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Holocaustverdrängung und Atomophobie

Ich lese gerade mit atemloser Spannung Bettina Stangneths Buch „Eichmann vor Jerusalem“. (Wer dazu mehr erfahren will, kann in der letzten Ausgabe der WamS ein langes Interview lesen, das ich mit der Autorin geführt habe.)

Das Buch ist auch deshalb so interessant, weil neben der Hauptgestalt auch faszinierende Nebengestalten ausgeleuchtet werden, wie etwa Willem Sassen, der holländische SS-Propagandist und Kriegskamerad Henri Nannens, der in Argentinien mit Adolf Eichmann an dessen Projekt einer apologetischen Autobiographie arbeitete. Und da stößt man auf Folgendes.

1956 schreibt dieser Sassen für das in Buenos Aires herausgegebene Nazi-Blättchen „Der Weg“ einen Artikel, in dem er seiner Betroffenheit beim Lesen des Buchs „Das Dritte Reich und die Juden“ von Léon Poliakov und Josef Wulf Ausdruck verleiht. (Man glaubt es kaum, aber in diesem 1955 in Deutschland veröffentlichten Buch fanden sich zum ersten Mal die wichtigsten Dokumente zur „Endlösung“ versammelt, darunter das Wannsee-Protokoll. Stangneths Buch ist auch deshalb so wertvoll, weil die Autorin vor Augen führt, wie wenig zuverlässiges Material es bis Mitte der 50er Jahre zum Thema Shoah gab, so dass Revisionisten aller Art bei der Verbreitung von Legenden leichtes Spiel hatten.) Sassen schreibt über seine Lektüreerfahrung: „Manchmal würgte es mich dabei und ich wand mich wie unter einem erstickenden Griff, bis ich – wieder ganz naiv – ausrief: ‚Es ist nicht wahr!’ Ich weiß, der Ausruf ist simpel, er entquoll der Hilflosigkeit…“

Der arme Kerl. Aber aus dem „erstickenden Griff“ des Juden Poliakov rettet er sich mit einem interessanten Trick: Als kleines Rädchen in der Vernichtungsmaschinerie (diese Worte benutzt Sassen nicht, die wird  Eichmann in Jerusalem auf sich münzen) sei er „nur ein kümmerlicher Zwerg neben den Nobelpreisträgern und Giganten der wissenschaftlichen Vernichtungstechnik, denen die Menschheit hilflos ausgeliefert ist.“ Gemeint ist die Atomkraft, bekanntlich eine jüdische Erfindung. Ich sage nur: Einstein. Echte Arier spalten keine Atome.

Es mag weit hergeholt und doch nicht zu weit hergeholt sein, die besondere Empfindlichkeit der Deutschen für die Gefahren der Atomtechnologie als kollektive Anwendung jenes Schuldabweisungsmechanismus zu deuten, den Sassen hier vorführt. Immer wieder waren die Nachkriegsdeutschen um Relativierung der von ihnen zu verantwortenden Verbrechen bemüht. Zuerst glaubte man, mit dem Bombenkrieg, den Vertreibungen und der Teilung sei man sozusagen quitt. Dann schob man die Verantwortung für „Gräuel wie in Hiroshima, Dresden und Auschwitz“ (die Reihung war sehr beliebt) auf die moderne arbeitsteilige Bürokratie, die zum Abbau individueller Verantwortung führe. Diese Wendung findet sich etwa bei Hannah Arendts Bericht über Eichmann in Jerusalem, der gerade deshalb von Hans Mommsen bei der Neuausgabe 1986 so gefeiert wurde. In der Totalitarismustheorie (auch sie einer der weniger glücklichen Beiträge Hannah Arendts zur deutschen Vergangenheitsüberwältigung)  fand man zugleich eine Rechtfertigung dafür, besonders antikommunistisch zu sein („gerade wir Deutschen mit unserer Vergangenheit…“). Und in der Beschwörung einer technischen Apokalypse, der Millionen zum Opfer fallen könnten und bei der die Nazi-Verbrecher zu „Zwergen“ mutieren, findet sich weitere Labsal für die geschundene deutsche Seele.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Bewegung gegen die Atomkraft etwa zur gleichen Zeit Fahrt aufnimmt, als mit der Fernsehserie „Holocaust“ die Erkenntnisse Poliakovs, die den SS-Mann Sassen „würgten“, Bestandteil der kollektiven westdeutschen Psyche wurden. Explizit formuliert den Zusammenhang zwischen Holocaust und Atomophobie Caspar Harlan, einer der Söhne des „Jud Süß“-Regisseurs Veit, in Felix Moellers Film über den Umgang der Familie mit dem Erbe. Caspar lebt im Wendland, wo er die dortigen „Kulturtage“ organisiert, die sich explizit als Teil des Kampfs gegen das dort geplante atomare Endlager verstehen. Der Film zeigt ihn, wie er am Gelände des Endlagers vorbeiläuft. (Schon das Wort enthält zwei Teile, die im deutschen Bewusstsein nachklingen müssen: „End“ wie in Endsieg und Endlösung, und „Lager“; und natürlich ist Atommüll „Vergangenheit, die nicht vergehen will“, nicht wahr. Ach ja, und apropos „Atommüll“: Sassens Artikel von 1956 heißt: „Müllkutscher her! Bilanz unserer Atomzeit“.) Mit seinen Mauern und Wachtürmen erinnert das Lager tatsächlich an ein KZ, weshalb man den Bildern nie trauen soll, denn es ist doch etwas anderes, ob man Leute ein- oder aussperren will. „Ich will nicht meinen Töchtern gegenüber sagen, ich hätte nichts gewusst und nichts getan“, sagt Caspar. „Das ist meine Lehre aus dem Leben meines Vaters“. (Ich zitiere aus dem Gedächtis.) Der Kampf gegen die Atomkraft also als nachgeholter Kampf gegen die Nazis. Ich fürchte, allzu viele Atomkraftgegner empfinden das so.

Was nicht heißt, dass dieser Kampf falsch war oder ist. Dazu habe ich mich eindeutig geäßert. Was aber wohl heißt, dass diejenigen, die unverdrossen eine offensichtlich genetisch übertragene „German Angst“ für die Heftigkeit der hiesigen Reaktionen verantwortlich machen, womöglich – wie bei jener anderen „German Angst“, nämlich vor dem Islam – eine dunklere Quelle unsichtbar machen wollen.

 

 

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77 Gedanken zu “Holocaustverdrängung und Atomophobie;”

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    @ EJ

    Ich bin davon überzeugt, dass Ihre Überlegungen ein Knochen ist, an dem man noch gut und lange knabbern und beißen kann. Ich denke ja gerne an Argumenten von anderen entlang, um meine zu schärfen bzw. zu modifizeren oder gar fallen zu lassen. Ich bin jedoch ein eher langsamer Denker (außerdem wird mir etwas schwindlich bei den Ping-Pongs der Kommentare). Ich werde sicherlich noch die eine oder andere Frage oder Anmerkung haben. Vielleicht sollte man es hier wie beim Fernschach halten.

