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Ein Elend namens Tatort

Aus irgendwelchen Gründen ist der „Tatort“ nach wie vor eine deutsche Institution. Die Sendung ist auch darin eine typisch deutsche Institution, dass alle über sie meckern, aber niemand etwas dagegen tut – zum Beispiel ab- oder umschalten.

Wenn ich „Tatort“-Apologeten frage, warum sie gucken, obwohl die Plots haarsträubend, die Dialoge hölzern und die nuschelnden Schauspieler schlecht geführt sind, höre ich oft, dass die Serie „realistisch“ sei. Nun ist das zwar kein Grund, sich schlechte Unterhaltung anzuschauen. Wie sagte Friedrich Schiller im Prolog zu seiner „Wallenstein“-Trilogie:

Und wenn die Muse heut,

Des Tanzes freie Göttin und Gesangs,

Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,

Bescheiden wieder fordert – tadelts nicht!

Ja danket ihrs, dass sie das düstre Bild

Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst

Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft,

Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein

Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt,

Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.

Genau. Die Kunst soll erst gar nicht so tun, als bilde sie das Leben ab. Sie ist „heiter“, auch wenn sie „das düstre Bild der Wahrheit“ behandelt. So wie etwa die „Sopranos“ heiter sind, obwohl es um Mord und Totschlag, Korruption und Erpressung geht. Nicht „lustig“, wohlgemerkt, sondern heiter. Überhöht. Bei Schiller durch den Reim, bei Shakespeare durch den Blankvers, bei Quentin Tarantino durch den Witz der Dialoge. Niemand wird auf die Frage, weshalb er „Hamlet“ guckt, antworten, das Stück sei so realistisch. Und doch ist „Hamlet“ trotz seiner halb katholischen, halb paganen Theologie, seiner unwahrscheinlichen Handlung und psychologischen Ungereimtheiten ein Drama, das Wahrheiten transportiert. Niemand findet „Pulp Fiction“ besonders „realistisch“. Und trotzdem erfahren wir in dem Film einiges übers Leben, das wir beim „Tatort“ nicht finden.

Ist es also schon Unsinn, eine Krimi-Serie mit Verweis auf seinen „Realismus“ zu rechtfertigen, kann man dennoch fragen, ob der „Tatort“ tatsächlich die bundesrepublikanische Wirklichkeit abbildet.

Neulich in einem Salon von Industrielobbyisten, Unternehmern und Ministerialen, dem anzugehören ich die Ehre habe, klagte ein Unternehmer über den „Tatort“. Wie könne man von jungen Leuten erwarten, dass sie Unternehmergeist entwickeln, wenn die Unternehmergestalt in Deutschlands beliebtester Krimi-Serie immer ein Arschloch sei?

Es stimmt. Der Unternehmer ist selten oder nie der Täter, obwohl oft höchst verdächtig – und immer ein Unsympathling. Wenn er auftritt, dann kalt lächelnd in einem kalt möblierten Büro: „Kommen sie zum Punkt, Herr Kommissar; meine Zeit ist knapp bemessen.“ ihm geht es ums Geschäft, und dafür scheint er bereit, über Leichen zu gehen. „Dieses Medikament hat das Potenzial – hähä – immens profitabel zu sein. Da können wir uns beim klinischen Test keine kleinlichen Bedenken erlauben.“ Den Staat und dessen Organe verachtet er: „Fräulein Schmidt, zeigen Sie dem Herrn Kommissar die Tür.“

Wenn man wissen will, warum das so ist, muss man sich nur die Struktur der öffentlich-rechtlichen Sender anschauen, von denen manche TV- und Film-Produktionsfirmen vollständig abhängig sind. Zuständig für die Abnahme der Drehbücher sind TV-Redakteure, die in beamtenähnlicher Stellung eine beamtenähnliche Laufbahn absolvieren. Die Drehbuchautorin Nicole Joens hat die Prozedur in ihrem Enthüllungsbuch „Tanz der Zitronen“ geschildert. Vom wirklichen Leben haben diese Redakteure ebenso wenig Ahnung wie vom Drehbuchschreiben oder von Regie, sonst wären sie Drehbuchschreiber, Regisseure oder Produzenten. Aber sie müssen sich einmischen, um ihre Existenz zu rechtfertigen.

Kein Wunder also, dass die Bürokratie im „Tatort“ ganz realistisch geschildert wird; nur wenn es um das Leben außerhalb des Reviers handelt, ist das Klischees König. Ein Kollege, der jeden Sonntag Tatort guckt („Es ist halt ein Ritual“), weist mich darauf hin, dass auch andere Gruppen Opfer dieser Charakterisierung durch Klischees sind: Anwälte, besonders die Anwälte der Verdächtigen, Staatsanwälte und vor allem Politiker. Und dass natürlich fiese Geschäftsleute, korrupte Politiker, rachsüchtige Staatsanwälte und schmierige Anwälte sozusagen zum festen Personal der Film- und Fernsehunterhaltung auch jenseits von „Tatort“ – und auch jenseits des Atlantiks – gehören.

Schon. Aber warum ist ein Gangster wie Tony Soprano sympathisch? Ein Politiker wie Francis Underwood in „House of Cards? Eine Anwältin wie Patty Hewes in „Damages“? Vielleicht ist es dies: dass sie mehrdimensional sein dürfen, wie Shakespeares mörderischer König Richard III (das Vorbild für Underwood) oder sein jüdischer Wucherer Shylock. Die Mehrdimensionalität der „Tatort“-Figuren scheint sich darauf zu reduzieren, dass die Kommissare Eheprobleme haben. Dass selbst in einem TV-Drama jede Figur eine Möglichkeit darstellt, das Klischee zu transzendieren; dass jeder Dialog das Potenzial hat, uns durch Esprit zu bestechen; dass Figuren und Dialoge, die diesen – künstlerischen – Zwecken nicht dienen, überflüssig sind: das scheint sich bei den „Tatort“-Drehbuchautoren und ihren Redakteuren noch nicht herumgesprochen zu haben.

