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Frank Schirrmacher hat’s auch schon gemerkt: Der Kapitalismus ist gemein

Gewiss, eine Sache ist erst gesagt worden, wenn es wirklich alle gesagt haben. Besser: wenn es alle gesagt haben, und dann auch noch Frank Schirrmacher es sagt und dabei ausruft: „Von hier und heute beginnt eine neue Epoche der Weltgeschichte, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“

In einem durchaus geistreichen Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat Schirrmacher nun zu seinem Entsetzen, festgestellt, dass diejenigen, die sich „bürgerlich“ nennen, nicht bürgerlich sind; dass mit dem Etikett „bürgerlich“ lediglich eine Bereicherung von Wenigen auf Kosten vieler maskiert wird; dass die politische Einstellung, die der FAZ-Mitherausgeber „ein Leben lang“ (sic!) gepflegt hat, womöglich fehlerhaft ist; dass womöglich „der größte Gegner“ (also die Linke – der Gesellschaftsflügel, nicht die Partei) recht hat. Hier:

 

http://www.faz.net/artikel/C30351/buergerliche-werte-ich-beginne-zu-glauben-dass-die-linke-recht-hat-30484461.html

 

Inhaltlich wäre einiges dazu zu sagen. Vorweg zunächst einmal, dass es niemandem gut tut, ein Leben lang nicht die Einstellung zu ändern; das ist ungefähr so, als wüchse man in einem bakterien- und virenfreien Raum auf; kommt man dann in die reale Welt, steckt man sich an. Und dass es erstaunlich anmutet (und tief blicken lässt), wenn ein sich für bürgerlich haltender Mensch den größten Gegner in der Linken erblickt, die ja seit 1848 Teil des europäischen Mainstreams bildet, und nicht etwa im totalitären, islamisch-fundamentalistischen antiwestlichen Affekt oder ihrem Spiegelbild, dem islamophoben , eugenischen und antieuropäischen Populismus.

Bevor man sich jedoch fragt, ob oder inwieweit Schirrmacher recht hat, möchte ich den Beweis führen, dass er nicht originell ist. Am 28. 11. 2002 schrieb ich einen Kommentar: „Das Bürgertum lebt hier nicht mehr“. Hier ist er, und ich behaupte, bei Schirrmacher steht wenig drin, was hier nicht schon über die angeblich Bürgerlichen gesagt wurde, nur, dass bei ihm die historische Dimension fehlt:

http://www.welt.de/print-welt/article275841/Das_Buergertum_lebt_hier_nicht_mehr.html

Was nun konkret das Verhalten der Finanzwelt in der Krise angeht, die natürlich 2002 keine Rolle spielen konnte: Vor zweieinhalb Jahren schrieb Mathias Döpfner in der „Welt“: „Es kostet mich einige Überwindung, diesen Satz zu schreiben, aber: Die Linkspartei hat recht.“ Gemeint war die Kritik der Linkspartei an der Rettung maroder Banken auf Kosten der Steuerzahler.

Döpfner sagte unter anderem: „Besonders schlimm an der Situation ist, dass ausgerechnet die jetzt fröhlich nach der Hilfe des Staates rufen, die in guten Zeiten das Hohelied von der Deregulierung gesungen haben. Da konnte sich der Staat gar nicht weit genug heraushalten aus dem Wirtschaftsleben. Plötzlich aber finden die gleichen Manager gar nichts Schlimmes mehr an einer kleinen Intervention hier, einer großen Stützung dort und einer immer unschärferen Trennung von öffentlichem und privatem Sektor. Die Glaubwürdigkeitskrise wird lange wirken.“ So lange, dass selbst der Kafka-Experte in Frankfurt merkt, dass etwas faul ist.

http://www.welt.de/wirtschaft/article3004599/So-werden-mit-Steuergeld-Arbeitsplaetze-vernichtet.html

Und schließlich erklärte Matthias Matussek am 11. September 2009, wie er „aus Versehen links wurde“. Darin schrieb er neben vielem anderen Richtigen, zu dem eine Kritik an der verschmockten Blasiertheit der von der FAZ gepflegten Pseudo-Bürgerlichkeit gehört: „Dem Konservativismus, mit dem ich groß geworden bin, wäre über diese Blasiertheit der Kragen geplatzt. Er hatte mit der Bergpredigt zu tun. Er fand, dass uns das Elend der anderen angeht, dass Eigentum verpflichtet. Er hätte die gigantische Umverteilung der vergangenen zehn Jahre – den Rückgang der Reallöhne um 4 Prozent, die Steigerung der Unternehmensgewinne um 60 Prozent – als Skandal gesehen. Eigentlich muss Gregor Gysi nur diese Zahlen nennen und ansonsten den offiziellen Armutsbericht der Bundesregierung hoch- und runterbeten, und der Konservativismus, den ich kennengelernt habe, hätte ihm grimmig zugestimmt.“

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,648339,00.html

Auch beim papsttreuen Katholiken Matussek also die Zustimmung zur Linkspartei. Überhaupt ist der einzige in der aufgezählten Riege der Kritiker am Zustand rechts der Mitte, der nicht positiv auf die Linke beziehungsweise die Linkspartei Rekurs nimmt, Alan Posener. Das mag daran liegen, dass er als Renegat weiß: in der Beschreibung und Analyse von Entwicklungen im Kapitalismus ist der Marxismus mitsamt seinen diversen Ableitungen und Verwässerungen oft eine erstaunlich mächtige Waffe. Als Anleitung  zum Handeln taugen linke Rezepte jedoch nicht.

Um nur den Satz zu belegen, dass der Marxismus Entwicklungen im Kapitalismus gut beschreibt:

Hier ist Schirrmacher über den Zustand von Forschung und Lehre:

„Eine Ära bürgerlicher Politik sah die Deklassierung geistiger Arbeit, die schleichende Zerstörung der deutschen Universität, die ökonomische Unterhöhlung der Lehrberufe.“

Und hier sind Karl Marx und Friedrich Engels 1848 zum gleichen Thema:

„Die Bourgeosie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.“

Hier ist Matussek über den Werteverlust:

„(Der konservative Klassenkampf von oben) hat Werte zertrümmert, radikaler, als es die Linke je vermocht hätte. Er hat ein kaltschnäuziges System geschaffen, das dem abgehängten Rest der Gesellschaft nach unten zuruft: Strengt euch gefälligst an.“

Hier sind Marx und Engels 1848 zum gleichen Thema:

„Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt. Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelasssen als das nackte Interesse, als die gefühllose ‚bare Zahlung’. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt.“

Kurz und gut: So what else is new?

Schirrmacher schreibt: „Schlimm ist, wenn Sätze, die falsch waren, plötzlich richtig werden. Dann beginnt der Zweifel an der Rationalität des Ganzen. Dann beginnen die Zweifel, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang.“

Nein, schlimm ist, wenn einer nicht erkennt, dass diese Sätze aus dem Kommunistischen Manifest immer schon richtig waren und nicht „plötzlich richtig“ werden, wenn ein Kafka-Experte sie paraphrasiert. Schlimm ist, wenn einer erst im fortgeschrittenen Alter Zweifel an der eigenen Ideologie entwickelt. Entsetzlich ist, wenn er erst dann „an der Rationalität des Ganzen“ zweifelt. Wer, bitteschön, hat je behauptet, die Marktwirtschaft sei eine rationale Veranstaltung? Weder Adam Smith noch Karl Marx, weder John Maynard Keynes noch Max Weber noch Friedrich Hayek, um nur die wichtigsten Theoretiker des Kapitalismus zu nennen. Wer geglaubt hat, der Kapitalismus sei rational, lag sicher „ein ganzes Leben lang“ falsch. Aber bloß weil man eines Tages als Käfer aufwacht und auf dem rücken liegt, muss man das nicht dem Rest der Welt zum Vorwurf machen.

Die Herausforderung besteht darin, aus diesem irrationalen System „den größtmöglichen Nutzen für die größtmögliche Menge“ zu ziehen, wie Jeremy Bentham den Grundsatz des Utilitarismus formulierte. Das ist nicht der Stoff von „O Mensch!“-Essays, sondern eher nüchterner Abwägung zwischen verschiedenen Übeln – etwa zwischen staatlicher Wachstumsförderung und Schuldendrosselung, Bankenrettung und Zusammenbruch der Finanzmärkte – und „piecemeal social engineering“, wie Karl Popper die Aufgabe der Politik beschrieb. Diese Aufgabe wird nicht von hysterischen Feuilletonisten erledigt, sondern von nüchternen Pragmatikern.

Die Vorstellung, die Welt ließe sich im Zeitalter der sich beschleunigenden Globalisierung, wie Schirrmacher und Matussek zu meinen scheinen, nach den Werten des deutschen „Bürgertums“ ordnen, zu dem sie eigentlich nur noch sich selbst zählen (eine Selbstzuschreibung, die Leute, die arbeitsmäßig näher mit ihnen zu tun  haben, anzuzweifeln wagen), ist nicht nur lächerlich. Sie ist reaktionär. Oder vielleicht sollte man sagen: nicht nur reaktionär, sondern auch lächerlich.

 

 

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91 Gedanken zu “Frank Schirrmacher hat’s auch schon gemerkt: Der Kapitalismus ist gemein;”

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    @Rita E. Groda: … Kapitalismus weder Religion, noch Philosophie noch Systemform ist..

