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Wo Dieter Nuhr Recht hat …

Dieter Nuhr ist ein mäßig lustiger Komiker, aber das will in Deutschland schon viel heißen. Für Comedy sei er nicht blöd genug, für Kabarett zu lustig, meint er selbst, aber dass Comedy blöd und Kabarett ernst sein müsse, ist ja das eigentliche Problem. Egal, anderes Thema. Zu Nuhrs bevorzugten Gegenständen gehört die Religion. Hier zum Beispiel macht er sich über die Schöpfungsgeschichte des „Alten“ und die Verkündigungsgeschichte des „Neuen“ Testaments lustig.

Wie gesagt, das ist mäßig lustig. Ich persönlich finde die Genesis-Exegese von Ricky Gervais erheblich lustiger, aber vielleicht ist das Geschmackssache.

Für Nuhr wie Gervais gilt, dass in einem weitgehend entchristlichten Land wie Deutschland oder Großbritannien solche Bibel-Kritik nur mäßig gewagt ist. (In den Südstaaten der USA wäre ein Auftritt wie jener von Gervais vermutlich kaum möglich. Bekanntlich hat man dort Beatles-Platten verbrannt, als John Lennon einmal sagte, die Fab Four seien inzwischen „beliebter als Jesus“.) Nuhrs Kennzeichnung von Gott als „stalinistischer Säuberer“, bezogen auf die Sintflut, ist allerdings ziemlich gut.
Und ja, das ist für gläubige Christen ein Schlag ins Gesicht.
Nun hat sich Nuhr nicht „nuhr“ über den Glauben von Christen und Juden lustig gemacht, sondern auch über den Islam. Etwa hier

Es  fällt sofort auf, dass die Situation hier total anders ist als bei Nuhrs Bibelstunde. Dort saßen Leute, zu deren kulturellem Rüstzeug die Bibel und das Christentum gehören, oder gehören sollten, also biodeutsche Angestellte, Lehrer, Rentner, das übliche Kabarett-Publikum, das gern zwischendurch über Frau von der Leyens Gebärfreudigkeit lacht. Und bei der Islam-Kritik ist es ja das gleiche Publikum. Das heißt, im einem Fall lachen sie über sich, im anderen über „die Anderen“. Das ist problematisch, und Nuhr weiß das, thematisiert das auch in seiner Kabarett-Nummer. Ich komme gleich darauf zurück.
Nun hat der Funktionär der „Muslimisch Demokratischen Union“ Erhat Toka Anzeige gegen den Kabarettisten wegen „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgemeinschaften“ erhoben. Darauf steht im toleranten Deutschland, was manche vielleicht nicht wissen, eine Strafe von bis zu drei Jahren Haft. So viel dazu, dass wir uns hier gegen die Einführung der Scharia wehren müssten. „Nuhr hetzt Menschen gegen Muslime auf und schürt Islamophobie in der deutschen Gesellschaft“, so Toka.
Schürt Nuhr die Islamophobie? Oder, um einen Begriff zu wählen, der nicht gleich Sprachpuristen auf den Plan ruft, die Islamfeindlichkeit? Ich denke, ja. Wie der Direktor des Osnabrücker Instituts für Islamische Theologie, Bülent Ucar, sagt, arbeitet Nuhr mit Verallgemeinerungen und bedient Vorurteile gegen den Islam. Das sei „nicht mutig oder kritisch, sondern wohlfeil“. Auch der evangelische Theologe Reinhold Mokrosch sagte, er verstehe, wenn religiöse Menschen sich durch Satire gekränkt fühlten. Allerdings betonen Ucar und Mokrosch, dass auch kränkende und wohlfeile Kritik durch die Meinungsfreiheit gedeckt sein müsse. Und sie haben unbedingt Recht.
Dass es nicht mutig sei, den Islam zu kritisieren, das ist freilich eine – sagen wir – gewagte Behauptung. Ich erinnere an Khomeinis Fatwa gegen Salman Rushdie oder den Mordanschlag gegen den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard. Wie Nuhr sagt, muss man, jedenfalls in der Bundesrepublik Deutschland, zum ersten Mal seit 1945 um sein Leben fürchten, bloß weil man etwas Falsches sagt. Das ist unerträglich. Es ist gut, dass Nuhr daran erinnert hat.
Es gibt nämlich eine feine Linie zwischen Rücksichtnahme und Selbstzensur. Zwischen Respekt und Angst. Ebenso wie es eine feine Linie gibt zwischen Religionskritik und Beleidigung, und eine nicht so feine zwischen der Verteidigung der säkularen Demokratie und der Intoleranz gegenüber Menschen, denen andere Werte wichtiger sind.
Der Islam, so Nuhr, sei nur tolerant, wenn er keine Macht hat. Deshalb müsse man in Deutschland unbedingt dafür sorgen, dass es dabei bleibt. Das stimmt, und es stimmt übrigens für jede Religion, den Atheismus eingeschlossen. Diese Erkenntnis liegt dem weltanschaulich neutralen, pluralistischen, multikulturellen Staatsverständnis der liberalen Demokratie zugrunde. Wenn Muslime das beleidigend finden, dann ist das ihr Problem.
Es besteht kein Grund, wegen Tokas Anzeige gegen Nuhr in Panik zu verfallen, die Einführung der Scharia und die Abschaffung der Meinungsfreiheit an die Wand zu malen. So lange Toka die Gerichte bemüht, nimmt er jene bürgerlichen Rechte wahr, die eben auch die Religionskritik schützen. Ich persönlich halte allerdings den betreffenden Paragrafen 166 StGB  für überflüssig, ja gefährlich.

