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Na toll, Netanyahu! Na super, Obama! – Wie man der Hamas einen Sieg schenkt

Nun hat die terroristische Hamas schon dreimal Israel gedemütigt. Erstens, als das erklärte Ziel der Operation „Cast Lead“, die Hamas auszuschalten, nicht erreicht wurde. Zweitens, als Israel 1000 Terroristen freiließ, um Gilad Shalit zurückzubekommen. Und nun, da Israel als Ergebnis des Dauerbeschusses der Hamas und anderer radikalislamischer Gruppierungen auf den Süden des Landes und nach einem halbherzigen und offensichtlich wenig effektiven Luftbombardement faktisch die Hamas-Herrschaft in Gaza anerkennt und „Erleichterungen“ verspricht. In Gaza wurde der „Waffenstillstand“ als Sieg gefeiert. Zu Recht.

Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle, es habe keinen Sinn, die Hamas anzugreifen, wenn man nicht auch deren Hintermänner in Damaskus und Teheran ins Visier nehme:

Nicht Gaza ist das Problem – Damaskus und Teheran sind das Problem

Die USA scheinen eine andere Strategie verfolgt zu haben.
Der Obama-Administration ging es wohl auch darum, die Hamas von ihren Förderern im Iran und in Syrien loszueisen; aber nicht, indem diese Förderer selbst unter Druck gesetzt wurden, sondern indem Ägypten als Vermittler und künftigen Paten der Hamas aufgebaut wurde. Das gelang. Und kaum hatte Ägyptens Präsident Mursi unter allgemeinem Beifall den „Waffenstillstand“ – also Israels Verzicht auf eine Bodenaktion – verkündet, zeigte er, dass er durchaus von seinen Muslim-Brüdern in Gaza zu lernen fähig ist: Er ist dabei, sich und seine Partei an die Macht zu putschen und einen islamischen Gottesstaat in Ägypten zu errichten, so wie die Hamas in Gaza einen islamischen Gottesstaat nach dem bewaffneten Putsch gegen die Fatah und andere „gemäßigte“ Kräfte errichtet hat.
Nur Stunden vor Mursis Putsch sagte Hillary Clinton in Kairo: „Ägyptens neue Regierung übernimmt die Verantwortung und die Führerschaft, die seit langem dieses Land zu einem Eckpfeiler regionaler Stabilität und regionalen Friedens machen.“  Abgesehen davon, dass das unsinnig ist – Ägypten hat unter Nasser eine destruktive Außenpolitik betrieben und entwickelte sich unter Mubarak zu einem repressiven und korrupten Staat, dessen innere Instabilität eine Revolution unumgänglich machte, die bis heute die Region zu destabilisieren droht – abgesehen also davon, ist das nicht auf ihrem Mist gewachsen. Nach Angaben der New York Times „hat Obama seinen Mitarbeitern gesagt, dass ihn die pragmatische Zuversicht des ägyptischen Führers beeindruckt. Er habe von Mursi den Eindruck eines Ingenieurs bekommen, der präzis und überraschend wenig ideologisch denkt…“
Nun, das mag sein. Aber es ist auch bei Ingenieuren immer die Frage, wem sie dienen. Mursi dient der islamischen Revolution. Dieser Revolution wiederum dient es, wenn Ägyptens neue Führung die Hamas – ursprünglich ein Ableger der ägyptischen Muslim-Bruderschaft – unter ihre Fittiche nimmt und instrumentalisiert, so wie die national-sozialistischen arabischen Führer Nasser, Mubarak, Saddam, Assad, Ghaddafi und Co. früher die national-sozialistischen Palästinenserorganisationen PFLP, Fatah e tutti quanti unter ihre Fittiche nahmen und instrumentalisierten.
