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Warum unsere Leitkultur kapitalismusfeindlich ist

Warum, so fragte mich (und sich) neulich der kluge Gideon Böss, lieben wir den Kapitalismus nicht? Es ist in der Tat nicht ohne weiteres zu verstehen.

Dem Kapitalismus verdanken wir einen unerhörten Wohlstand. Er war und ist in der Bundesrepublik Deutschland – viel mehr als Einigkeit, Recht und Freiheit – „des Glückes Unterpfand“.  Er bildete die eigentliche Basis der Wiedervereinigung: „Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zur D-Mark“, riefen die Ossis, was blieb Kohl also übrig? Er war Bestandteil jener „FdGO“, auf die früher alle Lehrer bei Strafe des Berufsverbots verpflichtet wurden, weil sich die Verfassung über die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik – und das ist symptomatisch – vornehm ausschweigt. Man lebt gern im Kapitalismus, schämt sich aber dafür. Und rächt sich für das Schamgefühl an der FDP. Aber das ist eine andere Frage.

Die Frage war, warum wir den Kapitalismus nicht lieben.

Klar, er ist ungerecht. Aber der Sozialismus ist noch ungerechter. Das Leben ist ungerecht.

Klar, viele Kapitalisten und Manager sind Unsympathlinge. Ackermann. Strauß-Kahn. Der merkwürdige Typ, der im Fernsehen durch einen sprechenden Schimpansen seine „nur in Deutschland hergestellten“ Trikotagen anpreisen lässt.  Andererseits gibt es Bill Gates. Steve Jobs. George Soros. Und Lafontaine ist doch auch nicht gerade ein Sympathieträger.

Klar, er ist irgendwie laut, unkultiviert, rücksichtslos. Aber das ist doch der Revolutionäre Block auch.

Klar, er ist prinzipienlos. Aber das sind wir alle.

Vergessen wir diese Argumente. Es gibt ja auch bessere, zum Beispiel von Karl Marx. Aber ich habe das Gefühl, dass es beim Anti-Kapitalismus – wie bei jeder Phobie – nicht um Argumente geht. Zuerst ist die Abneigung da, dazu sucht man sich dann die passenden Argumente.

Woher kommt diese Abneigung? Meines Erachtens ist er tief in unserer kulturellen DNA verankert. Unsere Leitkultur, sagt man, ist christlich, das Christentum hat uns „historisch geprägt“. Das stimmt wohl. Und das Christentum ist nun einmal in seinem Wesenskern antikapitalistisch, ja – horribile dictu – sozialistisch. In der  Bergpredigt (Mt 5,1 ff) werden nicht nur die Armen für „selig“ erklärt; Jesus fordert sogar zum Nichtstun auf – und hat ja seine Anhänger von ihren ehrlichen Brotberufen, etwa als Fischer, weggelockt: „Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ir etwas anzuziehen habt. (…) Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammaeln keine Vorräte in Scheunen, euer himmlischer Vater ernährt sie. (…) Lernt von den Lilien, die auf dem Felde wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. (…) Macht euch also keine Sorgen…“ (Mt 6,25ff).

Das klingt nach einem Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen. Anhänger des Leistungsprinzips jedenfalls können sich kaum auf Jesus berufen – man lese das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1 – 16). Und da gibt es schließlich den bekannten Spruch: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Mt 19,24) Zuvor hatte Jesus einem reichen Mann, der „alle Gebote befolgt“ hatte, gesagt: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib dein Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben…“ Woraufhin der Mann „traurig wegging, denn er hatte ein großes Vermögen“ (Mt 19,20ff).

Die Aussagen des Rabbi Jesus sind so eindeutig, dass man sich fragt, wie die Kirchen es bis heute schaffen, sie so ganz und gar zu ignorieren. Aber das ist nicht mein Thema. Mögen die Kirchen in der Praxis meistens auf der Seite des Reichtums und der Macht gestanden haben; gepredigt haben sie immer die Würde der Armut, die Notwendigkeit sozialer Barmherzigkeit, den Fluch des Reichtums.

Noch stärker als das Wort wirkte durch die Jahrhunderte die Ikonographie des Christentums: der König der Welt, geboren in einer Krippe, weil es in der Herberge keinen Platz für den Bautischler und seine schwangere Verlobte gibt. Wir mögen, wie Papst Benedikt nicht müde wird zu betonen, eine entchristlichte, neuheidnische Gesellschaft sein, auch als Folge des eklatanten Widerspruchs zwischen den Worten und den Taten der Christen, aber wir haben die Botschaft längst internalisiert.

Man mag einwenden, dass Max Weber in der protestantischen Ethik den Geist des Kapitalismus entdeckte; und dass die christlichste Nation dieser Erde, die USA, zugleich die kapitalistischste sei. Tatsächlich mag die protestantische „innerweltliche Askese“, wie es Weber nannte, der Kapitalakkumulation förderlich sein und sich mit solchen Passagen der Bibel wie den eben zitierten begründen lassen; der Arbeitsethos der Protestanten ist aber schlichtweg unchristlich.

