Und? Ist es bei Ihnen auch so: Heute fiel das Aufstehen noch schwerer als gestern und noch viel schwerer als vorgestern? Ihre Kinder drehen von Tag zu Tag mehr „am Rad“, haben jeden Abend das gleiche Problem, dass sie zwar müde sind, wenn Sie ins Bett sollen, aber noch nicht schläfrig, so dass sie zappelig herumquengeln und nicht einschlafen können? Und morgens kommen die Kleinen dann überhaupt nicht aus den Federn? Wie kann all das sein? Vor allem: Wieso wird es von Tag zu Tag schlimmer und nicht besser? Gewöhnen wir uns denn gar nicht an diese dämliche „Sommerzeit“? Die Uhren-Umstellung verursacht doch angeblich nur einen „Mini-Jetlag“. Den kennen wir bestens von unseren Kurztrips nach Großbritannien, Portugal oder Griechenland. Er ist völlig unwichtig und bei den meisten Menschen nach einem Tag überstanden.
Chronobiologie
Abschaffen!
Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag teilte gerade mit, seine Fraktion beantrage noch in dieser Woche die „Abschaffung der Zeitumstellung“. Was für eine gute Nachricht! Den Umstand, dass wir Menschen die Zeit noch nie umstellen konnten und auch nie ändern werden, sondern immer nur unsere Uhren verstellen, übersehe ich wohlwollend. Doch der genaue Blick auf die FDP-Forderung löst allergrößtes Entsetzen und lautes Schrillen von Alarmglocken aus.
Hochverdient und überfällig
Gestern war ich in Berlin und habe gemeinsam mit vielen KollegInnen, Medizinern und Forschern an der Charité die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises verfolgt. Dann fielen die Namen dreier Forscher, die niemand auf der Rechnung gehabt hatte, deren Auszeichnung aber hochverdient, manche sagen sogar überfällig ist. Jeffrey Hall, Michael Rosbach und Michael Young, alle drei aus den USA, erhielten den Nobelpreis für die Aufklärung der molekularen Grundlagen der inneren Uhr in den 1980er und 90er Jahren. Es ist also ein Nobelpreis für die Chronobiologie. Das ist eine Sensation. Denn es ist auch die Würdigung eines Forschungsgebiets, das lange nicht so recht ernst genommen wurde, obwohl es das Potenzial hat, unsere Gesellschaft zu verändern.
Sind Sie müde?
Geht es Ihnen in den vergangenen zehn Tagen auch so: Sie sind ständig zu spät dran, haben tagsüber ungewohnt heftige Schläfrigkeitsattacken, kommen morgens kaum aus den Federn, können aber abends nicht so gut einschlafen wie sonst? Haben Sie womöglich gerade diese Woche eine Erkältung bekommen oder einen Autounfall gebaut? Das kann natürlich alles zufällig geschehen sein, aber sehr viel wahrscheinlicher ist: Sie stehen nun schon seit ein paar Tagen viel zu früh auf! Weiterlesen
Ist die unausgeschlafene Gesellschaft ein Märchen?
VON PETER SPORK:
Eine Studie über das Schlafverhalten von Naturvölkern, gerade inCurrent Biology (http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822%2815%2901157-4) erschienen, erregt derzeit Aufsehen. Grundaussage: Es ist ein Märchen, dass wir in einer unausgeschlafenen Gesellschaft leben, denn auch die Naturvölker schlafen im Mittel nur 6,5 Stunden und machen tags nur selten Nickerchen. Dennoch klagen sie nicht über zu wenig Schlaf. Außerdem gehen sie erst drei Stunden nach Sonnenuntergang zu Bett und stehen oft vor Sonnaufgang auf. Anders als derzeit immer behauptet werde, bestimmten Sonnenauf- und -untergang also nicht das Schlafverhalten. Damit scheint die Grundthese meines Buches Wake up!widerlegt.
Doch wie immer ist die Sache etwas komplizierter. Weiterlesen