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Religionskritik und Menschenrechtsfundamentalismus

Die Diskussion um die religiös verordnete Beschneidung will und will nicht verstummen. Nicht, wie manche vermuten, in erster Linie wegen eines voyeuristischen Impulses des Publikums, das selbst kaum davon betroffen ist. Und auch nicht, wie oft unterstellt wird, wegen eines latenten Antisemitismus, oder wegen Islamophobie, obwohl, wie ich zu zeigen versucht habe, auch dieses meist zusammen auftretende Motiv hier und da eine Rolle spielt.

Sondern vor allem, weil viele Diskussionen, die in den letzten  Jahren hierzulande und anderswo über das Verhältnis des säkularen und demokratischen Staats zur Religion – meistens anhand des Themas Islam – geführt worden sind, sich in dieser Frage zuspitzen. So ist den Befürwortern der Beschneidung das Buch des früheren FAZ-Feuilletonchefs Patrick Bahners, „Die Panikmacher“ zu empfehlen, wo – vom Standpunkt eines Katholiken, der den „Kulturkampf“ Bismarcks nicht vergessen hat – am klarsten herausgearbeitet wird, dass sich die Argumente der von ihm zitierten Islamkritiker auch gegen andere Religionen richten könnten.

Das Argument, die Debatte sei antisemitisch motiviert, versucht Matthias Küntzel in einem längeren Essay zu belegen:

 

http://www.perlentaucher.de/essay/kontaminiertes-terrain.html

 

Freilich enthält der Essay zwar Belege für den christlichen Antijudaismus als Urquelle für die Beschneidungsphobie, die auch der der „Kult der Vernunft“ in der Französischen Revolution pflegte; jedoch bleibt Küntzel den Nachweis schuldig, dass diese Motive auch heute wirksam sind. Zum Beleg führt er nur die zwei unappetitlichen Karikaturen an, die ich auch zitiere; er beschäftigt sich nicht einmal mit den eindeutig antisemitischen und antiisraelischen Aussagen zur Beschneidung, die auf „PI“ erschienen. Über seine Motive, diese Website zu verschonen, möchte ich nicht spekulieren.

 

Deutsche Beschneidungskritiker weisen auf innerjüdische Debatten darüber, ob die Beschneidung wirklich religiös vorgeschrieben sei. Küntzel schreibt „von dem merkwürdigen Beigeschmack, der aufkommt, wenn deutsche Nicht-Juden bestimmen wollen, wer unter welchen Bedingungen zum Judentum gehört“. Aber diesen Einwand hat man weder von ihm noch von prominenten „Islam-Kritikern“ gehört, als hierzulande die Frage breit diskutiert wurde, ob Kopftuch oder gar Burka notwendig zum Islam gehören. Da wurde munter auch von nicht-islamischer Seite mit Koran-Suren und Hadith-Stellen um sich geworfen. Übrigens, wie ich meine, zu recht. Es gibt zum Glück kein Gesetz, in dem das Recht zur Diskussion religiöser Fragen auf Angehörige der jeweiligen Religionen beschränkt wird.

 

Gegen die Islamkritiker wurde der Vorwurf des „Menschenrechtsfundamentalismus“ erhoben. Der Begriff stammt nicht, wie die Islamkritiker glauben, von Apologeten eines blauäugigen Gutmenschentums, und auch nicht, wie ich zuerst annahm, von Vertretern eines konservativen Kulturrelativismus, sondern vom Systemtheoretiker Niklas Luhmann, der in „Die Religion der Gesellschaft“ (2000) feststellt: „An diesem Punkte spalten sich die Weltvorstellungen des modernen Individualismus und der Religion mit der Folge, dass heute religiöser Fundamentalismus und Menschenrechtsfundamentalismus in einen Konflikt geraten, für den keine Lösungen in Sicht sind.“ Kaum  ein Begriff empörte die Islamkritiker mehr als dieser, ich meine zu Recht. Denn das Gegenteil von Menschenrechtsfundamentalismus wäre wohl Menschenrechtsrelativismus, das heißt die Auffassung, die Menschenrechte würden für die Angehörigen bestimmter Religionen oder Kulturen nicht vollumfänglich gelten. Meine Kollegin  Cora Stephan hat in einem auch auf der „Achse des Guten“ veröffentlichten Radio-Essay am 27. Januar 2010 darauf erwidert:  „Jelänger ich dieses Wort („Menschenrechtsfundamentalismus“, A.P.) anschaue, desto fremder schaut es zurück. Denn was kann damit gemeint sein? Die bloße Unart, anderen triumphierend und selbstgerecht die eigenen Tugenden vorzuhalten? Oder das eiserne Beharren darauf, dass die individuelle Freiheit und die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen über allem steht?“ (Meine Hervorhebung, A.P.)     

 

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1113314/

 

Unversehrtheit, Unversehrtheit „über allem“, und zwar „eisern“. Das wurde gegenüber dem Islam reklamiert, aber gegenüber dem Judentum ist das für manche so eine Sache. Tatsächlich ist der Konflikt zwischen der Religion, die in ihrem letzten Grund immer „fundamentalistisch“ ist, weil die Autorität Gottes über jener des Staates steht, und den „Menschenrechtsfundamentalisten“,  wie Luhmann vermutet, nicht lösbar. Man muss also Modi finden, mit ihm zu leben. Das heißt, der säkulare Staat muss im Interesse anderer Werte – wie Religionsfrieden und Religionsfreiheit, Pluralismus und Multikulturalismus – Kompromisse in der Frage der individuellen Rechte  eingehen, möglichst ohne sich zu kompromittieren. Der Kemalismus hingegen, der im Interesse der Homogenisierung und Modernisierung der Nation nicht nur die Armenier und Kurden, die Alewiten und Christen unterdrückt, sondern auch den Sunniten das Kopftuch an Schulen und Universitäten verboten hat, ist hier eindeutig zu weit gegangen, und man sollte deshalb nicht der Forderung des kemalistisch inspirierten „Zentralrats der Ex-Muslime“ folgen, das Kopftuch auch an deutschen Schulen zu verbieten, auch wenn er „menschenrechtsfundamentalistisch“ begründet wird: „Dieser Schritt sei notwendig, um Mädchen aus streng muslimischen Familien in ihrem Emanzipationsstreben zu unterstützen.“ Denn gerade die Erfahrung der Türkei (und des Kulturkampfs in Preußen) zeigt, dass der Versuch, Emanzipation zu diktieren, das Gegenteil bewirkt.