Er ist ja eingeführt worden, um die christliche Religion zu schützen, und es ist kein Zufall, dass der CSU-Berufsrabauke Markus Söder vor einigen Jahren dessen Verschärfung forderte. Aber wie man an der Rechtspraxis sieht, können nicht nur Christen dieses Spiel treiben: „Im Februar 2006 wurde ein Frührentner aus Lüdinghausen wegen ‚Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses‘ und ‚Störung des öffentlichen Friedens‘ zu 12 Monaten Haft auf Bewährung und 300 Stunden Sozialarbeit verurteilt. Er hatte Toilettenpapier mit einem Stempel „Koran, der heilige Qur’an“ bedruckt und es zusammen mit beleidigenden Schreiben an Moscheen und Fernsehsender verschickt. Außerdem bot er es zum Verkauf an.“ So Wikipedia. Weitere Beispiele findet man hier.

Wer sich den Arsch mit dem Koran abwischen will, verrät vor allem seine eigene Analfixierung. Für meine Begriffe gehört so jemand eher in Therapie als im Knast. Schon gar nicht würde ich so einen als Sozialarbeiter beschäftigen, es sei denn zum Kloputzen. Aber sei’s drum. Dieter Nuhrs Kritik gehört ohnehin nicht in diese Kategorie.
Wenn der Islam zu Deutschland gehört, und das meine ich, dann gehört auch die geschmacklose, unfaire und verletzende Verspottung des Islam zu Deutschland. Das ist der Deal. Take it or leave it.

P.S. Der Deal hat freilich eine Kehrseite. Wer, wie manche angeblichen „Islamkritiker“, in Wirklichkeit der Ansicht ist, Muslime gehörten nicht hierher, seien im Grunde nur Gäste, müsste sie als solche behandeln, wozu auch die respektvolle Behandlung ihrer Religion gehört. Dieter Nuhrs Recht auf Verspottung des Islam schließt die Erkenntnis ein, dass er Teil unseres Alltags ist, zu Deutschland gehört.

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51 Gedanken zu “Wo Dieter Nuhr Recht hat …;”

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    Ich habe mir eben die Wiederholung vom „Jahresrückblick 2019“ auf 3Sat angeschauen!!! Ungeachtet, dass Dieter es wieder auf den Punkt bringt, wie sich unsere Generation fühlen mag…kann es sein, dass in den letzten Minuten eine Zensur stattgefunden hat? Sicherlich mag das Thema „Greta“ brisant sein, bei mir gab es aber einen, wenige Sekunden langen, Tonausfall…!!! Zufall??? Roland, 55, Düsseldorf

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    Poseners Artikel ist sehr lobenswert. Generell: ob Islam, Christentum, Judentum oder was auch immer – es macht wenig Sinn, sie aus den „heiligen Schriften“ abzuleiten. Vielmehr sind diese aus den Gesellschaften abzuleiten, in denen sie entstanden sind, und folglich sind sie de facto das, was die teils gemeinsam teils unterschiedlich bis widersprüchlich in den sich auf diese Schriften berufenden Gesellschaften Lebenden zu jedwelcher Zeit darunter verstehen. Im Christentum der Hlg. Franz von Assisi, der mit den Vögeln sprach, bis hin zum Kreuzfahrer, der in Jerusalem erst mal die dortigen Juden schlachtete, die ihrerseits von ihren muslimischen Nachbarn unterstützt wurden, oder auch – um in der Gegenwart anzukommen – bis hin zu evangelikalen „Lebensschützern“, die in den USA Mordanschläge auf Ärzte begehen, die Abtreibungen vornehmen. Im Islam pietistische und in jüngerer Zeit politische bis hin zu jihadistischen Salafisten wie „unsere“ Freunde in Er-Riadh oder „unsere“ Feinde in Gestalt der IS oder aber Ibn Rushd (Averroes), Ibn Sina (Avicenna) zu Zeiten, da der Islam die Religion des fortschrittlichsten Teils der uns damals bekannten Welt war und stets die Mystiker (Sufis) wie Jelaledin Rumi. Beide Strömungen können sich auf den Koran bzw. Sunna (Tradition) beziehen, von der Todesstrafe für Apostasie bis hin zur Vers „Kein Zwang im Glauben“ (la ‚amr fi din)(Koran 2:256). Kurzum: es gibt weder „den“ Islam, noch „das“ Christentum, sondern nur weitherzige, gute sowie bornierte und unangehme Mitmenschen, die sich für ihre Haltung und Taten auf das Eine oder Andere berufen.

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    Good Bye Mohammed, Autor: N. G. Pressburg

    200 Jahre Abwesenheit: Der historische Muhammad.

    … daraus: ‚Wir haben keinerlei Evidenzen für die Existenz eines Propheten namens Muhamad, der von 570 bis 632 (oder ähnlich) gelebt und den Koran verkündet haben soll. Das muhamad-Jesus-Konzept lässt sich hingegen vielfältig belegen.‘

    Wiener Zeitung:

    ‚Um die Quellenkunde zum Propheten Mohammed, seine Zeit und die heilige Schrift des Koran steht es dramatisch schlecht. Der Autor Norbert G. Pressburg spricht von einer wissenschaftlichen Bankrotterklärung. Je mehr sich der Westen mit dem Islam konfrontiert sieht, wird er sich bemühen müssen das Forschungsdefizit abzubauen.‘

