In den nächsten Tagen hat die Live-Action-Variante des Films „Drachenzähmen leicht gemacht“ Premiere. Ob die aufwändige Produktion besser ist als der klassische Animationsfilm von 2010, und ob der besser ist als die Buchvorlage von Cressida Crowell, ist Ansichtssache. Egal. Sie werden vermutlich von Ihren Kindern sowieso gezwungen, sich den Film anzusehen.
„How to Train Your Dragon“ heißt der Franchise im englischen Original, und dass so etwas leicht sein könnte, ist eine bezeichnende Erfindung des deutschen Verlags. Drachen und Wikinger auf der kleinen Insel Berk, so die Prämisse der Geschichte, leben seit Generationen in tödlicher Feindschaft miteinander. Die Drachen lancieren immer wieder Terrorangriffe gegen die Wikinger, die ihrerseits mit tödlicher Gewalt antworten. Der Traum des Wikinger-Häuptlings ist es, das Drachennest selbst anzugreifen, um endlich Ruhe zu haben.
Sein Sohn Hicks allerdings ist aus der Art geschlagen; ein schmächtiger Träumer, der – obwohl seine Mutter von Drachen getötet wurde – auch den Standpunkt der Feinde nachvollziehen kann: „Wir haben ihnen ihr Jagdgebiet genommen!“ Folgerichtig hilft Hicks einem verwundeten Drachen, statt ihn zu töten. Die Freundschaft zwischen Hicks und „Ohnezahn“, die zuerst von der gesamten Wikinger-Schar verurteilt wird, erweist sich am Ende als Schlüssel zur Rettung; aus Berk wird so etwas wie ein binationales Dorf, in dem Wikinger und Drachen fröhlich zusammenleben.
So weit, so kitschig. In diesen Tagen ist es unmöglich, die Parallele zum Streit zwischen Israelis und Palästinensern zu übersehen. Am Ende des Films wirkt Berk ein wenig wie jenes Mittelmeer-Paradies, das Donald Trump in Gaza versprochen hat. Oder wie jene Idylle, von der Omri Boehm und seine deutschen Fans träumen: „Terroristenzähmen leicht gemacht“.
Doch halt. Die Lösung im Film ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen und Binationalismus. Vorher nämlich müssen Wikinger und Drachen gemeinsam die riesige Bestie „Roter Tod“ erledigen, die im Drachennest herrscht und die Drachen auf Beutezug gegen die Wikinger schickt. Das Problem ist also nicht die Landnahme der Wikinger, sondern der durch Gedankenkontrolle ausgeübte Terror des Roten Tods, den schließlich Hicks und Ohnezahn töten. Ja, Kinder: töten.
Womit wir bei der modernen Wikingerin Greta Thunberg wären, die zurzeit mit einem Segelboot Richtung Gaza unterwegs ist. Geboren 2003, als Crowell ihr erstes Drachen-Buch veröffentlichte, mag sich Thunberg als einen schwedischen Hicks vorstellen, der Verständnis für die verpönten und bekämpften Palästinenserdrachen hat und Frieden bringen will. Aber das könnte sie nur, wenn sie zum gemeinsamen Kampf von Arabern und Israelis gegen den Todeskult aufriefe, dessen Häuptlinge in Teheran residieren. Ohne den Sturz des Mullah-Regimes gibt es keinen dauerhaften Frieden in der Region. Doch, Greta, so ist es: lies nach. Drachenzähmen geht nur, wenn der Rote Tod erledigt ist.