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Matthias Matussek und die Schwulen: Eine Verteidigung

Kürzlich hat Matthias Matussek auf „welt.de“ eine Glosse veröffentlicht:  „Ich bin wohl homophob. Und das ist gut so.“

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124792188/Ich-bin-wohl-homophob-Und-das-ist-auch-gut-so.html

Das Meinungsstück hat unfassbare 27.600 „Likes“ auf Facebook bekommen, Tendenz steigend. (2.500 gelten schon als bemerkenswert.) Es hat aber auch heftige Diskussionen in der „Welt“-Redaktion ausgelöst. Bisher sind schon drei Entgegnungen erschienen, eine aus den Reihen der Chefredaktion:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124812792/Ich-liebe-also-bin-ich-Und-das-ist-auch-gut-so.html

 

http://www.welt.de/kultur/article124823003/Warum-Homophobie-unchristlich-ist.html

 

http://www.welt.de/kultur/article124869573/Ohne-das-Schwule-waere-unser-Leben-ein-Irrtum.html

 

Für mich ist diese Reaktion ein weiterer Beleg für den Unsinn des vor allem in linksliberalen Kreisen gepflegten Klischees von der „Springer-Presse“, auf die angeblich Verlass ist, wenn es um rechten Kampagnenjournalismus geht. Wahrscheinlich ist nirgendwo die freie Debattenkultur stärker ausgeprägt als beim „Flaggschiff der Springer-Presse“, wie man die „Welt“-Gruppe gern nennt.

Die Widerreden aus der Redaktion freuen mich auch deshalb, weil ich ganz und gar nicht mit dem einverstanden bin, was Matussek – ein Kollege und Freund – geschrieben hat, was ich ihm auch mitgeteilt habe. Es stimmt, was Georg Diez auf „Spiegel online“ schrieb:

 

„Denn das antiliberale Ressentiment addiert sich – die Homophobie trägt zu einem generellen Gefühl von Abgrenzung und Ausgrenzung bei, sie verbindet sich etwa leicht mit Ausländer- und Fremdenhass, weil sie auf ähnliche Ängste und Aggressionen rekurriert: Es entsteht so eine diffuse, trübe Gemengelage von Verachtung, die sich wahlweise ihre Opfer sucht.“

 

Diez hätte, wenn er so viel Mut und so viel Unabhängigkeit besäße wie die Leute der „Springer-Presse“, die dem neuen Star-Kommentator Matussek widersprachen, auch den vom „Spiegel“-Mitbesitzer Jakob Augstein verbreiteten Antisemitismus nennen können; aber Mut und Unabhängigkeit des Denkens sind nicht jedem gegeben; vielleicht aber findet Diez Ressentiments gegen den liberalen Staat Israel völlig OK.

 

Warum will ich, da ich das antiliberale Ressentiment genauso gefährlich finde wie Diez, Matussek verteidigen?

 

Zwei Aussagen nimmt man Matussek besonders krumm:

Erstens: „Homophobie hat mittlerweile dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde den Rang streitig gemacht.“

 

Zweitens (und etwas länger): „Was für ein Eiertanz um die einfache Tatsache, dass die schwule Liebe selbstverständlich eine defizitäre ist, weil sie ohne Kinder bleibt. Der Philosoph Robert Spaemann hatte es in einem Interview mit der „Welt“ so ausgeführt: „Das Natürliche ist auch moralisches Maß für die Beurteilung von Defekten. Nehmen Sie die Homosexualität: Die Abwesenheit der sexuellen Anziehungskraft des anderen Geschlechts, auf dem die Fortexistenz der menschlichen Gattung beruht, ist ein solcher Defekt. Aristoteles nennt das einen Fehler der Natur. Ich sage, es ist einfach ein unvollständig ausgestattetes Wesen, wenn es über die Dinge nicht verfügt, die zu einem normalen Überleben gehören.““

 

Mit der ersten Aussage scheint Matussek – das jedenfalls wirft man ihm vor – den Antisemitismus als eine „ideologische Sünde“ bezeichnen zu wollen, deren Sündhaftigkeit man möglicherweise ebenso in Frage stellen könne, wie er das für die Sünde der Homophobie tut, indem er sich zu ihr bekennt. Aber das hieße, ihn misszuverstehen. Wenn man etwa sieht, wie empfindlich Georg Diez auf Homophobie und andere intolerante Äußerungen reagiert, während ihm die antisemitischen Äußerungen Augsteins nicht einmal einen öffentlichen Seufzer entlocken, so muss man Matussek wohl zustimmen: Man kann, jedenfalls in einem ziemlich großen Segment der Öffentlichkeit unter ziemlich großer Zustimmung behaupten, dass die Juden – so Augstein – die ganze Welt am Gängelband führen, in der Westbank – so Sigmar Gabriel – ein „Apartheid“-Regime betreiben, uns – so Günter Grass – in den Abgrund des Atomkriegs stoßen wollen, und der Aufschrei dagegen beschränkt sich weitgehend auf die „Springer-Presse“. Aber wenn man sagt, dass die Liebe von Homosexuellen „defizitär“ ist, dann geht das selbst den meisten Springer-Leuten zu weit. Dass Matussek Homophobie und Judenphobie zusammen denkt, ist aber auch deshalb richtig, weil sie geschichtlich fast immer zusammen gehören. Wie denn überhaupt das Ressentiment ein frei flottierendes, beständiges Gefühl ist, das sehr wenig mit dem jeweiligen Gegenstand der Phobie und sehr viel mit der inneren Verfasstheit des Phobikers zu tun hat, und das gerade in Krisenzeiten gern „die üblichen Verdächtigen vor das Tribunal des gesunden Volksempfindens“ zerrt: „also die Ausländer, die Juden, die Zeugen Jehovas, die Asphaltliteraten, die negativ-zersetzenden Elemente, die Schwulen, die Halbstarken, die Schmarotzer“. So Henryk M. Broder kürzlich in der „Welt“.

 

Warum in Gottes Namen will ich also Matthias Matussek verteidigen?

Weil er nichts anderes sagt, als was im Katechismus der Katholischen Kirche steht.

Hier sind die relevanten Abschnitte:

2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen. 

2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

 2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.

Dieser Katechismus – der zusammenfasst, was jedes Mitglied der Kirche zu glauben und zu vertreten hat – besteht aus Teilen, die meines Erachtens unproblematisch sind und Teilen, die unhaltbar sind.