Na super, Obama.
In Gaza stellt sich die Situation so dar: Die Hamas hat Israel und seine Verbündeten über Monate hinweg mit den Nadelstichen ihrer Raketen provoziert. Als schließlich Israel zuschlug, konnte „das zionistische Gebilde“ die Hamas nicht nur nicht zerstören, weil es Angst hatte vor einem Häuserkampf in Gaza, sondern musste das Feuer einstellen und sich einem Waffenstillstand beugen, durch den die Hamas stärker wird.
In der Westbank sieht man, dass der ohnehin nicht demokratisch legitimierte Präsident Abu Masen (Mahmud Abbas) von der Fatah mit seinen diplomatischen Manövern nichts erreicht. Der Krieg in Gaza hat das Ansehen der Hamas gestärkt und das der Fatah geschwächt.
Dem Iran bleibt es unbenommen, weiterhin über die Sinai-Halbinsel die Hamas mit Waffen zu versorgen, außerdem behalten die Mullahs die Kontrolle über die schiitische Hisb’allah, die im Südlibanon einen Staat im Staat errichtet haben und jederzeit Galiläa und die nördliche Küstenregion mit ihren Raketen treffen können.
Na toll, Netanyahu.
Die USA, die eigentlich darüber wachen sollen, dass der Sinai, wie im Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel vereinbart, demilitarisiert bleibt, haben hier völlig versagt. Schlimmer ist nur das Versagen der von der UN beauftragten Europäer, die eigentlich nach der israelischen Strafaktion im Libanon nach Übergriffen der Schiitenarmee die Entwaffnung der Hisb’allah beaufsichtigen sollten.
Derweil geht das Morden in Syrien weiter, baut der Iran weiter an der schiitischen Bombe. Die einzige Macht neben Israel, die zuverlässig prowestlich ist, die Türkei, Nato-Mitglied und Anwärter auf Mitgliedschaft in der EU, wurde bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Gaza kaltgestellt. (Statt die EU und die Türkei in den Prozess einzubringen, irrlichterte Guido Westerwelle am Rande der Verhandlungen auf der Suche nach Fernsehkameras herum.) Die Türkei wird ständig durch das Desinteresse des Westens an der Situation in Syrien brüskiert. Selbst ein so einfacher Wunsch wie der nach Stationierung von Raketenabwehrsystemen an der Grenze zu Syrien löst in Deutschland gleich Bedenkenträgerei aus: die Soldaten könnten – horribile dictu – beschossen werden! Nein aber auch. Dafür ist die Bundeswehr nicht da.
Man hat das Gefühl, als agiere der Westen unter Führung Obamas ohne strategisches Konzept – oder schlimmer, mit einem Kissinger’schen Konzept des Mächtegleichgewichts, dem Fragen der Moral und der Demokratie unwichtig sind. Hauptsache, es ist Ruhe im Karton. Das hat mit Mubarak und seinesgleichen nicht funktioniert, das wird auch nicht mit Mursi und der Hamas funktionieren.
Wäre ich Islamist, ich würde die Willensschwäche des Westens bejubeln. Da ich kein Islamist bin, ist mir angst und bange.

