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Ein faules Ei

1895 erschien in der Londoner satirischen Zeitschrift „Punch“ eine Karikatur mit dem Titel „Wahre Bescheidenheit“. George du Maurier zeichnete einen jungen, etwas ängstlich dreinschauenden Pfarrer am Tisch seines Bischofs. Der Bischof sagt: „Ich fürchte, Sie haben ein faules Ei bekommen, Mr. Jones.“ Der Pfarrer erwidert: „O nein, Mylord, ich kann Ihnen versichern, dass Teile davon ganz ausgezeichnet sind.“

Die Karikatur ist unsterblich geworden, denn die Redewendung, „a curate’s egg“ ist inzwischen Teil der englischen Sprache. Ein faules Ei stinkt nun einmal zum Himmel, und nur „wahre Bescheidenheit“ entdeckt in ihr „ganz ausgezeichnete“ Teile. Thilo Sarrazins neues Werk ist ein solches Ei.

Immer wieder schreiben und sagen Leute, dass der Schnauzbärtige ja auch Tatsachen anspreche. Natürlich tut er das. Jeder Demagoge tut das. Jeder Populist tut das. Aber Demagogie und Populismus stinken trotzdem zum Himmel, wie das Ei des armen Pfarrers. Man sollte nicht so bescheiden sein, den Geruch zu leugnen. Eine andere Frage ist die nach seiner chemischen Zusammensetzung.

Sigmar Gabriel fragt sich, warum Thilo Sarrazin noch in der SPD ist. In der letzten Ausgabe der „Welt am Sonntag“ hat Sarrazin geantwortet, dass die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen zur Zwangsassimilation der hiesigen Muslime, vom Kindergartenzwang über die Ganztagsschulpflicht bis hin zum Einwanderungsstopp, bis sich das biologisch „ausgewachsen“ hat, durch und durch sozialdemokratisch seien. Er hat Recht. Und da liegt das Problem für die SPD.

Dem Sozialismus – auch dem demokratischen Sozialismus – sind als Geburtsfehler die Staatsgläubigkeit und der Nationalismus eingeschrieben. Den Vorwurf der Staatsgläubigkeit muss man hier wohl nicht erläutern; der Vorwurf des Nationalismus aber mag nicht unmittelbar einleuchten, da sich die Sozialisten seit Karl Marx zum Internationalismus bekennen.

Da jedoch die Staaten bis heute als Nationalstaaten organisiert sind, stellte – allem proklamierten Internationalismus zum Trotz – der Sozialnationalismus immer eine Versuchung für die Sozialisten dar, und oft – siehe die Bewilligung der Kriegskredite 1914 durch die SPD und der allgemeine Patriotismus aller Parteien der „Zweiten Internationalen“ – mehr als nur eine Versuchung. Man will ja das im eigenen Nationalstaat erreichte, nicht durch andere – angeblich faule Türken oder allzu hart arbeitende Chinesen – gefährden lassen.

Wer in sozialnationalen Kategorien denkt, landet früher oder später beim Rassismus. Es ist ja kein Zufall, dass Oskar Lafontaine 2005 in Chemnitz gegen „Fremdarbeiter“ wetterte, die „deutschen Arbeitern den Arbeitsplatz wegnehmen“. Leute mit einem etwas längeren Gedächtnis erinnern sich auch, wie die IGM-Betriebsräte mit den Meistern und Vorarbeitern bei Ford Köln während des großen, „wilden“ Streiks 1973 auf die türkischen Arbeiter unter ihrem gewählten Anführer Baha Targün losgingen und sie mit Schlagstöcken und Schlagringen verprügelten. „Deutsche Arbeiter kämpfen Ford frei“ lautete die Überschrift in der „Bild“-Zeitung.

Und es ist kein Zufall, dass dem Sozialdemokraten Franz Müntefering zur Bezeichnung amerikanischer, oft jüdischer Hedgefonds-Manager der Begriff „Heuschrecken“ einfiel, womit er eine alte Nazi-Tradition aufgriff, die dem „artfremden“ Juden – dem „Wall-Street-Juden“ wie dem „Kreml-Juden“ – als „Ungeziefer“ ihr menschliches Wesen absprach. Es ist eben kein Zufall, dass sich Linke und Rechte oft in ihrer reflexhaften Gegnerschaft gegen die Globalisierung einig sind. Die Vorstellung, der Rassismus sei allein den „Rechten“ vorbehalten, ist ein Missverständnis.

Dem Sozialismus – auch dem demokratischen Sozialismus – ist auch ein gefährlicher, zuweilen menschenfeindlicher Kollektivismus als Geburtsfehler eingeschrieben. Das Allgemeinwohl geht für den Sozialisten vor dem Individualwohl. (Und natürlich bestimmt er, was das Allgemeinwohl ist.) „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ ist eine ursozialdemokratische Parole, die Sarrazin nun gegen die „unproduktiven“ Zuwanderer wendet: Wer nicht arbeitet, sondern nur „Kopftuchmädchen“ produziert, soll auch keine Sozialhilfe bekommen.

Man könnte zurückfragen, ob der Sozialhilfeempfänger, dessen „Koptuchmädchen“ bei richtiger Förderung durchaus tüchtige Verkäuferinnen bei seinem Nachbarn, dem „türkischen Gemüsehändler“, oder Polizistinnen, Anwältinnen und Ärztinnen werden  können, dem Allgemeinwohl nicht mehr nutzt als die kinderlose Frau eines Bankers, der sein Vermögen auf Schweizer Banken bringt, aber damit wäre man schon dem Nationalkollektivismus auf den Leim gegangen.

Dem Sozialismus ist schließlich der Traum von der Perfektibilität des Menschen eingeschrieben. In Verbindung mit ihrer Staatsgläubigkeit und ihrem Kollektivismus führt der Traum von der Optimierung der Gesellschaft in der ersten Hälfte des Jahrhunderts zum Albtraum der Zwangs-Eugenik; nirgendwo wurde vor 1933 die Verbesserung des „Genpools“, von dem Sarrazin faselt, so rigoros – durch die massenhafte Sterilisierung „minderwertiger“ Frauen – betrieben wie in den sozialdemokratisch regierten Ländern Skandinaviens. Es ist kein Zufall, dass es ein  sich als linksstehend verstehender Philosoph war, der vor einigen Jahren wieder öffentlich über eugenische „Regeln für den Menschenpark“ nachsann.

Wenn man anfängt, in kollektiven Begriffen zu denken, landet man früher oder später bei Rassismus und anderen menschenfeindlichen Vorstellungen. Der Kollektivist kann vor lauter Wald die Bäume nicht sehen.

Gegen den Sozialnationalismus, den Sozialkollektivismus und die Sozialeugenik beharren das Judentum, das Christentum und der Liberalismus auf dem nichthinterfragbaren Wert des Individuums. Für Immanuel Kant bedeutete das, in jedem Menschen einen Zweck an sich, nie ein Mittel zum Zweck zu sehen. Das heißt, der Zuwanderer ist nicht Mittel zur Steigerung des Bruttosozialprodukts, die Frage seiner „Produktivität“ verbietet sich. (Dass ausgerechnet das Vorstandsmitglied einer völlig überflüssigen Behörde wie der Bundesbank anderen Leuten mangelnde Produktivität vorwirft, ist nur eine weitere Ironie.)  „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im Grundgesetz, sie zu schützen sei oberste Pflicht des Staates. Soll heißen (und sollte heißen): die Würde des Individuums, nicht des Gattungswesens. Seine Würde schützen bedeutet unter anderem, ihn vor unsinnigen Verallgemeinerungen zu schützen: Katholiken sind falsch; Juden sind schlau; Muslime sind dumm; Kapitalisten sind unmoralisch; Hartz-IV-Empfänger sind arbeitsscheu; Griechen auch. Bullshit.