Was die USA betrifft, so bin ich keineswegs überzeugt, wie man uns weismacht, dass man dort so viel kapitalismusfreundlicher ist als hier. Hollywood jedenfalls lebt von einem aggressiven Antikapitalismus, man denke an „Wall Street“, „Pretty Woman“, oder „Family Man“, an Klassiker wie Charlie Chaplins „Modern Times“ oder Frank Capra’s „It’s A Wonderful Life“. Es ist nur so, dass man dort noch staatsfeindlicher ist als hier.

Sieht man hier Gewerkschaften und Staat als Gegner des Kapitals, so ist es dort eher das Kleinbürgertum: Der kleine Ladenbesitzer, der Direktor der lokalen Bank, der ihm ohne Sicherheiten Geld leiht, weil er „seinem Wort traut“, der ehrliche Fabrikant – und der kleine Gauner. Das entspricht der Sozialstruktur und den Ambitionen derjenigen, die nach Amerika auswanderten, um ihr Glück zu suchen.

Weil wir aber christlich geprägt bleiben – auch der Marxismus ist lediglich ein weltliches Evangelium – können wir den Kapitalismus nicht lieben. Wir genießen ihn, wir möchten ihn nicht missen, aber wir können ihn nicht lieben.

Übrigens zeigt dieses Beispiel paradigmatisch, dass man nicht aus den heiligen Schriften einer Religion Schlussfolgerungen ziehen darf auf das tatsächliche Verhalten ihrer Anhänger. Ich würde sogar behaupten, dass die Schizophrenie zwischen Leben und Fühlen ein Grundzug zumindest des Christentums und des – ebenso kapitalismusfeindlichen – Islam ist.

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38 Gedanken zu “Warum unsere Leitkultur kapitalismusfeindlich ist;”

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    WELT-online liest – ‚derblondehans‘ by starke-meinungen. 😉

    Die Finanzwelt folgt der Logik der Mafia, nämlich der Orientierung am höchstmöglichen Gewinn bei minimiertem Risiko. Dazu werden alle Mittel eingesetzt, die Wirksamkeit versprechen, etwa in Kontakten mit Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Die Vorstellung, dass die wirklich gefährliche Mafia sich durch Gewaltbereitschaft auszeichnet, ist naiv. Ihre große Gefahr ist ihr Einfluss, ihre Macht, indem sie Verbindungen aufbaut, korrumpiert, wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten zum eigenen, ungehemmten Vorteil umfunktioniert oder außer Kraft setzt. Das ist die Logik der Mafia.

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    @ Alan Posener

    Sagte ich auf andere Weise ungefähr so. Katholizismus und Kapitalismus auf Distanz, kultiviert (wenn man die üblichen negativen Konnotationen wegdenkt, auch: kulturalisiert), zivilisiert.

    Für die verabsolutierenden Fundis der einen oder anderen Seite wird’s immer auf ein Entweder-Oder bzw. einen Zusammenkrach hinauslaufen, klar.

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    @ Derblondehans: Körner klingt wie ein Dschihadist.

    .. ne, eher wie ein Zionist. Haben Sie was gegen Zionisten? Wobei Körner aber Patriot war. Das bin ich auch.

    Waren Sie nicht mal Deutsch-Lehrer?

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    @ Derblondehans: Körner klingt wie ein Dschihadist.
    @ EJ: Sie „lieben“ den Katholizismus und den Kapitalismus. Aber das geht nur zusammen, wenn man weder über das Eine noch über das Andere ernsthaft nachdenkt. Ich empfehle die Lektüre Max Webers.

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    @ Hänschen Klein

    Sie schreiben „Niemand argumentiert “direkt von der Sache her”. Er bildet sich das höchstens ein.“ Das wäre auch mein Einwand. Ich habe versucht, die Position Poseners gegen „philologische Debatten“ zu charakterisieren; möglicherweise habe ich ihn mißverstanden.

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    Hänschen Klein indem man [die Gier] in bestimmte erwünschte Bahnen lenkt

    Das mag so sein. Eben wenn es so ist, müssten Sie aber gerade die „Bahnen“ noch beschreiben. Und z.B. erklären, warum sie mit Gier besonders gut, z.B. effektiv befahrbar sind. Die „Bahnen“ sind es, die den Kapitalismus ausmachen. Gier gibt’s auch ohne Kapitalismus. Nicht nur der Banker, auch der Bankräuber ist gierig. Anders als „Gier ist gut“ suggeriert, ist Kapitalismus eben gerade nicht identisch mit Gier! Kapitalismus ist Kritik der Gier und deren Domestikation.

