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Kosovo – eine europäische Erfolgsgeschichte

Gerade bin ich zurück aus dem Kosovo. Ich bilde mir nicht ein, in zwei Tagen das Land „kennen gelernt“ zu haben. Andererseits ist es erstaunlich, wie viele Vorurteile man bewusst oder unbewusst mit sich herumschleppt, die selbst der oberflächlichsten Begegnung mit der Wirklichkeit nicht standhalten.

Ich gehörte nicht zu den Befürwortern des 72-tägigen Bombenkriegs, in dessen Folge das Kosovo 1999 de facto zu einem von Serbien unabhängigen, albanisch dominierten Staat wurde. Nicht wegen der fehlenden Legitimierung durch die Vereinten Nationen, obwohl das mehr als nur ein Schönheitsfehler war. Schon gar nicht aus Pazifismus. Ich war im Gegenteil ein Anhänger des von Bill Clinton und Tony Blair propagierten „humanitären Interventionismus“ und gerade deshalb der Meinung, die Nato hätte Bodentruppen schicken sollen, um die Massaker und ethnischen Säuberungen vor Ort zu unterbinden, die während des Luftkriegs ja weitergingen.
Doch der Erfolg – auch um den Preis ziviler „Kollateralschäden“ sowohl unter der serbischen als auch unter der albanischen Bevölkerung in Serbien und im Kosovo – gab freilich den Nato-Strategen Recht. Die über zwei Millionen albanischen Flüchtlinge konnten in ihre Städte und Dörfer zurückkehren. Freilich gab es im Interregnum zwischen dem Abzug der serbischen Streit- und Polizeikräfte und der Ankunft der internationalen KFOR-Besatzungs- und Schutztruppe auch schlimme Pogrome gegen die verbliebenen Serben in Kosovo. Das hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.
In den folgenden Jahren gab es nicht nur immer wieder Berichte über Ausschreitungen gegen Serben und ihre Orthodoxen Kirchen, sondern auch Gerüchte über die Korruption im Kosovo und die angebliche Kontrolle des Protektorats durch das organisierte Verbrechen. In manchen Kommentaren klang – nach 9/11 und dem Fokus auf den islamischen Dschihad – die Meinung durch, die Nato habe sich unter dem Einfluss linker Gutmenschen wie Clinton und Joschka Fischer im Kosovo wie in Bosnien instrumentalisieren lassen, um islamische Staaten in Europa zu schaffen. Der Meinung war ich nicht; die Schaffung zweier nur als faktische Kolonien überlebensfähiger quasi-staatlicher Gebilde im Balkan – Bosnien-Herzegowina und Kosovo – schien mir allerdings ein Beleg dafür zu sein, dass die Europäische Union ein Imperium ist, wie es José Manuel Barroso ausdrückte; oder zumindest „imperiale Funktionen“ ausübt, wie es Herfried Münkler vorsichtiger formulierte.
2008 war ich auch gegen die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo. Ich wiederhole die Argumente hier nicht; wer sie nachlesen will, findet sie hier.

Sieben Jahre später finde ich meine Argumente nicht alle falsch. Aber sie enthalten einen zentralen Denkfehler. Ich schrieb, die Anerkennung des Kosovo werde Russland provozieren. Tatsächlich aber wurden die zunächst gegenüber der von der eingesetzten UN-Kommission und den USA befürworteten Unabhängigkeit skeptischen deutschen Diplomaten gerade durch das Verhalten Russlands auf dem Balkan dazu bewegt, schließlich der „kontrollierten Unabhängigkeit“ zuzustimmen. Das heißt, schon damals zeichnete sich ab, dass es mit dem Machtantritt Wladimir Putins illusorisch geworden war, Russland als Partner bei der Stabilisierung des Balkans zu gewinnen. Vielmehr war und bleibt es Russlands Politik, wie vor 1914 eine Art Panslawismus und Pan-Orthodoxie zu propagieren. Serbien, Griechenland, Zypern, aber auch Bulgarien, Ungarn und die Slawen in Mazedonien sind Objekte der russischen Politik, die darauf abzielt, die Europäische Union zu zersetzen.
Deshalb hatte Richard Herzinger Recht, als er meinen Kommentar kritisierte.

Allerdings ist der Streit von vor sieben Jahren akademisch. Das Kosovo hat sich als quasi-unabhängiger Staat behauptet, den selbst die Serben – wie von Herzinger vorhergesagt – de facto, wenn nicht de jure anerkennen, und mit dem sie unter der Ägide der EU längst über praktische Fragen wie Grenzeübergänge und Energieversorgung geräuschlos verhandeln. Und alles in allem ist dieser Staat ein Erfolg. Es gibt freie Wahlen, Regierungen wechseln gewaltlos; die Verfassung legt den säkularen Charakter des Staates fest und gibt allen ethnischen und religiösen Gruppen gleiche Rechte; der Rechtsstaat funktioniert, wenn auch nicht vollkommen; die Korruption und der Einfluss des organisierten Verbrechens sind – sagen wir es so – nicht schlimmer als in manchen EU-Staaten, die Kontrolle aber – durch die EULEX-Mission und die anwesenden Vertreter der Vereinten Nationen und der EU – stärker; die KFOR hat ihre Truppenstärke seit den schlimmen Tagen 2004 beständig reduzieren können.
Zwar ist das Land auf dem Papier das Armenhaus Europas. Auf den Straßen aber sieht es aus wie ein ganz normales Balkan-Land, bloß dass es mehr und schickere deutsche Autos gibt als in dem meisten anderen Ländern. Wie kommt das? Die kosovarische Diaspora trägt mit Überweisungen etwa 50 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei.Hinzu kommen zurückgekehrte Rentenempfänger. Fast niemand wohnt zur Miete: Hausbesitz ist die Norm. Steuern und Sozialabgaben sind niedrig.

Die Cafés sind voll, auch wenn die Preise – Landeswährung ist übrigens der Euro – nicht auffällig niedriger sind als hierzulande, die Menschen schick angezogen. Die mehrheitlich muslimische Bevölkerung ist jung – über 65% sind unter 35 – aufstiegsorientiert und bildungsbeflissen, pro-amerikanisch und pro-europäisch. Wenn es so etwas wie einen „Euro-Islam“ gibt, dann in Albanien, im Kosovo und in Bosnien.
Die albanischen Muslime haben sich gegenüber den Einflüssen des radikalen Islam und der von arabischen Staaten oder der Türkei finanzierten Moscheevereinen als bemerkenswert resistent erwiesen. (Man sieht auf den Straßen Pristinas und Prizrems erheblich weniger Kopftücher als in Berlin-Wedding oder –Neukölln, die Moscheen sind zu den Gebetszeiten leer, anders als etwa in Sarajewo.)

Auch der von vielen befürchtete großalbanische Nationalismus ist politisch irrelevant. Weder in Albanien selbst noch im Kosovo oder in Mazedonien haben Parteien Zulauf, die „alle Albaner in einem Staat“ fordern, so wie Milosevic „alle Serben in einem Staat“ forderte. Vielmehr sehen die wichtigsten Parteien in allen diesen Ländern, auch und gerade die früheren Nationalisten der KLA und UCK – ihre Zukunft in einem Europa, in dem die Staatsgrenzen zunehmend das Trennende verlieren und – wie Axel Springer 1975 seine Vision der Grenzen in Europa formulierte – „nur Demarkationslinien von Verwaltungsregionen auf gleicher moralischer Lebensbasis“ – darstellen.
Kosovo ist also eine europäische Erfolggeschichte. Es ist schade, dass dies von der EU selbst nicht stärker herausgestellt wird. Die Ergebnisse humanitärer Interventionen in Somalia, im Irak, in Afghanistan, in Libyen sind, um es vorsichtig auszudrücken, durchwachsen; im Vergleich dazu ist die Nachkriegsordnung auf dem westlichen Balkan ein Beispiel gelungener Befriedung, Stabilisierung, Demokratisierung und Modernisierung.
Freilich zeigt das Beispiel Jugoslawien, das immerhin über vierzig Jahre lang nach dem Zweiten Weltkrieg als einheitlicher Staat funktionierte, wie fragil die Staatlichkeit in dieser Region ist, wo die Verbindung von nationalistischen und religiösen Ressentiments seit dem Untergang des Osmanischen Reichs immer wieder in mörderische Gewalt mündete, und wo kollektive Loyalitäten – Clan, Kirche, Moschee, „Volk“ – im Zweifel wichtiger sind als die recht abstrakten Begriffe Staat, Recht und Gesetz.

Es gibt genug Elemente, die den von der Nato erzwungenen und von der EU verwalteten und verstetigten Frieden untergraben wollen. Nicht nur die erwähnten Islamisten, die in Bosnien gewisse Fortschritte machen; nicht nur die eher marginalen albanischen Irredentisten; nicht nur die Serbisch-Orthododoxe Kirche und die antieuropäischen Panslawisten in Serbien; sondern vor allem Russland, das die serbische Opfermentalität nach Kräften fordert und mit der „Heimholung“ der Krim die serbischen Ambitionen auf die „Republik Srpska“ in Bosnien-Herzegowina und selbst auf das Kosovo wieder befeuert, die antimoderne Propaganda der Orthodoxen Kirche unterstützt, vor gezielter Desinformation (etwa über die angebliche Beteiligung des jetzigen kosovarischen Außenministers Hashim Thaci am illegalen Organhandel) nicht zurückschreckt und – kurz und gut – die Entwicklung der Länder des westlichen Balkan hin zu dem, was der frühere Erweiterungskommissar Oli Rehn einmal „normale, langweilige europäische Länder“ nannte, nach Möglichkeit behindern will.
Unter diesen Bedingungen ist es unverantwortlich, wenn die EU bis heute den Bürgern des Kosovo das visumfreie Reisen in die EU versagen, während es – etwa – Albanern und Montenegrinern gewährt wird. Weder würde das zu einer plötzlichen Einreisewelle kosovarischer Mafiosi in die EU führen, noch gar zu einer Einwanderungs- oder Asylantenflut. Die Mafiosi haben sich längst albanische Pässe besorgt und bewegen sich längst frei in Deutschland; wer Asyl suchen will, braucht ohnehin kein Visum; Studenten wollen nach Deutschland (oder in die USA), aber mit der fühlbaren wirtschaftlichen Besserung und dank der Zahlungen der in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden Familienangehörigen entfällt zunehmend der Auswanderungsdruck für leute, die nichts haben außer ihrer Arbeitskraft.

Das Risiko ist für die EU also minimal, das Zeichen, das von einer solchen Geste ausgehen würde, wäre hingegen für die Kosovaren von entscheidender Bedeutung. Kosovo braucht eine europäische Perspektive; nicht nur in Worten, sondern in Taten.

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58 Gedanken zu “Kosovo – eine europäische Erfolgsgeschichte;”

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    Kosovo-eine europäische Erfolgsgeschichte?M.E. eher ein Schandfleck.Mensch, Posener, Sie ähneln immer mehr dem anderen Gutmenschen, dem fr. Philosophen Bernhard Levy, der überall seine Nase reinsteckt, gestern Tschetschenien,dann Bosnien, Libyen und fertig ist das Desaster.Eben lese ich die Meldung, die Kosovaren stellen nach Syrern die 2.größte Asylgruppe dar.Überrascht mich nicht. Kosovo ist ein Gebilde das nicht lebensfähig sei, es sei denn die EU,und vorwiegend D subventionieren es. Sie haben in den 2 Tagen richtig gesehen, die Immobiliendichte, sprich Häuserbesitztum ist höher als in- D. und die kosovarische Mafia, in ganz Europa tätig,fährt zu Hause die schicksten Autos. Und bitte kommen Sie mir nicht mit Sozialneid.Vor einiger Zeit zu Besuch in Prag wollte ich mir die schöne Jer.Synagoge anschauen-war nicht möglich-in der Stadt herrschte höchster Alarm .Später erfuhr ich- kosovarischer Mafioso, im norwegischen Gefängnis gesperrt-hat seine musli.Brüder genau instruiert wo was ist in Prag-der Mafioso, war sonst in Prag geschäftlich zu Hause.Eine andere Episode-in einer westböhmischer Kurstadt zahle ich für ein Glas Wasser extraorbitanten Preis in einer zugegeben 1a Lage- meine Frage an Kellnerin wem gehört das Restaurant flüsterte sie einer Kosovarischen Mafia.Die Albaner hatten schon ein-landschaftlich wunderschönes Land in Europa gehabt, wozu hat man einen 2.alb.Staat geschaffen?Und dazu muslimischen?