 

http://www.kritische-islamkonferenz./index11207.htm

 

Was gar nicht geht, ist der Angriff auf einen religiösen Brauch auch dort, wo man nicht einmal unterstellen kann, er verletze die Rechte von Individuen, so zum Beispiel beim Verbot des Minarettbaus in der Schweiz. Mein kluger Freund und Kollege Henryk Broder hat dafür eine originelle Rechtfertigung gefunden:  

„Die Schweizer sind die erste europäische Nation, die sich in einer freien Abstimmung gegen die Islamisierung ihres Landes entschieden hat. Nicht gegen die Religionsfreiheit, nicht gegen Lokale, in denen halal gegessen wird, nicht gegen den Islam als Religion. Nur gegen eine Asymmetrie, die auch in anderen Ländern als naturgewollt hingenommen wird. Moslems dürfen in Europa Gebetshäuser bauen, Christen in den arabisch-islamischen Ländern dürfen es nicht (von den Juden und anderen Dhimmis nicht zu reden). In Afghanistan und Pakistan droht Konvertiten die Todesstrafe, Touristen dürfen nach Saudi-Arabien nicht einmal Bibeln im Gepäck mitführen. Das sind Zustände, die nicht toleriert werden können. Ab jetzt werden Geschäfte nur noch nach dem Tit-for-tat-Prinzip gemacht. So wie zwischen den Regierungen Slots für die Fluggesellschaften ausgehandelt werden, werden jetzt auch ‚Landerechte’ für den Bau von religiösen Einrichtungen vereinbart. Natürlich nicht im Verhältnis eins zu eins, aber grundsätzlich.“

 

http://www.welt.de/politik/deutschland/article5376864/Einer-muss-den-Anfang-machen.html

 

Nun stimme ich mit Henryk absolut darin überein, dass das Bibelverbot in Saudi Arabien „nicht toleriert werden“ sollte, weiß aber ehrlich gesagt nicht, was dagegen getan werden kann. Gemäßigten türkischen Muslimen hierzulande den Bau eines Minaretts zu verbieten, erscheint mir nicht wirklich zielführend, ganz abgesehen davon, dass – wie die Befürworter der Beschneidung nicht müde werden zu betonen – alle Menschen hier (und sogar in der Schweiz!) Religionsfreiheit genießen. Da bin ich denn doch, wenn ich schon nicht gegenüber Saudi Arabien „Menschenrechtsfundamentalist“ sein kann, allein weil mein Auto nicht mit Biogas fährt, sondern mit Benzin, wenigstens zuhause für die Einhaltung der Verfassung. Ganz davon abgesehen, dass dieses Tit-for-Tat-Prinzip, das hiesige Angehörige einer Minderheitenreligion haftbar macht für das Verhalten ausländischer Regierungen, ihre antisemitischen Tücken hat: So könnte einer auf die Idee kommen, die Forderung zu stellen: „Wir erlauben die Beschneidung, und Israel erlaubt die zivilrechtliche Scheidung“ (die es zurzeit nicht gibt: Scheidungsprozesse finden für Juden vor dem Rabbinat und für Muslime nach Scharia-Recht statt).

 

Kluges zum Versuch Matthias Küntzels, die Beschneidungsdebatte selbst als Ausdruck des Antisemitismus – und nicht des von Luhmann vorhergesehenen Konflikts zwischen verschiedenen Fundamentalismen – darzustellen, schreibt Thierry Cherval im „Perlentaucher“:

 

http://www.perlentaucher.de/blog/276_die_dialektik_der_gegenaufklaerung

 

Worauf Cherval nicht hinweist, und das finde ich schade, ist Küntzels letzte Fußnote. Dort schreibt derselbe Autor, der einen unangenehmen Beigeschmack empfindet, wenn Nichtjuden „bestimmen“ wollen, was zum  Judentum gehört, das heißt, sich in innerjüdische Debatten einmischen: „Inzwischen rufen Muslime dazu auf, das Kölner Urteil zum Anlass einer umfassenden Debatte über Sinn und Form der muslimischen Kinderbeschneidung zu nutzen – eine Forderung, die in meinen Augen Unterstützung verdient. Das Ziel einer solchen Diskussion sollte der Verzicht auf eine Beschneidung von Muslimen oder deren Durchführung im frühesten Babyalter sein.“  „Two legs good – four legs bad!“ rufen die Tiere auf der Farm bei George Orwell. „Muslimische Beschneidung schlecht – Jüdische Beschneidung gut!“ ruft Küntzel. Was ja sein kann; aber man sollte doch seiner eigenen Argumentation so weit folgen können, dass man nicht in solche Widersprüche hineinstolpert.

 

Wenn das Kölner Urteil bei den Muslimen eine „umfassende Debatte“ auslöst, ist das gut: Sollte es nicht auch gut sein, wenn die schon lange geführte Debatte unter Juden über „Sinn und Form“ der Beschneidung durch das Urteil auch intensiviert wird?

Gut wäre es auf jeden Fall, wenn die Verteidiger des Menschrechtsfundamentalismus anhand dieses Urteils und der Debatte darüber die simple Wahrheit erkennen würden, dass alles nicht ganz so eindeutig und klar und vor allem so einfach ist, wie sich die Schulweisheit träumen lässt.


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55 Gedanken zu “Religionskritik und Menschenrechtsfundamentalismus;”

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    Das Kommentariat scheint hier aus den drei Affen ()http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:20100727_Nikko_Tosho-gu_Three_wise_monkeys_5965.jpg&filetimestamp=20120402192813) zu bestehen. Deshalb die Links nochmals

    Menschenrechtsfundamentalismus in Israel

    http://972mag.com/nonexistent-.....dia/50531/

    http://www.heise.de/tp/artikel/37/37256/1.html

    Noch eine Petitesse, über die man sich, wenn man den Kopf nicht in den Wüstensand stecken will, informierene könnte

    http://videos.arte.tv/de/video.....81120.html

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    Lyoner: Ihr schöner Glaube wird von Ihren älteren Brüdern in Frage gestellt

    … nix ‚altere‘ – ‚jüngere‘ Brüder

    Johannes Pauls II. These, dass es sich bei den Juden um ‚unsere ÄLTEREN Brüder‘ handele ist (jedenfalls) theologisch falsch.

    Hebr. 5, 12 Denn obwohl ihr der Zeit nach schon Lehrer sein müsstet, braucht ihr von neuem einen, der euch die Anfangsgründe der Lehre von der Offenbarung Gottes beibringt; Milch habt ihr nötig, nicht feste Speise.

    Gut Ding will Weile haben.

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    @ derblondehans

    Es geht nicht um „Doofe“ als Unwissende oder dergleichen. Statt „Zwei Doofe – ein Gedanke“ hätte ich auch sagen können: „Great minds think alike“.

    Es um den Ausschließlichkeitsanspruch, der sich (samt der Beschneidungsnotwendigkeit) in der Beschneidungsdiskussion relativiert.

  4. avatar

    EJ: Ist schon ein enormer Fortschritt, wenn zwei (oder noch mehr) Doofe erkennen, …

    … nix doof, wenn dann dumm, unwissend. Und das kann man ändern.

    Doof sind Ungläubige und die ändern sich nie. Wollen ‚aufklären‘. Nur was? Wie GG-garantierte Religionsfreiheit aussieht? Wissen Sie eigentlich warum die Präambel im GG so beginnt wie sie beginnt? Ich helfe: weil doofe – aufgeklärte – Ungläubige mehr als hundertmillionenfachen Mord, in etwa nur 31 Jahren des vergangenen Jahrhunderts, auf sich geladen haben.

    Zum Ausschließlichkeitsanspruch:

    Johannes 5, 24 Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.

    Und ich glaube an Jesus Christus.

  5. avatar

    @A.P.

