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Kritik und Selbstkritik

Aus gegebenem Anlass möchte ich mich heute mit „Kritik und Selbstkritik“ befassen, der kommunistischen Entsprechung der katholischen Beichte. Sie hat in meinem Leben eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Ich war manchmal selbst Gegenstand der Prozedur; oft habe ich ihr bei anderen beigewohnt, zuweilen auch als Ankläger.

Der Ablauf des Kritik-Selbstkritik-Prozesses folgte dabei immer dem gleichen Muster. Ein Genosse hatte – vielleicht durch intern geäußerte Zweifel an der politischen Linie, vielleicht durch „Arbeitsstilschwierigkeiten“ oder das Versagen bei einer bestimmten Aufgabe,  meistens durch eine Kombination aller drei Symptome (Anführungszeichen sind im Verlauf dieses Essays ggf. vom Leser mitzudenken), auf sich aufmerksam gemacht. Die Kritik-Selbstkritik-Sitzung wurde anberaumt; einbestellt wurden neben dem zu kritisierenden Genossen in der Regel die Genossen der entsprechenden Ebene (also bei dem Mitglied einer Uni-Leitung des KSV die anderen Mitglieder der Unileitung) sowie ein Genosse (oder Genossin – die KPD/AO und ihre Massenorganisationen hatten einen hohen Anteil von Mädchen und Frauen in leitender Position) einer höheren Ebene.

Dem zu kritisierenden Genossen (ich bitte um Nachsicht, dass ich fortan nur die männliche Form benutze) wurden kurz die Kritikpunkte vorgehalten; dann wurde er zur Stellungnahme aufgefordert. Erwartet wurde eine vollständige, tief gehende Selbstkritik, das heißt nicht nur die Anerkennung der Tatsache eines Fehlverhaltens, sondern die Aufdeckung der zugrunde liegenden Ursache, die immer die gleiche war: bürgerlicher (oder „kleinbürgerlicher“) Individualismus, daher mangelndes Vertrauen in die Arbeiterklasse und in ihre revolutionäre Vorhut, die proletarische Partei.

Das heißt: Die Klassenherkunft war das Hauptproblem.

Wie Ulrike Meinhof mir einmal sagte: „Tendenziell ist alles, was ein Proletarier macht, richtig, und alles, was ein Kleinbürger macht, falsch.“

Doch bestand der Trick darin, den Prozess der Selbstkritik nicht zu kurz geraten zu lassen. Leugnete der Genosse zunächst, dass sein Problem diese Ursachen hatte – „Es gab kein Papier, deshalb konnte das Flugblatt nicht gedruckt werden“; „Meine Frau war krank, deshalb kam ich nicht zur Zellensitzung“; „Das ZK hatte doch selbst noch vor zwei Wochen genau diese Position vertreten“; „Ich will doch nur verhindern, dass die Partei einen Fehler macht“, „Ich denke, bei uns herrscht der demokratische Zentralismus. Da wird man noch sagen dürfen ….“  usw. usf. – war der Genosse also uneinsichtig, so machte er es den Anklägern leicht. Da ging es nur darum, ihm nach und nach jeden Ausweg zu versperren: „Papier hättest du dort und dort finden können.“ – „Deine Frau hat selbst gesagt, dass deine Anwesenheit nicht nötig war.“ – „Als das ZK diese Position vertrat, waren die Bedingungen andere.“ – „Der schlimmste Fehler, den die Partei machen kann, ist Zwiespalt in den eigenen Reihen zulassen.“ – „Selbstverständlich darfst du sagen, dass … Dir wird ja auch kein Ausschlussverfahren angedroht, sondern Gelegenheit gegeben, deine Meinung zu ändern…“ usw. usf. Sah der Genosse hingegen gleich ein, dass er keine Chance hatte und bekannte seine bürgerliche Abweichung, ging es – was schwieriger war, aber keineswegs unmöglich – darum, ihm nachzuweisen, dass diese Beichte nicht ernst gemeint, nicht wirklich tief gehend, nicht wirklich den klassenmäßigen Kern des Problems erfasst habe.

Das Ende einer solchen Sitzung war so oder so immer die gleiche: Irgendwann brach der Genosse zusammen, oft unter Tränen, war im Grunde bereit, sich vollständig aufzugeben. Ein kathartischer Moment für ihn und seine Peiniger.

Dann ging es darum, ihn wieder aufzubauen und ihn mit Aufgaben zu betrauen, die ihm ermöglichten, das Vertrauen der Partei zurückzugewinnen. Dazu gehörten in der Regel die öffentliche Wiederholung der Selbstkritik vor der nächstniedrigen Ebene, also eine Selbsterniedrigung, oft auch die Abgabe der bisher innegehabten Leitungsfunktion und die Zuarbeit für den Genossen, der ihn ersetzte, und natürlich – wenn einer an der Fülle der Aufgaben gescheitert war – die Übertragung weiterer und schwierigerer Aufgaben. Was der betreffende Genosse in der Regel mit Bravour absolvierte. Wie sagt O’Brien zu Winston Smith? „Ich will dich heil machen.“

In nur wenigen Fällen kam es zu verstockten Reaktionen, zum Abbruch der Sitzung und zum Bruch mit der Organisation.

Grosso modo kann man diese Technik unter die Rubrik Psychoterror subsumieren, wie er von jeder Sekte angewendet wird. Ihr Zweck ist nicht in erster Linie die Brechung des Individuums, die Ersetzung seines Willens durch den Willen des Kollektivs, obwohl das natürlich auch ein Zweck der Prozedur ist. Der gruppendynamische Hauptzweck dieses Mini-Schauprozesses besteht jedoch für den Angeklagten wie für seine Ankläger in der Bestätigung der Weisheit der Partei.

Oft brachte der Zusammenbruch für die Ankläger selbst überraschend eine Fülle von Selbstanklagen hervor, belegt durch Tatsachen, von denen sie bisher keine Ahnung gehabt hatten. So zeigte sich, dass die Leitung das richtige Gespür gehabt hatte, als es diesen Genossen zur Kritik und Selbstkritik aufforderte: „Die Partei, die Partei, die hat immer Recht …“ Brach der Kritisierte hingegen verstockt die Sitzung ab, war das oft unter einer plötzlichen Schimpfkanonade – „Ihr könnt mich mit eurem Marxismus-Leninismus am Arsch lecken! Ihr seid ja doch nur eine aufgeblasene Truppe stalinistischer Wichser!“ – die ja erst recht bewies, wie richtig es gewesen war, dieses konterrevolutionäre Element zur Rede zu stellen: „Die Partei stärkt sich, indem sie sich reinigt.“ (Stalin)

Ur- und Vorbild der Kommunistischen Partei ist natürlich die Katholische Kirche mit ihren Hierarchien für den Klerus und Unterorganisationen für die Laien. Nun ist die Kirche – altersweise und altersmild, erfahren und klug wie sie ist – längst nicht mehr auf derart primitive Mittel angewiesen, wie sie beim kleinen Studentenverein KPD angewendet wurden; und doch kann sie mit ihren verfeinerten und menschlicheren Mitteln ein ähnliches Ergebnis Erzielen.

Joseph Ratzinger, nachmals Papst Benedikt XVI, berichtet in seinen Memoiren von Diskussionen unter seinen Lehrern im Vorfeld der Entscheidung des damaligen Papstes Pius XII, die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zum verbindlichen Dogma für alle Katholiken zu erklären, was dann 1950 geschah. „Die Antwort unserer Lehrer war streng negativ“, berichtet Ratzinger, ohne zu verraten, wie er zu der Frage stand. Als jedoch ein evangelischer Theologe den Ratzinger-Lehrer Gottlieb Söhngen fragte, was er tun würde, wenn das Dogma dennoch komme; ob er nicht seiner Kirche den Rücken kehren müsse, antwortete Söhngen: „Wenn das Dogma kommt, werde ich mich daran erinnern, dass die Kirche weiser ist als ich, und ihr mehr vertrauen als meiner eigenen Gelehrtheit.“ Eine Haltung, die Ratzinger als vorbildlich hinstellt. („Aus meinem Leben“, S. 66f.; weitere Beispiele siehe Posener, „Der gefährliche Papst“ S.68ff.)

Wie ich schon angedeutet habe, spielte die Selbstkritik in meiner eigenen Karriere bei den Kommunisten eine wichtige Rolle. Ein paar Beispiele:

Kurz nachdem ich 1970 in die Gruppe kooptiert wurde, die mittels „Kampf, Kritik, Umgestaltung“ eine Übernahme der „Roten Zelle Germanistik (Rotzeg)“ als Zelle des zu gründenden Kommunistischen Studentenverbands vorbereiten sollte, bekam ich den Auftrag, im Plenum der Rotzeg ein Referat über den damals tobenden Unabhängigkeitskampf Ost-Pakistans (heute Bangladesch)  zu halten. Anstatt aus der „Peking Rundschau“ zu zitieren, der zufolge die Unabhängigkeitsbewegung eine Marionette Indiens im Auftrag der sozialimperialistischen Sowjetunion war, mit der Chinas Verbündeter Pakistan geschwächt werden sollte, forschte ich im Otto Suhr Institut, las Berichte örtlicher Korrespondenten usw. und  kam zum Ergebnis, dass Antiimperialisten wie wir den Unabhängigkeitskampf Bangladeschs unterstützen müssten. Was ich dann auch sagte, zum Entsetzen meiner Genossen.