    Wie aber sieht das mit dem Neoliberalismus aus?

    Sind unsere Politiker nicht sehr stark von dieser Theorie beeinflusst? Bekommen wir nicht ständig von den Medien mitgeteilt, dass es ein Allheilmittel ist?

    Der Sozialstaat als Errungenschaft des 20. Jahrhunderts, auch aus dem Bewusstsein der Katastrophen eben dieses Jahrhunderts, wird zurückgedrängt. Meine Sorge ist, dass daraus eine Rückkehr zu den Anfängen der Industrialisierung folgt.

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    Sorry, wenn meine Thesen so missverständlich oder provozierend sind.
    By the way, meine These der Konkurrenz der Systeme – nämlich, daß der Kapitalismus, zwecks Konkurrenzlosigkeit, seit Wegfall des eisernen Vorhangs, sich erst richtig entfalten kann ist nicht neu. Ich hatte sie erstmalig 2002 veröffentlicht – unser großer Staatsphilosoph „Slotter“ hat immerhin 8 Jahre länger dazu gebraucht, bevor er sich dazu aufraffen konnte.

    Jetzt stellt sich natürlich die Frage, bin ich klüger als Slotter, oder er einfach nur langsamer?

    Egal, eigentlich wollte ich im Kontext nur darauf hinweisen, daß ein Teil unserer Misere darauf basiert, daß die „soziale“ Marktwirtschaft ausgetauscht wurde gegen Hartz.
    Eigentlich ein ziemlich übler sozialistischer Trick der Gleichmacherei!!!

    Ansonsten hätte ich gestern doch lieber mich an das Motto „sita cuisses……“ gehalten.

    Die Schwäbische Version von Sita cuisses …. lautet übrigens:
    „Hätt`sch Dei Gosch ghalta (gehalten), hätt`Dich der Bosch behalta“.

    Mit nicht Schwäbischem Gruß
    Ihre Rita E.

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    … ooops? Erster Abschnitt/Satz hinter ‚Kennedy‘ ein Punkt. Die folgenden 3 Wörter ‚die FED verstaatlichen‘ – sind zu viel. Pardon. 😉

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    @ hans

    … ooops? Das bin ich ja selber? Ja. Moin, moin.

    John Fitzgerald ‚Jack‘ Kennedy (* 29. Mai 1917 ermordet am 22. November 1963 in Dallas, Texas) 35. Präsident der Vereinigten Staaten und Mitglied der Demokratischen Partei. Kennedy war der jüngste ins Amt gewählte US-Präsident und der bislang einzige Katholik die FED verstaatlichen.

    Abschnitt 1. Executive Order Nr. 10289, vom 9. September 1951, in der geänderten Fassung, wird hier nochmals abgeändert (a), und zwar durch Hinzufügung des folgenden Unterparagraphen (i) an Paragraph 1:

    (j) Die, durch Paragraph (b), Abschnitt 43 des Beschlusses vom 12. Mai 1933, durch (U.S.C. 821(b)) erweitert, dem Präsidenten übertragene Befugnis, Silberzertifikate in Umlauf zu setzen, gedeckt durch Silberbarren, Silber oder, sich in der Staatskasse befindliche, herkömmlichen Silberdollars, die zum gegebenen Zeitpunkt nicht der Deckung von ausständigen Silberzertifikaten dienen, den Nennwert solcher Silberzertifikate zu bestimmen, Silberdollars zu prägen sowie subsidiäre Silberwährung zu deren Einlösung, und (b) durch Aufhebung der Unterparagraphen (b) und (c) des Paragraph 2 hiervon.

    Abschnitt 2. Die durch diesen Erlass erstellte Ergänzung übt keinen Einfluss auf Gesetze und auf anfallende oder angefallene Rechte oder auf Klagen oder Verfahren aus, die vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung bei einem zivilen oder Strafgericht eingebracht wurden, sondern diese Verbindlichkeiten sollen, ohne Rücksichtnahme auf die vorliegende Ergänzung, weitergeführt und durchgesetzt werden.

    John F. Kennedy, Weißes Haus, 4. Juni 1963

    Quelle.

    Bei der Umsetzung dieser Direktive, Silberzertifikate in größerem Umfang als Dollarnoten in Umlauf zu setzen, wäre die Kompetenz des Finanzministeriums erweitert gewesen, die FED wäre teilweise entmachtet und US sicher nicht unbezahlbar verschuldet.

    Andere Länder wären angeregt das ausschließlich auf verzinsten Krediten basierende, Währungssystem neu zu überdenken. Oder?

  5. avatar

    @R. neustadt: Sie haben mir ein gutes Stichwort geliefert. Wollten Sie sagen, die Katholiken sind gut und sozial, während die Protestanten eher unsozial und etwas böse sind?
    Als Katholik freut mich das und doch muß ich Sie etwas ärgern.

    Deutsch Wiildwest (BW) ist altprotestantisches Stammland, und beheimatet doch die „sozialsten“ Unternehmer.
    Besonders zu nennen wären da solche Firmen wie die von Dr. Grupp (Trigema). Betriebseigener Kindergarten, betriebseigene Tankstelle, und Lehrstellengarantie für die Kinder der Mitarbeiter gehören hier zum selbstverständlichen Sozialplan der Firma.
    Die freie und aber soziale Markwirtschaft gehörte in BW immer zum Standardvokabular. Bosch, Daimler, Maybach waren alle keine Katholiken, Bosch stammte aus Freimaurerkreisen, Maybach wurde im Bruderhaus ausgebildet, also sehr protestantisch und auch Daimler scheint mir Protestant gewesen zu sein. Allesamt erfolgreiche und nicht unsoziale Unternehmer sind sie geworden.

    Noch kürzlich hieß von BW:“Was kann aus einem Land rechtes kommen, in dem der Ministerpräsident Teufel heißt und der Kath. Landesbischof Kasper.

    Jetzt haben wir einen katholischen Ex-Marxisten, der hoffentlich die grüne, freie und soziale Marktwirtschaft in BW weiterführt.

    Entschuldigung, aber nichts ist so erheiternd, wie Schubladendenken, ob es nun das Ahlener Programm, die CDU, oder auch mich betrifft.
    Nichts für ungut, grüße Sie herzlich

  6. avatar

    @Liebe Rita E. Groda : Jetzt habe ich bemerkt, dass ich sie missverstanden habe mit dem Teilen.

    Teilen wird man uns irgendwann einfach aufzwingen, die Länder, die heute an der Schwelle zur Demokratisierung und Industrialisierung stehen.

    Ich bezog das Teilen nicht auf den Text weiter oben, sondern auf das Verteilen im Land. Dann war mein Satz totaler Blödsinn. Pardon. Leider kann man hier nicht löschen.

    Wir werden uns nicht mehr hemmungslos und ungestraft bereichern können, am geistigen und biologischen Eigentum anderer Völker.

    Sicher sollte dies so sein.

  7. avatar

    Lieber Herr Posener,

    wenn ich diesen Satz von Ihnen lese:und speziell
    „und ich glaube das eher nicht“

    >Wenn es tatsächlich zu viel zirklulierndes Geld geben sollte (und ich glaube das eher nicht), dann wäre nicht der abstrakte Finanzkapitalismus daran schuld, sondern die Ausgabenpolitik staatlich verwalteter “Währungshüter”. Tatsächlich betreiben sowohl Amerika als auch Britannien zur Zeit eine Nullzinsen-plus-Gelddrucken-Politik, um ihre Schuldenlast zu reduzieren

    dann wundere ich mich, dass Sie noch nicht einmal Quellen nennen!!

    Der Anteil der Finanzwirtschaft an der Wertschöpfung des GDPs ist seit Jahren mehr oder weniger gestiegen.

    Ein ausgewogenes Verhältnis von Realkapital zu Finanzkapital ist nicht mehr vorhanden.

    Lesen Sie in diesem Zusammenhang :

    http://www.theatlantic.com/mag.....coup/7364/
    http://www.nytimes.com/2009/03.....ugman.html

    >The financial industry has not always enjoyed such favored treatment. But for the past 25 years or so, finance has boomed, becoming ever more powerful. The boom began with the Reagan years, and it only gained strength with the deregulatory policies of the Clinton and George W. Bush administrations. Several other factors helped fuel the financial industry’s ascent. Paul Volcker’s monetary policy in the 1980s, and the increased volatility in interest rates that accompanied it, made bond trading much more lucrative. The invention of securitization, interest-rate swaps, and credit-default swaps greatly increased the volume of transactions that bankers could make money on. And an aging and increasingly wealthy population invested more and more money in securities, helped by the invention of the IRA and the 401(k) plan. Together, these developments vastly increased the profit opportunities in financial services. >

    Alles begann mit Ronald Reagan und Maggie Thatcher 🙂

    Wenn wir hier pragmatisch diskutieren wollen, dann sollten wir doch letztlich auch so Begriffe wie “ billiges Geld “ nicht verwenden oder wenn dann doch wenigstens erläutern was Sie darunter verstehen.

    Die Produktvielfalt der Finanzwirtschaft ist in den vergangenen Jahren so rasant gestiegen, dass selbst die Banker keinen Überblick haben, welche Auswirkungen diese Produkte auf die Weltwirtschaft haben.