  7. avatar

    @
    „Der Kapitalismus ist der Versuch, die Gier gesellschaftlich nutzbar zu machen, indem man die Gier nicht verbietet oder moralisch sanktioniert wie in traditionellen Gesellschaften oder im Sozialismus, sondern indem man sie in bestimmte erwünschte Bahnen lenkt und als eine Art Antriebskraft nutzt.“

    Antriebskraft! – Sie teilen meinen thermodynamischen Ansatz. Danke dafür. Der Kapitalismus folgt den Gesetzen der Physik – und es soll mir mal einer erklären, warum „wir“ nach anderen Naturgesetzen funktionieren sollten, als der Rest des Universums. Bekanntere Geister, wie Stuart Kauffman denken ebenso und aufgrund der Literaturstellenangabe im Link des Posts von Moritz Berger fand ich, für mich völlig überraschend, das hier http://www.eoht.info/ , was ich aber erstmal durchsehen muß.

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    @Alt 68 er:

    Die Wahrheit der Sophisten war, dass es DIE WAHRHEIT nicht gibt. Ihr Verhältnis zum Geld ist eine Sache, das Verhältnis der Philosophen zur Macht eine andere. Platons Idealstaat war nicht zufällig eine Diktatur.

    „dass jemand, der direkt von der “Sache” her argumentiert, jemanden, der nach Definitionen des Kapitalismus (bzw. der Kapitalismen) fragt, oder jemanden, der auf semantischen Unterschieden zwischen “lieben” und “positiv finden” besteht, einer philologischen Sophisterei, Spitzfindigkeit bezichtet, die der “Sache” nicht nützt, nicht zur Wahrheitsfindung beiträgt.“

    Leider habe ich trotz mehrfachem Durchlesen nicht verstanden, was das bedeuten soll.

    Niemand argumentiert „direkt von der Sache her“. Er bildet sich das höchstens ein. Man argumentiert eigentlich immer von einer Theorie her, denn ohne Theorie kann man keine Argumente bilden. Einstein soll gesagt haben: „Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können.“ Er hat es wohl mit Bezug auf die Physik gesagt, aber hinsichtlich des nicht-naturwissenschaftlichen Denkens gilt es noch um Vieles mehr.

    Aber es ist interessant, dass offenbar niemand hier sagen will oder kann, was Kapitalismus ist.

    Dann probier ichs mal:

    Der Kapitalismus ist der Versuch, die Gier gesellschaftlich nutzbar zu machen, indem man die Gier nicht verbietet oder moralisch sanktioniert wie in traditionellen Gesellschaften oder im Sozialismus, sondern indem man sie in bestimmte erwünschte Bahnen lenkt und als eine Art Antriebskraft nutzt. Offensichtlich mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

  9. avatar

    @alt 68er
    „die freigesetzten Elementarteilchen sollen sowohl in der Produktion als auch im Konsum unbeschränkt zur Verfügung stehen“
    Die setzen sich gerade, oder in naher Zukunft, neu zusammen, die Elementarteilchen. Wie die sich neu strukturieren, da können wir – wenn überhaupt möglich – jetzt Einfluss nehmen.
    @EJ
    „ich liebe das Christentum (besonders in seiner katholischen Variante)“
    Gibt’s noch eine andere? Irgend so eine Sekte im Norden, Skandinavien oder so? Man sollte sich echt besser informieren..

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    @ Hänschen Klein

    Ich wage nicht, zu beurteilen, ob die Sophisten näher an DER WAHRHEIT waren als die Akademiker (vielleicht weil sie ein anderes Verhältnis zu Geld hatten?), bin mir jedoch fast sicher, dass jemand, der direkt von der „Sache“ her argumentiert, jemanden, der nach Definitionen des Kapitalismus (bzw. der Kapitalismen) fragt, oder jemanden, der auf semantischen Unterschieden zwischen „lieben“ und „positiv finden“ besteht, einer philologischen Sophisterei, Spitzfindigkeit bezichtet, die der „Sache“ nicht nützt, nicht zur Wahrheitsfindung beiträgt.

    @ Moritz Berger, KJN

    Wenn schon von Alan Posener des „Glückes Unterpfand“ ins Spiel gebracht wird, ich glaube, dass es wesentlich ist, dass ich möglichst viel selbst bestimmen, mitbestimmen (wenigstens nicht bestimmt werde), in die eigene Hand nehmen kann, nicht nur (begrenzt) den Konsum und die Freizeit „auswählen“. Ich möchte postulieren, dass man dem, sofern man kein Entrepreneur oder Künstler ist, am ehesten im Oikos der alten Griechen, der Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft der Familie (ich erinnere mich allerdings durchaus noch an die Zeit, als die Familie als die Brutstätte des Faschismus gehandelt wurde, man von „freien Assoziationen“ von Menschen träumte), nahe kommen kann. Der z.Z. vorherrschende real existierende Kapitalismus scheint die Familie jedoch als ein eher retardierendes Moment zu definieren , die freigesetzten Elementarteilchen sollen sowohl in der Produktion als auch im Konsum unbeschränkt zur Verfügung stehen. Sicherlich werden wir Maß und Überschaubarkeit (Harmonie) finden müssen. Brauchen wir jedoch nicht andererseits, und dafür scheint der Kapitalismus (neben dem Krieg) der beste Motor zu sein, die Herausforderung von technologischen Innovationen, neuer Horizonte, in meiner Jugend war dies das „Neue Universum“, die Eroberung des Weltraums, augmented intelligence, virtual intelligence, Cyborg, Überschreitung des bisher möglichen mitsamt den Tragödien des Fortschritts? Neben Glück Mut und Furcht.