Hier sind die Teile, die unproblematisch sind:

Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). (…) Sie sind in keinem Fall zu billigen. 

Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt (…)Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.

Hallo? Unproblematisch? Posener, haben Sie sie nicht alle? Sie sind wohl auch homophob, was?

Diese Aussagen finde ich, obwohl größtenteils gaga, deshalb unproblematisch, weil sie die Position der Kirche und die daraus folgende Haltung gegenüber Homosexuellen mit nichts anderem begründen als mit der Tradition: der „Heiligen Schrift“ und der kirchlichen Überlieferung. Damit sind diese Aussagen wenigstens ehrlich. Denn es gibt natürlich für die Diskriminierung von Homosexuellen – ebenso wie für die Diskriminierung von Schweinen als Bestandteil der Speisekarte oder von Vorhäuten als Bestandteil der Männerwelt, wie sie von Juden und Muslimen praktiziert wird, die übrigens auch mit Homosexuellen ihre Probleme haben – keine Begründung außer jener, dass Gott aus seinem unerforschlichen Ratschluss heraus dagegen ist. Doof für Leute, die an ihrer Vorhaut hängen, gern Schinkenbrote essen und die Village People gut finden, aber was will man machen?

Wenn katholische Schwule die Autorität dieser Schriften und dieser Tradition anerkennen, bliebt ihnen wohl nur die empfohlene „Keuschheit“. Wenn katholische Schwule mit der Autorität der Schriften oder der Keuschheit ein Problem haben, können sie entweder aus der Kirche austreten; mit einer reservatio mentalis gegenüber der Schrift und der Überlieferung ihre Sexualität heimlich ausleben; oder versuchen, die Regeln zu ändern.

In allen drei Fällen haben sie meine Sympathie und Unterstützung. Da ich nicht katholisch bin, ist es nicht an mir, die Regeln des Vereins und das Verhalten der Mitglieder zu diesen Regeln zu kritisieren oder zu kommentieren, so lange sich der Verein insgesamt an die Verfassung hält und sich nicht in meine Angelegenheiten mischt. In Preußen kann immer noch jeder nach seiner Fasson selig werden.

 

Nicht zu akzeptieren sind aber folgende Passagen:

 

(Die homosexuellen Handlungen) verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. (…) (Für die meisten Homosexuellen stellt ihre Veranlagung) eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen.

 

Beginnen wir mit der „Prüfung“. Warum stellt die Homosexualität für den Homosexuellen oft eine „Prüfung“ dar? Doch nur deshalb, weil sie von der Umgebung nicht akzeptiert wird. Dort, wo sie als genau so „normaaal“ (Matussek) wie die Heterosexualität angenommen wird, stellt sie auch keine größere „Prüfung“ dar. Es ist scheinheilig, die Schwierigkeiten, die Schwule in der Gesellschaft haben (an Baukränen aufgehängt werden, wenn sie im Iran leben, Tod oder Gefängnis in fast allen Ländern der islamischen Welt,  Lynchjustiz und juristische Verfolgung in großen Teilen Schwarzafrikas, Gefängnis und gesellschaftliche Ächtung in Russland, Diskriminierung in der katholischen Kirche und in vielen evangelikalen Vereinen, die problematische Position des exotischen Außenseiters, die sie mit den assimilierten Juden teilen, in den seit kurzem aufgeklärten Gesellschaften Westeuropas) – es ist scheinheilig, ja widerlich, wenn die Katholische Kirche diese „Prüfungen“ der biologischen Veranlagung der Homosexuellen in die Schuhe schiebt und nicht den diskriminierenden Staaten, Organisationen, Ideologien und Gesellschaften, darunter auch der eigenen unseligen Tradition.

 

Dass Schwulen, die derart verfolgt sind, mit mehr als „Mitleid“ zu begegnen ist, sondern mit tätiger Hilfe und Solidarität, müsste einer Kirche, die sich auf die Heilige Schrift beruft, klar sein. Dass aber Schwule, die nicht verfolgt werden, wegen ihrer Sexualität Mitleid verdienen, würden alle Schwule, die ich kenne, mit Humor eher als Empörung zurückweisen. Die meisten bemitleiden wohl eher uns Heteros wegen unseres beschränkten sexuellen Erfahrungshorizonts.

 

Ist also das „Mitleid“ des Katechismus teils empörend, teils unfreiwillig komisch, so ist folgende Passage nur empörend:

Die homosexuellen Handlungen) verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit.

 

Die kirchliche Verurteilung homosexueller Handlungen auf Grundlage der Schrift und der Tradition finde ich unproblematisch: sie betrifft nur jene Schwule, die am Katholizismus festhalten, wie etwa meinen Freund David Berger. Das ist ihre freie Entscheidung, sie müssen wissen, auf welche „Prüfung“ sie sich da einlassen, und sie sind guten Mutes.

Die Behauptung, Schwule würden gegen „das natürliches Gesetz“ verstoßen, erklärt jedoch alle Schwulen in aller Welt, ganz gleich welchen Glaubens oder Unglaubens, zu Wesen, die außerhalb jenes Gesetzes stehen, zu Menschen zweiter Ordnung. Hier geht es eben nicht nur um „die sexuellen Handlungen“, sondern um die Liebe, der sie entspringen; hier geht es um das emotionale und sexuelle Bedürfnis – also um den Charakter – des homosexuell veranlagten Menschen.

Hier werden die sexuellen Handlungen nicht deshalb abgelehnt, weil sie nun einmal nach kirchlicher Auffassung Sünde sind, wie der vor- und außereheliche Sex, das Masturbieren und die Verwendung der Pille Sünde sind. Sie werden abgelehnt, weil sie nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit entspringen; weil sie also einem Menschen entspringen, der emotional – seelisch – defizitär ist. Dem Schwulen ist also „mit Mitleid“ zu begegnen, weil er ein emotionaler Krüppel ist.

