Für den patho….hust…passionierten Fan gilt in der Regel dieser Grundsatz: „Alles in der Fachpresse sei gut, wahr & schön – und jede Kritik ist selbstredend erlaubt – solange meine Lieblings-Band dabei ebenso angehimmelt wird wie ungeschoren bleibt.“
Folgerichtig ergibt sich für derlei Damen und Herren nach dem Genuss (m)einer womöglich nicht komplett auf Hofberichterstattung ausgelegten Rezi in der Regel ein emotionaler Konflikt.
Der oft in folgender berechtigten Fragestellung mündet:
„Ey was nimmst du Dre..wi…er dir eigentlich raus, nicht nur die Schei…fr…e auf zu machen, wenn du sie lobst…halt doch sonst ma‘ die Schnauze, wa.“
„Was wäre mein Lob denn Wert ohne die Möglichkeit der Kritik?“
„Ja, wieso? Alles! Würde deine Kritik stimmen, gäbe es die doch gar nicht. Das ist doch alles nur Neid, du Penner.“
Nun ist der Tonfall nicht immer derart spröde, die Qualität des Denkvorgangs hingegen…nun ja.
Ein paar Klassiker?
„Das ist gute Musik, weil das ist mal Fakt, du Pi…er.“
„Wer nichts gutes zu sagen hat, sollte über die Platte nicht schreiben. Das ist pietätlos.“
„Wenn Du keine Ahnung von Musik hast, solltest Du auch nicht darüber lügen dürfen.“
„Der Autor ist doch chronisch untervögelt, kein Wunder.“
„Wenn du keine objektiv Kritik schreiben kannst, geh‘ sterben, aber lass die ….. in Ruhe.“
„Wer hat ihnen eigentlich erlaubt, zu schreiben?“
„Der Autor hat das Album nicht gehört.“
„Mach doch erst ne Platte, bevor du darüber schreibst.“
„Die Kritik ist irrelevant, weil der Autor kein Fan ist.“
Tja….
Nicht das ich mich beklagen möchte, oh nein. Wer die Hitze nicht verträgt, soll die Küche bitte meiden.
Wer austeilt, der stecke auch ein, ach klar.
Aber muss es denn stets solch ein retardierter Schmand sein, wie obig?
Nein!
Es gibt wundervolle Ausnahmen.
D a s hier ist mein Allzeit Favorit. Den Klarnamen des Kommentators unter meiner Review hab ich längst vergessen, sein gut getroffenes Kubanke-Bashing nicht.
„Ulfbaby wieder mit seinem antiquierten Stil. Kubanke – der Musikwahnsinnige – hahaha – das mag sein – denn der Verstand wahrlich hängt irgendwo zwischen prä-und postmoderne mit epigonal diffusem Hörbild – wer hat den Mann zum Musikfachmann gekürt?
Er sich wohl selbst – narzisstisch parfümiert, wie er aussieht. Kränzt sich transzendiert mit Inkompetenz und glaubt Adjektive und Partizipien der Vergangenheit kränzen das Ganze – wenn dann nur blümerant.
Immer wieder empfinde ich Mitgefühl – ja sogar empathisch Mitleid, für solch eine Fehlorientierung im noch jungen Leben des Parvenüs – eine Fachkolumne über Maschen oder ne Masche fallen lassen, würde ihm gut zu Antlitz stehen.
Leider fallen imbezile Greise und 12-jährige auf das infantil-wolllüstige Geplauder rein und vermuten hinter der Charade gar Kompetenz – ach was ist es dröge, in seine Kokomikowelt einzutreten.“
Ulf Kubanke ist Jurist mit Befähigung zum Amt des Familienrichters, war Anwalt und Mitglied der deutsch-israelischen Juristenvereinigung (DIJV). 2008 Neuerfindung als Autor im Bereich Musik und Feuilleton, als Kritiker, Kurzbiograf und Kommentator für laut.de, verschiedene Tageszeitungen und ab 2016 als Gründungsmitglied des Autorennverbunds „Die Kolumnisten“. Er interviewte u.a. Alice Cooper, Gary Numan, Kraftwerk, Scorpions, Gabi Delgado (DAF), Billy Idol, Bryan Adams, Peter Murph. Daneben juristische wie politische Fachartikel, Essays und Kurzgeschichten.
Foto by Zizino, März 2025