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Gesinnungszwang im Netz

Seit Wochen sieht sich Politikprofessor Herfried Münkler von der Humboldt-Universität zu Berlin anonymen Anwürfen im Internet ausgesetzt. Die Kritiker im Internet-Blog „Münkler-Watch“ werfen ihm all das vor, was linke Kritiker einem Menschen vorwerfen können, der sich politisch in der Mitte der Gesellschaft verortet: Er stelle in seiner Vorlesung (und seinen Büchern) abweichende Meinungen, z.B. andere (linke) Demokratiekonzepte, Genderthemen, Theorien außereuropäischer (linker) Politologen, nicht dar, sei deshalb ein „Extremist der Mitte“. Die Kritiker, Studenten aus seiner Vorlesung, suchen nicht die Diskussion mit dem Gescholtenen und ihen Kommilitonen an Ort und Stelle – also in der Vorlesung. Nein, sie ziehen die Anonymität des Internets vor, weil sie Nachteile für ihre Karriere (schlechte Noten) befürchten, wenn ihre Identität bekannt wird. Außerdem fühlten sie sich im offenen intellektuellen Schlagabtausch dem Professor rhetorisch nicht gewachsen. Der Professor nennt sie wegen ihres Kneifens „erbärmliche Feiglinge“.

Das zivile Leben in unserer freien Gesellschaft ist auf Transparenz angelegt. Vielfältige Kennzeichnungspflichten helfen, mögliche Gefahrenquellen zu minimieren. Autokennzeichen erlauben es, Verkehrssünder zu identifizieren. Jedes Gewerbe, selbst die kleinste Imbiss-Bude, muss registriert werden, damit die Behörden Hygiene-Kontrollen, Steuerprüfungen, Arbeitsschutz-Kontrollen durchführen können. Vor einigen Jahren wurde das Vermummungsverbot bei Demonstrationen eingeführt, weil aus dem Block der schwarz vermummten „Autonomen“ heraus schwere Straftaten verübt worden waren. Im Gegenzug erhielten Polizisten Kenn-Ziffern, um auch gegen sie besser ermitteln zu können, wenn sie das Gesetz gebrochen haben. In den meisten europäischen Demokratien gibt es ein Verbot der Ganzkörperverschleierung von muslimischen Frauen (Burka). Zur Demokratie und zur aufgeklärten Zivilgesellschaft gehört das offene Visier, das freie Gesicht.

Es ist schon merkwürdig, dass das offene Visier ausgerechnet im Schattenreich des Internets nicht gelten soll. Hier legen die Verfechter der „Freiheit im Netz“ Wert darauf, dass die Nutzer anonym unterwegs sein dürfen. Warum eigentlich? Die Verteidiger des Anonymen pochen auf dieses Ausnahmerecht, weil es sich um ein neues Medium handelt, das nicht mit der Elle der Konvention zu messen sei.

Doch: Kann man die Humanitas einer Gesellschaft, das friedliche Miteinander der Menschen von der technischen Entwicklung abhängig machen? Ich glaube: Nein! Man muss zivilisatorische Standards überall verteidigen, wo sie bedroht sind. Deshalb muss die zivile Gesellschaft Wert darauf legen, dass sich die Kommunikationspartner freien Blickes, also unverhüllt, gegenübertreten.

Die Anonymität im Netz gebiert Ungeheuer, könnte man frei nach Goya sagen. Niedrige Instinkte werden freigesetzt, wenn die soziale Kontrolle wegfällt, die dadurch gegeben ist, dass man mit seinem Namen für seine Meinung einsteht.   Eine besonders perfide Aktion startete vor einiger Zeit die Gruppe „Anonymous“ gegen die Schriftsteller und Autoren, die den Aufruf „Wir sind die Urheber. Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums“ ins Netz gestellt hatten. Die „Anonymen“ veröffentlichten die Namen, Adressen und Telefonnummern der Initiatoren dieser Initiative, und nicht nur das: Sie veröffentlichten auch die persönlichen Daten ihrer Familienangehörigen – samt Wohnadressen. Im Klartext sollte das heißen: „Wir wissen, wo ihr wohnt, und die Netzgemeinde weiß es jetzt auch! Wir können euch jederzeit attackieren, nicht nur im Netz, sondern auch real“.

