den Zeitgeist? Dann hätten sie auch maßgeblichen Anteil daran, dass die Ideologie der Pädophilie erfolgreich zurückgedrängt wurde. Oder haben konservative Kräfte die Pädophilie zurückgedrängt? Dann fragt man sich, wieso ihnen das bei der Ökologie und den vielen „grünen“ Produkten unserer Unternehmen, die manche so sehr nervt, dass sie sie als „grün versifft“ bezeichnen, nicht gelungen ist.

  21. avatar

    @derblondehans: Der von ihnen zitierte Artikel ist nicht „eigentümlich frei“, sondern eigentümlich doof.
    Hier gibt es massenhaft beunruhigte Eltern und Lehrer, die sich etwas einfallen lassen müssen, um Pädophile einzuschüchten und von den Schulen und Kitas fernzuhalten. Sie sind, wie für den Prenzlauer Berg allgemein bekannt, vielfach grün-alternativ. Die Pädophilen dagegen, um die es hier geht, sind unideologische Triebtäter. Sie sind genauso wenig grün wie sie katholisch oder sonstwas sind.

  22. avatar

    @ Roland Ziegler: Dann benötigen Sie eine Erklärung, warum diese fundamentale Moralverletzung damals keine Reaktion, nicht einmal ein müdes Echo hervorrief.

    Weil Kinder der erwachsenen Macht, Frauen der männlichen Macht völlig ausgeliefert waren. Alles Soziale war grundsätzlich stark vermachtet (und weitaus gewalt-näher „organisiert“ als heute). Und die Macht war grundsätzlich ignorant. Die interessierte sich nicht dafür, wie es innen, in Kindern und Frauen, aussah. Und sie interessierte sich schon gar nicht dafür, was sie jeweils selbst in dem Inneren der Kinder und Frauen anrichtete. Sie hat solches Innen schlicht geleugnet oder es, wie heute noch viele Reaktionäre, mindestens als Ärgernis betrachtet. Sich über alle „Empfindlichkeiten“ hinwegsetzend, hat sie sich mit Autorität und mit Gewaltandrohung und mit Gewalt durchgesetzt. Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt – das war alltägliche(!) Praxis!

    Und Sie dürfen ein Pfund Arsen drauf verspeisen, dass mindestens der weiter zurück liegende kirchliche Missbrauch unter den Kirchgängern und weiten Kreisen darüber hinaus vielfach bekannt war. Dass man nicht einschritt, hatte nicht damit zu tun, dass man nicht gewusst hätte, dass verwerflich, womöglich sogar „Todsünde“ war, was in der Sakristei oder im Pfarrhaus geschah. Die Autorität durfte nicht entlarvt und nicht beschädigt werden! Gegen die Autorität des Geistlichen (wie überhaupt gegen Autorität und Autoritäten) galt der Wert des Kindes (und der Frau) so viel wie nichts.

    Dass das anders wurde, verdankt sich der 68er-Bewegung, die ziemlich umfassend gedacht werden muss, in die z.B. auch das Vatikanum II gehört. Und zur 68er-Bewegung gehören, wenn auch eher im Nachfolgebereich, auch die Grünen. Umso schwerer wiegt es, dass ausgerechnet die Grünen mit ihrem Pädophilie-Scheiß wieder in die alten rücksichtslos ignoranten und egoistischen Verhaltensweisen zurückgefallen sind. Aber sie sind nicht nur zurückgefallen, sondern haben ihren Rückfall auch noch mit ihrer Befreiungs-Theologie getarnt. Die kindliche Sexualität muss befreit werden! Das war sicher so in Zeiten, in denen die Berührung des eigenen Geschlechts als Sünde oder als unanständig galt und mit Schlägen auf die Finger geahndet wurde. Die Grünen wollten aber auch noch ihren eigenen Schwanz an der befreiten kindlichen Sexualität reiben. Das ist etwas ganz anderes und hat eine ganz andere Qualität.