Wie kann man den türkischen Bankier, die iranische Rechtsanwältin, den libanesischen Drogenhändler, die marokkanische Dolmetscherin, den palästinensischen Sozialarbeiter, die bosnische Hausfrau und den kurdischen Gemüsehändler unter dem Begriff „muslimische Zuwanderer“ subsumieren, ihnen kollektiv eine mindere Intelligenz, einen mangelnden Integrationswillen und eine zu geringe „Produktivität“ vorwerfen? Seit wann gibt es so etwas wie eine Kollektivhaftung?

Nun ja, und hier versagte übrigens das Christentum und schuf das Urbild aller Gruppendiskriminierung: bei den Juden, dem „Volk der Gottesmörder“.  Auch Sarrazin erkennt an ihnen ein Kainsmal: „Alle Juden haben ein Gen“, raunt er in der „Welt am Sonntag“, sagt aber nicht, wo es sitzt und was es bewirkt: Die krumme Nase? Die hängende Unterlippe? Das Fehlen eines Gefühls für Transzendenz? Die sexuelle Raffinesse? Die Begabung fürs Geldvermehren? Die Gemeinheit gegenüber den Palästinensern? Und was bewirkt das Muslim-Gen?

Liberale aber kennen keine Kollektivhaftung. Der viel geschmähte Ausruf Margaret Thatchers, „There is no such thing as society“, meinte eben das: schauen wir nicht auf das Allgemeine, schauen wir auf das Individuum. Im Guten wie im Schlechten. Weder kann „die Gesellschaft“ für das Scheitern eines Individuums kollektiv haftbar gemacht werden, noch kann das Individuum danach beurteilt werden, was er oder sie „der Gesellschaft“ bringt. In diesem Sinne darf es für Liberale „die Gesellschaft“ nicht geben.

Übrigens: Nichts gegen Kinderkrippen, Kindergärten, Ganztagsschulen, Sprachkurse, deutschsprachige Imame, schnellere Gerichte und Polizei auf der Straße. Im Gegenteil. Mehr davon! Nicht, um die Muslime zu guten Deutschen umzuerziehen, was das auch immer bedeuten mag. Sondern um jedem und jeder zu ermöglichen, ihr ganzes menschliches Potenzial zu verwirklichen.

Wenn die Muslime in ihrer Mehrheit das tun, wer sollte etwas dagegen haben, dass sie einmal nicht wie jetzt sechs, sondern zwölf oder zwanzig Prozent der deutschen Gesellschaft ausmachen? Wie wird diese Gesellschaft dann aussehen? Und wie wird sich der Islam verändern? Wir wissen es nicht, das ist das Schöne. Die Zukunft ist offen. Die Angst davor ist ein schlechter Ratgeber. Und wer den Leuten Angst vor der Zukunft machen will, wie der Sozialdemokrat Thilo Sarrazin, will ihnen einen schlechten Rat geben. Will ihnen ein faules Ei als beste Frischware unterjubeln.

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61 Gedanken zu “Ein faules Ei;”

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    @Rita E. Groda: Oh, entschuldigung, dann habe ich mich wohl im Thema geirrt. Ich dachte, es ginge hier um Sarrazin. Der ist kein Verbrecher. Aber ich schweige wohl mal besser wieder fein still.

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    @ Alle

    1. Was mich an der Sarrazin-Diskussion auch stört, ist der Umstand, dass in deren Schatten derzeit die Bundesregierung weiter zu Lasten der Ärmsten sparen will, insbesondere die Rentenversicherungszahlungen für Hartz-IV-Empfänger streichen will, dass bestimmte Kreise derzeit die Bundeswehr zu einer Armee umbauen will, die mit dem Gründungsverständnis unserer Republik in keiner Weise vereinbar ist.

    2. Mich ekelt die Titelzeile der heutigen Bild-„Zeitung“ an. Denn Herr Dieckmann weiß sehr wohl, dass viele seiner Leser Herrn Friedmann für ein „A….“ halten. Es entsteht der Eindruck, Herr Dieckmann wolle hier den klammheimlichen Antisemitismus weiter Kreise unserer Gesellschaft in bare Münze umsetzten. Dabei kommt bei mir nicht nur Ekel auf, ich finde, hier wurde in perfider Weise eine Grenze überschritten, die nicht hätte überschritten werden dürfen.

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    @Ziegler: Wer redet hier noch von Sarrazin, nur Sie.
    Was haben Sie gegen angebliche Lautstärke? Die Leisetreter haben das Grauen über ganz Europa gebracht, mehr als 30 Millionen Tote im WK, 6 Millionen Juden, mindestens, und Stalin mindestens nochmals zwischen 30 und 60 Millionen, die russischen Historiker selbst wissen das noch nicht ganz genau.

    Schweigen Sie nur fein still! Das Schweigen der Lämmer, die ihre Schlächter selber wählen.
    Ja, auch ich kann Brecht.

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    Also mir wird das hier langsam ein bisschen laut. Es sollte doch darauf ankommen, dem Sarrazin intellektuell zu begegnen statt einfach anzuschreien. Man kann ein Gedankengebäude in drei Dimensionen betreten: ethisch („Ist es wünschenswert?“), epistemologisch („ist es wahr?“) oder ästhetisch („ist es ansprechend?“). Vielleicht auch noch hinsichtlich der Relevanz („ist es überhaupt interessant?“). Alle diese Fragen sind m.E. im Fall Sarrazin begründet mit „nein“ beantwortet worden. Also kann man diese Kirche langsam mal im Dorf lassen und muss auch nicht gleich auswandern.

    @Alan Posener: Ja, auch mir ist der Schirrmacher-Artikel in die Hände geraten und positiv aufgefallen. Nach ersten Zielschwierigkeiten in vorherigen Artikeln hat er nun den Nagel getroffen.

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    Lieber KJN: Sie haben messerscharf erkannt, was eben auch Darwin wusste, es ist nicht klar, „wer the fittest“ ist, daß solche Selektionskriterien, wie bei Sarrazin, Nietzsche und auch Sloter keine Aussagekräftigen Ergebnisse bringen können. Abgesehen davon, daß sie in krassem Gegensatz zu unsererVerfassung stehen, jeglichen humanistischen und aufklärerischen Erkenntnissen widersprechen.

    Im Gegensatz zu Trotzki, den ich derzeit so gerne zitiere, hatte der mehr Humor als die „Sarrazinisten“, hier und auch sonst im Land. Klar, er war ja auch Jude, und hatte die Privilegierten Gene, laut Sarrazin.
    In der Mitte seines Lebens nehm dieser den Namen seines ehemaligen Gefängniswärters an, Trotzki.
    Gefällt mir ausnehmend, Ihnen nicht?

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    @Geraldus: Diese Art der Argumentation ist uns nicht unbekannt, unwissenschaftlich ist Ihre Schlußfolgerung, Frau Winter z.B., oder ich, könnten nicht ebefalls naturwissenschaftlich tätig sein.

    So arbeitet man eben im Menschpark Deutschland. Wie die Naturwissenschaften Wahrheit definieren, sollte einem Naturwissenschaftler bekannt sein.
    Sollte Sie Nachhilfe benötigen, wir stehen gerne bereit.

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    @ Susannah Winter

    Lassen Sie mich raten, Sie sind auch in der Betreuung von angeblich sozial Benachteiligten tätig ?

    Ich bin Naturwissenschaftler, und da bekommt man ein anderes Verständnis von WAHRHEIT.