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    @ Alan Posener
    Lächerlich. Verbrennung von Bruno=Fatwa gegen Rushdie. Zweifellos ist Fatwa das bessere Schicksal, aber dennoch ist es hart, sich immer verstecken zu müssen, immer aufpassen zu müssen. Sie haben nicht verstanden, dass ich Rushdies Bedeutung in die Zukunft extrapoliert habe. Wenn Sie genau überlegen, lag die Bedeutung vieler Großer in der Zukunft. Hier wären zum Beispiel auch Galileo Galilei zu nennen und natürlich Jesus von Nazareth. Schopenhauer soll gesagt haben, – wenn ich mich recht erinnere – die Zeit sei nicht reif für ihn. Die Zeit ist selten reif für wahre Größe, sondern fühlt sich regelmäßig von Größe bedroht. Sokrates wäre hier auch zu nennen, auch durchaus Ovid. Somit bleibt doch zu hoffen, dass der Islam, sollte er eine neue Zeitrechnung beginnen mit Moderne, eines Tages Rushdie zu den Großen rechnet.
    Größe bedroht Systeme und Systemdenken, ob sie jetzt Galilei heranziehen vs. Kirchenkonzept, schön dargestellt von Brecht, Jesus vs. Römer und Pharisäer, Sokrates vs. Polis oder Rushdie vs. Altertümlichkeit und Steckenbleiben.
    Nehmen Sie mal Theo van Gogh, zehn Jahre tot. Theo hielt sich für absolut ungefährdet, weil er sich für unbedeutend hielt, was auch stimmte. Trotzdem traf es ihn auch und auch Westergaard, der auch unbedeutend ist. Rushdie wird mit den beiden in eine Reihe gestellt, was verkehrt ist, denn Rushdie ist ein Großer, so groß, dass der Iran ihn für eine Bedrohung hält und die Akademie in Schweden nicht wagen würde, ihm den Literaturnobelpreis zu verleihen. Nur einem Großen kann passieren, dass die Zeit sich ändert und ihm Anerkennung zollt. So wie mit Bruno.

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    Vielleicht sollte es als eine Eintrittskarte in die westl. (pluralistische) Gesellschaft gelten, auf Beleidigungen nicht impulsiv und gewalttätig zu reagieren.
    Wären aber muslimische u.a. Fundamentalisten nicht so weitgehend humorfrei, dann hätten sie genügend Gelegenheiten zur Retourkutsche: Z.B. wie gleichgültig und kalt abgeschlaffte westliche Männer mit ihren Frauen umgehen – sie nicht nur vernachlässigen und unkommentiert mit anderen Männern flirten lassen, sondern sie auch zu ‚Karrieren‘ in der Pornoindustrie ‚ermutigen‘ um ihre Sexualität schrankenfrei auszubeuten.
    Ich will damit sagen, daß es vor allem an der (den) islamischen Gesellschaften liegt, wenn sie den fälligen Kulturkampf nur in der Lage sind, mit Gewalt auszufechten.

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    Man kann sich über alles lustig machen, aber über Religionen sollte man sich etwas zurücknehmen und nicht alles ins Lächerliche ziehen. Es teilt die Menschen! Selbst wenn alles Spass ist,was da vorgetragen wird,bleibt immer ein ein bitterer Nachgeschmack übrig. Dies sollte Herr Nuhr wissen! Wenn aus Spass ernst wird. Ich mache Spass über mich selbst, aber nicht auf Kosten von anderen. Bin damit gut gefahren.

  7. avatar

    @ Alan Posener
    Sie schrieben an Don Geraldo:
    „Könnte es sein, Don Geraldo, dass Sie etwas stark verallgemeinern? Nur ein Hinweis: Salman Rushdie ist auch Moslem.“

    Ich hoffe, dass Salman Rushdie der Giordano Bruno des Islam ist und eines Tages in einem modernen Islam Anerkennung findet. Das würde dem Islam sehr gut tun. Wenn das nicht passiert, werden wir eines Tages alle verallgemeinern. Eine ähnlich lang anhaltende Bleidecke hat es vielleicht nie zuvor gegeben. Die Stupidität arbeitet über Masse. Im Konflikt moderner Staat Israel versus Masse Araber ist das nicht anders.

    1. avatar

      Sie hoffen, lieber Marseillais, dass Salman Rushdie der Giordano Bruno des Islam ist? Sie wollen, dass er verbrannt wird wegen seiner Ansichten?

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    @Alan Posener

    Lieber Don Geraldo, dass Mohammeds Leben besser bezeugt sei als das Leben Jesu, halte ich für ein Gerücht. Die ersten Berichte über Jesus wurden schon wenige Jahrzehnte nach seiner Kreuzigung aufgeschrieben. Die Briefe des Paulus sogar früher. Hingegen gibt es erst zwei Jahrhunderte nach Mohammeds Tod so etwas wie eine kanonische Biographie.

    Nur weil sie die das Leben Mohammeds erwähnt haben, möchte ich auf diesen Fachartikel zur Leben-Muhammed-Forschung hinweisen, falls sie sich dafür interessieren:

    Biographic Essentialism Life of Muhammad (pdf)

  9. avatar

    Na, was uns das sagt? Unvermögen halt.Über die Symptomatik können wir uns dann bei einem entsprechenden Artikel Ihrerseits auslassen.

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    @Moritz Berger
    Interessant, um welche Regeln handelt es sich?
    „There was also a dense network of trade routes in the Mediterranean, along which Muslim countries traded with each other and with European powers such as Venice, Genoa and Catalonia.“ http://en.wikipedia.org/wiki/Abbasid_Caliphate
    Besonders Venedig wirkt, finde ich, noch heute orientalisch. Bekannte von mir sagen, sogar orientalischer als die Türkei, was ich leider, da bisher noch nicht dort gewesen, nicht beurteilen kann.
    Das Kalifat war, wie man auf der Karte sieht, auch nicht weit weg, sondern ging bis nach Sizilien.

    Warum aber sind dann Europa/der Westen auf- und das Kalifat abgestiegen?