Es kam, wie es kommen musste, und beim nächsten Plenum trug ich vor, erstens, warum ich mich geirrt hatte, und zweitens, warum es sich nicht gehört hatte, der mir bekannten Parteilinie zu widersprechen, selbst wenn ich subjektiv davon überzeugt gewesen wäre, nach bestem Wissen und Gewissen geforscht und zu einem richtigen Ergebnis gekommen zu sein. Meine Begründung war ganz genau die des – mir damals natürlich unbekannten – Theologen Söhngen.

Als ich dann bei der Konstituierung des KSV von Rüdiger Safranski als Mitglied der „Zentralen Leitung“ (ZL) vorgeschlagen wurde, kam die Ablehnung der Partei prompt, und zwar mit dem Hinweis auf meine in Sachen Bangladesch bewiesene ideologische Unzuverlässigkeit. Safranski jedoch hob meine vorbildliche Selbstkritik hervor. Und angesichts der breiten Unterstützung für diesen Vorschlag zog die Partei wenn nicht ihre Bedenken, so doch ihr Veto zurück, und ich wurde gewählt.

Leider.

In der Folge habe ich mich – das habe ich schon angedeutet – wie jeder Genosse und jede Genossin an vielen Kritik-Selbstkritik-Diskussionen beteiligt, zuweilen auch als Ankläger.  Ich erinnere mich – und ich denke, das ist verständlich, wenn auch verwerflich – an wenige konkrete Details der Sitzungen, bei denen ich das Wort gegen Genossen führte, dafür relativ genau an die Male, wo ich selbst Opfer der Prozedur war. So wird es den meisten Ex-Genossen gehen, denke ich, und nur so kann ich die selbstgerechte, ja fast empörte Haltung erklären, mit der etwa Rainer Werner über seinen Ausschluss aus den KSV berichtet. Dass er selbst ein gefürchteter Inquisitor sein konnte, daran mag er sich wohl genauso ungern erinnern, wie ich es tue.

Ich versuch’s mal.

Besonders ein Fall ist mir in Erinnerung geblieben. 1976 wurde ich nach Hof geschickt, um als Leiter den schwächelnden Kampfgeist des dortigen, aus Berlin angereisten studentischen Wahlkampfteams zu stärken. Ich führte Frühsport und gemeinsames Frühstücken, gemeinsame Lektüre der Zeitungen, Verdoppelung der Einsätze, auch von Kamikaze-Einsätzen wie der Kundgebung für die deutsche Einheit  an der Mauer im geteilten Dorf Mödlareuth oder Störungen von SPD- und DKP-Veranstaltungen ein – was halt so ein Teamleiter tut, um die Truppe auf Vordermann zu bringen; mit gutem Erfolg. Aber eben auch die Kritik und Selbstkritik. Dabei – und es treibt mir die Schamröte ins Gesicht, wenn ich daran denke – ging es um eine junge Genossin, die ein sehr kleines Kind zuhause in Berlin und Sehnsucht nach ihrem Baby hatte. Sie wollte eine Woche vor Schluss des Wahlkampfs zurück nach Berlin. Bürgerliche Abweichung, klarer Fall: private Emotionen versus proletarische Revolution. Nach der Diskussion – mit Tränen und so weiter – war sie erlöst und heiter und blieb bis zum Schluss mit vollem Einsatz dabei. Ich kann mir das bis heute nicht wirklich erklären, und ich finde es ganz furchtbar. Nicht, weil dem Kind durch diese eine Woche ein bleibender Schaden entstanden wäre, sondern grundsätzlich. Hier bekamen die Ideologie und das Kollektiv Macht über einen menschlichen Ur-Instinkt. Und ich war dabei der Antreiber. Mit bestem Gewissen. Schauderhaft.

Zumal ich es damals eigentlich schon besser wusste.

Ein Jahr zuvor, vielleicht waren es auch zwei Jahre, war ich als Mitglied der ZL und Vorsitzender des Regionalkomitees West-Berlin des KSV nach Köln zitiert worden, um Selbstkritik zu leisten. Es ging um mein Versagen bei der „Bethanien-Kampagne“. Die Partei hatte die Losung ausgegeben, das von der Schließung bedrohte Krankenhaus sollte „von den Massen“ besetzt und dort eine Kinderklinik eingerichtet werden statt des vom Senat geplanten – und bis heute dort residierenden – Künstlerzentrums. Die Massen sollte der KSV mobilisieren. Also ich.

Die universitären Massen hatten aber wenig Interesse an einer Kreuzberger Kinderklinik und empörten sich lieber über die „Isolationsfolter“ gegen die „politischen Häftlinge der RAF“ und den „Justizmord an Holger Meins“. (Es gehört zu den selten angesprochenen Wahrheiten über die 1970er Jahre, dass die RAF an deutschen Universitäten und in den linksliberalen deutschen Medien entschieden populär war.) Der Auftrag, genügend Leute zu mobilisieren, um das von starken Polizeikräften geschützte Bethanien nicht in einer Nacht- und Nebelaktion, sondern im Rahmen einer angekündigten Demonstration zu besetzen, war schlicht und einfach nicht zu erfüllen und wurde wenig später stillschweigend fallen gelassen. Ich hatte jedoch den Fehler gemacht, meine Bedenken gegen die Strategie in einer der wöchentlichen Sitzungen mit der Parteileitung in Berlin zu äußern; die Folge war die Sitzung in Köln.

Da saß also die gesamte Zentrale Leitung im Hinterzimmer einer Kölner Kneipe und forderte Selbstkritik. Dabei saß auch ein Vertreter des ZK. Als ich, um Zeit zu gewinnen, sagte, als Parteimitglied forderte ich zuerst eine Anhörung vor der Partei, sagte die ZK-Vertreterin, meine Mitgliedschaft sei vorübergehend suspendiert worden. Ich weiß noch, wie ich mir eine unwillige Bewunderung nicht verkneifen konnte: Die hatten ihre Hausaufgaben gemacht und an alles gedacht. (Ein ähnliches Gefühl verspürte ich fast vierzig Jahre später, als mir von der Leitung der Achse des Guten Vorwürfe gemacht wurden, auf die ich öffentlich antworten wollte – nur um festzustellen, dass sie mir bereits den Zugang zum Blog gesperrt hatten. Gelernt ist gelernt, dachte ich. Alle Achtung.)

Mir war sofort klar, wie die Sitzung verlaufen würde und ausgehen musste. Mit dem Verlust meiner Ämter, der öffentlichen Selbsterniedrigung und der Verpflichtung, einer neuen Führung bei der weiteren Ausmerzung bürgerlicher Abweichungen zu helfen. Um meine Gedanken zu sammeln, bat ich um eine kleine Pause: ich müsste zur Toilette.

Die Toiletten waren im vorderen Teil der Kneipe. Die Tür stand offen, das Spätsommerlicht strömte von der Straße hinein. Ich dachte: Du kannst einfach aus dieser Tür gehen und hörst nie mehr etwas von diesen Leuten. Du machst dein Examen, baust dir ein bürgerliches Leben auf, bist frei. Und ging nicht hinaus ins Licht, sondern kehrte ins dunkle Hinterzimmer zurück, wo es darum ging, nicht zu schnell und nicht zu langsam Selbstkritik zu üben. Ich durchschaute nämlich den Prozess vollständig. Aber ich blieb dabei. Man kann vielleicht die offene Tür und das Sonnenlicht mit den „Anfechtungen“ vergleichen, von denen Martin Luther spricht. Mir war mein Seelenheil aber wichtiger, und wenn es bedeutete, mich zu Fehlern zu bekennen, die ich nicht als Fehler anerkannte, und mich öffentlich vor Leuten zu erniedrigen, die ich für beschränkt und kleinlich hielt, einschließlich des einen oder anderen damals 150-prozentigen Ex-Lehrers oder Ex-Dozenten, die mich  nun belehren zu können glauben, wie richtige Totalitarismuskritik geht. Die Partei hatte immer Recht… die Kirche ist weiser als ich. Aber das Bild der offenen Tür blieb als ein Versprechen in meinem Gedächtnis haften. Es dauerte jedoch zwei Jahre, bis ich tatsächlich hinaus ins Freie trat.

So war das.

Ach ja, fast hätte ich’s vergessen, der eingangs erwähnte gegebene Anlass: „Posener … verniedlicht die kommunistisch-maoistischen Parteien, indem er sie auf die Funktion von Selbsthilfeorganisation für drogengefährdete Studenten reduziert“, lese ich. Er geht einer „ernsthaften theoretischen Reflexion“ über den Totalitarismus aus dem Weg. Mit einem Wort, er nimmt die Partei nicht ernst. Er nimmt die Theorie nicht ernst. Er hat es versäumt, die Werke des Genossen Stalin Adorno zu zitieren, So weit die ideologische Anklage Rainer Werners.

Aber warum tut er das nicht?

Die Antwort lautet vorerst „Sex und Macht“. Über Sex will sich mein Ankläger nicht auslassen, vermutlich weil er weiß, dass er mich mit dem Vorwurf nicht treffen kann, dafür ist ihm die „Machtausübung“ umso wichtiger, ja der „Vernichtungsfuror“, als dessen potenzielles Opfer sich der gute Rainer bereits sieht: „Ich möchte mir nicht ausmalen, was mit mir geschehen  wäre, hätte diese Partei tatsächlich die Macht im Staate errungen.“ (Du wärst vermutlich nicht ausgetreten, mein Guter, sondern hättest Karriere gemacht: Staatssekretär für Unterrichtsentwicklungsplanung im Erziehungsministerium vielleicht. Oder Bürgermeister von Öhringen.)