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    Warum die Deutschen Häuser von der Stange lieben:
    http://www.welt.de/finanzen/im.....ieben.html

    Du kannst ihnen nicht helfen. Sie mögen es staatlich. und deshalb hat die Mehrheit sich damals Reltih (soll den Namen nicht nennen) gefügt.
    Und deswegen hat sich fast die gesamte Mannschaft Merkel in puncto ESM gefügt.
    Ich glaube, den Deutschen am ähnlichsten sind Chinesen und Japaner, denn die sind auch mit dem Gehorch-Gen ausgestattet.
    Noch was Provokantes: Wer das Haus seines Nachbarn nicht ertragen kann, konnte vermutlich erst recht keine Juden ertragen, die sich übrigens, laut ihrer eigenen (jüdischen) Kritiker, oft durch eine erkleckliche Geschmacklosigkeit auszeichnen sollen. Lieber Geschmacklosigkeit als Einheitsbrei.
    Noch mal was Provokantes: Wer solche Vereinheitlichungen braucht, erträgt auch keine Geschlechter, so dass auch die Geschlechter zur Reihenhauskolonie gegendert werden sollen.
    Was sie deswegen können, die Deutschen: Schuhkartons exakt stapeln. Der Gabelstapler wurde aber von einem Amerikaner namens Eugene Clark erfunden.
    Nachtrag: Satire! Heinrich Heine, Ludwig Börne oder heutige Satire: Nirgends so schlecht angesehen wie in Good Old Germany. Nirgends so viele Apologeten, so viel Ja-aber-Relativismus, z.B. bezüglich Charlie-Hebdo, wie dort.
    Passt das zusammen? Ich finde ja.
    Das Einheitshaus, die SZ (siehe oben), die ÖR, das grüne Gendern und der Satire-Relativismus wie auch Kulturrelativismus passen auf jeden Fall zueinander. Das mit dem Holocaust ist nur von einem bösen Schelm.

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    @Ziegler

    „Was Putin angeht: der unterstützt doch gerade Separatisten. Das käme dann doch den Separatisten auch z.B. im eigenen Lande zugute?“

    Das ist es ja. Alles was jetzt für Donjezk gilt, gilt morgen für Tschetschenen. Deswegen wäre es ja wünschenswert ein Verfahren zu finden, dass eben nicht auf Sympathie zu einer Seite basiert. Und da finde ich, dass Europa 6Jahren Balkankrieg zugeschaut hat, es aber nach 8Jahren Verhandlungen nicht mehr aushalten konnte, war schlicht falsch.

  4. avatar

    Zum Thema Victimisierung: Die Schweizer auf dem Victim-Trip – sie haben ihre eigene Schwyzermed-Karikatur, geschaffen von Sixt.

    Superwitzige Werbung:
    http://www.faz.net/aktuell/wir.....82333.html

    Nebenbei: Die kleingeistigen Nörgler nehmen eh keinen von Sixt.
    Apropos: Nie auch nur einen km zu schnell fahren in dem Land. Kleingeistige Strafen.

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    @ KJN
    Außerdem müssen wir sie nicht bemitleiden, weil die Alten fast alle tot sind und die Nachkommen wieder aufgebaut haben. Auf das Niveau „Mein Großvater hatte eine Villa in Jaffa“ muss man echt nicht kommen. Ich habe diese Diktion immer für eine Erfindung von Leon de Winter gehalten. Bis ich einen gebildeten, gut situierten Palästinenser traf, der im Ausland lebt und der wörtlich sagte: „Mein Großvater hatte ein großes Haus in Jaffa.“ Seitdem weiß ich, dass das ein Klischee ist, das als Instrument zur Zementierung eines Opferstatus verwendet wird. Seine Frau übrigens apologierte IS.
    Von diesem Niveau sollten wir uns verabschieden. Unsere Vorfahren haben Amerika mit aufgebaut und Deutschland nach dem Krieg. Die waren hartgesotten.

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    @ KJN
    Was Feuerherdt da andeutet, steht auch in etwa in dem von Posener herausgegebenen Buch der Erinnerungen seines Vaters, Julius Posener.
    Und auch sehr typisch:
    http://www.welt.de/politik/deu.....milie.html

    Man kann Mitleid kanalisieren. Ich habe eher Mitleid mit Moltke, dem Kreisauer Kreis, Nina von Stauffenberg, die unter Sippenhaft stand (alle Kinder weggenommen), Prof. Huber und der „Weiße Rose“ – Gruppe, Bonhoeffer, Mühsam, Gerlich und vielen anderen.
    In dem Artikel in der Welt steht der Satz: „Vater hatte keine Wahl.“
    Ich glaube den Satz nicht. Wer keine Wahl hatte und anders gewollt hätte, hätte die Alliierten nach dem Krieg als Befreiung empfunden. Dass das nicht so war, beweist, dass viele dahinter standen, meine ich.
    Amon Göth, dieser Sadist, der auch in „Schindlers Liste“ beschrieben ist, war keine Rarität. Schindler war die Rarität.
    Es ist sowieso akademisch, aber durch meine Auffassung habe ich Antennen für das Gleiche. Der Sadismus von Boko Haram oder IS ist ganz genau dasselbe, meine ich, diese extreme Gefühllosigkeit, die eben auch Göth, Eichmann oder Heydrich zeigten. Und die Iraker, so Sunniten, machen mit, zunächst zumindest, in Syrien idem. Haben sie wirklich keine Wahl? Wenn wir sehen, was sie mit Jesiden und Schiiten wie auch Kopten veranstaltet haben, ja, und die Schicksale der westlichen Geiseln und des jordanischen Piloten, wissen wir genau, was sie mit Juden machen würden. Das ist genauso. Der Typ, von dem die Pläne existieren, ist die gleiche Kategorie wie Heydrich. Sollen wir etwa Mitleid mit den Mittätern haben, wenn einst Israel oder eher der Iran oder die USA sie jagen? Bitte nicht.
    Sie haben in solchen Lagen keine kurzfristige Wahl, aber eine mittelfristige über Konspiration. Da war herzlich wenig.
    Polanski hat die Wahl so gut bebildert. Wenn Szpilman in seinem Versteck KLavier spielt und der Nazi die Treppe ‚rauf kommt, zeigt Polanski eine Hand im Schatten und die andere im Licht. Der Nazi, Wilm Hosenfeld, entschied sich, etwas spät, für das Licht (Der Pianist).
    Wenn wir hören, der Euro sei alternativlos, hören wir deutsch, sehr deutsch. Keine Diskussion, keine nennenswerte Opposition zum ESM. Empfindliche hat das sehr hellhörig gemacht bezüglich Demokratie.

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    @Stevanovic: ganz kurz: „Normative Kraft des Faktischen“: ja! (Das würde ich „Realismus“ nennen.) Wenn es nur ein paar Terroristen sind, ist das eine Sache der Polizei. Wenn der Staat seine Armee einsetzen muss, wird eine Grenze (die „Staatsgrenze“) überschritten. Ich bin sehr dagegen, die Armee eines Staates gegen die eigenen Staatsbürger einzusetzen. Und die Ostukrainer sind aus der Sicht der ukrainischen Armee ihre Staatsbürger.

    Was Putin angeht: der unterstützt doch gerade Separatisten. Das käme dann doch den Separatisten auch z.B. im eigenen Lande zugute? Und eben nicht dem bestehenden Zentralstaat? Hier gibt es ein logisches Problem in der Argumentation.

    Aber ingesamt sind wir einig, dass man ein Verfahren haben muss zum Austritt oder zum Verbleib bei Vater Zentralstaat. Statt einfach zu sagen: „Selbstbestimmungsrecht! Wir sind ab jetzt ein Staat!“ – „Nein, WIR! Und ihr seid ein Teil davon! (und übrigens auch noch unser unwichtigster, den wir dann mal eben wegballern!)“

    Das schottische Referendum hat mir imponiert, auch was das Verhalten der englischen Zentralregierung angeht. Nun muss man überlegen, wie und wann man Zentralregierungen zu so einem Verhalten verpflichten kann. Derzeit ist das ja einfach nur ein Gnadenakt.

  8. avatar

    Und dementsprechend muss ich dieser headline zustimmen:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....indestlohn
    und sagen, dass das typisch deutsch ist. Und auch typisch deutsch, wenn die Leute sich das gefallen lassen. Darüber hinaus werden Frauen in der Politik allmählich zu einem abscheckenden Beispiel, statt zu einem Lichtblick. Aber auch hier ist Großbritannien anders, die Frauen individueller, Teresa May z.B..
    Ich habe die Gattinnen gegoogelt, Samantha Cameron, Frances Osborne, Mrs Thornton Miliband, Miriam Clegg. Man kann nur châpeau sagen. Von so was ist Deutschland weit entfernt. Die Gruppe tötet. Angelsächsischer Individualismus sollte das Vorbild sein.

  9. avatar

    Korrektur muss sein:
    27 Millionen Tote soll die SU gehabt haben, nicht 9 Mio, wie ich angab.
    Heydrich (Wannsee-Konferenz) starb an den Folgen eines Attentats.
    Wenn jemand Göbbels erledigt hätte, spätestens unmittelbar nach Stalingrad, wären die Deutschen vielleicht aufgewacht. Die Deutschen fielen und fallen unmittelbar auf Propaganda herein. Sie glauben einfach zu viel. Wie Individuen handeln, zeigt gerade die britische Wahl. Nicht mal reden würden die meisten Briten darüber vorher. Polls umsonst.
    Die Deutschen wären z.B., im Gegensatz zu den Schotten, nicht in der Lage, plötzlich die FDP oder auch die AfD richtig stark zu machen. Sie wählen vielversprechend, also größere Parteien. Ihre Eigenständigkeit ist extrem limitiert. Sonst hätten sie nicht auf Göbbels gehört. Damit kann man kein Mitleid haben. 27 Millionen! Insgesamt ca. 60 Millionen. Ich weiß aus den Schulklassen, dass sie hörig sind. Es sind maximal zehn Prozent mit eigener und jeweils neu zu entwickelnder Ansicht in jeder Klasse.
    Wenn sie eine zweite Natur haben im Sinne eines Bundeslandes, mit dem sie sich identifizieren, ist es etwas besser, weil Bundesland (z.B. Bayern+Kultur+Katholizismus) nicht dasselbe ist wie Merkels Einheitsbrei. Der Deutsche: Von jeher eine Karikatur? Waise verlorener Königreiche und Fürstentümer? Seit 100 Jahren mit Leichen im Schrank? Ohne Identität und daher beeinflussbar?
    Dabei gespalten in zwei Hälften. Die eine wird von transatlantischen spins bewegt, die andere von russischen.
    Schäuble als Charakter ist Bade, Alemanne kann man auch sagen. Ich finde, das passt 1:1. Eine Ausnahme.
    Wie man in der DDR aufwachsen kann und ohne eine Phase tiefsten Vorwurfs gegenüber dem Vater übergangslos im Westen sich anpassen kann, ist mir dagegen ein Rätsel. In der Geschichte fallen eher die Menschen mit Konturen auf. Hier fällt einem Adenauer ein oder Strauß. Auch Schmidt wird dazu gehören. Kohl auch. Aber ein schattenhaftes Wesen? Wir brauchen mehr Individuen.
    Sollte ich einen Schuldigen dafür finden, würde ich sagen, das deutsche Schulsystem, von oben herunter verordnet, ohne freie Einfaltung für Lehrer und daher auch für Kinder. Das entindividualisierte Schulsystem mit Höhepunkt in der Gesamtschule. Und das Beamtensystem.
    Und vor den Kriegen?: Idem. Nur wilhelminisch.