Ein großes Muster weckt Nacheiferung

Und gibt dem Urteil höhere Gesetze.

So Schiller. Drehbuchautoren, Redakteure, lest die Klassiker! Schaut amerikanische Serien – aber nicht in deutscher Synchronisation! Jede Zeile, die nicht funkelt, ist ein Verbrechen wider die Kunst. Jeder Charakter, der nicht überzeugt, ist eine Beleidigung der Zuschauer. Wo bleibt der Kommissar, der Sendung für Sendung die Schuldigen an diesen Untaten aufspürt und beim Namen nennt?

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131 Gedanken zu “Ein Elend namens Tatort;”

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    Übrigens gibt es auch kapitalistische Kulturförderung: Die zukünftige Schule meiner Tochter wird von Dussmann finanziert. Ohne Finanzierung/Förderung würde da aber gar nichts gehen.

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    Das ist wirklich totaler Unsinn mit der Kunst als „urkapitalistischen Angelegenheit“. EJ hat völlig recht. Kein Orchester würde überleben; kein Instrumentalist könnte seine jahrzehntelange Ausbildung finanzieren. Wollen Sie darauf verzichten? Wollen Sie nur noch Dieter Bohlen hören? Wollen Sie, dass unsere Kinder in urkapitalistischer Kultur bzw. das, was davon übrig bleibt, groß werden?
    Ich nicht.

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    Lieber KJN

    Ihre Kritik an der öffentliche Verwaltung weist zunehmend phobische Züge auf:-)

    Darum zur Klarheit in der Diskussion:

    Sind Sie für einen weiteren Abbau der öffentlichen Verwaltung?

    Und wenn ja, wer soll zukünftig regulierende Marktmaßnahmen durchführen?

    Und sind Sie für eine Zerschlagung der Großunternehmen?

    Und sollen öffentliche Investitionen zukünftig nur noch auf Basis von PPP Modellen durchgeführt werden?

    Und was die öffentlichen Medienanstalten betrifft:

    Was wird Ihrer Ansicht dort noch hausintern produziert?

    Ist es nicht vielmehr ein outsourcing Prozess.Daher die Frage ist die filmindustrielle Konkurrenz doch bereits Marktteilnehmer oder täusche ich mich?

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    @ Klaus J. Nick: Ich halte Kunst jeglicher Art nun mal für eine urkapitalistische Angelegenheit und glaube, daß jegliche ‘Förderkultur’ zwar eine Art ‘Kulturförderung’ ist, aber bestenfalls Kunsthandwerk oder Pädagogik hervorbringt.

    Sicher. War nicht anders zu erwarten.

    Und die europäische „Förderkultur“ – von den Griechen und Römern bis hin zu den Päpsten und Bischöfen und Kaisern und Fürsten (und in deren Folge weit darüber hinaus)- förderte nicht Kunst, sondern Kunsthandwerk.

    Fürst Lichnowsky zahlte Mozart 800 Gulden und Beethoven 600 Florin jährlich – entweder für Kunsthandwerk. Oder – sofern, aber nur sofern er die Produkte beider mit Gewinn vermarktete oder mindestens zu vermarkten trachtete – für Kunst.

    Sie schreiben die Kunstgeschichte ganz neu: Kunst – eine „urkapitalistische Angelegenheit“.

    (Und – nebenbei gefragt – Ihre Kunstgeschichtsschreibung ist auch eine „urkapitalistische Angelegenheit“? Welche kapitalistische Lobby bezahlt Sie dafür und vermarktet Sie?)

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    APo: Sehr gut, blonder Hans. Meine Rede. Wenn man von “Germanophobia” reden kann (und man kann es), dann wohl auch von “Islamophobia”.

    … nix da. Das schreibt Wikipedia. Ich war in England und Frankreich und fast überall. Meine Tochter war in Frankreich und Amerika im Schüleraustusch. Mehrfach. Von Deutschenhass haben meine Kinder ich nirgendwo etwas gespürt/erlebt. Auch nicht in asiatischen oder afrikanischen Ländern. Im Gegenteil.

    Beinahe wäre ich übrigens in England als 17-jähriger, strahlend blauer Augen wegen, ‚hängen‘ geblieben. Außerdem ist die Queen ‚fast deutsch‘.

    ‚Lügenpresse‘, in welchem Auftrag auch immer, gibt es solange wie es Papier gibt. Oder?

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    Lieber Alan Posener,

    Ist die Quelle genehmer?
    http://www.sueddeutsche.de/med…..-1.1782612

    Es geht nicht um genehm oder genehmer:-)

    Sondern darum wer etwas mit welchem Ziel veröffentlicht!!!

    Dass der öffentliche Mediensektor in Deutschland Schwächen aufweist ist durchaus verständlich.

    Aber zu glauben, dass privat besser als öffentlich ist, dieses Ammenmärchen, da sind wir uns beide doch einig, können wir längst in die Schublade der Illusionen packen.

    Und: Wenn die Mount Perlin Gesellschaft in der Regel Transparenz predigt, warum nennt http://www.ifreeurope.org nicht Roß und Reiter, sprich die privaten Geldgeber für diesen thinktank?

    Und wenn wir schon bei den öffentlichen Medien sind:

    Welche Lobby hat wohl dafür gesorgt, dass Medieninhalte von TV und Radio nicht mehr nach einem Jahr für den Steuerzahler zugänglich sind!!!

    http://www.heise.de/newsticker.....13153.html

    Und fragen Sie doch einmal nach, was es kostet, wenn Sie z.B. von einem öffentlichen Rundfunksender eine 1 minütigen Ausszug aus einer Rede von Ludwig Erhard im Rahmen eines pro bono Projektes für Jugendliche veröffentlichen wollen!!!

    Und last not least;

    Sehen Sie nie die britischen Serien:

    z.B. Sherlock??

    http://en.wikipedia.org/wiki/S....._series%29

    oder sind diese unter dem US Niveau?

