Das Narrenschiff „Madleen,“ das unterwegs war, die Seeblockade vor Gaza zu durchbrechen, die die Israelis errichtet hatten, um die Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden, übrigens in Zusammenarbeit mit Ägypten, ist von den israelischen Seestreitkräften gestoppt worden. Soweit nicht überraschend. Und auch die Reaktionen der terroristischen Verbündeten und moralisch bewegten Alliierten Greta Thunbergs sind voraussehbar gewesen. Dass diese Reaktionen vor Doppelmoral nur so triefen, war ebenso klar, dass sie allerdings so realsatirisch ausfallen, hätte wohl niemand erwartet.
Heidewitzka, Herr Kapitän
Die von viel Tamtam und Propagandagetöse begleitete Fahrt des Schiffes (Kampfname: Selfie-Yacht), die nie auch nur im Ansatz die Absicht hatte, an der humanitären Situation der Gazaner etwas zu verbessern, ist beendet. Die Terrorunterstützer und Judenhasser, die sich drollig um Greta Thunberg scharrten wie Arbeitsbienen um ihre Königin, haben ihr Ziel erreicht. Die Israelis haben das Schiff und die Passagiere in Ashdod festgesetzt. Ihre Rückführung in die jeweiligen Heimatländer wird vorbereitet. Und das war das eigentliche Ziel dieser Reise, die der altbekannten Taktik der Hamas folgt: Unter dem Banner einer höheren, aber verlogenen Moral, solange zu nerven, bis einem nichts weiter übrig bleibt, als dem närrischen Treiben ein Ende zu setzen. Die Ladung des Schiffes, knapp ein Tonne Babynahrung, Hygieneprodukte, Mehl, Zucker und Milchpulver wird Israel nach Gaza weiterleiten und man kann der UNO versichern, dass nunmehr alle Gazaner dank Greta & Co. vor dem Hungertod gerettet werden können.
Allerdings lief die Aktion der Festsetzung ganz und gar nicht so, wie erhofft. Denn anstatt Bilder zu produzieren, die weltweit für Empörung zu sorgen hätten, wenn etwa schwerbewaffnete Soldaten die putzige, wohlstandsverwahrloste Truppe in Handschellen abführt, versorgten die Israelis Greta & Genossen mit Nahrung und Wasser, es wurde medizinische Versorgung sichergestellt. Kein Schuss ist gefallen. Insofern gab die ganze Aktion keinen Dramastoff für eine neue Netflix-Serie her. Der vielleicht einzige Vorgang, der in die Nähe von Drama führen könnte, ist die Ankündigung, die Reisenden zu zwingen, sich eine Zusammenstellung von Videos anzusehen, die die Hamas selbst von ihrem Massaker am 07.10.23 gemacht haben. Zu Tode vergewaltigte Frauen, abgeschlachtete Kinder und abgetrennte Köpfe wurden in diesen Videos dokumentiert und gefeiert. Es bleibt zu hoffen, dass die zarte Seele von Frau Thunberg, die gerne öffentlich auf deutschem Boden „F*ck Israel! F*ck Germany!“ ausruft, begleitet von Gekicher, nicht lebenslange Traumata davonträgt.
Jetzt singen sie wieder
Die oben bereits erwähnten Reaktionen ließen tatsächlich nicht lange auf sich warten, so als hätte man nur darauf gewartet, dass etwas passiert.
Die Türkei bringt ein Wort des großen und beliebten Führers Erdogan in Umlauf. Die Israelis verstoßen gegen die „internationale Freiheit der Schifffahrt“. Und natürlich darf der Hinweis nicht fehlen, dass Israel ein Terrorstaat ist. Übrigens kommt das von einem Staat, der einfach mal so die Hälfte von Zypern besetzt hat, der die ethnischen Säuberungen in Syrien gegen die Alewiten unterstützt, der den Völkermord an den Armeniern exekutiert hat und in dessen Land die Kurden immer noch Bürger zweiter Klasse sind.
Luisa Neubauer fordert in einem tweet die Bundesregierung auf, zum Schutz der Clownerie, dem auch eine deutsche Staatsbürgerin angehört, politische Verantwortung zu übernehmen. Es gehe um die „Schutzpflicht von Menschen.“ Dass die Hamas immer noch deutsche Staatsbürger in Geiselhaft hält, ist für Frau Neubauer offensichtlich nicht so wichtig.