Aber woher kommt denn dieser verniedlichte Machthunger, dieser mächtige Vernichtungswille der Führungskader wie Posener und Konsorten gegen Rainer Werner und andere ehrliche Kommunisten? Wir müssen, wenn wir gute Marxisten-Leninisten sein wollen, der klassenmäßigen Grundlage dieses Fehlverhaltens auf die Spur kommen.

„Mir ist aufgefallen, dass in den  K-Gruppen vor allem  Studenten dominierten, die dem  Großbürgertum (teilweise auch dem Adel) entstammten.“

Potztausend!

Und da passt Posener als Enkel großbürgerlicher Eltern, die ausweislich der Erinnerungen seines Vaters nicht einmal arbeiten mussten, sondern von Kuponschneiden lebten – der passt klassenmäßig genau da rein. (OK, seine Familie wurde während der Nazizeit enteignet. Schwamm drüber. Fett schwimmt immer oben.)  Und während die armen quasi-proletarischen gutmütigen Basisarbeiter wie Rainer Werner oder Horst Domdey als Befehlsempfänger fungierten, ohne den klassenmäßig angeborenen Machtwillen der Führungskader, von ihrem Vernichtungsfuror ganz zu schweigen, und ihr ganzes späteres Dasein als schlecht bezahlte Studienräte oder Universitätsdozenten fristen mussten,  haben „die meisten der führenden ‚Genossen’  nach dem Zerfall  der  K-Gruppen  im nachgeholten bürgerlichen Berufsleben häufig  Kommandopositionen in  Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus erobert.“ Die meisten häufig. Ja, das ist bitter.

„Die Führungskader der K-Gruppen fanden  in allen Lebensphasen  die Position, die ihrer bürgerlichen  Herkunft und ihrem intellektuellen  Anspruch  entsprach.  Dann wäre die  Episode des Marxismus-Leninismus nichts anderes gewesen als ein Trainings- und Fitnessprogramm  großbürgerlicher  Studenten, das sie in die Lage versetzte, die Herrschaft über Menschen zu erproben.“

Was ja Posener immerhin zugibt, schreibt er doch darüber, was er der KPD verdankt. Und lüftet das bis dahin gut gehütete Geheimnis der großbürgerlichen Verschwörung zur „Eroberung der Kommandopositionen“ mittels der „persönlichen Vorteile“, die sie sich als Führungskader verschafft haben. Sozusagen von Kremlkadern zu Wallstreetkadern.

Da haben wir es ihnen gegeben, den herrschsüchtigen Großbürgern, den Lethen und Posener, Semler, Schmid und wie sie alle heißen! Da, da liegt die klassenmäßige Wurzel ihres Unwillens, radikal mit der eigenen Vergangenheit zu brechen! Doch wir, die Verdammten dieser Erde, sozusagen die Proletarier unter den Kadern, die wir eigentlich immer dagegen waren und recht eigentlich die Opfer des Systems, wir verlangen eine tiefgehende Selbstkritik, Tränen, Reue, vielleicht die Aufgabe der „eroberten Kommandopositionen“, die, wenn es mit rechten Dingen zugegangen wäre, nicht den Großbürgern und Adeligen, den Safranski und Schlögel, von Saalfeld und von Plato und wie sie alle heißen, sondern uns gehörten!

Und nun, Genosse Posener? Wie antwortest Du auf die scherwiegenden Vorhaltungen des Genossen Werner?

Au weia.

Das ist Dein letztes Wort?

Nö. Aber fürs Erste soll es genügen. Ich muss mal.

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110 Gedanken zu “Kritik und Selbstkritik;”

  1. avatar

    @ EJ und AP

    Posener betrachtet das alles offenbar auch philosophisch. Er gibt an, etwas gewonnen zu haben, nämlich den Rest seiner weit verstreuten Familie. Die ungebetene Entfernung des Grabsteins von Moritz Posener und Gertrud Oppenheim kommentiert er mit melancholischer Ironie.
    Wenn mir das passiert wäre, wäre ich so sauwütend, dass ich die Beamten zusammengebrüllt hätte und, wie etwa Broder, einen messerscharfen Artikel über sie verfasst hätte.
    In diesem Land baut man Stelen aus Beton und brüstet sich in großartigen Dingen mit Aufarbeitung. Wenn es aber um das Kleine geht, den Einzelnen, ist das Gemüt weg. Die Aufarbeitung ist somit gemütlos, lieblos, wie alle Großmannssucht.
    Wenn etwas Groll bei Posener da wäre und früher stärker da gewesen sein sollte, würde ich das absolut verstehen. Ich glaube, meiner wäre ungleich größer. Im Kleinen hatte die Mutter vielleicht doch Recht.

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    @ Alan Posener Ja, es gibt so etwas wie eine großbürgerliche Osmose

    Aber das entlastet den Großbürger-Sprössling nur insofern, als er an seine Großbürgerlichkeit so unschuldig kommt wie die sprichwörtliche Jungfrau an’s Kind. An der Tatsache, dass der Großbürger-Sprössling kurzerhand nimmt und kurzerhand nehmen kann, was für jeden anderen nur mit Mühe oder gar nicht erreichbar ist, ändert das nichts. Heißt: Sofern es weiter Großbürger gibt und sofern die Osmose weiter zuverlässig funktioniert, bleibt der Vorsprung der jederzeit zugreifenden Großbürgertöchter und -söhne uneinholbar und bleibt das Problem der von Rainer Werner beklagten Chancen-Ungleichheit ungelöst.

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    @ Parisien: Stichwort Enteignung

    OK. Das war für APO nicht in meinem Horizont bisher. Es wäre die „böse“ Motivation, die ich in der letzten Woche (für den hypothetischen Fall, dass ..) eher für mich reserviert hatte.

  4. avatar

    @ Parisien

    Ich weiß gar nicht was Sie haben, Mr. Weiner ist doch ein „honourable man“ mit einer hübschen Frau, die zu ihm steht.

    Solche Leute brauchen wir in unserer schönen neuen Welt. Herr Weiner ist im Gegensatz zu unserer Kanzlerin schon in Neuland angekommen. Vielleicht gibt er der Angela bei ihrer nächsten New York Reise mal ein Einsteigerseminar Dirty Talks.

    Zum Glück werden „echte Spinner“ bei uns sicher amtlich weggesperrt. Hören Sie mal, was dieser Herr – dazu noch in einer Kirche – für sozialzersetzenden „Unrat“ von sich gibt:

    http://www.youtube.com/watch?v=do2ohK9_sBk

  5. avatar

    Passt in etwa zu Vorigem:
    „Nun ist es kein Geheimnis, dass in der Frühzeit der Bundesrepublik einiges schiefgelaufen ist. Die sogenannte Vergangenheitsbewältigung setzte spät und zögerlich ein. Kein einziger Jurist, der dem NS-Apparat treu gedient hatte, wurde zur Verantwortung gezogen.“
    Und:
    „Dabei könnten sie tatsächlich etwas Sinnvolles unternehmen. Sie müssten dafür nur aus der Sickergrube der Vergangenheit auftauchen und der Gegenwart ins Gesicht schauen. Zum Beispiel nach Brüssel, wo man sich die Zeit damit vertreibt, Richtlinien für den Umgang mit Projekten auf der Westbank zu erarbeiten, während in Syrien das Blut in Strömen fließt.“
    http://www.welt.de/kultur/arti.....Farce.html
    http://www.achgut.com/dadgdx/i....._auschwitz

  6. avatar

    Lieber Alan Posener,
    vielen Dank. Ich muss das überlesen oder vergessen haben.
    Ich glaube, Briten können schlecht in Deutschland leben. Großbritannien ist in vieler Hinsicht schöner, weniger geordnet, manchmal chaotisch, dafür humorvoller. Und dort gibt es Heiligtümer, die uns fremd sind: Tea-time z.B. Deutschland damals war noch sehr kaputt. Heute ist es heil und effizient. GB wirkt irgendwie unheilbar ineffizient. Aber die Menschen finde ich toll. Ihre Liebe für ihr Land, ihr walking, ihr Humor, den wohl der Regen erzeugt hat. Fahrräder? Fehlanzeige. Das manchmal besessen wirkende deutsche Radeln ist ihnen fremd. Sie fahren Auto, halten an, packen Tisch und Stühle aus und natürlich die Teekanne. Oder sie laufen gleich. Von Küste zu Küste in der Mitte oder außen herum. Auch im Regen.
    Mit dem unheilbaren Antisemitismus hatte Ihre Frau Mutter sicher nicht Recht. Was alten Antisemitismus betrifft, war der damals vermutlich noch sehr präsent, aber die Arbeit der Bundesregierungen hat ihn weitgehend beseitigt, zumindest stark reduziert. Neuer Antisemitismus ist auch in GB eingezogen, leider. Wenn man diesen mit falscher Rücksichtnahme auf muslimische Befindlichkeiten in allen Ländern übersetzt, liegt man nicht voll daneben.
    Stichwort Besessenheit: Wir sind hier oft obsessiv, mit diesem und jenem. Die britische Gelassenheit dagegen wirkt völlig unobsessiv. Ich wurde mal gefragt von einem Engländer, warum unsere Wirtschaft so effizient sei. Ich konnte das schwer beantworten, meinte dann aber, es läge am ehesten an solider Ausbildung in den Handwerksberufen. Stelle ich zur Diskussion.
    Las zuvor einen Sun-förmigen Artikel aus dem DT, der auch Geld verdienen will, über Lady Di als potentielle Großmutter (Andrew Morton). Lady Di’s Eltern wurden geschieden, als sie sechs war. Meinen Sie nicht, dass der Weggang Ihrer Frau Mutter Sie erst in die Senke des LSD und danach in die Arme von sektenförmig agierenden Gruppen getrieben haben könnten?
    Es wäre schön, wenn die westliche Gesellschaft diese Talsohle der vermehrten Scheidungen zugunsten von Zusammenhalt wegen der Kinder langsam hinter sich lassen würde. Ich bin ziemlich sicher, dass dem Duke und der Duchess of Cambridge sehr bewusst ist, dass sie zusammen halten müssen. Vielleicht werden sie Vorbild.