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    @Rita E. Groda

    Sie müssen mir verzeihen, dass ich hier frei nach Sarrazins Methode verfahren bin und mir die Aussage herausgepickt habe, die mir für meine Aussage am zutreffendsten schien. 🙂 Passt aber dennoch, finden Sie nicht. Zu Ihrem letzten Absatz kann ich Ihnen nur zustimmen, dennoch: Auch hier bleibt es wieder beim alten Muster.
    Die Koffer packen kann nur, wer sich Koffer auch leisten kann.
    Oder man hat genug Mittel um Druck auszuüben (s. Brennelementesteuer)
    Und wehren z.b. durch Generalstreik oder ähnlich legale Methoden kann viele den sowieso schon unsicheren Arbeitsplatz kosten.
    Der in den meisten Fällen sowieso nur auf Zeitarbeit basiert um sich unliebsamer Gegenwehr möglichst schnell zu entledigen.
    Egal wie aufgeklärt das Individuum, essen müssen alle. Und Jobs sind rar, Vollbeschäftigung illusorisch.
    Bleibt Revolution?
    Oder jemand wie Sarrazin gießt noch Öl ins Feuer und sorgt dafür, dass die Leute ihren Frust an noch Schwächeren auslassen wenn Gegenwehr gegen die politische Klasse keine Option ist, da sie die eigene Existenz bedroht. Mit Demokratie hat das sicher nicht mehr viel zu tun.

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    @riccardo borghese
    Ins Netz stelle ich den Artikel wg. möglicher Urheber-Verletzungen nicht, aber eine Kopie an einzelne Personen sollte ja wohl gehen:
    Ihre Email-Adresse mit Betreff „Hondrich“ an
    jmakabee45@googlemail.com
    (alternativ wäre der Artikel hierüber zu beziehen
    http://fazarchiv.faz.net/webcg.....90-22906_1)
    Es kann natürlich sein, daß der Aufsatz später Bestandteil des von Ihnen zitierten Buches wurde.

    @Alan Posener
    Charles Darwin war in erster Linie Biologe/Naturforscher: Er konnte die Komplexität der belebten Welt erklären. Er selber hat in seinen späteren Jahren die These „Survival of the fittest“ dahingehend relativieren müssen, daß überhaupt nicht definiert ist, wer „the fittest“ überhaupt ist. Anscheinend eben nicht grundsätzlich die rücksichtslosesten, intelligentesten, am besten das bestehende System ausnutzenden Individuen usw.
    Solche behinderten Nischen-Wesen wie Pfauen oder Albatrosse würden ansonsten gar nicht existieren.
    Phänomene wie Mutation, Symbiose sind noch gar nicht in eine umfassende, ich nenne sie mal „Darwinistische Theorie der Komplexität“ integriert.
    Ich will damit sagen, daß Darwin immer herhalten muß „- wenn ma‘ Minsche verfolscht oder quält“. (Zitat aus „Kristallnaach“ von BAP/Niedecken – nicht gerade mein Lieblingssänger, aber immerhin zitierenswert.)
    So gesehen ist die „Chose Sarrazin“ hilfreich, um mal aufzuzeigen, mit welchem Halbwissen Demagogen so arbeiten.
    Schlimm und mir völlig unverständlich ist die Akzeptanz hierzulade – welcher Frust entlädt sich da, und vor allen Dingen – in welche Richtung..

    @Rita E. und Susannah Winter
    Stimme Ihnen zu 100 % zu.

    @Geraldus
    Lassen Sie mal stecken!
    Sie sind also der Meinung, daß, wenn „die Ausländer“ in ihre „Heimat“ zurück kehren, genug Arbeitsplätze für „die Deutschen“ da wären. Da gibt es auch andere Stimmen, z.B. im Wirtschaftsministerium..
    (Vielleicht will man ja in der Industrie die große Auswahl/Selektionsmöglichkeit)

    Ich frage Sie aber: Merken Sie nicht, daß Sie nur Druck von oben nach unten weitergeben? Mit „Unten“ meine ich die „Migranten“, „Wirtschaftsflüchtlinge“, „Schmarotzer“. Solche Charaktere, bezeichnet man im Berufsleben als „Radfahrer“.
    Oder – um es für Sie freundlicher auszudrücken und ich glaube auch, daß es eher zutrifft: Sie lassen sich vor einen Karren spannen. Es ist nicht der Ihre!

  10. avatar

    Liebe Frau Groda,

    da Herr Trotzki nun schon mehr als 70 Jahre Tod ist, sind seine Schriften nun in die urheberrechtliche „Gemeinfreiheit“ übergegangen.

    Das Essay “Something about the Philosophy of the Overman” ist (was in meiner Generation wohl nicht sehr verwunderlich sein dürfte), in meinem Bücherschrank nicht enthalten und war auf die Schnelle auch nicht im Internet auftreibbar. Es wäre daher sehr nett, wenn Sie mir eventuell eine Kopie des Essays zukommen lassen könnten.

    Herzliche Grüße

    Ihr 68er

  11. avatar

    Ein Staat, in dem es 65 Jahre nach Kriegsende, einer sozialdemokratischen und selbsternannten Elite erlaubt ist, Selektionskriterien aufzustellen, nach unwertem Leben, sprich Untermensch sowohl Deutsch, als auch Muslim, bzw. Migrant, nach Rasse, Biologie, hat es verdient unterzugehen, und zwar möglichst schnell!!!!!!!
    Die wahre Elite (weitere Selektion meinerseits) sitzt schon lange auf gepackten Koffern, oder hat die Republik bereits verlassen.
    Wer sich nicht wehrt, ebenso möglichst schnell, hat die Segnungen der Aufklärung nicht verdient – kein Recht über die demnächst sich weiter ausbreitende Domestizierung empört zu sein. Wer sich aus“ der selbst gewählten Bevormundung“ nicht löst, ist nicht aufgeklärt, sehr frei nach Kant. Es ist wahrlich nicht besonders schade, um ein solches Land. Mehr ist darüber nicht zu sagen.

  12. avatar

    Passt Trotzkis Essay „Something about the Philosophy of the Overman“ nicht sowohl auf Sarrazin, als auch auf Sloters neuerliche Aussagen? Trotzki verstand Nietzsches Philosophie des „Übermenschen“ als Rechtfertigung eines neuen und immer mächtigeren sozialen Typus: Der „Finanzhasardeure, Börsenspekulanten, skrupellosen Politiker und Pressemanipulateure,der Masse des parasitären Proletariats, das sich eng mit dem bürgerlichen System verbunden hat und auf die eine oder andere Weise – und zwar ziemlich gut – auf Kosten der Gesellschaft lebt, ohne irgend etwas zurückzugeben.

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    Lieber Frau Winter, Ihre Aussagen sind nicht unrichtig.
    Aber bitte, zum Schluss, nicht gerade Sokrates. Gehörte der nicht auch zu den Menschenzüchtern?

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    @Alan Posner: Schirrmacher hat (auch zu meinem Leidwesen) die selbe Entdeckung gemacht, wie ich.
    Es betrifft nicht einzelne Gruppierungen – es betrifft uns alle.

