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Katholiken an die Gebärfront!

Der modisch gewordene Sozialdarwinismus Sarrazin’scher Prägung treibt immer seltsamere Blüten. Vor einiger Zeit hat sich der Regierungschef Sachsen-Anhalts, Wolfgang Böhmer (CDU) mit einem originellen Vorschlag zu Wort gemeldet. „Die Geburtenrate ist so weit gesunken, dass wir ohne Zuzug von außen eine langsam absterbende Bevölkerungsgruppe wären“, sagte Böhmer im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ (18./19. September 2010), ohne zu erläutern, wen er mit „wir“ und was er mit „Bevölkerungsgruppe“ meint.

Egal. „Deutschland ist angewiesen auf Zuwanderung aus Gegenden, in denen es zum Selbstverständnis gehört, Kinder zu bekommen.“ Also der Türkei etwa? I wo. „Dabei denke ich an sehr katholische Regionen.“

Hm. Ich zitiere aus einem der zahlreichen Untersuchungen über Fertilität in Europa (von Gerda Neyer, 2004):

„In den vergangenen dreißig Jahren ist die Geburtenrate in allen europäischen Ländern deutlich gesunken und liegt gegenwärtig unter jenem Wert, der als bestandserhaltend für eine Gesellschaft erachtet wird (2,1 Kindern pro Frau). Dennoch bestehen große Unterschiede im Fertilitätsniveau der einzelnen Länder. So zählen etwa Deutschland und Österreich mit einer Gesamtfertilitätsrate von 1,33 (Deutschland) bzw. 1,31 (Österreich) zu den Ländern mit der niedrigsten Fertilität in Europa, während die nordischen Länder, Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, sowie Frankreich mit einer Fertilitätsrate zwischen 1,71 und 1,89 zu den Ländern mit der höchsten Fertilität in Europa gehören.“

http://www.zdwa.de/zdwa/experten/neyerW3DnavidW261.php

Was fällt an den Ländern Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland besonders auf? Richtig. Sie sind auffällig unkatholisch. In Frankreich ist zwar ein großer Teil der Bevölkerung katholisch, jedoch handelt es sich vermutlich um den – neben der Türkei – laizistischsten Staat Europas. In Italien und Spanien hingegen, die zu den „sehr katholischen Gebieten“ Europas gehören, ist der Rückgang der Fertilität dramatisch. Wie Herwig Birg schreibt:

„Am Ende des 20. Jahrhunderts betrug die Zahl der Lebendgeborenen pro Frau im Durchschnitt der 15 EU-Länder 1,47. In den nördlichen Ländern (Irland, Großbritannien, Finnland, Schweden und Dänemark) waren es 1,70, in Mitteleuropa (Deutschland , Niederlande, Belgien, Luxemburg und Österreich) 1,41 und in Südeuropa (Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland) 1,39.“

http://www.bpb.de/publikationen/7OZ856,3,0,Zur_aktuellen_Lage_der_Weltbev%F6lkerung.html

Dabei fällt auf, dass es Ausnahmen gibt: Irland gehört als katholisches Land zur ansonsten protestantisch geprägten „nördlichen“ Gruppe und hat in der Tat eine der höchsten Geburtenraten Europas; Frankreich hat eine viel höhere Geburtenrate als die südeuropäischen Länder Italien, Spanien, Portugal (alles katholisch) und Griechenland (orthodox).

Zweifellos hat die Religiosität einen Einfluss auf die Fertilität. Dies zeigt ein Vergleich der USA mit Europa:

http://www.zdwa.de/zdwa/artikel/20080602_75702194W3DnavidW268.php

Aber die Unterschiede liegen im Grad der Religiosität schlechthin, nicht im Unterschied etwa zwischen Katholiken und Protestanten. (Evangelikale und Katholiken haben in den USA etwa die gleiche Geburtenrate, orthodoxe Juden in Israel haben eine höhere Geburtenrate als weltliche Juden, christliche und muslimische Araber.) Im übrigen zeigen die skandinavischen Länder und Großbritannien, in denen die Religiosität der Bevölkerung im Vergleich etwa zu Italien oder Griechenland gerade nicht sehr ausgeprägt ist, dass der Zusammenhang zwischen Religiosität und Fertilität nicht überbetont werden darf.