    Die so hoch gelobte Deregulierung der Märkte und auch der Finanzmärlte angefangen von Reagan Thatcher Blair, Clinton, Bush und auch Schröder hat sich als Büchse der Pandora erwiesen.

    Da Sie es mit mit dem „Glauben “ haben…:-)sind Sie tatsächlich der Auffassung dass die nationalstaatliche Zentralbanken noch ein Einfluß auf den Weltfinanzmarkt haben??

    Neben Sie doch das Beispiel UK. Warum wehrt sich London wohl gegen eine stärke Regulierung der Finanzmärkte??

    Ganz einfach der Anteil der Fianzwirtschaft am GDP im UK (oder um es genauer zu sagen nur in London) beträgt mittlerweile ca. 10%. im Gegensatz zu Deutschland ca. 5%

    In den US stammten vor der Lehman Krise 40 % der Unternehmensgewinne aus der Finanzwirtschaft!

    In den letzten 20 Jahrem hat neben dem offiziellen Bankensystem das Schattenbankenwesen dramatisch vergrößert.
    Dies unterliegt keiner Kontrolle mehr.

    Man schätzt dass ca. 16 Billionen € (europäische Billionen allein der der Karibik (Cayman Island und weitere) liegen.
    Man schätzt auch das ca. einige Billionen € auf den Kanalinseln liegen!!

    Wenn Sie sich nur einmal vor Augen führen, dass allein der Drogenhandel p.a. zwischen 2 bis 3 Mill € erbringt.
    Wo wandert dieses Geld wohl hin??

    Jetzt erklären Sie uns Wirtschaftslaien wie Sie diese Finanzen regulieren wollen 🙂

    Aber bitte nicht mit dem „Glauben“ der hat zwar schon Berge versetzt aber bisher das weltweite Banken- und bisher nicht zuletzt auch das Finanzsystem wieder in normale “ Bahnen “ versetzen können 🙂

    Aber vielleicht können Sie Ihre Lösungsvorschläge in dieser Form uns vorlegen:

    http://www.youtube.com/user/ex.....EOr0jhB5zo

    Viele Grüße

    Moritz Berger

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    Ein umstrittenes Zitat von Jefferson:

    ‚Wenn das amerikanische Volk jemals erlauben wird, dass die Herausgabe ihrer Währung von den Banken kontrolliert wird, werden die Banken und die Geschäfte, welche um sie herum entstehen, erst durch Inflation und dann durch Deflation das Eigentum der Menschen an sich reißen, und ihre Kinder werden obdachlos im Kontinent aufwachsen, welcher von ihren Vätern erobert wurde. Die Fähigkeit zur Geldschöpfung sollte den Banken genommen werden und wieder rechtmäßig an den Kongress und das Volk zurückfallen. Ich glaube fest daran, dass ein Bankensystem, welchem das Recht auf Geldschöpfung eingeräumt wird, eine größere Gefahr für die Freiheit ist als eine stehende Armee.‘

    Eine umfängliche Sammlung von Zitaten Jeffersons zun Thema Geld und Bankwesen findet sich bei der University of Virginia.

    ‚The evils of this deluge of paper money are not to be removed until our citizens are generally and radically instructed in their cause and consequences, and silence by their authority the interested clamors and sophistry of speculating, shaving, and banking institutions. Till then, we must be content to return quoad hoc to the savage state, to recur to barter in the exchange of our property for want of a stable common measure of value, that now in use being less fixed than the beads and wampum of the Indian, and to deliver up our citizens, their property and their labor, passive victims to the swindling tricks of bankers and mountebankers.

    Oder:

    We are now taught to believe that legerdemain tricks upon paper can produce as solid wealth as hard labor in the earth. It is vain for common sense to urge that nothing can produce but nothing; that it is an idle dream to believe in a philosopher’s stone which is to turn everything into gold, and to redeem man from the original sentence of his Maker, ‚in the sweat of his brow shall he eat his bread.

    Dem umstrittenen Zitat am nächsten kommt:

    ‚I sincerely believe… that banking establishments are more dangerous than standing armies, and that the principle of spending money to be paid by posterity under the name of funding is but swindling futurity on a large scale.‘

    Selbst sein Gegenspieler in dieser Frage, Alexander Hamilton, der als Advokat einer Zentralbank auftrat, war ein Vertreter des ‚Greenbacking‘, also der direkten Geldschöpfung zur Staatsfinanzierung. Diese Praxis wurde etwa von Lincoln zur Finanzierung des Bürgerkrieges betrieben.

    Das perverse Spiel zwischen Zentralbanken, Primary Dealers, fraktionale Geldschöpfung durch Leverage und die Versicherung dieser Fiktion durch den Staat/ZB hatten beide nicht im Sinn.

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    Alan Posener schreibt „Diese Aufgabe wird nicht von hysterischen Feuilletonisten erledigt, sondern von nüchternen Pragmatikern.“

    Wo bleiben denn die „nüchternen Pragmatiker“ in diesem irrationalen System? Wie lange müssen wir denn auf Ihre „Funktionseliten“ warten? Wo sind die hellen Köpfe, Alan Posener?

    Wenn Sie Marx Engels aus der Kiste holen „… unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelasssen als das nackte Interesse, als die gefühllose ‚bare Zahlung’.“ bin ich mir darüber unsicher, ob Sie eine nüchterne, kalte Kritik des Kapitalismus machen oder ob Sie dabei klammheimlich zustimmen und ein stilles Hallejulah singen. Wahrscheinlich halten Sie das aus Vorsicht in der Schwebe.

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    @By the way, ein interessantes Fundstück aus der englischsprachigen Pravda.
    Dem Himmel sei Dank, wir haben doch noch „freundliche (oder befreundete?) Feinde.

    Während sich unsere Unternehmer, wie heute in der Süddeutschen, sich schon auf zukünftige Geschäfte in Lybien freuen, feilt Moskau immer noch am Klassenkampf.

    http://english.pravda.ru/world.....gaddafi-0/

    Wie schön man sich die Wahrheit, je nach Gusto, hinbasteln kann, zeigt Moskau immer noch lehrbuchhaft.
    Von Moskau lernen heisst siegen lernen – oder so ähnlich.

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    Zum Ahlener Programm.
    Es war 1947, es ging nur über die CDU in NRW. Die bestand fast nur aus alten Katholischen Zentrumsleuten.
    Da in NRW fast alle Kapitalisten Protestanten waren und fast alle Arbeiter katholisch (Zuzug aus Oberschlesien, Polen, katholisches Sauerland, katholische Eifel) war auch die Zentrumspartei der Weimarer Zeit eher antikapitalistisch…und übrigens die stärkste Partei im Ruhrgebiet!
    Heute sind in der CDU sehr viele Protestanten dominant (Merkel, Schäuble)

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    Schirrmacher hat von Charles Moore abgeschrieben, aber leider dessen Fazit nicht verstanden:

    One must always pray that conservatism will be saved, as has so often been the case in the past, by the stupidity of the Left. The Left’s blind faith in the state makes its remedies worse than useless. But the first step is to realise how much ground we have lost, and that there may not be much time left to make it up.

    Moore ist exakt nicht der Meinung, daß die Linke recht hat. Er sieht nur Mängel in der Politik der Konservativen, die diesen aus seiner Sicht falschen Eindruck erzeugen.

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    @Liebe Kerstin: Wie Sie sehen, das war bei uns einmal genau geregelt, durch die, in aller Welt so geschmähte“freie, soziale Marktwirtschaft“, nach den Vorgaben des Ahlener Programms, um die wir aber tatsächlich glühend und weltweit beneidet wurden.

    In meiner Zeit waren die Japaner ja das große Leistungsvorbild, wovon man dann schnell abkam, als die Japaner dann unser (zumindest damals) vorbildliches betriebliches Mitbestimmungssystem übernahmen – furchtbar blamabel für unsere Machthabenden, denn die wollten uns einen Höchsturlaub von 14 Tagen jährlich verpassen, nach Japanischem Vorbild.

    Einigermaßen funktioniert hat das,genau so lange bis die von mir bis dahin eigentlich verehrten Sozis unter Schröder an die Regierung kamen und erst einmal den Arbeitgebern und Höchstverdienern mit ihren Steuergeschenken in den Hintern krochen.
    Und dann noch Frau Merkel, die das Kriechen ja zeitlebens eingeübt hatte.

    Nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit und die Globalisierung nebst Finanzkrisen, haben unser System verändert. Noch mehr die Kaltschnäuzigkeit einer sich bürgerlich gebärdenden Elite, die sich mit den „Tugenden“ des Konservativismus lediglich zu unrecht schmückt, ohne sie tatsächlich zu haben.
    Womit wir wieder bei Posener wären.

    Lassen Sie bitte die Religionen und Kirchen aus dem Spiel, bei aller Kritik an denen, die nehmen dem Staat leider mehr ab, als dem gut tut.
    Ich möchte nicht noch mehr Ausbeutung, in diesem Falle von Ordensleuten, die unentgeltlich die Gesellschaft entlasten.