Die Kommandoebene der iranischen Revolutionsgarden, eine Terrororganisation, die auch schon mal auf offener Straße Frauen ohne oder mit nicht korrekt sitzendem Kopftuch zusammenschlägt und verhaftet, bezeichnet das Vorgehen der Israelis als „Piraterie.“ Über das Piraterieverständnis der Kollegen müsste man dann noch mal reden. Greta Sparrow hatte nichts weniger vor als einen Akt der Piraterie zu verüben, freilich unter der Fahne „Palästinas,“ die unbedingt für Menschenrechte, Freiheit des Glaubens, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung steht.
Der Islamische Dschihad identifiziert sich in einem Statement voll und ganz mit den Passagieren. Das gemahnt an die tausendfach geteilten Kacheln in sozialen Netzwerken, als völlig wahnsinnig gewordene Terroristen in Paris die Redaktion von „Charlie Hebdo“ massakrierten: „Wir sind CHARLIE.“ Man spricht beim Islamischen Dschihad von einem Verstoß gegen das Völkerrecht. Let that sink in: Eine Terrororganisation, der das Völkerrecht bei ihren Terroraktivitäten am Tuches vorbeigeht, beruft sich auf das Völkerrecht. Was darf Satire? Und was sagt Annalena Baerbock zum Völkerrechtsverständis der Islamisten?
Die Hamas verurteilt die Aktion der Israelis aufs Schärfste, denn dies sei ein „Piratenverbrechen.“ Man fordert die sofortige Freilassung der Geiseln. Die langjährigen Erfahrungen in Sachen Geiselnahme verpflichten schließlich. Man weiß auf Seiten der Hamas wovon man redet. Nur man selbst darf Geiseln im Namen von „Free Palestine“ Geiseln nehmen, sie foltern und verhungern lassen. Man will sich offensichtlich das Monopol nicht nehmen lassen. Verständlich. Bedenkt man allerdings, dass die Festsetzung des Kindergartens auf dem Schiff von einer Geiselnahme soweit entfernt ist, wie Madagaskar von seiner ersten Mondmission, darf man sich schon fragen, ob die Hamaspressestelle noch alle Teegläser im Schrank hat.
Der deutschen Botschafter in Israel, der sich offensichtlich große Sorgen gemacht hat, dass die Juden den judenhassenden Seefahrern etwas antun könnten, ist erleichtert. Auf X gibt Steffen Seibert bekannt, man stehe mit den israelischen Behörden in Verbindung, um sicherzustellen, dass man die Truppe ordentlich behandelt, ihr also keine „Sonderbehandlung“ angedeihen lässt. Was hat Seibert gedacht? Dass man die „Hatefull 12“ ins Messer der Hamas laufen lässt? Dass man den Kahn mit einem gezielten Schuss einer Fregatte auf den Meeresgrund schickt? Und mit wem steht der Diplomat in Verbindung, um das Wohlergehen der deutschen Geiseln, die Hamas noch immer festhält, sicherzustellen?
Das Beste aber zum Schluss. Die Huthis, ja, die Steinzeitislamisten im Jemen, die das Land seit Jahren in Bürgerkriegsgeiselhaft halten, verurteilen das „zionistische Vorgehen gegen ein unbewaffnetes Zivilschiff.“ Dieses Statement wurde übrigens zwischen zwei Versuchen eben jener Huthis verfasst, unbewaffnete Handelsschiffe im Roten Meer mit Raketen iranischer Provinienz ein wenig zu verschönern.
Und plötzlich ist Welt voller Seerechtsexperten. Man möchte vor Lachen nicht in den Schlaf finden.
Meine Großmutter sel.A. pflegte zu sagen: „Jeder Esel hört sich gern selbst schreien.“ (jiddisch: „Yeder eyzl hot lib tsu hern vi er aleyn hirzhet.“)
Foto: BBC
Daniel Anderson: Berufsausbildung zum Flugzeugmechaniker. Regiestudium an HFF „Konrad Wolf“ in Babelsberg. Berufsverbot als Filmregisseur in der DDR. Oberspielleiter, Autor und Schauspieler am Theater Senftenberg. Nach dem Mauerfall freier Regisseur, Autor (TV-Serie, Theater, Synchron), Schriftsteller und Musiker. Studium Vergleichende Religionswissenschaften in Bonn. Gründer und Leiter der „Theaterbrigade Berlin.“ Andersons Bücher sind im Spiegelbergverlag erschienen. https://spiegelberg-verlag.com/component/eshop/daniel-anderson Anderson lebt in Berlin und immer mal wieder in Tel Aviv.
Bravo Bravo Bravo … Danke Daniel, nicht nur für die klaren Worte, sondern auch für die sprachliche Brillanz 🫶
1000 Dank für Deinen Kommentar, Christine.