    „….die simple Wahrheit erkennen würden, dass alles nicht ganz so eindeutig und klar und vor allem so einfach ist, wie sich die Schulweisheit träumen lässt.“

    Dem stimme ich zu, ganz einfach ist es wirklich nicht, wie gerade das aktuelle Thema Beschneidung zeigt: Für die einen ein harmloser Hautschnitt mit identitätsstiftender Wirkung und halb so wild, für die anderen eine Genitalfolter inklusive bleibender Verstümmelung, durchgeführt an einem wehrlosen Kind. Was stimmt denn nun?

    Dank Internet und Youtube kann man heute die Bilder sprechen lassen und sich Beschneidungsvideos aus allen Kulturen zu Gemüte führen, Säuglingsbeschneidung, Kinderbeschneidung, amerikanisch, jüdisch, islamisch, vorgeschichtlich, nach gusto. Wie ich’s auch drehe, ich sehe dort immer nur die Folterung von Menschen. Denn sie verhalten sich entsprechend. Selektive Wahrnehmung?
    Man kann ja auch sagen: Kinder schreien sowieso recht viel. Wer weiß.

    Auch mit dem Antisemitismusvorwurf ist es nicht so einfach: Wenn man es schafft, für ein paar Sekunden die Perspektive des Kindes einzunehmen, sitzen die Antisemiten (und Islamfeinde) plötzlich auf der anderen Seite des Zauns:

    Eine Gesetzgebung, die generell die Beschneidung von Minderjährigen verbieten, sie aber im Falle von Juden und Muslimen erlauben würde, könnte man aus der Perspektive der Erwachsenen vorbildlich nennen: Für alle nichtjüdischen und nichtmuslismischen Kinder gälte der „Aufklärungsfundamentalismus“ (Menschenwürde, körperlicher Unversehrtheit etc.), und für Muslime und Juden gälte die große Toleranz gegenüber fremden Kulturen.

    Aus der Sicht der Kinder wäre es genau umgekehrt: Während der Rechtsstaat zwar generell seiner ersten Pflicht nachkäme, den Schwachen gegen den Starken zu schützen, würde er die jüdischen und muslimischen Jungen ausdrücklich diskriminieren und somit kläglich versagen.

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    Eine Ökumene sich „an sich“ ausschließender religiöser Bräuche macht diese Bräuche zur Folklore.

    Nicht erst in der aktuellen Beschneidungsdiskussion sehen wir sich wechselseitig unterstützende Religionsgemeinschaften. Ich würde glatt mal behaupten, dass sich wechselseitig unterstützende (insofern Ihren Ausschließlichkeitsanspruch aufgebende) Religionsgemeinschaften nicht mehr unter Schutz der grundrechtlich garantierten Religionsfreiheit fallen und allenfalls noch den Status von Kulturvereinen haben. Und das muss selbstverständlich Auswirkungen auf die Validität der im Zusammenhang der Beschneidungsdiskussion in’s Feld geführten Koalition von Eltern- bzw. Erziehungsrecht und Religionsfreiheit haben. Eine „existentielle Notwendigkeit“ ist unter diesen Voraussetzungen kaum noch glaubwürdig.

  7. avatar

    @ derblondehans

    „Quis ut Deus?“ – Genau!

    Ist schon ein enormer Fortschritt, wenn zwei (oder noch mehr) Doofe erkennen, dass sie dieselben (sich „an sich“ wechselseitig ausschließenden) Gedanken/ Wünsche/ Wahrheitsansprüche haben. Und sich selbst und ihre Wahrheiten damit demütig (und sozialverträglich) relativieren.

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    EJ: – Is’ sich alles schwer dialektisch …)

    … mein Schreiben seit anno Schnee: מיכאל … Quis ut Deus?

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    @ 68er

    Und natürlich werden wir uns im Zuge der Beschneidungsdiskussion früher oder später mit Forderungen etwa nach der Wiedereinführung eines christlichen Familien-/Personenstandsrechts und der (Teil-)Einführung der Scharia beschäftigen müssen. Usw. usf.

    (derblondehans freut sich nebenan schon auf die Ökumene diverser religiöser Bräuche. Und für die bisher eher muslim-fressenden Blondehans-Verhältnisse kann man das durchaus für einen Aufklärungserfolg der Kontroverse halten. – Is‘ sich alles schwer dialektisch …)

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    @ 68er

    Ich wollte meine Fragen nicht irgendwie gegen Posener richten. Der besseren Kenntlichkeit wegen wollte ich sein etwas samtpfötiges „fragen“ nur ein wenig rechtlich operationabel zuspitzen. In diesem Sinne sehe ich tatsächlich in den zu erwartenden Diskussionen die Chance auf einen veritablen Aufklärungsprozess.

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    … mein Hamster meint, die ‚BRD‘ ist, abgesehen von der fehlenden Souveränität, ohnehin kein säkulares Gebilde. Ich erinnere an die Präambel im GG: Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, …

    Die Zirkumzision, praktiziert oder auch nicht, das wäre echte Ökumene, ist daher nicht mehr als ein Verbotsirrtum zu bewerten. So wird es wohl auch von ‚ganz oben‘ gesehen werden. 😉

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    @ EJ

    Auf das (aus meiner Sicht begrüßenswerte) Dilemma, dass sich Gesetze in unserer Gesellschaft am Gleichheitsmaßstab des Grundgesetzes messen lassen müssen, hatte ich bereits am Anfang der Diskussion hingewiesen und aus diesem Grund auch einige Fallbeispiele angeführt.

    Ich verstehe Herrn Posener so, dass er ein allgemeingültiges abstraktes Gesetz begrüßt, dass im Einzelfall durch die Gerichte angewendet werden soll und nicht, dass er in einem Gesetz einzelne Bräuche als legitim und andere als illegitim auflisten möchte (Das hat er glaube ich auch in einem seiner früheren Texte bereits geschrieben.).

    Aber ich sehe wie Sie das Problem, ein abstraktes allgemeingültiges Gesetz zu formulieren. Und anscheinend haben auch unsere gesetzgebenden Parlamentarier nach ihren anfänglichen Pavlovschen Statements erkannt, dass Sie da etwas versprochen haben, was sie gar nicht leisten können.

