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Patrick Bahners und der Antisemitismus

Kürzlich veröffentlichte die FAZ einen Beitrag ihres Kulturkorrespondenten Patrick Bahners unter der Überschrift: „Die Angst vor dem A-Wort“. Die wichtigste – wenn auch nicht belegte – Aussage des Beitrags lautete: „Nichts müssen Amtsträger in Deutschland mehr fürchten als das A-Wort.“ Unsinn natürlich. Würde man einen x-beliebigen deutschen Amtsträger – sagen wir: einen Finanzminister, Bürgermeister, Schulleiter oder General – fragen, wovor er sich am meisten fürchtet, wären die Antworten so vielfältig wie die Aufgaben: vom Ausbruch einer neuen Griechenlandkrise über rechtsextreme Gewalt gegen das geplante Asylantenheim, die nächste Bildungsreform bis hin zu einem russischen Angriff auf die Truppe in Litauen. Mit ziemlicher Sicherheit aber würde keiner sagen: „Davor, als Antisemit bezeichnet zu werden“.  Das zu unterstellen, ist an sich schon antisemitisch.

Bahners will aber nicht nur beweisen, dass deutsche Amtsträger vor der Macht der „Lobbyisten Israels“ zittern, wie er – ein weiteres antisemitisches Klischee bedienend – Menschen wie den Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck nennt, die nicht nachträglich den Antisemitismus der Nazis bekämpfen, sondern seine heutigen Formen, vor allem die so genannte „Israelkritik“ und den modernen Antizionismus. Bahners will auch beweisen, dass jene Kritik berechtigt ist.

 Victor Klemperer als Zeuge wider Israel

Dazu greift Bahners zu einem merkwürdigen Trick. Er zitiert Victor Klemperer, der – wie Bahners euphemistisch formuliert – „die Hitlerzeit in Dresden überlebte“, will sagen, als Jude durch die Zerstörung Dresdens vor dem Abtransport ins KZ gerettet wurde. 1953 schrieb Klemperer seinem Neffen einen Brief, indem er ihm zur Geburt eines Sohns gratulierte und gleichzeitig davon abriet, dem Sohn den Namen David zu geben. Der Junge könnte wegen des Namens Anfeindungen ausgesetzt werden, fürchtete Klemperer. Anstatt bei der Ungeheuerlichkeit zu verbleiben, dass nach allem, was den Juden in Deutschland widerfahren war, es einem deutschen Juden angeraten schien, jede Handlung zu unterlassen, die als Bekenntnis zum jüdischen Volk oder zum Judentum ausgelegt werden könnte, eilt Bahners fort zu dem Teil des Briefes, der ihn wirklich interessiert, nämlich Klemperers Kritik am Zionismus: „Ich habe einen furchtbaren Hass auf allen Rassenhochmut. Antisemitismus und Zionismus sind mir gleichermaßen widerwärtig und scheinen mir gleichermaßen vorsintflutlich“.

„Würde Klemperer diese These heute in einem Artikel in einer deutschen Zeitung oder in einem Vortrag an einer deutschen Universität vertreten, wäre der Skandal programmiert“, schreibt Bahners. „Und nähme er an einer Demonstration unter dieser Losung teil, träten ihm Gegendemonstranten in den Weg, an der Spitze vermutlich Volker Beck…“  Gewiss. Und zu Recht. Denn die Gleichsetzung von Antisemitismus und Zionismus ist – wie die Kennzeichnung von Freunden Israels als „Lobby“ oder die Behauptung, Deutschlands Amtsträger zitterten vor der Macht dieser Lobby – eine antisemitische Unterstellung.

Doch – da trickst Bahners – stellt Klemperer keine „These“ auf, erstens, sondern spricht von einem Gefühl. Und zweitens tut er das in einem privaten Brief an ein anderes Mitglied des Stamms. Nie hat sich Klemperer öffentlich antizionistisch geäußert, auch nicht, als der Antizionismus – wie im gesamten Ostblock – auch in der DDR offizielle Parteilinie der Kommunisten war. So viel Anstand bewahrte er sich denn doch, auch wenn er nicht bereit war, Israel öffentlich gegen die Hetze der Kommunisten zu verteidigen.

Klemperer war ja auch, was den Zionismus betraf, hin- und hergerissen. Notierte er etwa in seinem Tagebuch am 10. Dezember 1940: „Herzls Rassenlehre ist die Quelle der Nazis, sie kopierten die Zionisten, nicht umgekehrt“, schrieb er am 19. Januar 1942: „Zionismus ist Humanismus“. Am 21. November 1949 wiederum heißt es: „Ich habe nach wie vor tiefinnere Abneigung gegen Zion“ (seine Betonung). Und am 23. November 1957 erwähnt er die „Erbitterung“ seiner Frau, weil er gesagt hatte, die Juden hätten sich gegen die Araber „schlimmer als die Nazis“ benommen. Aber es ist unsinnig, sich solche „Thesen“, die keine sind, gegenseitig an den Kopf zu werfen. Klemperer war Konvertit und Romanist; mit seinem Judentum wollte er möglichst wenig zu tun haben, und mit Politik noch weniger. Seine Meinung zu Israel und dem Zionismus ist, mit Verlaub, unmaßgeblich.

Warum Antisemiten so gern Juden zitieren

Wie vorurteilsbeladen und – sagen wir es ruhig – rassistisch Klemperer war, erhellt aus einem Tagebucheintrag zu China etwa aus der gleichen Zeit, da er von seiner „tiefinneren Abneigung gegen Zion“ sprach. Als er erfährt, Mao Tsetung werde in Moskau empfangen, der DDR-Staatschef Wilhelm Pieck jedoch nicht, ist Klemperer verstört, zumal über die ihm von einem Parteigenossen gegebene Begründung, Mao vertrete ja eine größere Macht als Pieck: „Merkwürdig: diese Gleichstellung China – Deutschland hat mich doch bewegt: die alten Wertschätzungen sitzen sehr fest u. sind in diesem Fall doch auch geistig berechtigt. Wir, das piccolo mondo antico, wir haben doch die Kultur aufgebaut, wir weißen Leute aus Palaestina u. Europa.“ Und nicht etwa die Chinesen.

Würde heute jemand diese These der kulturellen Überlegenheit der Weißen gegenüber den Chinesen (ausgerechnet!) in einem Artikel in einer deutschen Zeitung oder in einem Vortrag an einer deutschen Universität vertreten, so wäre der Skandal programmiert, und zu Recht, und ich würde erwarten, auch Patrick Bahners unter jenen zu finden, die auf die historische Unhaltbarkeit und die schiere Ignoranz einer solchen Behauptung verwiesen. Würde er da auf die Idee kommen, zur Begründung der möglichen Richtigkeit oder doch immerhin Diskussionswürdigkeit der These Klemperer zu zitieren? Natürlich nicht. Der einzige Grund, weshalb Bahners Klemperer mit seiner unmaßgeblichen Meinung zur Gleichsetzung von Antisemitismus und Zionismus zitiert, ist: Klemperer war – um den Terminus der Nazis zu verwenden – „Rassejude“.

Es gehört nämlich seit jeher zum Arsenal der Judenfeinde in jenem Kulturkreis, auf den Klemperer so stolz war, die Selbstkritik der Juden gegen sie zu verwenden. Christen und Muslime haben die jüdischen Propheten als Zeugen wider das Judentum und die Juden zitiert, ohne sich je zu fragen, was ein Jesaja über das Papsttum, den Marienkult, das Geschäft mit der Mekka-Pilgerei oder das Leben der saudischen königlichen Familie zu sagen hätte.

Natürlich gab und gibt es Juden, die gegen den Zionismus waren und sind, und mit guten – und schlechten – Gründen. Na und? Die Kritik am Zionismus seitens eines Juden hat nicht etwa mehr Gewicht als die Kritik eines Nichtjuden, es sei denn, man ist Rassist und hält die Juden irgendwie für schlauer als andere Leute, wofür Klemperer ein gutes Gegenbeispiel ist. Zu den schlechten Gründen, gegen den Zionismus zu sein, gehört der Antisemitismus, der etwa in Klemperers ahistorischer und diffamierender Behauptung aufleuchtet, die Nazis seien von Herzl inspiriert worden. Als hätte Herzl je dazu aufgerufen, eine andere Rasse zu vernichten! Als wäre der Vorwurf, den man Herzl machen müsste, nicht sein naiver Humanismus, nicht jener perverse Sozialdarwinismus, dem Hitler anhing.

