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Frauen im KZ

Auch wenn ein Leser das Thema als „randständig“ bezeichnet hat: Mich lässt Sarah Helms Buch über das Frauen-KZ Ravensbrück nicht los. Darüber habe ich hier und hier geschrieben.
Nun drängt es mich, wieder darüber zu schreiben, denn das Thema der Brutalität und der Brutalisierung und der Gleichgültigkeit der Zuschauer ist leider ganz und gar nicht randständig, sondern hochaktuell. Und auch das im Buch (zu Recht) eher randständig behandelte, aber (zu Recht) nie verschwiegene Thema, das mich gerade umtreibt. Es geht um die erstaunliche Hartnäckigkeit von Vorurteilen.


Sarah Helm ist für gewöhnlich bei allem Mitgefühl für die gequälten Frauen eine unbestechliche Beobachterin. Zuweilen aber übernimmt sie unkommentiert die Vorurteile, die in den mündlichen oder schriftlichen Erinnerungen der Gefangenen zutage kommen. So heißt es über die jüdischen Frauen, Deutsche und Österreicherinnen, die bald nach der Errichtung des KZ eingeliefert wurden: „Sie schienen schwächer und … weniger an Mühsal gewöhnt.“ Aber was ist mit der Kommunistin Olga Benario, die schon in der DDR und bis heute als Vorbild für den Widerstand gilt? Sie ist ja das Modell der „Tragenden“, der Gedenkskulptur in Ravensbrück. Oder Hedwig Apfel? Bei Helms erscheint Apfel als Verrückte, weil sie Vernehmungsbeamte bespuckt und den Inhalt eines Nachttopfs über die Wärterin kippt. Aber das ist, wenn auch „verrückt“, doch auch widerstand und kaum Ausdruck irgendeiner Schwäche. Ruth Werner, Benarios Genossin und erste Biografin in der DDR, beschrieb die nichtkommunistischen jüdischen Frauen als „verwilderte“ Kleinbürgerinnen, die nur an sich selbst dachten und Kleidung und Decken voneinander stahlen. Dass Benario anders gewesen sei als die anderen Jüdinnen, liege daran, dass sie „Halbarierin“ gewesen sei, meinte eine der inhaftierten deutschen Kommunistinnen.
Es waren aber keineswegs nur antisemitische Vorurteile, die selbst die extreme Situation der KZ-Haft überlebten. So schrieb nach dem Krieg eine polnische Katholikin, sie habe in Ravensbrück aufgehört „an Zärtlichkeit und Reinheit zu glauben“; nicht etwa, wegen der zunehmenden Bestialität der SS-AufseherInnen, sondern wegen der von ihr beobachteten Zustände im Block der Sinti und Roma: „Sie betrieben lesbische Liebe, bis von Menschlichkeit nichts mehr übrig blieb“. ‚Die lesbische Liebe „verschandelte wieder den Menschen.“ Naomi Moscowitch wurde als Kind zusammen mit ihrer jüdischen Mutter aus Holland nach Ravensbrück gebracht. Ihre Mutter war Slowakin, ihr Vater Ungar. Als eine Gruppe Sinti und Roma in ihren Block einquartiert wurden, warnte man Naomi, die „Zigeunerinnen“ seien alle „Diebe“.
Osteuropäische Gefangene verachteten die – meistens wegen gefährlicher Arbeit für die Résistance verhafteten – Französinnen. Als viele von ihnen auf den Tod krank wurden, sagte einige tschechischen Gefangenen, „sie hätten sich die Schuld selbst zuzuschreiben. Wenn sie gelernt hätten, sich zu waschen, dann hätten sie sich die Krätze, die geschwollenen Beine und die Geschwüre ersparen können.“ Die Französinnen hätten „Angst vor kaltem Wasser“ gehabt, „aber wir Tschechinnen kannten vor dem Krieg nichts Anderes.“ Eine inhaftierte Ärztin der Roten Armee (ihrerseits übrigens Jüdin ) kritisierte, die Französinnen seien „sehr emotional“ gewesen und hätten „viel geschrien“. Andere sagten, sie hätten „zu viel Zeit auf ihre Schönheit verwandt“, etwa indem sie „Schleifen aus Lumpen“ anfertigten. Sie seien „unorganisiert und ohne Führung“ gewesen, stellten die „alten Hasen“ fest, oft deutsche Kommunistinnen, die sich Funktionsstellen in der KZ-Hierarchie erkämpft hatten und so überlebten. Die privilegierte polnische Gefangene Karolina Lanckoronska meinte, sie habe sich zunächst gefreut, unter Frauen zu leben, die „die Kultur repräsentieren“, jedoch seien die Französinnen ein undisziplinierter Haufe gewesen, und hätten etwa „beim Morgenappell dauernd die Reihen durcheinandergebracht“. Tatsächlich ging es den Französinnen auch deshalb oft so schlecht, weil sie sich weigerten, für die Deutschen zu arbeiten, die Ordnung des KZ zu internalisieren, und weil sie unter den „alten Hasen“, den Schreibern, Blockältesten usw. keine Fürsprecherinnen und Beschützerinnen hatten.