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    Sehr geehrter Alan Posener,

    so ehrenwert und nachvollziehbar Ihre Ausführungen auch sind – sie zeigen allerdings auch, daß in dieser gesamten Debatte die meisten Teilnehmer daran eines völlig außer Acht lassen: das Erleben der Kinder.
    Es ist ein Trick der Religionen, sich auf höhere Entitäten zu berufen – und die Kritiker der Beschneidung lassen sich darauf ein.
    So wirft man sich Menschenrechtsfundamentalismus und/oder Antisemitismus sowie Islamfeindlichkeit um die Ohren – aber das Leiden der Kinder interessiert nicht einen Deut.
    Die Kindheitsforscherin Alice Miller versuchte seit Anfang der 70er Jahre Entscheidungsträgern in vielen Staaten und im Vatikan (der auf ihre Aufrufe nicht einmal geantwortet hat) das Leiden von Kindern ins Bewußtsein zu rücken. Dabei ging es nicht einmal um das offensichtliche Leiden z.B. der hungernden Kindern in der III. Welt.
    Es ging Miller (aber auch anderen Kindheitsforschern wie Lloyd de Mausse) um das Leiden des Kindes in der Familie. Schlagen, Herabwürdigung, Verspottung, Entmutigung, emotionaler und sexueller Mißbrauch sind leider in vielen Familien noch immer an der Tagesordnung.
    Immerhin steht in der Bundesrepublik das Prügeln von Kindern endlich unter Strafe – aber erst seit rund zehn Jahren; ein Gesetz, gegen den Widerstand der damaligen Opposition und der Kirchen durchgebracht. In den USA erlauben einige Staaten das Prügeln von Kindern in den Schulen immer noch; es gibt dort Firmen, die Prügelstöcke für Kinder herstellen und daran gut verdienen.
    Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, auf die aber Alice Miller gegen größte Widerstände aufmerksam machen mußte, daß einmal geprügelte Kinder als Erwachsene ihre eigenen Kinder wieder prügeln. Obwohl man doch meinen sollte, daß sie sich an ihr eigenes Leid erinnern und deshalb gegen das Prügeln oder andere Grausamkeiten eingenommen sein müßten. Tatsächlich ist es aber so, daß mißbrauchende Erwachsene (und damit meine ich nicht bloß sexuellen Mißbrauch, sondern auch anderen psychischen und physischen) sich für ihr erlittenes Leid schadlos halten an der nächsten Generation. Sie sind nämlich mit emotionaler Blindheit geschlagen: ihnen wurde gesagt, daß Prügel, psychischer und physischer Mißbrauch usw. ein Akt der elterlichen Liebe waren: „mich schmerzen die Prügel, die ich dir geben muß, mehr als dich!“ – Daraus wird dann „Uns hat eine Backpfeife auch nicht geschadet!“
    Es ist solchen Leuten offenbar unmöglich, den elterlichen Machtmißbrauch zu durchschauen – denn dann erwiesen sich die angehimmelten Eltern ja als klein, feige, schwach oder inkompetent.
    Diese emotionale Blindheit hält uns in einem Stadium der frühen Kindheit, in denen die Eltern dem kleinen Kinde wirklich gottähnlich vorkommen (hier liegt der Ursprung der Religion). Und das kleine Kind braucht ja auch Zuwendung: Nahrung, Wärme usw. – und selbst negative Zuwendung wird schließlich als Zuwendung akzeptiert; das Kind sucht dann bei sich die Schuld für die Grausamkeiten der Eltern. Es glaubt schließlich, daß es ein unvollkommener, zu korrigierender Mensch sei, defizitär und daß es zurechtgestutzt/geschnitten (im Falle der Beschneidung) werden müsse.
    Es ist doch bemerkenswert, daß die Befürworter der Beschneidung alle behaupten, sie sei weder gefährlich, noch schmerzhaft, auch sie hätten sie ja erlebt, die Beschneidung; sie sei etwas Gutes, medizinisch nützliches und ein Akt der göttlichen Zuwendung und Liebe oder auch ein Akt elterlicher Liebe, die damit die Kinder in die Gemeinschaft hereinholten.
    Es ist der gleiche Argumentationszusammenhang wie jener erwähnte: „Uns hat Prügel auch nicht geschadet, im Gegenteil, sie hat mich stark gemacht, ich habe sie auch verdient usw. usf.“
    Die Beschneidung (männlich wie weiblich) ist ein grausames Herrschaftsintrument der Eltern ins Religiöse transzendiert und damit zementiert.
    Wo ist der Unterschied zwischen der sadistisch-herrischen Behauptung: Ich schlag mein Kind wie es mir paßt, denn ich bin sein Vater und der ebenso sadistisch-herrischen Behauptung: Ich beschneide mein Kind, weil ich dazu die elterlichen Rechte habe im Namen meines Gottes.
    So wie sich Eltern niemals in das Leiden der von ihnen geschlagenen und mißbrauchten Kinder hineinversetzen können wegen der erwähnten emotionalen Blindheit, so versetzt sich in der aktuellen Diskussion niemand der Befürworter in das Leiden des kleinen Kindes.
    Ein acht Tage altes Kind kann natürlich noch nicht intellektuell einordnen was geschieht – es erlebt aber ganz unmittelbar Kälte, Wärme, Schmerz, Zärtlichkeit (und speichert dies fürs Leben) – unmittelbarer als wir es später im Leben je können. Es ist daher eine Frechheit, wenn Beschneider behaupten, ein mit Wein getränkter Wattebausch würde die Schmerzen des Kindes betäuben (bis vor 30 Jahren glaubte man tatsächlich, Säuglinge hätten ein vermindertes oder gar kein Schmerzempfinden, obwohl sie bei zugefügten Schmerzen weinten… wie gnadenlos muß jemand sein, der das Weinen eines Kindes nicht ernst nimmt? Aber es ist noch immer an der Tagesordnung wegzuhören, wenn Kinder weinen – das Weinen der Kinder ist lästig!).
    Es geht in der Beschneidungsdebatte tatsächlich an das Eingemachte der Religionen (es wundert auch nicht, daß die christlichen Kirchen sich sofort auf die Seite der jüdischen und muslimischen Befürworter schlugen): es geht um die Bemächtigung des Kindes, die Vereinnahmung durch früh zugefügte körperliche Schmerzen, die zur seelischen Blindheit führt.

    Beschneidungen, Taufen, Erzählungen von Himmel und Hölle, mit denen man Kindern Angst macht fürs Leben, dienen der Vereinnahmung, Unterordnung und Unterwerfung und erzeugen eben jene emotionale Blindheit. Damit perpetuieren die Religionen elterliche Grausamkeit, Sadismus und Gewalt verkleidet in die angebliche Gottesliebe.

    Es ist erfreulich, daß es langsam ins öffentliche Bewußtsein dringt, daß alles, was wir unseren Kindern in frühester Zeit antun (positiv oder negativ) seinen Niederschlag im späteren Leben findet.
    Das gebetsmühlenartig wiederholte Mantra der Beschneidungsbefürworter, deus lo vult, entspricht der elterlichen Lüge, die behauptet, man strafe und schlage aus Liebe.

    Zu Alice Miller empfehle ich „Evas Erwachen. Über die Auflösung emotionaler Blindheit. rororo 2001

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    @ Alan Posener Güterabwägung … müssen wir uns fragen, welche Bräuche zu tolerieren sind und welche nicht

    „Fragen“? Gut: Sollen in einem entsprechenden Gesetz Juden, Muslime, Christen, Zeugen Jehovas (aber beispielsweise nicht Scientology) und deren „Bräuche“ einzeln aufgezählt und „lizenziert“ werden? Sollen entsprechende Rechte (biblisch) kasuistisch formuliert werden (‚Wenn ein Jude/ ein Muslim einen Sohn hat, … Wenn ein Zeuge Jehovas eine Tochter hat, …)? Oder sind entsprechende Gesetze als generell und abstrakte Regelungen zu formulieren? Usw.usf.