Jüdischer Antisemitismus: das Zeugnis Julius Poseners

Kann aber ein Jude Antisemit sein? Und ob. Antisemiten zitieren gern Juden mit antisemitischen Äußerungen, weil sie sich dann – feige, wie sie sind – hinter dem Juden verstecken können: „Die Juden sagen es ja selber! Wie soll das antisemitisch sein?“ Es gibt zum jüdischen Selbsthass viele Untersuchungen. Ich will eine Quelle zitieren, die mir naheliegt.

Über seine sporadische Mitgliedschaft im zionistischen Jugendbund „Blau-Weiß“ während der Weimarer Republik schrieb mein Vater in seiner Autobiographie: „Der Zionismus als solcher reizte mich überhaupt nicht. In der Wüste zu leben unter Palmen und Kamelen, das kam mir wie eine Einladung ins Exil vor …“ Darüber hinaus empfand er eine Abneigung gegen die anderen Jungen, mit denen er im Blau-Weiß zusammenkam, „… und diese Abneigung war sehr spezifisch, genauer gesagt, antisemitisch. Jüdischer Antisemitismus ist nichts Ungewöhnliches, ja, er ist sogar die Regel…“ Es folgen einige Bemerkungen zur hebräischen Sprache und zur Physiognomie und zu den Umgangsformen der jüdischen Jungen im Blau-Weiß, die jeden Antisemiten erfreuen würden („Heimliche Erinnerungen“, S.120f).

Ich weiß nicht, ob der jüdische Antisemitismus „die Regel“ ist. Aber es gibt ihn, und mein Vater hat bestimmt das richtige Gespür, wenn er seinen Antizionismus in Verbindung bringt mit seinem Antisemitismus. War es schon schlimm genug, an den Wochenenden mit lauter Juden zu zelten, wie könnte man es aushalten, „unter Palmen und Kamelen“ mit lauter Juden einen Staat zu gründen? Nach 1933 ging mein Vater dann doch, wenn auch widerwillig, nach Palästina. Und so kam es, dass er 1945 in britischer Uniform gegen die Nazis kämpfen konnte, während Klemperer im Dresdener „Judenhaus“ zitternd auf den Abtransport wartete. Der Zionismus mag keine gute Idee gewesen sein, aber wer auf dem europäischen Festland auf eine andere setzte, etwa auf die Assimilation, verlor, wenn er nicht großes Glück hatte, sein Leben.

Was Patrick Bahners sich selbst schuldig ist

Ein Lobbyist ist jemand, der für Geld die Interessen eines Auftraggebers vertritt. Warum Patrick Bahners Politiker und Publizisten, die sich gegen die Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus und die unfaire Kritik an Israel wehren, als „Israel-Lobbyisten“ bezeichnet, warum ihm, um es deutlich auszusprechen, beim Judenstaat gleich Geld einfällt, das mag er mit sich ausmachen. Warum Bahners, um die Berechtigung der antisemitischen „Israelkritik“ zu postulieren, auf den alten Trick des christlichen Antijudaismus verfällt, einen jüdischen Zeugen wider die Juden zu zitieren, das mag er mit sich ausmachen. Warum Bahners in einer Situation, da Juden in ganz Europa Angst haben, und zu Recht, da sie wiederholt das Ziel mörderischer Attacken geworden sind, die angebliche „Angst vor dem A-Wort“ beschwört, das mag er mit sich abmachen. Patrick Bahners ist kein Antisemit. Aber er ist sich Rechenschaft schuldig, weshalb „es“ wiederholt aus ihm spricht, wenn es um Juden geht. Vielleicht, weil der Antisemitismus tatsächlich „die Regel“ ist, und nicht nur bei Juden. Vielleicht, weil man umso sicherer ihm verfällt, desto sicherer man ist, nichts damit am Hut zu haben. Vielleicht, weil es eine bewusste Anstrengung erfordert, seinem eigenen ideal der Vorurteilslosigkeit gerecht zu werden. Die Ergebnisse dieser Rechenschaftslegung würde ich gern lesen.

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54 Gedanken zu “Patrick Bahners und der Antisemitismus;”

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    Lieber Herr Posener

    Ich nehme das arrogant zurück. Das Buch beginnt sehr interessant und verspricht sehr interessant zu bleiben. Ich werde länger brauchen. Englisch liest sich nicht so leicht.

    Nochmal vielen Dank für den Hinweis auf das Buch

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    Alan Posener: „als Einstieg in das Thema empfehle ich: https://www.amazon.de/dp/B00BAHDPDQ/ref=dp-kindle-redirect?_encoding=UTF8&btkr=1

    Danke, ich werds lesen. Nichtsdestotrotz: Ein bißchen arrogant, oder?
    Wir sprechen und Sie wissen schon alles? Sie empfehlen mir ein Buch, das ich tatsächlich noch nicht gelesen habe. Wie gesagt, ich werds lesen.

    Antisemitismus als Vorwurf ist kein Argument, sondern eine Waffe. Antisemitismus existiert. Dennoch ist der Vorwurf des Antisemitismus nicht geeignet, ihn zubeenden.

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      Liebe monka, ich will nicht arrogant sein. ich habe – und bestimmt nicht aus eigenem Antrieb – Hunderte von Artikeln zum Thema geschrieben, das mir nun auch wirklich zum Halse heraushängt. Ich kann Ihnen nicht in der gebotenen Kürze eine Antwort geben, die so klar wäre, dass sie unmissverständlich und hilfreich wäre. Daher der Hinweis auf ein neues Buch, das auch für mich hilfreich war.
      Ich habe ja auch Parallelen zwischen Judenhass und Hass auf Muslime gezogen, ich hänge also nicht der Auffassung an, der Antisemitismus sei etwas vom gewöhnlichen Rassismus völlig Verschiedenes, wie es manche tun.
      Aber ich glaube, dass der gewöhnliche Rassismus, um virulent zu werden, auf die Anwesenheit von Fremden angewiesen ist: man mag keine Schwarzen in der Nachbarschaft, man fühlt sich unwohl in der Gegenwart verschleierter Frauen, was auch immer. Dem steht nicht entgegen, dass die Fremdenfeindlichkeit dort am stärksten ist, wo es die wenigsten Fremden gibt. Immerhin gibt es sie. Der Antisemitismus jedoch kommt vollkommen ohne Juden aus, und er ist am stärksten gewesen dort, wo die Juden am ehesten dazu neigten, ihrem Judentum abzuschwören, nämlich in Deutschland nach 1918.
      Hinzu kommt, dass der gewöhnliche Rassismus in der Regel die Unterlegenheit der Fremden betont: mangelnde Intelligenz, mangelnden Fleiß, mangelnden Assimilationswillen usw. Bei den Juden ist es umgekehrt.

      1. avatar

        Lieber Herr Posener,

        das stimmt nicht ganz, der in Deutschland nach 1918 verbreitete „Antisemitismus“ unter assimilierten Juden, bezog sich oft auf die angeblich

        „mangelnde Intelligenz“, den angeblich „mangelnden Fleiß“ und vor allem den angeblich „mangelnden Assimilationswillen“ der „unkultivierten“ „Ostjuden“.

        Mit besten Grüße

        68er

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        Absolut richtig, 68er. Aber der Antisemitismus der Gojim bezog sich auf die Überlegenheit der Juden, die die Weltherrschaft anstrebten. In Bezug auf diese Fantasie sagte mir ein israelischer Politiker einmal: „Die muss man immer zurückweisen. Aber nie so heftig, dass man uns das auch abnimmt.“

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    Monka: „Gibt es eine Grenze wo Antisemitismus in ganz normale Fremdenfeindlichkeit, Ignoranz oder sonst irgendwas übergeht, was man auch gegen(über) Innui, Kongolesen, Neuseeländern, Mongolen, … haben kann?“ Alan Posener: „Kann man das? ist das „ganz normal“?“
    Wenn man „ganz normale“ Fremdenfeindlichkeit grundsätzlich gegenüber Feindlichkeit gegenüber Juden abgrenzt, weil Juden Juden sind, wäre dies auch Antisemitismus.
    Und ich frage mich, wo ist die Grenze, zwischen Antisemitismus (Juden über Jahrhunderte gesellschaftsweit als „Sündenbock“ institutionalisiert) und „ganz normaler“ Fremdenfeindlichkeit.

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    Der Begriff Lobbyist wird nicht mehr hauptsächlich negativ konnotiert. Lobbyismus wird inzwischen als mit der EU und der US Politik selbstverständlich verbunden verwendet. So kommt die Wortbedeutung heute bei mir an. Früher, als es nur deutsche Politik gab, war das Wort negativ konnotiert. Aber egal wie, Beck sehe ich auch nicht als Israel Lobbyist.