Und, um einem nahe liegenden Einwand entgegenzutreten: Die Geburtenzuwächse in den nördlichen und westlichen Ländern Europas haben kaum etwas mit der Fertilität der Einwanderer zu tun. Wie Martin Walker in „The Wilson Quarterly“ (Spring 2009) ausführt, „fallen die Geburtsraten bei muslimischen Frauen in Europa – und weltweit – seit Jahren signifikant“. Mehr hier (auch zu jener bekannten Anekdote, der zufolge „Mohammed“ der beliebteste Vornamen für männliche Neugeborene in London ist):

http://www.wilsonquarterly.com/article.cfm?aid=1408

Wie sind also die Fertilitätsunterschiede in Europa zu erklären? Der Christdemokrat Böhmer mit seinen von keinem Sachwissen getrübten Vorschlag, gebärfreudige Katholikinnen zu importieren, mag es nicht hören, aber es ist wohl so: „Länder, deren Familienpolitik auf die Unterstützung der Erwerbstätigkeit von Müttern ausgerichtet ist, weisen eine höhere Fertilitätsrate auf als Länder, die die Erwerbstätigkeit von Müttern kaum oder gar nicht politisch fördern. Ebenso zeigt sich, dass Länder, die über ein gutes Angebot an institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren verfügen, höhere Geburtenraten haben als Länder, in denen es kaum institutionelle Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder gibt.“ (Gerda Neyer a.a..O.)

Wer Kinder will, muss Kinderkrippen finanzieren statt Herdprämien zu zahlen. Und sich schon gar nicht in Fantasien der Peuplierung Deutschlands durch Leute mit der richtigen Konfession ergehen. Kinder statt Inder? Katholiken statt Muslime? Das sind alles dumme Sprüche, die den Populisten vom Schlage Geert Wilders in die Hände spielen und die Politikverdrossenheit fördern. Das nächste Mal, Herr Böhmer, schalten Sie bitte Ihr Gehirn ein, bevor Sie den Mund aufmachen.

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76 Gedanken zu “Katholiken an die Gebärfront!;”

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    @Rita E. Groda: Dann ist es ja schade, dass Sie von Ihren kindlichen Präferenzen inzwischen so weit abgerückt sind. David Berger ist doch nicht glatt oder konform. Er ist genau so kompliziert und unbequem, wie Sie es als Kind geliebt hätten. Mag sein, dass er sie in Sachen Präsenz in diesem Blog zeitweilig etwas überflügelt hat, aber das macht ja wohl nichts.

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    Liebe Frau Winter, lieber KJN: Es ist gar nicht meine Art konfliktscheu zu sein, bzw. um mit meiner Mutter zu sprechen – freiwillig gehe ich keinem Streit aus dem Weg.
    Allerdings, bereits als Kind war ich etwas eigen in der Auswahl meines Umgang. Es waren nie die Glatten und Konformen die ich präferierte, eher, die komplizierten, intelligenten und unbequemen Menschen, die ich mir zu Freunden versuchte zu machen, und von denen auch einige, von Kindergartenzeiten an bis heute zu meinen Freunden zählen. Was eigentlich für mich sprechen sollte, nicht gegen mich.
    Bei der Vielzahl der mir übertragenen Aufgaben, ist es mir zeitlich weder möglich, noch für mich interessant, kindische, unnötige und marginale Streitigkeiten hier auszufechten. Ich lerne aber sehr gerne von anderen Menschen, die tatsächlich eine „starke Meinung“ haben und diese auch gewandt vertreten.

    Für mich ist das Posten hier nicht nur eine Lernaufgabe, ebenso eine intellektuelle Entspannungsübung, da will ich ganz ehrlich sein.
    Daß ich mich entschlossen habe, doch ab und an mal wieder hier anzutreten, sehe ich jetzt hauptsächlich als einen Akt der Loyalität Frau Heckel gegenüber, obwohl ich sie nicht einmal persönlich kenne. Sie hat uns allen hier einen außerordentlichen Freiraum an Meinungsfreiheit installiert, den man mit Inhalt füllen sollte, nicht mit unnötigen persönlichen Angriffen. Und sie hat es einfach nicht verdient, daß auch dieser Blog, der bisher an Niveau nicht zu wünschen übrig ließ, genau so böse absinkt, wie manch anderer.