  7. avatar

    Erstmal, @Alan Posener, vielen Dank für diesen ehrlichen Artikel über „Herrschaftstechnik“ im , in Ihrem Fall, maoistischen Kader, den ich leider erst jetzt lesen konnte. Wenn – davon gehe ich mal bei allen Diskutanden hier aus – die Möglichkeit eines jeden zum Glück verteidigt werden soll, ist nur das, die Herrschaftstechnik oder das „Du machst zum was ich will, sonst bist du uneinsichtig“ (was für ein Wort und was für ein fanatischer Macht- /Wahrheitsanspruch dahinter!) interessant.

    Der Herkunft aus dem Bürgertum ist also die Erbsünde im kommunistischen Kader, die – zum Schuldgefühl eskaliert – zur Unterwerfung genutzt wird – aha, die Peitsche. Und das Zuckerbrot Macht und wahrscheinlicherer Sex in der Hierarchie. Immer das Gleiche, aber wer kann einem das wirklich verdenken, bei letzterem sowieso, aber Macht bedeutet ja nun auch Schutz: Man schützt sich selber oder man lässt sich schützen. Und Lob: Wenn man alles „fein“ gemacht hat (Vorgaben nachvollzogen). Ja meine Güte: Das ist die Kinder-Haltung, die wir alle durchgemacht haben, das machen andere, ich vermute die Mehrheit im öffentlichen Dienst, ihr Leben lang.

    Ich wusste das alles gar nicht so genau mit der kommunistischen Vergangenheit einiger (vieler) heute konservativer Autoren, auch und gerade auf der Achse des Guten. Ich weiß nur, daß meine Arbeitshypothese ist, daß pursuit of happyness im Kapitalismus noch am ehesten funktioniert. Aber ich zweifle – und gerade dann, wenn ehemalige Kommunisten (kein Kainsmal, bitte!) das sagen. Das positivistische es-muss-doch-ein-System-geben-nach- dem-alles-funktioniert scheint mir nicht so einfach zu überwinden zu sein.

    Ich habe hier 4 „Focus“ – Ausgaben liegen, die ich am Wochenende „nachgelesen“ habe (ich weiß, sowas soll man nicht so erst nehmen..):
    15.4. „Endlich richtig laufen“
    6.5. „Medizin, die jünger macht – Besser aussehen mit Mini OP’s“
    17.6. „Sport ohne Schmerz – Die neuen Behandlungs-Methoden““
    24.6. „Von Siegern lernen – Die Erfolgs-Strategien der Besten. Und wie Sie sich optimal präsentieren“
    Also praktische Lebenshilfe – ideologiefrei (24.6., Seite 88): „Der in Oxford lebende Psychologe Kevin Dutton geht noch einen Schritt weiter. In seinem neuen Buch rät er Schüchternen ernsthaft, sich Psychopathen zum Vorbild zu nehmen, weil diese eiskalt, aber mit einigem Charme ihre Umwelt zu manipulieren wüssten. Die Skrupellosigkeit eines Hannibal Lecter aus dem Film „das Schweigen der Lämmer“ sei auch in weniger blutrünstigen Situationen nützlich, so sein Resümee.. Er [der Lobbyist Volker Kitz] empfielt im Buch „Du machst, was ich will“ eine Art psychologische Kriegsführung. usw.“
    Psychologische Lebenshilfe für Weicheier in einem alternativlosen System von winnern und losern? Fit für den Kapitalismus: Sport – Schönheits OPs – Coaching – Selbstoptimierung um jeden Preis zwecks Anpassung an eine künstliche Welt, das totalitäre – die menschliche Natur negierende Ende des Liberalismus (und der Evolution)!

    Der Kommunismus war ein Schutz-System. Was wird aber das nächste sein? An das „Ende der Geschichte“ glaube ich nicht, ich halte das für vermessen. Irgendwie alles Gründe für Religion. (Soviel von meiner Seite zur Ideologie, verbunden mit der Bitte an die Ex-Kommunisten, nicht auf der anderen Seite damit weiterzumachen).

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    @ Parisien

    Wie krank ist das denn? Seine Frau auf so peinliche Weise zu hintergehen, ist schon schlimm, sie dann auch noch zu nötigen, vor die Kamera zu treten, äußerst charakterlos. Aber wenn ich mich recht erinnere, haben die Clintons damals eine ähnlich peinliche Show abgezogen.

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    @ Jean-Luc: Ich habe Ihre Anregung aufgenommen und über den Ablass geschrieben:
    http://m.welt.de/article.do?id.....cid=kultur
    @ Parisien: Über das Schicksal von Gertud Posener geb. Oppenheim hat mein Vater in seiner Autobiographie „Fast so alt wie das Jahrhundert“ geschrieben, wenn ich mich nicht irre. Sie schaffte es noch 1939 auszuwandern, war aber schon sehr krank und starb auf dem Weg nach Palästina, in einem Kloster bei Genoa. Mein Vater war bei ihr. Ihre Asche wurde im Parkfriedhof Lichterfelde beigesetzt, neben Moritz Posener, der Stein war von meinem Vater entworfen worden. Leider wurde vor einigen Jahren der Grabstein entsorgt, ohne dass ich davon in Kenntnis gesetzt wurde. Eine tragikomische Geschichte.
    1961 nach Deutschland zurückzukehren, war für meine Eltern schwierig. Mein Vater schreibt irgendwo, das habe sogar seine Ehe zerstört. Das weiß ich nicht. Ehen scheitern aus vielerlei Gründen. Aber meine Mutter war tief unglücklich, hielt die Deutschen für unrettbar antisemitisch und kehrte nach Großbritannien zurück. Mein Vater blieb. Das war, wie bei den Juden seiner Generation üblich, mit viel Verdrängung verbunden. Heute wird sich viel heftiger empört bei wiel weniger Anlass. Andere Geschichte.

  10. avatar

    Wie wärs, wenn sich der nächste Artikel mit wirklich aktuellen Themen befasst.?

    Vielleicht hat Herr Kocks in seinem Club ja Rumors aus sicherer Quelle vernommen und kann uns exklusiv die Vornamen des neugeborenen Thronfolgers whistleblowen.

  11. avatar

    Lieber Alan Posener,

    nachdem Sie hier so mutig persönlich werden, würde ich Ihnen gern eine ungewöhnliche Frage stellen, an die sich die meisten von uns nie herantrauen:
    Was ist mit Ihrer Frau Großmutter, Gertrud Oppenheim, passiert? In dem Buch Ihres Herrn Vater steht darüber nichts.
    Aber falls Sie das nicht beantworten, hake ich nicht nach.
    Und noch eine zweite Frage: War es nicht extrem schwierig für Ihre beiden Eltern, in jener Zeit in dieses Land zu ziehen?

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    Noch ein OT, das eigentlich nach unten gehört: So was muss jeden beunruhigen:
    „Was Geheimdienstexperte Risen, einer der profiliertesten Investigativreporter der USA, nicht erwähnte: Er selbst steht unter staatlicher Beobachtung. Seine Telefongespräche wurden überwacht, seine E-Mails durchkämmt. Und jetzt sieht er sich zur Aussage gegen einen vertraulichen CIA-Informanten gezwungen – unter Androhung von Beugehaft.“
    http://www.spiegel.de/kultur/g.....12522.html

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    @ Jean-Luc

    Passt nicht. Eher: Mutter hat immer Recht.
    Zu Detroit (was Sie bei Kocks verlinkt haben): Ich fürchte, von Neu-Schicki-Micki können solch große Städte nicht überleben, sondern nur Stadtteile.

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    Ich finde, man sollte diese alten Kamellen nicht weiter aufwärmen.

    Die Binsenwahrheit, dass der Zufall darüber entscheidet, in welcher Familie und in welches Land man geboren wird und damit auch weitgehend vorbestimmt ist, wie viel Menschenrechte die Welt einem zustehen will, wie viel Freizügigkeit, Bildung, Gesundheit etc. darüber kann man immer breit und viel diskutieren.

    Aktuell finde ich es aber viel interessanter, dass ein Kollege von Herrn Posener von der New York Times gerade von einem US-Gericht dazu gezwungen werden soll, gegen einen Informanten auszusagen:

    http://www.spiegel.de/kultur/g.....12522.html

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    Lieber Alan Posener!