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    @ Alt 68 er

    Wie Sie oben sehen, trifft Ihre psychoanalytische Analogie auf meine Überlegungen nicht zu. Dass ich – in Ihrem Sprachspiel – der Mutter bzw. der Mutter/Kind-Symbiose gerecht zu werden versuche, heißt keineswegs, dass ich den Vater verleugne. An dem Vater kritisiere ich nur, dass er (mit seiner Weltvorstellung) auf Ewigen Junggesellen à la Kant macht. – Wenn schon, müssten Sie mir, gerade umgekehrt, mit einer Psychoanalyse kommen, die die Heilige Hure „Gemeinschaft“ auf das väterliche Verleugnen der Mutter bzw. der Kindheit zurückführt, auf die Fiktion einer mutterlosen Gesellschaft, sozusagen 😉

    Was Ihre Frage nach dem “internationale Judentum” betrifft: Ganz sicher ist ein Grund für unseren Hass auf die Juden die Tatsache, dass sie – von uns dazu gezwungen – „modern“ leben mussten, bevor wir das Wort auch nur buchstabieren konnten. Aber das ist nur der eine Grund. Der andere ist – und das werfen wir ihnen permanent als Verschwörung vor, dass sie – auf der Basis desselben Zwangs – auch in einem uns unbekannten Maße in – freier – Gemeinschaft leb(t)en.

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    @ Alt 68 er: was ich nicht ganz verstehe, ist, ob Sie die kantsche Sicht, Reziprozität und Austausch, als eine Verkennung, Sinnestäuschung, Ideosynkrasie eines Junggesellen sehen oder als eine antagonistische Realität.

    Wie ich angedeutet habe, war Kants Subjektphilosophie, die (Selbst-)Befreiung des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit eine historisch bedingt absolut vordringliche Aufgabe. Kollektiv, Gemeinschaft, Unmündigkeit hatte man bekanntlich mehr als genug.

    Ich mache in gewisser Weise lediglich darauf aufmerksam, dass es ganz ohne Kollektiv, ohne Gemeinschaft, die immer auch Unmündigkeit und Mündigkeitsverzicht bedeutet, eben auch nicht geht. Und das ist beileibe keine Sensation. Wir wissen das aus allgemeiner Lebenserfahrung alle.

    Nur – der Punkt in diesem Zusammenhang ist: Die Tatsache, dass das Kollektiv/ die Gemeinschaft/ die Unmündigkeit einerseits nicht (wie das Individuum) ebenfalls in den Grenzen seiner/ ihrer vernunftbegründeten Denkbarkeit untersucht ist, wir andererseits aber wissen, dass es ohne auch nicht geht, macht das Kollektiv bzw. die Gemeinschaft zum Spielball jeder denkbaren Ideologie.

    Und eingedenk unserer einschlägig katastrophalen (extrem) linken und (extrem) Rechten Erfahrungen sollte der ideologische Spielball-Charakter von Kollektiv bzw. Gemeinschaft mehr als hinreichend deutlich auf der Hand liegen. Sollte! Aber, siehe da, auch noch der (Neo-)Liberalismus kann uns – ob unserer unaufgeklärten Erfahrungen mit Kollektiv und Gemeinschaft – fröhlich bescheißen.

    Der (Neo-)Liberalismus nimmt die Worte „Kollektiv“ und „Gemeinschaft“ nicht in den Mund, schon gar nicht „Unmündigkeit“, scheut sie aus ideologischen Gründen vielmehr wie der Teufel das Weihwasser. Umso getroster kann er darauf vertrauen, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, die theorie-/ ideologiewidrigen (neo-)liberalen Kollektiv- und Gemeinschafts-, heißt: Herrschaftsbildungen irgendwie ernstzunehmend abzuwehren. Denn wir sind schon glücklich damit, ebenso unaufgeklärt wie alterfahren, klugscheißen zu dürfen: „Tja, wissen wir doch! Ohne Kollektiv, ohne Gemeinschaft geht’s eben nicht!“

    Ich laste dieses Aufklärungs-Versäumnis nicht dem ollen Kant an. Er hat seins getan, und mehr getan, als man von einem Normalsterblichen verlangen kann. Seitdem sind aber mehr als 200 Jahre vergangen! Und mit dem global zunehmenden Individualismus nehmen – vom Nationalismus und Rassismus bis hin zum Kommunismus und Nationalsozialismus und, wie wir gerade wieder sehen, noch darüber hinaus – (Zwangs-)Kollektivierungen und (Zwangs-)Vergemeinschaftungen in intellektuell unkontrollierten Wildwuchs – heißt: ohne in den Grenzen ihrer vernunftbegründeten Denkbarkeit untersucht zu sein – zu. Schauen Sie auf die Burka-Debatte nebenan oder auf die bereits seit Jahren anhaltende – und in weiten Teilen zum Erbrechen primitiv geführte – Islam-Debatte insgesamt!

    Was ich mit meinen Ausführungen (implizit) fordere, ist eine zweite Aufklärung, die Klärung der Frage: In welchen Grenzen ist das Kollektiv bzw. die Gemeinschaft notwendig bzw. legitim? Oder aus der Sicht des Individualismus: In wie weit ist das Kollektiv bzw. die Gemeinschaft unvermeidlich? – Den (liberalen) Kopf in den Sand zu stecken, hilft nicht nur nicht. Es provoziert unweigerlich die nächste Katastrophe.

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    @ Roland Ziegler, EJ

    Entschuldigen Sie, wenn ich nochmals die von Ihnen für (vorläufig) beendete Diskussion aufgreife. Die Ausführungen Roland Ziegler sind von einer wunderbaren clarté, um nicht zu sagen, Latinité bestimmt. Von daher sind Ihnen auch die Meta-Kollektive mit ihren „suspekten Pools“ „unheimlich“, nicht geheuer. Die Ausführungen EJ´s scheinen mir hingegen, bitte, ich spitze hier zu, gründelnder, tiefschürfender, vielleicht gar faustisch (oder deutsch). Ich versuche sie zu verstehen, weil ich glaube, dass darin ein heuristisches Potential liegt. Sie, EJ, postulieren gegen Kant eine vorgängige nicht selbstverschuldete Unmündigkeit, die in fundamentalen, nicht aufhebbaren Asymmetrien analog der Mutter/Kind-Beziehung beruhen. Wenn ich Sie richtig verstehe, sind das duale Beziehungen (Zitat:“Die Begegnung mit nur einem einzigen Kollektiv bedeutet: Nix kategorischer Imperativ und nix Reziprozität, stattdessen Asymmetrie und Ungleichheit.“) ohne vermittelnden Dritten (die Psychoanalytiker würden von einer symbiotischen, präödipalen Beziehungsstruktur sprechen): Mutter/Kind, Leib Christi/Glied an seinem Leib, Volk/Volksgnosse etc. Sie scheinen, falls ich Sie falsch verstehe, bitte korrigieren Sie mich, aus dem Inneren dieser dualen Beziehung zu argumentieren; was ich nicht ganz verstehe, ist, ob Sie die kantsche Sicht, Reziprozität und Austausch, als eine Verkennung, Sinnestäuschung, Ideosynkrasie eines Junggesellen sehen oder als eine antagonistische Realität. Aus dem Leib des Kollektivs heraus gesprochen: Ihre „Schwindelgefühle“ gegenüber dem, was Sie „Neoliberalismus“ nennen, scheinen mir strukturell äquivalent (nicht das gleiche!) den Aversionen der völkischen Gemeinschaft gegen das „internationale Judentum“, das sich ganz im „seelenlosen“ Tausch mit körperlosen Tauschwerten verwirklicht.