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    Nur zur Info, nicht zur Belehrung:

    Das Ahlener Programm beginnt mit diesen Worten:

    „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“

    Ja, und unsere wunderbare Kanzlerin hat in einer ihren ersten Reden doch tatsächlich öffentlich erklärt, die soziale Marktwirtschaft sei „nicht mehr zeitgerecht“ und unangebracht.

    Ach, und noch etwas:
    Bleibende wirtschafts- und rechtshistorische Wirkung hat das Ahlener Programm auf die später im Grundgesetz aufgenommene Sozialpflichtigkeit des Eigentums (Art. 14 Grundgesetz) und die Neuordnung des Verhältnisses von Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch Tarifautonomie, Betriebsverfassung und Unternehmensmitbestimmung.

    Quelle: wiki

    Abgesehen davon habe ich das Original in Buchform zuhause, kann gerne eingesehen werden.

    Artikel 14,Abs. 2:

    (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

    Darauf nämlich beziehen sich nämlich die Steinreichen, die darum betteln höher besteuert zu werden. Und unsere Regierung lehnt diese Almosen großzügig ab, mit der Begründung, es läge keine staatliche Notlage vor. Wieviel Notlagen braucht Merkel noch? Noch 200 Milliarden in den nächsten Krisentopf.

    Ich bin nicht so naiv anzunehmen, daß die Supervermögenden ganz uneigennützig sind. Es könnte ihnen ja möglicherweise – bei Ausbruch von sozialen Unruhen an den Kragen gehen.
    Aber, unsere Regierung – unser so geliebter Staat – geht lieber der Armen an den Kragen, führt Prozesse wegen 5 Euro bei Hartz.

    Es ist nämlich wesentlich angenehmer es sich mit 99,4% der Bevölkerung zu verderben, als mit den 0,6%, die ungefähr über 90% des Volksvermögens verfügen.

    So rational funktionieren wir, bzw. unser Staat.
    Das Spiel geht weiter, auch ohne uns, und wer immer noch nach dem Staat meint rufen zu müßen, sollte sich ganz rational klar machen, daß der Staat nicht“wir“ sind.

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    @Liebe Rita E. Groda : Ihre Aussage: Ihre unverdrossene Staatsgläubigkeit amüsiert mich geradezu.

    Glauben Sie mir, ich bin keineswegs staatsgläubig.
    Vielleicht müssen wir einfach über den Begriff Staat reden. Es darf auch Europa sein, allerdings frage ich mich schon, wie die unterschiedlichen Vorstellungen von Sozialstaat der europäischen Länder vereinbar sind.

    Vor nicht einmal 1 Jahr konnte man in allen Deutschen Zeitungen, daß laut einer Umfrage 70% aller Deutschen sich einen Sozialismus in Deutschland sehr gut vorstellen könnten, wenn sie dadurch ökonomische Absicherung hätten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!!!!

    Zu den 70% gehöre ich nicht. Allerdings gibt es einen Gesellschaftsvertrag, der auch beinhaltet, die Schwachen zu unterstützen. Dafür sind natürlich finanzielle Mittel notwendig. In den Religionen gab es auch immer Abgaben, um solche karitativen Maßnahmen durchführen zu können. Habe ich da etwas falsch verstanden?

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    @Parisien: Es gab noch ein anderes Buch: Marita Vollborn, Vlad D. Georgescu „Brennpunkt Deutschland“ 1. Auflage 2009 Das kam ganz ohne das Schüren von Ressentiments aus. Allerdings hatte es auch nicht die mediale Aufmerksamkeit.

    Die Autoren beschäftigten sich mir den Folgen von Hartz IV für die Gesellschaft und die sich daraus ergebenden Folgen für die Demokratie insgesamt.

    Aus dem Klappentext: Steuergeschenke an Unternehmen, ein verschwenderischer Staat, skrupellose Politiker und Manager.

    Vielleicht darf ich noch einmal an meine Aussage erinnern:

    Ich sehe noch andere Gefährdungen der Demokratie: Unzufriedenheit, Desillusionierung und soziales Ungleichgewicht.

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    @Liebe Kerstin: Ich muß da nochmals präzisieren, damit Sie mich nicht falsch verstehen.
    Entschuldigung – ich bete das jetzt zum 100.Mal vor – aber die Gründerväter unserer Republik, haben, wie die CDU 49 in ihrem Ahlener Programm, alle Befürchtungen eingebracht, die gegenüber einem neuen Deutschen Staat nötig waren. Und diese auch ganz offen kommentiert.
    Kaum zu glauben – aber die hatten Angst vor der Sozialistischen Konkurrenz und das auch offen formuliert. Daher wollten ein Konkurrenzprodukt kreieren, mit ein paar kleinen Anlehnungen an die“Konkurrenz“.

    Monopolbildung sollte verboten sein – hat die Nachfolge CDU ja erfolgreich abgeschafft.
    Soziale Gerechtigkeit manifestiert – die es vor 40 Jahren mehr gab, als im Jahre 2011.

    Wenn sie das Ahlener Programm lesen, könnte man glauben Honni hätte da mitgewirkt.

    Halten Sie mich bitte, bitte nicht für zynisch, ich bin genau so froh, wie Sie, über den Fall der Mauer.
    Fakt ist aber, selbst Staatssystemen tut Konkurrenz gut, und die ist nicht mehr vorhanden.
    Die Selbstgerechtichkeit des angeblich oder tatsächlich überlegenen Gesellschaft-Systems, hat ein gewisses Nachlassen der Bemühungen um Verbesserungen und Entwicklung zur Folge. Genau diese Trägheit, hat z.B. Pisa, einen Regierungskindergarten, Aristokratie mit doktoralen Nebenwirkungen, ungenierte Umverteilung von unten nach oben und den nicht von mir(mir verursacht der Begriff Moral Übelkeit) aber von vielen hier reklamierte Verfall der guten Sitten und Moral zur Folge.

    Diese nicht nur nationale Selbstgerechtigkeit ist ebenso der ideale Nährboden für Islamophobie, Antisemitismus und sonstige Abarten der Intoleranz.

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    @Liebe Kerstin: Ihre unverdrossene Staatsgläubigkeit amüsiert mich geradezu.
    Kein Staat der Welt wird dieses Kapitalistenschlamassel regulieren können., zumindest nicht im Alleingang. In unseren sog. freien Systemen herrscht schon sehr lange die Finanzwelt und nicht unsere Regierungen, sprich der Staat. Sie haben Angst vor Faschismus, ich vor den Folgen des Raubtierkapitalismus, der sich nicht erstaunlicher- aber überraschenderweise erst so richtig nach dem Fall der Mauer und des eisernen Vorhangs entwickelt hat.
    Ich hatte tatsächlich den gleichen Gedanken wie die Leitartikler der großen Deutschen Zeitung, nach dem Mauerfall. Extra aufgehoben habe ich die Artikel, in denen „überschrieben“ wurde“Wir haben keinen Feind mehr“, ja die Deutschen waren total irritiert, daß wir uns jetzt ein neues Feindbild aufbauen müßten.

    Damals hatte ich weniger Sorge um den Aufbau eines neuen Feindbildes, als um den Wegfall des Konkurrenzproduktes Sozialismus. Der Kapitalismus hatte keine sog. „Konkurrenz“ mehr, er war, um mit unserem Lieblingsbegriff zu sprechen „alternativlos“ und der heutige Raubtierkapitalismus hat somit seine Existenzberechtigung seither in sich getragen.

    Zurück nochmals, Sie haben Angst vor Faschismus – ich habe Angst vor einem Sozialismus nach gestrigem Muster, und zwar große Angst.
    Vor nicht einmal 1 Jahr konnte man in alle Deutschen Zeitungen, daß laut einer Umfrage 70% aller Deutschen sich einen Sozialismus in Deutschland sehr gut vorstellen könnten, wenn sie dadurch ökonomische Absicherung hätten. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen!!!!
    Staatsgläubigkeit in höchster Potenz – der Staat wird alles richten, er ist für die Lösung aller Lebensprobleme heranzuziehen.

    Ich persönlich lebe schon zu lange in diesem freien Land, um mich möglichst weit von Vater Staat und seinen angeblichen Sozialleistungen fernzuhalten.

    Die Fakten werden unsere Art von Kapitalismus korrigieren, nicht unser Staat.
    Die Rahmenbedingungen werden uns kapitalistisch orientierten Ländern diktiert werden. Von denen die jetzt weniger – respektive gar nichts haben – und die ebensolchen Wohlstand haben möchten und werden.
    Selbstverständlich werden dadurch wieder neue Absatzmärktw für uns geschaffen, die Regeln aber werden zukünftig nicht alleinig von uns gestaltet, daran werden wir uns gewähnen müßen.

    Amerika, vom Geld Chinas abhängig – hätten sie sich das vor 25 Jahren vorstellen können?

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    @Alan Posener: „Das heißt, die Politik des billigen Geldes, das erst in die Krise geführt hat, wird fortgeführt, um aus der Krise herauszukommen“

    So ist es, doppelt schlecht genäht soll gut halten.
    Mein Mann nennt das, aus einem Karrengaul ein Rennpferd machen zu wollen.