  7. avatar

    Lieber Lucas,

    da hat die Digitalisierung Fehler verursacht:

    Lieber Lucas

    >Auch wenn sie es nicht hören mögen, wie wäre es mit Digitalisierung der Verwaltung, dann können die Gewinne für schöne Dinge wie Malen nach Zahlen, die xte-Philharmonie, Geigenspiel und Wortspiele verwendet werden.<

    Schauen Sie doch einmal über den Tellerrand ihrer digitalisierten Verwaltung:

    "Die Ökonomen dachten, wenn die Menschen durch den Kapitalismus zu Wohlstand gekommen sind, könnten sie sich ausruhen, tanzen, sich den schönen Künsten widmen, anderen helfen. Heute ist uns diese Idee verloren gegangen."

    aus dem Interview im Spiegel mit Sedlacek:
    http://www.spiegel.de/wirtscha…..16975.html

    Ihrer Logik zufolge, müßten wir im Industrie 4.0 paradiesischen Zeiten entgegengehen 🙂

  8. avatar

    Lieber Lucas

    >Auch wenn sie es nicht hören mögen, wie wäre es mit Digitalisierung der Verwaltung, dann können die Gewinne für schöne Dinge wie Malen nach Zahlen, die xte-Philharmonie, Geigenspiel und Wortspiele verwendet werden.Die Ökonomen dachten, wenn die Menschen durch den Kapitalismus zu Wohlstand gekommen sind, könnten sie sich ausruhen, tanzen, sich den schönen Künsten widmen, anderen helfen. Heute ist uns diese Idee verloren gegangen.<

    aus dem Interview im Spiegel mit Sedlacek:
    http://www.spiegel.de/wirtscha.....16975.html

    Ihrer Logik zufolge, müßten wir im Industrie 4.0 paradiesischen Zeiten entgegengehen 🙂

  9. avatar

    @Edmund Jestadt
    Ich denke nicht, daß es „die Feinde“ des öffentlich rechtlichen Rundfunks gibt; es gibt halt viele Gründe, die Zwangsfinanzierung abzulehnen. U.a. auch soziale. Die offene Korruption, die in dem von Thomas Schmidt kritisierten Film plakatiert wurde sehe ich weniger als Problem und über
    Ausnahmen rege ich mich nicht auf (nein, ich finde sie sogar menschlich, mir ist jeder griechische Nepotist, der seine Familie mit Jobs versorgt lieber, als Apparatschiks, die gar keine Überzeugung haben und ihr Parteibuch karrieretaktisch aussuchen.)
    Ich halte Kunst jeglicher Art nun mal für eine urkapitalistische Angelegenheit und glaube, daß jegliche ‚Förderkultur‘ zwar eine Art ‚Kulturförderung‘ ist, aber bestenfalls Kunsthandwerk oder Pädagogik hervorbringt. In den US hieße das ehrlicher- und richtigerweise education. So, also zu wieviel education channels müssen wir die Deutschen auch weiterhin per „Demokratieabgabe“ verdonnern, um dieselbe mit „Sturm der Liebe“, „Rote Rosen“ und „Fernsehgarten“ zu retten?
    Es ist die ach so rational-vernünftige und vor allem allzu alternativlose Qualitätssicherungsbürokratie mit allen redaktionellen Hinweisen, sowie allem Proporz, die uns diese mittelmäßige Langweiligkeit serviert. Alles das wäre mir völlig egal, aber es ist ist einfach zu teuer. Und symptomatisch für vieles andere ebenfalls zu teure.

  10. avatar

    @ Alan Posener
    “ Aber der Punkt ist ja, dass die “Amis” immer neue Serien machen. Hingegen “die Deutschen” immer noch den “Tatort”.“

    Das stimmt. In Seriendiversität sind sie bedeutend besser. Colombo wurde erwähnt. An Colombo war interessant, dass man wusste, wer’s war und es dennoch nicht langweilig war, außerdem, dass man mit dem Detektiv alter Art konfrontiert war. Sein Privatleben und seine poltische Gesinnung spielten keine Rolle, die Tüftelei stand im Vordergrund. Ich brauche nicht das Privatleben von PolizistInnen und eine Menge Blut. Die gute alte Tüftelei fand ich spannender. Mit Humor. Raymond Chandler quasi.
    Finden Sie mal heraus, warum „Emergency Room“ bedeutend besser war als die „Schwarzweißklinik“.

  11. avatar

    APo: ‚ Und was, PP, ist das “Deutschtum”?‘

    … damit wird er wohl den ‚Wilhelminismus‘ meinen.

    In ‚einer einer Hochphase des Antisemitismus im Vereinigten Königreich – betonten britische Antisemiten oft deutschstämmige Nachnamen britischer Juden, um ihnen so die nationale Zugehörigkeit und die Überzeugung ‚westlicher‘ Werte wie Demokratie, Freiheit und Liberalismus abzusprechen.‘

    Daher! … auch die Deutschenfeindlichkeit oder auch Deutschenhass (frz. germanophobie, engl. Germanophobia.)

    1. avatar

      Sehr gut, blonder Hans. Meine Rede. Wenn man von „Germanophobia“ reden kann (und man kann es), dann wohl auch von „Islamophobia“.

  12. avatar

    … ooops? Korrektur.

    EJ: ‚Ich glaube, die Feinde des Öffentlich-Rechtlichen müssten sich, wenn sie ernst genommen werden wollen, erstmal darauf einigen, was genau Sie eigentlich kritisieren wollen.‘

    … tja, we will entertain you … aber was wollen Volk? … ’schöner‘ können Sie ’s nicht schreiben, … es beginnt damit, dass das ‚Öffentlich-Rechtliche‘ seine Klientel, bis hin zur Kerkerhaft in der Gebühreneintreibung, als Feind betrachtet.

    Wenn Sie diese Frage beantworten, wissen Sie auch, für was das ‚Öffentlich-Rechtliche‘ überhaupt zuständig zu sein hat. Ganz bestimmt nicht darf und sollte es die Interessen von Parteien, Lobbyisten oder Ideologien vertreten. Oder?