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    @Le Parisien

    Ich weiß nicht, ob es in Frankreich „einen ungeschriebenen Kodex der Pariser Machtclique“ gibt, aber ganz sicher gibt es in Europa eine ungebrochene Fortsetzung der alten feudalen Tradition, „große Tiere“ mit Samthandschuhen anzufassen.

  12. avatar

    Ich überlege, ob ich den Spiegel abbestelle und zwar deswegen:
    „Die Bilder aus Amerika, von DSK in Handschellen, entfalten in Frankreich deshalb solche Sprengkraft, weil sie den ungeschriebenen Kodex der Pariser Machtclique zertrümmerten. Niemals wäre Strauss-Kahn eine ähnliche Behandlung in seiner Heimat widerfahren, selbst wenn er das Blut von Zimmermädchen aus großen Tassen zum Frühstück getrunken hätte.“ S.79

  13. avatar

    „Der bkonde Hans“ beantwortet Ihre Frage, Herr Posener, mit seinem Auszug aus der SZ. Wir lieben den heutigen!!! Kapitalismus nicht, weil wir ihm so was zutrauen. Und da sie DSK unsympathisch finden, was ich nicht teile, sind Sie natürlich blind für die naheliegende Beantwortung Ihrer Frage. Wir trauen ihm zu, mehrere Opfer zu erzeugen, eine ganze Familie und eine Frau+Tochter. Die Subgemeinde von Guinea in NYC ist ganz zerrissen, denn die Frau hat einen guten Ruf, doch er ist bei ihnen sehr beliebt.Sie wollen das nicht sehen, ganz einfach. Für Sie ist Kapitalismus Globalisierung. Die PS hat auch einen Globalisierungskritiker in ihren Reihen, der viel genauer ist als DSK. Da Sie das nicht sehen wollen und viele mit ihnen, wird Ihnen auch weiterhin entgehen, wie die Völker ticken.

  14. avatar

    @Alt 68:

    Was sind denn philologische Sophistereien? Übrigens muss man aus heutiger Sicht wohl sagen, dass die antiken Sophisten DER WAHRHEIT näher gekommen sind als die antiken Philosophen.

    @EJ

    Ob Gier gut ist, weiß ich nicht, aber sie hat in der Evolution eine IN DER SUMME sehr wichtige POSITIVE Rolle gespielt. Generell schlecht kann sie also nicht sein.

    Der Mensch ist das Tier, das sich seiner Gier bewusst wird.

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    @Moritz Berger
    „Gesellschaftliche Innovationen, sowie z.B. die Postwachstumsökonomik werden als realitätsfremd eingestuft. http://tinyurl.com/3wx5w3b

    Was viele (Sie?) mit „Postwachstumsökonomik“ meinen, ist, daß die Form des Wachstums der 50er, 60er, 70er, heute in China, Indien usw. zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen ist bzw. abgeschlossen sein wird.
    Sie wird jedoch durch ein anderes Wachstum ersetzt werden können, wenn die Bedürfnisse der Menschen z.B. nach Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung, körperlicher und seelischer Gesundheit erkannt werden. Die heutige Technik ermöglicht eigentlich weitgehende Dezentralisierung von Produktionsprozessen und Daseinsvorsorge was leider – und da stimme ich Ihnen zu – nicht zur Kenntnis genommen wird. So wäre z.B. Vereinbarkeit von Familie und Beruf eigentlich kein Problem, wenn diese antiquierte Präsenz- und Kontrollkultur in der Arbeitswelt hierzulande das nicht verhindern würde (woanders ist man da weiter). Es wäre vielmehr möglich, bis hin zur teilweisen Autarkie, neue Mobilitätskonzepte etc. etc. Diese Wirtschaftweise, viel näher an den menschlichen Bedürfnissen, wird tatsächlich von der (noch?) vorherrschenden (Beton-) Denke als realitätsfern einsortiert. Ich meine, da liegt die Zukunft für Wachstum und das passt hervorragend zum Kapitalismus. (Wenn ein rumänischer Autohersteller bereits ihr Produkt mit „Statussymbol für Statussymbolverweigerer“ bewirbt, scheine ich so falsch nicht zu liegen.) Und viele der Leute, die so denken, wählen (noch hoffend) „grün“ – wobei ich etwas bezweifle, ob unsere grünen Politiker das wissen..