In den deutschen KZ herrschte eine offiziell geförderte und organisierte „Rape Culture“, bei der weibliche Gefangene zum Dienst in Bordellen überredet oder gezwungen wurden, die für besonders privilegierte Häftlinge eingerichtet wurden. Die Norwegerin Anja Lundholm schrieb 1944 den Bericht einer dieser Frauen auf: „Um sechs Uhr aufstehen, in den Waschraum, wo ihnen von den SS-Weibern die Körper wundgeschrubbt wurden. Anschließend in den Tagesraum zum ‚Kaffeetrinken‘ – natürlich dünner Ersatzkaffee … Währenddessen erschienen schon die ersten SS-Männer in voller Montur mit entblößtem Geschlechtsteil, rissen die Frauen an den Haaren vom Tisch, zwangen sie in die Knie: Los, ihr Säue, holt euch die Sahne zu eurem Kaffee!“ Das war der Auftakt eines sechzehnstündigen Arbeitstages, unterbrochen nur von einer halbstündigen Mittagspause und eine Suppe um sieben Uhr abends.
Einige dieser KZ-Prostituierten hatten schon im zivilen Leben als Prostituierte gearbeitet und wurden deshalb von den anderen Häftlingen verachtet. Jacqueline d’Alencourt erzählte Sarah Helm über ihre Einlieferung nach Ravensbrück; zu ihrem Entsetzen fand sie sich in einem Block mit „brutalen russischen Bäuerinnen und stehlenden Zigeunerinnen“ sowie „einem ganzen Bordell aus Rouen“. Diese Frauen hätten „nichts, woran sie sich festhalten konnten – keine Religion, keine Werte“, so d’Alencourt. „Wir aus der Résistance, wir wussten, warum wir dort waren. Wir waren geistig überlegen, verstehen Sie.“ Helm fragte die Dame, ob sie sich an den Namen einer „dieser armen Kreaturen“ erinnern könne. Nein, war die erstaunte Antwort. „Sie schrieben ihre Erinnerungen nicht nieder, diese Frauen. Und nach dem Krieg forderte man sie gewiss nicht auf, sich einer der Vereinigungen deportierter Frauen anzuschließen. Sie waren ja nicht in der Résistance gewesen.“
Die französischen Prostituierten seien ebenso wie die deutschen „Asozialen“ (die meisten ebenfalls Prostituierte) heute „völlig vergessen“, resümiert Helm. „Dennoch wissen wir heute, dass Prostituierte im Widerstand, vor allem hinsichtlich der Fluchtlinien, eine entscheidende Rolle spielten. Alliierte Flieger wurden oftmals in Bordellen versteckt …“ Aber in keiner einzigen Memoirenpublikation werde eines dieser Mädchen, die es zu Tausenden in den Lagern gab, mit Namen erwähnt. Und das, obwohl die deportierten Kämpferinnen ihrerseits nach der Rückkehr mit sexuellen Unterstellungen konfrontiert wurden. „Viele wurden gefragt, ob sie vergewaltigt worden seien. Bei den meisten war das nicht der Fall, aber sie wurden dennoch behandelt, als seien sie kollektiv vergewaltigt worden und schämten sich.“
Sich schämen zu müssen für das, was Männer ihnen taten oder hätten tun können, während vielfach „Männer, die gar nichts (für den Widerstand) getan hatten, mit ihren Orden auf den Straßen herumstolzierten“, wie es die in Ravensbrück inhaftierte Ärztin Loulou Le Porz ausdrückte – auch das ist ein Beispiel für Vorurteile, die alle Erfahrung überdauern. Ich begann mit dem Antisemitismus, ich schließe mit der Misogynie: zwei eng verwandte Vorurteile, wie Henryk Broder neulich feststellte. Aber nicht die einzigen, die sich hartnäckig halten.

