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Von Immobilienentwicklern und anderen Magiern

Haben Sie schon mal was von Nicolas Flamel gehört ?

Dessen Statue unter dem Turm der einstigen Kirche St. Jaques in Paris steht (Bild unten) ?

Er war stinkereich geworden im 14./15. Jahrhundert in Paris.

Was wohl damit zusammenhängt, dass er im Hundertjährigen Krieg mit Immobilien handelte. Billig aufkaufte von denen, die den Glauben an deren Nutzung verloren hatten. Und sie dann teuer weiterverkaufte an die, welche dem Nutzen mit Zuversicht entgegensahen. Als „Immobilienentwickler“ gewissermaßen, als Kollege von Donald Trump und Jürgen Schneider.

Ja. Das ist ein Faszinosum, diese Sache mit den Immobilienpreisen. Die sind tatsächlich Glaubenssache.

Der Preis einer Immobilie hängt wirklich davon ab, was der Besitzer oder die potenziellen Käufer glauben, damit machen zu können. Meine Großtante Liesel zum Beispiel glaubte 1978 gar nicht mehr, dass sie mit ihrem Mietshaus am Dresdner Elbufer irgendetwas machen könnte. Und gab es ins „Volkseigentum“ ab. Gegen den Rat ihres verstorbenen Mannes, dem Großonkel Kurt, der immer sagte:

„Liesel, irchende wann is dor Russe pleite und dann gommt dor Ami un kooft uns uff.“

Ja, was können Sie mit einer Immobilie machen? In einer Wirtschaft des Marktes können Sie z.B. die Immobilie vermieten. Und welche Miethöhe noch Mieter findet, das hängt wieder von dem Glauben der Mieter ab. Also davon, was der Mieter glaubt, was es wert sei, gerade dort am Dresdner Elbufer zu mieten und nicht irgendwo draußen zwischen Bautzen und Görlitz.

Und der Glaube ist etwas sehr Wackeliges.

Dem Baulöwen Jürgen Schneider zum Beispiel glaubten 1994 verschiedene Banken, dass seine Leipziger und andere Immobilien mindestens 5 Milliarden Deutsche Mark, also 2.556 Millionen Euro wert seien. Und die Banken liehen ihm dieses Geld.

Aber Schneiders Mieter glaubten das 1994 nicht und eventuelle Käufer schon gar nicht.

NOCH NICHT.

Denn heute, zwanzig Jahre später stünde der Glaube daran fester als bei allen anderen Glaubenshelden.

Und Schneider wurde damals, am 23. Dezember 1997 zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Weil der die Banken betrogen hatte in diesen Glaubensdingen.

Ja, das mit den Immobilienpreisen ist nicht leicht zu verstehen und hat etwas Magisches.

Da hantiert jemand mit dem Glauben seiner Mitmenschen und – flups verwandelt sich das Element Erde in Gold.

Der Elemente gebe es vier, wusste das Paris des 14. Jahrhunderts, in dem Nicolas Flamel lebte.

  • Erde
  • Wasser
  • Luft und
  • Feuer

Und diese vier Elemente, diese vier Essenzen könne man zueinander in Beziehung setzen mit einer fünften Essenz, der Quint-Essenz.

Dem „Stein der Weisen“.

Mit dem macht der Alchemist aus irgendwelchen seltenen Erden Gold.

Den Vorgang der Verschiebung der Essenzen nennt der Alchemist übrigens MEDIZINEN. Auch so ein Glaubensding.

„Die Hälfte aller medizinischen Heilungen beruhen auf Selbstheilungskräfte. Auf den Glauben der Patienten an die Wirkung der Medizin.“ So sagte mir mein alter schwäbischer Studienfreund Henning, als er mir diese homöopathischen Globoli nach Samuel Hahnemann in den Mund legte.

Doch, auch die Pharmaindustrie benutzt die Magie des Steines der Weisen, mit dessen Hilfe man Brennessel-Absud in Gold verwandeln kann.

Fiel mir heute so ein, als ich wieder in einen Harry-Potter-Film versunken war.

Über diesen Magier Nicolas Flamel, der bekanntlich den Stein der Weisen erworben hatte und ihn bei den Kobolden in einem Schließfach in der Zauberer-Bank Gringotts verwahrt habe.

In der Winkelgasse.

 

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Über Bodo Walther

Bodo Walther, geboren 1960 in Weißenfels im heutigen Sachsen-Anhalt, studierte 1985 bis 1991 Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn. Er war aktiver Landes- und Kommunalbeamter in Sachsen-Anhalt, ist heute im Ruhestand und Anwalt in der Nähe von Leipzig.

3 Gedanken zu “Von Immobilienentwicklern und anderen Magiern;”

  1. avatar

    Zur Illusion der Vernunft (und der Bedeutung von Mindesthaltbarkeitsangaben auf Lebensmitteln bis hin zu Aufklärung und ‚der Wissenschaft‘). Bravo!

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