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    @Alan Posener
    Vielen Dank für diesen gelungenen Artikel

    @Geraldus

    Unfassbar, dass Menschen wie Sie für sich in Anspruch nehmen, tatsächlich eine „Starke Meinung“ zu vertreten.
    Ihr Brecht-Zitat zeigt wunderbar Ihren grundsätzlichen Denkfehler:
    „Wer die Wahrheit nicht kennt ist nur ein Dummkopf.
    Wer aber die Wahrheit kennt und sie Lüge nennt ist ein Verbrecher“
    DIE Wahrheit unter Einbeziehung aller objektiven Fakten kann es für die subjektive Wahrnehmung, die auch immer die eigenen Lebenserfahrungen einbezieht, gar nicht geben. Lüge und Wahrheit sind in diesem Zusammenhang also nur zwei unterschiedliche subjektive Auffassungen ein und derselben Sache.
    Zumindest wenn man es wie Sie auf Sarrazins Aussagen bezieht.
    Dass Sie nun aber meinen, DIE Wahrheit in solchen Aussagen entdeckt zu haben zeigt Ihre eingeschränkte Betrachtungsweise, die sich auch in Ihrem ersten Absatz deutlich zeigt:
    „Mir würde es schon genügen, wenn die Schmarotzer und ihr Betreuerheer nicht mehr von meinem Geld leben würden. Die Ausländer würden ganz von selbst in die Heimat zurückkehren, und die Einheimischen würdne sich eine Arbeit suchen.“
    Nun würde sich ein, um Objektivität und „Wahrheit“ bemühter Mensch daran versuchen, diese Aussage zu hinterfragen, bevor er sie tätigt, denn er weiß, wie auch Abraham Lincoln vor ihm:
    „Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen“
    Was ist also „Ihr“ Geld? Glauben Sie im Ernst es ist ob Ihrer eigenen, harten, gesellschaftsunabhängigen Arbeit vom Himmel gefallen? Oder könnte auch „Ihr“ Geld ein Produkt gesellschaftlichen Zusammenwirkens sein, an dem auch die Menschen beteiligt sind und waren, die irgendwann in Arbeitslosigkeit geraten sind. Ohne die Bildungschancen, die Ihnen andere Menschen erarbeitet haben, die nun böse genug sind auf „Ihre“ Kosten Rente zu beziehen, ohne Grundkapital, dass Ihnen andere Menschen erwirtschaftet haben, ohne Forschung die Ihnen dieses Leben dass Sie führen ermöglichte. Wenn wir etwas wieder unbedingt lernen müssen ist es, dass wir alle nichts sind ohne einander und dass was wir sind nur miteinander. Und falls Ihnen die Diskussionen der letzten Jahre entgangen sein sollten: Vollbeschäftigung zu erreichen ist illusorisch. Die Verallgemeinerung „Schmarotzer“ zu nutzen für Menschen deren Lebensweg Sie nicht kennen, und um deren Lebenswege Sie sich offensichtlich auch nicht genug geschert haben um zu tiefgründigeren Aussagen als den hier getätigten zu kommen zeugt nicht gerade von einem Verstand der von Suche nach Wahrheit getrieben ist. Neben dem Größenwahn dem Sie hier erliegen, zu glauben „Ihr“ Geld wäre verantwortlich für das Ernähren aller Arbeitslosen und des „Betreuerheers“ Es wäre sinnvoll Sie würden sich daran erinnern, dass „Ihr“ Geld,das Sie lieber mit Rücksendung der „Ausländer“ in ihre Heimat beschützt sähen, auch Ihnen zu Gute kommt. Dass auch Sie sich im Falle von Arbeitslosigkeit, Schlaganfall oder Unfall sicher sein dürfen, nicht gleich in der Gosse zu landen wie Sie es anderen scheinbar wünschen. Denken Sie mal drüber nach. Und falls es Ihnen mit großen Schlagzeilen oder dem Internet entnommenen Zitaten leichter fällt, hier noch eines für Sie, dass Sie sich unbedingt zu Herzen nehmen sollten:
    Ich weiß, dass ich nichts weiß (Sokrates)

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    @ Alle: Ich hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Satz schreibe, aber was hilft’s: Den besten Kommentar zur ganzen traurigen Chose Sarrazin hat heute ausgerechnet der von mir immer wieder kritisierte Frank Schirrmacher in der FAZ geschrieben: „Sarrazins Drittes Buch“.

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    @Moritz Berger: Ich muß Ihnen in Teilen wirklich Recht geben.
    Wir sollten Herrn Sarrazin wirklich außerordentlich dankbar sein,denn er erscheint in seinen unbedachten, oder absichtlichen Äußerungen nur dummdreist. Während solche, wie z.B. Sloter mit seinen Ideen zum Menschenpark als höchst gefährlich anzusehen sind.
    Sarrazin hat seine Mission absolut verfehlt, die, die er als Zielgruppe für seine Diffamierungen erwählt hat, nämlich die in seinen Augen nicht so sehr geistig Bemittelten, also leichter manipulierbar, sind gleichzeitig die Gruppe, die er eliminieren will – tatsächlich haben es auch schon die Dümmsten im Land begriffen, gestern riefen schon empörte Kunden in Hildesheim in dem Buchladen an, wo eine Lesung stattfinden sollte und auch in Berlin geht es schon los.

    Wie gesagt, wir müssen Sarrazin sehr dankbar sein, daß er auch den Dümmsten mit der Nase auf die neuen „Menschenzüchter“ verweist, die so still und unheimlich die Revolution von oben planen.

    Es sind die gleichen Parasiten, die sich um Nitzsche in ähnlicher Situation sammelten, von Trotzki trefflich in einem Essay kommentiert. Es sind genau diesselben ehemaligen Radikalen, die neuerdings vorgeben versehentlich konservativ geworden zu sein; was in der Realität eine Beleidigung für Konservativen ist, wie auch mir langsam deutlich wird.
    Es gibt keinen Grund für die SPD Herrn Sarrazin aus der Partei zu entfernen, das ist absolut scheinheiliges Getue, verlogen und inkonsequent.
    All die vorgeblichen Intellektuellen, die eine neue Elite heranzüchten wollen, stammen gerade aus den Reihen der SPD.
    Herrn Poseners Standpunkt zu Nitzsche und“also sprach Zarathustra“ kann ich nicht einschätzen. Seine Vorliebe für Freiheit und Demokratie dürfte jede falsche Loyalität einschränken.

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    @ KJN

    Komisch daß Sie gleich mit dem Arbeitslager kommen.
    Haben Sie möglicherweise stalinistische Wurzeln ?
    Mir würde es schon genügen, wenn die Schmarotzer und ihr Betreuerheer nicht mehr von meinem Geld leben würden. Die Ausländer würden ganz von selbst in die Heimat zurückkehren, und die Einheimischen würdne sich eine Arbeit suchen.

    @ 68er

    Brecht kann ich auch:
    „Wer die Wahrheit nicht kennt ist nur ein Dummkopf.
    Wer aber die Wahrheit kennt und sie Lüge nennt ist ein Verbrecher.“

    Noch passender ist aber, gerade angesichts des vom derzeitigen Bundespräsidentendarsteller beklagten Grabens zwischen Politikern und Volk folgendes Zitat:

    „Wenn die Regierung mit dem Volk unzufrieden ist, warum löst sie es nicht auf und wählt sich eine neues ?“

    Andererseits, wenn man nach Sarrazins Berechnungen geht ist scheinbar genau das im Gange, bis 2100 sind die Deutschen in Deutschland nur noch eine (dann hoffentlich geschützte) Minderheit.