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110 Gedanken zu “Na toll, Netanyahu! Na super, Obama! – Wie man der Hamas einen Sieg schenkt;”

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    @ Lyoner

    Das Problem an solch prägnanten Sprichwörtern ist, dass sie oft nicht passen. Man kann z.B. nicht unbedingt behaupten, dass ich dumm wäre. Ich habe eine Meinung, und aus Ihrer Sicht ist die falsch. Sie haben eine andere Meinung. Gemeinsam ist uns, dass wir dort nicht leben und diesen Konflikt, wenn er denn lösbar wäre, nicht lösen werden. Ich selbst halte ihn für unlösbar, solange die muslimische Welt Antisemitismus betreibt und Israel nicht anerkennt. Wenn Frankreich oder England unsere BRD nach dem Krieg nicht anerkannt hätten, hätten wir auch eine andere Geschichte. Wenn französische Terroristen aus dem Elsass auf den Schwarzwald schießen würden oder deutsche Terroristen umgekehrt, würden wir jene Region besser verstehen. Aus der Gemütlichkeit des Sofas, beeinflusst von linkstendierendem Mainstream-Fernsehen, lässt sich nicht wirklich eine faire Bewertung finden. Und hinzu kommt, dass der deutsche Antisemitismus nie ganz weg war.
    Kürzlich las ich sehr detailliert, detaillierter als zuvor, wie eng die Zusammenarbeit von Amin al-Husseini und Hitler gewesen sei. Der Antisemitismus reiche bis in jene Zeit zurück, sei also ca. 80 Jahre alt. Da er vom Qur’an gefüttert wird, ist er schwer wegzukriegen.
    Vor einiger Zeit sah ich den Spielberg-Film „War Horse“. Man versteht heute nicht mehr, wie Franzosen+Engländer vs. Deutsche so aufeinander losgehen konnten, und das war keineswegs irgendwie besser. Dieses Gefühl historischer Unzulänglichkeit und Brutalität, verbunden mit doppelter Kriegsschuld und Holocaustschuld, wird nur zu gerne auf dem Rücken des Ersatzfreud Israel ausgelebt. Israel ist die personifizierte Schuldabwehr der Deutschen. Damit machen sie es sich hier zu leicht und vergessen gleichzeitig geflissentlich, darauf hinzuweisen, dass auch der arabische Antisemitismus vom Nationalsozialismus gedüngt wurde. Wir tragen also auch hier Schuld, und Israel soll die für uns lösen. Das ist ein absurder Anspruch. Das insinuiert, Israel selbst wäre am Antisemitismus schuld. Aber der arabische Antisemitismus ist älter und in WWII von den Deutschen gefüttert worden. Und egal, wie sich Israel verhält – er wäre trotzdem noch da. Eine würdige Aufgabe für die UNO wäre, antisemitische Indoktrination, auch in Schulen, zu diffamieren, aber davon sieht man nicht viel. Die UNO ist mit Islamophobie, auch eingebildeter, voll ausgelastet und ohnehin eine selbst von Antisemiten unterwanderte Org., traurig.

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    @ Parisien

    „Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund;

    weit besser ist ein kluger Feind.“

    Vielleicht läufts auf Ihre „Kantonierung“ und „Pisspott“ hinaus. Kanton, noch schöner Kantönchen, klingt auch besser als Palistans und Bantustans (Vorsicht! unschöne Assoziationen, unabhängig davon, ob sie stimmen). Und klar doch, niemand anders als die Palis haben dies zu verantworten.

    „Aber dort werden ja auch neue Ethnien erfunden“ – „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“

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    @ Lyoner

    Apropos ehrliche Haut: Wir betrachten im Westen die Israelis oft zu stark aus unserer Brille, die gesegnet ist inzwischen von fast 70 Jahren ohne Krieg.
    Die Israelis aber leben in Nahost. Sie bestehen ohnehin nur zu einem Teil aus Nachkommen von Europäern. Sie beurteilen gewiss ihre Situation dort realistischer als manche Sofakartoffel hier. Ich finde, dass die Literatur von Karl May den Nahen und Mittleren Osten immer noch gut beschreibt, also zeitlos ist, während sie natürlich die heutigen USA nicht mehr beschreibt, womit gleichzeitig eines der arabischen Probleme (Stagnation) angedeutet ist.
    Wenn ich an 1947/48 denke, gab es damals einen Fisch, der hieß UN. Der Fisch gab dem Fischer sin Fru ein Häuschen, aber dem Fischer sin Fru war das nicht genug, so sitzt er heute im Pisspott. Das hat eine Logik. Ab und zu kam ein neuer Fisch, aber nie reichte das Häuschen. Je länger das dauert, desto kleiner wird der Pisspott.
    Wenn ich daran denke, wie die Landkarte von Deutschland vor 1918 und dann vor 1945 aussah, ist das auch so ähnlich. Wenn wir nach 1945 irgendeinen Krieg angezettelt hätten, säßen wir heute ebenfalls in einem Pisspott oder wären kantoniert.
    Kantonierung ware eine der Ideen der UN damals, und vielleicht war sie sogar die beste.
    Damit, dass ich Deutschland einbringe, möchte ich andeuten, dass es Usus ist und immer war, dass der, der Kriege anzettelt und verliert, Gebiete verliert. Nur dort unten ist diese Regel in der öffentlichen Meinung außer Kraft gesetzt. Das ist verschroben. Aber dort werden ja auch neue Ethnien erfunden.

    @ Moritz Berger
    😉

  4. avatar

    @Lyoner

    „Und ob ich Lyoner unterstütze?? Ich weiß nicht welche etwas verwirrte Meinung sie von mir haben.“

    Dieser Satz bezog sich auf Parisien!