Das habe ich nicht hineininterpretiert. Oder wenn ich das getan habe, befinde ich mich in guter katholischer Gesellschaft. Denn genau so sieht es ja Robert Spaemann: „Die Abwesenheit der sexuellen Anziehungskraft des anderen Geschlechts, auf dem die Fortexistenz der menschlichen Gattung beruht, ist ein solcher Defekt. Aristoteles nennt das einen Fehler der Natur. Ich sage, es ist einfach ein unvollständig ausgestattetes Wesen.“

 

Das ist theologisch absurd – denn was ist mit jenen Menschen, die als Mönche und Nonnen sich einer Liebe widmen, die von vornherein „die Weitergabe des Lebens ausschließt“? – persönlich beleidigend, von unfassbarer Ignoranz – denn die flüchtigste Bekanntschaft mit den Gedichten Sapphos, den Sonetten William Shakespeares oder dem Werk Thomas Manns dürfte ausreichen, um die „affektive und geschlechtliche Bedürftigkeit“ der homosexuell Liebenden zu begreifen – und von keinerlei Kenntnissen wirklicher „natürlicher Gesetze“ getrübt. Der im so genannten „Naturrecht“ angelegte Biologismus ist nicht nur unmenschlich und unchristlich (denn in der Darwin’schen Welt der Evolution wird ja das „lebensunwerte Leben“, das „Untüchtige“ und „Minderwertige“ erbarmungslos ausgerottet, etwa indem Eltern ihre „defizitären“ Nachkommen nicht pflegen), er ist auch kein guter Leitfaden zur Begründung einer Sexualmoral. Allein schon die Frage, weshalb die Homosexualität als genetisch bedingte Veranlagung die Selektion über die Jahrmillionen überlebt hat, müsste denjenigen zu denken geben, die meinen, alle Sexualität sei unnatürlich, die nicht auf das Zeugen aus ist. Von der Überlegung ganz abgesehen, dass jede Kultur auch aufgefasst werden kann als sublimierte Sexualität; was nirgends sichtbarer ist als in der barocken Pracht katholischer Kirchen.

Aber das nur nebenbei. Spätestens seit 1945 sollte der Biologismus zur Begründung der Moral tabu sein.

 

Aber Matthias Matussek hat ja gerade diesen Aspekt des Katechismus in seiner Glosse zum Hauptargument gemacht. Wieso soll er verteidigt werden?

 

Weil das Problem nicht der Provokateur Matussek ist. Er hat vielmehr – als bekennender Sohn der Kirche – auf das viel größere Problem verwiesen, das da heißt: Die katholische Sexuallehre. Wir alle kennen die freundlichen Priester in den Ortskirchen, die staatlich geförderten Religionslehrer in den Schulen und  die geschmeidigen Funktionäre in den Ordinariaten, die Bischöfe und Kardinäle in den Talkshows, die Salonkatholiken in den Feuilletons. Und dann gibt es die Sitze in den Rundfunkräten und  Ethikkommissionen, den geflüsterten Einfluss in den Korridoren der Macht, und den jovialen Heiligen an der Spitze – und sie alle, nicht nur Matthias Matussek, der  den Mut hatte, das auszusprechen, sind gehalten, diesen Katechismus – diesen Skandal – zu vertreten.

 

Mir jedenfalls ist ein ehrlicher Mann wie Matthias Matussek lieber als jene Katholiken, denen ich bei Diskussionen über mein Papst-Buch tausendfach begegnet bin, die vor der Kamera oder dem Mikrofon Benedikts Positionen verteidigt haben, mir aber beim anschließenden Wein lächelnd versichert haben, das Wesen des Katholizismus bestehe darin, alles nicht so genau zu nehmen, besonders wenn es aus Rom kommt. Man sollte jedem öffentlich wirkenden Katholiken diese Passage des Katechismus unter die Nase halten und eine klare Stellungnahme verlangen.

 

Oder kann man auf Matussek eindreschen. Das ist, zugegeben, leichter. Und müsste für jeden aufrechten Liberalen schon deshalb uninteressant sein.

 

 

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83 Gedanken zu “Matthias Matussek und die Schwulen: Eine Verteidigung;”

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    Na ja, großartig sind sie sicher nicht wenn sie hier stundenlang durch ihre eigenen Fußnoten tirilieren und alle Religionen der Welt auseinandernehmen, bis auf die einzige vor der sie und andere linke Gutmenschen so einen wahnsinnigen „Respekt“ haben. Wie diese Religion zur Homsexualität steht, das ist ihnen keine Zeile wert. Das mit dem „hauptamtlich“ ist bestimmt nett gemeint, aber ich glaube sie werden sehr gut bezahlt beim Springer Verlag für ihre verdrehte Weltsicht.

  2. avatar

    Ach, und da haben wir ihn wieder, den hauptamtlichen Leserbriefschreiber Hendrik Tongers aus Langeoog. Nennt sich jetzt „Horace Greeley“.
    Im übrigen ist das Suffix – phobie (Englisch: -phobia) für „heftige Abneigung“ gut eingeführt und keineswegs die Erfindung irgendeines Ayatollahs.
    So redet man selbstverständlich etwa von „Anglophobia“, ohne dass sich je ein Englandhasser darüber aufgeregt hätte:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Anglophobia

    Wenn Sie sich wenigstens mal die Mühe machen würden, Wikipedia zu konsultieren, statt PI-Lügen nachzuplappern, würden Sie wissen, dass es den Begriff „Islamophobie“ seit mindestens 1910 gibt, und dass der moderne Gebrauch des Begriffs auf Edward Said zurückzuführen ist:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Islamophobia

    Schön finde ich, wie Sie mich als den „Jan Fleischhauer des Springer Verlegs, den liberalen rot-rot-grünen Mainstreamjournalisten A.P.“ charakterisieren. Jan Fleischhauers Sympathien würde ich eher rechts von der Merkel-CDU verorten; dann „liberal“; dann „rot-rot-grün“: somit bin ich nicht nur ein Mainstream-, sondern sogar ein Allparteienjournalist. Großartig.
    Und damit, Herr Tongers, Tschüs und viel Spaß mit Ihrer Rolling-Stones-Schallplattensammlung.

  3. avatar

    Oh, und Horace Greeley hat seinen langen Schlaf beendet und ist der Gruft entstiegen, um uns die Meinung zu sagen? Vielleicht macht er ja einen Vorschlag, wie man das Ding, mit dem man Homosexuelle abwerten will, sonst nennen könnte? Oder hat er sich schon wieder shclafen gelegt?

  4. avatar

    …Korrekur: rausschmeißen muss man ihn nicht, aber als Kandidaten aufstellen oder in irgendwelche staatstragenden Ämter hieven – das sollte man besser lassen.

