avatar

In der Thüringer Kleinstaaterei (9) – Schmalkalden, preußisch Hessen

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Schmalkalden

Im Deutschen Krieg, also dem Aufbegehren des Norddeutschen Bundes unter Preußens Führung gegen den Wiener Kaiser, fand Kurhessen 1866 sein jähes Ende.

Der Kurfürst hatte auf des Kaisers Seite für den Deutschen Bund und gegen Preußen gekämpft und alles verloren.

Seitdem gab es die preußische Provinz Hessen-Nassau mit dem damals in Preußen üblichen Provinzial-Landtag und den beiden Regierungsbezirken Wiesbaden und Kassel. Und weil die Kasseler Bürger das als sowieso besser befunden hatten, als unter ihrem äußerst unbeliebten Kurfürsten zu leben, hatte Preußen die Annexion überhaupt erst wagen können.

Kurhessen, auch „die Landgrafschaft Hessen“ genannt, hatte mal stolzere Tage gehabt. Landgraf Philipp von Hessen hatte 1529 zum Marburger Religionsgespräch geladen, um die Spannungen zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli, die Differenzen zwischen Lutheranern und Reformierten zu glätten. Wenn Protestanten sich auch noch untereinander streiten, so wusste der kluge Landgraf, hätten sie gegen den katholischen Kaiser keine Chance.

Auf eine seiner Residenzen, in seine Exklave Schmalkalden, lud er 1531 die protestantischen Landesfürsten, um mit ihnen den Schmalkaldischen Bund zu schließen, das erste protestantische Militärbündnis gegen den Kaiser.

Auf die Wilhelmsburg (Bild oben und unten).

Dort, auf der Burg, ist heute die Geschichte des Schmalkaldischen Krieges auch gut erklärt.

Und Schmalkalden ist auch eine putzige Fachwerk-Stadt.

Hergestellt wurden in Schmalkalden vor allem Werkzeuge, auch in der DDR.

„Meine Eltern kommen auch aus der ehemaligen DDR.“ So erzählte mir eine Bekannte in Oberschwaben. „Sie hatten dort eine Fabrik, die Kneifzangen herstellte.“

„Ah, sie sind aus Schmalkalden!“ Erwiderte ich.

„Woher weißt Du das?“ Fragte sie zurück.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384
avatar

Über Bodo Walther

Bodo Walther, geboren 1960 in Weißenfels im heutigen Sachsen-Anhalt, studierte 1985 bis 1991 Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn. Er war aktiver Landes- und Kommunalbeamter in Sachsen-Anhalt, ist heute im Ruhestand und Anwalt in der Nähe von Leipzig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top