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    @Parisien
    „Auf ein ganz normales Leistungsträgerleben wird inzwischen herabgesehen, dass es nur so kracht, breit ausgeprägt.“
    Das empfinde ich genauso. Und ich glaube, das ist Programm, weil das keine Zukunft hat, selber etwas leisten, bewirken zu wollen. Entgegen jeder, aber auch jeder öffentlichen Bekundung. Da könnte ich Bände drüber schreiben. Aus meiner Berufserfahrung. Und das Ausland versteht uns auch nicht mehr. (Wie sollen das Menschen in Not, aber das sagte ich ja bereits.)

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    @Parisien
    Vielleicht darf ich Ihnen noch das anbieten:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i....._deutschen
    Es ist ziemlich genau das, was ich zum Thema ‚Erinnerungskultur‘ bzw. landestypische Verlogenheit – auch noch in der Gegenwart – denke. Nur finde ich eben, daß Thomas Manns Empathielosigkeit gegenüber ‚den Deutschen‘ sicher nachvollziehbar (für ihn selber) ist, aber daß wir (Sie, so vermute ich, ich) dafür aufgrund unserer Biografie keine, oder zumindest nicht die selben Gründe haben. Ich finde, wir sollten zumindest versuchen, da einen klaren Blick zu behalten.

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    „Wenn wir das tun, sehen die Kämpfer der ETA, IRA und ähnlicher Organisationen die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen ein und legen die Waffen weg?“

    Das ist die spannende Frage. Es ist ja nicht so, dass es beide nicht versucht hätten. Als das Kosovo unabhängig wurde, waren die Organisationen entweder militärisch geschlagen (ETA) oder moralisch korrumpiert (IRA). Zumal die sicheren Rückzugsländer, Frankreich und USA, endlich handelten. Hm, wäre in den 70/80ern anders ausgegangen.
    Die Basken haben Teilautonomie, die Nordiren haben den Friedensprozess. Beide Konflikte wurden durch Verfahren befriedet, weil allen klar war, dass es mehr nicht geben wird. Alle Seiten halten sich daran.

    Das Minsker Abkommen interessiert niemanden die Bohne. Gerade für die Separatisten ist mehr drin.

    Für jeden, der keinen Krieg will, ist das Verfahren eine wichtige Sache.

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    @Roland Ziegler

    Anerkennung der Ostukraine:
    Ja, das sehen sie richtig. Das Russische Imperium ist qua Definition ein Vielvölkerstaat, sollte das mal erodieren, wird es allein im Kaukasus unzählige Stammesgebiete geben, die nach Staatlichkeit streben. Die Schreiben Putins Argumentation fleißig mit.
    Es geht also letztlich nicht um eine Seite, eine Religion oder eine Weltanschauung. Es geht um ein geordnetes Verfahren, dass so viel Vertrauen erweckt, dass die Normalos einer Gesellschaft nicht das Gefühl haben, in den von Extremisten geforderten Shootout gehen zu müssen. Die Verhandlungen im Kosovo liefen nicht mal 10Jahre, was im internationalen Durchschnitt echt nicht viel ist. Deswegen stört mich das Verfahren, nicht das Ergebnis.

    Anerkennung der Ostukraine …dazu führen…zu den Waffen greifen:

    Nicht monokausal, aber klar, ja. Letztlich basiert eine Anerkennung der Ostukraine auch bei ihnen, lieber Ziegler, auf der normativen Kraft des faktischen. Hätte eine Staatsgewalt diesen Aufstand ausgepinkelt, wie Spanien die ETA, dann würden wir heute nicht darüber sprechen. Wir wissen nicht, ob die Basken in ihrer Mehrheit für Unabhängigkeit sind, weil man sie nicht abstimmen lässt und man lässt sie nicht abstimmen, weil niemand Druck auf Spanien ausübt, da kein Krieg droht. Sollte die ETA Kontrolle über Gebiete erlangen und Spanien mehrere Offensiven vergeigen, würden wir darüber sprechen, wer Spanien eigentlich braucht. Da die Basken nicht mehr schießen, reden wir auch nicht darüber. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker wird immer dann aktuell, wenn schwere Waffen eingesetzt werden können. Schottland war doch eher die Ausnahme.

    Deswegen müssen wir auf Seiten der ukrainischen Regierung sein und Schuld, Ursache, Ausweg der russischen Regierung zuweisen:
    Nein, das müssen wir weil der Kreml Schuld hat, Ursache ist und als einziger einen Ausweg aufzeigen kann.

    „Es muss ein vernünftiges, d.h. ziviles “Exit-“Verfahren geben, das es einem Gebiet ermöglicht, aus einem bestehenden Staat oder Staatenverbund auszutreten, ohne dass es zu einem Bürgerkrieg kommt und ohne dass der vorherige größere Staat was von “heiligen Grenzen” faselt.“

    Ja, genau darum geht es mir. Im Kosovo wurde dieses Verfahren einfach für beendet erklärt. Durchaus mit den richtigen Argumenten, aber dadurch hat man das Verfahren an sich, was einen Wert an sich darstellte, ad absurdum geführt. Aber man muss betonen, die serbische Seite hat den Besitz des Kosovo in die Verfassung geschrieben, seiner eigenen Regierung praktisch die Hände gebunden. Befeuert vom Kreml. Trotzdem hätte man von Seiten des Westens nicht „fuck you“ sagen dürfen.

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    Wenn ich das Kosovo-Argument, was von Herrn Posener und Stevanovic vorgetragen wird, richtig verstehe, dann würde die Anerkennung der Ostukraine als eigenständige Region/Staat dazu führen, dass überall kleine Gebiete, die sich warum auch immer selbständig vorkommen und unzufrieden mit der Zentralregierung sind, zu den Waffen greifen. Also beispielsweise Gebiete in Russland oder China. Bayern, Südtirol, Katalonien und werweißwer noch alles.

    Deswegen müssen wir auf Seiten der ukrainischen Regierung sein und Schuld, Ursache, Ausweg der russischen Regierung zuweisen. Wenn wir das tun, sehen die Kämpfer der ETA, IRA und ähnlicher Organisationen die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen ein und legen die Waffen weg?

    Ich vermute dagegen, dass uns der Separatismus noch sehr häufig beschäftigen wird. Separatismus bricht immer aktuell geltendes Recht bzw. stellt es infrage. Staaten sind keine heiligen Gebiete, sie müssen sich vereinigen und trennen können. Es muss ein vernünftiges, d.h. ziviles „Exit-„Verfahren geben, das es einem Gebiet ermöglicht, aus einem bestehenden Staat oder Staatenverbund auszutreten, ohne dass es zu einem Bürgerkrieg kommt und ohne dass der vorherige größere Staat was von „heiligen Grenzen“ faselt.

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    Ihre Argumente damals kreisten um geopolitische Probleme. Natürlich sind nicht alle Punkte, die sie vorhergesagt haben so eingetreten, auch ist es richtig, dass das Kosovo nicht Ursache dieser Probleme ist. Haben sie auch nicht behauptet. Aber sie haben auf Punkte aufmerksam gemacht und erstaunlich viele finden gerade so statt. Der Kosovo-Schachzug ist eine Option geworden.

    Und daran ändert auch ein blühendes Kosovo nichts, weil es um das Kosovo eben nicht geht.

  16. avatar

    http://www.welt.de/newsticker/.....at-an.html

    „Nach 20 Jahren ergebnisloser Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern sei es der richtige Zeitpunkt dafür.“

    Klingt nach „keine Wahl“ obwohl der Friedensprozess eigentlich genau dieses nicht vorsieht.

    „Deutschland vertritt wie die USA die Auffassung, dass ein souveräner Palästinenserstaat erst zum Abschluss von Friedensverhandlungen mit Israel ausgerufen und anerkannt werden könne.“

    Tja, so war es abgesprochen.

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    Mal die Ärmelhochgekrempelt und bis zum Elenbogen in den Ausguss der Küchen-Volkspsychologie:
    Zu keinem Zeitpunkt während der Jugoslawienkriege hat Milosevic eine legalistische Argumentationslinie verlassen, den rassistischen Dreck übernahm die Peripherie. Srpska Krajina und Republika Srpska waren nie Serbien. Großserbien war ein Konglomerat aus Warlords unter dem Kommando Belgrads, aber nie Teil des Staates. Mit einer Annexion hätte Milosevic die legale Linie verlassen und das hat er sich nicht getraut. Natürlich alles Lüge, aber die Art wie er log war ausschlaggebend.
    Die Schauprozesse, die Bürokratie, die ganze SU…einer der aufwendigsten russischen Filme war „Wächter der Nacht“, eine Buchverfilmung, in der Gut und Böse wie Blockwarte hintereinander her laufen, um zu überwachen, ob die Gegenseite die Regeln einhält, ich habe Tränen gelacht.
    Es gibt eine Art von Gerechtigkeitsgefühl, das auf der Einhaltung von Regeln beruht. Das funktioniert nicht wie unser Rechtsstaatsprinzip, es ist mehr das Gefühl, dass, wenn die Regeln nicht eingehalten werden, das Recht des brutalisierten Stärkeren gilt, egal ob diese Regeln gerecht sind oder Sinn machen. Nennen wir es Legalismus um es vom Rechtsstaat zu unterscheiden.
    Dieser Legalismus ist wichtig. Die OSZE-Akte konnte nur deswegen helfen, weil eben nun Regeln gab, denen man sich unterworfen hatte und naja, Regeln sind Regeln. Man tut alles, um sie zu unterlaufen, aber zu keinem Zeitpunkt darf der Anschein des Legalen verlassen werden. „Es ist nicht wichtig wer wählt, es ist wichtig, wer zählt“ – aber gewählt werden muss.
    Aber Regeln wurden neu definiert und dann wurde neu justiert. Osetien, Donezk, Krim – niemals hätte der Kreml seine Argumentationslinie aufbauen und nach Innen verteidigen können, wenn er nicht darauf verweisen könnte, dass die Regeln der territorialen Integrität nun nicht mehr gelten würden. Der letzte Auslöser zur Krim war die Vertreibung (oder Flucht, letztlich spielt es keine Rolle) Janukowitschts. Na klar, heilige russische Erde, es muss niemand gefragt werden, aber ohne Referendum ging gar nix.
    Das alles ist eben nicht Propaganda für den Westen. Es fallen zwar viele, aber bei weitem nicht die Meisten darauf rein. Die legalistische Argumentation ist wichtig nach Innen.
    Ich kann das alles nicht nachweisen oder belegen. Was ich beobachte ist eine Fressen oder Gefressen werden Einstellung, die sich aber zivilisiert nennt, weil dabei Regeln befolgt werden. Anything goes geschieht dann, wenn diese nicht gelten – und seit 2008 gelten sie nicht mehr, Probleme dürfen seit dem finalisiert werden.
    Deswegen ist das Baltikum in Gefahr, Transnistrien kann das nächste sein, alles ist möglich und kaum einer wird n Russland aufstehen und sagen, dass das alles nicht rechtens ist – wegen Kosovo.

    Natürlich ist das zu kurz gegriffen und natürlich ist das zu simpel. Was gerne übersehen wird ist, dass der Legalismus kein Selbstzweck ist, d.h. die Ukraine leidet nicht, weil das Recht es fordert, sondern weil der Kreml es so will.

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    …hinzu kommt, dass die umkämpfte Gegend – Ostukraine – anscheinend niemand haben will. Zumindest habe ich das kürzlich gelesen (FAS? ich weiß nicht mehr; ich kann gerade nur sporadisch mich um so etwas kümmern.) Weder Putin noch die Ukraine will dieses Gebiet, Leute – mehrheitlich Renter – „eigentlich“ haben; es schafft nur Nachteile. Trotzdem schießt man, was man kann: aus Prinzip. Vorteile hat man keine, aber dafür Prinzipien. Unglaublich eigentlich.

  19. avatar

    Im Krieg, insb. im Bürgerkrieg spielt die Frage von Recht oder Unrecht wenn überhaupt nur eine extrem kleine Rolle. Stattdessen geht es darum herauszufinden, wer der Stärkere ist, damit dieser seinen Willen durchsetzen kann. Keiner der Kämpfenden würde einen Bürgerkrieg abbrechen, weil man ihn davon ünerzeugt, dass er völkerrechtlich im Unrecht ist. Die Idee des Separatismus ist nicht erst im Jahr 2008 auf die Welt gekommen.