  11. avatar

    dieser Teil fehlte:

    Trade may be instinctive, but the institutions of capitalism are a product of social evolution. The rise of the West seems to have had little to do with local smarts or work ethic. Indeed, some of the earliest capitalist innovations in Italy—like rules on issuing credit—were imported from the Abbasid caliphate, which ruled much of the Middle East from the eighth to the 16th century, reckons Sevket Pamuk of the London School of Economics.

  12. avatar

    @Alan Posener
    zu ihrem Kommentar:
    >Man sollte sich diesen Zugang zu einer fremden und doch nicht ganz fremden Welt nicht verschließen<

    etwas o.t.

    Ich lese gerade:

    The Cambridge History of Capitalism
    Larry Neal,Jeffrey Williamson

  13. avatar

    Ja, der Islam hat auch wundervolle Bauwerke und eine einzigartige Gartenkultur hervorgebracht.
    Die Zerstörung dieses Kulturgutes durch den IS schmerzt denn auch die Welt fast noch mehr als die vielen menschlichen Tragödien, die sich im mittleren Osten abspielen.
    Von außen betrachtet will mir allerdings scheinen, dass die Zerstörungen des Schönen eine geradezu absurd treffende Metapher für eine sich selbst zerstörende Weltreligion ist.
    Eine der imposantesten Moscheebauten in Deutschland, die Kölner DITIB-Moschee, gammelt seit Jahren vor sich hin, ohne Aussicht auf eine baldige Fertigstellung und Eröffnung – für mich auch ein Indiz für einen Anspruch auf Geltung und Akzeptanz, der sich als illusionistisch erweist – aus eigenem Unvermögen.

    1. avatar

      Liebe Marit, wenn das Nichtfertigwerden eines Baus – hier einer Moschee – derart symbolisch aufgeladen wird – was sagen uns Stuttgart 21 und BER über den Kapitalismus?

  14. avatar

    APo: ‚Dieter Nuhrs Recht auf Verspottung des Islam schließt die Erkenntnis ein, dass er Teil unseres Alltags ist, zu Deutschland gehört.‘

    … wenn die Schüler mehr wissen als ihre/die Lehrer und gewissenlose ‚BRD‘-Politik, die bekloppt wie ‚d’e Misere‘ trompetet: die ‚Dschihadisten sind unsere Söhne und Töchter‘.

    ‚Der Abiturient habe den Eindruck, dass die Integrationspolitik in Offenbach gescheitert sei. Die Stadt betreibe oft Symbolpolitik und beschwöre das multikulturelle Zusammenleben, verschließe jedoch die Augen vor den Konflikten zwischen Muslimen und Juden.‘

    … ahemm, und Christen und noch andere!

  15. avatar

    Wahrscheinlich glauben viele Islamkritiker, der Islam wäre eine Art Rutsche, bei der man oben einsteigt, wo man noch harmlos ist, unterwegs schon bedenkliche Verhaltensmuster entwickelt und am Ende unten als islamistischer Kämpfer herauskommt. Eine „Radikalisierungsmaschine“.

    Aber genau das passiert ja nur in Ausnahmefällen. In den meisten Fällen verläuft die Entwicklung doch gerade umgekehrt: ursprünglich streng religiöse Familien verlieren mit der Zeit ihre Rigidität, die sie am Anfang, bei der Erstberührung mit der (westlichen) Welt, geschützt hatte. Und das bewegt eine radikale Minderheit dazu, sich lebens- wie todesverachtend der „Liberalisierungsmaschine“ entgegenzuwerfen.

  16. avatar

    Es wird oft (und auch hier) viel darüber diskutiert, was der „wahre Islam“ und was das „Zerrbild“ ist. Sind die IS-Leute der wahre Islam? Oder die friedlichen Muslime? Letztere sind zumindest deutlich in der Mehrheit, soviel kann man unmittelbar sagen, was schonmal gegen die IS spricht. Was wäre, wenn diese Mehrheit trotzdem ein Zerrbild des Islam abgäbe und wenn der wahre Islam in echt und ganz ureigentlich total blutrünstig wäre?

    Gar nichts wäre dann, meiner Meinung nach. Dann würden wir eben den „echten, wahren und eigentlichen“ Islam bekämpfen und stattdessen das „Zerrbild“ unterstützen. Die Frage kann von uns Normalungläubigen sowieso nicht ausreichend beantwortet werden und ist auch völlig uninteressant. Was wir akzeptabel bis gut finden, ist die Lebensweise der Millionen hier integrierten Muslime; was wir bekämpfen ist die der IS. Zwischen beiden Lebensweisen gibt es einen eklatanten Unterschied, den niemand übersehen kann. Welche davon aber im Sinne des Islam „wahr“ ist und welche nicht, braucht uns gar nicht zu interessieren.

    Trotzdem ist es nicht so, dass wir (im Westen) irgendwie größere Zweifler wären als die vermeintlich todsicheren IS-Gläubigen.
    Das wird häufig behauptet und führt zu der Annahme, unser Weltbild wäre irgendwie sklerotisch, schwachbrüstig und willensschwach.
    Das Gegenteil davon ist richtig. Unsere Überzeugung, dass es sich eben NICHT so verhält (dass ein Märtyrer mit X Jungfrauen im Paradies landet usw.), kann es an Felsenfestigkeit problemlos mit der gegenteiligen Überzeugung der IS aufnehmen, ja übertrifft diese sogar an Zweifellosigkeit. Denn die IS-Kämpfer töten sicher auch, um bei sich selber und den anderen der Gruppe, deren Anereknnung sie haben wollen (den Chefs), den Zweifel zu besiegen.

  17. avatar

    Stevanovic: ‚Wenn konservative Christen die Friedlichkeit gegenüber dem Islam hervorheben, betreiben sie meistens Etikettenschwindel.

