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Wie die Manager den Kapitalismus zerstören

1978, ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, erschien die Studie „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

http://unirot.blogsport.de/images/die_intelligenzgrundrisse.pdf

Auch nach dem Fall der Mauer und dem Siegeszug des „Washingtoner Konsenses“ in der Wirtschaftspolitik galt und gilt diese Analyse. Freilich waren die fast zwei Jahrzehnte zwischen Mauerfall und Börsenzusammenbruch eine Zeit, in die Klassenmacht der Intelligenz geschwächt wurde, auch wenn sie etwa in Deutschland mittels der per Zwangsabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nach wie vor die öffentliche Meinung in starkem Maße beherrschen konnte.

Seit 2008 gewinnen die Intellektuellen wieder an Boden. Ihre wichtigsten Ideologien sind linker Herkunft: Die Kritik des Markts und des Kapitalismus; die damit zusammenhängende Planungs-, Kontroll-, Leitungs- und Beglückungsideologie, die heute hauptsächlich ökologisch begründet wird. Zunehmend aber gewinnt eine rechtskonservative, nativistische Strömung  – also die  Kritik der Zuwanderung und Kapitalabwanderung, des Kosmopolitismus und der Tendenz zur Auflösung der Nationalstaaten – an Boden, hat die Schmuddelecke der Globalisierungsverlierer verlassen und dient findigen Intellektuellen als Vehikel zur Beteiligung an der Staatsmacht.

So gefährlich diese Tendenzen auch sind und bleiben; diejenigen, die – wie ich – den Kapitalismus und den Markt als Instrumente zur Vermehrung des menschlichen Glücks verteidigen, mussten in den letzten Jahren erleben, wie sich sozusagen hinter ihrem Rücken eine neue Klassenmacht konstituierte, die zwar die Verteidigung des Kapitalismus und des Leistungsprinzips im Mund führt, „Neiddebatten“ und „Umverteilungsideologien“ kritisiert, kosmopolitisch und aufgeklärt agiert; in Wirklichkeit jedoch den Markt aushebelt und damit den Kapitalismus in seinem Kern trifft, das Leistungsprinzip für sich längst außer Kraft gesetzt hat, selbst von Neid und Gier getrieben ist; eine groß angelegte  Umverteilung von den Kapitalbesitzern und den Steuerzahlern in die eigene Taschen organisiert hat; und unter dem Kosmopolitismus nur die Klassensolidarität über Nationalgrenzen hinweg meint: die Klassenmacht der Manager.

Am deutlichsten sind die unheilvollen Auswirkungen dieser Klassenmacht im Bankensektor geworden. Als sich die Banken 2007 verzockten und das gesamte Kredit- und Zahlungssystem vor dem Zusammenbruch stand, konnten die Manager die Politiker davon überzeugen, dass ihre Institutionen „systemrelevant“ seien; sie wurden teilweise verstaatlicht, teilweise mit staatlichem Geld gerettet; die Verluste wurden sozialisiert, die Gewinne blieben weiterhin privat. Die für die gesamte Misere verantwortlichen Manager wurden entweder weiter mit Millionengehältern beschäftigt oder mit einem „goldenen Handschlag“ verabschiedet. Ärmer ist dabei keiner von ihnen geworden.

Man muss sich nur vor Augen führen, wie im Vergleich dazu die Bürger derjenigen Staaten behandelt werden, die – nicht zuletzt aufgrund der verantwortungslosen Politik einiger Großbanken – in  Zahlungsschwierigkeiten gerieten, um sich klar zu machen, was hier passiert. Um die „systemisch relevanten“ Banken zu schützen, die in großem Stil die renditestarken Staatspapiere zahlungsunfähiger Länder gebunkert hatten, wurden die Bürger der Schuldnerländer millionenfach in Arbeitslosigkeit und Armut geschickt, Volkswirtschaften ruiniert, die Jugend vor die Alternative Auswanderung oder Zukunftslosigkeit gestellt. 

Damit aber nicht genug: Wie wir heute wissen, haben sich einige Großbanken verschworen, um dauerhaft die Zinsen für sich niedrig, für Kreditnehmer hoch zu halten; um den Goldpreis, die Energiepreise und die Wechselkurse in ihrem Interesse zu manipulieren – kurz: um den Markt außer kraft zu setzen und sich eine Rente – einen unverdienten Extraprofit – auf Kosten der Allgemeinheit zu sichern.

 

(Vor zwei Jahren schrieb ich über meine eigenen Erfahrungen mit der Kundenabzocke:)

http://www.welt.de/kultur/article13378012/Lieber-zum-Zahnarzt-als-zur-Bank-Kein-Wunder.html

 

Nutznießer dieser Verschwörungen waren nicht in erster Linie die Bankbesitzer, also die Besitzer von Bankaktien, obwohl auch sie erstens durch die Bestimmung der Banken zu systemrelevanten Einrichtungen eine Art Garantie auf ihre Einlage erhielten und zweitens an den Extra-Gewinnen der Banken beteiligt wurden. Richtig abgesahnt haben jedoch die Manager. Und wenn künftig in einer europäischen Bankenregelung das Haftungsrisiko der Besitzer erhöht wird, wie man es in Zypern schon mal vorexerzieren wollte, so kann das den Managern gleichgültig sein: Ihre Garantiegehälter und Boni sowie die ausgehandelten „Entschädigungen“ beim vorzeitigen Ausscheiden bleiben weitgehend unangetastet. Dafür haben sie selbst gesorgt.

Wie sie immer in erster Linie für sich selbst sorgen. Wenn ein Top-Manager in wenigen Jahren so viel verdienen kann, dass er fürs Leben in Luxus ausgesorgt hat: Warum soll er sich noch für die langfristigen Interessen der Firma einsetzen, deren Angestellter er formell ist, die ihm aber in Wirklichkeit dazu dient, selbst in die Kapitalistenklasse – oder besser gleich in die Aristokratie der neureichen Nichtstuer – aufzusteigen?

Die Erfindung der Aktiengesellschaft war eine der großen Leistungen des Kapitalismus. Dadurch konnte theoretisch jeder Sparer zum Mitkapitalisten werden – ja, viele wurden es via ihre Kapital bildenden Lebensversicherungen und andere Sparmodelle, ohne es recht zu wissen. Der Besitz wurde gestreut, die alte Vorstellung vom „Industriebaron“ in Zylinder und Frack wurde obsolet. Der verkaufte seine Anteile und setzte sich zur Ruhe. Aus dem katzbuckelnden Geschäftsführer aber wurde der souveräne Manager.

Nicht mehr der Besitz ist Kriterium der Klassenmacht, sondern die Kontrolle über den Besitz. Und die Verfügungsmacht über das Kapital haben nicht die Aktienbesitzer, sondern die Manager: Die Manager der Banken, der Investitionsfonds und der Unternehmen, die sich gegenseitig die Posten in Aufsichtsräten und Vorständen zuschieben, wo sie ihre eigenen „Gehälter“ – in Wirklichkeit Profitanteile, die sofort in Kapital verwandelt werden – festsetzen. Diese Vermögenszuteilungen haben mit „Leistung“ nichts mehr zu tun.

Und mit „Markt“ auch nicht. Man sagt, Top-Manager würden ohne solche hohen Zahlungen gar nicht erst zur Arbeit antreten. Aber das kommt daher, dass sich die Klasse der Manager bereits so viele Häuser, Yachten, Aktien, Kunstwerke und anderen Besitz zugeschanzt hat, dass keiner es nötig hat, für jene Peanuts anzutreten, die sie den wirklichen Leistungsträgern in ihren Unternehmen zahlen.

Wäre beim Schweizer Volksentscheid das Gesetz durchgekommen, demzufolge der höchstbezahlte Angestellte einer Firma nicht mehr als zwölf Mal so viel verdienen darf wie der am schlechtesten bezahlte, so hätte es sich zeigen können, ob es denn gar keine begabten und ehrgeizigen Möchtegernmanager gibt, die für – sagen wir – 24.000 Euro brutto im Monat eine Bank oder eine Fluggesellschaft leiten wollen und können. Ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Maßnahme das Reservoir der Begabungen eher erweitert als eingeengt hätte.

Ich möchte betonen, dass diese Ausführungen nicht von Neid getrieben sind. Popstars und Fußballern etwa gönne ich ihre hohen Gagen. Sie agieren im Licht der Öffentlichkeit, die gierig auf ihren Absturz vom Hochseil wartet. Die meisten von ihnen können auf nur wenige Jahre des Erfolgs zählen, in denen sie so viel kassieren müssen, wie sie nur können. Sie haben in der Regel viel riskiert, haben nächtelang als Musiker in leeren Clubs gespielt oder als Sportler ohne Unterlass trainiert, immer die bange Frage im Herzen: Bin ich gut genug? Werde ich es schaffen oder als einer der vielen enden, die ihr Leben verzockt haben? Ähnliches gilt für Künstler, Autoren und andre Freiberufler, und natürlich für echte Unternehmer. Was riskiert aber schon einer, der ins Management geht? Steigt er nicht aus dem mittleren Management auf, verdient er immer noch sehr gut; steigt er aber in den Club der Vorstände auf, ist er binnen kürzester Zeit ein gemachter Mann.