  16. avatar

    Hänschen Klein: Was ist eigentlich mit “Kapitalismus” gemeint?

    Eigentlich eine (mehr als) abendfüllende Frage. Aber APO meint vermutlich genau das mit „Kapitalismus“, was er schon als Maoist darunter verstand. Nur spricht er von „Kapitalismus“ jetzt nicht mehr kritisch, sondern rein affirmativ. (Man kann allerdings gut auf die Idee kommen, dass er von „Kapitalismus“ – „Gier ist gut“ – so (albern) spricht, um genau die Kapitalismus-Kritik zu provozieren, die er selbst nicht mehr liefert.)

    @ Jean-Luc Levasydas

    Sie treffen es genau. Der moderne Mensch ist mindestens Bigamist, eher noch Polygamist, nämlich ideologisch. Er „liebt“ das eine. Und das andere. Und noch ein Drittes usw. usf.

    Sofern nicht hauptberuflicher Vertreter einer bestimmten Ideologie, sind wir ziemlich widersprüchlich, deshalb aber auch ziemlich kritisch verfasst. Und nur so – kritisch nämlich – können wie „lieben“ – den Kapitalismus, das Christentum usw. usf.

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    War es nicht Gustav Heinemann der gesagt hat:

    Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!

    Und was den Kapitalismus betrifft:

    Es scheint Alan Posener entgegen zu sein, dass der Kapitalismus von vielen Ökonomen mittlerweile in Frage gestellt wird.

    In diesem Zusammenhang sei nur das zunehmende Umweltproblem erwähnt.

    Und der Sozialismus mit seinem macht Euch die Erde untertan bietet für die Zukunft keine Lösungen an.

    Schade dass so ein kluger Gideon Böss nicht über den Tellerrand blickt sondern weiter in seinem Tunnel verharrt.

    Für mich ist es immer wieder überraschend zu sehen, dass Innovationen im technischen Sektor mehr oder weniger von der Gesellschaft angenommen werden.

    Gesellschaftliche Innovationen, sowie z.B. die Postwachstumsökonomik werden als realitätsfremd eingestuft.

    http://tinyurl.com/3wx5w3b

  18. avatar

    Lieber Alan Posener,

    diskurstechnisch sind Sie so was wie Thomas Crown – nicht zu fassen (http://de.wikipedia.org/wiki/T....._zu_fassen). Ich versuchs trotzdem noch mal: natürlich macht es einen Unterschied, ob ich jemanden sage „Ich liebe Dich“ als „ich habe für Dich ein positives Gefühl“. Dass das eine ganz andere Emphase ist, haben Sie gewusst, sonst hätten Sie gleich schlicht und einfach Ihr positives Gefühl bekunden können. Natürlich evoziert es unterschiedliche Signifikate und Bedeutungen, wenn man von freier oder sozialer Marktwirtschaft oder vom angelsächsischen Kapitalismus oder Finanzkapitalismus oder gar Raubtierkapitalismus spricht. Freie Marktwirtschaft ist kein simpler Euphemismus für Kapitalismus.

    Nachdem Sie erfolgreich Religion und Volk und Vaterland (in ihrer Intention Solidargemeinschaften mit Loyalitätsverhältnissen) dekonsturiert und diskreditiert haben, beten wir jetzt als letzte und ultimative „Macht der Liebe“ den Kapitalismus an? Vielleicht, wenn ein Puffbesuch genau so viel wert ist wie eine liebende Umarmung (ich will hier nicht weiter über den Warencharakter von Verhältnissen räsonieren). Gegen wen müssen wir den Kapitalismus denn verteidigen? Gegen das Christentum, den Islam, versprengte Sozialisten wie Lafo? Würde der Kapitalismus besser funktionieren, wenn wir nicht christlich oder sozialistisch „geprägt“ wären? Ich hatte den Eindruck, dass der Kapitalismus als Wirtschaftssystem eher gegen frei vagabundierende Kapitalisten „verteidigt“ werden mußte, mehr schlecht als recht, als deren Risiken vom Staat, also von uns, übernommen werden mußte, damit das System nicht zusammenkracht. Im übrigen sind die Rahmenbedingungen so, dass viel zu wenige sich als freie Unternehmer bewähren können. Das ist nicht nur eine Sache des Staates, sondern des Kapitalmarkts, Sie bekommen eher einen Konsumkredit als einen Kredit für eine Existenzgründung; wenn Sie Geld anlegen wollen, nun, darüber haben Sie ja mehrfach in aller Deutlichkeit geschrieben.

    Ach so, würden Sie denn den Patriotismus in USA und Israel genau so schmähen wie den deutschen?

  19. avatar

    ‚Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang‘

    Nun ja, mir gefällt das Gedicht von Theodor Körner das: Bundeslied vor der Schlacht wesentlich besser. Weil zeitgemäß. Oder?