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19 Gedanken zu “Frauen im KZ;”

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    @ derblondehans

    Dass Ihre Erkenntnisse nicht erweiterbar sind, hätte ich Ihnen schon vor Jahren sagen können 😉

    Aber trotzdem schade, dass Sie gehen wollen! Mit Ihnen hätte ich gern mal ein Bier getrunken.

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    … Freunde, es ist so weit. Mein Hamster und ich verabschieden sich aus diesem Forum. Unterm Strich, trotz Zensur, haben ’starke-meinungen‘ mir gut getan, die hier gewonnenen Erkenntnisse genügen mir, sind, trotz der hier neuen ‚wichtigen‘ Figuren, nicht erweiterbar.

    …out of time …

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    APo: ‚Finden Sie das angemessen, gerade unter diesem Artikel, lieber blonder Hans Faust?‘

    … mhmm? Eigentlich nicht. Zum Artikel selber habe ich weiter oben geschrieben. Finden Sie, APo, das Katholiken- und Christenbashing, in nahezu jeden Artikel angemessen?

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    Stevanovic: ‚… ob man Katholiken belächelt und Grummeln im Bauch hat, ihn als Schwiegersohn zu haben,…‘

    … ich mag serbischen Bohneneintopf. Jedes Böhnchen ein Tönchen.

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    @Ben Frick

    … werter B.F., wohl gibt es den Anti-Christen, u.a. in den Evangelien beschrieben, den Anti-Messias, im Tanach, Hexensabbat ist mir als ein Begriff an/von der Wallstraße bekannt.

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    @ Stevanovic
    Das sehen die Türken aber falsch. Genau genommen sind ganz unten die Maghrebiner, und die sind an sich keine reinen Araber, sprechen aber arabisch, jedoch auch französisch, und sind eher das typische Beispiel für Abkömmlinge aus diesen mies verwalteten ehemaligen französischen Kolonien und Einflussgebieten. Sie könnten sicher gut (klauen etc) mit Kongolesen (hier Belgien) oder Haitianern. Fakt ist, die Frenchmänner haben dort außer Lambarene in Gabun wenig Gutes hinterlassen. Und Albert Schweitzer war ja bekanntlich ein Deutscher, der nachkriegsbedingt (die Sache, die Bismarck provoziert hat) in Frankreich lebte, und den die frogs deswegen im ersten Weltkrieg eingelocht haben trotz Lambarene. Seine Frau Gemahlin, eine Breslauer Jüdin, zog sich in dem französischen Lager Tbc zu. Was für eine gewisse Schwäche der Jüdinnen (s.o.) oder Französinnen (dort lebte sie) spricht und alle Theorien über Schwächen durcheinander wirft, denn letztlich hatte sie etwas mit Polen, Deutschland Frankreich, Afrika und dem Judentum irgendwie zu tun. Echt globalisiert. Die Ehe war trotzdem nicht glücklich oder deswegen.
    Jedenfalls macht sich der Maghrebiner zum Underdog. Aber Firat und Erkan, die gerade wegen eines Rennens, natürlich mit Mercedes und BMW, was sie so cool integriert finden wie Nikes und Hoody, vor Gericht stehen, weil sie die 19jährige Miriam auf ihrem Bike totgerast haben, können durchaus mithalten sowie der Berliner ud der Bremer Libanon.

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    Wobei man nicht vergessen sollte, dass es einen Unterschied macht, ob man die Nase rümpft und etwas billige Selbstmotivation tankt, oder Menschen verrecken lässt, vergewaltigt oder aussetzt. Es besteht schon ein Unterschied, ob man Katholiken belächelt und Grummeln im Bauch hat, ihn als Schwiegersohn zu haben, oder einen Schwarzen lyncht, weil er eine weiße Frau angesehen hat.