Guido Westerwelle kritisierte „Verdienst ohne Anstrengung“. Darum geht es.

Denn natürlich sollten diese Ausführungen nicht dahingehend missverstanden werden, dass ich gegen den Markt oder das Leistungsprinzip wäre. Im Gegenteil. Ich kritisiere die Manager, weil sie beides außer Kraft setzen – durch Bankenkartelle etwa, oder indem sie einen geschlossenen Club bilden, der sich die Verfügungsgewalt über das nicht von ihnen erarbeitete Kapital unter den Nagel reißt. Die Antwort darauf ist ja nicht der Sozialismus, sondern eben der Kapitalismus, den die Manager verraten.

Ich möchte auch betonen, dass diese Gedanken nicht neu sind. Sie waren nicht einmal neu, als sie James Burnham 1941 in seinem weitsichtigen Buch „The Managerial Revolution“ formulierte. Der Ex-Trotzkist jedoch sah keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Streben der Intellektuellen nach der Klassenmacht und dem Streben der Manager nach der Macht. Für ihn war der Typus des Managers, der heute ein Unternehmen leitet und morgen den Staat wie ein Unternehmen leiten will, austauschbar. Vermutlich hätte er etwa in einem Mann wie  Robert McNamara, Präsident von Ford, dann Verteidigungsminister unter John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson, später Chef der Weltbank, als typisches Exemplar der machtbesessenen Bürokraten und Technokraten erblickt, die ihm als größte Gefahr für die Demokratie erschienen, und die er 1941 in der Sowjetunion, in Nazideutschland und im New Deal am Werk sah.

Tatsächlich aber besteht zwischen den Intellektuellen, die über den Staatsapparat und Einrichtungen der Zivilgesellschaft nach der Macht streben, und den Managern, die möglichst solche Zugriffe abwehren wollen, in der Regel ein Konkurrenzverhältnis. Kurzfristig, etwa in der Bankenkrise, haben sie zusammengearbeitet, aber erstens hat die Flucht der Banken in die Arme des Staates die Manager anderer, vom Staat weniger fürsorglich behandelten Sektoren verärgert, und zweitens dauerte es nur wenige Monate, bis sich die Bank-Manager wieder gefangen hatten und wie zuvor auf „die Politik“ schimpften, die vom Geschäft keine Ahnung habe. 

Die Herausforderung  für jene unter uns, die – wie ich – an Demokratie und Kapitalismus festhalten wollen, lautet, sich weder von der einen noch der anderen Gruppe vereinnahmen zu lassen. Denn eines ist sicher: Gegen beide muss man gerade dann besonders wachsam sein, wenn sie lautstark die Demokratie und die Gerechtigkeit, die Freiheit und den Markt beschwören. Das „Wir“, das sie meinen, sind sie. Nicht wir.

 


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141 Gedanken zu “Wie die Manager den Kapitalismus zerstören;”

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    … Genossen, ihr könnt euch drehen und wenden wie ihr wollt, der Manager ist ein Angestellter, dessen Entlohnung niemand anders als der Arbeitgeber zu verantworten hat. Mehr geht nicht.

    Bleibt die Frage wessen Verantwortung hier relativiert werden soll.

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    Roland Ziegler, hier ist ein aktuelles Beispiel („Guardian“ von heute), wie falsche Anreize den Kunden und dem Ruf des Kapitalismus schaden:

    http://www.theguardian.com/bus.....ng-scandal

    Wenn dennoch der Chef der Bank allein für dieses Jahr ein Bonus von 2,3 Mio. Pfund bekommt, dann hat man den Nexus zwischen Leistung, Risiko und Entlohnung durchgeschnitten. Wenn die Manager in einem real exisiterenden CEO-Kommunismus leben, nach dem Motto „Jeden nach seinen Bedürfnissen“ (Marx), warum sollen die Arbeiter und Angestellten arbeiten?

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    @ Roland Ziegler: Wieso geht der kaputt?

    Wie(so) der Kapitalismus „kaputt“ gehen könnte, zeigt die Subprime-, Banken-, Finanzkrise der letzten Jahre. Die handelnden Manager hätten anders gehandelt – so die (eigentlich schlichte) kapitalismuskonforme Unterstellung – wenn Sie risikobewusst gehandelt hätten. Haben sie aber nicht. Und mussten sie auch nicht. Sie waren am Risiko nicht nur gar nicht beteiligt. Sie wurden trotz allen Misserfolgs und überhaupt jenseits allen Erfolgs oder Misserfolgs (fürstlich) entlohnt.

    Anders und weniger kapitalismus-logisch gesagt: Von einem Management, das so „konstituiert“ und das inzwischen nahezu der Regelfall ist, geht eine enorme Gefahr mindestens für den Kapitalismus aus, der einen größeren „allgemeinen Wohlstand“ zu verwirklichen in der Lage war als alle anderen bisher bekannten Wirtschaftsordnungen.

    Noch anders gesagt: Das etwa, was wir uns landläufig unter Manchester-Kapitalismus vorstellen, der Kapitalismus, der über Leichen geht, und der nach einem crash vielleicht übrig bleiben würde, wäre nicht der Kapitalismus, den wir im Augenblick für noch halbwegs wirklich, jedenfalls aber für möglich und – im Sinne des größtmöglichen „allgemeinen Wohlstands“ – für wünschenswert halten.

    @ Roland Ziegler

    Ich lese gerade Ihre Kommentare von 13:02 und 13:26 – Sie und ich leben anscheinend in ziemlich verschiedenen Kapitalismen 😉

    Und der überforderte Unternehmer, der Josef Ackermann in die Deutsche Bank gerufen hat, wäre z.B. wer?

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    Schade. Ich lese hier lauter Statements gegen den Kapitalismus an und für sich, fast nichts über das von mir angesprochene Problem.
    Wenn „alles Systemrelevante“ verstaatlicht werden soll, lieber Roland Ziegler, dann sind es eben staatliche Manager, die nicht nur die Politik, sondrn auch die Wirtschaft beherrschen. Wenn DAS die Lösung sein soll, frage ich mich, warum Großbritannien Mitte der 1970er Jahre so schlecht dastand. Da war Ihr Traum ja Wirklichkeit. Für James Burnham, George Orwell und Anthony Burgess, der die Zustände in Großbritannien 1978 in seiner herrlichen Orwell-Parodie „1985“ beschrieb, war das ein Albtraum, wie übrigens für die Briten selbst, die lieber Maggie Thatcher wählten als weiter im Labour-Paradies zu vegetieren.

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    …trotzdem nochmal die Frage an Herrn Posener: Was genau versprechen Sie sich davon, wenn Sie die Entlohungsregeln für Manager ändern? Bessere Management-Ergebnisse?

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    Da Capo: Die Diskussion ist doch schon 100 Jahre alt und wurde mit der Schumpeter-Renaissance vor ein paar Jahren neu begonnen.
    Dass der Finanzsektor ein spezieller Fall ist, weil er erstens staatlich reguliert ist (Sie können leider nicht als Privatperson zur EZB laufen und sich Geld zu den Konditionen wie die Banken leihen.), zweitens mit etwas handelt, bei dem die Frage, ob es ein „Gut“ sei (werden Sie als Marx-Kenner besser wissen als ich, noch offen ist – zumindest ist es etwas staatlich reguliertes, denn die Zinsen schweben nicht jenseits jedweder Institution -, drittens neben dem Bankensektor aber parallel andere finanzielle Transaktionssysteme entstehen, siehe z.B. paypal aber auch bitcoin.
    Warum soll man Banken also nicht verstaatlichen, es könnte für Kunden kaum schlechter dadurch werden.

    Ansonsten schauen Sie sich den Vermögenszuwachs der Frau Quandt im Vergleich zu den BMW-Managergehältern an, dann wissen Sie auch, warum sich die Dame nicht beschwert.
    Interessanter aber war dann das Wendelin-Wiedeking-Modell als an dem Gewinn beteiligten Manager. Und auch das ist dann ja wie wir wissen nicht gut gegangen. Und WW wurde ja vor allem durch den Radikalmarktwirtschaftler Stefan Baron kritisiert (im Nachhinein zurecht).

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    @KJN: ganz kurz, ich war hier & heute mehr als genug engagiert – es soll sich doch lohnen?; außerdem hab ich keine Zeit mehr:

    „Arbeit soll sich lohnen“ – eine solche Partei ist abgewählt worden? Das ist doch die Partei des Mindestlohns, d.h. die SPD?

    Was die FDP forderte, war: LEISTUNG müsse sich lohnen, und was Leistung im Gegensatz zu Arbeit sein sollte, blieb offen. Offenbar nicht, was die Friseuse macht, und jedenfalls nicht Arbeit/Zeit.

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    Der gesamtgesellschaftliche Betrug liegt doch darin, systemrelevante Dinger aus ideologischen Gründen für nichtsystemrelevant zu erklären. Zu sagen: „Sozialismus ist furchtbar, nichts darf sozialistisch sein, unsere Banken sind deshalb privatwirtschaftlich“ – und dann das Gegenteil davon zu tun. Das ist eine Frage, die die Rolle des Staates – nicht der Manager – betrifft.

