avatar

Wake-up-Call für Europa

Drei Stunden Dauerangriff auf Odesa – der Bunker ist zu weit weg. Also sitze ich in meiner Wohnung, die ab und zu bebt, und bin sauer…

Generator Auslieferung an Reha-Klinik in Odesa

USAID – Geschichte.
Lieferung von Waffen zur Verteidigung – Geschichte.
Weitergabe von Geheimdienstinformationen – Geschichte.

Die Trump-Administration geht einmal mit der Machete durch die Ukraine-Unterstützung – neben all dem, was Trump & Co. gerade an Kahlschlag in den USA veranstalten. Wir können uns mit 20 % AfD ja beinahe freuen, dass die deutsche Version von Trump & Musk hier so „schlecht“ abgeschnitten hat … Immerhin klingelt selbst bei der deutschen Elite langsam die Alarmglocke.

„Fast im Stundentakt überschreitet die amerikanische Regierung rote Linien, die in einer rechtsstaatlichen Demokratie nie überschritten werden dürften“, schreibt Mathias Döpfner in der Welt. 

Wow. Was für ein Erkenntnisgewinn. Kurz fragt man sich, warum so spät. Ach ja, KKR hält signifikante Anteile an Springer. KKR – eine Ami-Heuschrecke, die ihr Geld eigentlich mit fossilen Brennstoffen macht. Und schon erklärt sich das meist faktenfreie Grünen-Bashing der letzten Monate, mit dem Springer nicht unwesentlich der AfD Stimmen besorgt hat.

Beim Grünen-Bashing allerdings ist Springer jetzt nicht so ganz Elite. Auch Merz und Söder haben ihr Bestes gegeben. Nicht, dass die wirkliche Gefahr für die Demokratie die AfD ist – beileibe nicht. Ist doch wurscht, was an AfD-Chat-Zitaten an die Öffentlichkeit gekommen ist, und total wumpe, dass in AfD-Abgeordnetenbüros ehemalige (??) NPD-Mitglieder sitzen. Dass sich sogar Le Pen vor den rechten Gesinnungsgenossen aus Deutschland so ekelt, dass im EU-Parlament eben keine gemeinsame Sache gemacht wird – who cares. Söder nicht, Merz auch nicht. Die Grünen sind an allem schuld. On top für Merz und die Seinen: Olaf. Der sich ernsthaft als Kanzler sah. Mit nur einem Hauch von Gefühl für die Stimmung hätte der gesamten SPD-Riege auffallen müssen: Den will echt keiner mehr.

Wir hatten da mal was bestellt. Was war das noch mal? Ach ja. Führung. Und was wurde geliefert?Ein Kanzler, der bei Interviews permanent den Pöppel von Mirko geknautscht hat, sich von Lindner am Riemen durch die Manege führen ließ, in puncto Ukraine-Unterstützung die Echternacher Springprozession auf Techno-Rave-Ebene katapultierte: Irgendwie machen wir schon. Also weiter. In der Unterstützung. Oder so. Vielleicht.

Merz hat die Nummer schon gelernt und übernommen. Vor der Wahl: Taurus geht in die Ukraine. Nach der Wahl: Taurus für die Ukraine ist irgendwie nicht so gut. Stimmt – total albern, dass sie ein Land, das seit drei Jahren angegriffen wird, verteidigen können müssen. Sollen die das doch endlich einsehen. Wird nix mehr.

Putin nimmt den ganzen Kram wie Donbass, Luhansk und Krim. Trump die West-Ukraine, verscherbelt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Und baut eine Demokratie nach USA-Vorbild auf: Keine Kohle? Nix zu sagen.

Trump hatte ja maximal zwei Lernkurven in seinem Leben:

  1. Mach eine TV-Show, dann finden die Leute dich nicht nur geil, die glauben dir auch jeden Schwachsinn.
  2. Der Putin ist echt krass. Das will ich auch.

Zum Kick-off für eine gelungene Oligarchie hole ich mir erst mal den reichsten Mann der Welt ins Team. Wenn’s nicht läuft, kann ich den dann ans Kreuz nageln. Die Leute haben bis jetzt alles gefressen, das kaufen die mir auch ab.

Deutschland gibt’s am Rand noch als Mitnehmware. Weidel paust Trumps Schmonzetten einfach durch.

Siehe: Transgender-Leute sind der Untergang für uns alle.

