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Die Ungarn und die Anderen

 

Von Igor Mitchnik

Die Hölle bleiben die anderen: Wie die drei Haupt-Figuren in Jean-Paul Sartres Stück „Geschlossene Gesellschaft“ leiden die Ungarn an der Gegenwart ihrer Mitmenschen. Die ungarischen Juden leiden am Mainstream-Antisemitismus. Die Roma und vor allem die Flüchtlinge im Land leiden an gesellschaftlicher Ablehnung und Rassismus. Und die restlichen Ungarn ertragen die Gegenwart der anderen drei Gruppen nicht.

Dieses Phänomen ist in Ungarn keineswegs neu und schon gar nicht erst in den letzten Jahren entstanden. „Anders“ durfte man bereits in der ungarischen Bauerngesellschaft der 1960er und 1970er Jahre nicht sein. Das lehrt die Mutter den Protagonisten des Buches „Die Mittellosen“ von Szilárd Borbély. „Sie riechen bei dem, der nicht so ist wie sie, den Fremdengeruch“, erklärt die Mutter. Wer auffällt, wird niedergemacht. Weiterlesen

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Gauck und Wassermann – „Malice in Kulturland“

Gastkommentar von Willi Jasper:

Mit Richard von Weizsäcker haben die Deutschen zweifellos eine große politische Persönlichkeit verloren. Die Nachrufe sind einhellig. Mit seinem Intellekt, mit seinen Reden und Anstößen habe er das Bild und das Bewußtsein der Republik geformt. Obwohl (oder weil) das Präsidentenamt nicht mit exekutiver Macht ausgestattet ist, habe er allein mit der Entwicklung von Gedanken Einfluß genommen. Das klingt wie bei allen Nachrufen etwas nach Überhöhung, doch vergleicht man Weizsäcker mit Vorgängern und Nachfolgern im Amt, dann nimmt man das hin. Vor allem heute, wo wir die unerträgliche Ahnungslosigkeit, Heuchelei und selbstgefällige Eitelkeit eines Herrn Gauck ertragen müssen, erinnern wir uns wehmütig an die Würde und Vernunft des Verstorbenen. Weiterlesen

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Der Schwanengesang des Imperiums, Teil 1

Von Sonja Margolina:

Der Aufruf der 60 Russland-Versteher „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“ ist in der Öffentlichkeit auf scharfe Kritik gestoßen. Zahlreiche Medien und inzwischen auch eine überwältigende Mehrheit der Osteuropa-Experten monieren einseitige Schuldzuweisungen an die Adresse des Westens und eine deprimierende Ahnungslosigkeit bezogen auf Russland und Osteuropa. Die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse über den asymmetrischen Krieg Russlands gegen die Ukraine und über die subversiven Aktivitäten des Kremls in den europäischen Staaten erlauben es nicht mehr, Russland zum Opfer des imperialistischen Westens zu stilisieren.

Allmählich wird der Öffentlichkeit bewusst, dass besonders am Anfang des Konflikts in den deutschen Medien der Standpunkt der russischen Propaganda unreflektiert wiedergegeben wurde. Weiterlesen

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Ein neuer Realismus – Plädoyer gegen eine Vorreiterrolle

Von Sonja Margolina

Der Hype um die globale Klimaerwärmung scheint weltweit vorbei zu sein. Staaten wie Japan, Kanada und Australien sind aus dem Kyoto-Prozess ausgestiegen. Auf den Klimakonferenzen bleiben die Plätze für Journalisten leer. Die wiederkehrenden Panikmeldungen über den bevorstehenden Hitzetod des Planeten verhallen ungehört. Lediglich die EU setzt ihre Verhandlungen über die Klimaziele – die Reduzierung der CO2-Emissionen – unbeirrt fort.

Der Glaube an den anthropogenen Klimawandel war ein Produkt der postindustriellen Schönwetterperiode, als die Gewinner des kapitalistischen Fortschritts anfingen, sich vor der Sintflut zu fürchten. Sie lebten, so hiess es, im Überfluss und auf Kosten der übrigen Welt und seien im Begriff, die Erde zu vernichten. Es galt, das Unheil abzuwenden.  Weiterlesen

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Wirtschafts­-Papst Franziskus: Thema gut gewählt, aber zu kurz gesprungen

Von Günter Morsbach, Herausgeber „Reitender Bote“:

Es muss einfach mal an dieser Stelle laut gesagt werden, dieser Papst ist absolut bewundernswert. Die Abkehr von Prunk und Protz der Kirche, sein Selbstverständnis als bescheidener Diener, sein Rollenverständnis als Schutzherr der Mitmenschen, die sich selbst nicht helfen können und vor allen Dingen als Mentor derer, die glauben, dass die Katholische Kirche ­ wie die evangelische
auch – sich neu erfinden muss.