    Man kann auch nicht sagen, es sei ein Unding, wenn Banken systemrelevant sind. Warum? Wenn sie wirklich systemrelevant sind und bleiben mnüssen/sollen, dann müssen sie eben verstaatlicht werden. Alles „Systemrelevante“ sollte verstaatlicht sein. Der Straßenbau ist systemrelevant, also wird er staatlicherseits betrieben. Nur was verzichtbar ist, kann einem privaten Risiko ausgesetzt sein.
    Will man Banken verzichtbar machen, muss man dafür sorgen, dass sie ihre Systemrelevanz verlieren (Zerschlagung in kleinere Unternehmen, Auslagerung des Investmentsektors usw.)

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    Übrigens ist die Vorstellung, die Manager würden von Firma zu Firma ziehen, um diese zu ruinieren, völlig falsch. Stattdessen werden diese Manager von den Firmen förmlich an den Haaren herangezogen. Es findet ja nicht einmal ein vernünftiger Wettbewerb um die zu besetzenden Plätze statt, geschweige denn ernstzunehmende Gehaltsverhandlungen, so wie unsereins das gewohnt ist. Sondern die Unternehmer schmeißen den Managern den Job hin, weil sie selber total überfordert sind. „Mehdorn: hilf!“ – Dafür kann man Mehdorn keinen Vorwurf machen. Und Mehdorn schmeißt als Erstes alle kompetenten Leute mit Rückgrat raus, damit niemand sagen kann, dass er selber der Inkompetenteste von allen ist. Das ist nicht verwerflich, sondern logisch und 100% kapitalistisch.

    Wer trägt die Schuld? Der Unternehmer. Ruiniert das den Kapitalismus? Keineswegs, das ist typisch für den Kapitalismus; es zeigt, dass er glänzend funktioniert. Wenn jetzt irgendwer den Unternehmern sagen würde, dass sie NOCH mehr Gewinn machen könnten, wenn sie ihre Personalstrategien auch bei Managern optimieren, würde sich auch das noch ändern. Aber wenn nicht, ist es auch egal.

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    Wer noch Illusionen in die staatliche Steuerbarkeit des Kapitalismus hat, sei es sozialdemokratisch-keynesianisch oder sei es im Sinne der Sowjetidologie, sollte den Klassiker der Kritik an solchen Illusionen lesen, momentan vergriffen, aber im Netz zu haben:
    http://www.firstload.com/?uniq.....und+Keynes

    Der Staat ist nicht das GANZ ANDERE des Kapitals, sondern dessen Subsystem, oder anders gesagt, das Kapital als politisches Verhältnis. In wirtschaftlicher Hinsicht ist der Staat auch nur ein Teil des Wirtschaftskreislaufes, aus dem er Werte umverteilt. Da das Kapital keine Krisen HAT, sondern selber die Krise IST, wird der Staat auch nichts anderes sein als die Krise des politischen Verhältnis. Was der Staat dem Kapital als Nachfrage wegnimmt, kann er dem Kapital als Nachfrage wiedergeben, sei es in Form von Infrastruktur (allgemeine Produktionsbedingungen) sei es als Nachfrage nach Lebensmitteln (z.B. in Form von Leistungen der Sozialgesetze oder Abgeordneten-Gehälter), im Schnitt bleibt alles, wie es ist, im Besonderen gibt es Veränderungen. Durch die Loslösung auch des Weltgeldes von metallischer Erscheinungsform, sind neue Krisen möglich geworden, die etwas mit der Verschiebung der Zahlung (Geld als Zahlungsmittel, Kredit und dessen Preis: der Zins) zu tun haben, wodurch die normale Krise abgemildert UND (Zeitfaktor) verschärft werden. In Paul Mattick müßten die Popper-ianer eigentlich ihren Guru gefunden haben, seine Prognosen aus den 70er Jahren sind allesamt nicht falsifiziert worden, alles inklusive des Zusammenbruchs des Sowjetsystems ist da theoretisch antizipiert worden (wobei Mattick dies – wir wissen es als Spätere besser – für möglich, aber unwahrscheinlich hielt).
    Die Manager sind – in Differenz zum Kapital als Eigentum – das Kapital als Funktion. Und da kann ich auch Alan Poser zustimmen läßt sich die Analyse der Budapester Schule durchaus auch auf die heutigen Manager übertragen, wenn man mal die Reminiszensen an Kategorien des Kalten Krieges, die auf dem Falschen beruhen, Ost und West für toto coelo unterschiedene, gegensätzliche Systeme zu halten und nicht für Varianten des EINEN Systems des Kapitals, fallen läßt.
    Der Neoliberalismus beruht – wie da auch zugegeben wird – auf Glauben; JK Galbraith sprach ja daher auch rechtens von Economics as a System of Belief (Volkswirtschaftslehre als Glaubenssystem). Nach dem Scheitern des Keynesianismus sind alle Regierungen, nicht nur die dem Thatcherismus oder den Reagonomics anhingen, wieder zum Glauben zurückgekehrt, jedenfalls in der Theorie, nicht aber in der Praxis. Was etwas damit zu tun hat, wie etwa Polanyi am Liberalismus erklärt, die Forderung der Freiheit von Staatsintervention eine praktische Unmöglichkeit ist, was sie auch geeignet macht zur Selbstimmunisierung des ökonomischen Glaubens.
    Der neue Papst erahnt durchaus, daß er hier die schärfte Konkurrenz hat. Und Politiker müssen lernen, daß sie keine Macht haben, sondern sie ausüben.
    Daß dies immer offener zu Tage tritt, ist weniger Staats- oder Regierungsverdrossenheit, als Ernüchterung und erklärt die Langeweile, die sich in politischen Debatten heute durchsetzt.
    Die Liberalen müssen die Grenzen des Marktes, die Etatisten die Grenzen des Staates lernen, dann kommen wir vielleicht ein Schritt weiter zu einem angemessenen Selbstbewußtsein des globalen Systems.

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    @R.Z.

    Physik der Mittelstufe:
    Leistung = Arbeit / Zeit
    Arbeit = Kraft x Weg

    Gier ist eine Motivation, viel Arbeit zu leisten. Wenn sie unter Umgehung von Arbeit befriedigt, wird normalerweise als Krimineller verurteilt. Wer ein System schafft und unterhält, in dem Gier ohne Arbeit befriedigt werden kann ist ein organisierter Krimineller. Und wer ein System (politisch) begünstigt, in dem sich organisierte Kriminalität mehr lohnt, als Arbeit, macht sich an ersterer mitschuldig.
    (Eine Partei, die „Arbeit muss sich lohnen“ auf ihre Fahnen geschrieben hatte, wurde übrigens kürzlich abgewählt.)

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    @ Roland Ziegler Was ist denn jetzt eigentlich das Schlechte, was sollte anders und besser sein?

    Es widerspricht den Regeln des Kapitalismus (seiner „Logik“, seinen Grundannahmen), wenn der ökonomische Entscheider von seiner Entscheidung persönlich ökonomisch nicht (mit-)betroffen ist. Die „Logik“ des Kapitalismus geht davon aus, dass der von seiner Entscheidung (mit-)betroffene Entscheider – wesentlich/ qualitativ – anders entscheidet als der Entscheider, der, ganz gleich, welche Folgen seine Entscheidung hat, immer mit (prall) gefüllten Taschen nach Hause geht.

    „Besser“, genaugenommen: überhaupt nur im Sinne der kapitalistischen „Logik“ wäre es, den Entscheider, sofern er unternehmerische Entscheidungen trifft, an Erfolg und Misserfolg seiner Entscheidung (spürbar!) zu beteiligen (wie der Unternehmer an Erfolg und Misserfolg seiner Entscheidung beteiligt ist).

    @ Moritz Berger

    „Der Unternehmer und sein von ihm bestellter Manager“ gehört in den Normal-/ Normbereich der Kapitalistischen „Logik“. Der Unternehmer trägt das Risiko für die in seinem Auftrag gefällten Entscheidungen mit, und wird, wenn er nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, dafür sorgen, dass die Entscheidungen seines Managers entsprechend ausfallen – so die „Logik“ und – mit einiger Wahrscheinlichkeit – auch die Praxis.

    Was ansonsten die von Ihnen angeführten fließenden Übergänge betrifft: Es geht hier gerade darum, die (allzu)fließenden Übergänge zwischen Unternehmer und Angestelltem – (am „einfacheren“ Modell der Banken und Aktiengesellschaften) – zu kritisieren und die Grenzen – wenn Sie so wollen: die kapitalistische Ordnung – wenn schon nicht in der Praxis, mindestens theoretisch zu rekonstruieren.

    @ Roland Ziegler Der Kapitalist IST Gier.

    Eben. Sie sagen es. Und zweifellos wird der Griff nach dem Vorstandssitz schon einigermaßen so (kapitalistisch) motiviert sein. Der Witz ist aber gerade der, dass der Manager – wenn er erstmal auf dem Stuhl sitzt – in seinem Handeln gar nicht mehr von Gier getrieben werden muss. Und wenn er’s dennoch ist, geht er in seinem Handeln zwar für alle anderen, aber für sich selbst keinerlei Risiko ein. Er hat seinen Vertrag. Und der sichert ihm in jedem Falle einen vergoldeten Abgang zu. Heißt: Der Manager ist – als solcher! – alles andere, aber eben gerade kein Kapitalist.