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    Lieber EJ, ich gebe Ihnen darin Recht, dass der Hype um Schirrmacher (zu dem ich hier meinen bescheidenen Teil beigetragen habe) einiges aussagt über den Zustand der Presse hier in Deutschland. Allerdings muss man dazu wissen, dass Fueilletonisten selten den Wirtschaftsteil lesen. Dort kann man nach wie vor exzellente Analysen über die anstehenden Probleme und die denkbaren Lösungen lesen. Ich persönlich lese am liebsten den „Economist“, eine Stimme der Vernunft in diesen hyperventilierenden Zeiten.
    Lieber Moritz Berger, die Geldmenge war früher an die Goldmenge gekoppelt via die Goldbindung der Leitwährungen Sterling und Dollar. Die hat Großbritannien vor dem zweiten Weltkrieg gekappt, die USA folgten unter Nixon vor ziemlich genau 40 Jahren. Seitdem wird die Geldmenge von den staatlichen zentralbanken gemanagt. Wenn es tatsächlich zu viel zirklulierndes Geld geben sollte (und ich glaube das eher nicht), dann wäre nicht der abstrakte Finanzkapitalismus daran schuld, sondern die Ausgabenpolitik staatlich verwalteter „Währungshüter“. Tatsächlich betreiben sowohl Amerika als auch Britannien zur Zeit eine Nullzinsen-plus-Gelddrucken-Politik, um ihre Schuldenlast zu reduzieren. Das heißt, die Politik des billigen Geldes, das erst in die Krise geführt hat, wird fortgeführt, um aus der Krise herauszukommen. Das wird nicht lange gutgehen, und da sieht der Euro im Vergleich ganz gut aus. Dazu mehr nächsten Dienstag.

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    @Liebe Rita E. Groda: Ich bin keine allzu große Optimistin. Vor allem nicht dahingehend, dass sich alles schön alleine regelt, nur weil ein anderer Staat vielleicht demokratisch oder kapitalistisch ist.

    Wer soll uns das Teilen denn aufzwingen? Die Chinesen, die Russen oder die arabische Welt. Das denke ich ist keine gute Idee. Dazu ist meine Sorge, dass in diesem Fall Deutschland faschistisch wird, viel zu groß. Vielleicht Europa? Die deutsche Regierung ist hier in der Pflicht, Bedingungen für einen freien Handel, aber auch ein soziales Gleichgewicht zu sorgen.

    Wie soll das Teilen denn aussehen? Oben und unten oder gleichmäßig alle arm.

    „ … Reichsten einen Beitrag leisten müßten zu ihrer Volkswirtschaft, Veranwortung übernehmen. Der Klub der Deutschen Millionäre fordert dies schon seit Jahren.“ (Ihr Zitat)

    Ich hatte da bisher nur für Amerika gehört. Ich denke der Klub der Millionäre wird schon wissen, was passiert, wenn soziale Unruhen eintreten. Vor einer Weile habe ich in einem Buch über das deutsche Steuersystem gelesen und die Interessen, die dabei einzelne Bundesländer haben (z. B. Bayern). Es kann doch nicht sein, dass Millionäre ihre Steuern verhandeln, während der Arbeitnehmer voll besteuert wird.
    Der Gewinn von Kapitalgesellschaften wird kaum angemessen besteuert. Es ist die kleinliche Interessenpolitik, die unsere Regierung am Handeln hindert. Vielleicht irre ich mich ja.

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    @Lieber EJ: Woher ihre grundsätzliche Bereitschaft mich so vorsätzlich miß zu verstehen?

    Hatte ich eine Liebeserklärung an den Kapitalismus abgegeben? Oder hatte ich auf die „natürlichen Grenzen des Wachstums“ hingewiesen?

    Seit Jahren predige ich soziale Verantwortung – und ich predige nicht nur – im Verein mit Ihnen und KJN, und jetzt so etwas.

    Wollen Sie staatliche Regulierung des Marktes? Toll, die Sozis haben als erste Amtshandlung den Höchststeuersatz von 52 auf 39% gesenkt – supersozial fand ich das -Kohl die Vermögenssteuer abgeschafft und die Superreichen betteln darum endlich“gerecht“ besteuert zu werden. Die Temperaturen verbieten mir weitere Überlegungen, ob das mit der Demokratie oder dem Kapitalismus zu tun hat.

    Was Ihren Hinweis auf“meine Presse“ betrifft, da kann ich nur noch fragen, haben Sie eigentlich noch alle?

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    @ Rita E. Groda: Kapitalismus – ein Wirtschaftssystem das eine freie Gesellschaftsform bedingt, nämlich das was wir heute Demokratie nennen

    Na, garatuliere! Sie haben jedenfalls Ihre „Presse“, Ihren Posener, Ihren Schirrmacher et. al. gelesen!

    Was soll das sein? Ein Ist-Satz? Oder ein Soll-Satz? Wie kriegen Sie Ihren Satz mit (kapitalistischer) „Globalisierung“ unter einen Hut? Mal ganz abgesehen vom russischen und chinesischen Kapitalismus, die Ihrer Meinung nach mangels Demokratie kein Kapitalismus sind – unsere Demokratie bedingenden Versorger auf dem russischen und unsere Demokratie bedingenden Automobilproduzenten auf dem chinesischen Markt sind – keine oder nur irgendwie halbe Kapitalisten, weil sie dort noch nicht so richtig erfolgreich Demokratie „bedingt“ haben? Das kommt aber noch? Weil, die „Bedingungen“, man weiß das, sind so und anders geht’s deshalb gar nicht.

    Mit Ihrem Blick für den Kapitalismus können Sie bei WELT/WamS oder in der FAZ beliebig Karriere machen, Frau Groda. Nur mal so als Tipp 🙂

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    @ Alan Posener:
    Man sieht ja halbwegs ein, dass Banken gerettet werden müssen, weil das Gegenteil niemandem was bringt, keiner Schicht. Man sieht aber nicht ein, wenn die Banker und Spekulanten, die das vermasseln, nicht vor die Tür gesetzt werden. Geld haben sie genug angesammelt, um ohne Job auszukommen. Der mittlere amerikanische Bürger aber, der seinen Job deswegen verliert und sein Haus nicht abbezahlen kann und verschleudern muss, ist übel dran. Diese Art von Politik hat geschafft, dass Banker sich über ihre traditionellen Feinde von links und unten hinaus die Mittelschicht, von deren Kleinanlagen sie auch gut lebten, zum Feind gemacht haben.
    Und all diese Zitate plus Sarrazin beschreiben detailgenau, was mit der Mittelschicht in der BRD passiert dank kaltschnäuziger Globalisierungsinteressen einer schmalen sehr potenten internationelaen Elite:
    Hier ist Schirrmacher über den Zustand von Forschung und Lehre:

    „Eine Ära bürgerlicher Politik sah die Deklassierung geistiger Arbeit, die schleichende Zerstörung der deutschen Universität, die ökonomische Unterhöhlung der Lehrberufe.“

    Und hier sind Karl Marx und Friedrich Engels 1848 zum gleichen Thema:

    „Die Bourgeosie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.“

    Hier ist Matussek über den Werteverlust:

    „(Der konservative Klassenkampf von oben) hat Werte zertrümmert, radikaler, als es die Linke je vermocht hätte. Er hat ein kaltschnäuziges System geschaffen, das dem abgehängten Rest der Gesellschaft nach unten zuruft: Strengt euch gefälligst an.“
    Vielen Dank für die exellente Zusammenfassung mit links.

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    @ Alan Posener: Die Frage ist also nicht, ob der Stat regulieren soll oder nicht, sondern nur wie.

    Mann! Da bricht einem ja das Herz! Ganz klar, warum ich dergleichen bisher nie von Ihnen gehört habe. Bestimmte komplexe Sätze sind Ihrer Zunft allein aus stilistischen Gründen gar nicht möglich. Derartiges Geholper schreibe ich, schreiben aber doch nicht Sie!

    Seit wie vielen Jahren beobachten wir die jetzt von Schirrmacher in, ach, so sensationeller Weise beklagten Entwicklungen? Seit wie vielen Jahren leiden wir darunter, kollektiv und individuell? Seit wie vielen Jahren manövriert der Westen sich nicht nur politisch, sondern auch mit seinem überbordenden Kapitalismus in eine globale Sackgasse? Und seit wie vielen Jahren ist das, ach, so brillante deutsche Zeitungs-Kommentariat angesichts dessen auf nur ein paar billige ideologische Merksätze (und allenfalls deren Kombination) reduziert? Und seit wie vielen Jahren redet es uns mit seinen armseligen Affirmationen ein, dass die Misere nicht nur der unvermeidliche Lauf der Dinge, sondern auch unser aller (unüberbietbares) Heil sei.

    Nicht Schirrmachers Elaborat, sondern der Hype in seinem Gefolge, ist der längst überfällige Offenbarungseid der klassischen Presse. Nicht das Internet an sich ist es, das die klassische Presse zum Untergang verdammt. Es ist auch nicht eigentlich ihr Rückzug ins ideologische Wolkenkuckucksheim. Es ist der dort herrschende ideologische Sog, nicht die dort herrschende, u.U. zähneknirschende, Gleichschaltungsbereitschaft, sondern die dort herrschende Gleichschaltungsfreude, die dort vorherrschende Gleichschaltungsgeilheit: Wir! Wir mit den Großen dieser Welt! Wir mit den Großen dieser Welt, wir kriegen euch! Wir kriegen euch alle!