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    Zu Herrn Edathy möchte ich noch sagen, dass die Fotos mit nackten Kindern eigens dazu gemacht wurden, um von Augen wie die des Herrn Edathy (ich nehme mal an, dass es so ist) betrachtet zu werden. Es sind ganz normale Augen, die muss man nicht extra verschatten. Diesen Zusammenhang sollte man nicht irgendwie zerschneiden. Man kann nicht sagen, im stillen Kämmerlein da lebt sichs abgeschieden von der und man darf deshalb alles konsumieren, was man will, und wenn da nun zufälligerweise solche Fotos im Handel erhältlich oder im Internet verfügbar sind, hat man damit nichts weiter zu tun, weil man ja nur so sitzt und guckt und vielleicht manchmal kauft. Eine solche Haltung ist lächerlich.

    Wenn die Kinder auf diesen Fotos keinerlei Schaden genommen haben, als sie so posieren mussten (wollten?); wenn auch anderen Kindern, die man zukünftig rekrutieren will, von diesen Foto-Shootings keine Gefahr droht, nur dann kann ich dieses Geschäft und seine ganz normalen Kunden in ihren Stillen Kämmern akzeptieren.

    Warum man Herrn Edathy, gesetzt, er kann den Verdacht nicht entkräften, aus der SPD rausschmeißen sollte, obwohl er doch nichts Illegales getan hat? Weil man mit ihm keine Wahl mehr gewinnen kann. Warum, spielt überhaupt keine Rolle; das reicht schon, um jemanden nicht für eine Wahl aufzustellen. Die Leute müssen nicht jemanden wählen, weil der sich nichts Illegales zuschulden kommmen ließ; sie wählen, wen sie möchten, wer ihnen gefällt und müssen sich nicht dafür rechtfertigen, wenn sie jemanden nicht wählen. Und wenn man eine Wahl gewinnen will, stellt man tunlichst jemanden auf, der diese Wahl gewinnen kann.

  6. avatar

    Die Pointe bei dem Beitrag von Gott und Teufel zur Wahrheit ist doch, dass der Teufel den lieben Gott hinsichtlich der WAHRHEIT dadurch unterstützt, dass er die Wahrheit „organisiert“, indem er ausscheidet, was den Wahrheitsanspruch nicht unterstützt und nicht frommt. Kennen Sie das nicht? „Für ihre Besitzer ist sie häufig so „offensichtlich“ und „alternativlos“, dass sie im Extremfall als Rechtfertigung für jede Art von Verbot und Unterdrückung dient.“ Ist Ihnen das unvertraut?

  7. avatar

    Na da schau her, der Jan Fleischauer des Springer Verlages, der liberale rot-rot-grüne Mainstreamjournalist Alan Posener verteidigt Matthias Matussek. Ein amerikanische Angeklagter in Texas, der solch einen Verteidiger vom Schlage Posener hätte, der dürfte sich nicht wundern, wenn sein Kontakt zur Kirche bei einer finalen Zeremonie in einer Zelle in Huntsville stattfinden würde.
    Im übrigen ist dieser unsägliche Hetzbegriff „Phobie“ nicht nur bei diesem Thema selten dämlich. Man unterstellt Menschen, die anderer Meinung sind, sie hätten eine Angsstörung. Das könnte doch, wenn nur eine der Behauptungen von Alan Posener stimmen würde eher auf eine Aggressionsstörung hinweisen. Ich finde es unverantwortlich einen reinen Hetzbegriff, er wurde von Chomeini (Islamphobie)erfunden, in rot-rot-grünen Intellektuellenkreisen , ähnlich wie Nachhaltigkeit, Achtsamkeit oder Kultur, an jedes Wort dranzupappen um seine aufrechte Gesinnung zu beweisen. Dazu kommt. Phobien sind laut der Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders 5 eine Krankheit. Wenn die linken Gutmenschen den Begriff als Kampf und Hetzpropaganda missbrauchen, dann beschimpfen sie kranke Menschen.

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    Ich bin gefragt worden, was ich dazu meine:

    http://www.cicero.de/salon/pol.....haft/57080

    Nun, dazu meine ich erstens: Gähn. Die Behauptung, „der Mainstreamn ist Rot-Grün“ wird – in einer Republik, die seit 2005 von einer christdemokratischen Kamzlerin regiert wird – seit Jahren bemüht, um stinknormale konservative Ansichten als irgendwie originell, ja sogar tapfer hinzustellen.
    In der Regel wird diese Meinung von Leuten geäußert, die – wie etwa Maxeiner & Miersch – sich gern in einem sozialen Umfeld bewegen, wo linksliberale Meinungen vorherrschen, weil die Leute, die solche Meinungen besitzen (und danach leben) in der Regel einfach angenehmer sind als die anderen. Das, worüber sie sich beim netten Abendessen geärgert haben, kotzen diese Publizisten dann am nächsten Tag aus und deklarieren ihren Unmut zu einem Statement wider den Mainstream.

    So weit, so lächerlich.
    Wenn aber, wie im vorliegenden Fall, die „Konsensrepublik“ zu einer „Diktatur“ hochstilisiert wird; wenn also die zivilisierte Art, wie wir miteiander umgehen, mit den Verhältnissen in – etwa – Weißrussland, oder Kirgisien, oder dem Iran, oder Norkorea gleichgesetzt wird, dann hat die Kritik der politischen Korrektheit die Grenze des bloß Skurrilen überschritten und mutiert zur Gefahr.
    Bevor die Demokratie zerstört werden kann, muss sie erst moralisch delegitimiert und verächtlich gemacht werden. Und das betreiben die Wutbürger der Fraktion „das wird man doch mal sagen dürfen“. Ja, das darf man sagen, dass man Juden und Schwule und starke Frauen nicht mag, dass einem die Umwelt schnuppe ist und dass die da unten zu Recht da unten sind und die da oben zu Recht da oben, und dass einem die ganze sentimentale Welt- und Walrettungsriege, die „Gutmenschen“ (nicht von Goebbels, aber er wäre stolz auf die Wortschöpfung) und Dauerechauffierten und Sozialhilfeempfänger und Sozialbürokraten und Kässmänner und Franziskusse und und und auf den Sack gehen. Na und?
    Nur so zu tun, als ob dieser CSU-Ortsgruppenkonsens irgendwie originell wäre, DAS geht nicht.

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    @68er

    http://www.sueddeutsche.de/pan.....-1.1894404

    Ist eine Behandlung Pädophiler dann überhaupt möglich?