    Nach psychoanalytischer Auffassung muß diese duale, symbiotische Struktur aufgehoben, überwunden werden. Durch den „Namen-des-Vaters“ (Jacques Lacan), die verbietende Rolle des Gesetzes, wird das Kind aus der Symbiose zur außerfamiliären, sozialen Welt hin orientiert, in die symbolische Ordnung der Sprache, der Heiratsregeln, des Austausches eingeführt. Ein Beharren in der dualen symbiotischen Struktur (mit ihrer Abhängigkeit vom großen Anderen, dessen Mangel weghalluziniert wird) führt zu Paranoia und Projektionen.

    Ich will auch mit einer Buchempfehlung abschließen. In einer Buchhandlung bin ich über eine Sammlung von Berichten und Briefen aus dem Deutschland der 30er Jahre des großen Pessimisten und Nihilisten Cioran, Über Deutschland, gestolpert. M.E. sind diese Berichte sehr aufschlußreich zu diesem Thema. Cioran schreibt 1933:

    Im gegenwärtigen historischen Augenblick ziehe ich dem Rationalismus der demokratischen Politik den barbarischen, fruchtbaren und beseeelten Irrationalismus vor, der einen Sieg der Lebenskraft, des Elans und der verzweifelten Tat über die toten Formen, den Legalismus und den Juridismus anzeigt. Der politische Irrationalismus geht von der Steigerung der Lebenskräft im Kampf mit den veralteten Formen aus. Daher die Mischung aus Barbarei, Enthusiasmus, Verzweiflung und Überschwang. Niemand wird das deutsche Phänomen verstehen, wenn er nicht von Natur aus für diese Mischung empfindlich ist, für diese bewundernswerte Verwirrung und dieses produktiven Brodeln. … Das Verdienst Hitlers besteht darin, einer Nation den kritischen Geist geraubt zu haben. Man kann nur in dem Maße etwas vorantreiben, ein Brodeln hervorrufen, indem man den Menschen die Freiheit des Abstands zwischen sich selbst und ihnen raubt … Hitler hat feurige Leidenschaft in die politischen Kämpfe gegossen und mit messianischem Atem einen ganzen Bereich der Werte dynamisiert, den der demokratische Rationalismus platt und trivial gemacht hat. Wir alle brauchen eine Mystik, weil wir aller dieser Wahrheiten überdrüssig sind, aus denen keine Flammen schießen.“

    Soweit der „braune Fleck“ auf der Weste des berühmten Pessimisten. Es ist jedoch erstaunlich, wie Ciorans Bejahung und Feier des Irrationalismus diesen bereits denunziert.

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    @EJ: Genau das ist der springende, bzw. gallopierende Punkt.

    „Und so lange es eine solche ‘Kritik der Ungleichheit’ nicht gibt, liegt es nahe, Ansätze dort zu suchen, wo Ungleichheit manifest, aber keineswegs theorie- und womöglich nicht mal völlig gewissenlos praktiziert wird.“

  6. avatar

    Roland Ziegler: Tatsächlich müssen die Beiträge nicht ineinandergreifen, sondern können durchaus auch nebeneinander stehen bleiben.

    Schön, dass Sie das auch so sehen. Hier, bei uns zu Hause, ergibt gerade der Versuch, die mit einigem Abstand gesetzten, manchmal scheinbar erratisch verstreuten „Punkte“ zu verbinden oder in eine Landschaft einzufügen, die lebendigsten Diskussion.

    Danke für den Lese-Tipp! Liegt bereit zur Bettlektüre.

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    @EJ: Dann will ich Ihnen jetzt, am Ende des Kommentargeschehens, mal weitgehend zustimmen, insb. was Ihre Eingangsbemerkung angeht: Tatsächlich müssen die Beiträge nicht ineinandergreifen, sondern können durchaus auch nebeneinander stehen bleiben.

    Auch ich sehe, dass es die verschiedensten Formen von asymmetrischen Kollektiven gibt; viele davon sind gar nicht anders denkbar. Als Beispiel und Prototyp lasse ich gerne die Mutter-Kind-Beziehung gelten. Hier zeigt sich, wie Vererbung im soziologischen Sinn funktioniert: welche Verhaltensformen der Eltern vom Kind reflektiert werden, welche in der Pubertät zurückgewiesen werden, was alles übergenommen wird und was unbewusst weiterlebt. Allerdings – und das mag als Beleg für Liberalismus gelten – verstehe ich das nur als Dispositionen; was zählt, sind Taten, und die werden von Individuen verübt.

    Entsprechend verstehe ich die großen Kollektive, die man „Nation“, „Volk“ oder „Staat“ nennt, als Dispositionslager. Sie stellen zum einen bestimmte Regeln – explizite Sprachregeln, implizite Verhaltensregeln, Wertvorstellungen, Moral, Gesetze… – ihren Bürgern, zur Verfügung (bzw. erzwingen sie mit ihrem Gewaltmonopol); zum anderen wälzen sie beachtliche Steuermassen um, zu dem Zweck, die Nachteile mancher Asymmetrien auszugleichen.

    Das Kollektiv der „Nation“, des „Staates“ oder des „Volkes“ ist eine Art Abstraktion. Es stellt die Regeln für die konkreten „Performances“ der Einzelnen und einige Geldzahlungen (Transferleistungen) bereit. Dies unterscheidet es von der höchst konkreten, lebendigen, ernährenden Mutter-Kind-Beziehung.

    Mir persönlich erschien dieses Meta-Kollektiv immer etwas unheimlich. Es kann ja auch richtig bösartig werden. Inwieweit sich die Religion hier ebenfalls einordnen lässt, sei dahingestellt. Am Schluss erlaube ich mir noch einen (Re-)Lektüretipp zur Schuldprobematik in diesem Zusammenhang (für die ich mich in den Kommentaren besonders interessiert habe): F. Kafka: „In der Strafkolonie“, ein beeindruckender Text.

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    @ Alt 68 er: Verändert sich etwas, wenn man dieses m.E. universalistische, katholische “Wir” auf ein völkisches “Wir” überträgt?

    Wie Sie vermutlich ohnehin erwarten, nur eine Teilantwort. Es gibt genug anderes zu tun. Der Spur Ihrer Obsessionen möchte ich nicht folgen.

    Es ist ja längst übertragen. Vom „Volksschädling“ bis zum „Volksgeist“ und zur „Volksseele“. Auch die Biologie ist, wie gesehen, längst, sozusagen schon vor der Erfindung der Biologie, übertragen.