    Bin übrigens sehr gerührt über das herzliche Willkommen von Ihnen.

    Lieber KJN, daß ich nicht hauen werde, kann ich nicht garantieren, ich bitte um Nachsicht.

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    @Frau Groda

    Schön, Sie wieder zu lesen. Und auch, wenn die Diskussionen bisweilen ermüdend sind: Leuten die alles zu wissen glauben das Feld zu überlassen wäre die falsche Entscheidung. Dass die, die härter austeilen, am Ende auch oft genug den Sieg davontragen ist eines der Hauptprobleme von Gesellschaft wie auch von Blogs jeder Art, ganz zu Schweigen von jedem Bemühen um konstruktiven Dialog in öffentlichen wie nichtöffentlichen Diskussionen. Schweigen stärkt deren Front noch und wäre die falsche Entscheidung. Hiermit also ein: Herzlich willkommen zurück. Gesunder Menschenverstand wird überall gebraucht.

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    Liebe Rita E.
    da hat Sie der omnipräsente Ms. Berger aber richtig geärgert. Das kann ich gut verstehen.
    Und dann nachträglich „Pöbel“ noch mit „peuple“ relativieren wollen. So billig. Das „geht gar nicht“!!
    Aber so eine kleine Lehre wurde da wohl – mit Sicherheit ungewollt – verteilt.

    Sie kennen noch den schönen deutschen Schlager:
    „Liebeskummer lohnt sich nicht my da-arling,
    schade um die Tränen in der Na-acht..“?

    Wenn man jetzt das Wort „Philosemitismus“ so betont, daß man „Philo“ als eine Silbe ausspricht, also „Philo-se-mi-tis-mus“, dann kann man das statt „Lie-bes-kum-mer“ einsetzen und gut singen.
    Und das stimmt ja auch. Vielleicht tröstet das Sie j…nicht hauen – bitte..

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    „Als ein Kommentar von ihm nicht freigeschaltet wurde, rannte er ausgerechnet zum „Palästina-Portal“ um sich auszuweinen. Othmar Kaufmann, wer immer das ist, erschien als „Mercator“ und versuchte es auf dieselbe Tour.“

    „Othmar Kaufmann aber ist die Parodie auf einen investigativen Reporter. Weil er aus dem SoE-Kommentarbereich geflogen ist, landete er aus Rache den größten Scoop seit dem Watergateskandal oder doch zumindest seit den Hitler-Tagebüchern. Er weiß zwar immer noch nicht, ob ich unter meinem Klarnamen schreibe oder nicht, deshalb setzt er allen Ernstes „nom de guerre“ mit Fragenzeichen und in Klammern dahinter, aber er hat ein wenig gegoogelt und das Ergebnis per PDF-Datei in die Welt posaunt. Und was weiß er? Er hat herausgefunden, dass meine „Verbindungen bis in die DIG reichen“. Donnerwetter!“

    http://spiritofentebbe.wordpre.....-stalking/

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    @Franz Rabe
    „Parallelgeschichte“ die nicht zu „ethischen Barbaren“ führt. Vermute ich auch. Ich sag‘ jetzt mal bewusst nicht „glaube“ ich auch.
    Ich bin Thermodynamiker bzw. „Darwinist“, d.h. ausgehend vom naturwissenschaftlichem Kenntnisstand erlaube ich mir den Schluss, daß sich Komplexität in der Natur und deren Populationen quasi automatisch ausbildet.
    D.h.:
    1) komplexe Strukturen wie Aminosäuren „die Bausteine des Lebens“ bilden sich im anorganischen Milieu bei Energieeinwirkung automatisch, der Sachverhalt ist bekannt als „Miller-Urey Experiment“
    2) komplexe Strukturen wie Ethik und Kultur bilden sich in allen Populationen gleichermaßen automatisch, abhängig von der vorgegebenen Komplexität (Intelligenz) der Individuen (..zoologische Studien an Primaten etc.)