    Und das muss aufgeklärt werden. Mir geht es nicht um Wahlkampf. (Der ist auch schon vorbei.) Ich will auch kein Schuldbekenntnis und keine Entschuldigung der Grünen. Mir geht’s um Aufklärung. Wenn die Grünen – s.o.: im Sinne ihrer „historischen Mission“ – noch etwas taugen (wollen), müssen sie den Pädophilie-Scheiß in jedem Detail und in seinem ganzen Mechanismus aufklären. Aber mir sind die Grünen in diesem fürsorglichen Sinne im Prinzip sogar egal. Sie sind, ob sie wollen oder nicht, Aufklärungs-Objekt geworden. Und das muss untersucht werden, wenn wir selbst nicht (blind) in die alten (oder vergleichbare) Verhältnisse zurückfallen wollen. Aufklärung ist nicht etwas, dass zu Ende gebracht ist.

    @ Luc

    Ihre Frage habe ich mit meiner Antwort an Roland (Macht, Autorität usw.) beantwortet, denke ich.

  23. avatar

    Jean-Luc Levasydas: Gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem celibacy der Priester und Kindesmissbrauch???

    … nein, gibt es nicht. Sei denn der Priester ist schwul. Dann gehört er gefeuert.

  24. avatar

    R.Z.: ‚Die Pädophilie ist heute immer noch ein großes Problem, ein großes Verbrechen. Die sie rechtfertigende Ideologie gibt es nicht längst mehr, erfreulicherweise.‘

    … Sie irren gewaltig, werter R.Z.

    ‚Denn die politische Pädophilie – und wieder einmal schaut die Presse nicht hin und skandalisiert statt dessen mehr als 30 Jahre alte Meinungskamellen – ist heute weiter verbreitet denn je. Nur findet sie längst unter anderen Labeln statt – täglich in deutschen Schulen und Kindergärten. Immer dann, wenn die mal wieder vor allem von den (Roten und) Grünen bestallten Gendertanten und Sexonkels mit ihren Plüschpenissen und Spielvaginas in den Unterricht und zu den Krabbelgruppen kommen, um die Kleinen und Kleinsten über „frühkindliche Sexualität“ aufzuklären und zum Beispiel entsprechende Rollenspiele anregen. Den regenbogenfarbigen Pin mit dem Emblem der BAG SchwuP haben sie lange abgelegt. Die lila Aufschrift auf ihren Sexköfferchen lautet jetzt: Gender Mainstreaming.‘

  25. avatar

    Die Pädophilie ist heute immer noch ein großes Problem, ein großes Verbrechen. Die sie rechtfertigende Ideologie gibt es nicht längst mehr, erfreulicherweise. Das Problem ist aber nicht kleiner geworden. Ich bin trotzdem froh darüber, dass jetzt der Konsens besteht, der vor 30 Jahren nicht bestanden hatte. Wenigstens das. Nun sollten wir die Leute, die sich doch einig sind, nicht wieder unterteilen (in bessere – die schon immer richtig gedacht haben – und schlechtere – die vor 30 Jahren falsch gedacht haben – Antipädophile).

  26. avatar

    Johannes Szuster: Da die Grünen, im Gegensatz zu den historischen Parteien, gerade den Konservativen nicht die Hypothek mit sich herumschleppen, den Parteienbetrieb mit ehemaligen Angehörigen der NSDAP aufgebaut und etabliert zu haben, verstehen sich auch die jetzt laut werdenden Vorwürfe als äußerst relativ.

    … tja, werter J.S., besser kann die ‚BRD‘ nicht beschrieben werden. Grüne und linke Sozialisten vergewaltigen nicht, nein, sie vergewohltätigen.

    Was schließen wir daraus? Von ‚links‘ Missbrauchte sind undankbar. Womöglich gar ‚rechts‘. Das muss man denen nur noch klar machen. Oder?