Irgendetwas von 0,1 % der Bevölkerung wird Hassobjekt und Staatsfeind Nummer eins. Dass der oder die Einzelne dabei Freiwild wird – egal. Sind ja keine Menschen. Als Dankeschön für Weidels Folgsamkeit gibt’s dann ein „Interview“ mit Musk – und alle drehen durch.

Ganz besonders Weidel, die moralische Instanz ihrer Mann-Frau-aus-die-Maus-Partei, die als Lesbe mit einem Super-Macho mit ich-weiß-nicht-wie-vielen Kindern aus ich-weiß-nicht-wie-vielen Affären kuschelt – die Volte muss man hinkriegen. Kriegt sie.

Im Gesamtbild von Döpfner, Merz, Trump, Scholz bis Söder haben wir es also mit einem Haufen narzisstischer Machos zu tun, die komplett abgekoppelt von der Realität und aus ihrer Psychose heraus nichts auf die Reihe kriegen. Bis auf eins: Mann sein. Die Frau an der Seitenlinie gibt dabei ihr Bestes, so männlich zu werden, wie es ihre Selbstverleugnung zulässt. 

Was das mit der Ukraine zu tun hat?

Es ist elf Uhr abends in Odesa. Seit drei Stunden tobt ein Angriff. Die Abwehr ist extrem mäßig. Man spart Munition. Gibt ja bald nix mehr. Einschläge in Wohngebieten. Innenstadt. Versorgung der Menschen nahe der Front? Zusammengebrochen. USAID hat ja dichtgemacht. Die waren existenziell. Was die Ukrainer und Ukrainerinnen davon halten? Kann uns total egal sein – Frieden matters. Freuen wir uns also auf zwei Oligarchien, in denen endlich mal was entschieden wird und nicht mehr diese weichgespülte Demokratie, wo man dauernd abwägt und nicht zur Potte kommt.

Freuen wir uns darauf, dass wir uns über Moldawien und das Baltikum demnächst keine Sorgen mehr machen müssen. Und mal ganz ehrlich: Wenn Putin bei uns klopft – man muss doch nur verhandeln.

Der Mann ist 100 % vertrauenswürdig.

Faktencheck:

Die USA haben NICHT 350 Milliarden Dollar in der Ukraine ausgegeben, sondern zwischen 119,7 Milliarden Dollar (Kiel Institut für Weltwirtschaft) und 182,8 Milliarden Dollar (US-Verteidigungsministerium). 

105,1 Milliarden Dollar, die direkt an die ukrainische Regierung gingen:

 • 2 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe

 • 33,3 Milliarden Dollar für Budgethilfe

 • 69,8 Milliarden Dollar für Waffen, Ausrüstung und andere militärische Unterstützung

(Council on Foreign Relations, BBC News, Euronews, US Special Inspector General for Operation Atlantic Resolve)

Der restliche Betrag fließt größtenteils in US-Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Krieg sowie in Unterstützung für andere betroffene Länder in der Region. Die höchste genannte Summe von 182,8 Milliarden Dollar umfasst auch US-Militärausgaben zur Ausbildung und Wiederauffüllung eigener Bestände.

(Council on Foreign Relations, BBC News)

Von diesen 182,8 Milliarden Dollar wurden bislang 83,4 Milliarden Dollar tatsächlich ausgezahlt, während 99,4 Milliarden Dollar noch nicht bewilligt oder ausgegeben wurden. Daher hat die Ukraine bisher nur 76 Milliarden Dollar von den USA erhalten.

(Euronews, Українська правда)

Im Vergleich dazu hat die EU laut Kiel Institut 138,7 Milliarden Dollar an militärischer, finanzieller und humanitärer Hilfe für die Ukraine ausgegeben, verglichen mit 119,7 Milliarden Dollar der USA. Bei einer breiteren Berechnung summiert sich die EU-Hilfe auf 198 Milliarden Dollar.

(BBC News, Washington Post, Fox News)

Laut NATO kamen fast 60 % der Ukraine-Hilfe aus Europa und Kanada.

(ABC News, BBC News)

Ein großer Teil der Waffenlieferungen der USA an die Ukraine besteht aus altem oder überschüssigem Material, das sonst entsorgt werden müsste. Dadurch entstehen für die USA kaum Kosten für die Entsorgung. Zudem wird ein erheblicher Teil der Ukraine-Hilfe in den USA ausgegeben, z. B. für die Produktion neuer Rüstungsgüter zur Wiederauffüllung der Bestände, was US-Arbeitsplätze sichert.