    OK. Was ist von den liberalen (programmatischen) Hallodris auch anderes erwarten, als dass sie Macht rechtfertigen, von der sie ein bisschen ab haben wollen. So funktioniert das Geschäft, könnte man achselzuckend meinen. Aber es ist eben leider auch so, dass etwa auch eine scheinbar brav altlinke Tissy Bruns erst dann bemerkt, dass die Welt aus den Fugen gegengen ist, wenn ein Schirrmacher zuvor in die Posaunen von Jericho geblasen hat. Das macht den Offenbarungseid unserer, ach, so kritischen Meinungselite exemplarisch zur traurigen Tatsache.

    Was soll’s! Vergess‘ mer’s, Leute! Lesen wir regelmäßig fünf, sechs, bei Bedarf zehn oder mehr gut ausgewählte Blogs. Und die Einfalt ist ersetzt, der Käse gegessen.

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    Die gewöhnlichen Bauernfänger, Betrüger, Buben, Diebe, Einbrecher, Erzgauner, Gangster, Ganoven, Gauner, Geschäftemacher, Halunken, Kanaillen, Kleptomanen, Kreaturen, Kriminelle, Langfinger, Lumpen, Plünderer, Preller, Räuber, Scharlatane, Schieber, Schufte, Schurken, Schwindler, Strolche, Taschendiebe, Wichte:

    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will dem Parlament einem Zeitungsbericht zufolge nur begrenzten Einfluss auf die erweiterten Aufgaben des Euro-Rettungsfonds EFSF einräumen. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf einen ersten Vertragsentwurf für Änderungen beim EFSF aus dem Hause Schäubles. Danach soll der Bundestag dem EFSF „eine Art Generalbevollmächtigung“ erteilen, die es erlaubt, bei der Rettung von Krisenstaaten neue Instrumente zu nutzen. Das Direktorium des Fonds soll drei zusätzliche finanzpolitische Handlungsoptionen erhalten und sich dafür selbst Richtlinien geben. Eine direkte parlamentarische Kontrolle gebe es damit nicht.

    Siehe auch.

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    @Alan Posener: Ihre Aussage: Das Bürgertum lebt hier nicht mehr

    Da haben Sie Recht.

    Es gab einmal ein Bürgertum in Deutschland, das stolz war auf die im Wort angelegte Verbindung von wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Tatkraft im Sinne des Bourgeois einerseits, auf Verantwortung und Liberalität im Sinne des Citoyen – des Staatsbürgers – andererseits.

    In einem Buch über Walter Rathenau habe ich gelesen, dass sein Vater die AEG nicht an die Börse gebracht hat, da er die Situation zur 1870/1971 der Gründerjahre und dem folgenden Börsenkrach in Deutschland beobachtet hatte. Walter Rathenau musste sich seinen Platz im Unternehmen hart erarbeiten. Die Familie Rathenau hat für ihre Verhältnisse einen bescheidenen Lebensstil gepflegt.

    Dass Soziales den Fabrikanten wichtig war, zeigt auch ein anderes Beispiel: die Schuhproduktion in Weißenfels.

    Alles zerstört. Heute müssen sich Unternehmer der Kritik stellen, wenn sie Verantwortung für die Bürger einfordern.

    Während der Diskussion um das Buch von Thilo Sarrazin habe ich mich oft gefragt: Wie viel von der Ideologie der Nationalsozialisten ist noch drin in der Bundesrepublik. Der Start war sehr NS-belastet. Habe ich mich täuschen lassen?

    Die Diskussion um die 68er als Zerstörer der bürgerlichen Werte kann ich nicht Nachvollziehen. Da stellt sich mir sofort die Frage: Was sind bürgerliche Werte? Und sind die 68er nicht auch Nachgeschichte der Geschichte Nationalsozialismus?

    Wissen Sie was Marcel Reich-Ranicki in Mein Leben über Ulrike Meinhof sagte: „ … sie war die erste Person in der Bundesrepublik war, die aufrichtig und ernsthaft wünschte, über meine Erlebnisse im Warschauer Getto informiert zu werden.“

    Erschreckend fand ich auch, dass Marcel Reich-Ranicki bei einer Einladung von Joachim Fest auf Albert Speer traf. Da darf man sich angesichts einer solch massiven Islamkritik und Elitenpolitik, schon fragen, was ist noch drin. Die Bildungspolitik der Bundesrepublik hat für mich einen elitären Charakter. Brauchen die Deutschen eigentlich ein Feindbild?

    Ich schrieb hier einmal: „Sicher eine gut funktionierende Demokratie hält auch solch ein Buch aus.“

    Was Deutschland meines Erachtens nicht gut aushält, ist der Rückfall in die Tatenlosigkeit in Bezug auf das Thema Bildung und die mangelnde Diskussion über seine Thesen. Nach der ersten großen Aufregung, ist das Thema wieder beendet.

    Die Frage ist doch auch: Erfüllen die Banken eigentlich noch ihre Aufgabe, Gelder für Investitionen und Unternehmen bereitzustellen?

  28. avatar

    Eine Gruppe von über 55 deutschen Unternehmern bringt das Bundesverfassungsgericht vor Gericht. Vereinfacht gesagt, werfen sie dem höchsten deutschen Gericht Demokratie schädigendes Verhalten vor, weil dieses ihnen relevante rechtsstaatliche Verfahrensgarantien im Streit um die Euro-Politik der Bundesregierung verweigere. Deshalb sollen sich die deutschen Verfassungsrichter nun vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg verantworten.

    Eppur si muove … wenigstens ein bisschen …

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    @Rita Groda

    Sehr geehrte Frau Groda,

    Haben Sie wie Herr Posener Angst über den Tellerrand Ihrer kapitalistischen Philosophie zu schauen??

    Auf der einen Seite akzeptieren Sie Innovationen wie das Internet, smartphone etc …

    Wachstum ist für Sie immer noch ein quantitative Sache.

    Wenn ich nicht wüßte dass Sie im Häusleland wohnen, könnte ich fast glauben, dass Sie eine ehemalige DDR Bürgerin sind.

    Da gab es auch bereits die Tonnenideologie.

    Nur Menge/Masse war angesagt.

    Lesen Sie doch einmal statt Adam Smith Meinhard Miegel:

    Wohlstand ohne Wachstum

    Um es ganz banal zu sagen;

    Jeder Verkehrsunfall trägt zu Steigerung unseres BIP bei, noch mehr wenn es es zu gravierenden Verletzungen kommt 🙂

    Oder auch andersherum.

    Wenn Sie das Dach Ihres Hauses neu decken sollten, dann sollten wenn Sie Interesse haben , das Wirtschaftswachstum in .de zu steigern, besser Betondachpfannen nehmen , denn die haben nur eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 30 Jahren, bevor die Reparaturzyklen beginnen.
    Wenn Sie Tonbiberschwanzziegel nehmen liegen Sie bei einer Lebensdauer von mehr als 80 Jahren…

  30. avatar

    Lieber Herr Posener

    >Was heute Finanzkapital ist, wird morgen investiert und wird produzierendes Kapital, und umgekehrt.>

    ….dann erklären Sie uns Wirtschaftslaien doch einmal warum nur noch ca. 10 % der täglich global zirkulierenden Geldsumme auf Realgüter entfallen und der Rest 🙂 auf „Finanzgüter“

  31. avatar

    @Liebe Kerstin, Sie sind doch noch eine viel größere Optimistin.
    Der Staat wird der letzte sein, der die Regeln vorgibt. Unsere Regierung ist doch tatsächlich zu blöd, die Geschenke(Steuern) der wirklich Vermögenden anzunehmenden. In den Leitartikeln Französischer Zeitungen, z.B. le Monde, konnten Sie heute lesen““TAXEZ-NOUS !“(Besteuert uns). Die Sprecher der 30 größten Französischen Vermögen forderten, daß die Reichsten einen Beitrag leisten müßten zu ihrer Volkswirtschaft, Veranwortung übernehmen. Der Klub der Deutschen Millionäre fordert dies schon seit Jahren. Leider verweigert sich unsere Regierung standhaft bei der Annahme dieses Geschenks.Die sind so bescheuert, daß es in kein Raster mehr passt.

    Das Teilen wird man uns irgendwann einfach aufzwingen, die Länder, die heute an der Schwelle zur Demokratisierung und Industrialisierung stehen. Es wird sich eine Eigendynamik entwickeln, die nicht mehr aufzuhalten ist. Und keiner wird uns oder unsere bescheuerte, jeweilige Regierung mehr fragen müßen. Nicht nur wir sind Egoisten, die anderen – Gott sei Dank – auch.

  32. avatar

    Leider haben die Links nicht funktioniert, deshalb noch einmal.

    Die Biologie spricht gegen Biologismus
    http://www.faz.net/artikel/C30.....13985.html

    Jeder kann das große Los ziehen
    http://www.faz.net/artikel/C30.....38371.html

    Wir sind alle Schlümpfe
    http://www.faz.net/artikel/C30.....03335.html

    @Rita E. Groda: „Was werden wir sparen ohne unnötige Militäreinsätze, wegfallende Entwicklungshilfe usw….“

    Sie sind ja Optimistin. Und ob das mit dem Teilen so klappt, da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, der Mensch ist einfach Egoist, da muss schon der Staat ein paar Regeln vorgeben.