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    Ich finde auch, dass dies ein wichtiges Thema ist.

    Wahrscheinlich halten sich die Vorurteile deswegen so hartnäckig, weil wir uns so stark mit unseren Kulturen identifizieren und deren Denkmuster inkl. der Vorteile unbewusst und unhinterfragt übernehmen. Starke Identifikation mit was auch immer gaukelt einem ja Sicherheit vor und sie wird durch die Gruppe belohnt, während schwache und keine Identifikation häufig ins Gruppenabseits führt und sanktioniert wird. Außerdem scheinen Gruppen dazu zu tendieren, Unheil und Gefahren stets außerhalb und im Anderen zu sehen. Eine der ältesten Strategien zur Angstabwehr und zur Problemlösung in Gruppen scheint die Opferung der Anderen zu sein, die wohl eine Wende zum Positiven herbeiführen sollte – selbst wenn sich immer herausstellte, dass die Probleme noch da waren oder sich sogar exponentiell verschlimmerten.

    Antisemitismus und Misogynie haben in vielen Kulturen Tradition. Der Frauenhass unserer Kultur erreichte einen Höhepunkt in den Hexenverfolgungen, die übrigens auch judenfeindliche Komponenten und Analogien hatten (z.B. einer der Anklagepunkte in den Hexenprozessen war die Teilnahme am Hexensabbat). Bis zu Lebzeiten Kants und Lessings bezahlten zehntausende Frauen und Mädchen (ganz selten auch Jungen und Männer) diese christlich-abendländische Tradition mit ihren Leben. Offenbar kann aber starker gesellschaftlicher Wandel Kulturen von Traditionen sowie Vorurteilen befreien. Zwar sahen noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vereinzelte niederbayerische Bauern ihre Höfe verhext (kein Wunder, die letzte deutsche „Hexe“, ein 15 Jähriges Mädchen, brannte in Landshut), für gewöhnlich spukt immerhin der Glaube an Zauber, Magie und Hexen nicht mehr in unseren Köpfen.

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    @Alan Posener,

    dieses “ ranking“fanden sie auch in US – Cities wie Chicago, Boston, N.Y. ….

    e.j. the Irish, the Polish etc.

    1. avatar

      Wobei, Jean-Luc, alles, was gegen die Iran gesagt wird, nicht Vorurteil ist, sondern Erfahrungstatsache. Und gegen die Schotten und Waliser. Ich bin ja Viertelschotte, ich muss es ja wissen. Ich bin kein Rassist, abger Kelten …

  10. avatar

    Wer etwas über Vorurteile lernen will, soll das Buch ‚Achtung! Vorurteile‘ von Peter Ustinov lesen.
    Die Vorurteile werden trotzdem bleiben, weil die Nachurteile, die bestimmte Erfahrungswerte abbilden, nur überprüft aber nicht abgeschafft werden können. Die Menschen sind nicht gleich. Die Kulturen sind nicht gleich. Nein, Stevanovic, wir wollen nicht verachten. Wir wollen nach oben schauen. Nur schauen manche etwas weiter, während andere bei einer Nutte landen.

  11. avatar

    Seit einem Jahr freuen sich meine türkischen Freunde, dass nun die Araber die letzte Stufe der Migrantenhierarchie bilden und nicht mehr sie. Araber sind was anderes. Auch die Vereinigung der Russlanddeutschen wollen nicht mit Migranten verglichen werden und fast alle Osteuropäer wärmen sich daran, immerhin keine Muslime zu sein. Es ist immer das gleiche. Es ist erträglicher, der Dreck zu sein, wenn man nur der vorletzte Dreck ist. Wenn man in der Welt ein nichts ist, ist man im Vergleich zu einem anderen immerhin etwas. Deswegen kann man auch Vorurteile nicht ausrotten, im Zweifel basteln wir uns einfach neue, wir wollen ja verachten. Und wenn wir davon ausgehen, dass das KZ keine moralische Besserungsanstalt war, dann sollten wir den Überlebenden nicht böse sein. Die Krönung eines Wochenendes mit jungen Migranten in Frankfurt war eine Drecksau knallen gehen. Ist schon was her, vermute, dass es sich nicht geändert hat. Der Knaller war Migrant, die Drecksau war Migrant. Rotlichtviertel am Wochenende ist immer von Migranten für Migranten. Die Situation immer offensichtlich unwürdig, nicht mal unter Folter sinnlich. Es geht nie um Sex, immer um Aggression, es jemanden geben. Wer Menschen sehen möchte, die Geld bezahlen, um für ein paar Minuten auf andere hinabblicken zu dürfen, kann sich das jedes Wochenende ansehen. Wenn man es Sex nennt, klingt es nicht so erbärmlich. Über den Artikel sollte man als Migrant nachdenken, wenn man wieder froh ist, nicht einer von denen (wer immer das ist) zu sein. Oder eben zumindest keine Nutte.