    Und verändern tut sich etwas, wenn man auch noch die 2000-jährigen theologischen Reflexionen bzw. innerkirchlichen Diskussionen „überträgt“. Das spart jedenfalls, das Rad neu zu erfinden 😉

    Und das Telos? Tautologie, Selbstaffirmation, vermute ich. Die Existenz des Kollektivs (der Gemeinschaft) ist, wie die des Individuums, äußerst prekär. Obwohl es eine biologische conditio sine qua non des Individuums ist. Dass auch noch das Kollektiv von einer (kollektiven sittlichen) Entscheidung abhängig ist, wird in (einem) Gott (u.U. total/ totalitär) aufgehoben (hegelianisch). Die bösen „Neoliberalen“ z.B. leugnen deshalb gleich mit Gott das Kollektiv, und umgekehrt, gleich mit dem Kollektiv Gott.

    @ Roland Ziegler
    Unsere Diskussionsbeiträge müssen doch nicht ineinandergreifen wie die Rädchen im Getriebe 😉

    Klar, wir reden aneinander vorbei. Sie sind ein moderner Mensch, womöglich (neo-)liberal infiziert. Ich bin einer von gestern, der sich vom (Neo-)Liberalismus stark beschwindelt fühlt. Wir stehen beide am Fenster, beide sehen wir das, was ist. Nur – Sie sehen, dass es regnet, und ich sehe, dass es dunkel ist.

    Dennoch meine ich (gleiche Sozialisation und so!), Sie recht gut zu verstehen. Für Sie gibt es, in bester liberaler Tradition, primär das Individuum. Das Kollektiv gibt es auch, aber irgendwie – irgendwie irgendwie – anders. In einem Beitrag weiter oben hatte ich Kant vorgeworfen, dass seine Aufklärung sich nur auf selbst verschuldete Unmündigkeit bezieht. Jetzt sind wir alle mündig – und blind für die Unmündigkeit.

    Ich bin nicht Kant. Aber ich versuche trotzdem mal, die Unmündigkeit wenigstens im Ansatz dingfest zu machen. Stellen Sie sich eine Mutter und deren Neugeborenes in der Welt Kants vor.

    Die Mutter geht zunächst ganz in der Welt Kant auf: Ob sie das Kind am Leben erhält oder nicht – Sie hat zunächst im Prinzip keine andere Entscheidung zu fällen als Sie und ich, eine moralische nämlich. Das gilt nicht für das Kind. Für das Kind ist die Beziehung zu seiner (oder irgendeiner) Mutter (und sei sie männlich oder eine kapitolinische Wölfin) keine, die sich in einer moralischen Entscheidung oder überhaupt in einer Entscheidung realisieren ließe. Für das Kind ist die Beziehung zur Mutter existenzielle Bedingung, conditio sine qua non.

    Und da haben Sie das gesuchte Kollektiv (von dem der olle Kant, ewiger Junggeselle, keinen Schimmer hat)! Da haben Sie den Menschen, der nur qua Kollektiv ist und sein kann. Und da haben Sie sein „gesellschaftliches“ Umfeld. – Ich erspare mir, naheliegende vergleichbare Fälle durchzuspielen (Kranke, Behinderte, Alte, Sterbende). Wichtiger ist festzustellen, dass Kant in seiner praktischen Philosophie offensichtlich den Erwachsenen, und gewiss nicht mehr den (autonomen/ urproduktiven) Selbstversorger, sondern (projektiv) den problemlos Tauschenden vor Augen hat – im Prinzip den modernen Massenmenschen, Individuum neben Individuum, in reziproker Beziehung.

    Angesichts der oben genannten Ausnahmen, insbesondere angesichts des selbst nur kollektiv ‚möglichen‘ Kindes, stellt sich nicht mal mehr die Frage, ob diese Reziprozität tatsächlich auch durchgängig vorhanden sein kann – wie mit Kant und nicht nur mit Kant unser Liberalismus (im weitesten Sinne) unterstellt. Die inaugurierte moderne (arbeitsteilige) Gesellschaft sollte durchgängig reziprok verfasst sein. Ist sie aber erkennbar nicht. Die Begegnung mit nur einem einzigen Kollektiv bedeutet: Nix kategorischer Imperativ und nix Reziprozität, stattdessen Asymmetrie und Ungleichheit.

    Es wäre jetzt möglich und vielleicht naheliegend, auf dieser Basis den Sozialstaat, Familienpolitik etc. pp. zu diskutieren. Es genügt aber festzuhalten, dass wir uns jetzt am „Rand der (liberalen) Gesellschaft“ bewegen, nämlich dort, wo der reziproke Austausch abbricht, und die reziproke Gesellschaft Aufwand treiben, etwas aus dem allgemeinen Austausch herausnehmen muss, um (in unserem Falle) die („randständige“) Mutter, die im Kind kein austauschfähiges Gegenüber hat, (samt Kind) zu erhalten.

    Und, guck!, da haben wir schon wieder ein Kollektiv. Die Mutter (ganz gleich, ob sie eine individuelle und/ oder leibliche oder eine institutionelle (Krippe!) ist) soll unterhalten werden: Das Ur- oder Primär-Kollektiv erzeugt ein Sekundär-Kollektiv. Keine Reziprozität, in beiden Fällen nicht! Das Kollektiv „finanziert“ sich aus dem Austausch heraus, nicht aber im Austausch.

    (Ist das Auge einmal dafür geschärft, treffen wir überall auf den „Rand der Gesellschaft“ oder „gesellschaftliche Ränder“ und damit auf Kollektive, die im Sinne der gewünschten reziprok verfassten (Welt-)Gesellschaft dysfunktional sind. So leisten wir uns z.B. den Luxus der Nation oder auch nur der Nationalsprache. Erkennbar behindern sie den reziproken Austausch, sofern sie ihn in manchen Fällen nicht sogar unmöglich machen. Alle Kultur, sofern es sich nicht um (eine ideal gedachte) „Popkultur“ handelt, tut das, bis hin zu irgendwelchen Essgewohnheiten, die den Austausch (leicht/ leichter) verfügbarer Güter behindern oder unmöglich machen. Usw. usf.)

    So. Jetzt habe ich den entscheidenden Punkt hoffentlich halbwegs nachvollziehbar getroffen: Ob unfreiwillig oder freiwillig, ob naturwüchsig oder nur quasi-naturwüchsig – Asymmetrie, keine Reziprozität. Das moderne Individuum lebt (mindestens auch) in einer Gesellschaft prinzipieller (unfreiwilliger und freiwilliger) Ungleichheit.

    Die entsprechende legitimierende und limitierende „Kritik der praktischen Vernunft“ – sie könnte die faktische neoliberale Ungleichheit womöglich ganz schön in ihre Scharanke weisen – müsste ziemlich anders aussehen als die vorliegende Kants. Und so lange es eine solche ‚Kritik der Ungleichheit‘ nicht gibt, liegt es nahe, Ansätze dort zu suchen, wo Ungleichheit manifest, aber keineswegs theorie- und womöglich nicht mal völlig gewissenlos praktiziert wird.

    Ich würde vorschlagen, Sie haben das letzte Wort.