  27. avatar

    Achso, @EJ, Ihren ersten Kommentar hatte ich übersehen (ich arbeite nebenher und schaue immer nur gelegentlich rein). Ja, das muss man den 68ern und den ersten Grünen vorwerfen: dass sie „pädophilen Machtspiel samt Ideologie Vorschub geleistet haben“.

    Das stimmt. Das war so, trifft aber seit wieviel Jahren nicht mehr zu? Inwiefern sollte das der Grund sein, die Grünen 30 Jahre später nicht zu wählen bzw. prinzipiell nicht mit ihnen koalieren zu können?

    Und wer ist hier eigentlich der moralisch abgesicherte „Gutmensch“?

  28. avatar

    Cher EJ

    Was verstehen sie unter uralter (Moralitaet)?

    Daher eine petitesse am Rande:

    Lesen sie Philippe Ariès

    http://de.wikipedia.org/wiki/G.....r_Kindheit

    dann werden sie feststellen, dass der Begriff Kindheit nicht sehr uralt ist.

    Und da sie auch die Frauen erwaehnen..

    „In allen europäischen Ländern galten noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur Männer als juristisch handlungsfähig, eine unverheiratete Frau benötigte einen Vormund. In vielen Ländern außerhalb Europas ist das heute noch so“

    http://de.wikipedia.org/wiki/F.....anzipation

  29. avatar

    Eine Frage an die Leute mit dem extrem sensiblen moralischen Kompass (wie z.B. den Herrn Seehofer): Wie sieht es mit Leuten aus, die heute die Legalisierung aller Drogen fordern? Erfolglos fordern, selbstverständlich, denn das wird nicht verwirklicht. Machen die sich dann „ein bisschen“ schuldig am Drogentod, so dass man mit ihnen auch in 30 Jahren, wenn sie ihre Forderung längst zurückgezogen haben und das Gegenteil fordern, nicht koalieren darf?

    Aber das ist wahrscheinlich eine zu komplizierte Frage für Leute mit extrem sensiblem moralischem Kompass.

  30. avatar

    „Die individuelle Schuld“. Welche Schuld? In früheren Zeiten keinen oder einen kaputten moralischen Kompass gehabt zu haben? Etwas Schlechtes gefordert zu haben? Für eine schlechte Forderung damals presserechtlich verantwortlich gewesen zu sein?

    Wohlgemerkt: nicht das Schlimme selber getan zu haben, sondern die Forderung verantwortet zu haben, dass man das Schlimme erlauben möge. Das Verbrechen, dessen Verwerflcihkeit man damals nicht einsah, straffrei stellen möge. Diese Forderung presserechtlich verantwortet zu haben, in machtloser Position, vor 30 Jahren.

    Darin besteht die Schuld.

  31. avatar

    Man wird dem Thema nicht gerecht, wenn man es im Wahlkampf instrumentalisiert.
    Ich erinnere mich daran, daß in den 1970er Jahren (es muß um ’75, ’76 gewesen sein) „Päderasten“ (Kindesmissbraucher) Leserbriefe an den „Stern“ schrieben, in denen sie sich über die Förderung „kindlicher Sexualität“ ausließen. Das war wohl damals tatsächlich (verstörender) Zeitgeist, so etwas zuzulassen. Und was im „Netz“ so alles möglich ist oder möglicht gemacht wird, @68er, ist wohl kaum kontrollierbar, wenn der moralische Kompass eiert [die NSA wird das wohl kaum interessieren(?)].
    Es geht (wie meistens) um’s Menschenbild.

  32. avatar

    @derblondehans: Bei wem liegt denn dann diese individuelle Schuld? Bei Herrn Trittin jedenfalls nicht, sofern er sich keinen Kindesmissbrauch zuschulden kommen ließ, wovon ich ausgehe.