    Nach diesem Stück und der kurzen Diskussion hier erscheint mir einiges verständlicher. Dieses Stück ist viel besser als das letzte über das Thema. Es berührt persönlich, gleichzeitig begreift man, warum der Kommunismus zum Scheitern verurteilt war. Es handelte sich offenbar um einen Haufen komplexbeladener Menschen, die, zu Macht gekommen, eine Art Jahrhundertgroll auf dem Bürgertum ablassen und sich auch nicht gescheut haben, das Bürgertum als Ganzes allein für die Shoah verantwortlich zu machen.
    Was ist mit dem Haus in Lichterfelde? Steht es noch oder nicht? Falls es noch steht, schlage ich vor, dass die Stadt es irgendwann kauft und ein kleines Museum daraus macht und es unter Denkmalschutz stellt. Sie sind bekannt, Ihr Vater war bekannt, Ihr Großvater war bekannt. Bezüglich Holocaust haben wir inzwischen reichlich Mahnmale; Bilder und Architektur wäre schön.
    Oder irgendetwas, das mit der Geschichte der Ostjuden zu tun hat.
    Mein Ton war vorher nur schroffer, weil mich die Entwicklung im Datenbereich erzürnt und beunruhigt. Effektiv macht das sogar Angst, wenn man sie zulässt. Ich habe mir daher auch überlegt, ob manche damals bei solcher Art Hirnwäsche nicht Angst hatten.
    Obama sprach sogar das Wort cyberwar, den die USA führten, gelassen aus. Kann sein, dass ich das hier gelesen habe, muss aber nicht sein. Jedenfalls hier noch einmal ein Nachtrag zu „traitor“:
    http://www.guardian.co.uk/comm.....no-traitor

    Außerdem eine Leserdiskussion, die einen den Kopf schütteln lässt, denn normalerweise sind beim spon alle geschlossen gegen die USA, wenn es um die NSA geht. Wie geht es dann an, dass ca. die Hälfte hier verteidigt, wenn auf facebook mit Schülern verkehrt wird? Ich nehme an, dass genau diese Hälfte nichts verstanden hat, und das ist die anti-amerikanische Hälfte:
    http://www.spiegel.de/schulspi.....12438.html

    Wenn ich mal anmerken darf, dass es wohl nicht die Wirtschaft sein darf, die definiert, wer anti-amerikanisch oder sonstwie anti ist.

  16. avatar

    nach den Beichten und den Selbstgeißelungen etwas ganz anderes:

    Leichtherzig ist die Sommerzeit!

    Getändelt wird, geküsst, gefreit,

    Ein Kränzel auch wohl wird gemacht,

    An Hochzeit nimmer gern gedacht.

    Theodor Storm

  17. avatar

    Cher Apo,

    weenn sie von der Beichte schreiben, vergessen sie den katholischen Ablass nicht, der doch zur Reformation gefuehrt hat oder ?

    und was ad hominem betrifft hier boch einmal Graham:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Ad_hominem

    Und dazu:

    „Meine Mutter hat wegen meines kommunistischen Engagements jeden Kontakt zu mir abgebrochen. ich habe sie zehn jahre nicht gesehen. Erst als ich Vater wurde, haben wir wieder Kontakt aufgenommen.“

    da gehoerte ihre Mutter zu den “ echten “ hard-cores 🙂

    Gibt es nichr ein deutsches Sprichwort:

    Mutterliebe altert nicht.

  18. avatar

    @Posener

    „Soziale Abstiegsängste sind mir völlig fremd. Und das ist kein Verdienst, sondern die eigentliche großbürgerliche Erbschaft meines Vaters, dem es ja auch so erging, die kein Geld ersetzen kann.“

    Wenn der Satz im Ursprungstext gestanden hätte, hätte der Schluß eine völlig andere Richtung bekommen. Warum sagen sie den erst jetzt?

    „Stevanovic weiß leider nichts davon, er geht davon aus, dass es sich um materielle Vorteile oder Verbindungen geht. Sozusagen eine vulgärmaterialistische Klassentheorie.“

    OK, bin selbst schuld. Tatsächlich habe ich es auf diesen Punkt verkürzt. Sollte sie den Eindruck haben, ich hätte ihnen den Silbernen Löffel andichten wollen, bitte ich sie um Entschuldigung.

    Großbürgertum ist eine Frage der Haltung. Soviel habe ich im TV verstanden.

  19. avatar

    APo: … Auf der negativen Seite: die totalitäre Versuchung; die Anziehungskraft von Macht und Gewalt; das Gefühl eigener Wichtigkeit; …

    Abgesehen davon, dass es Sie ehrt so etwas zugeben zu können, ist das bei vielen, den meisten Menschen zu beobachten. Ich kann mir nicht erklären woran das liegt. Oder doch?

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    Ach so, die Pointe des Romans. „Das Erbe“ ist nicht das Grundstück oder das Geld, sondern die Wiederentdeckung der Familie. Bisschen kitschig vielleicht.

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    Lieber Parisien, der Umschlag von antiautoritär in autoritär ist nicht sehr schwer zu erklären. Sie kennen das doch aus der katholischen Kirche: Lebemann wird Mönch. Da ist viel von Selbstekel drin und Bedürftigkeit, vom wunsch nach Halt, nach einem Korsett fürs Leben, das aus dem Leim geht. Aber das habe ich doch alles geschildert.
    Die Familie Oppenheim besaß viele Häuser und Grundstücke in Berlin. Nichts wurde rückerstattet. In einem Fall war der Antrag zu spät gestellt worden – 1953, glaube ich. Und bei den anderen Fällen waren die Entschädigungssummen in den 1950er Jahren lächerlich, mein Vater hat alles zum Bezahlen seiner laufenden Schulden ausgegeben.
    Nicht schlimm.
    Durch eine Ironei der Geschichte gab es nur einmal eine richtig große Entschädigungssumme, nämlich nach der Wiedervereinigung, es ging um ein Grundstück Nähe Gendarmenmarkt, das allerdings rückerstattet sicher noch mehr wert gewesen wäre. Egal.
    Darüber wollte ich eigentlich einen Roman schreiben.
    Denn ich musste als Vertreter der Familie vor Ort alle Erben auftreiben und ihre Einwilligung zur Entschädigung einholen. Dadurch lernte ich enfernte Cousins und Cousinen kennen, von deren Existenz ich nichts ahnte. Das Buch sollte „Das Erbe“ heißen. Am Anfang würde ein anruf stehen, der tatsächlich stattfand: ein Investor rief mich an und bot 10 Millionen Dollar für ein Grundstück, von dem ich nichts wusste. Am ende betrug die Entschädigungssumme nicht ganz ein Zehntel davon, und das wurde unter sehr vielen Erben aufgeteilt. Zum Glück! So gründlich waren die nazis nicht gewesen. Es lief immerhin auf ein neues Auto hinaus, den hier bekannten großbürgerlichen Ford Focus, den ich immer noch fahre.

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    @Parisien

    Bitte, bitte nicht falsch verstehen: Eltern, die Bücher lesen, sind kein Makel!!! Reich sein ist kein Makel!!! Geld sagt nichts über den Menschen aus, das gilt auch für Reiche und deren Kinder. Armut macht keine besseren Menschen. Proll sein ist eine Tatsache, kein Qualitätszertifikat.

    Im Grunde wollte ich auch darauf hinaus, dass natürlich das Elternhaus eine Rolle spielt, aber deswegen noch lange nicht klar ist, ob das hier zutrifft. Nur dazu sagt Posener nichts.

    Posener hat den Punkt mit beleidigtem Gezicke gegenüber Herr Werner gebügelt. Beleidigt deswegen, weil Werner es gewagt hat, diesen Zusammenhang überhaupt herzustellen. Und das ist, sorry, legitim. Ob der Zusammenhang einer Belastung standhält, wissen wir noch nicht.

  23. avatar

    @ Alan Posener

    „Ich wusste, dass es andere Schüler schwerer haben würden, der Autorität zu trotzen.“

    Deshalb versteht man nicht, wie sich sich dann einer Autorität beugen konnten, wie oben geschildert, der Autorität des Gruppendrucks. Und schön, wie Sie schildern, wie man den Urinstinkt einer Mutter überfahren hat. Was Sie da schildern, macht einem Angst.
    Sie haben also das Grundstück in Lichterfelde nicht zurückbekommen? Jeder A**** meine Cousin fünfzehnten Grades kriegt heute Bilder aus Museen ‚raus wie die Klimts aus dem Belvedere, und Sie bzw. Ihr Vater haben das Haus in Lichterfelde nicht zurückbekommen? Ich wusste das nicht. Das ist drastisch und extrem ungerecht.

  24. avatar

    Lieber Parisien,
    Ihre Stellungnahme ist in einem ganz anderen Ton gehalten als manche anderen Beiträge der letzten Zeit, deshalb will ich Ihnen kurz antworten:
    „Warum haben Sie das getan?“
    Es gibt eben keine einfache Antwort. Ich dachte, das wäre klar geworden.
    Auf der positiven Seite: Idealismus, Glaube an den Sozialismus, Dankbarkeit, Bewunderung für bestimmte Vorbilder (wie zum Beispiel Helmut Lethen und Christian Semler), Hinwendung zur Arbeiterklasse …und, und, und.
    Auf der negativen Seite: die totalitäre Versuchung; die Anziehungskraft von Macht und Gewalt; das Gefühl eigener Wichtigkeit; aber auch: Unfähigkeit, sich der Organisation allein entgegenzustellen und dem eigenen Urteil zu vertrauen … und, und, und.
    Ich kann nur veruschen, das zu beschreiben, was ich erlebt habe. Wenn ich es auf eine allzu abgehobene Erklärungsebene hebe, verliert alles die Gegenwärtigkeit.
    Mein Vater sagte einmal, das sei bei uns wie bei der katholischen Kirche, wo irgendjemand – war es Pascal? – gesagt hat, man müsse sich nun einmal „betir“, zum Tier, zum Schaf machen, den Verstand ausschalten, um des Seelenheils Willen.
    Ich glaube, unter anderen Bedingungen hätte ich auch Mönch werden können.
    Und damit kurz zu Ihren Fragen:
    Mein Vater war besorgt, aber auch irgendwie stolz. Dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“, das einen Bericht über meine Nichteinbürgerung schrieb, erzählte er, ich sei „ein stadtbekannter Maoist“. Er ließ mir während der ganzen Jahre regelmäßig Geld zukommen, da ich ja kein Bafög bekam.
    Meine Mutter hat wegen meines kommunistischen Engagements jeden Kontakt zu mir abgebrochen. ich habe sie zehn jahre nicht gesehen. Erst als ich Vater wurde, haben wir wieder Kontakt aufgenommen.
    Meine Schwester hat als radikale Feministin nichts vom Kommunismus gehalten. Mein Bruder ist zehn Jahre jünger als ich und hielt weder vom Kommunismus noch vom Feminismus sehr viel.