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    Man sollte auch noch mal das Menschenbild thematisieren, das Herr Sarrazin vertritt. Alan Posener hat das schon in ethischer Hinsicht getan, als er Kant zitierte („Zweck“ vs. „Mittel“). Das ist gut, hat aber den Haken, dass es ausschließlich moralisch angelegt ist. Sarrazin könnte sagen: „Mir geht es um Fakten, nicht um Moral. Ihr müsst mich widerlegen!“
    Also muss man zusätzlich das naturwissenschaftliche Menschenbild Sarrazins thematisieren.
    Die heutige Wissenschaft vermittelt ein Menschenbild von sich selber reproduzierenden und permant modifizierenden hyperkomplexen Maschinen. Die Selbst-Modifikation greift direkt in den Bereich der Gene, deren Arbeitsweise im Zusammenspiel mit der Umwelt sich ständig aktualisiert. (So stellt es sich zumindest mir dar.)
    Sarrazin hat demgegenüber ein erheblich simpleres Menschenbild, das eher einem Computer gleicht. Bei „seinem Menschen“ gibt eine Art Hardware, die von Mutter Natur gebastelt wird, und eine Software, die den Bereich des Erwerbbaren entspricht: Fertigkeiten, Technik, Handlungsprogramme aller Art.
    Und innerhalb dieses simplifizierten Menschenbilds unterläuft ihm nun folgender Kategorienfehler. Er spricht davon, dass Deutschlands wichtigste Ressource seine Intelligenz sei und bemerkt nicht das Metaphorische am hier verwendeten Begriff „Intelligenz“. Gemeint ist nämlich jener Bereich der „Software“: Patente, Schöpfungen, Know-How usw. Ein Bereich, der sich nicht über Vererbung, sondern über Bildung erschließt. Sarrazin versteht das aber wörtlich und glaubt, er müsse diese „Intelligenz“ weiterentwickeln (bzw. an der Degeneration hindern) – im Prinzip durch ein Menschenzuchtprogramm.

    Fazit: Ein Kategorienfehler innerhalb eines falschen Menschenbildes. Eine kompexe Fehlleistung.

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    @KJN

    Vielen Dank für das freundliche Angebot. Haben sie die technische Möglichkeit das Ding hochzuladen? Aber bitte noch mal klären, ob es sich um eine Replik auf das Buch “ Liebe in Zeiten der Weltgesellschaft “ handelt.

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    @Rita E.: Ach Gott, der Graf. Ein Fall für die Geschlossene. Ein Stalker, der J.F. den Nerv ziehen will. Bleiben sie mal besser bei Herrn P.

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    @Moritz Berger
    Sie haben da recht: P. Sloterdijk kann mit seiner Thematisierung von „Stolz und Ehre“ durchaus so verstanden werden, daß jeder erst mal selber sehen sollte, wie er klar kommt, ohne Sozialstaat. Und daß diese Begriffe bzw. Gefühle nicht nur ihre Berechtigung haben, sondern sogar Bestandteil einer selbständigen Persönlichkeit sein MÜSSEN.
    Ich würde auch den Begriff „Familie“ noch zu „Stolz“ und „Ehre“ hinzufügen.

    Was heißt das?
    Nur für Schwarz-Weiß – Denker und Demagogen, daß alle, die Unterstützung von außen brauchen, Schmarotzer und/oder Wirtschaftsflüchtlinge sind. Denn unsere Wirtschaft verlangt nicht einfach nur Fleiß, sondern Hochspezialisierung und extreme Anpassung, die auch viele Deutsche (auch Akademiker) nicht liefern können.

    Sloterdijk hat über „Stolz“ und „Ehre“ philosophiert – Sarrazin schmeißt alles zusammen für seine aggressive Giftsuppe.

    Sloterdijks Ansinnen scheint mir eher hier zu liegen:
    Stolz, Ehre, Respekt und Familiensinn werden den Deutschen im Ausland offensichtlich kaum noch zugeordnet: Ein Ladenbesitzer im arabischen Viertel von Jerusalem war reichlich überrascht, daß ich sauer darüber wurde, weil er meinte sagen zu dürfen, ich solle meinem kranken Vater eine Wasserpfeife mitbringen, damit er „high“ würde und dann nichts mehr merken würde.

    @Riccardo Borghese
    Danke, alles soweit schon lange gut verheilt.
    Ja, Hondrich klingt hier ganz anders.
    Der Artikel, den ich meinte ist vom 25.9.2003.
    (Ich habe ihn verwahrt, könnte ihn bei Interesse einscannen.)

    @Rita E.
    Wir sind halt mit dem Herzen noch „links“, mit dem Verstand – naja..

  23. avatar

    KJN: Herzlichen Dank für Hondrich!
    Gut erkannt übrigens, die wahren Feinde unserer Gesellschaft sind die Reaktionäre. (Wie schön, daß ich dieses Wort einmal wieder benutzen darf).

    Herzlich
    Ihre Rita E.

  24. avatar

    Unser werter Herr borghese treibt sich auch noch auf anderen Foren herum, im gleichen Stil, wie hier.

    Bei Kirche und Staat, stellte ihm der Graf von Rosen die interessante Frage:
    „Ist Ricardo ein Nachkomme der Borghese oder eine Abkömmling des Nepotismus?“
    Was sollten wir jetzt darüber denken?

  25. avatar

    In der FTD fand ich folgenden Satz zum Thema migraine:

    Damit gilt sie in Europa und den USA auch als kostenreichste Fehlfunktion des Hirns.

    http://tinyurl.com/363f8c7

    Und ich dachte immer die kostenreichste Fehlfunktion des Hirns waere die Dummheit 🙂

    Soviel zur Gendebatte von Mr. Sarrazin.

    Und hier noch ein objet trouvé aus der Welt:

    http://www.welt.de/politik/art.....rfolg.html

    Vom Piraten zum Bundesbanker.

    Ein Vorbild für Johnny Depp 🙂

  26. avatar

    @Apo

    just for the record:

    „Und es ist kein Zufall, dass dem Sozialdemokraten Franz Müntefering zur Bezeichnung amerikanischer, oft jüdischer Hedgefonds-Manager der Begriff „Heuschrecken“ einfiel, womit er eine alte Nazi-Tradition aufgriff, die dem „artfremden“ Juden – dem „Wall-Street-Juden“ wie dem „Kreml-Juden“ – als „Ungeziefer“ ihr menschliches Wesen absprach.“

    Was dem einen seine Heuschrecken, sind dem anderen seine Geier:

    http://www.jubileedebtcampaign.org.uk/?lid=2893

    http://www.cerebralfund.com/

    Und wenn die Initiatoren des cerebralfund schon selber von einem vulture fund sprechen…

  27. avatar

    Riccardo Borghese sagt:
    „Ich zitiere Hondrich -einen der renommiertesten Soziologen der jüngeren Vergangenheit- der die Mechanismen in einer Einwanderungsgesellschaft beschreibt.“

    Karl Otto Hondrich (selig)!!
    Der im Jahr 2003 in der FAZ unter dem Titel „Missionarinnen im Kampf der Kulturen“ die These vertrat, daß das deutsche Volk ausstirbt, weil sich deutsche Frauen die Frechheit herausnehmen, nur Kinder mit einem Mann in die Welt zu setzen, den sie lieben!
    Ein Lob auf die von den Eltern arrangierte Ehe..

    Ich lag damals nach einem Unfall im Krankenhaus und kam gerade von der Intensivstation, als mir der Artikel in die Finger kam, worauf ich meinen ersten (und wahrscheinlich letzten) Leserbrief in meinem Leben schrieb, aber es weckte zumindest die Lebensgeister.

    Also: Die wirkliche Gefahr für unserere Kultur kommt nicht von den Migranten, sondern von Reaktionären (daß ich DIESES Wort noch mal gebrauchen muß..) hier, denen Freiheit und Vielfalt schon immer ein Dorn im Auge war.
    Warum? Was man selber nicht erreicht, gönnt man anderen auch nicht, sei es Freiheit, Wohlstand oder die große Liebe..

    Die wirkliche Gefahr sind die Neidhammel!