  12. avatar

    … ooops? Korrektur

    APo: ‘Nun drängt es mich, wieder darüber zu schreiben, denn das Thema der Brutalität und der Brutalisierung und der Gleichgültigkeit der Zuschauer ist leider ganz und gar nicht randständig, sondern hochaktuell.’

    … nun müssen Sie nur noch herausfinden, welche ‘Zuschauer’, damals wie heute, für Brutalisierung und Gleichgültigkeit verantwortlich sind, sich im Leid anderer ‘groß kotzen’.

    Hochaktuell wäre da, u.a., die Politik der ‘BRD’, unter Führung einer Ex-FDJ-Sekretärin, die Europa vor die Wand fährt und auch direkt, mit sirenenhafter ‘Willkommenskultur’ jeden im Mittelmeer ertrunkenen Menschen im Mittelmeer zu verantworten hat.

    Das ist dieselbe Politik, die auf der Gedenkfeier im KZ Ravensbrück, an fein eingedeckten Tischen, mit allem was dazugehört: Tischdecke, bestickte Stoffserviette, Wasser- und Weingläser und poliertes Besteck von Kellnern bedient wurde, während Überlebende KZ-Insassen ihre Suppe aus Plastikschüsseln mit Einwegbesteck aßen, ihre Getränke aus Plastikbechern tranken, und dafür auch noch Wertmarken, mit anstehen, ergattern mussten.

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    Uf, erst muß ich Ihren Text verdauen.Ich dachte, ich bin Expertin zum Thema Ravensbrück, denn nicht nur meine Mutter, meine liebsten Freundinnen dort waren, die u.a. sagten R. war für sie noch schlimmer als Auschwitz- von dort wurden sie zum Kriegsende eingeliefert, aber das was Sie hier schreiben ist mir z.T. neu, wobei ich das,was Sie schreiben, keineswegs anzweifle.Ich weiß nur, dass jüdische Frauen ganz unten in der Wertskala standen, viel niedriger als Zigeuner-Frauen, deren Kinder manchmal mit minimaler Solidarität rechnen könnten, Jüdinen mit keiner.

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      Liebe Gertude Havel, ich empfehle Ihnen die Lektüre des Buchs. Es sind über 700 „schwer verdaubare“ Seiten, aber sie lohnen sich. Der Aspekt des Fortbestehens von Vorurteilen ist ein Nebenaspekt, wie ich ja schreibe; aber einer, der aktuell interessant ist.

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    Nein, nein, Herr Posener, das Thema ist überhaupt nicht „randständig“! Sondern in Zeiten, in denen pauschal von “ Infiltranten“ und „Invasoren“ geredet wird, hoch aktuell! Vor-Urteile werden kultiviert, zu allen Zeiten und in allen Lebenslagen! Was haben Menschen mit Menschen gemacht? Für mich ist das Leid der Geschundenen in den KL und Vernichtungslagern unermesslich! Gibt es angesichts der Monstrosität des Verbrechens das Recht, Widerstand in seinen vielfältigen Formen und Motivationen moralisch zu bewerten? Man sollte sich noch einmal Himmlers schrecklich grausame und zugleich unerträglich larmoyante Posener Rede vom Oktober 43 zu Gemüte führen und dann Imre Kertesz, Roman Frister oder Gerald Jacobs lesen. Danke für den Text, Herr Posener!

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