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    Lieber EJ,

    Ihren Beitrag (in dem Sie Rainer Werner sozusagen einen Sozialismus der Zukurzgekommenen unterstellen) fand ich – nicht deswegen, obwohl die Volte clever ist – den einzigen wirklich geistreichen unter den Kommentaren bisher.
    Ja, es gibt so etwas wie eine großbürgerliche Osmose, wie Sie es nennen. Stevanovic weiß leider nichts davon, er geht davon aus, dass es sich um materielle Vorteile oder Verbindungen geht. Sozusagen eine vulgärmaterialistische Klassentheorie.
    Die Frage wäre eigentlich ein eigener Artikel wert; aber ich will hier kurz versuchen, zu skizzieren, worum es geht.
    Aufgewachsen bin ich in relativ ärmlichen Bedingungen in Greenwich. Meine Grundschule war in Shooter’s Hill, immer noch eine verschriene Gegend. Mein Vater hatte einen schlecht bezahlten Job, wir besaßen weder einen Fernseher noch ein Auto. Theater, Oper und dergleichen waren nicht drin. Großbürgerlich war das nicht.
    (Meine Mutter hatte nicht einmal einen Schulabschluss. Freilich entstammt sie einer langen Linie von Militärgeistlichen und Kolonialbeamten, den von Dadelsens, Booths und Middletons.)
    Der Besitz der Großeltern war von den Nazis enteignet worden, und es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis eine gewisse „Wiedergutmachung“ erfolgte. Hinzu kam, dass mein Vater als Exilant und Jude in England ein Außenseiter war, erst recht in der kolonialen Gesellschaft Kuala Lumpurs, wo ich den zweiten Teil meiner Kindheit verbrachte. Auch nach dieser Zeit, wo wir immerhin als Teil der kolonialen Herrenrasse privilegiert lebten – Haus, Auto, Diener – hatten meine Eltern nicht genug Geld, mich auf eine Public School zu schicken, wie sie die meisten meiner damaligen Mitschüler besuchten.
    Stattdessen besuchte ich ein staatliches Internat in England und später eine städtische Reformschule – die „ärmere Schwester“ der Odenwaldschule – in Berlin.
    Also, großbürgerlich bin ich nicht aufgewachsen, und als mein Vater starb, hinterließ er weder Haus- noch Grundbesitz, Geld noch sonstige Wertsachen. Meine Schwiegermutter, Frau eines kleinen Verwaltungsbeamten, war reicher.
    Und dennoch haben diejenigen völlig recht, die mich als „großbürgerlich“ bezeichnen. Denn mir sind nicht nur materielle Existenzängste völlig fremd, wie ich sie von Leuten aus „kleinen Verhältnissen“ kenne, die viel mehr verdienen und besitzen, als ich je verdient oder besessen habe; ich hatte immer das Gefühl, privilegiert zu sein; und aus diesem Gefühl des Privilegiertseins erwuchs das Gefühl, dass ich es „den anderen“, weniger privilegierten, schulde, für das als richtig Erkannte einzustehen und dabei bestimmte Risiken auf mich zu nehmen, die man billigerweise von anderen nicht verlangen könnte, deren Stellung in der Welt nicht so gesichert wäre.
    Dies war ein Movens – ein Movens, ich sage nicht: der Hauptmovens – hinter meinem Kampf für lange Haare auf meinem Reforminternat. Ich wusste, dass es andere Schüler schwerer haben würden, der Autorität zu trotzen. Es war ein Movens hinter meinem kommunistischen Engagement. Es war ein Movens hinter meiner Offenheit gegenüber der Berufsverbotekommission. Und hinter meiner Kündigung des Beamtenstatus, um freier Autor und dann Journalist zu werden.
    Soziale Abstiegsängste sind mir völlig fremd. Und das ist kein Verdienst, sondern die eigentliche großbürgerliche Erbschaft meines Vaters, dem es ja auch so erging, die kein Geld ersetzen kann.
    Dabei waren meine Großeltern väterlicherseits ja nur in der zweiten bzw. dritten Generation wohlhabende Leute. Die Poseners waren recht eigentlich nouveaux riches, mein Urgroßvater war ja Schneider und Juwelenhändler; die Oppenheims gemessen daran zwar altes Geld, aber auch nur Ostjuden, die es in den Gründerjahren zu etwas gebracht hatten.
    Aber auf die objektiven Umstände kommt es nicht an. Das Sein bestimmt nicht das Bewusstsein. Aber das wissen wir ja seit Max Weber.

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    @ EJ

    Vielleicht ist die Antwort durch die Blume enthalten, Stichwort Enteignung. Glaubte man nicht damals, das Bürgertum allein wäre für Hitler verantwortlich? Hat man nicht zu viel in einen Topf geworfen? Die sozialistischen Tendenzen von Hitler übersehen? Das Geldbürgertum zu wenig vom Bildungsbürgertum differenziert? Scholls et al.waren aus dem Bildungsbürgertum. Dadurch, dass Hitler Kommunisten verfolgt hat, hat man doch gemeint, Kommunisten wären grundsätzlich immun. Also Stichwort, statt Glauben an die kooperierenden Kirchen, an die passiven und teilweise kooperierenden Groß- wie auch echten Kleinbürger, die (Götz Aly) auf Schnäppchenjagd in jüdischen Wohnungen waren, ein neuer Glauben an scheinbar Unberührte, ein Systemglauben, ohne zu berücksichtigen, dass jedes System entgleisen kann?

  27. avatar

    @ Posener
    Danke für den Hinweis- wusste ich aber schon als ehemaliger, sogar „Reisekader“. Übrigens war mein Ausstieg seinerzeit auch ganz unproblematisch- vielleicht weil „die Führung“ eher erleichtert war?

  28. avatar

    … Genossen … das Gejammer ist ja fürchterlich … und Sie wollen immer noch links überholen, ohne einzuholen.

    Vor allem – wie denn nun weiter? … nachdem Sie alles in Bresche gelegt haben.

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    @ Stevanovic

    Ich kenne haufenweise Kinder, die ihre Wettbewerbsvorteile nicht nutzen, sondern z.B. nach dem Abitur erstmal etwas anderes machen. Im Spiegel waren kürzlich auch solche Beispiele aufgeführt. Darüberhinaus kenne ich massenhaft Abiturienten mit Einser-Schnitt, die eben nicht in Numerus-Clausus-Fächer wandern, sondern nach Gusto studieren. Die Vorstellungen, die da in linkeren Köpfen agieren, gehen an der Realität vorbei.
    Im Prinzip ist die Realität schon verbogen, wenn man aus Prinzip zu viele Abiturienten produziert, und wenn dann, obwohl gar nicht alle in die am höchsten angesehenen Fächer wandern, immer noch ein (klagender) Überhang da ist. Die Industrie ist da schon realistischer, wenn sie beklagt, dass ein großer Teil derer, die sie in Wirklichkeit haben wollen, gar nicht bereit ist, sich für sie ausbilden zu lassen.
    Außerdem weiß fast jeder Bürger, dass es einen Wettbewerbsvorteil in diesem scharf wahrgenommenen Sinne nicht gibt. Jeder einzelne Bürger mit mehreren Kindern hat einen oder eine dabei, der/die einfach nicht mit der Schule klar kommt und sich bei allen Büchern im Schrank für eine gewisse Bildungsferne entscheidet, das sog. Schwarze Schaf. Davon kenne ich selbst in meiner Generation zwei, die dann Ausbildung machten, Firmen eröffneten und wohlhabender wurden als ihre studierten Geschwister.
    Zudem gibt es reichlich Bürger, die sich auch schon in Nachhilfe versucht haben und dabei manchmal auf etwas stoßen, das immer geflissentlich negiert wird: Intelligenz, die dem heutigen überintelligenten Anspruch nicht gewachsen ist. Plus Eltern, die nicht einsehen wollen, dass ihr Kind auf einer Realschule besser plaziert wäre.
    Politik ist Realitätenverweigerung zur Absicherung eigener Positionen.

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    @ Parisien: Wieso haben Sie das mitgemacht?

    Ihnen erscheint APOs bisherige Antwort auf die (von ihm allerdings bisher auch nicht gestellte) Frage ebenfalls unzureichend?

    @ Rainer Werner

    Sie lesen mit. Ich wüsste gern, welche Antwort Sie auf die Frage geben.