Menschen öffentlich zu brandmarken und zu nötigen markiert einen Rückfall in mittelalterliche Strafpraktiken. Die Fanatiker mit der weißen Maske sind vielleicht noch zu jung, um zu wissen, dass ihre Aktion ein berüchtigtes Vorbild hat. Als Joseph Goebbels im Jahre 1926 von Adolf Hitler zum Gauleiter von Berlin ernannt wurde, begann er systematisch, das öffentliche Leben mit radikalen, vor allem gegen die Juden gerichteten Aktionen zu vergiften. Eine Aktion bestand darin, dass die NSDAP die Namen und Adressen reicher jüdischer Bürger Berlins in ihren Parteizeitungen veröffentlichte und ihre Anhänger dazu aufrief, einen „Villen-Spaziergang“ zu machen. So zogen grölende SA-Trupps an den Villen im Grunewald und am Wannsee vorbei und beschmierten die Zäune und Tore mit NS-Parolen. „Wartet nur, wir kriegen euch!“, sollte das heißen. Nur wenige Jahre später sollten die Drohungen Wirklichkeit werden.

Münkler sieht in der Gesinnungskontrolle im Netz durchaus Parallelen zu den Zuständen nach 1933. Damals saßen NS-Sympathisanten in den Hörsälen deutscher Universitäten und schrieben mit, wenn sie in den Vorlesungen „Undeutsches“, „Jüdisches“ oder „Pazifistisches“ vernahmen. Das Internet war noch nicht erfunden, die Nazi-Spitzel konnten sich darin noch nicht verstecken. Das hatten sie auch gar nicht nötig. Sie pöbelten die Nazis die Professoren in den Vorlesungen direkt an, weil sie sich – die braune Staatsmacht im Rücken – sicher fühlen konnten. Wie die Einschüchterung im Hörsaal funktionierte, kann man in der Parabel „Maßnahmen gegen die Gewalt“ von Bertolt Brecht nachlesen.

In den letzten Jahren meiner Lehrertätigkeit hatte ich häufig mit Internet-Mobbing zu tun. Klassenkameraden wurden in anonymen Hass-Mails beschimpft, beleidigt und bedroht. Ein Mädchen weigerte sich, noch weiter in die Schule zu gehen. Sie musste sich schließlich in psychologische Behandlung begeben. In den meisten Fällen konnten wir die Urheber des Mobbing durch Gespräche innerhalb der Klasse ermitteln, manchmal mussten wir aber auch die Kriminalpolizei einschalten, um die IP-Adresse der Täter ermitteln zu lassen. Auch in der Schule sind die Hemmschwellen für Beleidigungen und Bedrohungen gesunken, weil sich die Täter im Schutz der Anonymität Gemeinheiten erlauben können, die sie Aug in Auge mit den Mitschülern nie wagen würden.

Was ist dagegen zu tun?

Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek fordert die freiheitlichen Gesellschaften des Westens dazu auf, sich ihrer Wurzeln in der europäischen Aufklärung zu besinnen und „die Dinge, die unmöglich zu ertragen sind“ (Jacques Lacan) mit Hilfe staatlicher Interventionen zu bekämpfen: „Toleranz ist […] keine Lösung. Was wir brauchen, ist eine übergeordnete Leitkultur, die regelt, auf welche Weise die Subkulturen interagieren.“ (DER SPIEGEL 12, 2015, S. 133).