    Und nebenbei:

    Ich bin nicht in Ihre Debatte mit Parisien eingestiegen.

    Daher kann ich letztlich auch keine pro oder kontra Aussage gemacht haben.

    Parisien ist von Zeit zu Zeit etwas wuschig

  5. avatar

    Deutsche Marine zählt nicht, selbst wenn zur Stelle, ist kein Anrainerstaat – schauen Sie auf Ihren Globus – „unsere“ entsprechenden Bemühungen sind bis jetzt allesamt gescheitert.

    Doch da die Antwort einen Treffer enthielt, gibt es trotz Thema verfehlt, noch ne Drei Minus.

  6. avatar

    @ Parisien

    Ach so, ob Abu Mazen eine ehrliche Haut ist? Kennen Sie unter Politikern eine ehrliche Haut (die Pfau? oder die Weisband?)? Für mich ist das eine Grauzone, mehr oder weniger hell, mehr oder weniger dunkel. Soll Israel auf eine „ehrliche Haut“ warten?

  7. avatar

    @ Parisien

    Sie eiern ja ganz schön. – Bei einer so einfachen Aussagelogik, mit einem Väterchen, das sagt, mein Filius ist aber ein Oberschlauer. Ich übersetze für Sie in Deutsch:

    „… das ist, was er [Benzion Netanyahu] zur Bar Ilan Rede [Benjamin N.] sagte, in der Bibi für die Gründung eines Palästinenserstaates eingesetzt habe: „Er [der Ministerpräsident] unterstützt diese nicht. Er unterstützt sie lediglich unter Bedingungen, die sie [die Araber] niemals akzeptieren werden. Das ist aus seinem Munde, das ist nicht von mir. Er hat die Bedingungen vorgeschlagen. Sie werden niemals diese Konditionen akzeptieren, keine einzige“, sagte Netanyahu Sr.“

    Alles klar? Das zu den Gesprächen ohne Vorbedingungen, zu denen die bösen Palis nicht antreten wollen. Jetzt brüten Sie nicht so lange und zünden ein weiteres Kerzlein an.

    @ Silke

    in diesem Falle würde ich mich als erstes an die Deutsche Marine wenden (http://seefahrer.blog.de/2009/.....r-5716097/). Falls diese nicht zur Stelle, sondern am Horn von Afrika weilt, würde ich mich nach Israel fliegen lassen, in der Hoffnung, dass die Qualität der medizinischen Behandlung weit besser ist als die Qualität der Politik.

    @ Moritz Berger

    Wo konkret stimmen Sie denn mit meinen Argumenten nicht überein?

  8. avatar

    @Parisien

    Ob J.L. und ich wie Pech und Schwefel zusammenklebenß

    Wenn Sie wueßten welche Diskussionen wir führen.

    Und ob ich Lyoner unterstütze?? Ich weiß nicht welche etwas verwirrte Meinung sie von mir haben.

    Aber Sie müßten doch wissen wissen, dass ich in vielen Dingen nicht mit Lyoner übereinstimme, was auch im übrigen für Ihre etwas “ gaga Kommentare “ siehe Silke („weil er so schön, das Gaga von dem Mutti-Gebrabbel und/oder dessen Umdefinierversuchen illustriert) gilt.

    Ich kann Sie sehr gut “ ausstinken “ (um Ihren O-Ton zu zitieren) nur manchmal ist bei mir ein gewisser Grad der Humor-Überschreitung erreicht.

    Da sage ich Ihnen von Zeit zu Zeit “ Schach „

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    Lyoner

    mal angenommen, Sie befinden sich in der Mitte des Mittelmeeres und Ihr Blindarm gibt Alarm. Sie haben die Wahl zwischen allen Krankenhäusern aller Mittelmeer-Anrainer-Staaten an deren Küsten, was Frankreich einschließt.

    Der Hubschraubertransport braucht für die Zwecke dieser Überlegung für alle Krankenhäuser gleich lange – für welches entscheiden Sie sich?

  10. avatar

    @Parisien

    Parisien sagt:
    9. Dezember 2012 um 13:08

    @ Moritz Berger
    Wie nennen sie jene Autoren? “Achgut-Dschihadisten”?

    Ich habe lediglich Alan Posener zitiert!!!

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