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    Lieber Moritz Berger, lieber Roland Ziegler,

    ich habe EIN Phänomen innerhalb des Kapitalismus zu isolieren versucht, weil ich es zu billig finde, eine Globalkritik des Kapitals zu leisten, wie es Sozialdemokraten und andere Linie tun, um dann als globale Antwort „mehr Regulierung“ (durch uns, die zur Macht strebende Klasse der Intelligenz) zu geben.
    Das soll nicht heißen, dass es andere Probleme nicht gebe. Aber ich halte dieses Problem für relevant, gerade weil in der Generalkritik der Unterschied zwischen Unternehmern und Managern verschwindet – und darüber freuen sich die Manager natürlich, die für sich reklamieren, „unternehmerisch“ zu handeln, während sie in Wirklichkeit ihr Klasseninteresse vertreten. Es ist doch auffällig, wie wenige Manager ihr riesiges Vermögen unternehmerisch einsetzen, also produktiv. Dazu „The Economist“ von dieser Woche, bestimmt kein kapitalismusfeindliches (oder auch nur managerfeindliches) Blatt:
    „Interest rates have been trending downward for more than a decade, hinting that too much saving has too few places to go. (…) Andrew Smithers, of Smithers & Co., a consulstant, argues that compensation for managers creates incentives to boost share prices in the short run. He suggests that this encourages managers tp plough cash into share buy-backs, which raise stock prices, rather than into productive investments that might do more to boost growth.“

    Kurz: Manager werden fürs Rent-Seeking belohnt, nicht fürs produktive unternehmerische Handeln. Und diese Regeln der Belohnung haben die Manger selbst festgelegt. Das schadet, wenn man Smithers glauben soll, auch der Volkswirtschaft, die unter mangelnder Produktivität leidet. Die Rechnung zahlen vor allem die einfachen Bürger, da nicht genug Steuern generiert werden, um ihre Sozialleistungen zu bezahlen.

    Die allererste Aufgabe im Kampf gegen die Klassenmacht der Manager bestünde also darin, die Regeln ihrer Entlohnung zu ändern. Das betrifft sowohl die absolute Höhe der Entlohnung – kein Top-Manager darf so viel verdienen, dass sein privates Wohlergehen bereits nach wenigen Jahren völlig unabhängig ist von seiner Performanz; es betrifft auber auch die Kriterien der Entlohnung und ihre Form. Werden Manager z.B. mit Aktien belohnt, setzt man damit als „incentive“ den Wunsch, den Wert des eigenen Aktienpakets zu steigern, was nicht identisch ist mit dem Wert des Unternehmens über eine längere Zeit, woran zumindest die Masse der Aktienbesitzer interessiert sind, und was den Interessen der Belegschaft entspricht.

    Die Manager haben dem Unternehmen zu dienen, nicht umgekehrt.

    Sie werden bemerkt haben, dass ich moralische Worte wie „Gier“ nicht verwende. Gier ist gut, sagt Gordon Gecko; aber das stimmt nur in einem System, das es der Gier ermöglicht, gut zu sein.

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    Der Kapitalismus IST Gier. (Deshalb ist Neid auch ur-kapitalistisch, denn Neid ist die Kehrseite von Gier.) Zu glauben wir können uns einen Kapitalismus bauen, der ohne Gier und Neid auskommt, ist Humbug. Das einzige, was funktionieren kann, ist ein Kapitalismus, der begrenzt wird, und zwar staatlicherseits begrenzt wird. Durch Steuern und Gesetze. Klassische Sozialdemokratie.

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    … irgendwie wird meinem Hamster bei APos Managerschelte unheimlich.

    Waren es doch gerade Fundamental-Maoisten, die millionenfach Mord an Intelligenz, also Fleiß gepaart mit Bildungswillen, praktizierten.

    … man darf gespannt sein, was die EU-Kommissare, wirklich so, unter Führung des Maoisten Barroso ausbaldowern …

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    @KJN: Nehmen wir mal an, die Manager würden leistungsbezogene Einkommen beziehen. Dies scheint ja für Sie ein wichtiger Parameter zu sein. Glauben Sie im Ernst, dann wäre weniger Gier im Spiel, die Unternehmen würden auf irgendwelche Vorteile verzichten und den Griechen würde es besser gehen? – Offenbar glauben Sie das. Eine Begründung kann ich dafür aber nicht erkennen.

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    Lieber Roland Ziegler, ihr klassisch sozialdemokratischer Standpunkt „Das kann es doch wohl nicht sein. Die Unternehmen funktionieren prima, die Manager leisten im Großen und Ganzen gute Arbeit. Wir haben andere Probleme (Verschuldung, Geldverteilung).“ blendet aus, daß in Griechenland u.a. Ländern Generationen kein Einkommen mehr haben werden und daß auch wir hierzulande nicht naturgesetzlich immun gegen eine solche Entwicklung sind, Z.b. dann, wenn eine der Ratingagenturen (nein die kann man nicht verbieten) anfängt, Deutschland AAB zu werten. Sie konzentrieren sich – symptomatisch für Sozialdemokratie, die nicht hinterfragt – auf Verteilung.
    In einem Kapitalismus, der sich nicht selber verzehrt, hat die Gier den erwünschten Nebeneffekt, daß produziert wird und Leute eingestellt werden. Bei leistungslosem Einkommen (tech. Blindleistung) wird nur Geld hin- und hergeschoben. Ingenieure (ich bin übrigens kein Ingenieur) wissen das.

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    noch einmal aufgespießt:

    „Ich glaube nicht“, schrieb der Wirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler 1957 in seinem Werk „Wohlstand für alle“, „dass es sich bei der wirtschaftspolitischen Zielsetzung der Gegenwart gleichsam um ewige Gesetze handelt. Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoller ist, unter Verzichtleistung auf diesen Fortschritt, mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen.“

    Lieber Herr Posener,

    ich weiß, ich habe das Thema wieder einmal verfehlt 🙂

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    Lieber EJ

    „Manager und Management, sofern sie Unternehmerentscheidungen fällen, aber kein Unternehmerrisiko tragen, sind ein Systemfehler des Kapitalismus. (Ich erkläre das seit mindestens 25 Jahren. Und werde deshalb für einen Spinner gehalten.)“

    Die klare Trennung die Alan Posener zwischen Unternehmer hier und Manager da existiert in der Realität immer weniger.

    A.P. geht immer noch von dem Unternehmer (mit Risiko) aus, so wie bei Adam Smith und dem Bäcker.

    Schauen Sie sich einmal die Strukturen bei den start-ups an:

    Hier werden in der Regel niedrige Basissaläre gezahlt mit den Optionen beim Börsengang sich ein Paket shares zu sichern.

    Oder nehmen Zalando, hier ist die Mischung zwischen Investor,Unternehmer und Manager mittlerweile fließend.

    A.P. schwärmt von d e n Unternehmer wir Branson und Jobs vielleicht denkt er auch noch an Unternehmer wie Würth und an an ein paar andere aus dem Schwabenland (Schlecker nicht zu vergessen) Diese Specie in der Reinform gehört zu aussterbenden Specie und wird in dieser Form nicht wieder auferstehen. Außer vielleicht noch in den Schulbücher unserer Kinder 🙂

    Was die SME´s betrifft hier gibt es auch weniger die Tradition von einem generationsübergreifendem Unternehmertum. Spätestens in der 3. Generation wird ein SME von einem größeren Fisch übernommen oder der noch aufgeklärte Unternehmen setzt statt seinem Erben einen Geschäftsführer (Manager) ein, dem er zutraut das Unternehmen besser zu leiten als sein Erbe.

    Ein unternehmerische rationale Entscheidung. oder würden Sie Ihren Sohn zwingen der künstlerische Ambitionen hat, Ihr Bäckereiunternehmen mit 4 Filialen zu übernehmen??

    Und was die Kritik generell an den Managern betrifft:

    Dazu gehören immer zwei:

    Der Unternehmer und sein von ihm bestellter Manager (Geschäftsführer)

    Und was Ackermann betrifft:

    Hier haben doch die Aktionäre Ackermann mit Hosiannah begrüßt, ist dies schon vergessen?

    Und wir sollten uns doch vom „Adam Smith´schen Bild“ des kleinen Aktionärs mit seinen kleinen Ersparnissen verabschieden.

    Dieses Bild hat in Wahrheit in Deutschland nie existiert, sondern ist mit Verlaub gesagt ein Märchen.

    Die Kritik generell an den Manager ist in weiten Teilen sicherlich berechtigt, aber wir vergessen dabei leider dass die Unternehmermacht, siehe den Club der Multimillardäre soweit geht, dass z.B. Gates via einer so vielfach gerühmten Foundation den Agrarsektor in Afrika mittlerweileso stark beeinflußt dass eine demokratische Kontrolle nicht mehr möglich ist.