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    Posener: „Da haben wir es ihnen gegeben, den herrschsüchtigen Großbürgern, den Lethen und Posener, Semler, Schmid und wie sie alle heißen! Da, da liegt die klassenmäßige Wurzel ihres Unwillens, radikal mit der eigenen Vergangenheit zu brechen! Doch wir, die Verdammten dieser Erde, sozusagen die Proletarier unter den Kadern, die wir eigentlich immer dagegen waren und recht eigentlich die Opfer des Systems, wir verlangen eine tiefgehende Selbstkritik, Tränen, Reue, vielleicht die Aufgabe der „eroberten Kommandopositionen“, die, wenn es mit rechten Dingen zugegangen wäre, nicht den Großbürgern und Adeligen, den Safranski und Schlögel, von Saalfeld und von Plato und wie sie alle heißen, sondern uns gehörten!“

    Der Artikel ist unheimlich stark und bewegend. Dass das alles auf den Punkt zuläuft, an dem Posener nur rumzickt, hat mich überrascht. Mehr als ein: Du bist doch nur neidisch, steht da nicht. Das klingt nicht nach differenzierter Auseinandersetzung. Vielleicht ist Herr Werner neidisch, ich kenne ihn nicht, damit muss sein Argument nicht falsch sein. Der Verweis auf die Herkunft ist nicht der Beleg eines totalitären und damit für uns falschen Arguments.

    Auch Poseners Erklärung macht es nicht besser. Der Muttertag wurde von Nazis eingeführt, es ist aber nicht nationalsozialistisch, seiner Mutter an dem Tag Blumen zu schenken. Totalitäre Herrschaftstechnik enttarnt? Sollte der Verweis auf Parallelen zum Totalitären ein argumentum ad populum sein (ich hab neues Spielzeug!)? Herrschaftstechnik finden wir ja alle irgendwie doof.

    Als Leser fühle ich mich missbraucht: da ruft er meine Empathie mit einer wirklich nahegehenden Beschreibung ab, um folgende Message abzusetzen: Ich habe vielleicht Leute gequält und junge Mütter malträtiert, aber Großbürgerkind nennt mich hier keiner!

    Bin ich der einzige?

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    Oh mein Gott. Wieso haben Sie das mitgemacht? Sie haben sich missbrauchen lassen (geistig) – Bangladesh – und später andere missbraucht wie die Mutter, die zu ihrem Baby wollte. Aber Sie haben etwas behalten: Die Selbstkritik. Großes Lob, dass Sie solche Dinge zugeben. Aber wieso haben Sie das primär mitgemacht? Was hat Ihr Herr Vater dazu gesagt, was Ihre Mom?
    Ich kann Ihnen aber versichern, dass ein Teil dieser Methoden, die Sie wohl richtig als sektenhaft beschreiben, in einen Teil des deutschen Beamtenapparats, sprich, die Lehrerschaft, eingezogen ist. Haben Sie deswegen den Lehrerberuf geschmissen? Etwas anders zu machen als der Lehrer/die Schule vorgibt, eine andere Meinung zu haben, gewisse Dinge nicht mitzumachen, ist möglich und sollte konsequent durchgezogen werden, wird aber teilweise geächtet und mit Gruppendruck bis hin zu mobbing bekämpft. Da ich nie privat zu viel preisgegeben habe und jetzt erst recht nicht dazu neige, kann ich leider die besten Beispiele hierfür nicht anführen. Sie würden vom Stuhl fallen. Endlich weiß ich, welchem Geist das alles entsprungen ist. Ich glaube, Kretschmann ist nicht von diesem Geist, sondern das Gegenteil ist der Fall: Wenn auf Schüler Druck ausgeübt wird, facebo.k beizutreten. Denselben Geist nämlich sehe ich heute im Neoliberalismus, der alles gestattet und das als „Freiheit“ tituliert, obwohl es größere Freiheit bedeuten kann, gewisse Dinge nicht zu tun.
    Wieder der Hinweis auf die Enteignung. Haben Vater und Brüder denn das nicht zurückbekommen?
    Ich kann aber doch ganz generell sagen, dass ich immer ein gnadenloser Protestierer war, wenn etwas nicht stimmte, schon in der Schule. Hand hoch, habe ich ganz anders gelesen. Der gute Lehrer freut sich, der schlechte reicht mindestens eine Vier ‚rüber. Weitergereicht an die Kinder. Ganz generell ist es so, dass man sich das heute nur erlauben kann, wenn man brillant ist. Wenn nicht, muss man sich fürchten vor der Vendetta des Lehrers. Und davon kommen einige aus den Kreisen, die Sie beschreiben. Zum Glück nicht alle. Das Hauptproblem sehe ich in der Unkündbarkeit. Tja, und ein paar davon sind in der Politik. Das ist einer der Gründe, warum ich niemals die Partei des Herrn Trittin wählen würde. Und der Hauptgrund, die SPD nicht zu wählen. Wäre die SPD stark genug, um mit der FDP zu regieren, sähe die Sache anders aus.

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    @ Posener

    Danke für die Watsche, hab den Begriff in Wikipedia nachgeschaut. Wenn sie denken, dass sollte ein solches argumentum ad hominem sein, ist das nicht die einzige Pirouette, die ich nicht beherrsche. Deren Namen finde ich aber noch raus.

    @ Edmund Jestadt

    Das richtete sich gegen den ständigen Gebrauch des argumentum ad hominem (ist der Begriff hier richtig?), der in der Publizistik gerne die Auseinandersetzung mit dem Thema ersetzt. Unterschiede gibt es immer, mal wichtig, mal unwichtig.

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    @ Alan Posener: Lieber Stevanovic, ad hominem argumentieren ist eine Kunst. Sie beherrschen sie nicht.

    Echt jetzt? Dass ich mich über Stevanovics Absatz „Das Gemeinste“ schimmelig gelacht habe, war dann ja wohl ganz verkehrt. Schnief.

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    @ Stevanovic Weil er nun mal zum Leben gehört – es gibt immer Tiere, die gleicher sind und das ist unvermeidlich, weil Menschen verschieden sind- ist beides im Grunde albern, sowohl der Vorwurf, als auch das Leugnen.

    Bei aller sonstigen Zustimmung: Das ist mir zu fatalistisch. Ich denke, da ist noch „was drin“, in dem Widerspruch. Und das muss man nicht widerstandslos den „Nehmern“ überlassen.

  36. avatar

    Lieber Stevanovic, ad hominem argumentieren ist eine Kunst. Sie beherrschen sie nicht. Schade.
    Lieber Martin Jander, „Wir waren die stärkste der Parteien“ ist ein amüsantes Buch, und wer damals die WG an der Kanstraße kannte, in der Lerke von Saalfeld und andere Führungskräfte wohnten, hat sich darüber auch amüsiert. In der Tat jedoch litt das Buch an einer starken Selbstgerechtigkeit. Das Muster war: Wir armen Genossen aus der Provinz, die alles für bare Münez nahmen, mussten erleben, dass in der Hauptstadt die Führung dem süßen Leben frönte. Da war viel von dem auch in Rainer Werners Kritik durchscheinender Klassenressentiment zu spüren. In die Tiefe ging das nicht; und von Selbstkritik war keine Spur.
    Übrigens haben einige der Leute, die in diesem Büchlein wegen ihres angeblich sorglosen Lebens kritisiert wurden, ihr Leben riskiert, um – etwa – Revolutionären, die in Griechenland und Spanien gegen den Faschismus kämpften, zu helfen. Dieses Kapitel der linksradikalen Bewegung in Westdeutschland ist – so weit ich weiß – bis heute nicht beleuchtet worden, obwohl einer der Genossen, denen wir damals halfen, heute Präsident der EU-Kommission ist.
    Lieber Stefan Buchenau, es gehört zu den Paradoxien der marxistisch-leninistischen Kaderorganisation, dass bestimmte Qualen den Kadern vorbehalten werden. So wie im viel (und falsch ) zitierten Roman „1984“ die Totalüberwachung und die entsprechende „Behandlung“ von Abweichern ein Privileg der Parteimitglieder ist. Die „Proles“ leben weitgehend unbehelligt in den Tag hinein.
    @ Alle: Es ist offensichtlich nötig zu betonen, dass ich hier – anders als etwa Helmut Lethen im „Handorakel“ – keine Autobiografie vorgelegt habe, und schon gar nicht eine Totalitarismuskritik. Erste wäre vermessen, zweite unnötig. (Eher wäre eine Kritik des Begriffs und der Theorie vom Toitalitarismus nötig, aber zur theoretischen Vertiefung fehlt mir die Zeit.) Ich habe nur – gereizt durch die ständigen Angriffe von Leuten, die nach einem kurzen Blick in Wikipedia mich entlarven zu können meinen durch Hinweis auf meine Parteivergangenheit – darauf hingewiesen, dass es für einen Menschen (und eben nicht nicht nur für einen!) in meiner Situation 1969ff neben der intellektuellen Verführung gute Gründe gab, sich einer radikalen Organisiation in die Arme zu werfen. Und dass man das nicht darauf reduzieren kann, wir hätten sozusagen die Fehler unserer Väter nur auf andere Weise wiederholt. (Bei mir eine besonders absurde Argumentation.)
    Und nun hole ich den Blick auf eine Herrschaftstechnik nach, die ich in den Ausführungen zu dem, was ich der KPD verdanke, nicht behandelt habe, weil ich ihr freilich nichts Positives abgewinnen kann; angeregt durch eine Kritik an mir, die – wie mir scheint – genau dem damaligen Duktus der klassenmäßigen Anklage folgt, obwohl sie oberflächlich als antitotalitäres Statement daher kommt.

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    Eine vergleichbare Situation hatten Parisien und ich, als wir uns im letzten Blog etwas anknurrten: Ich habe Kommunismus und nationale Hysterie erlebt und neige gegenüber dem Westen zu einem: Passt scho! Parisien weiß aber besser, wie es hier früher war und neigt mehr dazu, den Verfall der westlichen Werte zu sehen.

    Kann keiner dem anderen Vorwerfen, macht keine Sichtweise falsch und trotzdem ist es ein Unterschied.