    Etwa so:

    Hinter uns, im Grau’n der Nächte,
    Liegt die Schande, liegt die Schmach,
    Liegt der Frevel fremder Knechte,
    Der die deutsche Eiche brach.
    Unsre Sprache ward geschändet,
    Unsre Tempel stürzen ein;
    Unsre Ehre ist verpfändet,
    Deutsche Brüder, löst sie ein!
    Brüder, die Rache flammt! Reicht euch die Hände,
    Daß sich der Fluch der Himmlischen wende!
    Löst das verlorne Palladium ein!

    Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
    Liegt der Zukunft goldne Zeit,
    Steht ein ganzer Himmel offen,
    Blüht der Freiheit Seligkeit.
    Deutsche Kunst und deutsche Lieder,
    Frauenhuld und Liebesglück,
    Alles Große kommt uns wieder,
    Alles Schöne kehrt zurück.
    Aber noch gilt es ein gräßliches Wagen,
    Leben und Blut in die Schanze zu schlagen;
    Nur in dem Opfertod reift und das Glück.

    War übrigens ein Mecklenburger, Generalfeldmarschall von Blücher, nebst Wellington, der die Invasoren, damals hießen die noch so, aus dem Land per Fußtritt warf.

  20. avatar

    Hm. … Ich teile Voraussetzungen gar nicht (völlig), die APO in seiner Frage macht.

    Ich liebe den Kapitalismus. Und ich liebe das Christentum (besonders in seiner katholischen Variante). Auf Distanz zwar, möglichst kultiviert also, aber außerhalb fühl(t)e ich mich fremd und desorientiert.

    Zu beiden, Kapitalismus und Christentum, ist mein Verhältnis anders, sofern sie (unkultiviert) auf- und zudringlich werden …

  21. avatar

    KJN legt den Finger in die Wunde, indem er auf den Staat verweist. Vaterlandsliebe gilt immer als Tugend. Kapitalismusliebe nicht. Gut,in Deutschland war Vaterlandsliebe aus den bekannten Gründen auch eine Zeitlang problematisch, aber mittlerweile feiert man den „entspannten Patriotismus“. Warum soll ich aber Deutschland (oder Großbritannien) mehr lieben als den Kapitalismus? Man kann einwenden, mit „Deutschland“ sei nicht das Land gemeint, sondern das Volk. Umso weniger Grund, es zu lieben. Und die meisten Nationalisten schwärmen eher von den Wäldern und Auen der Heimat („Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang“, so die Nationalhymne) als vom Hartz-IV-Empfänger um die Ecke. Ich will nicht in eine philologische Debatte um das Wort „Liebe“ geraten, dazu (zu philologischen Debatten) habe ich schon letzte Woche etwas geschrieben. Ich meine schlicht und einfach ein positives Gefühl. Das Gefühl, eine Sache sei verteidgendswert gegen dijenigen, die sie zerstören wollen. Ich will auch nicht philologisch über den Unterschied zwischen Kapitalismus und freier Marktwirtschaft reden. Meines Erachtens ist das zweite ein Euphemismus für das erste.
    Was nun das Judentum angeht, so kenne ich mich nicht so gut aus wie beim Christentum, aber mir scheint, dass das Neue Testament erheblich kritischer ist gegenüber Arbeit, Leistung und Reichtum, als es das „Alte“ Testament ist.

  22. avatar

    Kapitalismus wird problemlos auch von „Christen“ akzeptiert, wenn Wachstum möglich ist, da dann annähernd Chancengleichheit besteht. (Soziales Gewissen und Kapitalismus widersprechen sich m.A. nach nicht.)
    Ist aber Wachstum nicht mehr möglich, wird Konkurrenz unter den Akteuren zum Erfolgskriterium, denn es muß dem Anderen etwas abgejagt werden. Hier können nur noch „Große“ bestehen. Kleine Akteure müssen sich stark anpassen und abhängig machen – bis hin zur Scheinselbständigkeit. Es entstehen nicht kontrollierbare Oligopole.
    Hierzulande vertraut man dem Staat (der „sozialen Marktwirtschaft“), der die Konzerne kontollieren soll, z.B. über die Kartellbehörden, Steuer- oder Umweltbehörden. (Welcher Vertrauensvorschuss – bei der Verflechtung…)
    Und in den USA? Ich glaube, der Einzelne hat dort trotz allem noch den Glauben an eigene Möglichkeiten und fühlt sich daher nicht so ausgeliefert.
    Zum Thema „Arbeitsethos“: Der Kapitalismus ist doch die einzige Chance, diesem zu entgehen – Einkommen ist dazu allemal besser geeignet als Lohn. Sozialdemokraten finden solches verwerflich. Wer die Freiheit, die Weisungsungebundenheit, eigene Projekte liebt, sollte aber auch den Kapitalismus lieben.
    Und das Christentum war bisher nicht gerade eine Religion der Freiheit, wenn auch durch seine Existenz schon Schlimmeres verhütet wurde.