    Es geht um „Bräuche“, die Grundrechte einschränken. Das ist nicht ohne gesetzliche, evtl. nicht ohne verfassungsrechtliche Regelung möglich. Wer dergleichen „Bräuche“ für nötig oder legitim hält, muss dafür mit konkreten Formulierungen rüber kommen.

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    @Thierry Chervel
    „….Der Begriff, um den in der Islamdebatte gestritten wurde, war nicht “Menschenrechtsfundamentalismus”, sondern “Fundamentalismus der Aufklärung” beziehungsweise “des Unglaubens”. ….“

    Was mich an der Debatte irritiert, ist der Eindruck, als sei Aufklärung prinzipiell gleich Unglaube, also der Verlust von Religion. (Wer will schon einen wichtigen Lebensmaßstab verlieren?). Ich denke, man kann auch aufgeklärt sein und an etwas glauben (vielleicht muss man das sogar).

    Meine Sicht, in aller Kürze: Es gibt einen Glauben vor der Aufklärung, d.i. der naive Glaube des Kindes, das sozusagen „mitglaubt“ (üblicherweise das, was die Eltern ihm vorgeben). Dann kommt die Aufklärung, d.h. die Einsicht, dass der Mensch die Religion gemacht hat und dass er (etwas polemisch forumuliert) nur an den Gott glauben kann, den er sich selbst ausgedacht hat (ohne hier je recht oder unrecht haben zu können). Und dann kommt ggf. die Entscheidung für einen solchen Glaubensinhalt (und erst dieser Glaube ist echt, weil er auf einer eigenen Entscheidung gründet.)

    Religiöse Fundamantalisten würde ich diejenigen nennen, die noch in dem naiven Glauben an einen vorgegebenen Gott festhängen, (also an einen Gott, an den man gar nicht glauben braucht, weil es ihn „sowieso“ gibt). Diese Religiösen sind wohl noch immer in der Überzahl (leider).

    „Aufklärungsfundamentalisten“ wären höchstens diejenigen, die Religion komplett abschaffen wollten; ich weiß nicht, ob das so viele sind.

    Jedenfalls würde ich ungerne diejenigen, die die Würde des Menschen und die Freiheit des Individuums verteidigen als „Fundamentalisten“ bezeichnen. Denn sie zwingen nicht mit unbewiesenen Glaubenssätzen anderen ihre Wahrheit auf, sondern verteidigen auf der Basis der menschlichen Vernunft die Bedingungen der Möglichkeit, dass überhaupt verschiedene Kulturkreise/Religionen/Individuen friedlich miteinander leben könn(t)en.

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    @ Roland Ziegler: Stimmt. Es igehört zum Wesen der Religion, in absoluten Kategorien zu denken und – wie Benedikt XVI. – der säkularen Gesellschaft vorzuwerfen, sie sei eine „Diktatur des Relativismus“. Wehe aber der säkulare Staat besinnt sich seiner Grundlagen; dann haben wir es mit einem „Fundamentalismus der Aufklärung“ etc. pp. zu tun. Kopf ich gewinne, Zahl du verlierst: die grundlegende Argumentationsweise aller Religionen und Pseudoreligionen. Lesen Sie dazu auch mein Buch über Benedikt.

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    nochmal @Parisien
    „Ich habe nie verstanden, dass HMB seine Frau davon abgehalten hat bzw. dabei unterstützt hat, Katholikin zu bleiben.“
    Wiseo?? Würden Sie, wenn Sie mittlerweile Atheist wären, den Glauben Ihrer gläubigen Frau verunsichern, indem Sie sie dazu ermutigen, die Religion anzunehmen, in die sie selber zufällig hineingeboren wurden?
    – und –
    „Dem muss das Kind sich beugen. Somit stellte die Bundesregierung faktisch den Schutz von Tieren über den Schutz von Kindern.“
    Die Bundesregierung /unsere Gesellschaft..
    ..bewertet den fließenden Autoverkehr höher, als die Verkehrsopfer..
    ..bewertet den Umweltschutz höher, als Arbeitsplätze..
    ..bewertet Steuergerechtigkeit als wichtiger, als die Verfolgung von (Daten-)Diebstahl und Hehlerei..
    (beliebig fortsetzbar), sie setzt also Prioritäten, oftmals falsch für das Individuum. Es geht aber bei Gesetzen um das Zusammenleben. Die Cirumcision ist dabei – ganz offensichtlich – nicht so wichtig.

    Es ist draußen 30° und ich mache Feierabend und bin gut gelaunt, was ich mir aus kapitalistischen Gründen meine herausnehmen zu dürfen.

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    @KJN: In einer Partnerschaft muss man sich auch unterordnen können 🙂 Zumal Einsicht meistens ein Prozess ist, der seine Zeit braucht. Manchmal auch sehr viel Zeit.

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    Es ist wichtig, dass nicht unter den Tisch fällt bzw. von theologischen Dialektikern auf den Kopf gestellt wird, wer in dieser Diskussion die Prinzipienheinis sind und wer mal locker Fünfe gerade sein lässt bzw. lassen soll. „Kompromiss“ heißt, dass beide Seiten auf einander zugehen. Was wir erleben ist ein einseitiger Verzicht, der tatsächlich – Kult der (pragmatischen) Vernunft – sinnvoll ist.

  20. avatar

    @Alan Posener
    „..aber warum nach der Diskussion um die männliche Zirkumzision nicht etwa die Polygamie geduldet werden soll…, erschließt sich mir nicht.“
    Weil unser westliches Gemeinwesen, zumindest formal, auf Monogamie aufgebaut ist – alles andere ergäbe ziemlichen Ärger (Erbrecht, Rentenansprüche etc.)
    @Parisien
    Ja, Religionen sind engstirnig. Man betrachte dazu
    auch z.B. die heftigen Debatten um das 2. Vaticanum bzw. die Karfreitagsfürbitte. Wären sie das nicht, würden sie den Halt nicht bieten, den sie bieten wollen.
    @Roland Ziegler
    Für eine Partnerschaft mit einer Diva sind Sie doch viel zu intelligent – oder? 😉

  21. avatar

    Die FAZ ist eine ur-demokratische Zeitung.
    Den einen Tag bringt sie eine Kritik von David Grossmann an israelischer Politik, die,käme sie von einem Deutschen, sofort als antisemitisch eingestuft würde:

    http://www.faz.net/aktuell/feu.....42639.html

    Den nächsten Tag nennt sie Kritiker der Circumcision, u.a.die eigene Autorin Necla Kelek, präpotent:

    http://www.faz.net/aktuell/feu.....56385.html

    Fazit: Wir sind alle präpotente Antisemiten. Wer das noch nicht weiß, hat sich noch nicht verkehrtherum in eine Debatte eingemischt. Präpotente antisemitische und islamophobe Menschenrechtsfundamentalisten sind wir, mehr nicht.
    Oder?

  22. avatar

    @ Lyoner
    An sich sollten Religionen den größtmöglichen persönlichen Gewinn bei dem geringstmöglichen physischen und seelischen Schaden bieten. Haben sie aber noch nie, keine einzige.
    Im Prinzip sind sie allesamt ein Mittel, um sich abzugrenzen und im Fall des Falles im Namen von Gott Krieg zu führen oder sonstigen Schaden anzurichten (Pogrome, Jihad, you name it).