    @Edmund Jestadt

    „Reiner Werner sagt nicht, wie solcher extreme Verzicht praktisch möglich ist.“

    „Alan Posener bestreitet Reiner Werners These nicht ausdrücklich.“

    Danke für ihren Beitrag – ich werde das Gefühl nicht los, zwei Opas beim Wettpinkeln bis zum Glühen der Prostata zuzusehen.

    Jetzt können wir uns über die Wiedersprüche im liberalen Weltbild unterhalten.

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    Ich schrieb: Alan Posener bestreitet Reiner Werners These nicht ausdrücklich. Er ironisiert sie lediglich und lässt damit offen, ob er sie für richtig oder falsch hält.

    Nachdem ich Stevanovic gelesen habe, korrigiere ich mich ein bisschen. Der Kritik-und-Selbstkritik-Kram ist natürlich eine einzige große Ablenkung von genau der Frage, um die es geht. Allenfalls in ihrer – Entschuldigung! – Larmoyanz – ‚ich weiß auch nicht, wie das alles geschehen konnte‘ – geht die Passage indirekt darauf ein.

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    @ Alan Posener: die herrschsüchtigen Großbürgerlichen

    Auch nett. Alan Posener und Reiner Werner sind heute beide überzeugte und vehemente Vertreter der Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft und der Meritokratie. Rainer Werner in seinen Blog-Texten in gewisser Weise noch radikaler als Posener. Trotzdem streiten Sie sich. Und eben deswegen.

    Reiner Werner beklagt mangelnde Chancengleichheit. Er kritisiert, dass die erfolgreichen K-Gruppen-Karrieristen ihre – qua großbürgerlicher Herkunft – in der Wettbewerbsgesellschaft besseren Voraussetzungen bedenkenlos nutzen. Vor dem Hintergrund der einschlägigen ideologischen Vergangenheit der Protagonisten findet er das besonders verwerflich.

    Alan Posener bestreitet Reiner Werners These nicht ausdrücklich. Er ironisiert sie lediglich und lässt damit offen, ob er sie für richtig oder falsch hält.

    Kurzer Einschub: Vor schon längerer Zeit habe ich ein Papier gelesen, dass von einer Gruppe junger FDP-Mitglieder erstellt worden ist. Alles, wirklich alles sollte „individualisiert“ werden. Nicht zuletzt – und aus durchsichtigen Gründen (Schule ist nicht jedermanns Sache!) – das Bildungswesen. Aber nicht individualisiert werden sollte die „überindividuelle“ Familie. Über ungeschmälert „freie“ Erbberechtigung sollte etwas wie die „Klasse der Tüchtigen“ dauer-etabliert werden. Dem Stress, immer wieder individuell „bei null“ anfangen zu müssen, wollte man sich keinesfalls aussetzen.

    Reiner Werner kritisiert im Grunde noch weit mehr als das schräge FDP-Papier. Er verlangt im Prinzip den Verzicht auf die im jeweiligen familiären Milieu gleichsam vegetativ oder osmotisch aufgenommenen individuellen und gesellschaftlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie verschaffen einen, weil nicht irgendwie durch individuelle Leistung erworbenen, unzulässigen Wettbewerbsvorteil.

    Reiner Werner sagt nicht, wie solcher extreme Verzicht praktisch möglich ist. (Denkbar wäre, wie phantastisch auch immer: Wenn nicht durch Sozialismus bzw. sozialistische Erziehung von klein auf, dann durch eine Art moralisch gebotene individuelle Vorteils-Askese, vulgo: Solidarität.) Aber Reiner Werner weist jedenfalls (mit dem scharfen Blick des Zukurzgekommenen) auf einen krassen Widerspruch, auf den (potenziellen) Klassencharakter, der sowohl von ihm wie von Alan Posener propagierten Wettbewerbs- bzw. Leistungsgesellschaft hin.

    Und Alan Posener muss sich fragen lassen, wie er’s denn nun hält mit dem so schön in beider Karrieren aufgehobenen Widerspruch. Wie sollen wir’s denn nun halten mit den „geborenen“ Avantgarden und Führern, APO? Fordert Ihre Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft nicht tatsächlich (oder mindestens theoretisch) ein gutes Stück des von Reiner Werner geforderten Sozialismus? Mindestens als eine Art Start-Sozialismus? Oder is‘ jetz‘ schon alles gleich, alles FDP? Und die Geschichte zu Ende?

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    Ja Herr Posener, da ist schon mehr „Butter bei die Fische“ wie man hier sagt. Dass es in internen Sitzungen oft schmerzhaft zuging, dass dies langfristige Folgen hatte und hat ist in den diversen Erinnerungen einiger ex-Kämpfer selten zu lesen. Aber auch das gabs: Obwohl ich in allen Organisationen (wie mir später ein Freund sagte) den Beinahmen „Motzer“ trug- will sagen, dass ich eben nicht nach der Melodie „Die Partei hat immer recht“ brav mitmarschierte, hat sich keiner in der von Ihnen beschriebenen Weise mit mir befasst. Woran das lag? Vielleicht daran, dass „Autoritäten“ bei mir schon immer einen schweren Stand hatten, und bis heute haben. Natürlich habe auch ich meine „Leichen im Keller“. Über die würde ich aber, wie schon erwähnt, ungern im Netz diskutieren. Nicht wg. der NSA- ich sehe meinen Gesprächspartnern lieber ins Gesicht, wenn es um was wichtiges geht.

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    Puh. Brain-wash (So kribbelt es schöner!): Man greife beherzt zu einem genehmen Shampoo und rubble damit so sanft als irgend möglich wie bei einem Schwamm das freiliegende Großhirn ein. Die verschiedenen Shampoos kleben dann zwar kurzzeitig zwischen den Neuronen, aber wenigstens muss man danach nicht auf Mann und Ehre irgend etwas richtigstellen. Darauf einfach die Schädeldecke behutsam zuklappen, den Reißverschluss an den Nahtstellen am Hinterkopf schließen, fertig.

  42. avatar

    Vielleicht habe ich es wieder mal nicht verstanden.Ich lasse mich gerne belehren.

    Das Gemeinste, was man Großbürgerkindern sagen kann, ist die schlichte Wahrheit, dass sie vom Elternhaus für ihre Karriere profitiert haben. Je Liberaler oder Linker sie sind, desto biestiger werden sie. Denn erst wenn alle gleich sind, erstrahlen ihre eigenen Leistungen umso mehr. Erinnert euch an Gutenberg? Der wollte verzweifelt die Insignien des Bildungsbürgertums: Ja, ich bin edel, aber ich wäre es auch, wenn ich einer von euch wäre. Es selbst geschafft zu haben, ist für Papas Sohn die höchste Auszeichnung. Das zu relativieren führt zu unglaublichen Zornschüben, wie ich sie bei Posener zu erkennen glaube.

    „Da, da liegt die klassenmäßige Wurzel ihres Unwillens, radikal mit der eigenen Vergangenheit zu brechen!“ – immerhin wirft er niemanden vor, nur neidisch zu sein. Er musste zum Glück aufs Klo.

    Wenn ein Großbürgerkind (ob mit oder ohne Geld) Abitur macht, ruft Papa den Freund der Familie an, im Verlag, im Theater oder im Konzern. Wenn der Sohn eines working class hero Abitur macht, ruft Papa die Oma an. Macht einen Unterschied. Onkel Maximilian, der einem aus der Publizistik/Unternehmensführung erzählt oder Onkel Werner aus der Werkstatt. Während der eine durch ein Netzwerk 100 Chancen bekommt, hat der andere nur 10, auch ein Unterschied. Liest Papa ein Buch oder knallt er sich drei Korn rein, könnte schon irgendwie prägen.

    Den Mechanismus zu leugnen oder für sich auszuschließen- auf die Ideen kommen nur Großbürgerkinder. Weil er nun mal zum Leben gehört – es gibt immer Tiere, die gleicher sind und das ist unvermeidlich, weil Menschen verschieden sind- ist beides im Grunde albern, sowohl der Vorwurf, als auch das Leugnen. Ganz im Gegenteil, es geht nicht anders. Dagegen sein ist gegen die Schwerkraft sein. Die Leistungen eines Großbürgerkindes würdigen, nur wenn es als Baby vor der Schwelle eines Bergarbeiters ausgesetzt wurde, ist lächerlich. Man bekommt mehr Chancen, gearbeitet haben für ihren Erfolg alle und verdienen dafür Respekt ohne Goldwaage.Nur „nicht wichtig“ sind Herkunft und Geld, wenn man sie hat.

    „Was ja Posener immerhin zugibt, schreibt er doch darüber, was er der KPD verdankt. Und lüftet das bis dahin gut gehütete Geheimnis der großbürgerlichen Verschwörung zur „Eroberung der Kommandopositionen“ mittels der „persönlichen Vorteile“, die sie sich als Führungskader verschafft haben. Sozusagen von Kremlkadern zu Wallstreetkadern.“

    Papa Ratzi wurde von bayrisch-katholischem Milieu geprägt. Herr Posener wuchs leider ohne prägenden Kontext auf. Das tut mir sehr leid.

  43. avatar

    Sehr geehrter Alan Posener, tolles Stück! Ich traf Mitte der 70 er Jahre mit einigen KPD/AO , KBW u. a. Aussteigern zusammen. Es gab damals auch ein Buch im Rotbuch-Verlag. Wir waren die stärkste der Parteien oder so ähnlich. Da wurde einiges verraten über die innerparteilichen Strukturen dieser Gruppen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass der Kritik-Selbstkritik-Mechanismus dargestellt wurde. Ein notwendiger Nachtrag. Dankeschön.

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