    … Genosse, ich weiß nicht was/wen Sie mit konservative Christen meinen … und Sie sollten den vermeintlichen ‚Etikettenschwindel‘ belegen.

  18. avatar

    APo: ‚Die Toleranz der Demokratie ist begründet in der Möglichkeit, dass auch der Gegner Recht haben könnte; die Religion stellt nur die Unmöglichkeit fest, jemanden zum wahren Glauben zu zwingen. Das ist ein Unterschied.‘

    … Sie wissen, dass Ihre Feststellung, zumindest was den Islam betrifft, falsch ist. Ich erspare das Verlinken zu den Fragen der Apostasie im Islam. Das hatten wir schon.

    … und, … dass das Judentum (immer) noch ’sucht‘, … wenn es nicht als Einheit – und so ist es – verstanden wird.

    ‚Die Toleranz der Demokratie ist begründet in der Möglichkeit, dass auch der Gegner Recht haben könnte‘ … wo ist diese Demokratie? … ich mach mit. Wobei die Frage bleibt: was für Recht(e) hat ein Gegner? Ich habe keine Gegner.

  19. avatar

    Lieber Alan Posener,

    bis auf ihren polemischen letzten Satz stimmen Ihre Beispiele ja. Allerdings ist das gar nicht die Fragestellung die ich aufgeworfen und (zumindest für mich) beantwortet habe.

    Letztlich ergibt sich der Unterschied zwischen Christentum und Islam aus dem Unterschied zwischen der (historisch schlecht belegten) Person Jesus Christus und der (historisch sehr gut belegten) Person Mohammed.

    Sie haben schon beim 5ten Buch Moses gezeigt, daß Sie weitaus bibelfester sind als ich. Aber auch ihnen dürfte es schwerfallen, Jesus selbst mit den vorgebrachten Beispielen an von Christen oder im Namen Christi begangenen Untaten in Verbindung zu bringen.

    Bei den Untaten, die derzeit im Namen Mohammeds vollbracht werden sieht das ganz anders aus. Mohammed hat nicht nur zum Mord an ungläubigen aufgerufen, sondern selbst Morde befohlen, hier gut dokumentiert und auch von islamischen Theologen nicht bestritten:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Banu_Quraiza

    Ob ein frühmittelalterlicher Guru, der angesichts einer mit einer Neunjährigen vollzogenen Ehe heutzutage als Kinderschänder gelten würde tasächlich im 21 Jahrhundert noch eine Rolle darf würde ich verneinen.
    Daß jemand wie Sie, der sich zumindest meiner Meinung nach der Aufklärung verpflichtet fühlt zum Apologeten eines solchen Kultes macht finde ich erstaunlich.

    1. avatar

      Lieber Don Geraldo, dass Mohammeds Leben besser bezeugt sei als das Leben Jesu, halte ich für ein Gerücht. Die ersten Berichte über Jesus wurden schon wenige Jahrzehnte nach seiner Kreuzigung aufgeschrieben. Die Briefe des Paulus sogar früher. Hingegen gibt es erst zwei Jahrhunderte nach Mohammeds Tod so etwas wie eine kanonische Biographie. Mir ist das Christentum – auch wegen seiner Gründergestalt – viel sympathischer als der Islam. Die Bibel halte ich für ungleich wertvoller – in literarischer und theologischer Hinsicht – als den Koran. Aber Mohammed sollte man nicht, jedenfalls nicht nur, mit Jesus vergleichen, sondern mit der ganzen Reihe der Propheten, in die er sich stellte, zu denen auch Issa (Jesus) gehörte, aber eben auch Adam, Abraham und all die anderen. Und vor allem mit den anderen Religionsführern seiner Zeit: Päpsten, Kaisern und so weiter. Sagen wir es so: Mohammed war, was das Massakrieren von Ungläubigen angeht, ein Waisenknabe im Vergleich zu Karl „dem Großen“, den wir bis heute als Vater Europas verehren. Es ist auch für mich zuweilen schwer, die Schönheit des Islam zu erkennen. Aber wer zum Beispiel die Moscheen in Sarajewo kennt oder die Blaue Moschee in Istanbul, wer in Berlin das Museum für islamische Kunst besucht, bekommt eine Ahnung davon. Man sollte sich diesen Zugang zu einer fremden und doch nicht ganz fremden Welt nicht verschließen; man wird sonst so stumpf und dumm wie die vielen Ex-DDR-Lehrer, um nur eine Gruppe herauszugreifen, über die ich mich besonders ärgere, die mit Mariendarstellungen des Mittelalters und gotischer Architektur nichts anfangen können, weil sie sich als Atheisten auf das Christentum nicht einlassen wollen.

  20. avatar

    Satire darf niemals verletzend sein und schon garnicht Hass sähen! Sich über Religionen auszulassen muss nicht unbedingt sein.Was bringt das? Das schafft, wie man sieht, nur Unfriede unter den Menschen. Es darf auch nicht sein, dass am Ende Menschen, aufgrund von Verunglimpfungen, berufliche Nachteile entstehen( Stichwort: Rufschädigung). Es gibt so viele Themen, über die man sich lustig machen kann. Oder? Das Wort Festnetz muss man doch nicht gleich (in der Sendung heute show) , mit dem Wort Fi. . . gleichsetzen. Oder? Irgendwo hört der Spass auf.

  21. avatar

    APO: Diese Erkenntnis liegt dem weltanschaulich neutralen, pluralistischen, multikulturellen Staatsverständnis der liberalen Demokratie zugrunde.

    Wenn konservative Christen die Friedlichkeit gegenüber dem Islam hervorheben, betreiben sie meistens Etikettenschwindel.