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    @ liebe Rita E. Groda

    ich will ja keineswegs entschuldigen, aber ich sehe auch bei mir immer wieder eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ich gebe auch zu, dass ich mich im Großen und Ganzen auf das Delegationsprinzip verlassen habe, meine Stimme abgegeben und dann gehofft, daß in dem schwierigen politischen Abstimmungsprozeß einigermaßen die Richtung, die ich mir vorstelle, eingeschlagen wird (in der ollen SPD war ich auch mal ein paar Jahre engagiert).

    Verantwortung zu übernehmen, davor habe ich mich nicht gescheut, aber das gelingt doch besser (manchmal aber auch nicht) in einem Rahmen, den man überschaut, in Familie, beruflicher Tätigkeit, im Lokalen. Bei manchen Agenda, z.B. bei den Warenbörsenspekulanten, weiß ich schlicht nicht, was ich tun, wie ich Einfluß nehmen könnte. Weder die US-Administration (in denen allerdings die Vertreter der Finanzbranche das Sagen hatten, Paulsen, Geithner) noch die EU haben es geschafft, wirksame Regulationen für den Finanzmarkt zu verabschieden, jeder weiß, dass die „Dinosaurierkacke“ (zu groß um sie sterben zu lassen) weiter dampft. Aber um ehrlich zu sein, wir alle spekulieren mit, „wir“ haben unseren Kredit auf Kosten unserer immer weniger werdenden Kindern gewaltig überzogen, hoffen, dass der System-GAU nicht heute, morgen, sondern erst am St. Nimmerleins-Tag kommt. Wie schnell sich alles in Luft auflösen kann, zeigt diese geniale Stelle aus Wallstreet II

    http://www.youtube.com/watch?v=K_K9RCkY_78

    Leider ist die Qualität des Videos nicht so gut.

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    @Alt 68 er: Daß ein andauernder „Empörungszustand“ zu Erschöpfungszuständen führen kann, das ist sicher nicht unrichtig. Derartige „Zustände“ werden aber Personen in verantwortlichen Tätigkeiten tagtäglich abverlangt, ob Busfahrer, oder Direktor. Als Entschuldigung taugt das nicht, Sie bedienen damit lediglich den Zeitgeist.

    Mir geht es nicht um schiere Empörung, ich erfüllte buchstabengetreu Ihre Forderung. Fokussierung auf elementare Themen.Die da wären – in meinen Augen -Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Nichtzerstörung des eigenen Lebensraumes.

    Falls ich Sie richtig interpretiere, ziehen auch Sie sich auf das delegieren von Verantwortung zurück. Nicht das Individuum kann selbst Verantwortung übernehmen, da es ja ansonsten permanent überfordert wäre.
    Das klingt mir so ein wenig nach Untertanenmentalität. Ist mir zu wenig, dafür bin ich nicht feige genug.

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    @EJ: Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir aneinander vorbeireden. Wie schon erwähnt habe ich von politischer Theologie keine Ahnung, genauso wie ich von Psychologie wenig und von aufs Kollektiv bezogener Tiefenpsychologie rein gar nichts verstehe. Vielleicht hätte ich deshalb lieber von vornherein die Klappe halten sollen; jetzt aber will ich nicht ausweichen und versuche es deshalb noch einmal.

    Jenes „Rädchen im Getriebe“, das ich aufgegriffen und bebildert hatte – jener „Determinismus“ – hat mit Eichmanns Ausreden wenig zu tun. Eichmann beschreibt sich zwar durchaus als determiniert, aber er tut dies innerhalb des moralischen Bildes. Er behauptet, ihn träfe keine oder allenfalls geringe Schuld; er wäre reinster Befehlsempfänger und hätte nur aus Not und äußeren Zwängen blind gehandelt. Wenn dies zuträfe, was ja theoretisch möglich ist, hätte er sogar recht, dann wäre er wirklich weitgehend schuldlos, denn wenn ein Weg alternativlos ist, kann man dem, der ihn beschreitet, kaum einen Vorwurf machen. Bei Eichmann ist es aber so, dass er nachweislich lügt und sehr wohl Alternativen hatte, von denen sämtliche besser waren als die, die er aus bösem Opportunismus gewählt hat. Und dies führt eben zu seiner Schuld.

    Wir können uns zur Entschärfung der Diskussion auch einen x-beliebigen anderen Übeltäter nehmen, z.B. einen, der aus freiester Entscheidung selbstverantwortlich und überzeugt mordet und dies auch gar nicht abstreitet. Einen Schuldigen par excellence also. Im deterministischen Bild hat auch er keine Alternative: Seine Synapsen funktionieren eben so, wie sie müssen, und seine bösen Handlungen sind das Resultat. Der Punkt ist: Hier gibt es gar keine Selbstverantwortlichkeit (und nicht etwa: mehr oder weniger Selbstverantwortlichkeit), hier ist JEDER eine Marionette der Naturgesetze. –

    Nun komme ich zu Ihrem politischen Verständnis vom „Rädchen im Getriebe“. Was bedeutet es, wenn eine in Rede stehende, d.h. immerhin mögliche (!) Schuld aufs Kollektiv geschoben wird? Ich glaube – wie wiederholt gesagt – nicht, dass sich die Schuld einzelner Akteure überhaupt aufs Kollektiv verlagern lässt, geschweige denn, dass sie von dort aus auf ein Nachfolgekollektiv vererbt werden kann. Ein Kollektiv handelt nicht selber; seine Mitglieder handeln; sie begründen es überhaupt erst. Die Macht der Handelnden ist außerdem nicht gleich verteilt. Für die Frage, wer innerhalb eines bösartigen Kollektivs inwieweit schuldig ist, ist die Beurteilung von Intentionalität, Wissen, Macht und Handlungsspielraum der einzelnen Akteure von entscheidender Bedeutung. Ich bin kein Rechtsexperte, aber hier gibt es Kriterien.
    Am Schluss noch ein kurzer Blick auf unser aktuelles gesellschaftliches Handeln. Inwieweit das jetzt schon wieder Schud erzeugt, mag ich nicht beurteilen. Fest steht jedoch, dass dieses Handeln u.a. von den Regeln unserer Großelterngeneration geprägt ist. Das heißt: Wir haben verschiedene Wertvorstellungen, Sprach- und Handlungsregeln, Erziehungsinhalte usw. mitbekommen, die die Handlungen der Nazis damals (mit-)geprägt haben und die uns heute ebenso (mit-)prägen. Das klingt nicht ungefährlich, denn bei den Nazis führten ein Teil dieser Regeln zu massiver Schuld. Ist deshalb bei uns heute eine ähnliche Schuld vorprogrammiert?

    Ich meine nein, auf keinen Fall. Man kann die gleiche Soziologie teilen und trotzdem völlig verschiedene Wege gehen. Und eine gleiche Sozialisation ist nicht einmal gegeben, die Zeiten und die Menschen haben sich geändert. Dennoch haben wir, deren Regeln und Betrachtungsweisen zum Teil aus demselben suspekten Pool stammen, Anlass dazu, unsere Handlungen ständig zu hinterfragen, stärker vielleicht als andere.