  23. avatar

    Warum soll man den Kapitalismus lieben? Im besten Fall ist er eine nützliche Technik zur effizienten Organisierung der Wirtschaft. Aber man liebt ja auch nicht seinen Kühlschrank, so nützlich er auch ist.

    Diese nützliche Technik ist aber besser mit dem Wort „Marktwirtschaft“ beschrieben. Wenn im angelsächsischen Raum die Begriffe auch synonym verwendet werden, so unterscheiden wir hier doch wohlweislich zwischen der Effizienz der „Marktwirtschaft“ und der Ungerechtigkeit des „Kapitalismus“. Und letztere (welche ja manifest ist, wenn man sieht, wie die Schere zwischen Arm und Reich über die Zeit immer weiter auseinandergeht, wofür es ja keine denkbare Rechtfertigung geben kann) ist es, weswegen wir ihn nicht nur nicht lieben, sondern teilweise hassen.

  24. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,

    Sie schreiben, dass auch der Islam kapitalismusfeindlich sei. Das ist theoretisch zwar richtig, weil der Koran eine ähnliche Sicht auf Armut und Reichtum hat wie die Bibel. Andererseits müssen Sie bedenken, dass der Prophet Mohammed selbst Kaufmann war und Mekka zu seiner Zeit gewissermaßen eine Hochburg des Kapitalismus bildete. Das ist im kollektiven Gedächtnis der Muslime gespeichert, so dass viele Muslime tatsächlich keinen Widerspruch sehen zwischen ihrer Religion und dem Kapitalismus.

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    Schwierige Frage, spontan würde ich Folgendes sagen. Wir profitieren bzw. erfüllen unsere Bedürfnisse mithilfe des Kapitalismus, aber weder lieben wir ihn noch werden wir glücklich damit; natürlich nicht, er ist dazu ja auch gar nicht geeignet. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Kapitalismus der Liebe oder dem Glück direkt entgegensteht; über den kapitalistisch produzierten Wohlstand ist er in gewisser Weise sogar mit Glück verbunden. Wobei Glück nicht Wohlstand voraussetzt.

    Glück entsteht in den meisten Fällen durch Sozialität („Der Mensch ist ein soziales Wesen“). Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, z.B. ein erfülltes Leben als Künstler, Eremit oder auch „einfach so“. Aber für die Mehrheit ist Sozialität wahrscheinlich der bequemste Weg zum Glück.

    Meine Antwort wäre also: Das Verhältnis zwischen Kapitalismus und Sozialität ist grundsätzlich gespannt. Beim Kapitalismus profitiert der erfolgreiche Leistungsträger, der andere um ihre Möglichkeiten bringt, indem er es besser macht oder einfach altgedienter bzw. zuverlässiger ist als sie. Indem er „liefert“, wie die FDP so schön sagt. In der Sozialität dagegen kümmert sich der Stärkere liebevoll um den Schwächeren, woraus eben Glück entsteht.

    Auch im „Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“ kümmern sich die Starken um die Schwachen, aber nur sehr indirekt, nämlich indem sie Steuern zahlen. Ihre Nettogehälter bekommen sie dageegn direkt. Das führt dazu, dass sie lieber weniger Steuern zahlen und mehr Netto vom Brutto haben wollen. In der Familie käme niemand auf solche Gedanken, höchstens vielleicht pubertierende Heranwachsende.

    Ich finde, das erklärt, warum man den Kapitalismus nicht lieben kann. Das soll aber nicht heißen, dass ich den Kapitalismus grundsätzlich unglücklich finde. Man darf sich auf ihn nur nicht verlassen.

  26. avatar

    Sie vermischen oder verwechseln den Kapitalismus mit der sozialen Marktwirtschaft und ihren Regeln!
    Der Kapitalismus ist ein Krebsgeschwür
    das eine Seite wuchern läßt
    und später alles sich einverleibt.
    Beim Kapitalismus kommt nur der Rabiateste
    und Sturste weiter.
    Oder wer am besten unterdrücken kann.
    Wer am dominantesten auftreten kann
    und alle anderen einschüchtern kann.
    Denn das Kapital bestimmt und gibt alle Gesetze vor.
    Das Kapital hebelt die Demokratie aus ihren Ankern.
    Schafft immer mehr Ungerechtigkeiten und Unfreiheit.

  27. avatar

    Zu DSK meine ‚Verschwörungstheorie:

    DSK, zwar überzeugter Marktwirtschaftler, ’steht‘ er aber für die Regulierung des (internationalen) Finanzsektors, respektive einer unabhängigen Kontrolle desselben. Damit ist er anderen Mächtigen mächtig auf die Füße getreten. Das ist der Grund.

    DSK am 10.03.2009 in der SZ (auszugsweise)

    SZ: Was haben Sie persönlich aus der Krise gelernt?