    Wir wirken in unserem Präventivprogramm darauf hin, dass sich betroffene Männer ihren Neigungen stellen und Verantwortung übernehmen. Wir sagen ihnen aber auch, dass Pädophilie eine lebensbegleitende Störung ist, die weitgehend unveränderbar ist. Pädophilie lässt sich nicht heilen. Die eineinhalbjährige Therapie, die wir den Männern anbieten, hat nicht zum Ziel, dass der Betroffene im Anschluss einvernehmliche sexuelle Kontakte mit altersadäquaten Frauen pflegt. Um es drastisch zu sagen: Er wird sich sein Leben lang nicht von üppigen Blondinen oder kurvigen Brünetten angezogen fühlen. Unser Programm ist in erster Linie ein Opferpräventionsprogramm. Dem Betroffenen muss klar sein, dass er seine Sexualität nur im stillen Kämmerlein ausüben kann mit Selbstbefriedigung und entsprechenden Phantasien wie Kopfkino.

    Das ist der Unterschied zu den anderen Sportarten: Ohne Gewalt und Missbrauch kann man sie nicht leben. Es ist nicht heilbar. Somit ist der Unterschied zwischen normal/pervers heute eben Gewalt und Missbrauch. Es geht nicht mehr um das was, es geht um das wie. Ich kann mir gut vorstellen, dass Edathy mit den legalen Bildern für sich nach einem Kompromiss gesucht hat – insofern ist er vielleicht eine tragische Person. Die Bezeichnung Missgeburt ist zwar hart, aber eben doch treffend. Zumindest macht sie deutlich, dass der Mann nicht anders empfinden kann, er kann nicht er selbst sein, ohne andere zu verletzen. So was sucht sich niemand bewußt aus.

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    Lieber Alan Posener, was meinen Sie dazu?

    Gott und der Teufel gehen zusammen spazieren. Gott findet ein kleines Stückchen Papier auf der Straße. Er hebt es auf. „Was steht denn drauf?“, fragt der Teufel.

    „WAHRHEIT“, sagt Gott feierlich.

    „Gib´s mir“, sagt der Teufel eifrig, „ich organisier das für dich.“

    Der Physiker Amit Goswami erzählte diese Geschichte, um zu verdeutlichen, dass es die Identifikation mit absoluten Wahrheiten ist, die seit Jahrtausenden unermessliches Leid in die Welt gebracht hat. Das Teuflische an der Wahrheit ist, dass sie zwei so unterschiedliche Gesichter hat.

    Für ihre Besitzer ist sie häufig so „offensichtlich“ und „alternativlos“, dass sie im Extremfall als Rechtfertigung für jede Art von Verbot und Unterdrückung dient. Für die Suchenden hingegen kann sie ein nie versiegender Quell der Inspiration und ein Ansporn zu gesellschaftlichem und technischem Fortschritt sein. Im besten Falle verbindet sie sich mit der Freiheit und ermöglicht es jedem Einzelnen nach der jeweils eigenen Wahrheit zu streben und zu leben.

    Quelle: http://www.cicero.de/salon/pol.....haft/57080

  11. avatar

    @Stefanovic 20. Februar 2014 um 12:17:
    Dieser Satz von Görlach gefällt Ihnen also.. hmm.. mir auch, wahrscheinlich auch Roland Zieger, der das Leistungs-Primat auch im Beruflichen am liebsten abgeschafft hätte und sich mehr Verteilungs-Gerechtigkeit wünscht.
    Aber ist es nicht eine reine Funktionalisierung (bzw. eine Negativ-Definition) für die Religion, einfach nur zu sagen: Wir setzen einen Kontrapunkt zur Komplett-Ökonomisierung der Gesellschaft, sei es mit der (eher evangelischen) Seelsorge (Messen für Hunde etc.) bei Vernachlässigung der traditionellen Glaubensinhalte, sowie auch dem katholischen Ultramontanismus (auf Rom schauen als Kontrapunkt zur weltlichen Regierung)?
    Möglicherweise ist diese Bedürfnisbefriedigung Marketing und Bauernfängerei, letzteres, weil die ur-eigenen Glaubensinhalte nicht mehr vollständig vermttelt werden. Und dazu gehören nun mal auch bestimmte Rangordnungen in der Gottgefälligkeit (bei Katholiken mit Kompensation durch Barmherzigkeit und Demut der Inquisitoren).
    EJ attestiert Mattusek eine Attitüde, die so schick ist, wie die Soutane von Tebarz v. Elst. Gut, kann man machen, bezweifle ich aber. Was Matussek (mit Spaemann) wohl versucht, ist, diese Glaubensinhalte mal gegenüber den heutigen Vorstellungen in Stellung zu bringen, also einen DISKURS zu eröffnen. Vielleicht auch, diese Glaubensinhalte von der ihr von einer säkularen Gesellschft zugeteilten Kompensations-Funktion in einer ‚ökonomisch-sinnentleerten‘ Welt zu befreien?
    (Vielleicht gilt das mittlerweile als Luxus-Attitüde?)
    Worauf ich hinweisen wollte, ist, daß wir (die heutige säkulare Konsens-Gesellschaft) einerseits hysterisch auf traditionalistische Vorstellungen reagieren aber andererseits eine Durchökonomisierung des Privatesten stillschweigend zu akzeptieren bereit sind. Ich befürchte, unsere Sichtweise verengt sich allzusehr.

    @68er
    Bingo!!
    Zwei Dinge:
    Kinder stark machen, heißt auch, ihnen Blaupausen zum Abgrenzen zu geben. Das sollte man nicht auf einem Gender-Gleichheitsaltar mit überforderten „einerseits-andererseits“ Pädagogen opfern. Erwachsen werden heißt auch, diese Blaupausen relativieren zu können, weil man selber weiß, was man will.
    Was Spiegel, BILD u.a. Medien mit Edathy machen, ist widerlich und leistet der weiteren Infantilisierung Vorschub. Erwachsene können auch Verzeihen.

  12. avatar

    @68

    Das allerlustigste ist ja, dass die Leute, die mich aufhetzen und zum Mob machen, die gleichen sind, die mich politisch aufklären und zum mündigen Bürger machen. Schlaft gut.