    Daher!

  13. avatar

    EJ: ‚Ich glaube, die Feinde des Öffentlich-Rechtlichen müssten sich, wenn sie ernst genommen werden wollen, erstmal darauf einigen, was genau Sie eigentlich kritisieren wollen.‘

    … tja, we will entertain you … aber was wollen Volk? … ’schöner‘ können Sie ’s nicht schreiben, … es beginnt damit, dass das ‚Öffentlich-Rechtliche‘ seine Klientel, bis hin zur Kerkerhaft in der Gebühreneintreibung, als Feind betrachtet.

    Wenn Sie diese Frage beantworten, wissen Sie auch, für was das ‚Öffentlich-Rechtliche‘ überhaupt zuständig zu sein hat. Ganz bestimmt nicht darf und sollte es die Interessen von Parteien, Lobbyisten oder Ideologien vertreten. Oder?

    Daher!

  14. avatar

    @Klaus J. Nick

    Das Problem von Rassisten ist, sie selber halten sich nicht für Rassisten.

    @Apo
    Manchmal verwundern mich ihre Fragen. Wer sind „Wir Deutschen“. Ganz einfach alle, die sich zum Deutschtum bekennen.

    1. avatar

      Und was, PP, ist das „Deutschtum“? Ich kenne christentum und Judentum; darf ich annehmen, dass es sich beim Deutschtum auch um eine Religion handelt?

  15. avatar

    @ EJ
    „Machen Sie die Probe auf’s Exempel: Schauen Sie sich ältere/ 20, 30 Jahre alte amerikanische (oder deutsche) Krimis bzw. Serien an! Da ist durchgängig(!) nichts, absolut nichts von “Kunst” drin.“

    „Harry, hol schon mal den Wagen“.

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    @ Klaus J. Nick: Daß nämlich US-amerikanische Filme … recht kritisch und unbefangen mit ihrer Obrigkeit umgehen, darin oft Verschwörungstheorien oder Dystopien bis zur Absurdität konstruiert werden … Hier undenkbar. Warum wird die filmindustrielle Konkurrenz hierzulande von einer Staatskrake mit x (ich zähle sie nicht mehr) Sendern und soundsovielen Behörden mit Gängelung über Förderbürokratien in Schach gehalten?

    Wird sie das denn? Und mit der Tendenz, die Sie unterstellen? Es gibt Stimmen, die genau die gegenteilige Tendenz unterstellen und daraus ihre Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen legitimieren.

    (Ich glaube, die Feinde des Öffentlich-Rechtlichen müssten sich, wenn sie ernst genommen werden wollen, erstmal darauf einigen, was genau Sie eigentlich kritisieren wollen.)

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    Wahrscheinlich ohnehin klar, aber damit keine Missverständnisse entstehen: Was aus meiner Sicht für amerikanische Fernsehproduktionen gilt, gilt keinesfalls für amerikanische Spiel- bzw. „Hollywood“-Filme. Bezogen auf die, würde die „Probe auf’s Exempel“ (auch) zu ganz anderen, (auch) zu ganz gegenteiligen Ergebnissen kommen.

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    @ Alan Posener: Das Bild, das die Amis von sich verbreiten, lieber EJ, ist das Bild von Leuten, die Autorenfernsehen machen können.

    Sie wollen sagen, was die Amerikaner machen, sei „Kunst“? (Im Gegensatz zu den entsprechenden deutschen Hervorbringungen?) Das wäre eine sehr deutsche Antwort. (Auch wegen der darin enthaltenden „Selbstverleugnung“.)

    Machen Sie die Probe auf’s Exempel: Schauen Sie sich ältere/ 20, 30 Jahre alte amerikanische (oder deutsche) Krimis bzw. Serien an! Da ist durchgängig(!) nichts, absolut nichts von „Kunst“ drin. Das können Sie, wenn nicht (ähnlich wie die alten Fotos, die uns mit Koteletten bis zum Kinn und in Schlaghosen zeigen) als schiere Kuriosität, nur noch mit der Distanz eines Historikers oder Soziologen rezipieren. Anderes ist da nicht drin, nach 20, 30 Jahren nicht mal mehr simpelste Krimi-Spannung.

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      Lieber EJ: „Machen Sie die Probe auf’s Exempel: Schauen Sie sich ältere/ 20, 30 Jahre alte amerikanische (oder deutsche) Krimis bzw. Serien an! Da ist durchgängig(!) nichts, absolut nichts von “Kunst” drin.“ Aber der Punkt ist ja, dass die „Amis“ immer neue Serien machen. Hingegen „die Deutschen“ immer noch den „Tatort“.

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    PP: „Diese Art der Kritik ist eine Form von Rassismus und das sollte man doch wirklich nicht akzeptieren“
    Ihr Rassismusvorwurf ist Käse: Rassismus hat was mit Eigenschaften zu tun für die man nichts kann und die man nicht ändern kann und mit dem Willen, Menschen abzuwerten. An einem schlechten – nein – dumpfen Geschmack kann man arbeiten bzw. (in diesem Fall) woanders gucken. Und deutsche Filme sind nun mal i.d.R. langweilig und das wird wohl Gründe haben.

    EJ: „..was die Amerikaner sich eigentlich antun, wenn sie dieses Bild von sich massenhaft und weltweit unter die Leute bringen.“
    Das ist allerdings auffällig: Daß nämlich US-amerikanische Filme (vgl. Erin Brokovic u.v.a.) recht kritisch und unbefangen mit ihrer Obrigkeit umgehen, darin oft Verschwörungstheorien oder Dystopien bis zur Absurdität konstruiert werden (-> Richard Fleischers „Soylent Green“). Hier undenkbar. Warum wird die filmindustrielle Konkurrenz hierzulande von einer Staatskrake mit x (ich zähle sie nicht mehr) Sendern und soundsovielen Behörden mit Gängelung über Förderbürokratien in Schach gehalten? Sind Deutsche weniger mündig als US-Amerikaner? Wahrscheinlich, denn sie akzeptieren immer höhere Gebühren bei durch Digitalisierung dramatisch fallenden Infrastrukturkosten für die Sendernetze.
    Natürlich wird ein deutscher Krimi einen anderen kulturellen Hintergrund widerspiegeln, aber mit etwas weniger Volkspädagogik wäre er wahscheinlich auch unterhaltsamer.