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    „Ich kenne einige Leute, die sich selbst als Moslems bezeichnen würden. Einer davon ist stolz darauf, daß er während des Ramadans kein Bier trinkt. Solche Leute sind kein Problem für unsere Gesellschaft, aber für einen echten Moslem ist das natürlich genauso ein Ungläubiger wie ich.“

    Wenn Islam nur die ISIS sein soll, dann sieht es natürlich schlecht aus. Aber wenn diese Leute nicht der Islam sind, wie Christlich sind wir dann eigentlich und könnte man dann nicht sagen, gerade weil wir nicht mehr an die Trinität glauben, wir moralisch besser sind? Immerhin werden in Europa, seitdem nicht mehr „Gott mit uns“ auf Koppeln steht, deutlich weniger Krieg geführt. Und selbst wenn das perfide Albion an allem Schuld ist, nun, alles stramme Protestanten.
    Der eigene Furz riecht immer OK…seit dem 5Jahrhundert wurde in Europa außerhalb krimineller Zusammenhänge wohl niemand ohne Segen des kleinen Jesus umgebracht. Und die Beispiele für friedliche Christen sind dann das Schwuchtel-Christentum einer Käßmann oder die liberalen Anhänger der Diktatur des Relativismus, die im Binnenverhältnis für den Untergang des Abendlandes verantwortlich gemacht werden und als Multikulti-Diktatoren gelten.
    Kurz: Es macht doch wenig Sinn, die verschwulten Liberalen für jede kaputte Glühbirne verantwortlich zu machen, sich in der Gesamtbilanz aber hinter ihnen zu verstecken.

    Dieter Nuhr ist kein Beispiel für die Toleranz der Christenheit, er ist Anwalt der Diktatur des Relativismus, das genaue Gegenteil. Und weil dieser Diktatur all unterworfen sind, werden auch die Moslems mit ihr leben lernen.

  23. avatar

    … ooops?????

    APo:‚… So viel zur christlichen Toleranz.‘

    … ich habe es schon mal geschrieben. Logisch ist, das sollte auch Ihnen ‚einleuchten‘, das Religionen, die sich in wesentlichen Aussagen widersprechen, nicht zugleich wahr sein können.

    Im Übrigen muss aus theologischer Sicht jede Religion, die etwas auf sich hält, sich für die einzig wahre halten. Ansonsten ist sie qua Selbstaufgabe überflüssig, was dem deutschen Protestantismus faktisch schon widerfahren ist. PENG.

    Das heißt nicht, dass ich keine persönliche Ökumene … von den Inuits, zum Beispiel, kann ich lernen wie man Fische an der Luft trocknet, vom EJott die Kommasetzung, von Ihnen, APo, … ach egal … jedenfalls: ich lerne gern.

    Und ich stelle fest, dass selbst in Sachen Toleranz – Katholiken mehr bieten als der Rest.

    Der hl. Augustinus anno Schnee: ‚Der Glaubensakt ist schlichtweg unmöglich, außer er ist freiwillig‘ … das ist wahre Religionsfreiheit, werter Alan Posener.

    Daher.

    1. avatar

      Absolut d’accord, Hans Faust, und da liegt der Widerspruch: Die Religion muss als geoffenbarte Wahrheit den Anspruch erheben, über allen anderen Wertesystemen und allen anderen Religionen zu stehen. Aber wie Mohammed sagte: „Kein Zwang sei in der Religion“. Die Toleranz der Demokratie ist begründet in der Möglichkeit, dass auch der Gegner Recht haben könnte; die Religion stellt nur die Unmöglichkeit fest, jemanden zum wahren Glauben zu zwingen. Das ist ein Unterschied.

  24. avatar

    Lieber Alan Posener,

    während die Juden schon seit ein paar Jahrtausenden keine Kanaaniter mehr umbringen ist die islamische Sitte der Ermordung von Ungläubigen immer noch sehr virulent.

    1. avatar

      Nun ja, Don Geraldo, wenn Sie schon Juden und Muslime nennen: die von den Christen aus Spanien vertriebenen sephardischen Juden fanden freundliches Asyl im Osmanischen Reich. Die verbliebenen und zwangskonvertierten Juden (und Muslime) mussten die Spanische Inquisition über sich ergehen lassen, mit anschließenden Autodafés. Soviel zur „muslimischen Sitte der Ermordung von Ungläubigen“. Ich will gar nicht erst den Antisemiten Martin Luther zitieren oder darauf hinweisen, dass Nazi-Deutschland ein zu 97 Prozent christliches land war. Ich staune nur, wie viele Islam-Experten es plötzlich gibt. Sagen wir es so: Weder Azteken noch Inkas, noch Apachen noch Irokesen, weder Schwarzafrikaner noch Aborigines, Chinesen noch Inder, Araber schon gar nicht, aber auch Juden nicht, halten Christen für besonders friedfertige Leute. Sie alle sind natürlich zu blöd zu erkennen, dass wir Christen EIGENTLICH, von Jesus her, superfriedfertig sind, nur LEIDER das immer wieder vergessen, während die Muslime EIGENTLICH alle Dschihadisten von Mohammed her sind, bloß das ebenfalls immer wieder vergesssen und Jahrhunderte hindurch relativ friedlich miteinander und ihren Nachbarn gelebt haben.

  25. avatar

    Lieber Alan Posener,

    Sie haben natürlich recht, ich verallgemeinere.
    Aber wo könnte man auch beim Islam differenzieren ?

    Der Islam ist wie er ist, und der angebliche liberale europakompatible Islam nur die Kopfgeburt von meist unreligiösen westlichen Intellektuellen.
    Ich kenne einige Leute, die sich selbst als Moslems bezeichnen würden. Einer davon ist stolz darauf, daß er während des Ramadans kein Bier trinkt.
    Solche Leute sind kein Problem für unsere Gesellschaft, aber für einen echten Moslem ist das natürlich genauso ein Ungläubiger wie ich.