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    @ EJ

    Ich bin davon überzeugt, dass Ihr Modell oder Gedankenexperiment von sehr großem heuristischen Nutzen ist, wenn man es an Herz und Nieren überprüft, auf seine Reichweite, Belastbarkeit und Grenzen. Ist meine Frage, ob man dies am sichtbaren Leib des Herrn, nämlich seiner Kirche, exemplifizieren und aufklären kann, unangemessen? Verändert sich etwas, wenn man dieses m.E. universalistische, katholische „Wir“ auf ein völkisches „Wir“ überträgt? In dem Wort des Herrn „Wahrlich ich sage euch, Was ihr dem Geringsten meiner Brüder (nicht) getan habt, das habt ihr auch mir (nicht) getan.“ liegt ja eine Autonomie der Glieder gegenüber dem Haupt vor und die Annahme, dass Haupt und Leib durch die Taten seiner Glieder in Mitleidenschaft gezogen werden, geschädigt werden kann. In einer radikalen völkischen Perspektive gedacht, würde dieser Satz nur für den ethischen Bezug zu Volksgenossen gelten, Taten gegenüber Nicht-Brüdern affizieren und schädigen den Volkskörper nicht. Gibt es ein Ziel, eine Absicht, ein Telos dieses supraindividuellen, überpersönlichen Corpus? Gibt es ein Pneuma, das die Teile beseelt und motiviert? Ich erinnere an Anschauungen, z.B. Goldhagen, dass das Projekt des Holocaust als ein deutsches Herzensanliegen, das in seinem Erbgut verankert war, gedacht werden muß. Eine Anschauung, der Alan Posener nie widersprochen hat und die möglicherweise jetzt noch zugrunde liegt, wenn er nach Tiefenschichten des Engagements von Deutschen fragt.

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    @ Roland Ziegler
    Vorweg: (1)Nicht ich bin schuld an meiner verspäteten Antwort. Das Wochenende ist schuld. (2)Sie scheinen, darauf deutet vor allem die zweite Hälfte Ihres Kommentars, irgendwie zu meinen, ich wolle auf Schuldgefühle hinaus, uns sozusagen Schuldgefühle verordnen. Tatsächlich geht es mir aber darum, in der Frage nach (möglicher) Kollektivschuld unser politisches Handeln besser zu durchschauen, das, wie auch Sie anscheinend meinen, erkennbar die Tendenz hat, sich (unter Hinterlassung diverser Trümmergebirge) in’s Nichts zu verflüchtigen.

    Beim mechanistischen Bild gibt es entweder überhaupt keine Schuld oder die Schuld ist überall gleichzeitig und verflüchtigt sich dabei im Nirvana.

    Wieder bin ich ganz einig mit Ihnen. Nur gehen Sie eben leider einen Schritt zurück. Anders als in der mechanistischen, der (primitiv apologetischen) Eichmann-Version nämlich ist in der organologischen Metapher in christlich-theologischer Version in mindestens einer Variante das individuelle Gewissen schon mit „drin“. Das führt, wenn sie die Möglichkeiten mal durchspielen, „für mich“ und „für das Ganze“ zu unvergleichlich komplexeren und weiter reichenden Konsequenzen. (Unter diesem Aspekt wäre ich in Fortsetzung des „theologischen“ Exkurses etwa auf die „Heilige Nation“ zu sprechen gekommen, die anscheinend gar nicht schuldig werden kann.)

    Die mechanistische Eichmann-Version läuft auf eine radikale Kollektivschuldthese hinaus. Niemand, der irgendwie als Rädchen im Getriebe fungierte, wäre individuell schuldig. Allein das Kollektiv, das ganze Getriebe wäre schuldig. Und wäre es bis heute, sofern das Getriebe heute in irgendeiner Weise aus dem Getriebe des Gestern resultierte.

    Diese Kollektivschuldthese ist vermutlich weit verbreitet, und zwar nicht nur, weil sie leicht nachvollziehbar ist. Vor allem – vgl. Eichmann – entlastet sie das Individuum optimal, nämlich mehrfach. Aus dem individuellen Befehlsnotstand wird der allgemeine Wissens- und der Funktionsnotstand und die Funktionsverniedlichung: Ich habe die Zusammenhänge ja gar nicht durchschaut. Ich musste mittun, weil ich essen musste. Ohnehin ist mein individueller Input in’s Ganze nur infinitesimal groß.

    Es ist ziemlich genau so, wie Sie sagen: Beim mechanistischen Bild gibt es entweder überhaupt keine Schuld oder die Schuld ist überall gleichzeitig und verflüchtigt sich dabei im Nirvana. Und über unser politisches, gesellschaftliches und kulturelles Handeln, das Abermillionen Opfer auf seinem nicht vorhandenen Gewissen hat und weitere auf sein nicht vorhandenes Gewissen zu nehmen bereit ist, ist damit genau – nichts gesagt . Ultima ratio ist die Zuflucht zu (abenteuerlichen) Psychologismen à la Posener und Broder, aus der nichts als wiederum nur eine unklare (im schlimmsten Falle pro oder contra – was eigentlich? – handlungsmotivierende) Gefühlslage resultiert.

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    @ liebe Rita E. Groda

    ich befürchte, dass Ihre Einlassungen und die von jan z. volens für Alan Posener ein QED sind, dafür dass die Deutschen ihre maxima culpa abweisen, verdrängen, in dem sie den Holocaust durch Vergleich mit anderen Scheußlichkeiten auf dieser Welt „relativieren“ wollen. Nach der Doktrin muss der Holocaust, unabhängig von der Quantität der Opfer und den Methoden des Verbrechens, das summum malum der Geschichte sein.

    Umgekehrt meine ich aber auch, dass Poseners Deutungsansatz sich zwar der Freudschen Terminologie bedient, jedoch ein klassischer Verhör- und Geständnisdiskurs ist: Gestehe, dass es Dir eigentlich um etwas anderes als Du vorgibst geht! Überprüfe Dich! Alan Posener sollte sich noch an den Verhörterror in den Roten Prozessen erinnern können. Die Verhörten haben ja dann alle möglichen Verbrechen bekannt. Soweit ich mich noch daran erinnere, verzichtet jeder gute Therapeut auf derartige Brachial“deutungen“; Deutungen sind technischen Regeln unterworfen (Form und Formulierung, Zweckmäßigkeit, Tiefe, Reihenfolge). Nun ja, die Psychoanalyse hat sich gegen Popularisierungen nicht genügend zur Wehr gesetzt, weil sie populär werden wollte.

    Wenn Sie jetzt die anstehenden Verbrechen durch Spekulationen an den Warenbörsen ins Spiel bringen, muß ich sagen, dass ich mich etwas „erschlagen“ fühle. Das Problem scheint mir weniger die Schuld zu sein, sondern unsere begrenzte Kapazität, in dieser Welt all das, was auf uns einströmt, noch genügend aufzufassen, zu bearbeiten und zu bewältigen. Ich muss gestehen, all diese „Hundekacke“, von der Sie schreiben, macht mich auch zuweilen müde, lethargisch, unwillig. Ein Psychologe würde vielleicht sagen, dass ein andauernder Alarmzustand, in dem wir uns ohnmächtig, hilflos fühlen, zu einem Burn-Out führt. Aber sicher, die Fähigkeit zur Empörung sollte man sich wie Stéphane Hessel bis ins hohe Alter bewahren. Aber ich glaube, wir müssen für uns Komplexität reduzieren, unsere Empörung auf ausgewählte Gegenstände fokusieren.