    @lucas
    „Digitalisierung der Verwaltung“
    Jo.

  20. avatar

    … wat für ’n Gejammer. Mit Zwangsgebühren können max. Brot und Spiele abgehalten oder Jubelperser bei Laune gehalten werden. Mehr geht nicht … ts, ts, ts.

    Ich habe ‚Columbo‘, mit Peter Falk sehr gern gesehen.

    … gegenwärtig habe ich das ‚BRD‘-Fernsehen gestrichen. Ich werde mich erst wieder ‚zuschalten‘, wenn das mit Zwangsgebühren finanzierte Staatsfernsehen der ‚BRD‘ abtritt, wie Sudel-Ede anno Schnee.

    Daher!

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    Zum Thema, mit Ihrer Erlaubnis, APO 😉

    Ich schaue zwar weder „Tatort“ noch amerikanische Serien, habe im Laufe der Jahre aber trotzdem – weil „unvermeidbar“ – das eine oder andere mitbekommen.

    Ich denke, einen wesentlichen Unterschied macht aus, dass Krimis in Deutschland und in den USA auf je verschiedenen gesellschaftlichen Grundlagen stattfinden. Und das muss dramaturgische Auswirkungen haben. Ein in Deutschland für Deutschland produzierter Krimi kann beispielsweise nur sehr schlecht einen Maffia-Clan und dessen Chef zum tragenden Element und zur Hauptfigur eines Krimis oder gar einer Krimiserie machen. Wenn überhaupt, könnte es sich dabei nur um einen einmaligen Fall und um einen Maffia-Fall in vergleichsweise sehr bescheidenem „Ambiente“ handeln. Alles andere wäre unglaubwürdig und bestenfalls in einer Sonderform des Krimis, der Krimi-Parodie etwa, tolerabel. In diesem Sinne halte ich auch die (nebenbei: oft unter deutscher Beteiligung produzierten) skandinavischen Krimis, von denen manche – z.B. sofern (vage) an den „Film noir“ angelehnt – in gewisser Weise sogar besser sind als deutsche, für äußerst fragwürdig. Sie stehen im Prinzip alle unter dem Motto: „Und Leichen pflasterten seinen Weg.“ Nahezu immer handelt es sich um Fälle, die in der Realität die europäischen Medien, weil absolute Ausnahmefälle, über Wochen und Monate beschäftigen würden. Die (zumal: serielle) Unwahrscheinlichkeit dieser Krimis berührt mich entweder peinlich oder ich finde sie lächerlich, regelmäßig.

    Wir kennen in der Wirklichkeit Deutschlands und Europas solche Fälle nicht (oder wissen jedenfalls nicht von ihnen), wie sie in amerikanischen Krimis und Krimiserien dargestellt werden. Wenn vergleichbare Fälle überhaupt in Europa dargestellt werden können, dann nur als Ausnahmefall. (Oder man müsste eigens für sie einen „poetischen Ort“ konstruieren, eine fiktionale bzw. literarische (Krimi-)Welt, die nichts mit unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit zu tun hat.)

    Für mich stellt sich deshalb weniger die Frage, warum deutsche Krimis tatsächlich oder vermeintlich so schlechter sind als amerikanische. Für mich stellt sich vielmehr die Frage, warum die – in doppeltem Sinne: – so phantastischen amerikanischen Krimis und Krimiserien so viel besser „funktionieren“ als deutsche und europäische. Ist es wirklich nur die Erfüllung binnen-dramaturgischer und binnen-ästhetischer Gesetze, die uns im „amerikanischen Fall“ mit offenem Mund auf die Glotze oder Leinwand glotzen lässt. Ist der – scheinbar immer bessere – amerikanische Krimi tatsächlich nur aus „rein“ dramaturgischen/ ästhetischen Gründen der bessere? Oder kommt da nicht eine große Portion gruselnder Faszination angesichts einer in erheblichem Maße anti-amerikanisch rezipierten amerikanischen Wirklichkeit hinzu. – Unter diesem Aspekt müsste man, meiner Meinung nach, weniger nach dem deutschen Krimi (und z.B. der Figur des armen deutschen Unternehmers als Mafioso-Ersatz) fragen als danach, was die Amerikaner sich eigentlich antun, wenn sie dieses Bild von sich massenhaft und weltweit unter die Leute bringen.

    1. avatar

      Das Bild, das die Amis von sich verbreiten, lieber EJ, ist das Bild von Leuten, die Autorenfernsehen machen können. Im übrigen haben wir hier auch die Mafia. Bekanntlich wollte man ihnen die NSU-Morde in die Schuhe schieben.

  22. avatar

    „Das Gros der Redakteure aber hat eine Disziplin aufgegeben, die vor allem die Amerikaner meisterhaft beherrschen: im Fernsehen mit literarischen Mitteln zu erzählen.“ – Alexander Gorkow, SZ. Genau.

  23. avatar

    Lieber Alan Posener,

    zur Ergänzung und zur Transparenz hier ein paar Hintergrundinformation zu http://www.irefeurope.org

    https://lobbypedia.de/wiki/Institut_f%C3%BCr_Unternehmerische_Freiheit#Finanzen

    Leider kann ich nicht erkennen, ob die von Ihnen angeführte Studie von Murdoch, Berlusconi oder Bouygues finanziert worden ist 🙂

    Da ziehe ich doch die think tanks in den US vor, da in der Regel keine Probleme mit der
    “ Finanztransparenz “ haben.