  33. avatar

    @EJ: Es sieht nicht danach aus, als hätte es in der Zeit, über die wir hier sprechen, diesen Konsens gegeben. Leider. Vielen Menschen war diese „uralte Moralität“ damals offenbar abhanden gekommen, als sie sich im Zug der 68er-Bewegung aus dem Moralkorsett zu bereien versuchten. Dies Phänomen nennt man „das Kind mit dem Bade ausschütten“.

    So sieht es für mich als Nachgeborenen jedenfalls aus. Sehen Sie dies anders? Dann benötigen Sie eine Erklärung, warum diese fundamentale Moralverletzung damals keine Reaktion, nicht einmal ein müdes Echo hervorrief. Warum wir so lange darauf warten mussten.
    Warum dieser Aufschrei erst jetzt, kurz vor der Bundestagswahl, 30 Jahre später, zu hören ist. Ein sehr, ein extrem verspätetes Echo.

    Wir wählen heute zu Themen von heute. Zumindest sollte das so sein. Deshalb interessiert mich bei meiner Wahlentscheidung auch nicht das längst verworfene Wahlprogramm einer Partei von vor 30 Jahren, zumal in der chaotischen Gründungsphase und im Anschluss an die 68er-Bewegung.

    Für heutige Generationen stellen diese ganzen 68er- und Anti-68er-Gefechte doch Streitereien des heutigen Establishments dar, von Leuten, denen es heute gut geht und die sich früher bekämpft haben – oder eben gerade nicht, und diesen Kampf jetzt nachholen wollen. Eine Rücksichtslosigkeit den heutigen Generationen gegenüber, mindestens.

    Man sollte versuchen, langsam aus der Vergangenheit aufzutauchen u. zu den Themen der Gegenwart zu gelangen. Heute gibt es keine politische Unterstützung der Pädophilie, nirgendwo. Damit sollte das Thema politisch erledigt sein. Wenn es trotzdem auftaucht und zusammen mit einem moralischen Kompass in der Hand in die Endphase des Wahlkampfs geworfen wird, dann wird gegen ein längst veraltetes Konzept argumentiert und dieses als irgendwie aktuell relevant markiert, d.h. mit der Vergangenheit für die Gegenwart Politik gemacht. Und dieses widerspricht nun meinem „moralischen Kompass“; ich halte es für Heuchelei.

  34. avatar

    … werter R.Z., es gibt für Kindesmissbrauch keine ‚Exklusiv-Rechte‘. Es gilt, wie für jedes andere Verbrechen, die individuelle Schuld.

    Ideologie an sich aber ist Programm. Ein sozialistisches Programm beginnt bei der Selektion von angeblich unwertem Leben, PID, beim Schwangerschaftsabbruch, Lufthoheit über Kinderbetten, Zwangsbetreuung direkt vom Kreißsaal in staatliche Kinderkrippen, in Kindergärten und Ganztagsschulen. Das ist auch Kindesmissbrauch.

    Daher.

    Übrigens sind das die gleichen Figuren, die die Freigabe von Rauschgiften fordern und Frösche beidhändig über die Fahrbahn tragen.

    Ich glaub‘ mein Hamster bohnert.

  35. avatar

    Der Funken einer möglichen Unmoral ist besser denn eine Monstranz voller Doppelmoral.
    Und in der Tat haben die Grünen und wenigstens alternativ bemühten Kreise eine Moral angegriffen, die in ihrer Verklemmtheit das deutsche Grauen schlechthin erklärt.
    Da die Grünen, im Gegensatz zu den historischen Parteien, gerade den Konservativen nicht die Hypothek mit sich herumschleppen, den Parteienbetrieb mit ehemaligen Angehörigen der NSDAP aufgebaut und etabliert zu haben, verstehen sich auch die jetzt laut werdenden Vorwürfe als äußerst relativ.

    „Der Versuch einer Befreiung“ beinhaltet den möglich Irrweg, der Konservatismus, jedenfalls in Bezug auf die deutsche Sozialgeschichte kann per se nur eine Irrweg sein. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Irrenden und prinzipiell Verblendeten.