Dabei beruft sich der Philosoph auf den Begriff der „sittlichen Substanz“, den Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner Schrift „Phänomenologie des Geistes“ als Leitidee für den Zusammenhalt der bürgerlichen Gesellschaft geprägt hat. Slavoj Zizek leitet daraus das Interventionsrecht der Zivilgesellschaft und des Staates ab, Gefährdungen des verträglichen Zusammenlebens auch mit Hilfe von Gesetzen entgegenzutreten: „Wir haben das Recht, Grenzen zu setzen“ (ebd.).

Es wird Zeit, dass sich die Zivilgesellschaft auf ihre humanen Grundlagen besinnt und dem Wildwuchs im Internet Grenzen setzt. Es sollte künftig selbstverständlich sein, dass sich alle Menschen, die im öffentlichen Raum real oder virtuell miteinander kommunizieren, mit offenem Visier begegnen. Der (europäische) Gesetzgeber könnte der Anonymität im Netz Einhalt gebieten. Jeder Internetzugang sollte, wenn er eingerichtet wird, automatisch mit einer Signatur versehen werden, die den Klarnamen des Nutzers enthält. Dies entspräche dem Absender eines „analogen“ Briefes. Dann würde sich bei Rechtsverstößen die umständliche Ermittlung der IP-Adresse erübrigen, weil jeder Nutzer auf einen Blick erkennen könnte, wen er vor sich hat, selbst dann, wenn er mit anonymen Mail-Adressen agiert.

Die großen Zeitungen und Zeitschriften sollten jetzt schon ein Zeichen setzen und die Kommentarspalten zu ihren Artikeln nur noch für die Leser öffnen, die ihren Klarnamen preisgeben. Der alte liberale (bewährte) Zeitungsgrundsatz wäre dann wieder in sein Recht eingesetzt: „Anonyme (digitale) Zuschriften werden nicht berücksichtigt!“

 

 

 

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52 Gedanken zu “Gesinnungszwang im Netz;”

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    @ Stefan Trute
    Danke. Humor muss sein.

    @ Roland Ziegler
    So weit sind wir hier alle nicht auseinander, sonst würden wir hier nicht schreiben, zoffen. Wir haben alle Ideen und alle denselben Feind: Einfallslosigkeit. Die Einfallslosigkeit ist besonders weit verbreitet in der Welt der Big Corporations und ihrer Gläubigen. Man könnte Karikaturen über sie zeichnen: Herablassend, blasiert, einzig dem Gott Geld frönend, weiteres Glaubenssystem: Hypes. Das müssen sie haben. Die Abstände, in denen sie etwas Neues haben sollen und dann wollen, ohne zu bemerken, dass sie gewollt werden, verkürzen sich erschreckend. Sie reißen schon teilweise zehn Jahre alte schönste Badezimmer wieder ‚raus. Das treibt die Preise in schwindelnde Höhen. Zur Zeit wollen sie Küchen haben, wie meine Mutter eine in den Sechzigern kaufte. Ich verachte sie mit einer Innigkeit, die niemand bemerkt. Nicht nur ihre Gottlosigkeit, sondern auch ihre Goethelosigkeit, ihr angelerntes Benehmen, ihr Hofnarrenprinzip. Aber ohne sie kommt man nicht ganz weiter.
    Und an der Politik heute verachte ich, dass sie alle in eine Schatulle stecken wollen. Deswegen sollen die Muslime schwimmen lernen, und wir sollen alle hochkarätig in MINT sein, selbst wenn wir hochkarätig in Sprachen oder Künsten sind. Alle ‚rin in den Waggon, der mit Windkraft den Chinesen hinterher japst, obwohl er den nie einholen kann. Die Chimesen haben uns manches nachgemacht, was eine Aufforderung ist, etwas ganz Neues zu machen. Zum Beispiel die Kreativen mehr einsetzen, die OSZE ignorieren, mündliche Auswahlverfahren einführen, solche Sachen, wo der, der die Schule sein Leben lang gehasst hat, aber nicht doof ist, eine Chance bekommt. Wenn Kinder nach der vierten Klasse an den Noten sehen, dass sie sich abschreiben können, wo soll dann noch ein Motiv herkommen?
    China ist ein Riesenland im Aufbau. Sie werden noch jahrzehntelang mehr Wachstum haben. Die Probleme kommen erst bei der Sättigung. Stagnation ist inakzeptabel für die Big Shots. Ihre Renditen sollen nicht schmälerbar sein. Und Griechenland etwas erlassen? Undenkbar.