    Und wenn Ackermann seinen Geburstag mit Merkel zusammen im Kanzleramt feiert, kommt dies noch an die Öffentlichkeit.

    Dass z.B. die IT Unternehmen wie Apple, Microsoft, Google und Facebook mittlerweile eine so starke Lobbypräsenz haben, dass ohne sie keine Gesetze mehr verabschiedet werden, dürfte Ihnen auch aufgefallen sein kann.

    Daher handelt es ich m.E. nicht um einen Systemfehler des Kapitalismus, sondern letztlich um eine Weiterentwicklung des Kapitalismus.

    Genausowenig wie wir heute im Märzen den Bauern noch die Pferde anspannen lassen, können wir davon ausgehen, dass wir den Idealtypus des Unternehmens (hat es den je gegeben) wieder auferstehen lassen.

    Das es hier zu “ Fehlallokationen “ kommt was das “ Unternehmerrisiko“ bei den Managern betrifft will ich nicht bestreiten. Aber die ersten Manager sitzen bereits aufgrund ihres “ Fehlverhaltens “ im Knast bisher mehrheitlich in den USA aber in .de werden mittlerweile auch die Aufsichtsräte aktiv und melden auch Schadensersatzansprüche bei Managern ein:

    http://www.handelsblatt.com/un.....00546.html

    P.S. Hier noch ein treffendes Zitat zu den Aktionären:

    „Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie ihr Geld anderen Leuten ohne ausreichende Kontrolle anvertrauen und frech, weil sie Dividenden fordern, also für ihre Dummheit auch noch belohnt werden wollen“

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    Das Problem, dass ich nicht verstehe, wäre, dass der Kapitalismus kaputtgeht. So befürchtet Herr Posener. Dass der Kapitalismus kaputtgeht, sagen auch viele andere, da muss irgendwas dran sein. Normalerweise aber wird befürchtet, dass es der Sozialismus ist, der sich mit seinen Steuern durch die Hintertür einschleicht und den Kapitalismus kaputtmacht. Herr Posener sagt demgegenüber, dass es die Manager sind, die eine Klasse für sich bilden, welche den lieben Kapitalismus, der sich nicht um uns schert und deshalb das beste für uns ist, kaputtmacht. So dass wir nicht mehr für uns, sondern nur noch für die Manager arbeiten, und dies wäre etwas, was für den Kapitalismus ganz und gar ungewöhnlich und schädlich ist.

    Meine primitive Vorstellung von Kapitalismus ist, dass ich mein Geld loswerde, um eines der vielen tollen Produkte kaufen zu können, und dass jemand anderes von diesem Geld sich eine goldene Nase verdient. Dieser andere ist jetzt also der Manager. Und wenn ich dazu Lust hätte, mich zu beteiligen, dann könnte ich mit etwas Glück & Können mir ebenfalls eine goldene Nase verdienen. Soweit der Kapitalismus. Wieso geht der kaputt? Der läuft doch blendend: Ich habe kein Geld und der andere eine goldene Nase.

  21. avatar

    …oder der Begriff „Vermögen ohne Risiko“, den Herr Posener und Parisien hier gemeinsam abnicken, ohne dass man sich darunter das Geringste vorstellen könnte. Was soll das heißen? Was ist das Gegenteil: Vermögen MIT Risiko? Wenn ich mein Geld im Derivatehandel anlege, d.h. zocke, dann habe ich Vermögen MIT Risiko. Ist das besser? Normalerweise bedeutet Vermögen doch gerade, KEIN Risiko zu haben, weder für das Geld noch für sich selber (abgesehen von den allgemeinen Lebensrisiken, die kein Geld absichern kann). Man kauft Gold, Silber, Immobilien, ein paar gute Aktien/Aktienfonds usw. – wo soll da das Risiko sein?

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    Die Probleme des Finanzsektors hängen m.E. v.a. mit den astronomischen Geldmengen zusammen, die da sind und irgendwo angelegt werden müssen, da man sie gar nicht ausgeben kann bzw. will. Dadurch bilden sich laufend neue Spekulationsblasen, und regelmäßig platzen welche, mit mehr oder weniger verheerenden Wirkungen. Das kann der beste Manager der Welt, selbst wenn er mit seinem Leben für seine Arbeit haften würde, nicht ändern.

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    Mir ist das Ziel dieser Diskussion nicht klar. Die Einen sagen, die Akteure seien zu schlecht bzw. würden zu viel delegieren (Alexander Sandman, KJN), die anderen sagen, das System sei verbesserungsbedürftig bzw. seit Thatcher/Reagan kaputt gegangen (Herr Posener, Moritz Berger). Was ist denn jetzt eigentlich das Schlechte, was sollte anders und besser sein? Alle reden so, als sei das völlig klar und nicht einmal der Rede wert.

    Finden Sie, dass die Manager schlechte Arbeit leisten, was ja nur bedeuten kann, dass sie bessere Ergebnisse produzieren sollten? Z.B. den Flughafen schneller fertigstellen oder noch kostengünstiger wirtschaften sollten? Wenigher Schulden machen?

    Der Job des Managers ist es doch, grob gesagt, die Effizienz „seines“ Unternehmens zu steigern. Diesen Job hat er, weil der Unternehmer entweder zu faul oder zu unwissend dafür ist, ganz einfach. Er vermutet, dass der Manager das besser kann als er selbst, und in der Regel stimmt das auch.

    Oder finden Sie, dass die Unternehmen zu wenig Umsätze machen, dass man also noch viel mehr Produkte verkaufen bzw. noch mehr Kostern einsparen könnte, wenn man bessere Manager (@Alexander Sandman/KJN) oder ein besseres System (@Alan Posener/Moritz Berger) hätte?

    Das kann es doch wohl nicht sein. Die Unternehmen funktionieren prima, die Manager leisten im Großen und Ganzen gute Arbeit. Wir haben andere Probleme (Verschuldung, Geldverteilung).

  24. avatar

    Lieber Herr Posener,

    wenn ich diesen Satz lese:

    >Mir geht es um den Versuch einer Klasse, sich die wichtigsten Unternehmen der Welt unter den Nagel zu reißen und für ihre Zwecke auszubeuten, zu Lasten der Besitzer (die ihre Ersparnisse in diese Firmen gesteckt haben) und der Allgemeinhait (die oft genug die Kosten tragen muss).<

    Nennen Sie doch einmal Roß und Reiter:

    WElche Unternehmen werden von ihren Manager unter den Nagekl gerissen??

    Wer feuert eigentlich die Manager.. wieder Manager??

    Und wenn Sie auch noch den Begriff Ersparnisse in die Diskussion werfen, kommen mir angesichts der Billionen wirklich die Krokodilstränen.

    Da hat z,B. Frau Schickedanz soviele Milliomen durch die Manager verloren, dass Sie jetzt selber in ihrem Garten Küchenkräuter anbauen muß.

    Da hat ein Herr Schlecker nur noch ein Einkommen von 10.000 und mehr im Monat.

    Die Ersparnisse der Schleckerfrauen sind aber schon lange aufgezehrt.

    Soviel zu den " Ersparnissen " der armen Reichen wie z.B. bei Batista in Brasilien:

    http://www.handelsblatt.com/un.....87376.html

    Da waren es sicherlich auch die Manager:-)

  25. avatar

    Lieber Alan Posener,

    der Artikel ist sehr gut geschrieben und trifft auch meine Aussage, nicht den Kapitalismus zu verurteilen, nur weil er zur Zeit schlecht funktioniert. Es sind grundsätzlich die Agierenden die versagen. Und das trifft auch auf die Politik zu.

    Die Rezeptur der Karriereleiter in der Politik verläuft doch linear zum Managerwesen. Goldman-Sachs und Co. kaufen die Talente wenn sie noch frisch und unverbraucht sind und direkt von den Eliteunis kommen. Ebenso macht es die Politik. Gleiches gilt für den Hochleistungssport und auch die Hochkultur. Mit 35 wird man nicht mehr Mitglied der Philharmoniker. Gleiches gilt wohl auch für große Teile der Medien, besonders für die ÖR.

    Wer ohne gradlinige Vita schafft es in diesen Systemen nach oben? Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Lebenslauf gilt als gebrochen wenn der Kandidat zu eigenwillig erscheint. Eine Erfahrung jenseits der Linie gilt als gefährlich. Aufmüpfig, Aussteiger, Querkopf oder ähnliches sind die bevorzugten Attribute den Typus zu isolieren. Entweder verläuft sich dieser Typus in den Gängen der Institution oder er agiert jenseits, als Selbstständiger oder Freiberufler.

    Er mag dort ohne Zweifel seine Erfolge haben und vor allem seine Freiheit was er auch irgendwann sehr zu schätzen weiß, aber er wird mehr oder weniger abseits agieren. Ohne Einfluss üben zu können. Selbst wenn er diverse Jobs weitaus besser managen könnte, so würde er nie in die Position kommen. Und das ist das eigentliche Dilemma.

