Nicole Anderl – in den 70er-Jahren in Wust-Fischbeck in Brandenburg geboren, im VEB-Exquisit zur Schneiderin ausgebildet, ging in den 90er-Jahren nach Berlin und hat sich im Laufe der wilden Nachwendejahre zu einer autonomen Friedensaktivistin entwickelt, sie nennt sich seither DAFNE B.
Zu ihren Fans gehören ein emeritierter Kunstheoretiker für Ästhetik und Kulturvermittlung, ein bekannter Berliner Sammler, ein international renommierter Architekt und der 2021 verstorbene Gründervater des Parlament der Bäume, Freund und Förderer auf ihrem Weg in die Aktionskunst. Fortan war die stark freikörperbetonte Malerei nicht mehr nur die Nummer Eins ihres Schaffens.
Erster großer Coup: Das Friedens-Projekt Die Sperre im Kopf – eine Installation von 50 mannshohen hölzernen Panzersperren (sogenannten Tschenigel) auf dem Mittelstreifen des 17. Juni – gilt als Initialzündung ihrer Aktionen, im Lauf der Jahre folgten weitere. Etwa das Einzelmonument NO TANK aus Stahl, als Guerilla-Aktion an der Neuen Nationalgalerie nachts mittels 7,5-Tonner und Kran platziert. Stand einige Monate direkt am Aufgang Sigismundstraße und wurde schlußendlich, nach Monaten socialmedialer Präsenz und Berichterstattung, von der Künstlerischen Leitung der Nationalgalerie „umgepflanzt“ – was die Künstlerin im Gespräch mit lautem Lachen quittierte.
Eine weitere Sperre im Kopf steht auf dem Mittelstreifen gegenüber der Paris Bar in der Kantstraße. Gut ein Dutzend der großen NO TANKs befinden sich im Privatbesitz von Sammlern und Unterstützern der Künstlerin. Außerdem gibt es die Sperre im Kopf als limitierte en miniature-Variante aus Messing, ein beliebtes Sammlerstück, es fiannziert zum Teil ihre Aktionen.
Nicole Anderl – verheiratet mit dem ic!berlin-Gründer Ralph Anderl, lebt in Berlin und der Uckermark, trägt extravagante Hüte, redet sehr schnell, fährt Fahrrad (und Audi A8), unkonventionell bis in die letzte Pore, Philanthropin und Pflanzenkundlerin. Eine sehr unkonventionelle, befreite Frau. Ein guter Mensch.
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