    Wozu also Religion und religiöse Kultur?
    Weil’s ein Bedürfnis ist und gefällt. In diesen sog. „Managementseminaren“ wird stets erläutert, daß 90 % der menschlichen Motivation gefühlsbasiert ist. Das muß wohl so sein, sonst könnte der weitgehend unbehaarte Raubaffe in der realen Welt, die schnelle „affektive“ Reaktionen erfordert, nicht überleben. Die Religion (von mir aus auch die Kultur) liefert die emotionale Struktur für diese schnellen Reaktionen im – man verzeihe mir dieses technokratische Deutsch – ethisch philosophischen und sozialen Raum. Nun wird Religion vor allem passiv erlernt – man wird “geprägt“.

    Im Selbstversuch kann das z.B. so aussehen: 3 weitgehend säkularisierte Raubaffen (Vater, Sohn und – last not least – die Dame des Hauses) fahren ca. 1x jährlich via Südtirol/Norditalien nach Venedig um die Fähre nach Griechenland zu erreichen. In den Dolomiten gibt’s im Autoradio vor allem „Radio Maria“ dessen Darbietungen zunächst für heitere Unterhaltung sorgten: Einfache Probleme der Landbevölkerung (“mir ha’m a Buam, dör macht’s uns scho Propleme“) von Anrufern im ortsüblichen Dialekt vorgetragen und von einer Ordensschwester nicht psychologisch sondern theologisch „gelöst“. Und Frühmesse, Morgenmesse, Mittagsmesse, Psalmen etc.. Jedes Jahr im August: Radio Maria. Mein Sohn verlangte zuerst danach. Mittlerweile gefällt es durchaus auch den mitreisenden Erwachsenen. Ich meine das jetzt ernst. Es scheint eine ehrliche Sehnsucht zu geben, nach Wiederholung, die eine Art „seelische Heimat“ vermittelt, die weder Staat noch Gesellschaft zu vermitteln in der Lage sind. Der Herrgott, der die Gemeinde von Radio Maria eint, ist ein anderer, als der, der jetzt unsere europäische Identität retten soll und der im Mittelalter den feudalistischen Staat mit trug. Er ist der „Göttliche“ der die Sehnsucht der Menschen repräsentiert und der sie eint.

    Die „Reliquien“ oder religösen Rückstände freizulegen, reicht sicher nicht, um den Katholiken zu helfen. Helfen könnte ihnen z.B. ein Papst, der sich nicht machiavellistisch religiöser Gefühle bedient, wie der jetzige (um Machtinteressen durchzusetzen) sondern einer, wie, vielleicht wie der Patriarch Bartholomaios der Ostkirche, der die religösen Gefühle der Menschen „nur“ repräsentiert.

    Zum Erkennen von „spirituellen Kräften“ fehlt mir die Begabung. O.A. ist alles was ich dazu leisten kann.

  7. avatar

    Lieber KJN, lieber EJ,
    eigentlich wollte ich den Blog Herrn Berger überlassen, der anscheinend keinen anderen lebensinhalt hat.

    Nachdem ich sehe, wie der schöne Heckel-Blog langsam so verkommt, wie andere, bin ich doch zu der Überzeugung gekommen, daß es hier auch Personen geben muß, die nicht nur zitieren, sondern auch denken können.
    Zu denen gehören vornehmlich Sie beide, wie auch Frau Winter, der Don Camillo, der andere Don und weitere nicht extra zu nennende Personen.

    Herrn Berger möchte ich expöizit warnen. Sollten Sie mir auf die Fresse hauen wollen ,wie Herrn Raabe verbal geschehen, sollten Sie davon ausgehen, daß ich genau im selben Jargon replizieren werde – in dieser Hinsicht bin ich mir zu nicht zu schade!

  8. avatar

    @KJN
    Ablagerungen katholischer Sozialisation, gewiss, die hatte ich nun mal. Schwindende hormonelle Herausforderung? Nicht mehr so drängend wie in der Jugend, das ist ja eine Wohltat, andererseits gehe ich davon aus, dass noch nicht aller Tage Abend ist.