  36. avatar

    @ Roland Ziegler: Denn vielen Menschen war damals offenbar nicht bewusst, wie menschenverachtend Pädophilie in Wirklichkeit ist … In diesen Prozess sind die menschenverachtenden damaligen Forderungen der Ur-Grünen einzuordnen.

    Nein. Es mag Grenzbereiche geben. (Z.B. wenn in diversen Bundesstaaten der USA Ehen mit – nach mitteleuropäischen Maßstäben – Kindern erlaubt sind.) Aber dass Kinder vor erwachsener Sexualität zu schützen sind, ist uralter moralischer Konsens in unseren kulturellen Breiten. Wie es ebenso uralter Konsens war/ ist, dass „eheliche Pflichten“ nicht die Vergewaltigung in der Ehe rechtfertigen. Dass die Praxis, auch die juristische, immer wieder eine andere war, wurde immer als die Praxis der Mächtigen durchschaut.

  37. avatar

    Lieber Roland, die Grünen sind eine Partei, keine Frage, sie sind nicht zuletzt aber eine moralische Partei. Jedenfalls eine, die ihren moralischen Anspruch als eine sehr große Fahne vor sich her trägt. Entsprechend war (und ist) das Grün-sein nicht nur eine Lebenshaltung, sondern durchaus auch eine Lebensform. Sie irren sich, wenn sie meinen, das sei alles nur graue Theorie gewesen: „Es wurde geblasen, gewichst, gestreichelt“.

    Aber davon ganz ab, lieber Roland. Im Grunde sagen Sie selbst, worum es damals ging: um das alte Spiel mit der Macht. Und das hätten die Grünen durchschauen müssen, gerade die Grünen. Sie haben aber, ob durchschaut oder nicht, das Machtspiel schlicht praktiziert. Wie Sie sehr richtig sagen: Es ging um die „Forderung zur Legalisierung der Pädophile“. Und wer hat diese Forderung vertreten? Auch Kinder? Pädophile und nicht-pädophile Erwachsene haben die Forderung vertreten – auch für die Kinder, die kurzerhand den pädophilen Wünschen entsprechend als „interessiert“ und „willig“ interpretiert wurden!

    Das ist nichts anderes als der klassische Bock-Gärtner-Fall! Absolut durchschaubar! In einem Welt-Artikel macht APO das an dem Lolita-Fall klar: reine – vornehme ausgedrückt – interessegeleitete Projektion – vulgo: perverse Geilheit, legitimatorisch zur Theorie (koketter) kindlicher Sexualität hochgejubelt.

    Die 68er und in deren Folge die Grünen sind angetreten, solche Machtspiele und Rechtfertigungsideologien zu durchschauen. Insofern sie das pädophile Machtspiel und die entsprechende Ideologie nicht durchschaut haben, haben sie intellektuell versagt. Insofern sie dem pädophilen Machtspiel samt Ideologie Vorschub geleistet haben, haben sie moralisch versagt, sich schuldig gemacht. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

  38. avatar

    Die sog. „Netzgemeinde“ sollte sich aktuell die Frage stellen, ob sie in 25 Jahren nicht auf ähnliche Vorhaltungen wie die Grünen Antworten finden muss.

    Der berechtigte Argwohn gegen eine Überwachung des Internets durch staatliche Behörden hat dazu geführt, dass sich in dessen Schatten sich die Pädophilen im Internet einen geseztesfreien Raum erobert und einen Markt geschaffen haben, wo unendliches Leid gehandelt und verbreitet wird.

    Das man sich in Zeiten von NSA und wachsender Kinderpornographie nicht um diese Themen kümmert sondern um das Parteiprogramm der Grünen vor fast 25 Jahren, zeigt, wie stumpf, kalt und schmerzlos unser Gesellschaft mittlerweile geworden ist.

