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Fiktionale Geschichtsklitterung

Schriftsteller sind keine guten Gewährsleute  für die Verkündigung  historischer Wahrheiten. Aus der Stalin-Ära ist bekannt, dass intelligente Autoren, die bei der Entlarvung des Kapitalismus jeden Scharfsinn aufboten, ihren Verstand abschalteten, als sie  Huldigungsgedichte an den sowjetischen Diktator  verfassten. Die Poeme sind  an Peinlichkeit und Zynismus nicht zu überbieten. Hier zwei Beispiele für deutschen  Stalin-Kitsch:

„Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.“   (Johannes R. Becher)

“ Das Leben hörte ihm zu.
Die er jetzt belehrte,
Hatten ihn viel gelehrt,
Immer horchte er hin in die Masse,
Mit ihren Schmerzen beschwert.
Die er dem Licht zukehrte.“  (Stephan Hermlin)

Wer meinte,  solche Geschichtsklitterungen gehörten der Vergangenheit an, wurde jüngst eines Besseren belehrt. Im SPIEGEL 12/2017 erschien ein Text  der österreichischen Schriftstellerin Eva Menasse. Weiterlesen

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