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    @68

    Nicht alles was legal ist, ist deswegen legitim. Sollte er sich nicht strafbar gemacht haben, darf er nicht bestraft werden.Sozial hinrichten…Es gibt immer Grenzsituationen, an denen wir feststellen, dass jemand eine Grenze überschritten hat, die nach dem Gesetz aber nicht erfasst wird. Dann wird gesetzlich nachjustiert. Soweit ich mich erinnere, sollte es im Finanzsektor so geschehen. In der Regel sind das Situationen, in denen der Spielraum der Gesetze bis an den Rand ausgedehnt wird, der Täter macht dies ganz bewusst. Nehmen wir an, Edathy hat diese Bilder, die gerade kursieren, tatsächlich in der Größenordnung. Gesetzlich darf und soll er nicht verurteilt werden, eine soziale Hinrichtung ist das einzige was bleibt: du, Edathy, hast dich verzockt. Und weil es keine Heilung von Pädophilie gibt, mag ich ihn auch nicht in meiner Nähe haben.
    Diese soziale Hinrichtung ist zivilisiert. Die Alternative ist Mob oder Rechtsbruch.

    Sollte alles nicht so sein, wie dargestellt, hat die 4.Gewalt versagt. Die können wir, unwitziger weise, als einzige nicht sozial hinrichten, weil sie die Herr des Verfahrens und Verkünder des Urteils sind.

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    …was Herrn Edathy betrifft, so scheint mir die Indizienlage erheblich belastend zu sein. Zumindest kann man sich fragen, wohl ohne je eine Antwort erwarten zu können, was wohl auf den verschwundenen bzw. geschredderten Computern war. Warum das weg ist. Allerdings ist das kein Grund, den Mann so zu dämonisieren, wie Sie das aufgezeigt haben. Wählen würde ich ihn jedenfalls nicht.

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    @68er: Es ist wichtig zwischen Homosexualität und Pädophilie zu unterscheiden. Zwar wird es vorkommen, dass eigentlich homosexuelle – nicht pädophile – Männer sich an kleinen Jungen vergreifen, aber genauso kommt es vor, dass eigentlich heterosexuelle – nicht pädophile – Männer sich an kleinen Mädchen vergreifen. Der letztere Fall ist vermutlich sogar besonders häufig. (Dasselbe wird vermutlich auch in Ausnahmefällen für Frauen gelten, aber das deutlich größere Problem sind jedenfalls die Männer.)

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    @68

    Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Das zieht immer. Auch wie Tebartz aus Limburg dargestellt wurde, war extrem wiederlich, gerade was die Auswahl der Schnappschüsse anging.

    Jetzt muss ich mich auch als Mob-Outen. Gerade weil es keine Orientierung (Norm, what ever) gibt, im Grunde alles über 18 erlaubt ist und toleriert wird, es keine Perversion, sondern nur Spielarten gibt und jeder Trieb über 18 ausgelebt werden kann und es „gutes Recht“ geworden ist, mit Dingen, die andere gar nicht so genau wissen wollen, in die Öffentlichkeit zu gehen, muss an einer Stelle eine unmissverständliche Verteidigungslinie gezogen werden. Fakt ist, dass Kinder heute so sicher wie noch nie leben. Die Welt ist (zumindest sexuell) kein schlimmerer Ort geworden, wir reden nur mehr darüber, es wird auch mehr aufgeklärt. Die Grünendebatte war ja so ein Ding: was die als Laissez-faire bezeichnet haben, ist heute Blümchensex (hab ich von einem guten Freund gehört, der das mal im Internet gesehen hat, klar). Heute ertragen wir viel härtere Dinge in der Öffentlichkeit. In den Schlafzimmern selbst hat sich (glaube ich) nicht viel geändert. Wenn alles öffentlich geht, dann ist doch nicht mehr die Frage, was erlaubt ist, sondern was eben nicht geht. Edathy (sollte es stimmen) geht gar nicht – da tut es mal gut, sich im Rudel zu vergewissern, dass das auch immer noch so ist. Selbst wenn die Bilder legal sind, würde ich seinen Kopf auf einer Stange durchs Dorf tragen (ja, ich bin ein Großmaul, es ist natürlich nicht wörtlich gemeint). Nicht weil ich glaube, dass ich dadurch Kinder rette oder Unrecht sühne, sondern damit jeder weiß, dass es bei Kindern keine Grauzonen gibt. Es ist kein Zufall, dass mit der Sensibilisierung für Missbrauch, eine Ächtung der Prügel einhergeht. Wann hat man das letzte mal prügelnde Eltern auf der Strasse gesehen? Da kann es nicht Schaden, diese Grenze mit Prügel zu unterstreichen (ok, muss noch mal darüber nachdenken).

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    @ 68er: Ich finde daher, dass die Berichterstattung über Herrn Edathy sehr unschöne rassistische und homophobe Untertöne hat.

    Warum bringen Sie dann den Edathy-Fall, unter welchen Vorzeichen auch immer, in Zusammenhang mit der hier laufenden Diskussion? Das hat derblondehans-Qualitäten. Der kommt von Kindesmissbrauch auch sofort Homosexualität.

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    @ Alan Posener

    Ich finde, der „gehobene Mob“ tobte schon ein wenig am letzten Sonntag bei Günther Jauch.

    Aber ich glaube, das ist eine ganz ursprüngliche Reaktion. Die Menschen bestärken durch die Ausstoßung des reell oder vermeintlich „Bösen“, „Fremden“ oder „Anderen“ wechselseitig ihre Moralvorstellungen, bzw. passen diese aneinander an, was den Einzelnen mit dem Gefühl des Dazugehörens belohnt, und ihn von dem Verdacht befreit, ebenfalls böse, fremd oder anders zu sein. Dabei ist es egal, ob der Einzelne für sich diese Moralvorstellungen wirklich teilt. Und je heftiger die Anfeindungen im Einzelnen werden, desto größer wird die Zustimmung, gerade bei denen, die selbst nicht so sicher sind, dass sie im Verdacht stehen könnten, auch mal auf der Anklagebank zu sitzen. Früher endete das oft in der Lynchjustiz. Heute wird man virtuell in den Medien gehängt.

    Ich glaube dieses psychologische Muster lag auch den hier schon besprochenen „Parteiverfahren“ zugrunde.

    SIe haben es bei Tebartz van Elst gemerkt, wie unpopulär es ist, zu versuchen, sich auch für die Rechte des Gehetzten einzusetzen.