  23. avatar

    @Lyoner: Ja: Regeln, Rituale und Vorschriften, außerdem anschauliche Beispiele und eine – wörtlich genommen unzutreffende – Welterklärung. Dass da nicht immer alles zusamenpasst, manches einander widerspricht (oder zu widersprechen scheint), ist zu erwarten.

    So auch bei der Interpretation des 6. Gebots, das man oft mit „Du sollst nicht morden!“ übersetzt, z.N. um damit Todesstrafe, Kriege etc. zu rechtfertigen. Nun hat ein so formuliertes Gebot wenig Neuigkeitswert, denn es gibt und gab wohl niemanden in der Menschheitsgeschichte, der jemals gepredigt hat: „Du sollst morden!“, aus einem einfachen Grund: der Begriff „Mord“ beinhaltet bereits das Verbot. Es ergibt sich eine Tautologie. Genausogut könnte man das Gebot aufstellen: „Du sollst dich nicht schlecht verhalten! Sei gut!“ Außerdem muss man auch darüber nachdenken, was Mord von anderen absichtlichen Tötungen unterscheidet.

    – Wer sich für die Übersetzungsfrage interessiert, wird hier fündig:

    http://www.juedische-allgemein.....w/id/6703/

    Der Autor Elieser Segal kommt am Schluss seines interessanten Artikels zu dem Urteil:

    „Aus diesem Blickwinkel betrachtet, fällt es uns nicht schwer, einzugestehen, daß „Du sollst nicht töten“ nicht einfach nur das Ergebnis von Unwissenheit auf Seiten von Hieronymus oder der Übersetzer der King-James-Bibel ist. Sondern daß sich darin die legitime Entscheidung ausdrückt, die ganze Skala möglicher Bedeutungen der hebräischen Wurzel abzudecken.
    Wie so oft lehrt uns eine genauere Untersuchung, daß das, was zunächst lachhaft offenkundig ist, in Wahrheit viel komplexer ist, als es beim ersten Blick zu sein scheint.“

    Tja, so ist es wohl. Für mich Grund genug, die Finger von Theologie zu lassen.

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    @ Alan Posener
    „aber warum nach der Diskussion um die männliche Zirkumzision nicht etwa die Polygamie geduldet werden soll, wie sie von fundamentalistischen Mormonen und manchen Muslimen praktiziert wird und von den biblischen Urvätern ebenso praktiziert wurde wie vom Propheten Mohammed, erschließt sich mir nicht.“

    Eine solche Diskussion wäre bedeutend leichter, weil es hier auch um Gerechtigkeit geht: Bei einem Verhältnis von männlich zu weiblich von ca. 1:1 hat der reichere, erfolgreichere Mann vier Frauen, gelegentlich lässt sich eine dann scheiden, und er nimmt sich die fünfte, siehe ObL.
    Für den Mann ganz unten in der Skala bleibt nur Vergewaltigung, Puff oder gar eine Karriere als SM-Attentäter.
    Eine ähnliche Lage ist in einem ganz anderen Land entstanden: China. Wegen der rigiden Ein-Kind-Politik, die heute durchaus modifiziert wird, haben die Abtreibungen weiblicher Föten zugenommen, so dass ein Männerüberschuss entstand.
    Abgesehen davon können vier Witwen nicht von einer Witwenrente leben, und kein Land ist heute mehr in der Lage, vier Frauen die Rente zu erhöhen oder sie gar alle in die Krankenversicherung aufzunehmen. Es wird dennoch gelegentlich gemacht. So haben in Frankreich etliche Afrikaner mehrere Frauen nachgeholt, und in Französisch-Guyana werden angeblich von Frankreich vielweibernde Indianerclans mit Sozialhilfe durchgefüttert. Hier sollte man mal zuerst anfangen, zu sparen.

    Ich bin kein Menschenrechtsfundamentalist, glaube ich (siehe voriges Stück von Ihnen), aber eine freie Diskussion darum muss möglich sein. Es kann ja nicht die Rede davon sein, dass jemand Juden oder (vernünftige) Muslime aus Deutschland vertreiben will. Vernünftig: Keine signifikante Kulturverweigerung, kein Terrorismus.

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    @ Roland Ziegler

    Eine Religion besteht nicht nur aus einem Kanon zur Verbesserung des Menschengeschlechtes, sondern aus Ritualen und Vorschriften, die die Gemeinschaft der Gläubigen (bzw. des Gottesvolkes) sicherstellt.

    Darüber hinaus gratuliere ich Ihnen zu Ihren Sticheleien gegen die „Diva“.

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    @ Menschenrechts- und Aufklärungsfundamentalisten (danke, Thierry Cherval): Konsequenter Kinderschutz hieße – darauf habe ich in meinem ersten Kommentar für die „Welt“ hingewiesen – wohl, dass der Staat die religiöse Indoktrination durch die Eltern verhindert, die ja oft tiefere spuren hinterlässt als die Zirkumzision. Das ist weder möglich – ohne den totalen Überwachungsstaat – noch wünschenswert. Mit dem Elternrecht auf Erziehung geht also der demokratische Staat einen gewissen Kompromiss ein, weil er zulässt, dass Kinder gegebenenfalls im Sinne eines religiösen Fundamentalismus – siehe etwa bei den Zeugen Jehovas – erzogen werden, dem die staatliche Schule nur bedingt entgegenwirken kann. Die Zirkumzision ist der körperliche Ausdruck dieses elterlichen Rechts, mehr nicht. Die Frage für denStaat ist: Kann er diesen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit ertragen, ohne sich zu kompromittieren, oder muss er „eisern“ (Cora Stephan) die Unversehrtheit verteidigen? Das ist eben keine fundamentalistisch zu treffende Entscheidung, sondern, wie ich zu zeigen versucht habe, eine Güterabwägung. Weil und so lange wir die Anwesenheit von Muslimen und Juden in Deutschland begrüßen (und zumindest die Zugehörigkeit des Judentums zu Deutschland hat auch Herr Gauck nicht bestritten), müssen wir uns fragen, welche Bräuche zu tolerieren sind und welche nicht. Weibliche Genitalverstümmelung zum Beispiel wird nicht toleriert, und zu Recht, aber warum nach der Diskussion um die männliche Zirkumzision nicht etwa die Polygamie geduldet werden soll, wie sie von fundamentalistischen Mormonen und manchen Muslimen praktiziert wird und von den biblischen Urvätern ebenso praktiziert wurde wie vom Propheten Mohammed, erschließt sich mir nicht.

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    @Parisien: Das mit den zehn Geboten ist auch nicht so einfach, wie man denken sollte. Ich dachte früher z.B., „Du sollst nicht töten!“ würde ziemlich unmissverständlich bedeuten, dass man nicht töten solle. Daran anknüpfend habe ich mich gefragt, warum man denn trotzdem tötet und schon immer getötet hat. Falsch gedacht, erklärte mir die Diva; gemeint sei, man dürfe nicht „seinesgleichen“ töten, andere dürfe man durchaus, ja müsse man sogar gelegentlich töten. Soso, dachte ich, die Diva ist wohl etwas wunderlich.