    Aber vielleicht habe ich zu dieser morgendlichen Stunde ein Hinweis auf der von Ihnen angeführten Webseite übersehen?

  24. avatar

    Auch wenn sie es nicht hören mögen, wie wäre es mit Digitalisierung der Verwaltung, dann können die Gewinne für schöne Dinge wie Malen nach Zahlen, die xte-Philharmonie, Geigenspiel und Wortspiele verwendet werden 🙂

  25. avatar

    @ Moritz Berger

    Sie dürfen Deutschland kritisieren. Aber hier wird nicht Deutschland kritisiert, sondern wir Deutsche. Es kann einem doch egal sein, ob jemand schlechte Filme mag, Gartenzwerge im Garten oder Marschmusik. Diese Art der Kritik ist eine Form von Rassismus und das sollte man doch wirklich nicht akzeptieren.

    @Apo
    Der Beweis, ob Sie die Welt zum Besseren gewendet haben, steht noch aus. Ich habe da so meine Zweifel, wenn ich mir die aktuelle politische Lage anschaue.
    Und die Option, Deutschland zu verlassen, ziehe ich ernsthaft in Betracht, allerdings kommt nur die Schweiz für mich in Frage.

    1. avatar

      Lieber PP, wer sind „wir Deutsche“? Und wer kritisiert „uns Deutsche“? (Ich darf mich hoffentlich trotz fragwürdigen Genmaterials dazu rechnen?) Und offensichtlich sind Sie es, der „uns Deutsche“ nicht aushalten kann, da Sie in die Schweiz auswandern wollen. Ich muss Sie aber warnen: In der Touristensaison ist die Schweiz voller Deutscher, die dort die Drecksarbeit in der Gastronomie machen. Und nicht nur Deutsche, sondern, was schlimmer ist, Ossis.

  26. avatar

    Lieber Alan Posener,

    Ist logisch !!!

    Dann werde ich bei passender Gelegenheit Christoph Keese fragen, ob man bei der AS SE auch 3 cc bei der Anforderung von Schreibpapier und Bleistiften machen muß (wie ich es aus anderen Unternehmen kenne ) 🙂

    und wie es mit dem nervenden reporting System aussieht.

    Das controlling System zu gut ews im Kern ist, mittlerweile pervertiert ist und schafft nur nicht produktive Arbeitsplätze 🙂

    Vielen Dank für den Hinweis auf AS SE, letztlich eine Europäische Aktiengesellschaft.

  27. avatar

    Lieber Alan Posener,

    dass Sie nicht für das outsourcing und die Lohndrückerei sind, ist mir schon klar.

    Nur vertreten Sie diesen Standpunkt auch in den Lobbyisten-Salons??

    Hier fehlt :

    Um mit der letzten zu beginnen: Ich frage mich in der Tat manchmal, ob die vielen Leute nötig sind, die in der Verwaltung auch privatwirtschaftlicher Unternehmen sitzen. Zur Lektüre empfehle ich hier “Parkinsons Gesetz”.

    noch das Peter principle!!

    Und Sie haben recht, die Administration in den Privatunternehmen ist zunehmend ein Moloch. Da sehe ich oftmals in der öffentlichen Verwaltung bereits “ lean management “

    Es wäre einmal aufschlußreich wie die AS AG ihre bürokratische Auswüchse eindämmt 🙂

    1. avatar

      Lieber Moritz Berger, Axel Springer ist keine AG, sondern eine SE. Zu der von Ihnen gestellten Frage werde ich, da seit 1. Februar Pauschalist mit jährlich zu erneuerndem (oder nicht zu erneuerndem) Vertrag natürlich inhaltlich nichts sagen.

  28. avatar

    Deutschland ist zum Glück ein freies Land. Wem etwas hier nicht gefällt, der darf es gerne verlassen.

    Es gibt einige, die sind so konsequent und andere, die finden in jeder Suppe ein Haar und wenn es die eigenen sind.

    Apo, zu welcher Gruppe gehören Sie?

    1. avatar

      PP, ich gehöre zu einer Gruppe, die solche Äußerungen für totalitären Unsinn halten. „Love it or leave it“ / „Geht doch nach drüben, wenn es euch hier nicht gefällt!“ Das alles kennt meine Generation zur Genüge. Wir sind geblieben und haben die Republik verändert. Zum Besseren, wie ich finde. Aber wenn’s Ihnen nicht gefällt …
      Off topic:
      http://www.amazon.de/emp%C3%B6.....ds=posener

  29. avatar

    Lieber Alan Posener,

    wenn ich das Gejammere dieser Salon Unternehmer höre:

    Neulich in einem Salon von Industrielobbyisten, Unternehmern und Ministerialen, dem anzugehören ich die Ehre habe, klagte ein Unternehmer über den „Tatort“. Wie könne man von jungen Leuten erwarten, dass sie Unternehmergeist entwickeln, wenn die Unternehmergestalt in Deutschlands beliebtester Krimi-Serie immer ein Arschloch sei?

    Haben Sie denen einmal die wirtschaftliche Situation Ihres Schwiegersohns geschildert??

    Soviel zum Unternehmensgeist und Ihrem freiberuflichen Schwiegersohn, der sicherlich sich auch mit “ nichtschauspielerischen Jobs “ überleben muß!!! wenn ich se4ine Bio mir absxchaue :

    Letztes TV Engagement 2010 !!!

    1. avatar

      Lieber Moritz Berger, er hat nebenher eine Ausbildung als Musiklehrer absolviert und macht im Mai das zweite Staatsexeamen. Schließlich muss er eine Familie ernähren.

  30. avatar

    Lieber Alan Posener,

    dass Sie Bescheid wissen ist eine Sache, aber wer weiß im übrigen Bescheid??

    Es gibt so etwas wie die Künstlersozialkasse in Deutschland. Das Durchschnittseinkommen der dort versicherten Künstler beträgt round about max. 14.000 Euro p.a.