    Gestern habe ich zufällig gehört wie sich mehrere Richter über das Wahlergebnis unterhalten haben. Dabei fiel sinngemäß der traurige Satz:

    Ich verstehe gar nicht, wieso die FDP nicht in den Bundestag gekommen ist. Eigentlich müssten die ganzen Kinderficker doch FDP gewählt haben, wenn man sich anschaut, wie die sich die FDP in den letzten Jahren für deren Schutz eingesetzt hat.

  39. avatar

    Der Artikel ist vermutlich das beste zum Thema, das bisher geschrieben wurde. Trotzdem zwei Anmerkungen:
    1. Die Grünen sind selber Schuld, dass der Hassmob auf sie eingeschlagen hat. Sie haben ja Franz Walter nicht nur engagiert, sondern ihm auch genehmigt, Zwischenergebnisse an die Presse (nach zwölf Stunden, in denen die Grünen diese Ergebnisse mitgeteilt bekommen haben) weiter zu leiten. Die Grünen schließen irgendwie sehr oft nicht gerade die optimalen Verträge…
    2. Das Thema der Behandlung von Sexualität in der BRD nach dem zweiten Weltkrieg – oder auch in beiden deutschen Staaten – gehört grundsätzlich aufgearbeitet. Die bisherige Ausarbeitung betrifft lediglich die Grünen als Partei und schließt alle Hintergründe aus. Wenn früher eine vergewaltigte Jugendliche in ein geschlossenes Heim kam und dort zur Zwangsarbeit heran gezogen wurde, dann muss hinterfragt werden dürfen, wie golden die goldenen Nachkriegsjahre aus heutiger Sicht überhaupt waren. Und wen Ulrike Meinhof als Protagonistin dagegen gehalten hat, so sollte man das Thema nicht deshalb aus der Öffentlichkeit verbannen, weil sie später Terroristin geworden ist.
    ein viertel Jahrhundert nach der Wiedervereinigung sollte man eigentlich stark genug sein, dieses Thema anzugehen.

  40. avatar

    Man muss betonen, dass die damalige Forderung zur Legalisierung der Pädophilie eindeutig von allen heutigen Parteikräften der Grünen als falsch zurückgewiesen wurde und auch keinerlei Widerhall im aktuellen Parteiprogramm findet (davon gehe ich jedenfalls aus).

    Man hätte ein gravierendes Problem dann, wenn diese Forderung nur pro forma gestrichen worden wäre und in Wirklichkeit in den Institutionen der Partei menschenverachtend praktiziert würde. So wie dies in manchen Institutionen der Kirche anscheinend geschehen ist und an einigen Orten wohl noch immer geschieht. Das wäre dann in der Tat noch immer menschenverachtend und ein großes aktuelles und auch wahlrelevantes Problem, ungefähr so, wie es für die heutige Kirche eines ist.

    Für die Kirche ist es sogar ein schlimmeres Problem, weil die Kirche eine moralische Institution ist, mit der expliziten Aufgabe, ihre Schutzbefohlenen nicht zu missbrauchen, sondern zu schützen. Eine Partei ist aber lediglich eine Partei, sie hat keine Schutzbefohlenen. Sie ist keine moralische, sondern eine politische Institution, in der wesentlich debattiert wird, auch Absurdes, auch Menschenverachtendes. Nur in der Debatte überwindet man menschenverachtende Positionen, nicht per Dekret. Das Menschenverachtende verschwindet auch nicht, indem man es als selbstverständlich einfach ignoriert. Es ist zwar nicht zeitgeistig, aber auch nicht selbstverständlich.

    Fazit: Die damalige Forderung war menschenverachtend, natürlich. Niemand sollte sich hinstellen und behaupten, er fände das ja offenbar viel menschenverachtender als z.B. ich. Es geht nicht darum, wie menschenverachtend man Pädophilie findet und wie stark man sie bekämpfen will.
    Denn vielen Menschen war damals offenbar nicht bewusst, wie menschenverachtend Pädophilie in Wirklichkeit ist. Das musst sich leider erst herausstellen. In diesen Prozess sind die menschenverachtenden damaligen Forderungen der Ur-Grünen einzuordnen.