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    Ich dachte, diese Religion hätte etwas ungeheuer Großzügiges und habe sie immer bewundert, doch im Moment kommt sie mir engstirnig vor. Und ängstlich. Ich habe nie verstanden, dass HMB seine Frau davon abgehalten hat bzw. dabei unterstützt hat, Katholikin zu bleiben. Manches versteht man eben später. So gibt es hier einen Trost: Vielleicht verstehe ich eines Tages das, was ich hier als engstirnig empfinde. Jedenfalls ist es nachvollziehbar, wieso Else Lasker-Schüler sich für Jesus interessierte.
    Als die größte Gefahr für die jüdische Religion empfinde ich nicht die Bedrohung für die Circumcision, sondern den weit verbreiteten Unglauben, so dass mir der Ausdruck Fetischismus einfiel.

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    Die Diva ist ja gern mal etwas schwerhörig bzw. begriffsstutzig; das hat sie in der Vergangenheit wiederholt unter Beweis gestellt. Auch heute hält sie z.B. an dem Glauben fest, die Erde sei der einzige belebte bzw. beseelte Planet, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, und hält die Frage nicht etwa offen, so lange bis man ihr das Gegenteil beweist. Vielleicht war sie ja auch etwas schwerhörig bzw. begriffsstutzig, als der Gott ihr, der Göttlichen, die Regeln ins Ohr geflüstert hat? Oder vielleicht der Scriptor? Er hat sich beim Wortlaut verhört oder den Sinn nicht richtig erfasst? – „Nein, das ist völlig unmöglich und überdies blasphemisch, denn wenn man mich infrage stellt, stellt man Gott infrage.“, sagt die Göttliche.

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    In den Geschichtsbüchern könnten wir schon einmal eintragen:
    2012 verbot die BRD den Schenkelbrand bei Tieren. Im gleichen Jahr fand eine Debatte über die Circumcision statt. Die Bundesregierung beugte sich den religiösen Wünschen maßgeblicher Funktionsträger, zumal eine offene Debatte zugunsten von Kindern aus historischen Gründen nicht stattfinden konnte (siehe RZ, keine Lust mehr). Jegliche Debatte scheiterte an einer Wand: Antisemitismusverdacht. Dem muss das Kind sich beugen. Somit stellte die Bundesregierung faktisch den Schutz von Tieren über den Schutz von Kindern.

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    Für mich als Atheist und sogenannter Menschenrechtsfundamentalist
    gilt:
    Es geht nicht um Religion, es geht um die Kinder
    (siehe sehr guten Artikel von Harald Stücker http://evidentist.wordpress.co.....ie-kinder/)

    Der Staat hat das christliche Züchligungsrecht von Kindern verboten, dann muß er auch die körperliche Verstümmelung von Kindern verbieten.

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    Anmerkung:
    Ich gehe davon aus, dass der Einfluss politischer Gestalten weit über ihre Zeit hinausreicht. Willem Zwo, der 1918 abdankte, trieb ideologisch m.E. noch in den Fünfzigern sein Unwesen in deutschen Wohn- und Schlafzimmern und wurde erst 1968 endgültig beerdigt, fünfzig Jahre nach seinem Abgang als Kaiser. Bei jeder Debatte feiert er Auferstehung.

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    Hat jemand das gesehen gestern?
    Hier Ausschnitt die Welt:
    „Graumann etwa wiederholte, die Beschneidung sei das Fundament des jüdischen Glaubens. Seit Jahrtausenden, fertig, Punkt.

    Die Mühe, diese Bedeutung zu erläutern, herzuleiten oder sie gar für eine historisch-kritische Lesart zu öffnen, machte Graumann sich nicht. Warum man die Heranwachsenden nicht selbst entscheiden lassen könnte, mit 16 oder 18 Jahren? „Religiöse Regeln lassen sich nicht beliebig anpassen. Sie sind eigentlich für die Ewigkeit gemacht.“ “
    http://www.welt.de/fernsehen/a.....annes.html

    Mein Kommentar: Ich dachte immer, Fundament des jüdischen Glaubens wäre der Glauben, also im Wesentlichen die zehn Gebote, weil die übrigen heute ohnehin selten befolgt werden. Außerdem war ich wohl fehlgeleitet, denn ich dachte, die lebhafte Debatte gehörte dazu, die Fähigkeit, etwas in Frage zu stellen. Ich sehe, dass ich keine Ahnung von diesem Glauben habe, sondern ihn aus einer jesusförmigen Perspektive betrachte, als Grundlage. Allerdings habe ich hier von Herrn Graumann etwas Wesentliches gelernt. Er hat mir erklärt, warum es plötzlich Jesus gab, der den Glauben reformieren wollte und mehr nicht. Als dieser anfing, am Sabbat Kranken zu helfen, wurde er gewiss mit demselben Argument konfrontiert. Heute aber fährt man Kranke am Sabbat selbstverständlich in Israel wie überall ins Krankenhaus und hat dort einen diensthabenden Arzt, der eigentlich am Sabbat nicht arbeiten darf.

    Aber Dieter Graumann ist längst nicht so wesentlich wie eine Frau, die die Beschneidung verteidigt, einfach nur deshalb, weil Graumann ein Mann ist:
    „Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney von der SPD stellte sich klar auf die Seite des Rechts auf freie Ausübung der Religion. Sie verwies unter anderem auf das „Gesetz über die religiöse Kindererziehung“ von 1921.“
    Aha. frau kommt mit Willem Zwo. Den hatten wir eigentlich abgelegt. Aber ich hatte schon öfter den Eindruck, dass man ihn wiederhaben will (Bubb und Drill in der Schule etc.)
    Aber der Abschuss ist dies:

    „Der zivilisatorische Fortschritt habe die Schutzfunktion der Vorhaut überflüssig gemacht.

    Die sei heute neben einer „Urinsammelstelle“ auch eine „Unterhosenfusselsammelstelle“.“ (Isik)

    Was würde Freud dazu sagen?

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    EJ: … dass der in der Tat bestehende Konflikt zwischen Beschneidung [bzw. Religion] und Verfassung in Diskussion und einen (versöhnenden/ integrierenden) Aufklärungsprozess und eines Tages in eine respektvoll anerkennende bürgerlich[e] Koexistenz münden könnte.

    … EJ, Sie sind so lieb, so gut … ich glaube sogar meine Augen begunnen zu tropfen … :

    eine respektvoll anerkennende bürgerlich[e] Koexistenz …

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    @Alan Posener
    „Menschenrechtsfundamentalismus“ ist nichts weiter, als ein Kampfbegriff, der die m.E. stets erforderliche Diskussion, wo sie anfangen und aufhören, verhindert und so verstehe ich Sie wohl in Ihren Schlussbemerkungen auch.
    Ein gutes Urteil sollte aber zwei gegeneinanderstehende Rechtsgüter (religiöse Identität vs. körperliche Unversehrtheit) gegeneinander abwägen können – und dies ohne Berücksichtigung eines Mehrheitsgeschmacks.