Nun veröffentlichte Franziskus sein erstes apostolisches Schreiben  „Evangelii Gaudium“. Was für den Nichtlateiner erst mal lustig klingt heißt übersetzt „Freude des Evangeliums“. Er stößt die Tür weit auf für eine grundlegende Reform der Katholischen Kirche. Weiterlesen

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Angriff von rechts

Von Adrian Zielcke:

Wir leben auf einer Insel der Seligen. Deutschland zieht den Rest Europas. Es geht ja bei weitem nicht nur um so kleine Länder wie Griechenland und Zypern. Italien ist überschuldet und in weiten Teilen weltweit nicht konkurrenzfähig.

Seit 150 Jahren pumpt der reiche Norden des Stiefels Geld in den Süden. Der Erfolg ist gleich Null. Spanien ist pleite, Portugal ebenso. Großbritannien ist entindustrialisiert, die Londoner City bringt Geld in das Land, die Banken sind Englands Unglück. Denn diese verhindern zusammen  mit der New Yorker Wall Street die notwendige Regelung des entfesselten Kapitalismus. Weiterlesen

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Das hilfreiche Hilfspaket für Zypern

Von Uwe Vorkötter:

Außer Mord und Totschlag ist alles dabei: Diebstahl, Betrug, Erpressung, Nötigung, arglistige Täuschung. Wer die Reaktionen aus Politik und Medien auf das Rettungspaket für Zypern wörtlich  nimmt, muss zu dem Schluss kommen, dass die Euro-Finanzminister gemeinsam mit der zyprischen Regierung eine kriminelle Vereinigung bilden.

Ihr Ziel: Ausplünderung eines kleinen Mittelmeerlandes, Vernichtung tausender Existenzen. Das Risiko, sich selbst und dem gesamten Euro-Raum irreparablen Schaden zuzufügen, nehmen sie dabei in Kauf. So steht es heute in fast allen Zeitungen, sowohl in Deutschland als auch in anderen EU-Ländern. Weiterlesen

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Das Konklave der Medien – unser katholischer Overkill

Von Uwe Vorkötter:

Mein Papst heißt Peter Kodwo Appiah Turkson, ist 64 Jahre alt und kommt aus Ghana. Kardinal Turkson entspricht meinem Anforderungsprofil am besten: Einer, der nicht aus Old Europe kommt, ein Mitglied des vatikanischen U65-Nachwuchsteams, offen für Reformen, mit Talent zum Medienstar.

Ich kenne ihn zwar nicht, aber der Pope-U-Lator hat mir klar gemacht: Das ist mein Mann. Unter  www.pope-u-lator.com können auch Sie sich Ihren persönlichen Papst konfigurieren. Falls Sie schon einen Favoriten haben, dürfen sie auch direkt für ihn voten. Oder Sie schlagen einen Außenseiter-Kandidaten vor, den sympathischen Vikar Müller zum Beispiel aus Ihrer Nachbargemeinde. Denn schließlich ist jeder Katholik wählbar, sofern er nur männlich und getauft ist.

Das wissen Sie natürlich längst. Weiterlesen

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Israel und die Vorurteile deutscher Schüler

Von Rainer Werner

Das törichte Gedicht  von Günter Grass über die Gefährdung des Weltfriedens durch Israel hat in der deutschen Öffentlichkeit überwiegend Unverständnis hervorgerufen. Kaum eine bekannte Persönlichkeit und schon gar kein Politiker  wollten  ihn dabei verteidigen, Israel an den Pranger des Weltgerichts  zu stellen. Selbst die Linkspartei, die sonst nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, „antizionistische“  Affekte  zu mobilisieren, hielt sich bedeckt.

Anders sieht es aus, wenn man im Freundeskreis oder an der Arbeitsstelle  diskutiert. Hier stößt man durchaus auf Sympathien mit Grass. Weiterlesen

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Soziale Kränkungen machen krank

Ein Gastkommentar von Prof. Dr. Gerald Hüther, Gehirnforscher:

Jetzt haben die Hirnforscher endlich herausgefunden, dass es im Gehirn eines Menschen, der sich gekränkt fühlt, weil er in einer sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt wird, zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die auch immer dann aktiviert werden, wenn er körperliche Schmerzen empfindet. Jeder, der im Elternhaus, in der Schule oder im Beruf diese traurige Erfahrung machen musste, dass er so, wie er ist, nicht „richtig“ ist, muss diesen Schmerz also irgendwie unterdrücken.

Gelungen ist das den meisten Menschen mehr oder weniger gut. Aber um welchen Preis? Weiterlesen

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Krank machende Beziehungserfahrungen

Ein Zwischenruf des Hirnforschers Gerald Hüther:

Jetzt haben die Hirnforscher endlich herausgefunden, dass es im Gehirn eines Menschen, der sich gekränkt fühlt, weil er in einer sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt wird, zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die auch immer dann aktiviert werden, wenn er körperliche Schmerzen empfindet. Jeder, der im Elternhaus, in der Schule oder im Beruf diese traurige Erfahrung machen musste, dass er so, wie er ist, nicht „richtig“ ist, muss diesen Schmerz also irgendwie unterdrücken.

Gelungen ist das den meisten Menschen mehr oder weniger gut. Aber um welchen Preis? Weiterlesen

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