    Es ist auch richtig, von heute aus solche Forderungen nachträglich aufzuspüren, selbst wenn sie schon immer offen zutage liegen, anders als die Taten in den katholischen Hinterzimmern, und sie einer kritischen Revision zu unterziehen. Genau dies haben ja die Grünen kürzlich getan. Gedankt hat man es ihnen nicht.

    (Im Grunde ist das nur das, was Herr Posener gesagt hat.)

  41. avatar

    „Diesen Impuls haben offensichtlich gut vernetzte Pädophile ausgenutzt…….“
    Ja, genau das haben ja Die Grünen auch zu ihrer Rechtfertigung vorgebracht.
    Aber die Ahnungslosigkeit bezüglich dessen, was „Sex mit Kindern bedeutet“,passt irgendwie nicht zu der programmatischen Selbstgewissheit,mit der sie als Vorreiter einer neuen Sexualmoral aufgetreten sind.Nein, hier finde ich den Glaubwürdigkeitsbonus hoffnungslos überstrapaziert.

  42. avatar

    Nein, APO. An dem, was Sie sagen, ist irgendwie was dran. Aber nur irgendwie. Die Behauptung, dass mir ein Kind den Schwanz lecken möchte und darf, vielleicht sogar soll, konnte auch 1968ff. kein Zeitgeist und kein Eifer im Zeitgeist-Streit legitimieren. Das war auch damals nach allen gängigen Maßstäben pure Menschenverachtung, Baader-Meinhof mit anderen Mitteln.

  43. avatar

    Mir sind all die tausendmal lieber, die ihre egal wie schrägen Ansichten öffentlich zur Diskussion stellen als die netten Onkels (und leider auch manche Tante) die in irgendwelchen Kneipenhinterzimmern oder in ihrem Wohnungen noch immer Kinder für ihre sexuell-machtvollen Spiele ausnutzen. Die treten in der Öffentlichekit gar nicht oder mit weißen Westen auf. Denkverbote kotzen mich an. Auch über die kindliche Sexualität und den angemessenen Umgang mit ihr seites Erwachsener muss und sollte immer wieder diskutiert werden. Jenseits von Banalisierung und Skandalisierung. Alles aufm Tisch, Zeugenschaft schützt…

  44. avatar

    @ Moritz Berger

    „Wenn man in diesen Wiki-Artikeln blättert wundert man sich ein wenig über die bizarren Karrieren….“

    Es ist ja bezeichnend, dass innerhalb der K-Gruppen damals jeder jeden als Agenten der CIA verdächtigt hat. Und das wohl nicht zu Unrecht.

    http://de.wikipedia.org/wiki/M.....iederlande

    Wenn ich damals beim Recruiting beim Geheimdienst beschäftigt gewesen wäre, hätte ich mich auf die Rumspringa-Sprößlinge aus den gehobenen Schichten konzentriert und da vor allem auf die eitlen, die Waisen oder ohne Vater aufgewachsenen und die besonders intelligenten. Ich hätte nach Möglichkeit mehrere von denen in eine Gruppe eingeschleust und natürlich dem Einem nichts von der Anderen erzählt. Und ich hätte mich darum gekümmert, dass sie nach ihren Eskapaden in die Spur kommen.

    Außerdem hätte ich mich an die Referendare und jungen Anwälte rangemacht und auch dort nach dem oben genannten Profil angeworben.

    In solch einem Setting würden einige der Karrieren der Ex-K-Gruppen-AktivistInnen und/oder RAF-Verteidigern durchaus Sinn machen.