    Im Frieden geht es um Recht oder Unrecht. Wir sind hier im Frieden, wir können darüber nachdenken, wer von den Kämpfenden Recht hat und wer Unrecht. Mir kommt das so vor wie bei den Kämpfen in der römischen Arena, wo die Zuschauer den Daumen hoch oder runter hielten – je nachdem, wer „Recht“ bekommen sollte dort unten auf dem Kampfplatz.

    Ich muss sagen, dass ich damit wenig anfangen kann. Wir können nicht die einzig mögliche Beendigung eines Krieg verhindern mit der Begründung, dass die Gefahr besteht, dass ein (weiterer) Präzendenzfall geschaffen wird. Nach dem Motto: Wir würden ja gerne diesen Krieg beenden helfen, wenn es uns nur nicht so gefährlich erschiene. Solche zukunftsbezogene Verzagtheit passt schon gar nicht zu Falken.

  20. avatar

    @ KJN
    Etwas beschäftigt mich schon länger, was ich durchaus vorbringen sollte:
    Wir beobachten ja bei Taten mit migrantischem background gegen ältere Bevölkerung, sog. autochthone, über die Jahre zunächst Schweigen, dann Verharmlosung, aber auch die Entschuldigung durch Umstände. Migranten werden also permanent als Opfer angesehen, obgleich die Familie von Can aus Vogelsangs Stück das nicht ist und sich auch nicht so definiert. Viele aber lieben diese Definition, die sie zum Empfänger macht.
    Sehen Sie dagegen eine Tat von Opfer gegen Opfer, wird es peinlich still, Migrant gegen Alte, Taschendieb gegen Gehbehinderte, Migrant gegen Migrant.
    Es macht einem schon das Leben schwer im Sinne einer Beschwerung der Seele, wenn man bemerkt, dass nur noch Opfer zählen, dass ein arbeitender steuerzahlender mittlerer Bürger oder auch eine Familie, die ihre Kinder durch Kümmern gut groß und oft zum Abitur bringt, angesehen wird wie ein Fremdling, dem Verachtung entgegengebracht wird, manchmal auch nur Neid. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Muslime diese Verachtung leben, auch nicht Schwarze, doch einheimische Bevölkerung aus links-grünem Milieu lebt diese inzwischen sehr stark mental und verbal aus – ich bin schon damit konfrontiert worden. Das hat zur Folge, dass einem sein Land vollkommen fremd wird. Es wäre leichter für mich,in Italien zu sein und mich mit Gebühren an irgendeinen Mafioso auseinanderzusetzen, als diese geballerte Verachtung zu erleben für ein ganz normales Leben. Auf ein ganz normales Leistungsträgerleben wird inzwischen herabgesehen, dass es nur so kracht, breit ausgeprägt. Im Rahmen dessen wird auch auf Politiker herabgesehen, „Lügenpressepäpste“ und Journalisten, Ärzte und Anwälte. Ganz normale Berufe, die jeder braucht, werden daneben nicht mehr anerkannt, ihre Protagonisten in Frage gestellt. Die Politik sollte merken, dass hier etwas in der Bevölkerung auf die schiefe Bahn geraten ist, und dass die Welt weder nur aus Opfern besteht, noch von solchen allein gelenkt werden kann. Somit war die Überraschung bei der Verachtungsorgie von Seiten PEGIDA echt. Eine selbst erzeugte Mentalität (in Politik und Medien) schlägt nun auch zurück auf die Erzeuger dieser irreellen Ideologie, deren Auswirkungen sie nie zur Kenntnis genommen haben, weil sie den Block der Nichtwähler nicht beachten (30-40% je nach Wahl). Ich selbst weiß davon schon lange. Im Gegensatz zu Politikern kann ich zu dieser Art Mentalität einfach den Kontakt kappen. Doch lustig ist es nicht, in einem solchen Milieu zu leben, wenn man vorher unter doch beträchtlichen Anstrengungen und auch Entbehrungen überzeugtes Mitglied einer Leistungsgesellschaft geworden ist, was sich durch Anerkennung auszahlte. Diese ist weg, auch Eliten spüren das, edel ist nur noch das Opfer.
    Das ist Karneval pur: Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld, wer hat so viel Pinke Pinke etc.
    Die Würze darauf ist, dass das Oberopfer (@33ff) in Deutschland dabei mit in den Schlamm gezogen wird, weil Israel eine erfolgreiche Leistungsgesellschaft ist.

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    @ KJN
    Sage ich mal so: Afrika hat seit seiner Entdeckung immer wieder bei allen! anderen Völkern eine Distanz ausgelöst, wegen der Hautfarbe, wegen der Sitten. Afrikaner sind von allen! anderen Völkern und Religionen, auch vom Islam, versklavt und schlecht behandelt worden.
    Wenn man übrigens bedenkt, dass dort unser aller Vorfahren herkommen mögen, ist das wie Vatermord.
    Aber eins ist sicher: Deutschland kann die so entstandene Fehlentwicklung nicht korrigieren. Deutschland ist zu klein und würde sich etwas Unmachbares aufhalsen.
    Wie man Afrika Wege zeigen kann, die Entwicklung für die Bevölkerung erträglich zu machen, weiß wohl niemand genau. Nicht einmal die Hautfarbe eint Afrika. Es gibt hellere und dunklere Menschen. Aber schlimmer sind die vielen Ethnien, Stammesmentalitäten und Rivalitäten zwischen den Religionen.
    Ich sage nur, dass jede einzelne europäische Nation damit überfordert ist, sich in einen Strudel überhöhter Sozialabgaben begibt, die ökonomische Spannungen zur Folge haben werden, außerdem, dass über Jahre auf das Kernproblem Afrikas, fehlende Geburtenkontrolle, aufmerksam gemacht, aber nie reagiert wurde.
    Während in Europa die Pharmaindustrie die Menschen gleichzeitig gesünder und selbstgewählt unfruchtbarer machte, haben beide Missionsreligionen das zweite in Afrika verhindert, und jetzt sehen wir die Folgen. Im Prinzip hätte man also beiden Missionsreligionen an den Karren fahren müssen.
    Nun muss man entschieden Nein zu einer Pseudoproblemlösung sagen. Und daran wird gebastelt. Letzten Endes wird man wohl kaum darum herumkommen, die Sozialkassen für Zuwanderer, die nicht eingezahlt haben, zu sperren. Als ich jung war, war ich kurz arbeitslos. Ich bekam damals genau das, was ich eingezahlt hatte, dann war Ende, und ich musste mich mit Aushilfsjobs über Wasser halten, bis ich neu angestellt war. War doof, aber ging.
    Klingt das hart, wenn ich das Taschengeld von 130 Euro in Frage stelle? Sinnvoller wäre, die Menschen abends in ihren Quartieren zu halten und zum Lernen anzuregen. Wenn Sie genau wüssten, wieviel Taschengeld meine Kinder hatten, wüssten Sie, warum die in der Schule nicht versagt haben (Kleidung wurde gestellt).
    Erschwerend kommt mir vor, dass einige dieser Männer die Idee haben, hier eine Frau aufzulesen zwecks Heirat und gelegentlich aggressiv werden, wenn sie merken, dass das so gut wie unmöglich ist. Das gelingt mal einem unter tausend, vielleicht auch hundert, aber die Mär von der leichten Einwanderunsheirat scheint sich in jedes Dorf fortzupflanzen und ist doch nur eine Mär, insbesondere in Staaten, in denen die Frauen erkleckliche Bildung haben.
    Tatsache: Den Familien auf der Flucht wird geholfen, die Wirtschaftsflüchtlinge hängen sinnlos herum und können frustriert werden. Am Ende müssen sie wieder weg, und dann beginnen die nächsten Probleme. Man muss das also unattraktiv machen, so unattraktiv, wie es ist. Man muss der heuchlerischen Propaganda der Schlepper entgegen wirken.

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    Naja, Parisien, Sie bewerten da munter, scheren alle über einen Kamm, die vertriebenen Kinder, die vergewaltigten Frauen (und Kinder).. und „Gräfin Dönhoff“ hat schließlich auch nicht „gejammert“ und „Juden können überall leben“. Das ist doch alles reichlich anmaßend, eigentlich das, was mich auch an Sarrazins Thesen am meisten gestört hat. Aber lassen wir das, Sie versuchen ja auch nur durchzublicken, wie wir alle. Nur glaube ich eben mittlerweile, daß die retrospektive Bewertung nichts wirklich Neues mehr bringt – die neuen Nazis werden nicht in braunen Hemden auftreten. Viel wichtiger ist doch, danach zu gucken, wo sich Unmenschlichkeit wieder institutionalisiert. Das ist es doch, was auch die Nazis groß hat werden lassen. Und das finden wir nur im hier und jetzt. Angst (Ihre muskelbepackten Afrikaner?) sucht institutionellen Schutz und da wird es irgendwann egal, wie dieser Schutz umgesetzt wird. Sind wir mit unserer urbanen metrosexuellen Hochspezialisierung nicht auch ein gefundenes Opfer? Weniger für „mediterrane Proleten“ (A. Poseners Charakterisierung) sondern für die Bilder des ‚IS‘ und archaisch-einfache Vorstellungen vom Leben und Menschen überhaupt. Tatsächlich verteidige ich genau aus diesem Grunde den mediterranen Proleten, der (jedenfalls mir) viel näher ist, als jede politisch korrekte Empfindsamkeit, die in ihrer – übrigens demokratisch legitimierten – Regelungswut jeder individuellen Selbstwirksamkeit den Garaus machen wird. Ein graue Welt erwartet uns da und wenn – wie Sie schreiben – jetzt der Alterssex propagiert wird, scheint das wohl ein ziemlich sicherer Indikator dafür zu sein, daß in dt. Betten so rein gar nichts mehr abzugehen scheint. Vielleicht noch vor dem Bildschirm – wie grau und einsam. Schon o.k., wenn man seine Prioritäten woanders sieht, wie Sie schreiben, aber korreliert das nicht auch? Ich meine die ‚Vitalitäten‘? Theorie & Praxis wachsen am besten gemeinsam und die Theorielastigkeit macht wirklich unglücklich, was immer Sie auch machen.
    Vielleicht wehre ich mich auch deswegen so gegen Ihre Bilder, weil ich doch so einige Afrikaner gut kenne und – wie das dann so wird – Gemeinsamkeiten und Unterschiede (ja, die gibt es) – relativer wahrgenommen werden. So etwa, wie bei Norddeutschen und Bayern, oder überhaupt bei Freunden.
    Ich schreib‘ ihnen das, weil Sie anscheinend aus Ihrem Herzen keine Mördergrube machen, also sich konfrontieren. Was O. Kaufmann betrifft – ich habe ihn nicht ausgeschlossen. Ich habe nur gesehen, daß er versuchte, durch verschiedene Namen zu vermeiden, seine Obsession offen einer Kritik auszusetzen – was Sie und ich hier durchaus tun.

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    @ KJN
    Mein Lieblingsschriftsteller (Parallelen in der Hartherzigkeit rein zufällig oder auch nicht):

    Parallel dazu beginnt er die Arbeit an seinem Roman „Doktor Faustus“. Erschienen 1947, erzählt das Buch vom Pakt des Tonsetzers Adrian Leverkühn mit dem Teufel – eine furiose Abrechnung mit all jenen Traditionslinien der deutschen Kultur, die den Nationalsozialismus erst ermöglicht haben. Bei den Deutschen allerdings kommt diese radikale Selbsterforschung nicht gut an. Nach Kriegsende spricht man dem Exilanten ab, über das Leben unter Hitler überhaupt urteilen zu können. Dass er zudem die Bombardierungen deutscher Städte lediglich mit dem lapidaren Satz „alles muss bezahlt werden“ quittiert, werden ihm die Deutschen lange übel nehmen.
    http://www.planet-wissen.de/po...../index.jsp

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    @ Alan Posener
    Das wird Sie nicht begeistern:

    „Ein viertes Mädchen ist ein Fluch“, sagt sie. „Entweder sie treibt ab, oder es gibt für sie keinen Platz mehr bei uns!“ Dann händigt sie dem Arzt in einer Privatklinik in Tirana ein Bündel Banknoten aus.