    Und wenn man sich die „Braune Szene“ anschaut, wird gerade über die Angst vor „den Kinderschändern“ dort Politik gemacht. Da werden gerne Schwule und Pädophile in einen Topf geworfen. Und dann stehen Namen von Edathy schnell auf den entsprechenden Listen, bei der NSU oder wie in den 50er Jahren beim Bund Deutscher Jugend.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Deutscher_Jugend

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    @Ziegler

    Wenn wie Welt so wäre, wie wir es gerne hätten, würden wir uns zum Apfelkuchenbacken treffen

    🙂

    „sondern weil sie das Geld brauchen, und die Familie ist trotzdem noch vergleichsweise schlecht ausgestattet.“

    In den güldenen 80ern haben Gastarbeiter (Malocher) in der Heimat Häuser gebaut (in denen die Bälger nun nicht leben wollen) – heute leben die Nachkommen in Wohnbausiedlungen mit wenig Aussicht auf Eigentum, geschweige denn Häusern. Entweder sind die Zeiten oder die Menschen schlechter geworden. Den marktwirtschaftlichen Progress kann ich in meiner Umgebung nicht wirklich feststellen. Einer meiner liebsten Balkansprüche: Du isst Fleisch, ich esse Kraut, im Durchschnitt essen wir Kohlrouladen. Der Generation X Blues.

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    Übrigens, 68er, ist der Film mit Lorre, wie ich finde, eine Warnung vor dem, was passiert, wenn der Mob losgelassen wird.

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    Wen es interessiert, hier findet man das Originalfoto, das DER SPIEGEL augenscheinlich als Grundlage für sein Cover genommen hat:

    Hier das Original:

    http://images.zeit.de/politik/.....15;304.jpg

    Hier was der SPIEGEL draus gemacht hat:

    https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/image/title/SP/2014/8/300.html

    Im Original sind keine dunklen Augenhöhlen zu sehen. Die Augenbrauen wirken auch nicht so buschig, die Haare nicht so schwarz, das Kinn nicht ganz so unrasiert und der Teint nicht so bleich wie beim SPIEGEL.

    Mir kommt es so vor, als wolle der Spiegel mit seinem Bild eine Assoziation zu Peter Lorre in seiner Rolle als DER Archetypen des deutschen Kinderschänders in „M. – Eine Stadt sucht einen Mörder“ herstellen:

    http://www.google.com/search?q.....8;bih=1064

    Hier findet man den Film bei Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=_O_ldOK3dDE

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    Vorneweg, ich würde, nach dem, was ich heute von Herrn Edathy weiß, kein gutes Gefühl haben, wenn mein minderjähriger Sohn ein Praktikum bei Herrn Edathy machen wollte. Ich bin in einer weitgehend homophoben Gesellschaft groß geworden und wer es geschafft hat, sich von diesen geschürten Ängsten völlig fern zu halten bzw. frei zu machen, hat entweder Glück gehabt oder eine bessere Kontrolle über sein frühkindlich, gesellschaftlich geprägtes ES. Beim Thema Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare habe ich daher zunächst emotionale Bauchschmerzen, obwohl sich mein Kopf dann ganz klar mit den Argumenten von Stevanovic gegen meine ersten Emotionen durchsetzt:

    Zitat Stevanovic:

    „Es gibt keinen vernünftigen Grund, gegen die Adoption durch schwule Pärchen zu sein. Im Vergleich zu den Psychos, die sich unkontrolliert vermehren, sowieso nicht und auf die Pärchen selbst bezogen ebenfalls nicht. Selbst wenn die Vatis auf dem CSD zweimal im Jahr im Tanga rumlaufen, Kinder haben viel Schlimmeres gesehen und haben trotzdem den Doktor gemacht. Die Hysterie um homosexuelle Ehe und Adoption ist ein Hype.“

    Aber gerade weil diese Ängste bestehen, halte ich die derzeitige Kampagne gegen Sebastian Edathy für unerträglich. Man schaue sich nur das aktuelle SPIEGEL-Cover an. Dort wird Herr Edathy mit Hilfe eines verdunkelten, stark kontrastierten Foto, in dem seine Augenpartie dämonisch dunkel gehalten wird, zum Abziehbild eines Kinderschänders stilisiert.

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....014-8.html

    Diese dämonisierende Darstellung appelliert nach meiner persönlichen Empfindung an diffuse Ängste gegenüber fremden „Rassen“ und Homosexuellen.

    Wenn so eine fototechnische Darstellung seinerzeit bei der Affäre um Michel Friedman auf dem SPIEGEL Cover erschienen wäre (es gab, soweit ich mich erinnere damals gar kein SPIEGEL Titel mit Herrn Friedman sondern lediglich ein Cover zum Thema Zwangsprostitution, ohne dass der Anlass auf dem Cover thematisiert wurde), hätte man sehr wahrscheinlich – und aus meiner Sicht zu Recht – Vergleiche mit dem STÜRMER gezogen.

    Heute scheint sich niemand darüber aufzuregen, wie Herr Edathy dargestellt wird, weil Herr Edathy eben nicht, anscheinend sozialadäquat, Prostituierte aus Osteuropa – von denen man sich eigentlich denken könnte, dass sie das nicht aus Spass machen – „legal“ „benutzte“, sondern im stillen Kämmerlein – legal – Fotos und Videos von nackten osteuropäischen Jungs angeschaut hat.

    Wer hier moralisch besser einzuordnen ist, kann ich schwer sagen. Derjenige der auf Frauen steht und sie sich „legal“ kauft und körperlich „benutzt“ oder derjenige, der sich virtuell an Bildern nackter Kinder „legal“ „aufgeilt“.

    Wenn ich mich richtig erinnere, wäre der „Fall Friedman“ niemals zu einem Fall geworden, wenn Herr Friedman nicht auch noch Kokain konsumiert hätte. Es sollen damals auch andere Prominente – u. a. ein Vorstandsmitglied einer deutschen großen Partei – „Kunden“ der Zwangsprostituierten gewesen sein. Diese formaljuristisch „legalen“ „Schmierfinken“ schützt unsere Gesellschaft. Da ist man diskret. Wenn es aber um einen unbequemen – möglicherweise schwulen – Politiker mit „Migrationshintergund“ geht, brechen alle Dämme der Ressentiments.

    Ich habe mir eine Dokumentation bei SPIEGEL TV angeschaut, bei der gezeigt wird, wie solche „legalen“ Filme und Videos produziert werden.

    http://www.spiegel.tv/filme/edathy-posing-videos/

    Das ganze ist natürlich gar nicht „legal“, da die Kinder und Eltern getäuscht werden oder ihre soziale Not ausgenutzt wird. Die Kinder werden offensichtlich missbraucht und erleiden schwere Verletzungen ihres Persönlichkeitsrechts und, wenn sie davon erfahren, auch ihrer Seele. Das ist in keiner Weise entschuldbar. Unsere Gesellschaft hatte sich bisher aber so entschieden, dass der „Konsum“ solcher Bilder nicht strafbar sein soll. Dann darf man aber Menschen – wenn ihnen nicht nachgewiesen worden ist – dass sie die Grenze zur Illegalität überschritten haben – nicht sozial hinrichten, wie es derzeit bei Sebastian Edathy geschieht.