  45. avatar

    Ein sehr guter Artikel, Herr Posener. Nur leider etwas spät. Wobei die Grünen noch nicht in der Flut untergegangen sind. Und wenn die Grünen ihr leicht skandalisierbares Spitzenpersonal austauschen, wonach es ja aussieht, werden sie auch nicht untergehen. Denn die CDU braucht die Grünen noch, im Gegensatz zur milchigtrüben FDP, als Sündenböcke für die Nachteile der Energiewende und als Feindbild zur Wahl.

  46. avatar

    Vornweg. Kindesmissbrauch ist zuerst Vertrauensbruch gegenüber Schutzbefohlenen.

    Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den Verfehlungen in den ‚kirchlichen‘ und den anderen ‚Einrichtungen‘.

    Die Kirche Christi sieht Kindesmissbrauch nicht vor. Bei anderen ist Kindesmissbrauch Programm. (Daher dann damals auch kein Aufschrei unter den Kinderschützern.)

    Und … was oft unterschlagen wird: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch.

    Ich kann daher nicht erkennen, was als ‚Entlastend‘ für die ‚Grünen‘ gelten könnte. Im Gegenteil.

  47. avatar

    @Alan Posener

    da mir die damaligen politischen Verhältnisse nicht klar sind…

    „Sie scheint jedoch außer seinem späteren Mitstreiter bei den Grünen und damaligen Chef des maoistischen KBW Joscha Schmierer auch niemanden gestört zu haben. Man empörte sich vielmehr über Schmierers Kommentar, solche dekadenten Leute würde das Proletariat nach der Revolution zur Umerziehung in eine Cuxhavener Fischmehlfabrik stecken. Heute ist bei einigen der Kritiker Cohn-Bendits ein ähnlicher Bestrafungsfuror auszumachen.“

    hat Joscha Schmierer mit seiner Aussage nicht recht gehabt?

    oder ist dies heute immer noch als “ Bestrafungsfuror “ zu betrachten?

    Und wenn ich bei Wiki nachschlage (sofern die Aussage korrekt ist)wird die Aussage nicht Joscha Schmierer zugeschrieben:

    „Innerhalb der linksradikalen Szene der 1970er Jahre standen die straff organisierten und dogmatischen K-Gruppen einschließlich Schmierers KBW in scharfer Opposition zu den eher anarchistischen sogenannten Sponti-Gruppen, zu denen auch Joschka Fischers und Daniel Cohn-Bendits Gruppe Revolutionärer Kampf gehörte. Schmierers KBW betrachtete diese als „arbeitsscheue Bonvivants“ und drohte Cohn-Bendit mit Zwangsarbeit oder Todesstrafe: „Entweder er wird von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er wird während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert“. Dieses häufig Schmierer zugeschriebene Zitat stammt allerdings von Jürgen Klocke.[4]“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Joscha_Schmierer

    Wenn man in diesen Wiki-Artikeln blättert wundert man sich ein wenig üner die bizarren Karrieren….

    Aufschlußreich ist auch dieser Artikel:

    Auch hier erinnerten Schmierers Ausführungen an die Vorwürfe aus der Bush-Administration, der UN-Sicherheitsrat habe versagt und so die USA zum eigenständigen Handeln gegen den Irak gezwungen. Zur Überraschung der Anwesenden bezeichnete Schmierer US-Präsident George W. Bush als jemanden, der in seinen Reden eine „konsequenteste Weltinnenpolitik“ vertrete. Der US-Präsident betrachte die Welt schließlich so, als würde es andere Staaten gar nicht mehr geben – „sondern nur die USA und die Menschenrechte, welche die USA rund um die Welt verwirklichen“. Bush sei deshalb ein „wirklicher Weltinnenpolitiker und insofern ein Obergrüner“.

    http://www.taz.de/1/archiv/arc.....5/12/a0103

    Gab es nicht das berühmte Zitat von Adenauer:

    Was schert mich mein Geschwätz von gestern

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top