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    @Rita E. Groda/KJM: Da hab ich mir also mal wieder die falsche Jacke angezogen und mich gefragt, warum sie so schlecht passt 😉

    @EJ/Alt 68er: Ich hätte noch eine kurze Ergänzung zu bieten zu der offenen Frage, was es denn mit jener mysteriösen „Wir“-Gemeinschaft auf sich hat, von denen Sie beide gesprochen haben. Dazu würde ich sagen: Die Organsisationsformen unserer Welt enden nicht an der Schwelle des Individuums. Es gibt z.B. den Bienenstock, und entsprechend gibt es auch Staaten bzw. Völker. Jedes Individuum „erbt“ einiges aus diesen (synchron und diachron beschreibbaren) Strukturen höherer Ordnung: seine Sprache, Kultur, Mentalität… Was das Individuum jedoch nicht erbt, ist Schuld. Wenn man solchen Strukturen (einem Volk, einem Staat…) einen Individualbegriff wie Schuld zuordnet, bedeutet das für das Individuum lediglich, dass es sich darüber klar werden sollte, weshalb diese Zuordnung geschieht, was da passiert ist und was dazu geführt hat. Welche Verhaltensweisen es z.B. geerbt haben könnte, die damals zu der Schuld anderer geführt haben und noch jetzt gefährlich sein könnten. Dieses Verständnis könnte man „Verantwortung“ nennen.

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    @Rita E. Groda: Danke für die klaren Worte. Es ist nicht die Verdrängung sondern das Wissen um die Katastrophen und Verbrechen des 20. Jahrhunderts, das zu verantwortlichem Handeln führt. „Daß wir sensibler (zumindest manchmal)reagieren, emphatischer ist eine Segen für unsere Demokratiefähigkeit.“ Darin stimme ich voll mit ihnen überein. Für seine Überzeugung auf die Straße zu gehen, ist dann Recht und Pflicht.

    @Posener: QED? Wofür? Das die Holocaustverdrängung zur Atomphobie führt? Nein, ganz sicher nicht.
    Leider hatte ich den Artikel in der Welt noch nicht gelesen, sonst hätte ich mich stärker abgegrenzt.

    Hier hatte ich geschrieben „Ich kenne keine großartigen Nationen ..“. Muss sich nicht jede Nation ständig bewähren, beweisen, dass sie den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist? Wieso soll dies nur auf uns Deutsche zutreffen?

    Allerdings bereitet mir die Stimmung gegen den Islam und die Migranten in Deutschland und Europa große Sorgen. Nur ein Reflex oder doch Notwendigkeit?

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    Die 12 Jahre in der deutschen Geschichte werden immer geopolitisch ausgebeutet um die heutige BRD in ihrer ausenpolitischen Haltung einzuklemmen. Die Brutalitaet der Verbrechen waehrend dieser 12 Jahre war natuerlich besonders gespenstig. Aber es waren 12 Jahre, nicht wie in USA die Sklaverei fuer Jahrhunderte, nicht wie die Jahrhunderte der britischen Herrschaft ueber Irland. In USA wurden die Kinder oder Ehegatten der schwarzen Sklaven in andere Staaten verkauft und ganze Indianersiedlungen vernichtet. George Washington hackte die Zehen ab von Sklaven welche versucht hatten zu fliehen. (Quelle: Anthony Neapolitano, ex-Staatsrichter und Fox-Commentator). Die Briten exportierten Lebensmittel vom Irland (waehrend den Kartoffelmissernten) waehrend viele tausende von Menschen verhungerten. In Kenya massakrierten die Briten ganze Doerfer (aehnlich wie Lidice und Oradour) wenn ein weisser Grossgrundbesitzer ermordert wurde. Die grausame Herrschaft der Belgier, mit Strafamputieren im Kongo war einmalig! Die Franzosen hatten die Folter von der Gestapo gelernt, und folterten dann die Algerier, und lehrte den Brasilianern das europaeische Foltern – nachdem die Brasilianer die Folter schon in der USA „School of Americas“ gelernt hatten. Heute nennt sich die Folterschule „Western Hemisphere Institute of Security Cooperation“ und „water-boarding“ ist noch immer „interrogation method“ – und war das schon 1900-1902 im Phillipine-American War in welchen 200,000 in U.S. concentration camps verstarben. – Kurz – die 12 Jahre in Deutschland waren besonders grausam – aber die „anderen“ hatten teilweise aehnlich Episoden in ihrer weit laengerer Verbrechergeschichte. In Texas bestand 150 Jahre lang eine heimtueckische Verfolgung gegen die „Tejanos“ (Mestizen oder Indianer deren Vorfahren in spanische Kolonialkultur adoptierten) – aber was die Schulkinder hoeren sind Vortraege von holocaust survivors – waehrend die von „Anglos“ dominierte Verwaltung keine Wahrnehmung der texanischen Vergangenheit erlaubt. Und zu dieser Vergangenheit gehoert auch DEUTSCHE GESCHICHTE: Die deutschen Einwanderer des 19ten Jahrhunderts – wie deutsche Einwanderer ueberall in USA – kaempften fuer die Demokratie (140,000 in der Union Army!) und gegen die Sklaverei und ethnische Diskriminierung. Deswegen wurden hunderte von deutschen Einwanderern in Texas von den weissen „Confederates“ ermordert. (Der Kriegsminister der „Confederates“ war ein britischer Sklavenbesitzer – Judah Benjamin). Noch heute weht die damals 36-sternige U.S. Flagge auf Halbmast – am Grabmahl dieser deutschen Einwanderer: Sieh „Treue der Union Monument“ und „Massaker am Nueces River 1862″…

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    @Alt 68 er: Sollten Sie mich tatsächlich verstanden haben? Ich staune! Ich habe mich ganz konkret auf die Verdeutlichung des Nichtzusammenhangs zwischen diesem „Referenzpunkt“ und der Atomhysterie bezogen, die Alan Posener uns in seinem letzten Absatz so klar zum Ausdruck gebracht hat.

    Für den Psychologen muß doch auch höchst interessant sein, daß, auch noch nach mehr als 65 Jahren nach Ende des 2. WK für jede nur erdenkliche – Pardon – Hundekacke ein Zusammenhang zwischen der Kollektivschuld und einer sog. einseitigen Hysterie in Bezug auf aktuelle Ereignisse hergestellt werden soll. Was sollte das dem Fachmann wohl sagen?

    Daß für die „aktuelle Schuld“, nämlich daß wir unfähig sind 250.000 Menschen auf die Straße zu bringen,um unsere Regierungen zu zwingen, nicht ganze Völker auf der Warenbörse auszurotten, überhaupt kein Schuldbewußtsein besteht – ja, sehr verehrter Freund, das schoschiert mehr, als die Verbrechen des Nazi-Regimes! Wie sieht Ihre verehrte Fachanalyse hier aus? Das würde mich höchst interessieren, auch privat.