    Ob wir jedoch keine Werte ohne die berühmte „jüdisch-christliche“ Kultur hätten? Ich kann mir durchaus eine Parallelgeschichte vorstellen, die eher auf den Kulturleistungen Athens, Roms und Alexandrias basiert. Ich vermute, wir wären keine ethischen Barbaren. Ich glaube nicht, dass es reicht, „Reliquien“ abendländischer Ethik freizulegen und zu diskutieren (ich hoffe, ich habe Sie nicht mißverstanden). Die traditionellen Religionen neigen m.E. zu antiquarischer Historie i.s. Nietzsches, sofern sie nicht fundamentalistisch der monumentalistischen Historie verfallen sind (hier könnte David Berger möglicherweise einen klärenden Beitrag leisten; Nietzsche konnte ja noch nach dem Nutzen und Nachteil der Historie für DAS LEBEN fragen). Vielleicht unterschätze ich die spirituelle Kraft in ihren alten Gemäuern. Bitte, das sind Hypothesen, keine Feststellungen.

  9. avatar

    @David Berger
    sagen Sie, finden Sie das nicht sehr albern, was Sie hier veranstalten? Wollen Sie demnächst am Tag von Potsdam hierherkommen und meine Laufwege blockieren? Schauen Sie, ich habe Ihnen eine wohl nicht ganz einfache Frage gestellt, deren Beantwortung ein bißchen Selbstreflektion verlangt hätte. Anstatt eine Antwort zu versuchen, eiern Sie nur umher und geben mir eine Leseliste nach der anderen. Ich habe bei Ihnen deshalb das Pseudonym Franz Rabe gewählt, weil Sie, von einem Mercator angesprochen, eher Papist geworden wären, als ihm etwas Good Will zu unterstellen. Ich wollte Sie mit dieser Frage nicht hereinlegen, sondern versuchen, etwas zu erfahren.

    Ich schlage Ihnen vor, Ihren Vorwurf, ich sei Nazi und Antisemit zu belegen zu versuchen (genügend Material von meiner Seite liegt Ihnen ja vor), sonst erfüllt das den Tatbestand der üblen Nachrede. Ich will Ihnen nicht mit einer Anzeige drohen, mir würde eine Entschuldigung reichen.

    Wenn die Capitolinischen Gänse zu jeder Zeit und Unzeit wie Sie gegackert hätten, hätten ihnen die Römer wahrscheinlich vorzeitig den Hals herumgedreht, um Ruhe zu haben. Dann wären die Römer jedoch auch nicht gewarnt worden, als die Gallier tatsächlich ante portas standen und das Imperium Romanum wäre nicht entstanden.

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    @Franz Rabe
    An der sehr professionell gestalteten achgut.de – Seite stört mich eigentlich mit Abstand am meisten, daß ich nicht selber drauf gekommen bin. Da gibt sich jahrzehntelang der linksintellektuelle Mainstream ein Blöße nach der anderen und lädt ein zur kabarettistischen Verarsche und – wie es der Zufall will – die, denen diese Richtung so richtig passt, haben ausnahmsweise mal die Knete und können so richtig spenden. Und die Klickzahlen sprechen für sich.. Ich gebe hiermit meinen Neid öffentlich zu.

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    Franz Rabe/ Mercator: das ist der monothematische Blog, den Sie monomanisch gefunden haben

    Dachte ich mir.(Sprache ist Ausweis.)

    Wenn Sie nicht (spiegelbildlich) achgut-reduziert/ nicht monomanisch achgut-fixiert auftreten, geben Sie, wie KJN ebenfalls bemerkt, ziemlich interessante Sachen von sich 😉

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    @Franz Rabe
    „Je älter ich werde, desto eher bin ich geneigt, in einer Hierarchie der Liebesbeziehungen der Eltern- und Kinderliebe mit ihren Erweiterungen Heiratsallianzen und Verwandschaftsbeziehungen … den höchsten Rang zuzuordnen, Sex wieder wie einst Sigmund Freud als Lustprämie für generatives Verhalten zu sehen.“

    Gefällt mir gut, was Sie schreiben. Refraktäre Bestandteile einer katholischen Sozialisation? Die Essenz derselben? Oder einfach nur Perspekivwechsel infolge schwindender hormoneller Herausforderung?
    Wahrscheinlich beides.

    Diskutiere ich (in realitas) mit katholischen Fundamentalisten, Anhänger der berühmten „Piusbrüder“, dann bewundere ich (ehrlich gemeint) religiöses Emfindungsvermögen. Um dann (ohne rhetorische Absicht) Verstehen und Einbau der Aufklärung in die katholische Theologie als besondere Herausforderung der Katholischen Kirche zu wünschen – auf daß sich ihr Einfluß stärke. Ich gefalle offensichtlich nicht damit.
    Dabei war dieser Weg z.B. beim Thema „Galileo Galilei“ oder II. Vaticanum schon halb gegangen..