    Gibt es eine Grenze wo Antisemitismus in ganz normale Fremdenfeindlichkeit, Ignoranz oder sonst irgendwas übergeht, was man auch gegen(über) Innui, Kongolesen, Neuseeländern, Mongolen, … haben kann?

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      Monka: „Gibt es eine Grenze wo Antisemitismus in ganz normale Fremdenfeindlichkeit, Ignoranz oder sonst irgendwas übergeht, was man auch gegen(über) Innui, Kongolesen, Neuseeländern, Mongolen, … haben kann?“ Kann man das? ist das „ganz normal“?

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    Lieber Herr Beck,

    mich interessiert Herr Beck eigentlich nicht. Deshalb weiß ich wenig über ihn. Hätte bis vor 2 Minuten aus eigenem Wissen nicht sagen können, welche Haltung er gegenüber Israel hat und kann es im Moment auch noch nicht, da ich mich da genauer informieren müsste. Ein erstes Puzzleteil bei der Beantwortung der Frage, könnte aber folgender Facebook-Post sein:

    https://de-de.facebook.com/VolkerBeckMdB/posts/10153102108262698

    Das sagt zwar noch gar nichts über Herrn Beck, aber eine „Frechheit“ ist die Aussage von Herrn Bahners vielleicht dann doch nicht. Bei Herrn Beck wird wohl der Reisedienst des Bundestages die Kosten bezahlt haben, wie war das eigentlich bei Ihnen? Im Hause Springer dürfte das wohl unter Auffrischung der Unternehmensgrundsätze abgerechnet worden sein.

    Mit bestem Gruß

    Ihr 68er

    1. avatar

      Lieber Herr Posener,

      sicherlich haben Sie Herrn Bahners nicht direkt einen Antisemiten genannt, da könnte er Sie ja vielleicht verklagen. Aber finden Sie es redlich Ihren Artikel mit dem Titel:

      „Patrick Bahners und der Antisemitismus“

      zu überschreiben. Und dann den Zwischentitel:

      „Warum Antisemiten so gern Juden zitieren“

      einzuschieben?

      Legt das nicht nahe, dass Sie Herrn Bahners für einen Antisemiten halten?

      Nein, sicherlich nicht, werden Sie antworten, denn dann wären Sie selbst einer, weil Sie ja Ihren Vater zitiert haben.

      Nein Herr Posener, das ist ein wenig schäbig, den Kollegen mit Dreck zu bewerfen und danach so zu tun, als hätten Sie nur die eine oder andere Äußerung etwas antisemitisch gefunden.

      Herr Beck ist, was ich nicht unehrenhaft finde, Beirat beim American Jewish Committee. Wenn man die lange Liste seines politischen Engagements anschaut, muss das nicht viel heißen. Wenn Herr Bahners seine politische Tätigkeit dann aber anders deutet als Sie es tun, ist das aus meiner Sicht nicht illegitim.

      Manchmal frage ich mich schon, „was“ aus Ihnen da spricht.

      Herzliche Grüße

      Ihr 68er

      1. avatar

        Ich bewerfe niemanden mit Dreck, lieber 68er. Sie können gern die selbst gestellte Frage beantworten, was aus mir spricht, und dann reden wir darüber. Ich unterstelle Patrick Bahners, den ich sehr schätze (und da können Sie mal, das sie so ein eifriger Googler sind, schauen, was ich über ihn bisher geschrieben habe), eben nicht, Antisemit zu sein. ich unterstelle ihm, antisemitische Klischees und Techniken zu benutzen. Es ist nicht meine Schuld, wenn Sie darauf bestehen, etwas misszuverstehen. Das ist nicht „mit Dreck bewerfen“. Das ist im Gegenteil ein Beitrag zur politischen Hygiene.

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        Lieber Herr Posener,

        „politische Hygiene“, ein vielsagender Begriff.

        Damit ist eigentlich alles gesagt.

        Ihr 68er

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      Jetzt habe ich mir auch mal die Zeit genommen, den Artikel von Herrn Bahners zu lesen. Finde ich jetzt nicht so abwegig, was er schreibt. Klingt in meinen Ohren nicht weniger ausgewogener, als das was man von Herrn Posener manchmal hier vorgesetzt bekommt.

      Und, ein Vorteil, der Artikel ist anders als der Link den Herr Posener vor ein paar Tagen empfahl, frei zugänglich.

      Wenn die Menschen aufhören miteinander zu reden, ist der Weg zur Gewalt ein kurzer.

    3. avatar

      Noch einmal und langsam, lieber 68er, damit das Ressentiment nicht überhand nimmt: Ich war nicht zur „Auffrischung der Unternehmensgrundsätze“ im Jahre 2007 (!) bei einer (!) AIPAC-Versammlung, sondern ich wurde von AIPAC, wie Sie es in Ihrem ersten Posting vermutet haben, eingeladen – wie Volker Beck als Sprecher. Für die Kosten kam AIPAC auf, die eine ausgesprochen gut – aus Mitgliederspenden – finanzierte Lobbyorganisation ist.
      Es gibt zweifelsohne bei Journalisten die Gefahr einer Korruption durch Nähe. Ich finde, die einmalige Teilnahme an einer AIPAC-Versammlung fällt eher in die Kategorie „wissen, wovon man schreibt“. Ich habe beispielsweise kritisch über den Beifall auf der AIPAC-Konferenz für den evangelikalen Hassprediger Hagee geschrieben – bitte sehr:
      https://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article116823078/Falsche-Israelfreunde.html
      Was Volker Beck angeht, so schreiben Sie selbst, dass Sie nicht einmal wussten, wer er ist, bevor Sie Bahners‘ Angriff auf ihn als „Israel-Lobbyisten“ lasen. Ich schlage vor, Sie googeln mal „Volker Beck kritisiert Netanyahu“, um zu überprüfen, was an dem Vorwurf dran ist.

      1. avatar

        Lieber Herr Posener,

        welche Ressentiments, die Sie gegenüber Herrn Bahners haben?

        Sicherlich kenne ich Herrn Beck, da er ja lange Zeit rechtspolitischer und innenpolitischer Sprecher bei den Grünen war. Nur seine Haltung zu Israel hat mich bisher nicht wirklich interessiert. Ihr Argument, er könne kein Lobbyist Israels sein, weil er Netanyahu kritisiert habe, ist so absurd wie treffend, um diese ganze Diskussion auf den Punkt zu bringen. Natürlich können auch Israel-Lobbyisten Netanyahu kritisieren, die sind ja nicht alle blöd. Oder?

        Ihren Artikel aus der Welt über die AIPAC kenne ich natürlich, denn darüber haben wir hier glaube ich schon einmal diskutiert. Damals hatte ich auch eine Film-Doku über die Auswüchse US-amerikanischer Lobbyarbeit verlinkt. Da seit dem eine gewisse Zeit vergangen ist, muss man das nicht wieder aufwärmen. Ich habe auch keine Lust darüber zu diskutieren, wieso Sie bei einem Reisebericht nach Kasachstan – oder Gott weiß wo hin – schreiben, dass Ihr „Trip“ von STUDIOSUS gefördert wurde und bei Ihrem „Trip“ zur AIPAC das Sponsoring nicht erwähnen.

        Ist es auch ein Ressentiment, wenn mir die kalte K… hochkommt, wenn ich sehe, mit welcher Larmoyanz die Besuche von Herrn Kissinger im Hause Springer zelebriert werden? Bin ich ein Antisemit, weil ich die Kriegspolitik der USA, in Vietnam, Kambodscha und Laos, die in den 70er Jahren nicht unwesentlich von Henry Kissinger mitverantwortet wurden als Kriegsverbrechen bezeichne? Ich denke nicht.

        Und kann man es mir wirklich vorwerfen, wenn bei mir der Eindruck entsteht, die Unternehmensgrundsätze des Hauses Springer könnten vielleicht dazu führen, dass die Lebensleistungen des Herrn Kissinger durch eine allzu rosarote Brille gesehen werden?

        Wäre das Thema nicht so ernst, könnte man über diese Farce eigentlich nur lachen.

        Aber ich mach jetzt Schluss, da ich auch noch meinen Lebensunterhalt bestreiten muss.

        Beste Grüße

        Ihr 68er

        P.S.:
        Sie fahren offensichtlich gerne für „lau“ in den Arbeitsurlaub. Es war wohl nicht Kasachstan, sondern Albanien, wo Sie mit Studiosus hingefahren sind.

        P.S.S.:
        Wer hat eigentlich damals Ihren KPD/AO-Trip in Enver Hoxhas Paradies finanziert? Die treudoofen Opelaner mit Ihren Mitgliesbeiträgen, die Sie zum Eintritt in Ihre allein seeligmachende Zukunftspartei überredet hatten?