    „Die gezielte Abtreibung weiblicher Föten ist in Albanien und einigen anderen Balkanstaaten weit verbreitet, obwohl sie verboten ist“, sagt Rubena Moisiu, die eine gynäkologische Klinik in der albanischen Hauptstadt leitet. Dadurch gerät das Geschlechterverhältnis aus dem Gleichgewicht.
    http://www.welt.de/vermischtes.....-oder.html

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    Vielen Dank, aber dass, was ich schreibe, ist strikt meine subjektive Meinung, lasse mich gerne belehren. Ich bezweifle nicht eine Sekunde, dass der Staat Kosovo für alle Seiten die beste Lösung ist. Und ich wiederspreche nicht, wenn man das Gesamtkunstwerk Westbalkan mit der serbischen Vorstellung eines nationalen Interesses erklärt. Ohne die Tollwut, die das Eigenbild in Belgrad irgendwann gekapert hat, sind die kaputten Verhältnisse nicht zu verstehen. Ob Deutschland für oder gegen etwas dort ist, ist nicht Kern des Problems. Enttäuschte kroatische Nationalisten können nur bitter Lachen, wenn vom germanischen Drang nach Osten gesprochen wird. Ganz bestimmt ist die Chance, in Pristina einen Nukleus des Fortschritts zu bilden um einiges höher als in Belgrad. Ohne Frage ist die orthodoxe Kirche nicht Bewahrer des Serbentums, sondern…ich muss jetzt abbremsen, vielleicht liest das doch jemand, den ich liebe. Nennen wir sie einfach einer tragende Säule des Problems. Was dort erzählt wird, ist ungeheuerlich und kostet Menschenleben. Nur wer mehrere Elfmeter mitten ins Gesicht geschossen bekommen hat, kann wie Peter Handke feuchte Augen bekommen. Das sollte man natürlich alles wissen, bevor man darüber spricht, wie es zu dem Jahr 2008 kommen konnte.
    „Keine Wahl“ ist ein starker Ausdruck für das Jahr 2008. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur in/out Optionen gegeben hätte. Aber nochmal: Das war 2008. Über Sinn und Unsinn zu reden ist sehr akademisch, Kosovo ist ein eigener Staat, der Drops ist gelutscht und er ist legitim wie jeder andere.

    Trotzdem wurde ein argumentatives Muster gestrickt, das uns noch sehr oft begegnen wird. Die Verwendung des Begriffes Genozid in Verbindung mit Gaza durch Erdogan ist eine Folge davon. Schwedens Anerkennung. Genozid (Vertreibung, etc) = Recht auf Staat ohne Absprache. Ich glaube, dieses auf eine Verharmlosung des Holocaust oder eine Delegitimierung Israels runter zu brechen greift an einigen Stellen zu kurz. Dahinter brummt das Jahr 2008. Deswegen ist „Völkermord“ in Gaza so wichtig. Nicht nur aus Geschmacklosigkeit.

    Wer in seiner Einschätzung recht hat oder nicht, werden letztlich weder Tim Judah, Herzinger sie oder ich sehen, sondern Historiker im Jahr 2050. Obwohl ich allen genannten wünsche, an dem Historikerstreit teilnehmen zu können.

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      2050 bin ich raus, Stevanovic. Deshalb streite ich mich lieber jetzt. Ich gebe zu, dass Ihre Argumente verlockend sind, zumal es ja – teilweise – meine waren, bevor ich letzte Woche nach Pristina reiste und mich im Vorfeld präparierte. Ich gebe Ihnen auf jeden Fall damit Recht: Wie auch immer die diffizle völkerrechtliche Frage im Hinblick auf das Kosovo zu beurteilen ist: die Abtrennung des Laandes von Kosovo wird von heutigen Separatisten und Annexionisten als Rechtfertigung verwendet.

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    @ KJN
    Apropos Gefühlskälte:
    Einerseits kann ich nicht gegenüber allem und jedem warmherzig sein, ich kann und will das nur punktuell, wie Sie ja möglicherweise meinem letzten link zu Vogelsang/Welt entnehmen möchten, aus dem auch sehr deutlich hervorgeht, dass ich nicht antideutsch bin.

    Aber mein Mitleid für diese beknackten Mitläufer und Profiteure (bei Götz Aly nachzulesen) des Nazi-Regimes hält sich absolut in Grenzen. Gegen das Geschrei bin ich ohnehin immun, weil die gesamte Familie aus Ostpreußen abhauen musste (mit zwei Todesfolgen) und ich nie irgendwelche Klagen deswegen hörte. Man machte mehr schlecht als recht weiter. Desgleichen kenne ich ähnlich gelagerte Schlesier. Das Getöse um die „armen Vertriebenen“ wird umso lauter, je länger das zurückliegt. Marion Gräfin Dönhoff hat alles verloren, geflüchtet auf ihrem geliebten Pferd Alarich, und hat sie gejammert?

    Was mich mehr beschäftigt als dieses Getöse, ist, dass man in Nürnberg gar nicht wusste, wen man verklagen sollte, weil ein Teil den Feiglings-Blausäure-Tod vorgezogen hatte und ein anderer Teil, unter anderem Mengele, der in dem Lüneburger Prozess gegen Gröning mal wieder in unser Gedächtnis gerückt wurde (von Zwilling Eva Kor), verschwunden war (und blieb). Dass Leute wie Filbinger in Amt und Würden kamen und solche Dinge. Dass die Bevölkerung bezahlt, liegt daran, dass sie schweigend mitmacht, oder? Kollaborateure gab es sogar in Holland (bez. z.B. Anne Frank), Belgien (bez. z.B. Rose Spiegel) und Frankreich in Massen.
    Schenk von Stauffenberg, der auferstandene Held, war keiner, er war lediglich ein Umgekehrter, dem zu verzeihen ist, aber die längste Zeit war er doch Unterstützer von Retlih (soll den Namen nicht sagen), oder? Wir haben doch sehr, sehr wenige zum Stolzsein.
    Und die deutsche Bevölkerung damals war ein Grab der Schweigsamkeit, die man allenfalls mit der berüchtigten Sippenhaft entschuldigen kann oder auch mit dem Vorgehen des Regimes: Erstmal alle Kritiker wegsperren und töten, Fritz Gerlich (Der Gerade Weg) 1934 in Dachau, Erich Mühsam in Oranienburg, um zwei Beispiele zu benennen. Buchenwald war voller Regimekritiker. Vielleicht wird an diese etwas wenig erinnert, diese Ersten, die es verhindern wollten. Aber die Vertriebenen reißen bei mir kein Mitleid ‚runter. Vor Retlih (soll den Namen nicht sagen) hatte man doch die Wahl. Und aus seinem Antisemitismus hat der Mann kein Hehl gemacht. Zwei Mordanschläge auf ihn in München, überlebt. Irgendwie: Schicksal, schlechtes Karma des relativ neuen Deutschlands.

    Aber mal was anderes:
    Als die Haare in der Mitte sich ausdünnten, sagte mir mein Körper, dass ich aufgehört hatte, achtzehn zu sein. Der Wahn der Medien, uns Alterssex anzudrehen, ging mir am A. vorbei, und ich versuchte zumindest, das Denken anzufangen. Die geistige Welt, die ich unzureichend bereise, ist viel größer und dadurch ein viel gewaltigeres Abenteuer als die banalen Zuckungen und Verrenkungen. Plötzlich einen Satz, sagen wir von Kant (nur ein Beispiel) zu verstehen, den man mit achtzehn nicht verstanden hätte, ist auch eine Art Orgasmus. Insofern ist dieses Stück auch recht gut:
    http://www.welt.de/kultur/arti.....ssagt.html

    Apropos Kant: Schade, dass der Altersdenker Kaufmann nicht mehr dabei ist. Aber der ist nicht weise, sonst würde er begreifen, dass man sich mit Obsessionen Felsen in den Weg legt.

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    Der nächste Brillant, dieses Mal FAZ:
    „Gegen Angreifer muss man sich wehren

    Das strahlt aus. Ebenso wie national-bornierte Großzügigkeit. So mag man die Hilfen für Asylbewerber denen von Hartz-IV-Empfängern gleichsetzen, es geht schließlich um Menschen, die menschenwürdig behandelt werden müssen. Doch der Zweck ist grundverschieden – und vor allem wird bei solchen Leistungen die Lage Deutschlands als eines Landes mit offenen Grenzen vergessen. Gerade diejenigen, die sich so gern international geben, verkennen die von ihnen beschlossenen globalen Anreize für einen Ansturm auf Deutschland, der das Gemeinwesen überfordert. Ein Gemeinwesen, dass gewiss noch mehr Flüchtlinge aufnehmen könnte und hierbehalten wollte. Es muss aber Einfluss darauf haben, wer ins Land kommt und wie sich die Bevölkerung zusammensetzt.
    Und gegen Angreifer muss man sich wehren. Bekämpft wird heutzutage aber nicht derjenige, der Gewalt ausübt, ob bei der Annexion der Krim oder gegen Bürger, die sich ein Radrennen anschauen wollen – sondern derjenige, der anderer Meinung ist. So werden im Netz Todesdrohungen gegen Sichtweisen ausgestoßen, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen. Solcherlei (Selbst-)Zerfleischung schwächt eine Gesellschaft, die sich doch darin einig sein sollte, ihren Schutzraum der Freiheit in einer unübersichtlichen Welt zu bewahren.
    …..
    Gegen das Einsickern von Terroristen hilft vor allem ein Fremdenrecht, das diesen Namen verdient. Das reicht von der Asyl- und Flüchtlingspolitik bis zu Grenzkontrollen und Observationen. Es reicht schon, sich einfach an das geltende Recht zu halten und sich daran zu erinnern, wie es eigentlich gemeint war. Flüchtlinge, denen Verfolgung droht, dürfen nicht dorthin zurückgeführt werden, wo sie um ihr Leben fürchten müssen. Und eben nicht: Jeder, der es bis hierher schafft, darf bleiben.“
    http://www.faz.net/aktuell/pol.....72670.html

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    Tja, das gibt’s auch: Brillant geschrieben (Lucas Vogelsang), so großartig, dass man mitgehen möchte, diese Leute kennen lernen. Aber hier handelt es sich um Familien und dabei auch um eine Familie, die die Kinder offensichtlich gut erzieht. Wenn’s mal Ärger geben sollte, werden diese das Land verteidigen. Man gönnt uns nichts: Das Zusammenwachsen ist schwierig, aber man gewöhnt sich aneinander. Das Zusammenwachsen ist längst nicht zu Ende, Erdogan ist schwierig, der Neue auch, aber Ates hier holt den Rentner aus der Badewanne. Da haut man uns die nächste Ladung ‚rein: Arbeitslose, oft unausgebildete, muskelbepackte Nord- und Mittelafrikaner. Ich wette, die Deutschtürken sind auch nicht amused. Für Macho-Araber haben die auch nicht so viel übrig. Die permanente Aufrüttelung bestehender Verhältnisse, keine Sicherheiten, keine alten, keine neu gewachsenen, nicht einmal das Sparbuch.
    Schäm‘ Dich, Bundesrepublik! Deine Bürger sind besser als du. Am besten, wir gehen alle zu diesem Bülent. Du hast für uns nix übrig, BRD, wir sind Kevin allein zu Haus, ob wir jetzt Hans oder Can heißen. Oder auch Levy, da sind wir erst recht allein.
    http://www.welt.de/vermischtes.....-sein.html

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    Die Anerkennung der formalen Unabhängigkeit war ein Fehler. Sie hätte so nicht zustande kommen dürfen. Man konnte alles tun und natürlich musste man von albanischer Seite alles tun, um einen Staat aufzubauen, nur eines nicht, es einen unabhängigen Staat nennen. Das hat Recht gebrochen. Nicht, dass dies irgendwas an der Politik des Kreml geändert hätte, aber für Aggressoren ist Legitimität eine harte Währung, gerade gegenüber dem eigenem Verein.