    Wir haben den Markt der Entscheider geschliffen wie einen Diamanten, strukturiert wie ein Schachspiel und Qualitätsmerkmale geschaffen, die nur dann zu erfüllen sind, wenn der gerade Weg eingeschlagen wird. Verloren gingen aber vor allem Eigeninitiative, Ideen, Kreativität und vor allem eine eigene Meinung zu haben und dafür zu stehen.

    Als Ergebnis erhalten Politik, Unternehmen, Vereine oder auch Medien Loyalität. Der Parteisoldat ist loyal, weil vielleicht die Koalition auf dem Spiel stehen würde. Der Manager ist loyal, weil das kurzfristige Ergebnis mehr zählt als eine langfristige Strategie, die man eventuell gar nicht mehr miterleben würde. Und so weiter und sofort.

    Ich glaube nicht das zwischen Politik und Wirtschaft ein Konkurrenzverhalten enstanden ist. Das war vielleicht mal so. Es ist eher eine Symbiose zwischen Parasit und Wirt. Die Frage ist nur: Wer ist was?

  26. avatar

    Lieber Herr Posener,

    die Büchse der Pandora ist durch Reagan und Thatcher geöffnet worden.

    Schauen Sie sich einmal die Entwicklung des Finanzmarktes seit diesem Zeitpunkt an!!

    So blind wie Sie bei Ihrem “ Maoismus “ waren sind Sie auch bei Ihren beiden anderen ismen.

    Aber no hard feelings!!

    Der Lernprozess ist immer nicht leicht 🙂

    Warten wir dich einmal ab wie sich Black Rock entwickelt:

    Und was die Manager betrifft, um stärker auf Ihr eigentliches Thema zurückzukommen:

    Wollen Sie hier Regulierungen à la Schweiz 12 :1 einführen??

    Und wie und auf welche Weise?

    Und was die Unternehmer betrifft:

    Wenn ich mir die Forbes Liste anschaue und wieviel Multimilliardäre es mittlerweile gibt, die keine „Manager“ sind, dann frage ich mich schon manchmal ob hier ein „haircut“ nicht notwendig wäre um den Einfluß dieser Unternehmen auf unsere “ globale Wirtschaft “ zu reduzieren.

    Siehe z.B. die Steuerschlupflöcher für Apple, Goggle, Starbucks Siemens und andere.

    Und warum gibt es keine “ innerkapitalistische “ Frontstellung der Unternehmer gegen die Manager wie es EJ formuliert??

    Sie gibt es schon…nur kommt davon nichts an die Öffentlichkeit, sondern dass erfahren Sie erst gegen Mitternacht an der Hotelbar nach dem 3.Bourbon 🙂

    Aber wenn die Manager gut sind soll heißen die Eigenkapitalrendite ist >25% profitiert auch Bill Gates Richard Branson Warren Buffet davon.

    Oder wollen Sie uns glauben machen, dass die vielen kleinen CEO`s der “ Imperien “ bei Richard Branson, Bill Gates, Warren Buffet nur für peanuts arbeiten???

  27. avatar

    @Don Geraldo,

    Ich will Clinton nicht Verteidigen, und dass er Glass-Steagall abgeschafft hat, hatte Ich nicht vergessen. Aber fuer Ihn gilt dasselbe Wie fuer Blair, das Sind beides Kinder von Thatcher und Reagan.

    Und Herr Posener, Ich Habe Ihren Artikel schon verstanden, nur blenden Sie voellig die Ursachen fuer diese Enrteicklung aus, die in GB auf Maggie Thatcher zurueckzufuehren ist. Sie hat die Konsequenzen Ihrer Ideologie nicht vorausgesehen, dass war Ihr Fehler. Aber klar die Milk Snatcherin ist fuer Sie heilig, da hat es keinen Sinn mit Ihnen drueber zu reden.

    Und was haben Jobs und Gates mit Reagan zu tuen? Microsoft wurde 75, Apple wurde 76 gegruendet, da war Ford noch President.

  28. avatar

    APo: „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

    … die Genossen beschreiben den ungarischen Gulaschkommunismus. So etwas gab es in der ‚DDR‘ nicht. Ein Ingenieur, beispielsweise, als Angehöriger der ‚Klasse der Intelligenz‘, wirklich so, bedeutete politisch und wirtschaftlich nix. Von Machtbeteiligung ganz zu schweigen.
    Ein Facharbeiter, Angerhöriger der Arbeiterklasse, hatte monatlich mindestens ein Drittel mehr in der Lohntüte.

    Machtansprüche von Intellektuellen wurden von den Kommunisten gnadenlos niederkartäscht. Siehe Prager Frühling.

    In ‚großen‘ Betrieben, hatte ausschließlich die Partei der Arbeiterklasse, hauptamtliche Parteisekretäre, das Sagen. Ohne die ging nix. Daher.

    In den anderen Ländern des Comecon, Ausnahmen wie geschrieben Ungarn und auch Jugoslawien, war es ähnlich.

  29. avatar

    Inkonsequenterweise noch mein Senf dazu:
    Es ist der Glauben an die Zauberlehrlinge – die aber eigentlich nur eine „Lehre“ (einen Glauben) reprästentieren: Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, früher im Osten Marxismus-Leninismus. Eigentlich also keine Wissenschaften (mit Ausnahmen: Spieltheoretiker etc.).
    Vieles wurde an diese Leute deligiert und das ist vor allem in den 1990ern passiert. Die Renditeversprechen haben die Gier von der Triebkraft zum Flächenbrand werden lassen, die so ziemlich jeden (einschließlich der Geringverdiener am Wühltisch) erfasst hat.
    Damit einher ging die Abwertung des Fachpersonals, bis hin in des Öffentlichen Dienst, wo Städte und Gemeinde“manager“ am liebsten noch mitgezockt hätten und mit cross border leasing und ähnlichen halblegalen Steuerhinterziehungstricks am liebsten noch unsere Infrastruktur miterzockt hätten.
    Ja – wer macht sowas und warum? Ich erinnere an den „Optimierer“ Ignacio Lopez, dem später Industriespionage vorgeworfen wurde: Der war damals Kult und man hat seine Anzüge, die Kravatte, seinen Stil kopiert. Man hielt sich für schlauer, als die anderen und hat sich entsprechend „verkauft“. Der Mann hat nichts anderes gemacht, als „verschlankt“ (rationalisiert), bis die Autos auseinanderfielen, denn Geiz ist bekanntlich geil. Und nun der Katzenjammer allerorten und „fehlende Fachkräfte“ (falls das derzeitige Wirtschaftskonstrukt nicht schneller implodiert, als bis diese wirklich gebraucht werden).
    Wir sollten unseren Kindern etwas „mit goldenem Boden“ empfehlen.

  30. avatar

    Wiki.def.: ‚Ein Manager (von englisch to manage „handhaben”, „bewerkstelligen”, „leiten”; Stammwörter sind die lateinischen Begriffe manus ‚Hand‘ und agere „treiben”, „führen”, „tun”) ist eine Person im Anstellungsverhältnis, welche Managementaufgaben in einer Organisation wahrnimmt.‘

    … die Angestellten zerstören den Kapitalismus … und schwarze Schuhe sind wärmer als gefütterte … und je höher desto klatsch … alles klar!

  31. avatar

    Lieber Alan Posener,
    okay:
    „Mir geht es um den Versuch einer Klasse, sich die wichtigsten Unternehmen der Welt unter den Nagel zu reißen und für ihre Zwecke auszubeuten, zu Lasten der Besitzer (die ihre Ersparnisse in diese Firmen gesteckt haben) und der Allgemeinhait (die oft genug die Kosten tragen muss).“
    Dann müssen Sie Ihre Kritik aber globalisieren.
    Ich selbst kann nur sagen:
    Gestern: Mandela
    Heute: Narzissmus
    Siehe hier:
    http://www.theguardian.com/wor.....ers-selfie

    Vielleicht ist der Kapitalismus mit durch solche boyish wirkenden Entgleisungen in Bedrängnis geraten. Mandela, konnte man lesen, hatte die hohe Fähigkeit, sich in die Gedanken und Gefühle seines Gegenübers zu versetzen. Das Gegenüber hier ist der Zuschauer, der Bürger, die sichtlich trauernden Witwen darunter. Ich will auf mangelndes Einfühlungsvermögen, fehlendes Verständnis und sichtlich abhanden gekommene Instinkte für den Rest der Welt hinaus. Rechts-links spielt keine Rolle, wie man sieht.
    Übrigens wäre als britischer Redner von den Anwesenden nur John Major in Frage gekommen.

    Damit haben Sie durchaus Recht:
    „Es handelt sich nicht nur um Einkommen ohne Anstrengung, sondern um Vermögen ohne Risiko. Das Risiko jedoch ist die einzige moralische Rechtfertigung für das Vermögen.“
    So betrachtet kann man natürlich auch die Verdienste von Spitzensportlern rechtfertigen.