  28. avatar

    Auha, Herr P. ist wütend und greift zu Mitteln der persönlichen Diffamierung. Es wird sogar das gesunde Volksempfinden bemüht. Argumente null, dafür Dummheitsvorwurf wegen Unwissenheit über Banken und Euro etc. Selten so einen Blödsinn gelesen. Demnächst kommt Herr P. noch einer SPIEGEL-Sarrazin-BILD Verschwörung auf die Schliche. Vielleicht wird er sich aber auch nur wundern, welche Auswirkungen die Affäre Sarrazin auf die Politik hat.

  29. avatar

    Zum Thema Sarrazin, Individualität, Islamophobie könnte ich allen die Lektüre von John Stewart Mill empfehlen. Hier ein Auszug von Mill:
    „Von den gerade genannten Beschränkungen einmal abgesehen, propagiert Mill jedoch das Recht auf eine ungehinderte und freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und (gemäß seiner utilitaristischen Ethik) auf das Streben nach dem größten möglichen individuellen (und allgemeinen) Glück. Dies sei aus mehreren Gründen sinnvoll, denn zum einen sei Individualität nicht nur „etwas innerlich Wertvolles“, sondern:

    Alle könnten möglicherweise von originellen Charakteren lernen, die neue Bräuche und einen „besseren Geschmack und Sinn im Menschenleben“ einführten,
    alles vorhandene Gute sei das Ergebnis origineller Schaffenskraft,
    erst die Entwicklung der eigenen Individualität ermögliche jedem Einzelnen, das für ihn produktivste und erfolgreichste Leben zu führen, und schließlich
    sei menschlicher Fortschritt nur im Widerstand gegen die „Tyrannei der Gewohnheit“ möglich.
    Werde hingegen in einer Gesellschaft ausschließlich Gleichheit angestrebt, drohe der Niedergang oder zumindest eine Stagnation denn mit dem Trend zur Uniformität, der auch im Westen immer stärker festzustellen sei, schrumpfe die Fähigkeit, wissenschaftliche oder soziale Durchbrüche zu erzielen.

    Quelle Wikipedia

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    @ Ricardo Borghese: „Kollektive Gefühle“? Kenne ich nicht. Die Politik jedenfalls muss sich keinesfalls nach irgendwelchen „kollektiven Gefühlen“ richten, sondern nach der Verfassung. Der einzige Grund, weshalb Ihr „kollektives Gefühl“, das früher „gesundes Volksempfinden“ hieß, ausgerechnet das Prekariat und „die Muslime“ als Gefahr empfindet, ist, weil es selbst zu dumm ist, komplexere Probleme – etwa die Bankenkrise, die Euro-Krise usw. – zu begreifen. Da greift man lieber zu „Erklärungen“, die seit dem Mittelalter immer schon den Pöbel auf die Straße gebracht haben.

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    68: Können sie nicht lesen? Ich zitiere Hondrich -einen der renommiertesten Soziologen der jüngeren Vergangenheit- der die Mechanismen in einer Einwanderungsgesellschaft beschreibt. Ein prächtiger Artikel,wenn Sie interessiert sind, hier:
    http://www.welt.de/print-welt/.....utung.html

    Geschrieben wurde das 2006 und Sie werden unschwer erkennen, dass der sogenannte Radikalismus aus der Mitte der Gesellschaft schneller zu Tage tritt als Hondrich vorhergesagt hat. Das geht nicht mehr weg, das verstärkt sich.

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    @Alan Posener: Sorry, diesen Artikel kannte ich nicht. Allerdings fand ich tatsächlich nur einen Satz darin, der das Thema auf den Punkt bringt, alles andere sind Erklärungen zum (Ost)Judentum, die die der gutwillige und interessierte Bildungsbürger sowieso kennen sollte.

    Womit wir bei einem anderen, hier gut passenden Thema wären. Gerade die Pseudo-Presseschlacht um Sarrazin dürfte uns zeige, daß wir zukünftig andere Journalisten brauchen.Obwohl in unserer Republik die wenigsten Analphabeten sind, fällt es dem Einzelnen Otto-Normal immer schwerer aus der Informationsflut die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Wir brauchen Journalisten, die uns, wie ein Kompass durch den Informationswust leiten, als Converter und Übersetzer fungieren. Journalisten die nicht nur ihrer Informationspflicht nachkommen, sondern die selektieren, was wichtig und was unwichtig ist, die interpretieren können und vor allem die nötige Phantasie besitzen, richtige Schlussfolgerungen zu ziehen. Dem Normalbürger fehlt heute sowohl die Zeit dazu, noch besitzt er die notwendige Phantasie. Journalisten dürfen heute gar nicht mehr neutral sein, sie müssen Stellung beziehen.

    Mit Ihrer Ausgewogenheit, Ihrem ausgeprochenen Talent, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen, sind Sie da auf einem gar nicht so schlechten Weg.Nachdem Sie bekanntermaßen recht kritikfähig sind, dürfte es Sie wenig tangieren, wenn ich meine demokratisch verbürgten Rechte manchmal in Anspruch nehme.

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    Offensichtlich hat der werte Herr borghese kein rechtes Vertrauen in unseren Rechtsstaat und die Selbstverständlichkeiten einer Demokratie. Muß man das extra thematisieren, , daß die Mehrheit über die Verhältnisse eines Landes entscheidet, und das sind bis heute nun mal die Einheimischen und nicht die Migranten?

    Begriffe, wie „das Heft in der Hand halten“ stammen aus einer Terminologie, die sehr geschickt und subtil die Ängste der Menschen mobilisiert hat. Ich persönlich habe keine Angst meine „arische Identität“ zu verlieren, wegen ca. 3-5 Millionen in Deutschland ansässiger Muslime. Also, am rein Deutschen Wesen, sollte die Welt nicht unbedingt – immer – genesen.
    Nochmals, wir leben in einem Rechtsstaat und haben eben nicht die Probleme der klassischen Einwanderungsländer und auch nicht die Probleme der Staaten mit ehemaligen Kolonien, wie GB und Frankreich. Vermutlich werden wir auch die Scharia nicht in unsere Gesetzgebung übernehmen wollen, wie es der Archbishop von Canterbury in GB vor Jahren schon gefordert hat. Geben Sie es bitte auf, uns zu paralysierten Karnickeln machen zu wollen, die sich vor der angeblichen Weltmachtübernahme durch den Koran verängstigen lassen.

    Herrn Posener ist keinesfalls zu bemitleiden, wegen seiner minderbemittelten Gefolgschaft. Wenn Sie nicht so feige wären, würden Sie ihn als ebenso minderbemittelt bezeichnen, denn in seinem oben genannten Artikel hat er die selben Schlußfolgerungen gezogen, wie eine aus seiner Gefolgschaft. Guter Versuch, der Schuss ging aber nach hinten los!

  34. avatar

    @ riccardo borghese

    Was ist das für ein Demokratieverständnis?

    Rechnen Sie die eingebürgerten Türken, als Staatsbürger mit, die darüber entscheiden dürfen, was die Mehrheit will?

    Mit welchem Organ empfinden Sie „kollektive Gefühle“?

    Wäre es nicht sinnvoller, Angst und Fremdenfeindlichkeit mit Aufklärung und Dialog zu bekämpfen als durch die Schürung von Angst und Fremdenfeindlichkeit?

