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In der Thüringer Kleinstaaterei (10) – Erfurt, die preußische Provinz Sachsen

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Bild oben (aus Wikipedia): Thüringen 1911

Erfurt

Haben Sie beim Gang durch Erfurt den Eindruck, etwas Uraltes zu betreten? Etwas, das es so alt nicht noch einmal gibt in Neufünfland?

Das Gefühl trügt nicht. Das Bistum Erfurt wurde bereits 742 von Bonifatius erwähnt und 755 dem Erzbistum Mainz angegliedert. Davon zeugt heute noch das Mainzer Rad im Erfurter Stadtwappen. Erfurt war bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803, also der Auflösung der „geistlichen“ Reichsfürstentümer Mainzisch.

Bild unten: Immer wieder einen Besuch wert, der Erfurter Weihnachtsmarkt, im Hintergrund Dom und Severikirche.

Danach fiel es an Preußen. Das richtete nach dem Wiener Kongress 1815 und dem Erwerb weiterer Gebiete, vor allem von Sachsen, die Provinz Sachsen ein. Mit dem in Preußen später üblichen Provinziallandtag (in Merseburg) und drei Regierungsbezirken.

Erfurt war einer davon, Magdeburg und Merseburg waren die anderen. Übern Daumen (aber nicht ganz): Der oben dargestellte Regierungsbezirk Merseburg gehört heute zu Sachsen-Anhalt.

Natürlich muß man in Erfurt auch die Krämerbrücke gesehen haben (Bild unten aus Wikipedia).

Ausgehend von der Zugehörigkeit zum (katholischen) Erzbistum Mainz ist Erfurt, im Gegensatz zu anderen Städten Thüringens, kein Ort der Reformation.

Auch wenn das Augustinerkloster heute an den dortigen Mönch Martin Luther erinnert und das Areal heute eine evangelische Tagungsstätte ist, mit Charme (Bild unten).

Gelegen in einer Ebene und nicht an einem der Thüringer Berghänge, war (und ist) Erfurt ein Zentrum des Gartenbaus und auch der Saatzucht.

Das „Volkseigene Gut Saatzucht und Zierpflanzen Erfurt“ richtete in der DDR die „Internationale Gartenbauausstellung IGA“ aus. Bescheidenerweise nennt sich diese heute „EGA-Erfurter Gartenbauausstellung„. Doch, das Parkgelände ist sehenswert (Bild unten)

Erfurt, die heutige thüringer Landeshauptstadt, hat alles, was eine Landeshauptstadt braucht.

Was nicht da war, wurde nach 1990 erbaut. Fast nagelneu ist das heutige Plenarsaalgebäude des Landtages (Bild unten aus Wikipedia). Es wurde 2001 bis 2003 errichtet.

 

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Über Bodo Walther

Bodo Walther, geboren 1960 in Weißenfels im heutigen Sachsen-Anhalt, studierte 1985 bis 1991 Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn. Er war aktiver Landes- und Kommunalbeamter in Sachsen-Anhalt, ist heute im Ruhestand und Anwalt in der Nähe von Leipzig.

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