    Auch die von Ihnen gelobte DSDS dürfte für die Beteiligten ähnliche „Einkommenssummen“ veranschlagen.

    Soviel zu den panem et circensens Veranstaltungen.

    Und was die „öffentlichen Medienkonzerne“ praktizieren, ist letztlich auch das´Konzept was in unserer täglichen Unternehmenswelt zu beobachten ist:

    Outsourcing, um die Kosten zu drücken.

    Schauen Sie sich doch einmal die Agrarfabriken und Schlachthäusern im Gülleland an:

    Stundenlöhne von 2,50 Euro für die rumänischen und bulgarischen Fleischer.

    So sieht die Alltagswelt leider aus.

  31. avatar

    Sie schreiben:
    „Vom wirklichen Leben haben diese Redakteure ebenso wenig Ahnung wie vom Drehbuchschreiben oder von Regie, sonst wären sie Drehbuchschreiber, Regisseure oder Produzenten. Aber sie müssen sich einmischen, um ihre Existenz zu rechtfertigen.“
    Das scheint mir ziemlich sinnfrei zu sein, denn
    1. ist das „wirkliche“ Leben nicht nur am Fließband oder im Medienbereich zu finden, und
    2. weshalb muss jemand, der ein Drehbuch bewertet auch ein guter Drehbuchschreiber sein? Glauben Sie ernsthaft, in ihrem „wirklichen Leben“ sind es Drehbuchschreiber oder Regisseure die darüber befinden, was verfilmt wird?
    3. Dass sich Redakteure einmischen ist ihr Job und keine angemaßte Rechtfertigung ihrer Existenz. Oder würden Sie in der Privatwirtschaft Controlling, Marketing etc. als angemaßte Funktionen bezeichnen?

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      Gute Fragen, Reiner W.
      Um mit der letzten zu beginnen: Ich frage mich in der Tat manchmal, ob die vielen Leute nötig sind, die in der Verwaltung auch privatwirtschaftlicher Unternehmen sitzen. Zur Lektüre empfehle ich hier „Parkinsons Gesetz“.
      Zur zweiten Frage: Nein, ich glaube nicht, dass ein Redakteur auch ein „guter Drehbuchautor“ sein muss. Aber ich glaube schon, dass es hilft, wenn jemand in einer Leitungs- und Kontrollfunktion wenigstens Erfahrungen im Fach hat. Dass also, um von Berufen zu reden, die ich kenne, ein Schulrektor unterrichtet hat und ein Chefredakteur als Journalist tätig gewesen ist. Finden Sie nicht?
      Womit wir bei der ersten Frage wären: Das wirkliche Leben findet an vielen Orten statt. Zu den Orten, die am wenigsten Kontakt mit diesem Leben haben, zähle ich die Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Medien.

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    Herr Posener, Sie haben mit jeder Silbe recht. Deutsches TV – selbst ambitionierte Projekte wie von Schirachs „Schuld“- wirkt hölzern.
    Und allen Tatort-Verteidigern empfehle ich, die gestrige Folge von Better Call Saul (auf Netflix DE, 10.3.) anzusehen: DAS ist gutes Fernsehen. Ja, es kommt aus Amerika. Ja, es wird geschossen. Aber nicht geballert. Im Gegenteil. Die ganze Folge ist fast ein Kammerspiel. Aber in 42 Minuten soviel Emotion mit so reduziertem Spiel zu erzeugen ist sagenhaft und hierzulande unerreicht.
    Take note, Germany.

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    Lieber Alan Posener

    panem et circense hieß es früher, heute:

    DSDS

    Und zum Thema:

    quasi-selbstständige Produktionsfirmen, freiberufliche Regisiseure, Schauspieler usw.

    Haben Sie einmal nachgefragt wie die Arbeitsbedingungen dort sind??

    Stundenlöhne von 5 Euro etc.

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    Wer soll diesen schlecht recherchierten Beitrag ernst nehmen?

    Der Tatort ist keine „Krimiserie“, sondern eine Krimireihe, und schon allein deshalb nur bedingt mit amerikanischen Serien vergleichbar. Eheprobleme hat bei derzeitig 20 Ermittlerteams kein Einziger – Freddy Schenk (Köln) ist glücklich verheiratet und Sebastian Bootz (Stuttgart) seit ein paar Monaten von seiner Frau getrennt. Lessing und Dorn (Weimar) sind glücklich verheiratet, und alle anderen Kommissare – genau – Single.

    Die Tatort-Folgen generell über einen Kamm zu scheren, ist blanker Hohn. Wer den fantastischen HR-Beitrag „Im Schmerz geboren“ gesehen hat, wird nie wieder einen Odenthal-Tatort schauen wollen.

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    P.S. Warum regen Sie sich eigentlich so über den „Tatort“ auf?? ? Sie schreiben doch auch nicht übers „Dschungelcamp“ oder DSDS. Oder sind’s die Gebühren, die dafür bei der ARD ausgegeben werden. Nun ja, da gibt’s ja auch noch den „Stad’l“… Genug, um sich aufzuregen… Ich für meinen Teil rege mich nicht über für meinen Geschmack schlechtes Progranm auf. Ich schalte um oder ab.

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      Lieber Stefan Trute, über den Dschungelcamp habe ich sehr wohl geschrieben, und zwar bei der „Welt“. DSDS habe ich nur eine Staffel gesehen, fühlte mich blendend unterhalten.

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    Und: Sorry, Herr Posener, der Tatort ist nicht Schuld, dass es in Deutschland zu wenig Unternehmer gibt. Dieses Argument ist wirklich lächerlich.