  32. avatar

    Ich sage es ungern, aber die Diskussion geht weitgehend am Artikel vorbei. (Ausnahmen bilden die Beiträge von EJ.) Ich habe hier nicht die Auswüchse des Finanzkapitialismus und der Börsenspekulation geißeln wollen. Ich habe nicht über die Einkommensverteilung allgemein gesprochen. (Dass und warum ich für den Mindestlohn bin, habe ich letzte Woche geschrieben.) Mir ging es nicht gegen hohe Einkommen an sich. Mir geht es um den Versuch einer Klasse, sich die wichtigsten Unternehmen der Welt unter den Nagel zu reißen und für ihre Zwecke auszubeuten, zu Lasten der Besitzer (die ihre Ersparnisse in diese Firmen gesteckt haben) und der Allgemeinhait (die oft genug die Kosten tragen muss).
    Wenn man die Diksussion nicht fokussiert, wird sie uninteressant und unergiebig.
    Lieber Parisien, Sie meinen, die Yachten und der ganze andere Krempel seien nützlich, weil schließlich auch arme Griechen was davon hätten. Sicher. Aber das Geld verschwindet nicht, wenn es nicht an die Manager ausbezahlt wird. Mein Einwand gegen hohe Gehälter, ich wiederhole mich, ist nicht, dass ich was gegen Reichtum hätte. Ich habe etwas dagegen, falsche anreize zu setzen. Und ein Gehalt, das so hoch ist, dass es den Empfänger nach kürzester Zeit unabhängig von seinem Arbeitgeber macht, setzt nicht einen Anreiz, dem Wohlergehen des Arbeitgebers weiterhin zu dienen. Wie man weiß, ist die Verweildauer von CEOs an der Spitze von Unternehmen in letzter Zeit immer kürzer geworden. Unternehmerische Kontinuität und Zuverlässigkeit leiden darunter. Marken wechseln ihren Namen, Firmen ihre Geschäftsfelder. Manager ziehen von einer ruinierten Firma zur nächsten, siehe Mehdorn, Ackermann und andere, und nehmen von jeder etwas mit, ganz gleich, wie ihre Leistung war. Es handelt sich nicht nur um Einkommen ohne Anstrengung, sondern um Vermögen ohne Risiko. Das Risiko jedoch ist die einzige moralische Rechtfertigung für das Vermögen. So zerstören diese Leute das moralische Fundament des Kapitalismus.

  33. avatar

    Teil 2:
    Nehmen Sie sich eine Liste mit den 100 bestverdienenden CEO der USA. Der 100. verdient 18 Mio. Marissa Mayer, eine quotenfreie Frau, die’s geschafft hat, verdient ca. 30 Mio. Dann denken Sie nochmal darüber nach.

    Von der Trauerfeier habe ich genug gesehen. Die geht völlig an Mandela vorbei. Dort dürfen nur Obama und Leute aus Schwellenländern reden. Obama vergleicht ihn falsch mit Lincoln, denn Lincoln hat nicht das Geringste für Indianer getan, und das wären die Einzigen, die man mit den Schwarzen (Ureinwohnern) Südafrikas vergleichen dürfte, wie man übrigens auch nur Juden, die Ureinwohner Israels, mit diesen vergleichen kann und nicht spätere Anwohner oder Eroberer. Wenn man genau ist, statt in links-rechts-Kategorien zu denken.
    Mandela hätte entsprochen, dass jeder, der ihn kennengelernt hat, einige persönliche Sätze sagt. Außerdem wäre es angemessen gewesen, einen Engländer zu Wort zu bitten, denn ohne die Engländer wäre es dort, zwischen sturen Buren und sturen Stammesführern, noch höher hergegangen. Die Engländer waren das ausgleichende Element in Südafrika.

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    So, letzter Kommentar heute 😉

    Eigentlich sollte man eine massive „innerkapitalistische“ Frontstellung der Unternehmer gegen Manager und Management erwarten. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Die risikotragenden Unternehmer wollen sich von den „risikolosen“ Condottieri nicht unterschieden wissen. – Warum? Wie ist das erklärbar?

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    Man könnte meinen, wenn nicht schon mit Reagan-Thatcher, sei spätestens mit dem Untergang des Sozialismus der Kapitalismus hypertrophiert, fehle ihm genau die (kapitalistisch-rationale) Kritikfähigkeit, die ihm immanent sein und vor allen anderen Wirtschaftsformen auszeichnen sollte. Ich selbst neige dieser Ansicht gelegentlich zu. Tatsächlich ist es aber wohl eher so, dass wir noch immer aus tiefster Vergangenheit heraus gerade auch im Wirtschaftlichen (quasi-theologisch/ -religiös) obrigkeitlich und (in Analogie zum Wohlfahrtsstaat)wohlfahrtswirtschaftlich denken: Herr, manage uns! (Und damit DER HERR das umso HERRLICHER tue, sprechen wir ihn von jedem Unternehmerrisiko frei.)

    Im Kapitalismus sind wir offenbar längst noch nicht im angekommen.

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    In systematischem Sinne ist es allein schon eine äußerst zweifelhafte Angelegenheit, dass Aktionäre ihr Stimmrecht (blanko) an die depothaltende Bank und damit an deren Eigeninteresse delegieren (können). Damit wird der Bank ein Interessenverfolg ermöglicht, der in keinem Verhältnis zu ihrem Kapitaleinsatz und ihrer ökonomischen „Haftbarkeit“ steht. Die Bank erhält Macht, die nicht mehr ökonomisch begründet ist. Vollends systemwidrig ist die „beratende“ Tätigkeit der Banken, die mit den angebotenen Produkten irgendwelchen (Eigen-)Handel betreiben. (Aber sogar deutsche Gerichte glauben noch immer an die (neutrale) Beratungsfunktion der Banken und schreiben ihnen damit eine Selbstlosigkeit zu, die es im Kapitalismus gar nicht geben kann. Und, bitte, auch gar nicht geben soll.)

    Wir dulden zahlreiche solcher Systemfehler. In jedem Falle, im Großen und im Kleinen, geht es um den ökonomisch(!) nicht-haftenden, risikolosen Zugriff auf Fremdgelder.

  37. avatar

    Manager und Management, sofern sie Unternehmerentscheidungen fällen, aber kein Unternehmerrisiko tragen, sind ein Systemfehler des Kapitalismus. (Ich erkläre das seit mindestens 25 Jahren. Und werde deshalb für einen Spinner gehalten.)

    Wer die Grundrechenarten beherrscht und, zwischen Geldmarktzins und Kapitalmarktzins, die Basisdaten des Bankgeschäfts kennt, weiß, dass eine 25-prozentige Verzinsung des Eigenkapitals der Banken unmöglich zu erreichen ist, wenn sie nicht genau so „erwirtschaftet“ wird, wie sie in den letzten Jahren „erwirtschaftet“ wurde – mit einem Kredit-Risiko (nur zunächst der Banken!), das nicht nur als Selbstbetrug aller im engeren Sinne daran Beteiligten, sondern als Betrug weit darüber hinaus, als gesamtgesellschaftlicher Betrug, angesehen werden muss.

  38. avatar

    Lieber Michael Bender,

    es ist in der tat die Politik.

    Aber nicht unbedingt die Ideologie von Reagan und Thatcher haben den größten Schaden angerichtet, sondern der vielbewunderte Bill Clinton.
    Dieser war 1999 verantwortlich für die Abschaffung des Glass-Steagall-Acts:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Glass-Steagall_Act

    Dieses sinnvolle Gesetz wurde 1933 als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise verabschiedet und verbannte die Casinomentalität für Jahrzehnte aus der Wirtschaft.

    Ob sich dieser Zustand angesichts der Machtverhältnisse auf der Welt noch mal ändern läßt wage ich zu bezweifeln.

    Die einzig mögliche Lösung ist daher eine radikale:

    Verstaatlichung aller Banken !

  39. avatar

    Ach so – weil ich zum alten hier aufgeführten Schumpeter-Thema hier nichts geschrieben habe:
    Schauen Sie sich einfach an, was im letzten Jahr die BMW-Eigentümer im vergleich zu den Managern verdient haben. Da kommt das schon hin.

  40. avatar

    Gerade wird der schlimme Terrorist Nelson Mandela zu Grabe getragen…
    Wie schön, dass Reagan und Thatcher so unangefochten bleiben. Als Dritter in der Reihe fehlt noch der große Demokrat Pinochet.

    Ansonsten wurden in den letzten vielleicht 150 Jahren die falschen Fronten aufgebaut:
    Das totale Wirtschaftswachstum verbindet Kapitalismus und Kommunismus. Architektonische Gleichmacherei sehen Sie in Ost-Berlin und Bukarest in Form der Plattenbauten, aber auch in Kiew und Köln in den neu gestalteten Einkaufszentren. Überall gleiche Läden mit gleichen Waren hatten Sie in den Ostblockstaaten und haben Sie heute in den Metropolen. Verschiedene Kulturen in einer Gesellschaft waren im Sozialismus verpönt, wurden aber als nationale Befreiungskunst dann doch gefördert. Im Kapitalismus müssen sie sich dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterwerfen. Sofern sich etwas verkaufen lässt, passt es ins System. Zugewanderte Menschen waren Vertragsarbeiter im Osten und Gastarbeiter im Westen, immer auf den wirtschaftlichen Nutzen gerichtet.