    Es ist sicher gut, diese Rückstände „Reliquien“ abendländischer Ethik freizulegen und zu diskutieren..

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    @EJ
    na ja, das ist der monothematische Blog, den Sie monomanisch gefunden haben
    @ David Berger
    Warum leben Sie noch? Nachdem Sie mit 17 alles schon geschluckt haben, was von Belang ist? Muss doch sehr langweilig sein, alles schon zu wissen. Reicht Ironie und das Gefühl, absolut überlegen zu sein fürs Weiterleben?

  14. avatar

    Die besten Intellektuellen des XX Jahrhunderts, die weder links noch rechts waren, sind längst gestorben; eine Liste, nicht vollständig: Hannah Arendt, Albert Camus, Raymond Aron, Jean-Francois Revel, Gilles Deleuze, Adorno.
    Jean-Paul Sartre würde ich auch in die Liste aufnehmen, er war ein genialer Schriftsteller (empfehlenswert sein Roman „Les Mots“),aber sein blindes Engagement für den Kommunismus nehme ich ihm übel.

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    @ Franz Rabe

    mit 17 habe ich alles gelesen was lesenswert ist, neue Essays ab 1980 aufwärts können Sie in die Tonne werfen inkl. Houellebecq(ist ja nur Wiederholung von Klassiker in neuen Formen, sprich medienwirksam; Plato, Spinoza und Nietzsche reicht fürs Leben).
    Ich teile meine Meinung und das ist gut so. Ironie-Modus.

    Noch ein Lese-Tipp: der großartige Intellectuel de droite, Jean-François Revel (Schüler von Raymond Aron), tut mir der Link ist in French:
    La connaissance inutile (das überflüssige Wissen)
    http://hiram7.wordpress.com/20.....e-inutile/