    @ Geraldus

    „Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
    Und handelt, statt zu reden noch und noch
    So was hätt einmal fast die Welt regiert!
    Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
    Dass keiner uns zu früh triumphiert
    Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“

    Bertolt Brecht, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

    (Demnächst wieder zu sehen im Schauspielhaus Bochum)

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    Der arme Herr P. Nicht nur, dass er mit Sarrazin und der SPD geschlagen ist. Er muss sich auch noch mit einem minderbemittelten Gefolge herumschlagen, das den“jüdischen Journalisten“ allen ernstes bittet Herrn S.ins Gewissen zu reden. Wegen der Feindschaft zwischen Juden und Palästinensern, die Herr S. mit seinem Geschreibsel angeblich befördert.

    Das einzige was Herrn P.jetzt noch wärmen kann, ist daher der Gedanke an 20 Millionen Muslime, die es diesn deutschen Kleingärtnern mal richtig zeigen könnten.Aber Vorsicht. Wie sagte der legendäre K.O.Hondrich:

    „Ein Recht auf Immigration und Integration um jeden Preis (zum Beispiel durch Hartz IV) gibt es nicht.

    Dies politisch deutlich zu machen ist verpönt. Aber es klärt die Lage für die Einwanderungswilligen und, was wichtiger ist, für die Einheimischen. Solange demokratische Politik auf Mehrheitsentscheidungen beruht, muß sie der Mehrheit die Sicherheit geben, daß sie das Heft in der Hand behält, daß sie trotz Einwanderung Mehrheit bleibt und daß ihre kollektiven Gefühle, Interessen und Werte Vorrang genießen. So lassen sich Angst und Fremdenfeindlichkeit, die langen und bleibenden Schatten der Einwanderung, nicht tilgen, aber vielleicht bannen.“

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    @ Roland Ziegler: Ich habe auch darüber nachgedacht, inwiefern Westerwelles Dekadenz-Rhetorik nicht antiliberale, kollektivistische, kurz Sarrazin’sche Züge trägt. Man müsste dem nachgehen.

  37. avatar

    Geraldus sagt:
    „Als faules Ei empfinde ich … hunderttausende arbeitsscheue Schmarotzer, die mir und anderen arbeitenden Menschen auf der Tasche liegen.
    Dazu kommen noch – ebenfalls in die hunderttausende gehend – Sozialarbeiter, Streetworker, Migrationsberater, Dolmetscher etc. die davon leben, daß die Verhältnisse dauerhaft so bleiben wie sie sind.“

    @Geraldus

    So was entlastet Ihre Seele ungemein, nicht wahr?
    Solches ist nur nur das Schmiermittel, es ist geradezu der Treibstoff für jeden, linken, wie rechten Totalitarismus.
    Ab ins Arbeitslager mit dem faulen Gesindel!!
    Arbeit gibt’s schließlich genug – auch ohne Bezahlung… macht ja schließlich auch frei..
    (Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen..)

    Gucken Sie mal z.B. mal hier, was Sarrazins Brandstiftung bei den in unserem Schulsystem nach unten Selektierten so anrichtet

    http://nachrichten.freenet.de/.....33312.html

    Widerlich, nicht wahr?

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    …ein Wort noch zu „Kollektivismus vs. Individualismus“ (und andere -ismen): Die Gesellschaft hat sich inzwischen auf den Begriff „Chancengleichheit“ verständigt. Dieses Ideal wird im parteiübergreifenden Konsens angestrebt. Zurecht. Aber Chancengleichheit ist eben auch eine „Gleichheit“ mit sozialistischen Zügen, bei der von individuellen Unterschieden abgesehen wird. Bzw. die Unterschiede werden so lange geschliffen, bis Chancengleichheit hergestellt ist.

  39. avatar

    @ Alan Posener: Was Sie zu Sarrazin Volks- bzw. Genpool-Optimierungsversuch sagen, ist in Ordnung. Hinzufügen darf man vielleicht die Frage, inwiefern die Sarrazinsche Anhebung des durchschnittlichen IQs um ein paar Prozentpünktchen überhaupt eine „Optimierung“ wäre. Würde die Produktivität mit höherem Durchschnitts-IQ nicht eher sinken? Was ist an einem niedrigen IQ denn so schlecht? Fragen, die eigentlich uninteressant sind, aber im Rahmen der SarrazinThesen interessant werden können.

    Aber lassen Sie doch die gute Tante SPD aus dem Spiel. Die SPD von heute hat mit diesem Kram nichts (mehr) zu tun. Besagte Maxime „Wer nicht arbeiten will…“ ist heute eher eine Sache der FDP (Sie erinnern sich an Ihre Wahlempfehlung?). Die Dinge ändern sich.

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    @ Rita Groda: Ich habe ihm seinen falschen Philosemitismus um die Ohren gehauen, hier:
    http://www.theeuropean.de/alan.....r-stuermer
    @ Oliver Strebel: Hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen mal zustimme, aber so isses.
    @ Geraldus: Quatsch mit Soße. Seit 9/11 reden wir über nichts anderes. Was an Sarrazins Buch richtig ist, das ist altbekannt, was neu ist, das ist falsch.

  41. avatar

    Lieber Herr Posener,

    im Grunde genommen ähnelt Ihr Beitrag Sarrazins Buch:

    Es wird eine Meinung transportiert, und um diese für den Leser leichter verdaulich zu machen dienen Fakten und Wahrheiten als Gleitmittel.

    Sarrazins Verdienst ist es, daß die von ihm verkündeten Wahrheiten eine öffentliche Diskussion angestoßen haben, während die gleichen Fakten auf einem Wahlplakat einer Rechtspartei vom Durchschnittsdeutschen als Lüge empfunden werden.

    Als faules Ei empfinde ich nicht Herrn Sarrazin, sondern hunderttausende arbeitsscheue Schmarotzer, die mir und anderen arbeitenden Menschen auf der Tasche liegen.
    Dazu kommen noch – ebenfalls in die hunderttausende gehend – Sozialarbeiter, Streetworker, Migrationsberater, Dolmetscher etc. die davon leben, daß die Verhältnisse dauerhaft so bleiben wie sie sind.

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    Das lächerlich Boshafte an Sarrazins Beschimpfungen von Migranten ist doch, daß er selbst von 2002 bis 2009 in Berlin politische Verantwortung trug und somit an der Tatsache mitschuldig ist, daß viele Migrantenkinder in Berlin eine unterdurchschnittliche Schulbildung erhalten haben. Dabei wusste man schon Anfang der 90’er Jahre, daß z.B. der Spracherwerb in Migrantenfamilien oft unzureichend ist und viele Migrantenkinder z.B. türkischer Abstammung weder richtig türkisch noch richtig deutsch sprechen können. Dies war damals schon eine Folge der menschenverachtenden Berliner Migrationspolitik für die Barbara John steht, die meinte, daß die Migranten in ihren kulturellen Zusammnhängen schon für sich selbst sorgen würden.

    Als Finanzsenator hat Sarrazin die Berliner Schulen nahezu kaputtgespart, während Funktionäre der Treberhilfe im staatlich gesponserten Dienst-Maserati durch die Gegend fuhren. Der Berliner Haushalt gleicht da nach Berichten der FAZ einem Sumpf, wo niemand mehr nachvollziehen kann, aus welchen Töpfen Gelder in dunkle Kanäle für Maseratis geflossen sind. Eine Bildungsoffensive für Migrantenkinder hat Sarrazin jedenfalls nicht gestartet. Jetzt beschimpft er Migranten für die Zustände, die er selbst mitgestaltet hat: Pfui Deibel!

  43. avatar

    @Alan Posener

    ich sagte:
    „Wahrscheinlich das gemeinsame “Gen” der Alt-Linken…“
    Ich meinte: unser beider „Gen“..

    Vielleicht muß man mal „links“ gedacht haben, um das Totalitäre zu erkennen.