    Die Fehleinschätzung lag lediglich darin, einen Dualismus zwischen Kapitalismus und real existiertem Sozialismus zu erfinden, obgleich beide im totalen Materialismus wurzeln, obwohl der Sozialismus auch nur „überholen ohne einzuholen“ wollte.
    Ob es nun eine Kulturrevolution wie in China oder das Abschlachten der auf wertvollen Ressourcen sitzenden Urbevölkerung in Amerika war – der ideologische Grundsatz war der gleiche.
    Deshalb fällt es doch ehemaligen Sozialsten und Kommunisten so leicht, die Seite zu wechseln.

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    Lieber Alan Posener,
    ich glaube, dass das gut gemeint, aber schlecht durchdacht ist. Stellen Sie sich einfach einen Schweizer Manager vor, der statt 5 Mio Franken plötzlich nur noch 250k verdienen würde. Was machte er dann? Nun ja, ich würde sagen, er würde seine Mietshäuser nicht mehr renovieren, aber zeitgleich die Mieten erhöhen, Angestellte entlassen und Investitionen wie auch Aktien abstoßen. Er müsste schrumpfen. Ein so drastischer Schritt hätte weiterreichende Folgen, als ein neidgetriebener Normalbürger ahnt. Sein Grieche, der seine Yacht betreut, würde den Pool arbeitsloser Griechen bereichern, die Werft, die solche Yachten baut, würde schrumpfen und Leute entlassen. Also diese Neiddebatte bringt nichts, und ich bin mir recht sicher, dass ein Manager mehr Geld in sinnvollen Umlauf bringt, als die teilweise hochgradig verdummten Stars, die Sie hier anführen und die uns mit ihren Plattitüden im Fernsehen quälen, egal ob Sportler oder Schauspieler. Der Trick kann nur in einer kontinuierlichen Selbstbeschränkung im Sinne einer auch hier eintretenden Austerität liegen, in einem aber freiwilligen und langsamen Prozess in einem Zeitrahmen von ca. 20 Jahren. Hierbei müssten langsam die Angestelltengehäter steigen, dass die bekannte Schere nicht ganz so weit aufgeht. So. Klingt vernünftig. Jetzt verkaufen Sie das mal Herrn Mittal, chinesischen Milliardären oder russischen Oligarchen, denn in einer globalisierten Welt müssten die mitmachen.
    Der Fehler liegt daher m.E. nicht bei den Managern, sondern einerseits in der Globalisierung selbst, die möglicherweise wegen Nichtmachbarkeit oder Kriegen im Pazifik (Philippinenregion, Grenzgewässer zwischen Japan und China) ohnehin an ihr ideologisches Ende gelangt ist, andererseits in dem von MB erwähnten Nichtvorhandensein von Realgütern, drittens im entstandenen Mangel an anständig bezahlten Arbeitsplätzen, viertens an Aktiengesellschaften, die Profit um jeden Preis sehen wollen, fünftens an Staaten (nicht China), die absolut nicht verstehen wollen, dass man sich nicht, um Wähler zu kaufen, massiv verschulden kann, also am meisten an Politikern, siehe Kommentar 2. Manager sind daran am wenigsten schuld, und wenn sie aus ihren 10Mio-Häusern am Zürichsee ausziehen müssten, hätte keine Kirchenmaus was davon. Wahrscheinlich wären die Häuser unverkäuflich, oder der See wüde ein weiteres asiatisches Gewässer, oder sie würden als sozialistische Gemächer für Arbeitskreise enden, die Steuerzahler, die aber am oberen Ende dann nicht mehr existierten, finanzieren müssten.
    Ein effizienter Manager kann von mir aus verdienen, was er will, solange die Firma nicht pleite geht und vielleicht die Angestellten an Gewinnausschüttung beteiligt werden.

  42. avatar

    Ich kenne kaum jemanden, der nicht von Herzen Demokrat ist, aber kaum noch jemanden, der sich mit dieser Republik identifiziert. Von den Rändern droht weit und breit keine Gefahr. Es gibt keine Ideologie, die die Demokratie ernsthaft herausfordern könnte. Planwirtschaft hat auch keine wirklichen Freunde, selbst bei den Linken nicht. Umverteilung bedeutet, Marktwirtschaft zu akzeptieren. Der Artikel beschreibt schön, wie eine Republik kaputt geht, von innen.

  43. avatar

    Alles richtig, Herr Posener. Aber „Verdienst ohne Anstrengung“ – das ist doch viel besser als es Herrn Westerwelle erscheint? Schon die Rolling Stones sangen: „Let’s drink to the hard working people.“ (Diesen schönen Spruch hatte ich schon zum Beatles-Artikel zitieren wollen, aber vergessen.) Umgekehrt wird es erst richtig schlecht: „Anstrengung ohne Verdienst“. Und das ist leider eher unser Problem: dass wir wenig verdienen und uns entspr. wenig leisten können. Keine Autoreparatur, keine Urlaubsreisen, keinen Operneintritt, keine Zugfahrten… Alles kostet bei einer vierköpfigen Familie das Vierfache, aber das Einkommen bleibt einfach oder maximal doppelt.
    Dieses Problem besteht nicht, weil generell kein Geld da wäre, sondern weil wir trotz Anstrengung zu wenig von dem Geld abbekommen. „Wir“ – damit ist die untere Hälfte der Einkommenspyramide gemeint.
    Dies nur als Ergänzung; man sollte am besten immer über die Einkommenspyramide als Ganzes sprechen.

  44. avatar

    Lieber Moritz Berger, lieber Michael Bender –
    Thtcherismus und Reaganomics sollten vor allem das Unternehmertum fördern, und das haben sie auch. Tausend- und Millionenfach. Bill Gates, Steve Jobs, Richard Branson und andere sind die Produkte und Ikonen dieser Ära. Sie müssten mal nachweisen, dass die Explosion der Managergehälter und die Emanzipation der Manager von den Kollegien, die sie kontrollieren sollten, und von den Firmen, die sie leiten, Ergebnis der Deregulierung der Märkte waren. Das waren sie nicht.
    Sie wiederholen nur die altbekannte Kritik am Finanzkapitalismus, die selbst nur ein Ablenkungsmanöver der Managerkaste ist beziehungsweise eine Auseinandersetzung innerhalb dieser Klasse widerspiegelt. Meine Kritik geht tiefer und betrifft die Struktur aller Aktien-Unternehmen. Ich plädiere für die Anwendung des Thatcherismus – Leistungsprinzip und Konkurrenz – auf die Klasse der Manager.
    Ich schlage vor, dass Sie den Artikel noch einmal lesen, weil Sie ihn offensichtlich nicht verstanden haben

  45. avatar

    Sicherlich haben Bankmanager Ihren Macht missbraucht, aber die Politik aber vor allem die Ideologie von Thatcher und Reagan hat es Ihnen erst ermöglicht.

    It’s the Politics, stupid 🙂

  46. avatar

    Lieber Herr Posener,

    gab es zur Zeit von Thstcher und Reagan nicht schon Manager, die mit der “ Deregulierung der Finanzmärkte “ die Büchse der Pandora geöffnet haben.

    Aber wie sagt man in Franken:

    Bei Ihnen ist wohl Hopfen und Malz verloren 🙂 (bei uns derzeit die Communbrauerei:-), was den Blick über den Tellerrand betrifft 🙂

    Den Mao, Stalin und Lenin haben Sie doch bereits früher vom Thron gestoßen, wann entfernen Sie Thatcher ind Reagan vom Sockel 🙂

    Und erklären Sie uns Laien dich einmal,warum täglich 2 Bill.€ um den Globus geschickt werden un d von denen basieren nur knaoo 10% auf Realgütern??

    Hier liegt das Problem und nicht bei den Managern!!!

    Ich möchte Sie daher auch nicht mit meinen Weihnachtsgeschenken verschonen:-)

    http://www.deutschlandfunk.de/….._id=249981

    http://www.deutschlandfunk.de/….._id=246547

    http://www.deutschlandfunk.de/….._id=251361

    Trotz aller Zwiste und Reibereien zwischen uns beiden, angefangen vom Kauf Ihres LED Screens, über Ihre Thatcheritis und Reaganitis und vielleicht meinem naiven Glauben an die Veränderung und dass der Kapitalismus noch veränderbar ist ohne die Guillotine einsetzen zu müssen, wie ein Kollege im Finanzbereich meinte…

    wünsche Ich Ihnen und Ihrer Familie ein schönes Weihnachtsfest.

    P.S Wenn Sie den economist schon durchgeblättert haben, vielleicht lesen Sie noch einmal diesen Artikel:

    http://www.economist.com/news/.....ce-problem

    P.S. Hier noch einmal David Graeber:

    http://www.strikemag.org/bullshit-jobs/
    http://www.tagesanzeiger.ch/wi.....y/27727582

    Und ja, ich gestehe…ich übe auch einen dieser bullshit jobs aus…

    Außer wenn ich meine Bienen
    betreue und mein Brauversuche mache 🙂

    Wenn ich diesen Artikel im Spiegel lese, könnte es mich schon reizen nach Berlin umzuziehen und dort eine Brauerei aufzumachen. Vielleicht gleich gegenüber von der Springer AG :

    http://www.spiegel.de/reise/de.....37451.html
    http://vagabundbrauerei.com/

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