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In der Thüringer Kleinstaaterei (7) – Schwarzburg-Rudolstadt

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Doch, Rudolstadt ist ein schmuckes Städtchen.

Hoch daüber thront das Residenzschloss, die prächtige spätbarocke Heidecksburg (Bild unten aus Wikipedia).

„Fürstentum“ meinte 1918 ein „Reichsfürstentum“, also ein eigener Staat im Bismarck-Reich zu sein. Ein „Erstes“ (englisch: „first“) nach dem Kaiser.

Die Bezeichnung „Graf“ hingegen, die den Schwarzburgern auch gegeben war, kommt von dem griechischen Wort für „Schreiber“. Ein Graf war im Mittelalter ein Adliger, der des Schreibens mächtig war und deshalb vom König damit belehnt wurde, eine Landschaft zu verwalten.

Dieses Lehen konnte der König auch wieder einziehen. Wie geschehen mit Heinrich Raspe, dem letzten Landgrafen von Thüringen.

Als Urvater der Schwarzburger gilt ein Günther, weshalb seine Nachkommen es bis zu einem Günther den zweiundvierzigsten brachten. Was wiederum nicht so einzigartig ist wie Victor Günther. So hieß der letzte Regent des Hauses.

Und dann sollten Sie sich unbedingt nach Schwarzburg begeben.

Schwarzburg

Die winzige Gemeinde, 19 km südwestlich von Rudolstadt gelegen, hatte 2023 noch 510 Einwohner. Als Residenz eignete sich solch ein Ort schon seit Jahrhunderten nicht (mehr).

Gerade das macht aber das „Zeughaus“ der Schwarzburg aus, die Waffenkammer ist noch so bestückt wie im 15./16. Jahrhundert. (Bild oben und unten)

Na gut, einige Stücke sind etwas jünger.

Hier unterzeichnete Friedrich Ebert die Weimarer Reichsverfassung.

Weshalb der Wohnflügel der Schwarzburg, das eigentliche Schloss, nicht besichtigt werden kann. Er wird seit Jahren umgebaut zu einem „Lernort der Demokratie“ (Bild unten).

Sagen wir mal so: Das bleibt eine ewige Baustelle.

 

 

 

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Über Bodo Walther

Bodo Walther, geboren 1960 in Weißenfels im heutigen Sachsen-Anhalt, studierte 1985 bis 1991 Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn. Er war aktiver Landes- und Kommunalbeamter in Sachsen-Anhalt, ist heute im Ruhestand und Anwalt in der Nähe von Leipzig.

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