    Viele Grüße

    Stefan Trute

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    Lieber Herr Posener,

    Ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen. Als bekennender Fan des Tatorts Münster habe ich mich noch nie gefragt, wie realitätsnah die Filme sind. Ist mir auch völlig egal. Ich werde gut unterhalten. Umd ich denke, es gibt im deutschen Fernsehen weit Schlimmeres…

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    Es ist ja nicht so, dass Plot, Ausführung, Besetzung und Stil von Tatort-Folgen (von denen ich keine einzige vollständig durchhielt) absichtlich oder gar aus ideologischen Gründen miserabel sind. Die Kunstschaffenden des Gebührenfernsehens können es halt nicht besser!
    Zudem kommt es hierzulande die schnelle, spritzige Handlung und Dialog beim Publikum gar nicht gut an:
    Siehe Sopranos (kein wirklicher Massenerfolg) oder Seinfeld und…und…und.
    Für realistisch wird gehalten, was bräsig genug daherkommt und unangenehm ist, „wie im richtigen Leben“, in dessen Verlauf die Meisten auch nicht schlagfertig sind. Klischees sind willkommen, da sie erlauben, das Denken abzuschalten – das reicht für die ritualisierte Abendunterhaltung am Wochenende. Was hilft? Tatort abschalten, DVD (HBO oder andere Produktionen, zuweilen auch Dänische oder andere skandinavische)reinziehen!

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      Lieber AnBe, es sind ja nicht „Kunstschaffende des Gebührenfernsehens“. Normalerweise sind das quasi-selbstständige Produktionsfirmen, freiberufliche Regisiseure, Schauspieler usw. Ich frage mich, ob sie es wirklich nicht besser können, oder ob sie nicht vielmehr erstens den angeblichen Massengeschmack vor Augen vorweg Selbstzensur üben und zweitens, wie es Nicole Joens schildert, im zweifelsfall von den Redakteuren der ARD-Sender auf Linie gebracht werden.

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    Es gibt momentan doch wohl interessantere Themen als den“Tatort“, so denke ich. Mir dazu Gedanken zu machen, da ist mir die Zeit zu schade! Vorschlag: etwas kürzere Beiträge, lieber Herr Posener, fände ich besser! Aber dennoch viel Lob von mir, dass Sie sich die Arbeit machen, sehr eng mit uns, im Dialog zu stehen. Das ist m.E eimalig im Netz! Danke!

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    Der einzige Tatort, den ich gesehen habe, war der, in dem Medizinstudentinnen von einem Patholgen eingelegt wurden. Der war mit Sophie von Kessel u.a. besetzt. Vielleicht war das der beste. Jedenfalls war er gut genug, dass man nicht mal Bier holen ging.
    So, no comments, gucke das nicht.
    Oder nur einen: Nachdem die Realität im Grausen den Film eingeholt hat, höre ich abends lieber Musik oder lese. Oder Videos. Dame, König, As, Spion und Smiley’s Leute, wie schon mal erwähnt. Besser geht’s nicht.

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    Das ist leider schon etwas länger her. Ich habe vor kurzem einen nervtötenden Historienschinken mit Tom Cruise im Fernsehen gesehen (Titel vergessen), in dem gekämpft – gekämpft – gekämpft wurde. Gleichzeitig habe ich gelesen, dass in der letzten Herr-der-Ringe-Nachfoilgerschwarte einfach nur eine Schlacht gezeigt wird, in der gekämpft – gekämpft – gekämpft wird. Keine Krimis zugegeben, aber sowas meinte ich. Vor meinem inneren Auge schleichen unendlich viele Helden mit gezogener Waffe durchs Gebüsch, die von unsichtbaren Antihelden verfolgt werden.

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    …insofern möchte ich mal dem „Elend“ des Tatorts einen Vorteil entgegenstellen: In vielen amerikanischen Produktionen wird die Spannung oft über Kämpfe, Geballer und Verfolgungsjagden erzeugt. Tarantino sagte, ein explodierendes Auto wäre viel spannender als ein stehendes oder fahrendes.

    Für mich gilt das nicht, jedenfalls nicht immer, wenn alle Nase lang ein Auto explodiert und man schon beim Betrachten des nächsten Autos denkt, wann diese Kiste endlich explodieren bzw. anderweitig zu Bruch gehen wird. Und das amerikanische Verfahren aus dem Actionkino ist ein denkbar primitives Verfahren. Beim Tatort (und auch vielen besseren amerikanischen Krimis) entsteht die Spannung – wenn sie denn entsteht (was das Problem darstellt: es ist eben etwas schwieriger…) – über andere Verfahren (abgesehen von Nick Tschiller).

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    Der Tatort sollte ja in erster Linie spannend sein. (Oder lustig.) Sollte er außerdem noch die Wirklichkeit abbilden? Wozu? Sollte ein Horrorfilm die Wirklichkeit abbilden? In der Wirklichkeit gibt es solchen Horror doch gar nicht.

    Aber anderen. Abgebildet wird also nicht das Geschehen in der Wirklichkeit, sondern aus unserer Fantasie. Und deshlab muss der Unternehmer in der Regel eben doch mies sein. Ob das dem Unternehmer in der Wirkichkeit gefällt oder nicht. Genauso wie die Schlange giftig und der Nebel unheilschwanger ist. Das sind sozusagen Bedeutungsmuster.

    Andererseits sollte auch nicht eklatant gegen die Gesetze der Wirklichkeit verstoßen werden. Ich erinnere mich an einen Tatort vom Bodensee, als das Polizeiboot ein schimmendes Holllandrad überfuhr. Es rumpelte gewaltig, und die Kommissare zogen das Rad an Bord, ohne sich um dessen höchst wundersame Eigenschaft zu wundern. Da dachte ich dann, dass es ohne grundlegenden Realismus nicht geht.

    Für einen Krimi ist das Rätsel von entscheidender Bedeutung. Man sieht eine unerhörte Situation und möchte sie aufgeklärt bekommen. Gleichzeitig wird das moralische Empfinden aktiviert: ihr Urheber sollte gefasst werden. Ein bisschen wie in einer Novelle. Die psychologische Vielschichtigkeit ist nebensächlich; die private Situation der Ermittler und ihre verkorksten Verhältnisse nerven oft nur, weil sie der Aufklärung im Wege stehen, ohne etwas Substanzielles beizusteuern. Ein Krimi ist keine Soap Opera.

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