  44. avatar

    @Alan Posener
    Auf ein Weiteres musste ich das gleiche denken, wie Sie: Sarrazin – ein nätürliches Gewächs der SPD. Wahrscheinlich das gemeinsame „Gen“ der Alt-Linken…

    Was ich so bei SPD-Wählern (und Linken) in meinem Umfeld so höre ist immer vorbehaltlos Autoritäten akzeptierend und zeigt absolute Staatsgläubigkeit.

    @Lindwurm
    Es gibt doch diesen Film (war es „Die Katze auf dem heißen Blechdach“??), wo Liz Taylor zu Richard Burton sagt: „Du suchst einen Angestellten? Nimm‘ einen Sozialisten, das sind die besten Angestellten..“

    @Rita E.
    „Eine gute Ausbildung ist nicht unbedingt der Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Heute halten sich stellenlose Akademiker und minder Qualifizierte inzwischen die Waage.“
    Das nämlich ist die böse, böse Wahrheit!
    Aber zumindest kann sie helfen, die Bildung, nicht auf solche Demagogen, wie den Herrn S. hereinzufallen.

    Jetzt will er, der Herr S., daß man die Fehler in seinem Buch findet. Ich denk‘ gar nicht dran: Sein Buch kaufen – und umsonst als Lektor arbeiten??

  45. avatar

    Alan Posener schrieb: oft jüdischer Hedgefonds-Manager

    @KJN und David Berger: jetzt aber Feuer frei auf APO. Er erwähnt hier eines der ältesten antisemitischen Kischees.

  46. avatar

    Danke, Kollege Posener, dass Sie die wohl schrecklichste und inhumanste Maxime der verschiedenen Sozialsimen erwähnen: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Die ist des Pudels Kern bei Sarrazin, die ist in Wahrheit verantworlich für den großen kommerziellen und politischen Erfolg von Sarrazin und ähnlich gstrickten Leuten und Parteien (siehe die FPÖ in Österreich). Ich, als Proletarierkind, habe lange am Bau gearbeitet, und was bekam ich dort zu hören? Genau diese Floskel, und den lieben Kollegen fiel nichtmal auf, wie sehr sich dieser Satz, zu Politik geworden, gegen sie selbst richtete. Die, die nicht essen sollten, weil sie „nicht arbeiteten“, das waren die „Ausländer“, die Künstler, die Intellektuellen, kurz: all jene, die nicht am Bau schufteten. Und später begegnete mir dieser extrem inhumane Satz immer wieder, geäußert von selbst ernannten „Leistungsträgern“, zu denen sich Bankangetsllte ebenso zählten wie Handwerker und Hilfsarbeiter, und von der pseudoliberalen Arschlochcrew, der zB ein Broder nach dem Mund schreibt.

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    Lieber Posener, na, dem Allmächtigen sei Dank, folgt mir wenigstens ein (Altmarxist) auf dem Weg in die Individualität!!!
    Alles was mit Zwang zu tun hat und mit Kollektivierung ist für unser Zeitalter garantiert der falsche Weg. Bis zum Ende der 70er Jahre durften wir diesen Weg auch einigermaßen unbehindert gehen, bis – und paradoxerweise kam dieser Trend nicht von unseren Brüdern im Osten – die Zwangsneurose in jedem Bereich war amerikanisch.

    Individuelle Freiheit in all unseren Lebensbereichen ist für einen Liberalen das höchste Lebensgut, bzw. sollte es sein.
    Was Sarrazin so besonders perfide macht, um nicht offen als Rassist dazustehen, lobt er die ehemaligen „Untermenschen“ als besonders wertvolle Genträger hoch und unterstellt den Muslimen grundsätzlich weniger Bildungsfähigkeit. Damit befördert er gleichzeitig automatisch eine größere Feindseligkeit zwischen Juden (Israelis) und Arabern (Palästinensern).
    Was ein Teil der Israelischen Presse damit macht, und wie die jungen Israelis, die Nachkommen der Holocaust Generation, Sarrazin auf dem Leim gehen ist absolut haarsträubend. Es wunder mich sehr, daß kein Jüdischer Journalist, wie z.B. Sie, das diesem …… einmal um die Ohren haut und diese Infamie entlarvt. Es ist doch so, daß die ehemaligen Juden und Untermenschen, quasi auf die neuen „Juden“ und Untermenschen gehetzt werden. Und Herr Sarrazin und die Deutschen Gutmenschen waschen sich in Pontius Pilatus-Art die demokratischen Hände.

    Diese oberflächlichen Presse-Scharmützel machen sich bei KD usw. für Otto Normal ganz gut. Man könnte es dem Volk auch etwas einfacher sagen.
    Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist und Sozialschmarotzer, ebenso ist nicht jeder Palästinenser automatisch gut.

    Um noch einmal auf die Individualität zurückzukommen. Bildungsfähigkeit hat weder mit Rasse, noch mit Nationalität, noch mit Geschlecht zu tun. Wirklich. ohne Herrn Sarrazin das Wort zu reden – Bildungsfähigkeit hat mit vielen Faktoren zu tun. Gerade im Namen der Freiheit sollte wir berücksichtigen, nicht alle Menschen sind gleich, haben die gleichen geistigen Voraussetzungen und es ist ein absolutes Unding alle gleich zu machen, sozusagen eine geistige Zwangskollektivierung. Seit Monaten diskutieren wir, auch hier, über unsere Schulpolitik, ohne einmal deutlich auf diesen Punkt einzugehen, das scheint nämlich nicht politisch korrekt zu sein.
    Wie Sie schon kürzlich angeregt haben. Die erste Pflicht unseres Staates ist Chancengleichheit zu schaffen. Dazu gehört auch Lehrmittelfreiheit und Fahrtkosenübernahme für den Schulweg. Ebenso ist der Staat in der Pflicht, ein entsprechendes Angebot von Schulen zu schaffen, das den verschiedenen Kindern, nach den ihnen gegebenen Voraussetzungen einen chancengleichen Weg ins Leben ermöglicht. Und, wie Sie bereits erwähnten, wir brauchen Konkurrenz bei den Bildungseinrichtungen.
    Ebenso brauchen wir das Selbstbestimmungsrecht und die Freiheit der Eltern, ihre Kinder dort in die Schule zu schicken, wo sie es wollen.
    Da gäbe es dann noch ein heikles Thema anzusprechen, Sie taten das schon ganz dezent. Eltern muß die Ausbildung ihrer Kinder auch etwas wert ein, auch schon früher haben Eltern auf ein Stück ihrer Lebensqualität verzichtet, um den Kindern eine bessere Ausbildung zu gewährleisten. Damit meine ich jetzt natürlich nicht den Bezieher einer staatlichen Transfersleistung.

    Last not least. Eine gute Ausbildung ist nicht unbedingt der Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Heute halten sich stellenlose Akademiker und minder Qualifizierte inzwischen die Waage. Wir müssen den jungen Menschen auch beibringen, daß Schulbildung nicht alles ist, daß viele Wege nach Rom führen. Auch Eigeninitiative gehört dazu, freiwilliges Lernen in der Feizeit, oder während der Arbeitslosigkeit usw.
    Ich gehe mal davon aus, daß´wenigestens Sie den Literaturnobelpreisträger Josef Brodsky kennen. Er wäre ein typisches Beispiel dafür. Noch unter Stalin verließ der die Schule mit der 9. Klasse, nannte es den größten Akt seiner Selbstbefreiung, arbeitete in jedem möglichen und unmöglichen Beruf, lernte verschiedene Sprachen autodidaktisch und wurde ein schreibendes Genie und Literaturnobelpreisträger.
    Mut und Glück gehört ebenso zum leben, wie die bestmögliche Schulbildung für jeden.

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