    Aber warum überhaupt ein Urteil?
    Sie hatten mir in einer Antwort mal vorgehalten, ich würde den Rechtsstaat von den Füßen auf den Kopf stellen, wenn ich dem Staat „nur“ die Regelung des Gemeinwesens zugestehen würde. Da ich das umgegehrt sehe, versuche ich es noch einmal:
    Regelungsbedarf entsteht bekanntlich dort, wo mehrere Individuen zusammenkommen und sich Ressourcen teilen müssen. Zu diesem Zweck ernennen sie Eliten und diese ernennen Herrscher. Ein guter Herrscher wird die erforderlichen Gesetze erlassen, aber nicht mehr. (Und vor allem wird er nicht versuchen, die Menschen nach einem Idealbild zu ändern, worauf ich noch komme.)
    Daher befürworte ich alle Regeln, Gesetze und Urteile, die dem Gemeinwesen dienen. Daher bin ich zwar gegen Kopftuch- und Burkaverbote in der Öffentlichkeit, aber dafür in Schulen, Behörden, öffentlichem Dienst allgemein, denn diese Institutionen unterliegen dem Diktat des funktionierenden Gemeinwesens, also besonderen Anforderungen.
    Ja, mir tun burkatragende Damen nicht nur aufgrund ihres chronischen Vitamin-D-mangels leid, aber dies liegt m.E. so lange im Ermessen der Damen, so lange sie keine Klage wegen Freiheitsberaubung erheben. Der Transfer auf die aktuelle Debatte ist klar (aber Beschnittene tun mir auch keineswegs leid).

    Unsere Justiz und unsere Demokratie laufen derweil Gefahr, mehr individuelle Belange, als die des Gemeinwesens zu regeln, weswegen Rückzugsmöglichkeiten für indivuduelle „Verrücktheiten“ (z.B. Rauchen etc.) immer rarer werden, weil sie als gemeinschaftsrelevant deklariert werden. Gründe dafür (gerne „statistisch untermauerte“) finden sich fast immer. Neben diesem quasireligösen Eiferertum für eine „Vernunft“ – dem Lieblingswort der mir bekannten Fundamentalkatholiken übrigens – finden sich dann wohl eben auch Wissenschaftsgläubige, Rassisten, Antisemiten u.a. Fundamentalisten, die endlich mal „dürfen“.

    Wenn es (neben stets sauberen Fassaden und Vorgärten) so etwas wie einen deutschen Nationalcharakter geben sollte, dann sicher die Bejubelung von Obrigkeit, wenn auch nur eine Spur von Eigeninteresse oder ach so „vernünftige“ Gründe dahinter vermutet werden. Ein Nerv für das Erkennen von Verlust individueller Freiheit ist hierzulande selten.
    Daher auch das vehemente Eintreten für „Minderheiten, die sich nicht wehren können“ – gerne auch die im Ausland – wo man seine eigenen gutmenschlichen Projektionen, bzw. das eigene „Idealbild“ von einem Menschen, so richtig ausleben kann, denn die Objekte der Fürsorge können sich ja nicht äußern, bzw. wehren.
    Es geht also auch hier um das Menschenbild und da plädiere ich für mehr Demut.

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    Danke für die Verlinkungen auf den Perlentaucher! Der Begriff, um den in der Islamdebatte gestritten wurde, war nicht „Menschenrechtsfundamentalismus“, sondern „Fundamentalismus der Aufklärung“ beziehungsweise „des Unglaubens“. Geprägt hat ihn Mohammed Bouyeri: In ihm kulminierte der Zettel, den er Theo van Gogh per Dolch an die Brust heftete. Timothy Garton Ash hat ihn dann in seinem Essay über „Islam in Europa“ als eine Art Anregung zur Debatte aufgegriffen. Pascal Bruckner hat darauf geantwortet. Das ganze ebenfalls im Perlentaucher:
    http://www.perlentaucher.de/es.....batte.html

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    „Kult der Vernunft“ – das ist die Notbremse, wenn einem nichts mehr einfällt: „Man respektiert mich nicht! Man versucht mit mir, der Göttlichen, zu diskutieren! Man treibt mich außer Landes!“ – Den Vernunftanbetern bleibt nichts übrig als die dicke Diva in Watte zu packen, dezent und bei Gelegenheit auf weltliche Gesetze hinzuweisen, ohne sie durchzusetzen, und ansonsten alles so zu belassen wie es ist. Vielleicht hat die Divas ja irgendwann ein Einsehen.

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    „Kult der Vernunft“? Schön wärs… Wenn man argumentiert, begibt man sich auf das Feld der Vernunft, und so zieht man sich selber den Boden unter den Füßen weg. Statt nur auf Zwischentöne und Einfärbungen zu achten wäre es schön, mal ein paar Argumente zu erfahren, die die Beschneidungen rechtfertigen. Aber nein, das wäre ja ein „Kult der Vernunft“. Die Religion ist wie eine beleidigte Diva: „Ich mich ändern? Was für eine unerträgliche Zumutung!“

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    Beachten muss man, dass beide Formen aus dem Pharaonenreich stammen, wobei die Infibulierung sich nur in Afrika gehalten hat,nicht jedoch in aufgeklärteren islamischen Ländern wie der Türkei oder Iran.
    Wenn Aufständische das Museum in Kairo angreifen, ist das dämlich. Sie sollten zuerst die Rechte der Frauen stärken und die Infibulation in Ägypten verbieten. Sie erscheint mir unislamisch.

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    @ Alan Posener
    Ich sehe einen viel gravierenderen Fehler bei Küntzel: Dass er Kindbeschneidung sagt.
    Dass er eine Circumcision mit 4-5 jahren gravierender findet, als eine im Säuglingsalter, ist aber wohl eindeutig nachvollziehbar. Männliche Muslime haben den Ruf, außer in aufgeklärten Familien, ihre Mutter und Schwestern nicht zu respektieren. Wenn die Mütter beginnen würden, sich gegen Vater und Sippe für die Rechte ihrer Kinder einzusetzen, würde das aufhören. A propós Vatermord: Der schlagende Beweis, dass Männer SCHEINBAR gewalttätiger sind, ist, das infibulierte Mädchen ihre Mutter nicht töten, sondern ihre eigenen Töchter wieder mit diesem Schicksal „beglücken“. Hier zeigt sich aber die wahre Gewalttätigkeit des weiblichen Geschlechts: Sie wohnt im Verborgenen, im Racheakt an Frau. Phyllis Chesler hat viel Logisches dazu verfasst.

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    Alan Posener: Gut wäre es auf jeden Fall, wenn die Verteidiger des Menschrechtsfundamentalismus anhand dieses Urteils und der Debatte darüber die simple Wahrheit erkennen würden, dass alles nicht ganz so eindeutig und klar und vor allem so einfach ist, wie sich die Schulweisheit träumen lässt.

    Auf der Basis dieser den Fundamentalismus hoffentlich verunsichernden Erfahrung noch einen kleinen Schritt weiter geht meine Hoffnung, dass der in der Tat bestehende Konflikt zwischen Beschneidung [bzw. Religion] und Verfassung in Diskussion und einen (versöhnenden/ integrierenden) Aufklärungsprozess und eines Tages in eine respektvoll anerkennende bürgerlich[e] Koexistenz münden könnte.

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