    Herzinger sagt: „Keine Separationsbewegung in einem dieser genannten Gebiete kann aus dem Sonderfall der Unabhängigkeit des Kosovos irgendeine zusätzliche Legitimation beziehen.“ Dieser Satz ist an Ignoranz nicht zu überbieten. Es geht nicht um die argumentative Lufthoheit in der Welt-Redaktion, im Pentagon, der UNO oder dem Kreml. Es geht um die argumentative Lufthoheit an den Küchentischen im Baskenland, in der Slowakei, dem Donjezk oder sonst wo, wo die wirkliche Entscheidung getroffen wird, ob der Bub auf Menschen schießt, die er nicht kennt und da wird nicht Herzinger zitiert, sondern das Kosovo als letztes Argument angeführt. Toll, das Herzinger mit sich im Reinen ist. Gönne ich ihm und im Inhalt kann ich kaum wiedersprechen. Touché – elegante Federführung. Nur was nützt es, wenn man damit ein Lied schreibt, was es den Rattenfängern leicht macht, bis in die „Mitte der Gesellschaft“ hinein zu punkten? Das Kosovo ist das Argument, dass Rassisten die Mobilisierung der Normalos erlaubt. Nichts das einzige, bestimmt nicht. Aber ein universales. Klasse, dass das bei Herzinger nicht wirken würde!

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      Wieder einmal viel gelernt, Stevanovic. Dennoch überzeugt mich Tim Judahs Argumentation (in „Kosovo: What Everyone Needs to Know“) eher: Gerade die Deutschen haben alles versucht, um eine Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zu verhindern; am Ende aber ließ die russisch-serbische Intransigenz keine andere Wahl zu.

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    Was die Grenzen angeht, so waren die Grenzen in Jugoslawien das Ergebnis des AVNOJ, also die Grenzen Titos und ich muss Tränen lachen, wenn über die sakrale Unverletzlichkeit von Grenzen gesprochen wird, die von einem diktatorischem Kommunisten gezogen wurden. Aber, meinetwegen, was Recht ist, muss Recht bleiben. Auch wenn Serben und andere Minderheiten dies nicht einsehen. Kein Serbien links der Drina, kein Kroatien in der Herzegovina, kein Muslimistan im Sandzak. D’accord. Nur, auch Teil dieses Spiels ist, dass das Kosovo Teil Serbiens ist, sonst hätte Tito (in seiner wiederentdeckten unendlichen Weisheit) dem Kosovo den Status einer Republik gegeben, was er aber nun mal nicht hat. Legal, illegal, scheißegal? Natürlich nicht! Man kann ja europabewegt verhandeln.
    Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um die Verhandlungen zwischen Serbien und den Albanern als Farce zu bezeichnen. Keiner der beiden Seiten hatte einen Grund, mit anderen Seiten eine Übereinkunft zu erzielen. Belgrad sind die Serben im Kosovo im Grunde egal, Geschichte und Anspruch zählen mehr als Menschenleben, und von den Albanern zu verlangen, unter eine serbischen Fahne zu salutieren, war lächerlich. Ein Stuhlkreis, vorhersehbar, ohne Ergebnis. Und was passierte dann?
    Auf einmal musste Recht dem Pragmatismus weichen. Was Recht war, muss nicht mehr Recht bleiben. Und nun war die Büchse der Pandora bis nach Asien geöffnet. Jeder Nationalist, von hier bis Mikronesien, hat einen Präzedenzfall bekommen und kein Rattenfänger spielt diese Melodie nun wie Putin. Es ist richtig, dass der Kreml seine expansionistische Politik auch ohne das Kosovo durchgezogen hätte, aber der Grundstein des Anscheins des Gerechten und Legalen, der Eltern ihre Kinder unter Freudentränen in gerechte Kriege ziehen lässt, der wurde für das 21Jhrhundert im Kosovo gelegt.

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    Nicht falsch verstehen: Persönlich war ich schon in den 90ern für ein Referendum und die damit unausweichliche Unabhängigkeit des Kosovo. Es ist richtig, dass der serbische Staat unerträglich war. Aber die Geschichte des albanischen Nationalismus ist älter als das Regime von Milosevic und die schleichende Verdrängung der serbischen Bevölkerung durch albanischen Nationalisten hat bereits zu Zeiten Jugoslawiens begonnen und es hat immer wieder Ausschreitungen gegen Serben gegeben. Freilich hat dies nie das Maß erreicht, wie es in der serbischen Propaganda behauptet wurde und die in der Aussage Milosevics „niko ne sme da vas bije“ (niemand darf euch schlagen) gipfelte. Milosevic war ein skrupelloser Diktator und das Konzept der Serben als „nebeski narod“ (das himmlische Volk) ist nichts als rassistischer Dreck. Rugova, der Anführer der Albaner zu der Zeit, war die letzte Chance Serbiens, mit den Albanern zu einer einvernehmlichen Einigung zu kommen, ein geschenkter Elfmeter der Geschichte und Serbien hat den Ball aus einer Mischung aus Arroganz, Rassismus und reaktionärer Borniertheit absichtlich in die andere Richtung geschossen. Es ist richtig, dass der serbische Staat eine Einigung niemals akzeptierte, weil er die albanische Bevölkerung nie als seine eigenen Bürger sah, sondern als Invasoren, zeitweise sogar als Parasiten.
    Gab es deswegen den albanischen Nationalismus nicht? Wohl kaum. Letztlich hat er (nicht weniger rassistisch) Jugoslawien nicht akzeptiert und lehnte ein Zusammenleben mit den artfremden Slawen stets ab. Rugova war nicht die Norm, Rugova war ein Ausnahmepolitiker, wie ihn der Balkan leider viel zu selten hervorbringt.

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    @Parisien vs. Alan Posener
    „Verteibung der Deutschen aus dem Osten [kein] Unrecht“
    Lieber Parisien, ich finde, sie führen hier ein wenig vor, wie wie (protestantische?) Gefühllosigkeit gegen sich selber mit Gefühlskälte gegenüber anderen korreliert (ohne daß ich Ihnen das jetzt persönlich untersellen will – bitte!). ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selber‘: Schmerz, Leiden, Menschenrechte sind unteilbar und ein antideutsches ‚Die Deutschen haben es verdient‘ oder gar ‚Bomber Harris, do it again‘ entspringt genau dem gleichen (deutschen?) Gerechtigkeitswahn der letztlich auch nur der Selbsterhöhung dient. Wie die sogenannten Palestinenserfreunde, denen es vor allem um das Abarbeiten an Israel (den Juden) geht, um sich selber (wieder) moralisch zu erhöhen. Solches ist doch durchschaubar. Auch Ihre Forderung nach einer – letztlich – Re-ethnisierung von Staaten (Beispiel Kosovo) haut in die gleiche Kerbe.
    Und die Forderung von Schuster verstehe ich doch lediglich als eine Erinnerung daran, aus der deutschen Geschichte die Folgerung zu ziehen, eben das eigene (Staats-)Volk nicht mehr abzuschotten. Natürlich werden wir als (noch-) Industriestaat nicht alle Zuwanderungswillige aufnehmen und vor allem integrieren können- um unsere Sozialsysteme zu schützen. Diese Sozialsysteme, ohne die ein stabiler Industriestaat, der ohne flächendeckende Massenproduktion, also Arbeitsplätze für alle, funktionieren soll, gar nicht denkbar ist.
    (Diese Zusammenhänge scheinen ja noch nicht mal hierzulande bekannt zu sein, wie kann man von Flüchtlingen verlangen, solche Zusammenhänge zu erkennen.)
    Letztlich wird man von einem Wirtschaftssystem (‚der Wirtschaft‘) erwarten müssen, daß sie sich auf die Qualifikation der vorhandenen und zuwandernden Arbeitskräfte einstellt (und nicht Aus- /Weiterbildung in gewohnter Manier komplett an den Staat deligiert). Ich denke, an ‚Entwicklungsländern‘, wie eben dem Kosovo kann man sehr wohl studieren, wie sich Wirtschaft entwickeln und verändern kann. Es geht auch hier vor allem darum, Nischen zu finden und zu besetzen. Dieser Ansatz scheint mir allerdings in einem Land, wo ein (allzu) breiter Konsens darüber herrscht, daß ‚wir‘ Exportweltmeister sind /wieder werden müssen, etc. und daß die Politik sich in bewährter Stamokap-Manier vorwiegend um das Wohlergehen der großen Exportfirmen bzw. ihrer assoziierten Agglomerate an ‚Mittelständlern‘ zu kümmern hat, kaum vermittelbar. Sobald irgendwo ‚anders‘ gedacht wird, werden die Angstszenarien des ‚Volkes ohne Raum‘ und Rohstoffe wieder bemüht (stimmt übrigens nicht!), um die bisherige, auf Wilhelm II und japanischer Denkweise beruhende Industriepolitik weiter zu treiben. Im Übrigen führt dieser breite Konsens, also die landestypische Wahrnehmung von Wirtschaft zu einer Unflexibilität im Denken, wo persönliche Qualifkation dem Fachidiotentum weicht. Als ich Kind/Jugendlicher war, konnte mir noch jeder Wissenschaftler oder Techniker, den ich kannte, in einfachen Worten, verständlich und an Beispielen erklären, was z.B. ‚Resonanz‘ ist – das ist – trotz aller ‚Exzellenzinitiativen‘ – heutzutage nicht mehr zu erwarten.

    Auch deswegen sollten wir Entwicklungsländer studieren!

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    @ Alan Posener
    Sie sagen hier in diesem posting etwas sehr Wesentliches:
    1. Dem Kosovo geht es nicht schlecht.
    2. Folge daraus: Aus dem Kosovo muss man nicht flüchten.
    3. Folge 2: Wenn aus dem Kosovo Leistungsfähige flüchten, wird es dem Kosovo schlechter gehen.
    4. In den Kosovo kann man investieren.

    Sie stellen also indirekt dar, dass Kosovaren keinen Asylgrund haben, es sei denn, sie wären serbische Christen.

    Mal etwas weiter ausholend, also quasi halbwegs o.t.:
    Wir betrachten seit Jahren Schäden an Zivilbevölkerungen, hier vor allem Frauen und Kindern, vorgeführt im TV. Besonders gern schießt man sich dabei auf Israel ein, obwohl gerade Israel Zivilbevölkerung eindeutig versehentlich tötet, ja, sogar Warnungen vor Bombenangriffen herausgibt, aber selbst Opfer wird: Nämlich Opfer der zynischen Praxis des menschlichen Schutzschildes. Auch Assad wird gern beschuldigt, Zivilbevölkerung auf dem Gewissen zu haben, obwohl die Verhältnisse in Syrien mit diverser Opposition, von denen einige nicht zimperlich sind, unübersichtlicher sind. Fakt ist aber, in Syrien leidet die Zivilbevölkerung.
    Was wir aber auf Booten sehen, ist nicht etwa syrische oder syrisch-palästinensische Zivilbevölkerung, sondern diverse, meist junge, Männer, oft aus der Mitte von Afrika, hier auch aus Staaten,die man im gesamtafrikanischen Kontext eher dem Kosovo nahestellen kann wie Senegal oder auch Ghana. Und Somalis. Wenn es Christen aus Kenia wären, sähe das anders aus. Somalis sind in Göteborg wie in Cardiff bekannt und haben auch Leute beim IS.
    Das erklären Sie mal der Bevölkerung.