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        Lieber 68er, Sie scheinen da eine Menge Wut aufgestaut zu haben. Wenn Sie mich nur diffamieren wollen, dann wird es nichts bringen, wenn ich darauf antworte. Ich habe die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass Ihnen aber an einer Auseinandersetzung in der Sache gelegen ist. Darum antworte ich Ihnen:
        1. Sie fragen: „Ist es auch ein Ressentiment, wenn mir die kalte K… hochkommt, wenn ich sehe, mit welcher Larmoyanz die Besuche von Herrn Kissinger im Hause Springer zelebriert werden? Bin ich ein Antisemit, weil ich die Kriegspolitik der USA, in Vietnam, Kambodscha und Laos, die in den 70er Jahren nicht unwesentlich von Henry Kissinger mitverantwortet wurden als Kriegsverbrechen bezeichne? Ich denke nicht.“

        Nein. Das denke ich auch nicht. Kissinger bin ich zweimal begegnet, einmal in Paris, einmal in London. Er war mir nicht sympathisch.

        2. „Und kann man es mir wirklich vorwerfen, wenn bei mir der Eindruck entsteht, die Unternehmensgrundsätze des Hauses Springer könnten vielleicht dazu führen, dass die Lebensleistungen des Herrn Kissinger durch eine allzu rosarote Brille gesehen werden?“

        Ja, das kann man. Das ist astreiner Antisemitismus. Sie meinen im Klartext: Weil Kissinger Jude ist, macht man ihm den Hof. kennen Sie die Unternehmensgrundsätze? Vielleicht lesen Sie die mal durch.
        http://nachhaltigkeit.axelspri.....aetze.html
        Niemand genießt bei Springer einen Bonus, weil er Jude ist. Das zu unterstellen, ist – ich wiederhole es – purer Antisemitismus.

        3. „Sie fahren offensichtlich gerne für „lau“ in den Arbeitsurlaub. Es war wohl nicht Kasachstan, sondern Albanien, wo Sie mit Studiosus hingefahren sind.“

        Ich war mit Studiosus in Israel, Jordanien, Ägypten, Armenien, der Mongolei und Albanien. Mit anderern Reiseveranstaltern war ich in Südfrankreich, in der Republik Srpska, in Serbien, in den drei baltischen Staaten und auf den Seychellen. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Alle Reisejournalisten sind darauf angewiesen, dass ihre Kosten von Reiseveranstaltern übernommen werden. Die meisten geben das jedoch nicht an. Da auch Transparenz zu den Springer-Grundsätzen gehört, sind wir da anders. Wenn Sie der Ansicht sind, dass ich eine Woche oder zehn Tage fern von der Familie mit täglichen Informationsveranstaltungen usw. als „Urlaub“ betrachte, irren Sie sich. einzig der Trip auf die Seychellen fällt in die Kategorie. Sonst fällt Ihnen vielleicht auf, dass die von mir gewählten Ziele keine klassischen Urlaubsländer sind; wenn Sie meine Berichte lesen, wissen Sie, glaube ich, dass dahinter durchaus Arbeit steckt. Vielleicht beneiden Sie mich um diese Möglichkeiten; ich beneide mich ja selbst.

        4. „Wer hat eigentlich damals Ihren KPD/AO-Trip in Enver Hoxhas Paradies finanziert? Die treudoofen Opelaner mit Ihren Mitgliesbeiträgen, die Sie zum Eintritt in Ihre allein seeligmachende Zukunftspartei überredet hatten?“

        Sie haben da etwas missverstanden. Ich habe keine „treudoofen Opelaner“ überreden können, in die KPD/AO einzutreten. So treudoof waren und sind die Arbeiter nun doch nicht. Die Reise haben meine Frau und ich aus unserer eigenen Tasche bezahlt. Wenn Sie aber mit all diesen Fragen insinuieren wollen, ich sei zeitlebens ein Schnorrer gewesen, so frage ich mich, woher es kommt, dass Sie auf eine Diskussion über den Antisemitismus mit persönlichen Angriffen einer bestimmten Art antworten.

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        Lieber Herr Posener,

        vielen Dank für die Antworten. Ich will Ihnen nichts Böses, mich regt es nur auf, wenn Sie Herrn Bahners, dessen Artikel inhaltlich wohl gar nicht so viel Angriffsfläche bietet, mit Hilfe von zweifelhaften Konstrukten zum Antisemiten machen wollen. Klar schreiben Sie, „Bahners ist kein Antisemit“. Sie schreiben aber gleichzeitig in eine Zwischenüberschrift:

        „Warum Antisemiten so gern Juden zitieren“

        und bringen dann als Beispiel, so muss man es wohl verstehen, das Zitat Bahners von Victor Klemperer. Das finde ich grob unfair.

        Was die Unternehmensgrundsätze Springers angeht, scheine ich die besser zu kennen als Sie. Da steht nirgendwo etwas von einer Solidarität mit allen Juden der Welt. Was ich meinte war die Nr. 3:

        „Wir zeigen unsere Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.“

        Sie versuchen nur ständig Menschen antisemitische Klischees unterzuschieben, die andere
        Menschen kritisieren, die Juden sind oder einen jüdischen Hintergrund haben.

        Ich habe immer versucht, Herrn Kissinger nicht über seine jüdische Herkunft zu definieren. Ich denke eher, sein Problem war sein akademischer Ehrgeiz, der Glaube die Welt anhand seiner vermeintlichen Lehren aus der Geschichte formen zu können. Herr Kissinger hat dadurch wohl schon häufiger die rote Linie überschritten, die man heute Assad vorhält.

        Obama wurde im Mai übrigens genauso von Herrn Döpfner hofiert, wenngleich ich dessen Drohnenpolitik natürlich nicht mit der Indochina- und Südamerka-Politik Kissingers gleichsetzen möchte. Das Chaos in Nordafrika, das er hinterlassen hat, ist jedenfalls auch kein Ruhmesblatt.

        Und das schöne an der Diskussion mit Ihnen ist die Voraussehbarkeit Ihrer Ausweichmanöver. Den Vorwurf, Sie würden Schnorren, habe ich ja gar nicht gemacht. Sicherlich halte ich Sie nicht für einen Schnorrer. Ich habe doch extra betont, dass es Arbeitsurlaube waren. Mein eigentlicher Vorwurf war, dass Sie bei diesen Reisen angegeben haben, dass diese gesponsert waren, bei der AIPAC jedoch nicht. Ich hätte keine Lust auf so einen Lobbyisten-Kongress. Und Albanien in den 70ern neidet Ihnen sicherlich auch niemand.

        Sie können mir glauben, dass ich Sie genauso wenig als Juden sehe, wie Sie sich selber nicht über die jüdische Herkunft Ihres Vaters definieren. Das Schicksal der Familie Ihres Vaters hat Sie sicherlich geprägt und vielleicht sind Sie deshalb an der einen oder anderen Stelle – positiv formuliert – sensibler als mancher unserer Zeitgenossen. Was Sie mir aber mit folgendem Satz unterschieben wollen, will ich lieber nicht verstehen:

        „Wenn Sie aber mit all diesen Fragen insinuieren wollen, ich sei zeitlebens ein Schnorrer gewesen, so frage ich mich, woher es kommt, dass Sie auf eine Diskussion über den Antisemitismus mit persönlichen Angriffen einer bestimmten Art antworten.“

        Es gab hier mal einen Beitrag von Herrn Kocks, zum Thema gesponserte Journalisten-Reisen, wo Sie auch von Ihren Studiosus Reisen berichtet hatten. Meine Spitze zielte allein auf Ihre journalistische Ehre. Was Sie unter „Angriffen einer bestimmter Art“ meinen, müssten Sie mir dann gelegentlich einmal näher erläutern.

        Ich geh jetzt Schlafen!

        Ihnen auch eine gute Nacht!

        Ihr 68er

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        Lieber 68er,
        vielleicht bin ich übersensibel, vielleicht aber auch nicht.
        Was Kissinger angeht, so haben Sie, nicht ich, seine jüdische Herkunft ins Spiel gebracht. Sie fragten: „Bin ich ein Antisemit, weil ich die Kriegspolitik der USA, in Vietnam, Kambodscha und Laos, die in den 70er Jahren nicht unwesentlich von Henry Kissinger mitverantwortet wurden als Kriegsverbrechen bezeichne? Ich denke nicht.“

        Aber gut, lassen wir das.