    Ich werde Ihnen einmal, privat, Material über die neuste Allianz von Quantenphysik und Psychologie zukommen lassen.
    Dazu kann ich nur sagen – wie gut, daß es so eine genügende Anzahl von bildungsfernen Bürgern gibt. Sonst …

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    @ KJN, EJ

    Vielleicht ist das, was EJ mit seinem Vergleich vorbringt, nicht ganz so mysteriös und unaufgeklärt, wenn wir den „Leib Christi“ mit der real existierenden Kirche dechiffrieren. Da gibt u.a. eine Organisation, eine Hierarchie, ein feudales Verhältnis der Mitglieder (Glieder an seinem Leib) zu ihrem Haupt, dem Herrn Jesus Christus, und seinen Stellvertretern hier auf Erden. Da gibt es die Erbsünde, die untilgbar ist, und die Sünden, die bekannt und vergeben werden können. Ich könnte mir vorstellen, dass es heuristischen Wert hätte, diese Blaupause der Religion zu nehmen, um jene quasireligiöse „Wir“-Gemeinschaft, von der EJ spricht, explizit zu machen und aufzuklären: Wer ist hier das Haupt und wer sind seine Stellvertreter? Welche Messen werden hier gesungen, welche Sakramente gefeiert? Sicher scheint zu sein, dass jene „dunkle Schuld“, von der hier die Rede ist, die, so Alan Posener verdrängt wird, mit individueller Schuld nichts (bzw. nur am Rande) zu tun hat, weder bekannt, noch vergeben werden kann, sondern dem Register einer kollektiven Erbsünde, die durch Nichts aufgehoben werden kann, zuzuordnen ist; insofern sind wir, sofern wir Deutsche sind, analog dem Modell der „Gottesmörder“ Mörder an dem Gottesvolk. Vielleicht hat EJ Lust, hier weiter zu denken; ich will mit meinen Interpretationen den Fisch nicht im Wasser ertränken.

    @ KJN

    Da Sie auf die „zwei Kulturen“ hinweisen, ich würde es auch schön finden, wenn es bei den Geisteswissenschaften, an ihrer Spitze die feuilletonische Avantgarde, so etwas wie Ockhams Messer geben würde oder wenigstens die Begrifflichkeiten, die man benutzt, state of the art anwendet würden. Die Benutzung der Freudschen Terminologie (unabhängig davon, ob man die Psychoanalyse als Wissenschaft anerkennt oder nicht) in dieser Diskussion erinnert mich an den Cargo-Kult, in dem primitive Völker Teile von Flugzeugen, die vom Himmel gefallen sind, nach ihrem eigenen animistischen Verständnis wieder zusammensetzen. Claude Lévi-Strausss hat dies bricolage genannt.

    @ Rita E. Groda

    Soweit ich dies verstanden habe, liegt das einzigartige Verbrechen von AH & Co nicht in der schieren Quantität, sondern in einer einzigartigen Qualität. Wenn man auf die Referenz auf AH & Co verzichtet, werden die zeitgenössischen Verbrechen, auf die Sie hinweisen, nicht mehr aber auch nicht weniger monströs. Ich verstehe natürlich, dass, weil dieser Referenzpunkt so singulär definiert ist, man sich immer wieder auf ihn beziehen wird.

  20. avatar

    Nachtrag:

    EJ sagt:
    „Faktisch sind wir aber .. täglich, geradezu minütlich, mehr oder weniger anonymen Zwängen unterworfen. – Ohne dass ich jetzt weiter auf meiner Schuldthese beharren will: Es gibt die Entität “Wir”, synchron (jetzt) und diachron (durch die Geschichte – auch, Ausgangspunkt war APOs Posting!, in die Zukunft hinein), wie auch immer ihre Seinsweise und ihr Handeln denk- und erklärbar sein mag. Vorläufig ist sie in beidem ganz und gar unaufgeklärt.
    Genau. Unaufgeklärt, das kollektive Empfinden und anderes in Deutschland und Frankreich. Entschuldigung.
    Nun will das sonnige Wetter gewürdigt sein.

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    @Roland Ziegler
    Da war wohl eher ich gemeint, obwohl ich mit „Bildung“ so meine Probleme habe, da scheint’s nämlich hierzulande zwei von zu geben.

    @Rita E. Groda
    Danke für die Ratschläge, aber genau für den, um den ich mich Ihrer Meinung nach eher sorgen soll, brauche ich ja das eine oder andere Argument, denn nach 3 Jahren Geschichte-Leistungskurs ist ihm der politisch korrekte Lehrer abhanden gekommen, den er nerven kann.
    Warum man z.B. in Frankreich oder den USA offensichtlich so ganz anders auf Fukushima reagiert als hier, darauf werden wir vermutlich an anderer Stelle noch man zurückkommen.

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    Unsere heutigen Systeme laden mehr Schuld auf sich, als AH und die Gestapo.
    Nur gibt es dafür offensichtlich kein erkennbares Schuldbewußtsein.

    Wer sich ab und an mit den Warenbörsen beschäftigt, wird sich unserer Schuld erschreckend bewußt. Alleine der Weizenpreis hat sich vervierfacht. Nachdem mit Derivaten kein Gewinn mehr zu machen war, haben sich die Spekulanten auf die Warenbörsen gestürzt. Für einige Völker bedeutet das Hunger, wenn gar nicht verhungern und Tod.

    Selbst Börsenhardliner bemängeln diesen Zustand und erwarten hier entsprechende Reglementierungen der diversen Regierungen. Was geschieht – nichts.
    Wir sind hier ganz deut(sch)lich erkennbar „schuld und schuldig“, daß wahrscheinlich mehr Menschen verhungern werden, ökonomisch bedingt, als in Deutschen Konzentrationslagern.
    Das ist eine ganz“zeitnahe“ Schuld, jetzt bin ich wirklich neugierig, wie das philosophisch begründet wird, welcher interessante und zu diskutierende Verdrängungsmechanismus hier einsetzt.

    Vermutlich wird das aber kein Schwein interessieren, es ist viel einfacher und unkomplizierter einen Zusammenhang zwischen Atomhysterie und Kollektivschuld herzustellen. Das bleibt schön unverbindlich, abstrakt und ungefährlich.

    Kennen Sie(allgemein hier) die Aktion Stolpersteine? Ich persönlich habe, soweit möglich, vor ein langlebiger „Stolperstein“ der Jüdisch/Christlichen Leitkultur zu bleiben.
    Man sollte die Shoa nicht instrumentalisieren, aber mit dem totalen Vergessen, würde zwar das Deutsche Wohlbefinden gefördert, andererseits aber auch die Opfer – egal ob Zigeuner, Kommunisten, Andersdenkende und Juden – ein weiteres Mal getötet.

    Außerdem finde ich das kollektivschuldgeförderte „nie wieder in unserem Land“ weder lächerlich noch besonders schlimm.
    Unserem Land ist aus dem unsäglichen Fluch nämlich ein Segen erwachsen. Und das meine ich in keinster Weise ökonomisch.
    Daß wir sensibler (zumindest manchmal)reagieren, emphatischer ist eine Segen für unsere Demokratiefähigkeit. Wer das lächerlich oder dumm findet, sollte m.E. zu den Idioten zählen.

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