    Aber ich träume gerne mit.

  33. avatar

    Als ich kürzlich an unserer Kellertür einige größere Spinnweben fand, da fiel mir ein Haiku ein, den ich einmal gelesen habe.

    „Fürchte Dich nicht Spinne, dies ist kein penibler Haushalt“.

    Diesen Spruch pinselte ich schnell entschlossen auf die Kellertür,und unsere Hauspinne – wohl schwer beeindruckt von dem Spruch – spinnt seither nur noch an der Kellertür.

    Dieser Spruch wäre auch gut auf den Kapitalismus anzuwenden, so man positiv denken will.

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    @Alle: Als bekennender Demokrat und Kapitalist, möchte ich doch anmerken, daß der Kapitalismus weder Religion, noch Philosophie noch Systemform ist. lediglich ein Wirtschaftssystem das eine freie Gesellschaftsform bedingt, nämlich das was wir heute Demokratie nennen.

    Die Perversionen, die wir heute erleben, sind ein letztes und erbarmungsloses Aufbäumen gegen die Tatsachen, daß es Wachstumsgrenzen gibt und bei einer weiteren Demokratisierung der Welt wir gezwungen werden zu teilen. Wir werden uns nicht mehr hemmungslos und ungestraft bereichern können, am geistigen und biologischen Eigentum anderer Völker.

    Ich bin so zynisch anzunehmen, daß aber durch genau diese Entwicklungen unser Bundeshaushalt dramtisch entlastet werden wird. Was werden wir sparen ohne unnötige Militäreinsätze, wegfallende Entwicklungshilfe usw….

    Die täglichen Panikstatements von der Börse sind Quatsch, bzw. gesteuert. Man sollte sich doch einmal fragen, warum beim letzten Bankencrash, als die ersten in USA schon“auf der Brücke standen“, nur ich nervös war, während bei nicht vergleichbarer Aktualität heute alle so laut schreien.
    Freuen Sie sich auf den Kapitalismus!!!
    Nichts kommt so, wie es sich die Feudalherren der Finanzwelt und unsere Regierungen wünschen.
    Die Polen kommen nicht!!!! um zu Sklavenlöhnen bei uns zu arbeiten, die Griechen und die Spanier auch nicht. Niedriglohnländer gibt es auch nicht mehr genug. Und die qualifizierten Deutschen wandern ab nach Skandinavien usw.
    Und jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge!!
    Es wird eine spannende Zukunft im kommenden Deutschen Kapitalismus. Angst haben müßen wahrscheinlich nur die wirklichen Kapitalisten.

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    @ Bettina Röhl: So isses wohl. Doch die Antwort auf Ihre Fragen lautet: Ein Bankenkrach hätte uns alle in den Abgrund gerissen. Die Banken wurden gerettet und mit ihnen die Banker. „Die da oben“ bluten nie. In Griechenland zahlt ja auch das Volk die Zeche. (Und gegebenenfalls der europäische Steuerzahler.)
    @ Christoph Rohde: Erstens: Der Gegensatz zwischen „schaffendem“ und „raffendem“ Kapital ist nicht haltbar. Was heute Finanzkapital ist, wird morgen investiert und wird produzierendes Kapital, und umgekehrt. Zweitens: Die Geldmenge ist nicht abhängig von der Güterproduktion. Wird mehr Geld gedruckt, als Güter und Dienstleistungen da sind, um es zu absorbieren, gibt es eine Inflation. Es kann sein, dass wir so etwas in den USA bald erleben werden, aber das ist nicht die Grundlage unseres heutigen Problems. Die Grundlage unserer heutigen Probleme bilden falsche Investionen großer Banken – nämlich ersten in den US-Häusermarkt, und zweitens, in Regierungsanleihen von Staaten mit maroden Finanzen. Normalerweise würde der markt solches Verhalten abstrafen, aber – siehe oben – da die Banken „too big to fail“ sind, werden sie gerettet. Im Grunde genommen müsste man statt über Bankerboni zu meckern und Transaktionssteuern zu erfinden schlicht und einfach die Größe von Banken beschränken, so dass der Markt wieder funktionieren kann.

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    @Alan Posener: „Die Herausforderung besteht darin, aus diesem irrationalen System „den größtmöglichen Nutzen für die größtmögliche Menge“ zu ziehen, wie Jeremy Bentham den Grundsatz des Utilitarismus formulierte.“

    Warum haben wohl mehr 1,2 Millionen Menschen das Buch von Thilo Sarrazin gekauft? In der ganzen Diskussion um dieses Buch ist einiges untergegangen. Selbst Sarrazin hat sich für die schulische Förderung von Kindern eingesetzt. Viele seiner Thesen scheinen in das Weltbild des Bürgertums, im Kampf um bessere Ausgangsbedingungen, gut zu passen.

    „Wieder sollte die Wissenschaft Ressentiments begründen, dafür wurden die Intelligenztheorie und Genetik missbraucht. … Die Wissenschaft wehrte sich, Thilo Sarrazin schien es nicht wahrnehmen zu können.

    “dass wir als Volk an durchschnittlicher Intelligenz verlieren, wenn die intelligenten Frauen, die studiert haben, weniger oder gar keine Kinder auf die Welt bringen”

    Viele seiner Annahmen konnte man schon lange im Internet lesen. Waren Sie auch richtig?

    “So unumstritten es ist, dass die Geburtenrate in den unteren Schichten höher ist, so falsch ist doch das Argument, daraus auf einen Kollektivverlust von Intelligenz zu schließen.“ Quelle: Die Biologie spricht gegen Biologismus von Armin Nassehi http://www.faz.net/artikel/C30…..13985.html
    Noch einen Artikel von Intelligenzforscherin Elsbeth Stern: Jeder kann das große Los ziehen

    „Im Prinzip gilt: Je größer die Leistungsgerechtigkeit einer Gesellschaft ist, um so größer ist die Chance, dass Menschen mit guten genetischen Voraussetzungen ihr in den Genen angelegtes Potential für die Intelligenzentwicklung nutzen und beruflichen und schulischen Erfolg haben. In ungerechten Gesellschaften sind sozialer Hintergrund und Beziehungen wichtiger als Begabung.“ Quelle: http://www.faz.net/artikel/C30…..38371.html

    Noch ein Zitat aus dem Artikel.

    So manches Akademikerkind bleibt in den Schulleistungen hinter den Erwartungen zurück und nicht selten zeigen Intelligenztests, dass das Kind nicht das Potential der Eltern hat. Das mag zwar enttäuschend für die Eltern sein, aber die Vererbung von Intelligenz ist eine sehr komplexe Angelegenheit, wo etliche Zufälle bei der Bildung von Eizellen und Spermien sowie bei der Befruchtung eine Rolle spielen.

    Es gibt noch einen weiteren Artikel Wir sind alle Schlümpfe von Von Jörg Albrecht und Volker Stollorz.

    Würden wir in einer Gesellschaft absoluter sozialer Gleichheit leben, in der jedes Neugeborene identische Umweltbedingungen vorfände, dann ließen sich alle verbleibenden Intelligenzunterschiede auf Vererbung zurückführen. Weil dem aber nicht so ist, kommen weniger begabte Kinder aus wohlhabenden Familien in der Regel immer noch weiter als begabtere aus armen Schichten. Ein Sohn reicher Eltern kann auf dem Internat gefördert werden, bis er seine angeborenen intellektuellen Fähigkeiten zu hundert Prozent ausgeschöpft hat. Ein Hartz-IV-Kind, das eine schlechte Schule besucht, kann seine Intelligenz dagegen nur zu einem Teil entwickeln, auch wenn sie von Geburt an höher liegen sollte. http://www.faz.net/artikel/C30…..03335.html

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    Warum werden diese Bankversager, diese Bankglücksritter, diese Geldlümmel, die jede Bodenhaftung verloren hatten und die das Rechnen eingestellt haben, nun von Staats wegen gerettet?

    . . . wieso Versager? Lief/läuft doch bestens. Das ist wahrer Sozialismus: Gewinne privatisieren – Verluste sozialisieren.

    Übrigens ist Kapitalismus – Marktwirtschaft – keine Gesellschaftsform.

  38. avatar

    Was wäre denn und für wen wäre es denn so schlimm, wenn Marx recht behalten hätte?
    Sind die Weltbilder so gefestigt, dass bei Versagen der eigenen Ideologie die eigene Identität zusammenbricht?
    In der Hinsicht ähneln sich nämlich die neuen Liberal-Konservativen und die dogmatischen Linksradikalen der 70er Jahre (um etwas zu verallgemeinern) frappierend.