    Aber hier auch auf Dötsch:
    http://de.wikipedia.org/wiki/J.....7ois_Revel

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    @Alan Posener
    Es wäre zu schön um wahr zu sein, wenn das Schrumpfen der Europäer sowas wie ein politisches Programm oder wenigstens eine List der Geschichte wäre, um Mutter Erde einen Gefallen zu tun. Ich bin auch sehr skeptisch gegenüber Ihrem Optimismus, dass die Europäer im Prozess ihres Verschwindens die noble Haltung aufbringen werden, die Werte der „lebens- und liebenswertesten Gesellschaft“ vorzuleben und weiterzuvermitteln. Das ist ein bißchen wie das Pfeifen im Walde; Ihr Kollege vom SPIEGEL, Dirk Kurbjuweit, geht ja soweit, den „Wutbürgern“ die Lektüre der Buddenbrocks zu empfehlen und die tadellose Contenance Thomas Buddenbrocks angesichts des Untergangs des Unternehmens. Ihr Einsatz für die Werte und Ihre belle indifference gegenüber dem Demos, dieses „amor fati“ erinnert mich doch an Ihren großen Antipoden, Henryk M. Broder, der mit dem Verschwinden des „weissen, protestantischen, blonden, arischen Europas“ sich grundsätzlich zufrieden gezeigt hat, wenn nur die Freiheiten, an denen ihm liegt, erhalten bleiben. – Auch die Integration der United Colours könnte ja von einer Bevölkerung, die generativ nicht so schwächelt, mit mehr Selbstbewußtsein getätigt werden. Ich würde mit Ihnen eine Wette abschließen, einlösbar in 20 Jahren, dass wir es mit einem anschwellenden Bocksgesang zu tun haben, dessen Präludien wir zur Zeit erleben. Ein running gag auf meinem Blog ist das ceterum censeo, dass gerade die am meisten über die agressive Fertilität der Muselmanen mähren, die den geringsten demographischen Beitrag leisten.
    Versuchen Sie sich vorzustellen, dass das defizitäre Generationsverhalten nicht ein Indikator eines Fortschrittes ist, sondern ein Indikator dafür sein könnte, dass in der „lebens- und liebenswürdigsten Gesellschaft, die der Planet kannte“ etwas Wesentliches nicht in Ordnung ist, und soweit nicht in Ordnung, dass es dafür keine Therapie gibt. Ob da nun im Inneren eine „Kultur des Todes“ im Sinne Benedikts XVI. west, wage ich nicht zu beurteilen. Ich sehe die Sache auch weniger mit dem Blick des Papstes, sondern unter dem Blickwinkel Michel Houellebecqs, des Balzacs der Moderne, dessen cantus firmus bekanntlich die Auflösung der traditionellen Gesellschaft mit ihren Verpflichtungen und Bindungen, ja Opfern, die die Generationenfolge gewährleisten, in eine bindungslose und opferferne Gesellschaft von Elementarteilchen mit ihrem Tanz um eine von der Fortpflanzung befreite Sexualität ist. Ich komme aus einem katholischen Milieu. Ein wesentlicher Grund für meine Entfremdung, dann Loslösung von Kirche und Glauben war die beengende und scheinheilige katholische Sexualmoral, totale Unterordnung der Sexualität unter das Primat der Fortpflanzung. Je älter ich werde, desto eher bin ich geneigt, in einer Hierarchie der Liebesbeziehungen der Eltern- und Kinderliebe mit ihren Erweiterungen Heiratsallianzen und Verwandschaftsbeziehungen (den structures élémentaires de parenté, wie sie Lévi-Strauss erkundet hat) den höchsten Rang zuzuordnen, Sex wieder wie einst Sigmund Freud als Lustprämie für generatives Verhalten zu sehen. In den „alten“ Gesellschaften war die Kirche mit ihren Riten und Sakramenten ein Garant für das Band der Generationen; der Beschwörung der „Familienwerte“ in unserer modernen westlichen Gesellschaft, nachdem sie gründlichst entwertet wurden, fehlt ein Enthusiasmus, ein göttlicher Funke. Es ist ja sehr interessant, dass Sie mit dem Verweis auf das „Judentum, das ganz auf das Leben ausgerichtet ist“ schließen. „Am Israel chai“ – das ist ja nicht abstrakt das „Judentum“, sondern das jüdische Volk, dessen Überleben sich „die Juden“ (wobei immer auch gegen die Assimilation oder gar den „Holocaust der Assimilation“ gekämpft wird) verpflichtet fühlen. Ich glaube nicht, dass „die Juden“ ihrem „Schrumpfen“ so fatalistisch gegenüber stehen würden, nicht nur aus Gründen einer Geschichte und den Erfahrungen der Gefährdung. Dem eigenen Volk einen Wert zu geben, bleibt das „den Juden“ vorbehalten? Und ist für die anderen nur in der Schmähform des „Nationalismus“ zu haben?
    Ein bißchen Trauer wird man ja noch spüren dürfen. Ich meine damit nicht Matussek Nostalgie im deutschen Abendrot.

  17. avatar

    Lieber David Berger,
    ich glaube, dass ich erst jetzt verstehe, was Diskussion ist, nämlich auf kein Argument eingehen und Leseempfehlungen geben. Aber das ist noch anstrengender als eigene Gedanken auszutauschen.
    Lesetip Berger
    Lesetip Rabe
    Lesetip Berger
    Lesetip Rabe
    ad nauseam

  18. avatar

    Alan Posener: Nur zu Mercator so viel: …

    Mercator(*) trifft einen zentralen Punkt. Sie hudeln (wieder „technologisch“ (Mercator)) darüber hinweg, lieber APO.

    Kondome, Pille, Bildung sind nicht schieres Faktum. Die Wirkung diverser physikalischer, chemischer und ideologischer Kontrazeptiva für die Lebensfähigkeit der „lebens- und liebenswürdigsten Gesellschaft, die der Planet je gesehen hat,“ ist mindestens fragwürdig, heißt: aufklärungsbedürftig!

    Auch in der „lebens- und liebenswürdigsten Gesellschaft, die der Planet je gesehen hat,“ geht’s noch immer um Aufklärung. Auch wenn Aufklärung auch noch an der (behaupteten) Lebens- und Liebenswürdigkeit kratzt.

    Der – Amen, so isses! – Gegenpapst ist auch nur Papst.

    (*) Und sein (monothematisches/ monomanisches) eigenes Blog lässt das nicht unbedingt erwarten.

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