        Sie behaupten dann aber: „Sie versuchen nur ständig Menschen antisemitische Klischees unterzuschieben, die andere Menschen kritisieren, die Juden sind oder einen jüdischen Hintergrund haben.“
        Das ist, mit Verlaub, Unsinn. Ich kritisiere ja selbst den „Rassejuden“ Victor Klemperer. Und ich habe auch meinen Freund Shimon Stein, den früheren Botschafter Israels, und seinen Ko-Autor Moshe Zimmermann in der „Welt“ kritisiert:
        https://www.welt.de/debatte/kommentare/article166431678/Viele-sind-antisemitisch-und-merken-es-nicht.html
        Die Liste der Juden, die ich kritisiert habe, ist lang, von Karl Marx bis Binyamin Netanyahu. Norman Finkelstein, Abraham Melzer, Henryk Broder, Tuviah Tenenbom und Michael Blumenthal gehören zu den prominenteren heute lebenden Juden, mit denen ich die Klingen gekreuzt habe. Blumenthal hat sogar gedroht, meine Karriere zu ruinieren, so sauer war er auf mich wegen meiner Kritik des Jüdischen Museums in Berlin.
        Und ich rede schon gar nicht von Neil Diamond…
        Ich könnte die Liste weiterführen, aber es wäre unsinnig, Ich muss nun wirklich niemandem beweisen, dass ich auch Juden kritisiere. Und wenn ich das nicht getan hätte, wäre es ja auch nicht schlimm.

        Was nun die AIPAC-Tagung angeht, so bin ich wegen meiner Begeisterung damals kritisiert worden, etwa von Patrick Bahners‘ Kollegen Lorenz Jäger in der FAZ, der später zugab, Teil der Neuen Rechten gewesen zu sein, und der damals schon das Wort der Israel-Lobby benutzte:
        „Das schärfste Geschütz gegen die Autoren hat in Deutschland Alan Posener aufgefahren, der Kommentarchef der „Welt am Sonntag“. Es mag hier genügen, den Titel seines Beitrags für Deutschlandradio Kultur zu zitieren: „Antisemitische Verschwörungstheorie“. Kein Fragezeichen dahinter, keine Einschränkungen. Aber ist es nicht gerade Posener, der hierzulande die Agenda der Lobby haargenau kopiert, für bewaffneten Demokratie-Export à la George W. Bush wirbt und von der letzten großen Aipac-Tagung mit unverkennbarem Enthusiasmus berichtete? Posener, von dem der Satz stammt, es sei „eine traurige Tatsache, dass Israel in Deutschland keine Lobby hat“? Doch, es hat sie, und keiner weiß es besser als Alan Posener.“
        http://www.faz.net/aktuell/feu.....89831.html

        Übrigens, das mag sie interessieren, bezog sich Jäger auf einen Beitrag, in dem ich u.a. Kissinger kritisierte, den ich, wie Sie unterstellen, gar nicht hätte kritisieren dürfen wegen der Springer-Grundsätze: „Wenn man das Buch „Die Israel-Lobby“ verstehen will, muss man begreifen, dass es Mearsheimer und Walt vor allem darum geht, die durch die Rückschläge im Irak bereits angeschlagenen Neo-Cons als Werkzeug der Israel-Lobby zu diffamieren, um sie endgültig zu diskreditieren und den Weg für eine Wende in der US-Außenpolitik zu bereiten: „Back to the Future“ in der Tat – zurück zur moralfreien Interessenpolitik eines Henry Kissinger, des Helden der Neo-Realisten.“
        http://www.deutschlandfunkkult....._id=153752

        Zehn Jahre später schrieb Evelyn Hecht-Galinski in der „Neuen Rheinischen Zeitung“:
        „Der „Jüdische Staat“ unter tatkräftiger Mithilfe seiner deutschen Statthalter hat es geschafft, dass das Seminar der angesehenen HAWK-Referentin Ibtissam Köhler an der Hochschule Hildesheim gestrichen wurde. Nur zur Erinnerung: Wegen dieses wichtigen Seminars gingen die „Springernde Bild „, der lange Arm von Netanjahu, die „Springernden Welt“ und der berüchtigte Kolumnist A. Posener zum Angriff über und bezeichnete die angesehene Hochschule als „Hassfabrik „. Auf Druck der Israel-Lobby …“ usw.
        http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23025
        Bin ich also übersensibel (um zum Ausgangspunkt zurückzukehren), wenn ich Bahners die Verwendung des eindeutig negativ konnotierten Begriffs „Israel-Lobbyist“ übel nehme?

        Aber ich will es nicht zu spannend machen. Sie werfen mir vor, ich hätte nicht klar gesagt, dass ich nicht als Reporter bei AIPAC war, sondern als Gast. Das stimmt nicht. In jenem Beitrag, der Jägers Zorn so erregte, weil ich beklagte, Israel habe keine Lobby in Deutschland, schrieb ich explizit:

        http://www.deutschlandfunkkult....._id=158273
        „An der Freundschaft zu Israel festzuhalten, das alle Diktatoren und Möchtegerndiktatoren der Gegend verabscheuen, ist ungefähr so klug wie in der Schule an der Freundschaft zum kleinen Jungen festzuhalten, den all die großen Jungs in der Klasse mobben. Darauf haben neulich die Politikwissenschaftler und Theoretiker der sogenannten realistischen Schule der amerikanischen Außenpolitik, John Mearsheimer und Stephen Walt, hingewiesen, die als einzige Erklärung für dieses Verhalten den Einfluss eben jener Israel-Lobby anführen konnten, deren Gast ich war.“

        Die Lobby, deren Gast ich war. Meinen Status bei dieser Tagung habe ich nie anders beschrieben. Wer Gast einer Tagung ist, bekommt die Reise- und Unterkunftskosten erstattet; wenn er Redner ist, was ich war (auf einem Panel mit einer Labour-Abgeordneten und dem Führer der damals oppositionellen spanischen Konservativen über das Bild Israels in der europäischen Öffentlichkeit, wo ich Unmut mit der Behauptung erregte, Israel verlasse sich zu sehr auf das schlechte Gewissen der Deutschen) in der Regel auch ein Honorar, was ich nicht bekam. Wer das als geldwerte Unterstützung der Israel-Lobby verbuchen will, kann das tun.
        Ich denke, lieber 68er, dass ich mit offenen Karten spiele und mit in Bezug auf meine Journalistenehre nichts vorzuwerfen habe.

      5. avatar

        Lieber Herr Posener,

        Sie schreiben:

        „Was Kissinger angeht, so haben Sie, nicht ich, seine jüdische Herkunft ins Spiel gebracht.“

        Wenn Sie z. B. die Debatte um den Antisemitismus-Vorwurf von Frau Ditfurth gegenüber Herrn Elsässer verfolgt haben, wovon ich ausgehe, wissen Sie, dass nach Auffassung einiger „Experten“, die Infamie der verkappten Antisemiten gerade darin liegt, dass sie sich nicht direkt gegen Juden wenden würden sondern entweder konkret deren Handeln kritisieren oder abstrakt gegen das Finanzkapital argumentieren und gleichzeitig betonen, dass sie Philosemiten seien. Bei solchen Leuten ist man im Zweifel Antisemit, wenn man sich gegen die Vorherrschaft des derzeitigen (vereinfacht gesagt) „postkapitalistischen System“ wendet.

        Interessant ist, dass Sie zuerst meine beiden Fragen getrennt beantwortet haben und mir zunächst bestätigt hatten, dass meine Kritik an Kissinger wohl nichts mit Antisemitismus zu tun hätte. Bei der von mir kritisierten Milde von Springer sahen Sie eine antisemitische Tendenz. Jetzt mengen Sie wieder alles zusammen.

        Da wird in manchen Fällen versucht, den politischen Gegner dadurch zu delegitimieren, indem man ihn in die antisemitische Ecke stellt. Ob Herr Elsässer Antisemit ist, weiß ich nicht. Frau Ditfurth, die sich vor 30 Jahren noch gegen Kohl und Strauß in der Elefantenrunde glorreich behaupten konnte, sollte es eigentlich nicht nötig haben, mit solchen Diffamierungen zu agieren.

        https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwjB0KeQjIHVAhUFtBQKHa3QDl8QtwIIKTAA&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DtgpEhj3R_No&usg=AFQjCNF0il_UbxRKYQOftYgvSTgDrOQVew

        Mein Unbehagen in solchen Fällen, entsteht dann, wenn ich den Eindruck habe, dass es in der Sache gar nicht um Antisemitismus geht, sondern um andere politische Interessen. Daher passt es auch gut, dass im Zweifel dann kritischen Israelis oder jüdischen Kritiker aus Israel antisemitische Tendenzen unterstellt werden (die in einigen Fällen möglicherweise sogar begründet sein können).