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    Lieber Alan Posener,

    sehr interessanter Text!

    dies habe ich auf Welt online (Mainstream Report) schon im November 2008 geschrieben. Deswegen hat Marx aber noch lange nicht recht. (Schirrmachers neuer lebenslanger Irrtum?)
    http://www.welt.de/debatte/web.....eil-I.html
    Bettina

    „(…) Banker müssten Quittung bekommen
    Natürlich handelt es sich bei der aktuellen globalen Finanzkrise nicht um eine Wiederholung der Katastrophe von 1929, die ja wohl im Übrigen auch hätte vermieden worden sein können. Es handelt sich auch nicht um eine Krise des Kapitalismus. Es handelt sich um den fachlich-sachlichen Offenbarungseid von ein wild gewordenen Bankern (und deren teils willfährigen Opfern).
    Dass ausgerechnet diese Banker jetzt mit Staatsknete sanft landen und für ihre Sünden entgegen allen anders lautenden Beteuerungen aller Politiker aller Couleur nicht büßen, das heißt nicht den Job verlieren, nicht den angerichteten Schaden ersetzen müssen und nicht so hart fallen, wie die Häuslebauer oder wie jeder andere, der in seinem Leben wirtschaftlich falsch gehandelt hat, ist eine fatale gesellschaftliche Verwerfung. Die bringen das System (des Kapitalismus) in Verruf, ohne, dass es überhaupt eine kapitalistische Frage ist. Sie schüren sozialistische und kommunistische Ideologien, obwohl es sich nur um persönliches und managementkollektives Unvermögen handelt und nicht um ein Versagen des kapitalistischen Systems. Übrigens: Solches Unvermögen gibt es in den sozialistischen Staatsgebilden, wie alle wissen, natürlich auch immer wieder, zusätzlich zu den dortigen Systemmängeln.
    Warum werden diese Bankversager, diese Bankglücksritter, diese Geldlümmel, die jede Bodenhaftung verloren hatten und die das Rechnen eingestellt haben, nun von Staats wegen gerettet? Und warum wird jeder, der das unschön nennt, als Managerbasher verunglimpft? Warum wird ein Managerbashing von zum Beispiel einem Christian Wulf überhaupt konstruiert, das es nicht gibt? Wer versagt und eine hohe Position und vor allen Dingen eine noch höher dotierte Position inne hat, steht selbstverständlich in der öffentlichen Kritik, was denn sonst? Und kann und sollte auch diese Kritik nicht legitim abwürgen können.“ (…)

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    @ EJ: Schuldig, euer Ehren. Ich halte die Marktwortschaft nach wie vor für die beste Möglichkeit, den Wohlstand der Nationen zu mehren; nur deshalb bin ich als Linker (d.h. jemand, dem es darum geht, das größtmögliche Glück der grüßtmöglichen Menge zu erreichen) für den Kapitalismus. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass sich das System selbst regulieren sollte. Aber das ist natürlich relativ. Alle wesentlichen Parameter, vom Recht über das Geld bis hin zur Garantie der Handelswege und zum Erhalt der natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens (Erde, Wasser, Luft) sowie der Menschen selbst, werden vom Staat garantiert. Die Frage ist also nicht, ob der Stat regulieren soll oder nicht, sondern nur wie.

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    Hilferding hat sehr plausibel die Dichotomie zwischen Real- und Finanzkapitalismus herausgestellt. Das Problem entsteht, wo Geld ohne Güterproduktion vermehrt wird. Ein polypolistischer Wettbewerb verhindert in der Regel auch moralische Verwerfungen. Deutschland lebt von einem breiten Mittelstand mit einem eigenen Ethos, der „ehrbare Kaufmann“ existiert noch. Wenn man aber nur in „kritischen Zirkeln“ latte machiato trinkt und noch nie eine Werkhalle von innen gesehen hat, dann ist es leicht, die „Kapitalisten“ in Bausch und Bogen abzuschießen

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    „Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung ihrer Produktionsinstrumente, durch die unterschiedlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen…

    Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, die nicht mehr einheimiche Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verarbeitet werden… Und wie in der materiellen, so in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich.“ (Das kommunistische Manifest)

    Gibt auch Menschen, die bis an ihr Lebensende an einer Ideologie festhalten. Da stellt sich eher die Frage, ob nicht totale Rechthaberei dahinter steht und Zweifel an den eigenen Ideen mit Zweifel am Selbst verwechselt wird.

  43. avatar

    @ Alan Posener: Das ist nicht der Stoff von „O Mensch!“-Essays, sondern eher nüchterner Abwägung zwischen verschiedenen Übeln

    Sicher haben Sie das auch früher schon mal irgendwo gesagt. Und können Ihre schon immer abwägende Skepsis damit belegen. Warum nur, lieber Herr Posener, habe ich trotzdem den Eindruck, dass gerade auch Sie (gemeinsam mit den Schirrmachers und den Mattuseks dieser Welt) zu den Leuten gehören, die uns die Scheiße, die nicht erst jetzt zum Himmel stinkt, als das liberal-gesellschaftliche Gold schlechthin verkaufen wollten? Welchem dummen Irrtum sitze ich da auf, Herr Posener?

  44. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,

    >Diese Aufgabe wird nicht von hysterischen Feuilletonisten erledigt, sondern von nüchternen Pragmatikern.<

    da Sie mehr oder weniger zu den pragmatischen Feuilletonisten gehören :-)frage ich mich schon woher Sie die Information erhalten haben, dass die Bankenrettung, die Lösung der Währungskrisen etc. von nüchternen Pragmatikern erledigt wird 🙂 🙂 🙂

    Bewaren Sie sich weiter Ihren "Kinderglauben"……

    Wenn Sie sich unsere Ökonomen anschauen, müßten Sie doch auch als unvoreingenommener Leser und Beobachter erkennen, das dort wenig von Pragmatismus zu spüren ist.

    Nur zur Ihrer Information:

    Bis vor wenigen Jahren, waren Beratungen bei Hellsehern in Deutschland steuerlich abzugsfähig!!!!!

    Heute heißt der Hellseher im allgemeinen Coach 🙂
    um eine Lücke in der Steuergesetzgebung auszunutzen 🙂 🙂

    Soviel zu Ihren Pragmatikern !!!

    In der Diskussion um Charles Moore (der eigentliche Auslöser und Frank Schirrmacher ist eher der Copy and Paste man 🙂 )oder Trittbrettfahrer

    ist für mich immer wieder aufschlußreich dass der Kapitalismus als die einzig letztlich "vernünftige" und/oder oder optimale Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens dargestellt wird.

    Einer Ihrer Kollegen Richard Herzinger ? schrieb einmal von der Konsumdemokratie…

    Während wir in der Technologie immer wieder bereit sind mehr oder weniger die Fortschritte zu akzeptieren (Ausnahmen bestätigen die Regel) wird immer wieder Adam Smith…..aus der Schublade geholt.

    Man könnte fast glauben das der Kapitalismus eine Ersatzreligion geworden ist.
    Statt Bibel liegt jetzt im Hotelzimmer " The Wealth of Nations "

    Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Welt 1989 wurde uns der Wohlstand auf Erden prophezeit, paradiesische Zustände.

    Das die Schere zwischen arm und reich immer größer geworden ist dürften Sie als pragmatischer Feuilletonist auch sicherlich erkannt haben. Siehe Diskussion um Steuer und Abgaben.

    Smith, Marx, Hayek und Keynes waren sicherlich zu Ihrer Zeit Innovatoren!!

    Aber bedeutet dass das diese Innovationen heute noch eine große Bedeutung haben müssen, bzw. überhaupt noch haben??

    Nehmen Sie Hayek als den jüngsten der von Ihnen erwähnten Ökonomen.

    In seiner Nobelpreisrede sagt er u.a.:
    Nur der freie Markt bilde im Preissystem alle relevanten Informationen ab und führe zu sinnvollen Allokationen.

    Zum Zeitpunkt seines Todes 1992 gab es das Internet noch nicht. Ob er heute noch die "pretence of knowledge" von den sogenannten Sozialingenieuren kritisieren würde mag ich bezweifeln.

    Sein Wachstumsbegriff ist wie bei Marx Keynes und die vielen anderen immer noch quantitativ bestimmt.

    Das mittlerweile selbst die Weltbank als Hort des Kapitalismus das quantitative Wachstumsweltbild in Frage stellt ist leider noch nicht bei den pragmatischen Feuilletonisten angekommen.

    Trauen Sie sich doch einmal über den Tellerrand zu schauen!!

  45. avatar

    Hallo Herr Posener,

    neben den von Ihnen zu Recht angführten Kritikpunkten an Schirrmachers Essay habe ich dort vor allem den roten Faden vermisst. Der Essay scheint mir eher eine lose Aneinanderreihung von noch nicht zu Ende gedachten Arbeitshypothesen zu sein. Ein bisschen Kritik an Banker-Boni hier, ein bisschen Mäkeln an staatlichen Rettungsaktionen während der Finanzkrise dort. Aber kein roter Faden.

    (Böse Zungen behaupten allerdings, dass Essays von Schirrmacher grundsätzlich keinen roten Faden haben.)

    Abgesehen davon ist der Essay auch nicht mutig genug: Anstatt zu klipp und klar zu sagen, dass die Linke seiner Ansicht nach recht hat, verpackt er alle These in Fragesätze wie „Könnte es nicht sein, das…“ und „Was wäre, wenn…“ usw.

    Und schließlich vermisse ich bei Schirrmacher auch Selbstkritik: Der Wirtschaftsteil der FAZ dürfte der Hort des Neoliberalismus in der deutschen Presselandschaft sein. Hat Schirrmacher dazu auch eine Meinung? Und wenn ja, wieso lässt er seine Zeitung aus seiner Kritik aus?

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