    Dann haben Sie diesen Fall, den man vermutlich als Verzweiflungsakt einstufen muss:
    http://www.welt.de/regionales/.....ifter.html
    Da wohnen Familien mit kleinen Kindern, die gehen zu Fuß in den Kindergarten und in die Schule, und genau daneben sollen sechs untätige und beobachtende junge Iraker einquartiert werden.
    Glauben Sie, der Mann (aus der Mitte der Gesellschaft, ja, gar Beamter) hätte das gemacht, wenn dort eine syrische, jesidische, kurdische oder palästinensische Flüchtlingsfamilie eingezogen wäre? Nein, oder?
    Die Kinder wären gemeinsam in die Schule marschiert, und die Mütter hätten wahrscheinlich beim Deutschlernen geholfen. Das ist die deutsche Realität.
    Daraus macht Herr Schuster das hier:
    http://www.welt.de/politik/deu.....ehnen.html
    Und das ist schlicht verkehrt. Wir sind hier in der vierten-fünften Generation, und immer noch sollen die Kinder und Kindeskinder die Last tragen, immer noch beschwert sein. Statt dessen hätte er ebensogut über andere Genozide reden können, wie zum Beispiel diesen hier:
    http://www.spiegel.de/politik/.....31804.html
    Wo sind die? Wer tut etwas für sie? Warum holt man sie nicht und hält die Männerboote außerhalb der libyschen Dreimeilenzone nicht auf?
    Und wenn’s ganz absurd kommt, sind unter den irakischen „Flüchtlingen“ welche, die bei IS gearbeitet haben.
    Diese Widersprüche können Sie niemandem erklären.
    Und die Verzweiflungstat würde mir selbst nicht unterlaufen, aber das Motiv kann ich nachvollziehen. Wenn Behörden einen Haufen junger Männer aus Afrika oder auch aus failed states neben ganz normalen Bürgern unterbringen wollen, die dann Sorge um ihre Frauen und Kinder haben, was geht dann durch deren Kopf? Ich würde ja, sagen, nichts. Die Bevölkerung ist ihnen ganz egal. Ja, oder aber Neid. Idylle, daneben ein Golfplatz, warum haben die das? Ich tendiere aber eher zu nichts oder Stupidität. Auf jeden Fall, ist es ein no-brainer, dass wir nicht wirklich Platz haben, es sei denn, man würde die Flüchtlinge in Zelten in leerstehenden Landesteilen, vor allem im Osten, unterbringen und daneben die personell aufgestockten Asylbehörden. Plus Polizei für beide Seiten.

  34. avatar

    @ Alan Posener
    Der Vergleich hinkt. Juden können bekanntlich überall leben. Es sind die anderen Völker/Ethnien/Religionen, die ihnen Probleme bereiten.
    Und Sie meinen nicht, dass Grass das gerade drastisch beschrieben hat, um seine eigene Last vor sich besser ertragen zu können?
    Über Aramäer brauchen Sie nicht zu dozieren. Aber sie haben es nicht sonnig.
    Kommen Sie, machen Sie das nicht klein: Die haben Besteck, Porzellan, Wäsche, Bilder und Klaviere ersteigert dort – die Polen auch – und verrieten die Juden. Die haben sich teilweise in jüdischen Wohnungen breitgemacht. Irgendwann war das dann zu Ende. Stalin hatte 9 Mio verloren und keinen Grund, sie zu bedauern, auch die Polen nicht, zum Teil Kollaborateure. Das macht seine Völkerverschiebung nicht richtig, aber beweinen muss man die damaligen Deutschen jetzt nicht gerade.
    Sie verteidigen doch vermutlich Albaner und Kosovaren, weil Dank (an Albanien) bei Ihnen keine Halbwertzeit kennt?

    @ Roland Ziegler
    Albanien, Dänemark, Schweden, vielleicht China, die viel für die flüchtenden Juden taten zwischen den Dreißigern und 1945. Sonst hat jeder Staat ein paar Flecken auf der Weste.
    Man steigt nicht recht dahinter manchmal bei ihm. Aber prorussisch war er nie, er war für Mao. Ich wäre nicht überrascht, wenn er demnächst für Clinton wäre.

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    Die größeren Gefahren:
    http://www.spiegel.de/wissensc.....31728.html
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....engen.html

    Die „Maschinen“ sind die Pandorabüchse, die zweite. Die erste war die Erfindung der Atombombe. Ohne die Atombombe hätten kleine Nationen und Völker mehr Selbstbestimmung. Unter der Knute zweier Atommächte muss man die Ukrainer bedauern. Und auch eigentlich Deutschland.
    Und wegen der Maschinierung Handwerker, Bauern und Arbeiter. Die Entsorgung: Möglichst viele Immigranten minderer Möglichkeiten, dann werden wir hier Kriegszustände bekommen wie in Syrien oder Libyen. Ja, oder Kongo oder Nigeria, buntes Schlachten, von der Politik im Markt der Möglichkeiten bestellt. Die wohnen jetzt schon in Elysium. Deshalb ist ein Bevölkerungsrückgang ab 2050 (weltweit) schon prognostiziert und wahrscheinlich bewettet. Merkel will diese Migranten in andere europäische Länder dirigieren. Das ist eine Verteilung und Verschiebung der Probleme, die ihr, angeschlagen, nicht gelingen wird. Die Lösung scheint mir offensichtlich: Schließung und Protektion aller nur möglichen Grenzen, Schutz des Nationalstaats (erzkonservative Position), außerdem drastische Maschinensteuer, von der die Rente erhoben wird (ultralinke Position).
    Das britische Königshaus feiert. Das ist mal was Gesundes.
    Meine Wette?: Unsere Kinder und Enkel werden im bunten Schlachten sterben oder auf der Flucht sein. Merkel wird in den USA in Asyl sein, Schröder eher bei Putin. Claudia Roth wird sich in einem Baumhaus verstecken, Trittin in der Toilette einer off-shore-Turbine oder einer Riesencoladose und Renate Künast in einem Hühnerstall, lieber in einem mit Käfigen, wegen der Beine.

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    @ Alan Posener
    Ich finde nicht, dass die Verteibung der Deutschen aus dem Osten Unrecht war. Die Deutschen wollten ja Polen nicht nur von Juden „befreien“, sondern auch von Polen. Und die Deutschen haben sich die Tschechoslowakei doch einfach einverleibt. Insofern war die Verteibung der Deutschen, die man im Osten knüppeldick hatte, einfach nur logisch. Aus Ostpreußen sind sie meines Wissens nie vertrieben wurden (bei Bedarf Korrektur, bitte), sondern vor der Roten Armee geflüchtet, wie auch aus Schlesien.
    Und ich bin schon der Meinung, dass Sie damit das Unrecht des Dritten Reichs relativieren.
    Außerdem mutet Ihre liebenswerte These, dass Ethnien einfach zusammen leben können, in Zeiten, wo bald jede zweite Ehe geschieden wird, seltsam an. Auch archaisch. Die Realität sieht anders aus. Eigentlich brauchen wir im Nahen Osten einen Staat für Christen und Kopten und einen für Kurden.
    Und die russischstämmigen Bürger der Ostukraine sind Russland mehr verbunden. Das ist die Realität. Wie die Politik heute versuchen Sie, an dieser mit Ihrem Idealismus vorbeizuschiffen.
    Ziegler ist da näher dran.
    Übrigens hat das Geschmäckle, wenn Obama mit Iran verhandelt und die Clinton Foundation den Russen zeitgleich Rechte zur Urangewinnung auf amerikanischem Boden (Kanada) geben. Der beste Kumpel der Israeli ist derzeit ein falscher Fuffz’ger.
    Daher geht das Gerücht, dass sie sich Asien zuwenden.

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      Lieber Parisien, lesen Sie – etwa bei Günter Grass – über die entsetzlichen Dinge, die bei der Vertreibung der Deutschen passiert sind. Sie mag unumgänglich gewesen sein. Unrecht war sie dennoch. Unumgänglich war sie übrigens nur, weil man Stalin die Hälfte Vorkriegs-Polens lassen wollte, die er von Hitler 1939 geschenkt bekommen hatte. Die dort lebenden Polen mussten also – das war die glorreiche Idee Winston Churchills – nach Westen umgesiedelt und dafür die Deutschen verjagt werden. Da gibt es nichts zu beschönigen, das war reine Machtpolitik zur Beschwichtigung Stalins. Was Sie über „Christen und Kopten“ schreiben, verrät Ihre Unkenntnis: Kopten sind ja Christen. Sie bilden etwa ein Zehntel der ägyptischen Bevölkerung und lebten seit der Antike unbehelligt in Ägypten. Kopten hatten es dort unter den Muslimen viel besser als Juden in den meisten Teilen des christlichen Europa. Dass nun die Muslimbrüder versuchen, die Kopten einzuschüchtern und die Muslime gegen sie aufzuhetzen, ist schlimm genug. Sie müssen dem nicht mit Forderungen nach einem „eigenen Staat“, den die Kopten nicht wollen, Vorschub leisten. Nach Ihrer Logik der säuberlichen ethnischen Trennung hätte mein Vater in Palästina bleiben und nicht ausgerechnet nach Deutschland zurückkommen sollen. Ich spreche Ihnen aber das Recht ab, darüber zu befinden.

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    …womit ich natürlich nicht sagen will, dass Russland im Bürgerkrieg unbeteiligt oder gar neutral wäre. Die haben nach Kräften gezündelt und tatkräftig unterstützt. Aber sie bekriegen die Ukraine nicht, dann wäre die Ukraine längst besetzt.

    Ihren Artikel habe ich jedenfalls so verstanden, dass es sich zeigt, dass es gut war, dass die Kosovaren ein eigenes Territorium erhalten haben. War das deswegen gut, weil sie Opfer der serbischen Aggression waren? Nein, es war deswegen gut, weil es die einzige Möglichkeit war, den Bürgerkrieg zu beenden.

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    Ich hätte genauso gut „Mehrheit“ statt „Restukraine“ sagen können. In diesem Fall scheint es so zu sein, dass die ostukrainische Minderheit den Willen dieser Mehrheit nicht tragen kann und deshalb zu den Waffen gegriffen hat. Was das Gebiet der Osturkaine betrifft: mehrheitlich. So der Augenschein, den man leider (noch) nicht anhand einer geheimen Wahl überprüfen kann.

    Alternativ kann man natürlich auch glauben, es handele sich um ein fremdes Überfallkommando, feindliche Elemente aus dem Ausland. Das wäre dann die typische Sprechweise eines in die Krise geratenen Staates. Es sind immer „die da draußen“; dass da Leute aus dem eigenen Land kämpfen, wird aus dem Zerrbild herausgenommen.

    Bei den Pogromen an den Serben sind die Albaner die Aggressoren gewesen. Nicht die Serben; die waren hier die Opfer. Diese Progrome sind Verbrechen, völlig unabhängig davon, ob die albanischen Täter aus ihrer vorherigen Opferrolle heraus zu Tätern geworden sind. Man kann jede Tat und jeden Täter immer aus bestimmten Erfahrungen heraus erklären, er bleibt dennoch Täter. Opfer- und die Täterrolle verschmelzen im Bürgerkrieg; Recht und Unrecht lassen sich nicht mehr so einfach zuweisen.

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      Lieber Roland Ziegler, lesen Sie bitte ein wenig über den Kosovo-Krieg und seine Hintergründe. Immerhin waren wir Deutsche an ihm beteiligt. Grundsätzlich waren die meisten westlichen Staaten gegen den Zerfall Jugoslawiens. Es stand aber laut der jugoslawischen Verfassung den Einzelstaaten das Recht zu, die Föderation zu verlassen. Die serbische Führung reagierte mit dem Versuch, ein Groß-Serbíen zu schaffen. Das Kosovo war ein Sonderfall, weil es einen anderen Status hatte als Slowenien, Kroatien usw. Ihm war unter Tito nur die Autonomie als Teil des Bundesstaats Serbien eingeräumt worden; und das, obwohl die Albaner das einzige „Volk“ uaus dem ehemaligen Jugoslawien waren, die ethnisch keine Slawen sind und nicht Serbo-Kroatisch sprechen. Kroaten, Serben und Bosnier – die wichtigsten Protzagonisten der Jugoslawien-Kriege – unterscheiden sich lediglich durch die Religion voneinander, es handelte sich um Religionskriege. Die Albaner sind, wie gesagt, vor allem als Albaner diskriminiert worden, egal ob sie Muslime, Katholiken oder Atheisten waren. Anders als die Slowenen, Kroaten und Bosnier hatten die Kosovaren keinen Staatsapparat, um den Serben entgegenzutreten: der Staatsapparat im Kosovo awar in serbischer Hand. Deshalb verlegten sie sich unter der Führung Rugovas hauptsächlich auf den passiven Widerstand. Die militante – meinetwegen terroristische – KLA war eine kleine, unbedeutende Gruppierung, bis die Serben mit der ethnischen Säuberung des Kosovo begannen und dadurch die Nato auf den Plan riefen. Aber selbst nach ihrem Sieg und der Besatzung gingen die NATO, die UN und die EU nicht davon aus, dass das Kosovo von Serbien abgetrennt werden sollte. Die Formel lautete: „Mehr als Autonomie, weniger als Unabhängigkeit“. Erst 2008 willigte eine Mehrheit der an der Kosovo-Mission beteiligten Staaten in die Unabhängigkeit ein, weil, wie Richard Herzinger schreibt, die am wenigsten schlechte Möglichkeit war. Es war also keineswegs so, dass die ethnische Trennung Ziel der westlichen Politik war. Im Gegenteil. Bis heute hält der Westen an der staatlichen Einheit Bosnien-Herzegowinas fest, obwohl das Land inzwischen, wie auch Stevanovic schreibt, weitgehend „ethnisch“ – sprich religiös – in einen serbisch-orthodoxen, einen kroatisch-katholischen und einen bosniakisch-muslimischen Teil getrennt ist.