    Es werden ja immer gerne die Gemeinsamkeiten von Islam, Judentum und Christentum beschworen und dabei auf das alte Testament verwiesen.
    Auch wenn dort oftmals Grausamkeiten geschildert werden, gibt es auch nur eine Stelle, an der Gott oder Jahwe den Tod eines Menschen fordert ?
    Selbst bei Abraham kommt es letztlich nicht zur Opferung. Abgesehen davon behauptet kein Jude oder Christ, das Schriftstück wäre mit Ausnahme der zehn Gebote von Gott selbst verfaßt worden und müßte daher für alle Zeiten wortwörtlich genommen werden.

    Außerdem wissen wir spätestens seit dem BGB, das ein Neues Testament alle vorhergehenden Testamente ungültig macht. Für Christen ist also nur die Botschaft des Evangeliums maßgeblich.

    Das Problem des Christentums in den letzten beiden Jahrtausenden war, daß man sich nicht immer an den von Jesus vorgegebenen Weg des Friedens, der Liebe und der Barmherzigkeit gehalten hat.

    Da ist der Koran ein anderes Kaliber.
    Das Problem des Islam ist, daß man sich in den letzten anderthalb Jahrtausenden genau an den vom Propheten vorgegebenen Weg gehalten hat.

  26. avatar

    Mich kümmert eigentlich wenig, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht;das kann jeder sehen wie er will.Nur eines bekümmert mich wirklich: dass der Islam nicht so genau weiß, was so alles zu ihm gehört.
    Ich frage mich schon lange, wie es sein kann, dass noch kein frommer Muslim Pierre Vogel angezeigt hat – wegen Denunzierung des Propheten.Er stellt ihn regelmäßig als Volltrottel dar. Das sollte sich kein wahrer Muslim bieten lassen.
    Also, die vertrottelte Religion eines Pierre Vogel gehört für mich nicht zu Deutschland, höchstens in Nuhr´s Satire-Show.Vielleicht sollten die beiden mal gemeinsam auftreten.Dann erhalten sie die von mir ersehnte Anzeige gemeinschaftlich.Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.

  27. avatar

    Lucas: “… aus dem Off”, wollen sie mein Anwalt werden?

    … vielen Dank für das Vertrauen. Dafür bin ich ein paar Nummern zu klein. Ich hätt‘ aber ’ne Empfehlung, Joh 14; 6 Jesus sagte zu ihm: ‚Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.‘

    Daher!

  28. avatar

    Gefällt mir ausgesprochen gut Ihr Beitrag, Herr Posener. Gute etwas sachlichere und differenziertere Ergänzung zum Beitrag (Polemik) von Broder. Aber beides hat ihr Recht. Ich finde, mit dem Schlussatz bringen Sie es auf den Punkt: „Wenn der Islam zu Deutschland gehört, und das meine ich, dann gehört auch die geschmacklose, unfaire und verletzende Verspottung des Islam zu Deutschland. Das ist der Deal. Take it or leave it.“ Und nicht zu vergessen: „Wer, wie manche angeblichen “Islamkritiker”, in Wirklichkeit der Ansicht ist, Muslime gehörten nicht hierher, seien im Grunde nur Gäste, müsste sie als solche behandeln, wozu auch die respektvolle Behandlung ihrer Religion gehört.“ Dieter Nuhr und die, die über seine Islamkritik wie Religionskritik lachen haben nichts gemein mit denen die auf der Straße „Ausländer raus“ brüllen. Ich finde Sie haben eine sehr feine Art das grundsätzliche Problem aufzurollen. Danke für den lesenswerten Beitrag.

  29. avatar

    Fällt die Hetze gegen Kapitalismus, Spekulanten, Globalisierung, etc. nicht auch unter §166 StGB? Der öffentliche Frieden wird doch regelmäßig von Antikapitalisten, Globalisierungsgegnern, usw. gestört.

    Ich glaube ich brauch echt ne Rechtsschutzversicherung. Dann spar ich mir das trollen, ranten, diskutieren und zeig einfach alle wegen Beschimpfung meiner Bekenntnisse an.

    „… aus dem Off“, wollen sie mein Anwalt werden?

  30. avatar

    „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgemeinschaften“
    Kann ich jetzt Antiantideutsche, PussyRiot und Atheismus-Beschimpfer („Öy Heide“) anzeigen? Geil :)))
    *Rechtsschutzversicherung abschließ geh‘ und Stalin spiel*

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    http://www.welt.de/politik/deu.....Angst.html

    „Westliche Künstler fassen das „heiße Eisen“ Islam selten an.“

    Sagt das nicht sehr viel über Westliche Künstler aus? Ich sehe eine starke Diskrepanz zwischen der Anklage der Konsensgesellschaft und dem Stehvermögen, es mal ohne Konsens auszuhalten.

    Der Satz ist gut: „Es hat harter Kämpfe bedurft, damit wir uns heute straflos und in weit gesteckten Grenzen, über das Christentum und kirchliche Autorität lustig machen dürfen. Es geht nicht an, dass dieser Kampf im Falle des Islam ganz von vorne beginnen soll.“

    Nur, mit Verlaub, das ist so eben nicht der Fall. Der Kampf geht nicht von vorne los, mögliche Räume werden doch eher nicht genutzt. Niemand will Märtyrer sein (auch wenn die Chancen gering sind), deswegen riskieren die Leute auch nichts. Feige Konsens-Junkies, da liegt die Schere im Kopf nicht weit – logisch. Es ist doch ein Unding, dass die Comedy-Szene nach 2001 ganze 13 Jahre braucht, bis sie etwas hervorbringt, dass eine Klage wert wäre (von einem Urteil ganz zu schweigen).