(Kyiv Post, AL24news)

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

3 Gedanken zu “Wake-up-Call für Europa;”

  1. avatar

    Danke, Andreas Tölke,

    In den Steuereinnahmen ist seit der Einführungen der Einkommensteuer in den deutschen Bundesländern ab 1884 …

    Ist diese Steuerart (neben der Einkommensteur) Haupteinnahmequelle in der Bundesrepublik.

    Haupteinnahme – Quelle der Russländischen Föderation ist bei den Steuern der Zoll.

    Der AUSFUHR-Zoll. Der spielt bei uns eine so gar keine Rolle, dass hierzulande kaum vorstellbar ist, dass es ihn überhaupt geben könne.

    Doch, ein Land, das auf einem riesigen Erdgas- und Erdölsee schwimmt und dessen Beitrag für die Weltwirtschaft hauptsächlich der Rohstoff-Export ist ist, zieht hauptsächlich hieraus die Steuern.

    Ist mir erst 1993 als Referendar im Büro der Deutschen Industrie- und Handelskammern in St. Petersburg „aufgegangen“.

  2. avatar

    Ach, nee!

    Da verdienen Leute bei uns an dem Krieg?
    Hätte ich nicht gedacht!

    Und die verdienen umso mehr an dem Krieg, je länger er dauert?
    Hätte ich nicht gedacht!

    Aber wenn wir jetzt 500 Milliarden direkt in die Rüstung stecken und nochmal einen grossen Teil der 500 Milliarden vom Sondervermögen (Infrastruktur) indirekt in die Kriegsvorbereitungen (Strassen, damit die Panzer wieder gen Osten rollen können?) wird alles wieder gut?

    Das wird nicht gemacht, damit daran Grosskonzerne verdienen? Da geht es wirklich um unsere Freiheit?

    Meinen Sie die Europäische Union kann es schaffen, in ausreichender Zeit eine schlagkräftige Militärmacht aufzubauen, um gegen Russland und die USA erfolgreich Widerstand zu leisten?

    Wäre es vielleicht sinnvoll, sich nach anderen Bündnispartnern auf der Welt umzusehen?

    Wieso gibt es die BRICS-Staaten? Fühlen sich da alle wohl mit Putin?

    Aus meiner Sicht ist Europa auf der einen Seite noch nicht so geeint, um schnell und effektiv handlungsfähig zu werden und selbst wenn es das wäre, auf der snderen Seite alleine zu schwach, um es gegen die Grossmächte zu verteidigen.

    Es geht aus meiner Sicht um Verhandlungen. Jd eher, desto besser.

    Ich bin kein Freund von monokausalen Erklärungen, vielleicht hat ja der NATO-Doppelbeschluss ja mit dazu beigetragen, dass später abgerüstet worden ist. Vielleicht könnte die ANKÜNDIGUNG einer massiven Aufrüstung und eine atomare Sicherheitsgarantie von Frankreich und GB für die Ukraine unter gleichzeitigem Verzicht später NATO-Truppen in der Ukraine zu stationieren, die russische Seite zu Verhandlungen bewegen.

    Das funktioniert aber alles nur, wenn man mit allen (hinter verschlossenen Türen) Tacheles redet und diese Strategie gleichzeitig inoffiziell über die Medien streut.

    Sprich: Merz und seine EU-Kollegen müssten den A. in der Hose haben, Trump deutlich zu erklären, dass er sich entscheiden muss, ob er zur NATO steht oder nicht und was das für Konsequenzen für die USA hätte. Ohne das Drehkreuz Europa wäre die US-Armee ziemlich geschwächt. Und ohne den in Europa bestehenden atomaren Schutzschirm wäre das Homeland auch erheblich verwundbarer.

    Offen gesagt, ich wäre nicht so pessimistisch, wenn ich irgendwo in der kommenden Regierung irgendjemanden sehen würde, der das Format und die Erfahrung hätte, intelligent durch diese Krise zu führen.

    Was sagen eigentlich die Ukrainer, die Sie kennen zu der ganzen Misere?

    Sollten wir uns auf einen richtigen Krieg vorbereiten oder auf eine reine Landesverteidigung? Lohnt es sich zu sterben, wenn man sich auf Dritte verlassen muss?

    Ist es vielleicht besonders gefährlich, sich auf ein demokratisches „Regime“ zu verlassen, dass nach einer Wahl möglicherweise seine Zusagen widerruft?

    Ist die NATO ein verlässlicher Partner?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top