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Wir sind alle gefordert

Von Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Mitglied im Denkkreis „Funktionsfähigkeit“ des Denkwerks Zukunft:

Unsere bisherige Art zu leben und zu wirtschaften ist nicht zukunftsfähig. Unser Gemeinwesen ist in der Situation einer Firma, die auf den ersten Blick mit ihrem Erfolg beeindruckt. Bei näherem Hinschauen wird aber sichtbar, dass die laufenden Betriebskosten und die wachsenden Reparaturkosten den Ertrag übersteigen, die Situation durch Verschuldung kaschiert wird und die Zukunftsorientierung gering ist.

Eine solche Firma hat keine gute Zukunft, eine Gesellschaft in dieser Verfassung auch nicht. Wir werden immer mehr von unseren inneren Widersprüchen gelähmt – und unsere Regierung auch.

Für den erfolgreichen Wandel in eine zukunftsfähige Kultur müssen wir zwei Bereiche miteinander verbinden: Werte und Leitbilder auf der Basis einer neu belebten Kultur der Verantwortung und ökonomisch eine Vollkostenrechnung, die auch die negativen Auswirkungen von technischen oder ökonomischen Entwicklungen nach dem Verursacherprinzip zuordnet. Die absehbare Auswirkung auf die Nachkommen muss dabei ebenfalls berücksichtigt werden. Die Umweltkosten der Mobilität sind dafür ein Beispiel. Dieser Maßstab muss auch für den persönlichen Lebensstil gelten.

Wir sind alle gefordert. Natürlich hat die Politik eine besondere Führungsaufgabe und Verantwortung. Sie kann diese Aufgabe aber nur leisten, wenn es über die Situation und notwendigen Konsequenzen eine lebhafte, offene Debatte gibt. Ohne Problembewusstsein in der Gesellschaft gibt es auch keine Bereitschaft einen solchen Kurs mitzugehen.

zuerst erschienen als „Zwischenruf“ beim  Denkwerk Zukunft.

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5 Gedanken zu “Wir sind alle gefordert;”

  1. avatar

    So in Heuchler !

    Es kann doch nicht nur mir auffallen, daß abgehalfterte Politiker immer von UNS und WIR sprechen, wenn sie von Problemen reden, die sie in ihrer jahrzentelangen Tätigkeit als Politiker nicht gelöst haben.

    Viele dieser Probleme haben sie selbst erst verursacht. Geißler und Blüm sind vom selben Kaliber.

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    Also wieder einmal eine „Wende“ – oder ein „Neuanfang“? All das wird auch in vielen anderen „entwickelten“ Laendern heute gemurmelt, oder im Zorn gefordert. Was passiert wenn „Wirsinddasvolk“ nicht „mitmacht“ ? Zumindest muesste man schon mit einer enttaeuschten juengeren Generation in den aermeren Schichten kalkulieren muessen. Die „world youth“ koennte doch unerwartete Botschaften und Gedanken austauschen – welcher die Macher der U.S. „Soft Power“ eigentlich nicht „twittern“ und „guugeln“ wollten. Die Zukunftslosen von den „Banlieus“ vieler grossen Staedte in der „entwickelten Welt“ mit ihrer Ausbildung von „action videos“… In Kalifornien brannte ein Teil von Los Angeles im „Watts Riot“ – als die Wirtschaft noch aufwaerts rollte. Wenn die Unterschicht an die Wand gedrueckt wird – kann auch kaum noch die Armee und die Polizei ueberall fuer Ordnung sorgen, siehe Rio de Janeiro, Sao Paulo, Nordmexiko – auch die Autos in Paris brannten schon einmal. Das kann sonst nicht in Europa passieren ? Are you sure about that ?

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    Ein sehr guter Beitrag. Gut durchdacht und präzise formuliert. Ich glaube, dass diese Überlegungen zu einer philosophischen Grundlage für Schwarz – Grün in kurzer Zeit werden könnten.

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    Allgemein gehaltene Appelle an UNS ALLE „in einem Boot“ werden den Lauf der Geschichte nicht sonderlich verändern. So wird der Appell von Alois Glück von denen, die das Wirtschafts-Steuer noch in der Hand haben, verstanden als Aufruf an jene, die die Ruder bewegen, diese mögen Ruhe geben, wenn die Wellen ins Boot schlagen und ihnen nasse Füsse machen.

    Von diesen, die die Ruder ins Wasser tauchen, wird dieses Geplapper nicht mehr gehört. Denn an den Ruderpinnen wird schon gekämpft gegen die Angst, manchmal schon gekämpft ums Überleben und das Oberdeck kommt ins Schwanken.

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    Jo, hört sich doch ganz gut an, klassisch konservativ, aber ein wenig unkonkret.

    Ich könnte mir da z.B. vorstellen, dass jeder nur so viel Energie verbrauchen soll, wie es nötig ist. Dass dann z.B. Wohnungen, die pro Person mehr als 50 Quadratmeter vorhalten, mit einer erheblichen Sondersteuer belastet werden, denn wer braucht wirklich mehr als 50 Quadratmeter Wohnfläche?

    Das gleiche könnte ich mir auch für PKWs vorstellen, die ausser der notwendigen Sicherheitstechnik noch so unnütze Dinge besitzen, wie automatisch verstellbare Handschuhfachseitenspiegelsitzhöhenneigungskopfstüztenfirlefanzdinge, Metalliklakierung, Lederausstattung, Klimaanlage oder eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 130 St/km bzw. mehr als 50 PS.

    An so etwas hatten Sie doch sicherlich gedacht.

    Oder wollen Sie mit der Debatte anfangen, die kleinen Leute müssten Lohn- und/oder Konsumzurückhaltung üben, damit die Herren aus den Vorstandetagen dann ihren Hybrid-Mercedes fahren und mit dem Privatjet auf ihre Insel fliegen können?

    Werter Herr Glück, könnten Sie vielleicht noch etwas konkreter darlegen, wer wo den Gürtel enger schnallen soll?

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