    Strauss-Kahn: Zunächst einmal, dass die Vorstellung falsch ist, der Markt könne sich selbst regulieren. Diese Idee wurde in den letzten 30 Jahren gepflegt, und sie ist gescheitert. Ich bin ein überzeugter Marktwirtschaftler, aber die Marktwirtschaft braucht Regeln, besonders im Finanzsektor. Eine zweite Lektion ist, dass wir kein funktionierendes Frühwarnsystem haben, und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn der Himmel blau ist und Sie sagen, dass ein Unwetter droht, dann hört Ihnen keiner zu. So ein System brauchen wir aber, eine starke, unabhängige Institution, die die Alarmglocke schrillen lassen kann. Die dritte Lektion ist, dass wir das riesige Ungleichgewicht im Handel zwischen China und den USA abbauen müssen.

    SZ: Wollen Sie die Chinesen dazu zwingen, mehr Geld auszugeben?

    Strauss-Kahn: Der IWF plädiert seit langem dafür, dass China vom exportorientierten zu einem mehr binnenmarktorientierten Wachstum wechselt. Dazu muss die Aufwertung der chinesischen Währung gehören. Entscheidende Schritte hat die Regierung in Peking schon unternommen, aber es bleibt noch einiges zu tun, auch in anderen Ländern.

    SZ: Anfang der neunziger Jahren haben sich Weltbank und IWF auf den Washington-Konsens festgelegt. Sie forderten überall Liberalisierung, Privatisierung und den Ausgleich der Staatshaushalte. Gibt es diesen Konsens noch?

    Strauss-Kahn: Der Washington-Konsens liegt weit hinter uns, denn wir haben viel aus Erfahrung gelernt. Der IWF fordert Konjunkturprogramme, wir bieten Hilfe mit geringeren Konditionen an und mit Konditionen, die mit den wirklichen Problemen eines Landes zu tun haben, nicht mit Dingen aus der Vergangenheit. Bei den Hilfen für Ungarn und Pakistan zum Beispiel haben wir ausdrücklich höhere Defizite akzeptiert, um ein besseres soziales Netz zu finanzieren.

    SZ: Viele Ihrer Landsleute rechnen damit, dass Sie für das Amt des französischen Staatspräsidenten kandidieren. Werden Sie es tun?

    Strauss-Kahn: Ich bin Geschäftsführender Direktor des IWF und gehe in meiner Aufgabe auf. Ich habe gar keine Zeit, um über andere Dinge nachzudenken.

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    Kapitalismus? Wo? Ich mach mit. Ich sehe aber nur Lug und Betrug. Oder?

    Jesus hat im Übrigen kein Problem mit Geld. Es gilt für ihn als Zahlungsmittel – aber nicht als Gottesersatz. Geld steht als Hindernis zum ewigen Leben oder als vergängliche Alternative. Er weist Geld seinen materiellen, vergänglichen und damit untergeordneten Stellenwert zu.

    Nicht mal Banker kritisiert er 😉 , s.h. Mt 25, 21 das Gleichnis vom untreuen Knecht, wo in Vers 27 die Banker vorkommen: Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.

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    „Wir genießen ihn, wir möchten ihn nicht missen, aber wir können ihn nicht lieben.“ – Warum, zum Teufel, sollen wir denn den Kapitalismus „lieben“? – „Wir“ können Markt, Konkurrenz, produktive Zerstörung und Kreativität, den nötigen Kapitaleinsatz regulieren oder deregulieren, wir können ihn für „uns“ (ein definierbares Kollektiv) nutzen, wir können mehr oder weniger gerechte Verteilungsmodelle schaffen – davon ausgehend, dass die Verteilung, wie Sie schreiben, immer ungerecht ist. Sollen wir jetzt bekennen, ob wir den „Kapitalismus“ lieben, falls nicht, ihm feindlich gesinnt sind? „Liebe, und tu, was Du willst“ soll der Apostel gesagt haben. Wäre das ein Rezept für den Kapitalismus?

    jan z. volens stimme ich zu, dass es um uns besser stünde, wenn wir Diskussionen wie diese nicht unter dem Blickwinkel der Meister aus Jerusalum führen müßten (es gibt auch andere Blickwinkel). Wäre denn das Judentum, die Vaterreligion des Christentums, ein Leuchtturm in der Diskussion, ob wir den Kapitalismus lieben sollen oder nicht?

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    Besitz und Gewinn sind schon seit tausenden Jahren ein Streitproblem in vielen menschlichen Gesellschaften. Wir kennen genug sozialpolitische Kaempfe zwischen Volksgruppen in der Geschichte der Griechen (unsere geistigen Vaeter: Nicht die von Jerusalem!), und von der Geschichte der Roemer – unsere verwaltungspolitischen Vorbilder. Am Ende ist nur das Ideal des Gleichgewichtes zwischen Extremen. Das muss leider mit jeder Generation wieder korrigiert werden, deshalb ist eine „Verteilung“ in gewissen Abstaenden die beste Wahl: „You can’t take it with you!“

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