        Was die AIPAC-Tagung angeht, kannte ich nur folgenden Artikel:

        https://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article116823078/Falsche-Israelfreunde.html

        Da schreiben Sie lediglich:

        „Vor einigen Jahren hatte ich die Ehre, am Jahrestreffen der pro-israelischen Lobbygruppe AIPAC in Washington teilzunehmen.“

        „Ehre“ „teilzunehmen“

        Besonders klar wird da nicht, wer die Reise bezahlt hat. Unter Journalisten mögen die Usancen vielleicht bekannt sein. Der einfache Leser geht wahrscheinlich aber immer noch davon aus, dass so etwas als Dienstreise abgerechnet wird.

        Aber sei’s drum, lassen wir es mit dem Besserwissen.

        Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Ich vergesse manchmal nur, dass hier andere Leute mitlesen. Werde in Zukunft (wohl erfolglos) versuchen, etwas rücksichtsvoller zu sein.

        Ihnen einen schönen Tag!

        Ihr 68er

      6. avatar

        Lieber 68er, vergessen wir Kissinger. Elsässer ist – obwohl der Name ja … na, Sie wissen schon – ganz gewiss Antisemit. Googeln sie mal. Ich stimme Ihnen gern zu, dass es wenig hilfreich ist, jemandem, der gegen den Kapitalismus ist, vorzuwerfen, er sei DESHALB Antisemit. Es gibt ja genug Juden, die auch gegen den Kapitalismus sind, und auch der Zionismus war ursprünglich antikapitalistisch. Es gibt allerdings seit Marx – nein, schon davor, aber Marx ist das bekannteste Beispiel – eben auch eine explizit antisemitische Kapitalismuskritik, und die muss man als solche auch benennen. Nicht um den Kapitalismus zu verteidigen, sondern um die Juden zu verteidigen.
        Und – AIPAC zum Letzten – Sie zitieren einen Artikel, in dem ich schreibe: „Vor einigen Jahren hatte ich die Ehre, am Jahrestreffen der pro-israelischen Lobbygruppe AIPAC in Washington teilzunehmen.“ Vor einigen Jahren. Unmittelbar danach jedoch hatte ich klar gestellt, dass ich „als Gast“ teilgenommen hatte. Das muss ich nun wirklich nicht jedes mal betonen, um journalistisch sauber zu arbeiten. Als ich vor ein paar Jahren nach Albanien fuhr, wurde der anschließend für den Reiseteil verfasste Artikel mit dem Hinweis auf die Unterstützung durch Studiosus versehen, was angesichts der Tatsache, dass der Artikel Reisetipps enthielt (Hotels, Fluglinien, Veranstalter), nach den Springer-Richtlinien zur Transparenz nötig war. Ich verstoße aber gegen keinen Verhaltenskodex, wenn ich etwa schreibe: „Als ich vor einigen Jahren Albanien besuchte, stellte ich fest, dass der Flughafen nicht mehr nach Enver Hodscha, sondern nach Mutter Teresa benannt war“. Wer die Reise bezahlt hat, ist in dem Zusammenhang irrelevant.

      7. avatar

        Ist schon OK. Ich habe ja gesagt, dass ich nur diesen einen Artikel kannte. Habe ja auch versucht mich für meine direkte Art zu entschuldigen. Ist wohl nicht angekommen. Sei’s drum.

        Was die Zwischenüberschrift zu Bahners angeht, tut sich bei Ihnen offensichtlich nichts.

        Und Ihre Konstruktion:

        „Ein Lobbyist ist jemand, der für Geld die Interessen eines Auftraggebers vertritt. Warum Patrick Bahners Politiker und Publizisten, die sich gegen die Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus und die unfaire Kritik an Israel wehren, als „Israel-Lobbyisten“ bezeichnet, warum ihm, um es deutlich auszusprechen, beim Judenstaat gleich Geld einfällt, das mag er mit sich ausmachen. “
        finden Sie weiterhin in Ordnung.

        Dann lassen wir es dabei.

      8. avatar

        Nein, lieber 68er, lassen wir es nicht dabei. Ich dachte, meine zivile und ausführliche Art, mit Ihren Beiträgen umzugehen, sei Ausdruck der Tatsache, dass ich Ihnen ihre „direkte Art“ nicht übel nehme.
        Die Zwischenüberschrift ist in Ordnung.
        Und, es tut mir Leid: Es gibt Leute, die seit Jahren sich engagieren für die Rechte der Kurden; niemand nennt sie die „Kurden-Lobby“. Es gibt Leute, die sich für die Tibeter einsetzen. Niemand spricht von der „Tibet-Lobby“. Es gibt die deutsch-französische Gesellschaft, „arte“ und so weiter: niemand spricht von der „Frankreich-Lobby“. Israel ist das einzige Land, das nicht nur eine eigene Kritik, sondern eine eigene Lobby hat. Womit nicht die wirklichen Lobbyisten gemeint sind, sondern Politiker wie Volker Beck und Journalisten wie ich. Und Sie werden mich nicht so schnell davon überzeugen, das sei normal.

      9. avatar

        Hallo,
        bin unterwegs.
        Wir kommen immer mehr von Ihrer ursprünglichen Aussage weg. In diesem Punkt gebe ich Ihnen gerne Recht. Aber Israel ist ja auch nicht irgendein Land. Ohne eine starke Lobby wäre es wohl nie gegründet worden bzw. längst wieder von der Landkarte verschwunden. Daher ist eine starke Israel-Lobby meiner Meinung nach auch zu begrüßen. Ich habe auch grundsätzlich Verständnis dafür, wenn das Engagement manchmal über das Ziel hinaus schießt. Aber wenn es unfair wird, bin ich ähnlich dünnhäutig wie Sie bei diesem Thema.
        So long!

        68er

    4. avatar

      Lieber Herr Posener,

      habe gerade mal geschaut, was man sonst noch so über Herrn Beck im Netz findet und bin über folgende tolle Titelseite aus dem Hause Ihres Arbeitgebers gestolpert:

      „Grüner mit Hitler-Droge erwischt!“

      http://uebermedien.de/wp-conte.....032016.jpg

      Das freie Assoziieren wird im Hause Springer wahrscheinlich in Workshops geübt. Und in der Kantine stehen halluzinogene Pilze auf der Speisekarte?

      Ich lach mich schlapp..

      Wohl bekomms!

      Ihr 68er

      1. avatar

        Ja, 68er, und daran sehen Sie, dass es mit der Israel-Lobby wohl doch nicht so weit her ist.

  6. avatar

    Lieber Herr Posener,

    der Satz: „Ein Lobbyist ist jemand, der für Geld die Interessen eines Auftraggebers vertritt.“ ist schlichtweg falsch. Mittlerweile sind die meisten Lobbyisten zwar bezahlte Akteure, Lobbyismus wird aber auch von nicht bezahlten Menschen betrieben, z. B. von NGOs, Think-Tanks, Bürgerinitiativen etc. Und ich glaube, Herr Bahners zielte darauf ab, dass der eine oder andere Journalist oder Politiker sich pro-israelischen Lobby-Organisationen verbunden fühlt. Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie ja auch mal bei einem AIPAC-Jahrestreffen. Wozu lädt diese Lobby-Organisation denn Journalisten ein? Damit diese Stimmung für die gemeinsame Sache machen. Und die fühlen sich dadurch dann geehrt und gebauchpinselt und schreiben, wenn sie die Reise und die Übernachtung und das Lunch selber bezahlt haben, oder sich diese von ihrem Arbeitgeber haben bezahlen lassen, auch ganz umsonst für das gemeinsame Ziel. Dass Sie bei Lobbyismus direkt an Geld denken, könnte, je nach Standpunkt, tief blicken lassen. Der Antisemit würde dies wahrscheinlich sofort damit in Verbindung bringen, dass Ihr Vater Jude war, Sie werden mir wahrscheinlich sofort unterstellen, dass ich Antisemit sei, weil ich die Interpretation des Antisemiten hier eingeführt habe, um mich hinter diesem zu verstecken, andere könnten vermuten, Sie hätten einen vom Vater übertragenen antisemitischen Selbsthass und verbinden von sich aus sofort das Judentum mit dem Bild des Strebens nach Geld. Da Ich Sie aber schon etwas länger kenne und auch glaube ein wenig zu verstehen, wie Sie ticken, würde ich tippen, dass Ihnen eigentlich (fast) jedes Argument zupass kommt, wenn es dem eigenen Ziel dient und geeignet ist den Gegner in ein schlechtes Licht zu rücken. Das ist ja nicht schlimm, so funktioniert Meinungsführung. Es werden bestimmte Themen tabuisiert, in ein schlechtes Licht gerückt oder still geschwiegen. Jeder führt seine scheinbar sankrosankten Paten an und der andere sucht, wo der Pate dann doch eine Leiche im Keller hat. Ein großes Schauspiel, mit den bekannten Taschenspielertricks, doppelten Böden, Falltüren, falschen oder echten Hasen. Jeder versucht von den Fehlern der eigenen Sache abzulenken und die angebliche Abscheulichkeit der Gegenseite in den schlimmsten Farben zu malen. So kommt man dann aber nicht zusammen und leider habe ich das Gefühl, dass die Leute gar nicht zusammen kommen wollen, weil die Selbstvergewisserung in der eigenen Peer-Group und die Ablehnung des Gegenüber zu einem positiven Wir-Gefühl führt. Das ist aber, wie Sie selbst zugeben müssen, der Keim einer jeden kollektiven Ideologie, die im Extremfall zu blindem Hass, Mord und Totschlag führen kann.