    Mir war – obwohl ich mich für das Thema NSU interessiert habe und daher auch Herrn Edathy aus den Medien kannte – nicht bekannt, dass er möglicherweise homosexuell ist. Das ist seine Privatsache. Mit der Affäre wurde er, obwohl er sich nach bisheriger Aktenlage „legal“ verhalten hat, als wahrscheinlich homosexuell geoutet.

    Wenn man aktuell bei Google den Suchbefehl „edathy“ eingibt, ergänzt Google-Autocomplete als dritten Vorschlag „edathy schwul“.

    Ich finde daher, dass die Berichterstattung über Herrn Edathy sehr unschöne rassistische und homophobe Untertöne hat. Nach meiner Einschätzung wird nach jetzigem Sachstand die politische Karriere von Sebastian Edathy zu Ende sein und er sicherlich auch nicht die Chance bekommen, eine zweite Karriere z. B. als Journalist im Fernsehen zu machen. Nach einer Karenzzeit von einem Jahr war Herr Friedmann wieder auf den bundesdeutschen Bildschirmen zu sehen und ich sehe ihn, trotz seiner Affäre, dort gerne, weil er seinen Job meist gut macht.

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    „Ein Letztes: Wenn eine vollständige Liebe vom Machen, vom Erzeugen und Austragen von Kindern definiert wird, dann ist die Liebe vollständig durchökonomisiert. Die Ökonomisierung, das sogenannte Primat des Ökonomischen, ist die Beulenpest unserer Zeit. Die Kirche ist der einzige Akteur, der einer Komplettdurchsetzung unseres Denkens, Sprechens und Handelns von Parametern der Ökonomie Einhalt gebieten kann – gerade und ausdrücklich deshalb, weil in ihrem Menschenbild der Mensch Mensch ist, ohne erst etwas geleistet haben zu müssen.“

    Der Satz gefällt mir. Deswegen ist mir ein verstaubter Rundfunkrat lieber, als dass die Marketing-Abteilung von Apple, Google oder Sky entscheidet, welcher Content abgerufen werden darf und welcher nicht.

    Poseners Angriff auf kirchlichen Einfluss ist verständlich, nur wer soll dann das Machtvakuum füllen? Der Content Manager?

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    Wenn ich ganz tief in meinen Bauchnabel schaue, denke ich, dass die EIGENE Mama und Papa für das Kind am besten sind. Wenn das aus Inschallah-Gründen nicht geht (Patchwork ist eine pragmatische Lösung, aber niemals das Ideal, für das Kind immer der Trostpreis, der natürlich manchmal besser als der Hauptpreis sein kann), braucht das Kind Bezugspersonen die Werte, Liebe und Selbstbewusstsein vermitteln. Ganz am Ende benötigt es polarisierte Rollenbilder, das ist die Sahne auf der Kirschtorte. Aber eben nur die Sahne. Emotionale Nähe, Verlässlichkeit der Bezugsperson und Vertrauen in die Bezugsperson halte ich für viel wichtiger. Ein verantwortungsvolles Schwulenpärchen würde ich einem optimalen Rollenmodel mit Wohlstandsverwahrlosung immer vorziehen. Von Eltern erwarte ich Opferbereitschaft. Opferbereitschaft hängt nicht an der sexuellen Orientierung.
    Vielleicht liegt das Problem ja gerade darin, dass, wenn Menschen zu liberalen Heroen erzogen werden (Ich und mein Magnum), die Opferbereitschaft sinkt – in Folge auch die Zahl der Kinder.

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    @Stevanovic: Stimmt (und liest sich übrigens oft sehr witzig, was Sie schreiben). Beim Familienbild ist wieder das Geld das Problem: Früher war es nicht nur emanzipatorisch problematisch, sondern vor allen Dingen problemlos möglich, dass Papi bis nachmittags arbeiten ging und genügend Geld generierte, damit die Familie inklusive Urlaub über die Runden kam. Heute müssen beide arbeiten, nicht weil sie die Arbeit so super finden, sondern weil sie das Geld brauchen, und die Familie ist trotzdem noch vergleichsweise schlecht ausgestattet. Von der Rente fange ich erst gar nicht an. Das ist wohlgemerkt nicht nur bei uns, sondern bei fast allen Familien in unserem Bekanntenkeis so. Und wie gesagt: in Deutschland und im Euroraum wird insgesamt genug verdient; es ist nicht so, dass das Geld werweißwohin abgeflossen ist. Nur wir haben es nicht. Wir bekommen es auch nicht und vielleicht sollten wir es auch gar nicht bekommen. Sehr gerne würde ich nämlich komplett zuhause bleiben, der Gesellschaft rein gar nichts zurückgeben (mein Gewissen ist recht robust), nichts als den Haushalt machen und mich ansonsten um das kümmern, was ich gerne tue. Ich hatte in meinem ganzen Leben weder mit Sinn noch mit Langeweile je ein Problem. Und wenn dabei das klassische Geschlechterverhältnis auch noch auf den Kopf gestellt wird, finde ich das umso besser.

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    @ Stvanovic: Diese Ratlosigkeit produziert die Sehnsucht nach Konzepten, als die Welt in Ordnung war. Das ist kein schlechter Ansatz – nur die Zeiten ändern sich und ein “Back to the Future” ist zu simpel und wirkt aufgesetzt. Das macht Matussek mit seinem Katholizismus, der, Rabe hat das schön gesagt, deswegen so dandyhaft wirkt.

    Deshalb würde ich mit Matussek auch nicht ernsthaft streiten. Seine „entschiedene Haltung“ ist erkennbar zu hohen Graden Attitüde. Pseudo-Orientierung. Er ist nicht mehr als der postmoderne Architekt, der die klassizistischen Fassadenelemente für die hochmodernen Schwulensauna liefert. Das eine hat mit dem anderen nicht wirklich zu tun. Ästhetik ohne Ethik. – Wenn er reflektieren würde, ob und wie überhaupt „mehr drin“, an Haltung „mehr drin“, sein könnte oder eben nicht (und warum nicht), wäre er ernst zu nehmen. Aber so?

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