    Glücklich Land, das sich solche Helden der Aufklärung leisten kann.

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    Geht es hier um den Islam, oder wie in § 166 StGB um Religion allgemein ?

    Im Gegensatz zu Ihnen Herr Posener bin ich kein Atheist, aber konfessionslos. Dennoch bin ich jedoch durch die religiösen und damit kulturellen Traditionen dieses Landes geprägt; kurz gesagt, mir steht das Christentum deutlich näher als der Islam.
    Ich finde, der Islam hat in Deutschland nichts verloren. Das betrifft nicht nur die zugewanderten Moslems, sondern viel stärker noch die Unmenge an bescheuerten Konvertiten.

    In einem bin ich bei Ihnen:
    Den § 166 StgB könnte man ersatzlos streichen.
    Ein wahrer Christ benötigt ihn eh nicht, den wenn er Jesus Weg folgt müsste er eher die zweite Backe hinhalten statt nach der Staatsmacht zu rufen.
    Und einem Moslem ist die Strafe eh viel zu gering. Wenn der wahre Moslem Mohammeds Weg folgt ist natürlich nur der Tod des Frevlers die einzig akzeptable Strafe.

    Damit ist eigentlich der entscheidende Unterschied zwischen Isalm und Christentum beschrieben. Und darum will ich den Islam nicht hier haben.

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      Könnte es sein, Don Geraldo, dass Sie etwas stark verallgemeinern? Nur ein Hinweis: Salman Rushdie ist auch Moslem.

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    Nuhr nimmt sein Recht auf Satire in Anspruch, Toka meint er geht zu weit und lässt es gerichtlich überprüfen. Eigentlich alles gut.

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    Der §166 enthält Formulierungen, die analog sind zu den von Straftaten gegen die öffentliche Ordnung, wie z.B. Volksverhetzung, wo ja auch steht „in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“. Bestraft wird also nur unter einer Bedingung, die eine Tatbestandsschwelle zum Ausdruck bringt. Unter öffentlichem Frieden ist so wohl der Zustand der allgemeinen Rechtssicherheit als auch das Gefühl der Sicherheit in der Bevölkerung zu verstehen. Die Störung des öffentlichen Friedens kann z.B. durch eine Erschütterung des Vertrauens in die allg. Rechtssicherheit erfolgen.

    Daher geht das wohl mehr für den Anzeigenden in die Hose als für Dieter Nuhr. Es sei denn Lachen ist Indikator für die Störung des öffentlichen Friedens. Nuhr macht sich allerdings mehr über die lustig, die den Frieden stören, d.h. asymmetrischen Krieg führen, was zwar zum Heiligen Krieg gehört, der zum Islam gehört wie der Blitz zum Donner, aber nun mal nicht zu den Bestandteilen von Religionsfreiheit gehört und erst recht nicht zum geschützten Gut des § 166.

    Das hätte Hr. Toka gern, weil er ja Islamist ist, also einen Islam mit dem vollen Programm will, auch den Teilen, die unsere Verfassung offensichtlich nicht schützt. Das dürfte der Beweggrund sein und Nuhr hat er nuhr ausgesucht, weil er ja mit Öffentlichkeitsarbeit sich auskennt.

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      Riccardo Borghese: Welche Eingangssätze? Wessen Absicht? Welche Absicht? Wer ist „man“? ich habe keine Lust, Rätsel zu entziffern. Reden Sie bitte Deutsch.

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    Schürt Nuhr die Islamfeindlichkeit? Natürlich nicht. Oder sitzen im Publikum lauter Idioten, die bisher nicht in der Lage waren, sich ein eigenes Bild über den Islam zu machen?
    Bestätigt er Vorurteile? Ja, denn die Bestätigung von Vorurteilen ist das Geschäftsmodell des Kabaretts. Wobei das bedienen von Vorurteilen In Sachen Islam eine der leichtesten Übungen ist.
    Passt Posener die ganze Chose? Jein. Zwar wird dem „minderlustigen“ Nuhr zähneknirschend Absolution erteilt -obwohl der Mann mit dem falschen Politticket reist-. aber irgendwie ist der Kerl islamophob. Das wird man doch mal sagen dürfen. Oder?

    Zu loben ist dagegen Nuhrs Erzfeind Niggemeier. Der hält sich nicht mit diesem Religionsschrott auf , sondern beschuldigt Nuhr, die Pressefreiheit zu torpedieren.
    Weil Nuhr dieses Osnabrücker Käseblatt zu Recht als Salafistenpostille bezeichnet

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      Ja, Ricardo Borghese, sinnentnehmendes Lesen haben Sie in der Schule nicht so richtig gelernt, ne? Nirgends behaupte ich, Nuhr sei „islamophob“. Und übrigens hätte er, wenn dem so wäre, dazu auch das gute Recht.

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    APo: Ich persönlich halte allerdings den betreffenden Paragrafen 166 BGB für überflüssig, ja gefährlich.
    Er ist ja eingeführt worden, um die christliche Religion zu schützen, ….

    … zunächst: es betrifft den § 166 StGB.

    (1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

    … jetzt brauchen Sie nur noch ‚rausfinden, welche Schriften die weltanschaulichen Bekenntnisses anderer … beschimpft … dann kommen Sie der Wahrheit ein großen Schritt näher.

    … wenn Sie denn können/wollen/dürfen.

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      Danke für die Korrektur, blonder Hans. Ich ändere das im Text, nicht um Spuren zu verwischen, sondern um der Faktizität Willen.

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