    Wie derzeit die Krawalle in Hamburg instrumentalisiert werden, um die LINKE bereits zu Beginn des Wahlkampfs als bombenlegende Extremisten zu diffamieren, dient einzig und allein dazu, von den tatsächlichen Problemen unserer Gesellschaft abzulenken. Themen wie Armut, Gerechtigkeit, die Zukunft unserer Jugend etc. sollen nicht auf die Tagesordnung kommen. Die LINKE ist böse, und der gute Onkel de Maizière sorgt mit Mama Merkel wieder für ruhe und Ordnung. Die präventive Fussfessel bei Großereignissen für „Jugendliche“ unter 45, die einen „Keine Werbung“-Aufkleber auf dem Briefkasten haben oder keinen Account bei facebook oder whatsapp haben, wäre da doch der nächste konsequente Schritt auf dem Weg zu unserer aller totalen Sicherheit.

    Sie sehen, ich gehe auf Ihren Artikel eigentlich gar nicht ein, weil wir das Thema hier schon x-mal durchgekaut haben. Ich glaube, Patrick ist sowenig Antisemit wie Sie, Ihr Vater oder Victor Klemperer. Sicherlich hat er, wie auch ich oder Sie, in seiner Erziehung die ein oder anderen falschen Vorurteile und Stereotypen vermittelt bekommen. Das ist normal und macht ihn noch nicht zum Antisemiten. Da es eine Israel-Lobby gibt, was Sie wohl nicht bestreiten können, sollte man auch darüber schreiben dürfen. Ob „die Politiker“ wirklich vor dieser kuschen, kann ich nicht sagen. Wenn ich mir die deutsche Verkehrs-, Gesundheits-, Verteidigungs- und Rentenpolitik anschaue, oder die Höhe der Umsatzsteuer für das Hotelgewerbe, kann ich aber auch nicht ausschließen, dass unsere Politiker so frei von äusserer Einflussnahme sind, wie sie es glauben zu sein. Und wenn Israel in Berlin gute Lobbyarbeit leistet, wird das wahrscheinlich auch zu dem einen oder anderen Effekt führen. Bei der Beschneidungsdebatte haben ja sogar einmal die muslimischen und jüdischen Lobbygruppen, gemeinsam Einfluss genommen. Genau, jetzt haben Sie mich ertappt, ich setze, hier vermeintlich einfach die Israelischen Lobbygruppen mit den israelischen gleich. Welch entlarvender Fauxpas. Da ist er entdeckt, der heimliche Antisemit. Was machen wir mit dem? Am besten erstmal draufhauen. Wer einmal als Antisemit beschimpft wird, bei dem wird schon etwas haften bleiben, auch wenn er darauf Aufmerksam macht, dass sich damals selbst der israelische Innenminister sich bemüßigt fühlte, unserer Kanzlerin einen Brief zu schreiben, um in die inneren Angelegenheiten unseres Landes einzugreifen. Wenn dies ein deutscher Politiker in Israel wagt, wird ihm von Ihnen Herr Posener meist das Recht abgesprochen die inneren Verhältnisse in Israel urteilen zu können. Mit dieser Argumentation wurden aber zum Teil auch die flehentlichen Bitten und Appelle an die Alliierten, endlich in Deutschland einzugreifen und den Juden zu helfen, begegnet. Zu Dingen, die die Menschenrechte, die Leben und Tod betreffen können, sollte man versuchen sich eine Meinung zu bilden. Auch als Aussenstehender. Ob man sie dann auch aktiv einbringt, ist eine andere Sache. Dem Gegenüber immer nur Schlechtes zu unterstellen, und in ihm einen Antisemiten zu sehen, reißt Gräben und verschärft den Konflikt.

    Der Konflikt in Israel hat auf beiden Seiten jetzt über mehrere Generationen Leid, Terror, Hass und Verzweiflung gesät. Es ist für mich schwer, wenn beide Seiten daran beteiligt waren, der einen Seite die Hauptschuld zuzuweisen. Die meisten Menschen sind aber leider so gestrickt, dass sie mit dieser Ambivalenz des Guten und des Bösen nicht umgehen können und glauben, sich für die eine oder andere Seiten entscheiden zu müssen. Das führt dann zu so abstrusen Boykottaufrufen, die in der Sache vielleicht nachvollziehbar sein können, aber in der konkreten Situation und auch historisch begründet, die Lage eher verschlechtern.

    Ich habe hier vor längerer Zeit einmal auf eine Dokumentation über ehemalige hochrangige israelische Geheimdienst- und Militärmitarbeiter hingewiesen, die am Ende ihrer Laufbahn zu der Erkenntnis gelangt waren, dass nur eine gemeinsame Politik, die den Hass nicht weiter schürt, Frieden ins Palästina bringen kann. Vielleicht rüsten Sie und Herr Bahners auch einmal ab und treffen sich zu einem gemeinsamen Essen. Am besten lassen Sie das von Ihren jeweiligen Redaktionen als Dienstreise finanzieren, damit Sie sich nachher nicht darüber streiten müssen, wer die Rechnung zahlen darf.

    In diesem Sinne!

    Ihr 68er

    1. avatar

      Lieber 68er, selbstverständlich ist AIPAC Teil der Israel-Lobby. Und bezahlt hauptamtliche Lobbyisten, natürlich nicht annähernd so viele wuie etwa Saudi-Arabien, aber das ist eine andere Frage. Und selbstverständlich habe ich mich gefreut, von AIPAC nach Washington eingeladen zu werden, und habe auch, damit die Karten auf dem Tisch sind, darüber geschrieben. Auch hier in Berlin gibt es mit dem AJC eine Organisation, die man mit fug und Recht als Lobbyorganisation für Israel bezeichnen könnte. Von diesen Organisationen hat aber Patrick Bahners nicht gesprochen. Mit Namen hat er überhaupt nur Volker Beck genannt. Volker Beck zu unterstellen, er sei Teil einer irgendwie gearteten Israel-Lobby, ist aber eine Frechheit, um es einmal sehr deutlich zu sagen.
      Ansonsten möchte ich betonen, dass ich ausdrücklich sage: Patrick Bahners ist kein Antisemit. Muss ich das fünfmal schreiben, bis es mir abgenommen wird? Ich unterscheide zwischen Antisemiten, d.h. Leuten, die sich zum Hass auf Juden bekennen und ihn begründen können, und Nicht-Antisemiten, die, wie Sie schreiben „die ein oder anderen falschen Vorurteile und Stereotypen vermittelt bekommen“ oder sich angeeignet haben und sie oft unbewusst wiedergeben. „Es“ spricht dann aus ihnen. Meine Kritik gilt nicht dem Menschen, sondern der Ideologie. Das wissen Sie, da ich hier auch bekannt habe, mit Alexander Gauland befreundet zu sein, und mit Matthias Matussek, und mit Henryk Broder.

      1. avatar

        68er, Sie können doch nicht ernsthaft behaupten, NGO’s würden nicht bezahlt? Sind ihre Schiffe Phantome? NGO’s leben von politisch motivierten Spendern. Einer der größten soll George Soros sein. Man kann das wohl kaum unter Nicht-Lobbyismus abheften. NGO’s und ihre Anhänger sind nicht mehr die engagierten Unschuldslämmer von einst.

        Was Palästinenser betrifft, zeichnet es sie aus, dass sie seit 1948 jeden Versuch einer Staatsgründung konsequent mit Krieg oder Intifada beantwortet haben. Daher ist mein Verständnis für sie ganz einfach nicht präsent. Man muss im Grunde schon sehr lange davon ausgehen, dass sie gar keinen Staat wollen, sondern das Ganze, judenfrei, versteht sich.
        Leider wird das in der Breite entweder übersehen oder nicht ernstgenommen.