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    „In der EU werden die “Völker” des Balkans ohnehin lernen müssen, mit allerlei fremden Nachbarn zu leben.“

    Bratstvo i jedinstvo, auf die Idee sind einige schon vorher gekommen.

    „Ihr Blick von oben herab auf die “verfeindeten Parteien”, als könne man Recht von Unrecht nicht scheiden, ist neokolonial.“

    Nochmal die Frage: Waren sie bei den Roma? Die Serben haben Lobby und Hilfe (jammern aber viel) – aber wo sind die Roma geblieben? Hat sie jemand auf die angesprochen, oder lacht man schon wieder balkanisch-sympathisch die Dinge einfach wieder weg? Sind die Roma überhaupt ein Thema – in Serbien nur als Instrument. Was sagen die albanischen Verantwortlichen, oder gab es die dort noch nie?

    Habe gerade nicht die Zeit zu Antworten, aber ich glaube, Sie machen es sich gerade zu einfach. Viel interessanter ist immer, worüber nicht gesprochen wird.

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      Klar, Stevanovic, ich verstehe. In der Theorie (und der Verfassung) ist das Kosovo multi-ethnisch; in der Praxis möchte ich dort weder Serbe noch Zigeuner noch Türke noch Bosniake noch Gorani sein. ich hatte aber – im Gegensatz zu Serbien – das Gefühl, dass die Verantwortlichen immerhin wissen, dass sie sich kümmern müssen, und die entsprechende Insistenz der EULEX-Delegation und des EU-Parlaments nicht, wie in Serbien, als westliches Komplott abtun.

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    Aber ich möchte mich über Neokolonialismus nicht streiten. Es gibt, von oben herab betrachtet, nur zwei Möglichkeiten: entweder die Leute bleiben beieinander oder sie trennen sich. Halten Sie es wirklich für möglich, nach allem was geschehen ist, dass die Ostukrainer zusammen friedlich in einem gemeinsamen Land mit den Restukrainern leben werden? Um als Minderheit permanent überstimmt zu werden? – Ich kann mir das nicht vorstellen.

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      Warum sollten die Ostukrainer „permanent überstimmt“ werden? Das unterstellen Sie einfach, Roland Ziegler, wie die russische Propaganda. Warum sollten Ost und „Restukrainer“ (Ihre Bezeichnung für die Mehrheit!) nicht den gemeinsamen Wunsch haben, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern in einem eigenen Land? Dafür haben sie immer wieder in Wahlen gestimmt. Erst seit Russland Teile des Landes okkupiert, wird behauptet, es gebe unüberbrückbare Gegensätze.

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    Heißt das, es gibt gar keinen Bürgerkrieg, sondern nur einen Feind von draußen, der überfallartig eingedrungen ist? Ich vermute, dass Sie etwas anderes hören würden, wenn Sie sich in der verbliebenen ostukrainischen Bevölkerung umhören könnten. Diesen Leuten, die viele Opfer zu beklagen haben, stülpen Sie Ihre Sicht der Dinge und Ihre Unterscheidung zwischen „Recht von Unrecht“ über.
    Die „schlimmen Pogrome“ an den Serben hinterlassen einen „bitteren Nachgeschmack“, schreiben Sie. Ich nehme an, dass Sie, nachdem Sie – von außen – Recht von Unrecht unterschieden haben, zu dieser Empfindung gekommen sind? Das kommt nun mir reichlich neokolonial vor.

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      Lieber Roland Ziegler, sie betreiben Sprachkritik statt selbst Farbe zu bekennen. Die Serben waren die Aggressoren. Das rechtfertigt jedoch nicht die Pogrome seitens der Albaner. Man kann sich ein Urteil bilden, ohne in Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen. Auch die Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa nach 1945 war Unrecht. Das heißt nicht, dass ich das Nazi-Unrecht relativiere.
      Was meinen Sie?

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    Sofern man den Bürgerkrieg in der Ukraine als „ethnisch“ bezeichnen kann, ja. Bei einem Bürgerkrieg sollten – sofern möglich – die Kämpfenden räumlich und organisatorisch voneinander getrennt werden bzw. sich trennen dürfen. Unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen einer Wahl. Es sei denn, beide Parteien würden Wahlergebnisse akzeptieren, was leider höchst selten der Fall ist (sonst gäbe es keinen Bürgerkrieg).
    Inwiefern ist diese Idee neokolonial?

    Zunächst muss der Kampf aufhören. Die verfeindeten Parteien betrachten sich als Opfer der jeweils anderen Partei. Die Grenze zwischen Täter und Opfer verschwimmt: Jede Partei ist Täter und Opfer zugleich, nimmt aber nur die Opferrolle wahr. Eine Versöhnung, wenn es so viele Tote gegeben hat, funktioniert erst Jahrzehnte später, möglicherweise Generationen später.

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      Nein, Roland Ziegler, die Ukraine ist Opfer einer Aggression. So wie es die Bosnier (also die muslimischen Slawen) und Slowenen (katholische Slawen) waren. Die Kosovaren waren Opfer einer genozidalen Säuberungs- und Rachepolitik. Ihr Blick von oben herab auf die „verfeindeten Parteien“, als könne man Recht von Unrecht nicht scheiden, ist neokolonial.

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    Wenn wir mal anschauen, was in heutigen „Demokratien“ so abgeht im Rahmen von connections, gibt es nur einen Unterschied zum Balkan: Die sind fröhlicher. Und dass es an Vorbildfunktion für afrikanische Länder und Know-How zu durchdachten Nachkriegsordnungen mangelt, ist kein Wunder:
    Wie ein Seichtling einen Präsidenten steuert:
    http://www.newrepublic.com/art.....on-dynasty
    Wie man charities so führt, dass man nicht zu kurz kommt:
    http://www.washingtontimes.com.....807384353/
    Wie man seine Wirtschaft und seine Bevölkerung hintergeht:
    http://www.spiegel.de/netzwelt.....31232.html
    Und so was will in Europa das Sagen haben.

  44. avatar

    Trauriger Alltag bei zehn Prozent Muslimen:
    „Nicht alle waren Charlie. In Schulen, im Netz, auf den Bühnen haben sich vor allem junge Menschen verständnisvoll gegenüber dem Terror geäußert, sie haben sich mehr mit den Tätern identifiziert als mit den Opfern. Das ist alarmierend, weil es zeigt, dass sich die Republik sehr schnell zu Feinden macht, wen sie wirtschaftlich, sozial, kulturell ausschließt.“

    „Die Schulen werden in bestimmten Zonen zu „glaubensreinen“ Bereichen gemacht, wo nicht mal Lehrerinnen es noch wagen, Röcke zu tragen, und der Sportunterricht besser ausfällt, weil Mädchen nicht von Jungs getrennt sind.“
    http://www.welt.de/debatte/kom.....rgang.html

    Und sie haben einige und nicht zu wenige sehr gut integrierte Tunesier, Algerier und Westafrikaner im Land und dennoch massive Probleme.

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    Die Balkanstaaten sind hier auch erwähnt. Jetzt kommt allmählich die Erkenntnis, dass es ein Problem gibt. Houston konnte seine meistens lösen. Hier eine türkischstämmige Integrationsbeauftagte, die für die Regierung des bodenständigsten deutschen Ministerpräsidenten arbeitet:
    „Kurzfristig helfen nur andere Maßnahmen, auch Grenzkontrollen. Das ist eine unpopuläre Forderung, aber sie ist sinnvoll, auch mit Blick auf die innere Sicherheit. Unsere Grenzen sind derzeit zu durchlässig.“
    http://www.welt.de/politik/deu.....essig.html
    Ja. Schengen probeweise außer Kraft setzen. Aber den Italienern, Spaniern, Portugiesen und Griechen dabei mit haufenweise Personal helfen, die unübersichtliche Lage sehr schnell zu sortieren. Keinen ohne Sicherheitsprüfung in Europa lassen, alle, die ihren Pass „verloren“ haben, vor Libyen wieder aussetzen. Ein Asylgrund: Verfolgung im eigenen Land wegen einer Kriminaltat. Europa importiert sich Kriminelle? Ohne Frage. Und ein Safeknacker ist auch eine Art Facharbeiter. Das Kriminellenmilieu war immer genau aufgeteilt. Klar wollen die auch Facharbeiter. Derweil schrumpft die Deutsche Bank. Offensichtlich wird da Personal frei, das sich sicher kostengünstiger umschulen ließe.

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    Für mich ist das ein Beleg dafür, dass man einen Bürgerkrieg befriedet, indem man die verfeindeten Gruppen trennt, d.h. unabhängige Gebiete für jede der Konfliktparteien schafft. Dieser pragmatische Ansatz sollte heute auch die diplomatischen Bemühungen in der Ukraine leiten.

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      Lieber Roland Ziegler, Sie plädieren also für die Zerlegung der Ukraine nach „Ethnien“, obwohl die Ukrainer wiederholt in Umfragen und Parlamentswahlen dagegen votiert haben. Was ist das für ein neokolonialer Ansatz? Was Ex-Jugoslawien angeht, so haben die ethnischen Säuberungen, Einschüchterungen usw. dafür gesorgt, dass heute weitgehende Segregation zwischen orthodoxen, katholischen und muslimischen Slawen herrscht (da ging es nie um „Ethnizität“, sondern immer um einen national-religiös begründeten innerslawischen Konflikt), und dass die Albaner – ob muslimisch, katholisch oder atheistisch – nun einen eigenen Staat haben. Die Trennung war nicht Ziel der westlichen Intervention, im Gegenteil. In der EU werden die „Völker“ des Balkans ohnehin lernen müssen, mit allerlei fremden Nachbarn zu leben.

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    Zwei Tage reichen vollkommen aus, um dem Charme des Balkans zu erliegen. Quirlig, dynamisch, optimistisch, kurz vor dem Durchstarten. 2 Minuten vor jetzt geht es richtig los. Das sind die längsten 2 Minuten der Weltgeschichte. Es ist ja nicht so, dass nichts passiert, aber der Durchbruch bleibt aus, immer und immer wieder, jede Generation aufs Neue. In den Städten eine moderne Jugend, pro-westlich, bla-bla. Ich wünsche es ihnen heute vom ganzen Herzen, dass es dem Kosovo anders ergeht. Aber unter dieser Oberfläche sieht es eben anders aus, merkt man nicht sofort. Sarajewo war in den 80ern mal die coolste Stadt des Balkan, ein Viertel der Ehen in Bosnien gemischt. Vielleicht sehe ich es zu schwarz.
    Milchmädchenrechnung: 1,8Millionen Einwohner, die Hälfte unter 30. Ca. ein Viertel geht nach Deutschland, der Rest in die USA, Frankreich, UK, Schweden – das wären dann gute 200.000 (in der Theorie) und das Kosovo wäre mit einem Schlag leer. Wegen diesem utopischen worst case gibt es kein Visum. Lächerlich.

    PS: Roma gesehen? Gab es dort mal mehr als Serben…

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