      2. avatar

        # Oleander
        NGOs gibt es solche und solche. Die meisten sind mittlerweile professionalisiert oder von Konzernen unterwandert. Es gibt aber durchaus noch die kleinere, die durch ehrenamtliches Engagement getragen werden.

        Ihre Pauschalisierung aller Palästinenser ist mir zu platt. Die gibt es genauso wenig wie die Israelis.

    2. avatar

      Israelische Politiker sind oft zu Deutschland verbunden, da meist aus Deutschland geflüchtet (der Flüchtlingsstatus vererbt sich auch bei Deutschen und Juden, mein Vater, Schlesier hat noch einen Flüchtlingsauweis). Deutsche Politiker dagegen haben nichts mit Israel zu tun, die können da wirklich nicht urteilen.

  7. avatar

    Beachtlich: Die kritische Darstellung des eigenen Vaters.
    „Es folgen einige Bemerkungen zur hebräischen Sprache und zur Physiognomie und zu den Umgangsformen der jüdischen Jungen im Blau-Weiß, die jeden Antisemiten erfreuen würden („Heimliche Erinnerungen“, S.120f).“

    Es gibt in jeder einzelnen Gruppe den anti-Faktor. Wie es augenscheinlich Antisemiten jüdischen Ursprungs gibt, existieren auch antideutsche geborene Deutsche, antiamerikanische geborene Amerikaner, antichristliche getaufte Christen, antibritische Briten usw.

    Mit Ihrem Herrn Vater kenne ich mich nicht aus, aber alle anderen sind überzufällig häufig links. Zu links gehört der Selbsthass wie ein Abzeichen, und man findet überall „Physiognomien“ und Verhaltensweisen, mit denen man sich diesen bestätigen lassen kann. Somit ist jüdischer Antisemitismus nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich wäre nur, wenn behauptet würde, „die“ Juden“ hätten ihn erfunden. Das wäre eindeutig antisemitisch und nahe an Hitler (Unterstellung des Zersetzenden).

    Ich selbst halte Selbsthass für kontraproduktiv, denn ein Selbsthasser kann auch Andere und Anderes von Natur aus nicht lieben, da Liebe vermutlich voraussetzt, zunächst sich selbst zu achten.
    Konversionen und relativierend-kritische Aussprüche zwischen etwa 1870 und 1945 sind im Grunde nicht so ernst zu nehmen wie Ähnliches heutzutage, da man meinte, sich damit schützen zu können.

    1. avatar

      Wunderbar. Ihre immer wieder bewiesene Alltagsweisheit.
      Gibt es eigentlich noch die ollen KummerkastenOnkels in den diversen Frauenzeitschriften?

  8. avatar

    Patrick Bahners hat auf dem Gebiet des Donaldismus großartiges geleistet, immer wenn er sich auf politisches Terrain vorwagt kommt er leicht ins Rutschen.
    Sie schießen allerdings auch gern übers Ziel hinaus.
    Ein Lobbyist ist jemand, der Einfluß nimmt, und das kann auch ohne Bezahlung für eine Überzeugung passieren.
    Auf den Dreisatz Lobbyismus-Judenstaat-Geld ist nicht Bahners gekommen, das ist Ihre Lesart.

    1. avatar

      Nein, Don Geraldo, ein Lobbyist ist nicht einfach jemand, „der Einfluss nimmt“. Der Begriff ist negativ konnotiert, wie Patrick Bahners selbst ausführt.

  9. avatar

    … es gibt keinen ‚christlichen Antijudaismus‘. Das wäre/ist ein Widerspruch in sich. Antijudaismus, Judenfeindschaft, Menschenfeindschaft, Sozialisten – gab es schon Jahrhunderte B.C.. Zionismus ist Patriotismus. Ich bin ein Patriot.

      1. avatar

        APo:‚Lieber blonderhans, es gibt keinen islamischen Terror, es gibt keine linke Gewalt, die DDR war kein sozialistischer Staat, und es gibt keinen christlichen Antijudaismus. Gut, das wir das geklärt haben.‘

        … ‚hagalil‘ schreibt, mit seinem ‚Grundwissen: Christlicher Antijudaismus‘, ohne die Behauptungen mit Quellennachweise zu belegen, Quark.

        … allein, dass der Antijudaismus JAHRHUNDERTE vor B.C., den Sie, u.a., in den Schriften vor B.C., u.a., in den aramäisch-hebräischen Schriften, nachlesen können, genügt als Nachweis für das, was ich zuvor geschrieben habe. So einfach, wie Sie und ‚hagalil‘ schreiben, war/ist die Historie nicht. Das hatten wir schon, u.a., 2011 ff.

        Es gibt bei den Getauften, wie bei den Ungetauften, Bekloppte. Und es gibt Ideologien und Sozialisten. Allein das ist richtig.

        Was Sie, werter APo, zum islamischen Terror, zur linken Gewalt oder die DDR schreiben, habe ich nie behauptet, nie geschrieben. Das sind Ihre Projektionen. Und die müssen Sie mir nicht vorhalten.

        Übrigens alles ein ’schöner‘ Nachweis für: Allein Patriotismus, respektive Zionismus, mithin gesicherte Grenzen vor menschenfeindlichen Ideologien, sichern Freiheit und Demokratie.

      2. avatar

        @dbh: Ist Ihr letzter Satz, „Allein Patriotismus, respektive Zionismus, mithin gesicherte Grenzen vor menschenfeindlichen Ideologien, sichern Freiheit und Demokratie“ eigentlich ernst gemeint? Die menschenverachtenden Ideologien (bzw. Ausprägungen einer Ideologie) sind in etlichen Fällen auf dem Mist der Einheimischen gewachsen, und zwar ohne entscheidenden Einfluß von außen.

      3. avatar

        @Opa

        … volle Zustimmung, Opa, ‚vor der eigenen Türe kehren‘; es gibt genug im eigenen Land zu tun: Den Sozialismus, als menschenfeindliche Ideologie abschaffen abwählen!

        Deswegen muss aber anderen Ideologien, den menschverachtenden Mohammedanismus zum Beispiel, zusätzlich nicht Tür und Tor – unkontrolliert, gesetzwidrig – geöffnet werden. Oder?

        Übrigens können Sie, an dem was ich geschrieben habe, erkennen, ab wann keine (gesicherten) Grenzen mehr nötig sind.

      4. avatar

        @dbh: Die menschenverachtenden Ideologen haben wir als Eigengewächse durchaus im Land bzw. ihnen die Tore weit geöffnet. Und damit meine ich nicht das Konzept der Islamischen Republik (sucht den Iran heim und ist von einer Gruppe Iraner ausgedacht worden) oder den Faschismus (italienisches Eigengewächs, das zuerst auf Italien losgelassen wurde) oder die Herrschaft der Jakobiner (französische Idee, die in Frankreich wütete) oder den Ku-Klux-Klan (in den Südstaaten der USA ausgedacht und dort aktiv). Ich denke bei einer menschenverachtenden Ideologie auch an die Worte jener vom Kapitalismus der reinen Lehre überzeugten Ökonomen, Griechenland müsse die „Gesetze des Marktes“ befolgen. Heißt doch im Klartext: Eine ganze Gesellschaft soll sich dem Regelwerk einer anonymen Entität unterwerfen, an dessen Entstehen sie nicht beteiligt wurde, dessen Interpretation von einer Priesterkaste beherrscht wird und das zu hinterfragen als Abfall vom rechten Glauben gilt. – Sehen Sie da noch einen grundlegenden Unterschied zwischen den Denkmustern der Taliban und solcher „Kapi-Taliban“?

      5. avatar

        blonderhans,
        sind es vielleicht vorchristliche antijudaistische Bewegungen die zum Christentum und somit auch zum christlichen Antijudaismus geführt haben.

      6. avatar

        Lucas:‚blonderhans,
        sind es vielleicht vorchristliche antijudaistische Bewegungen die zum Christentum und somit auch zum christlichen Antijudaismus geführt haben.‘

        Ich habe Antijudaismus mit Menschenfeindlichkeit übersetzt. Menschenfeindlichkeit gab es Jahrhunderte vor Jesus Christus.

        Es gab das Judentum mit seiner bis etwa 70 AD dauernden biblischen Periode und es gibt das Judentum, etwa ab 70 AD, mit seiner talmudischen Periode, wie auch immer.

        Antijudaismus finden Sie bei den Lutheranern.

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