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    und ich meine diese „Spinner“ 🙂
    Wird wohl funktionieren, sonst würde es die wahrscheinlich nicht mehr geben.

    Ich vermute mal, dass ich sie missverstanden habe, und sie aber die ganz kleinen und wirklich nervigen Exorzisten und Kreuzzügler von nebenan meinten.

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    …übrigens bin ich selber ein denkbar schlechtes Vorbild in Sachen Dicke-Bretter-bohren. Ich hoffe, dass sie das erst richtig mitbekommen, wenn das Brett gebohrt ist.

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    @Parisien: Ja, es gibt, was den Druck betrifft, für die Eltern ein zu viel und ein zu wenig, und das zu viel ist schlimmer als das zu wenig. Anfangs musste man sehr aufpassen, nicht zu überziehen. Inzwischen ist sie aber in einem Alter, in dem sie alles selber steuern will und mich rausschickt.
    Von dieser Trulla habe ich auch gelesen. Die scheint sich wenig darum zu kümmern, was ihre Kinder denken. Dennoch will sie ihr Denken fördern, komisch eigentlich.
    Unsere andere Tochter ist anders: sie spielt nur selten und wenig Klavier und ist noch bei Anfängerstücken. Sie spielt mit viel Gefühl, aber sie will kein vergleichbares Übungsprogramm. Auftritte/Vorspiele vemreidet sie nach Kräften (ein bisschen hat sich das alles jüngst geändert.) Das ist kein Problem, sie hat viel Zeit und die Welt viel mehr zu bieten als Klavier- oder Geigespielen. Sie interessiert sich eben für anderes genauso oder mehr.
    Aber auch unsere Geigerin hat viele andere Interessen und Freunde (heute übernachtet sie bei einer Freundin). In der Schule, auf die sie nach den Sommerferien gehen wird, (auf eigenen Wunsch, diese musikspezialisierte Schule war eigentlich die Initialzündung für sie, und sie ist zurecht sehr stolz, dass sie es in kurzer Zeit geschafft hat) ist eine künftige Mitschülerin, die gar keine Freunde hat. Sie übt, wie sie ihr erzählt hat, 6 Stunden am Tag, steht um 6 auf, um zu üben, und fährt direkt nach der Schule nach hause, um zu üben. Anscheinend von Anfang an freiwillig. Sie ist natürlich eine sehr gute Geigerin, vermutlich weit u. breit die beste. Aber es geht in der Musik nicht darum, sich zu messen und wer der bessere ist. Wer weiß was bei diesem Mädchen in der Pubertät passiert, wo man über verpasste Dinge und Möglichkeiten nachzudenken beginnt.

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    @ Roland Ziegler
    Ich habe den Namen von der Trulla vergessen. Die merkt gar nicht, wie durchschnittlich sie ist, wenn sie Triezen propagiert. Man hätte in derselben Zeitung eine Lobhudelei über die lesen können und eine Seite weiter eine Kritik an Sklaverei.
    Ich habe einfach keinen Bock, mir ständig aus einer Diktatur Vorbilder hinhalten zu lassen (in ihrem Fall allerdings historisch – denn sie ist ja Migrationsnachkommin), einer Diktatur, die über ein Schiffsunglück – och Schande – eine Nachrichtensperre verhängt und generell einem obsessiven Perfektionsdrang nachläuft bzw. diesen lebt.

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    @ Roland Ziegler

    Ja. Konnte ich nie, den Druck. Deswegen keine Geige. Die chinesischstämmige Amerikanerin, die ihre Kinder treibt, als wären das Pferde und dann noch unbefangen ein Buch darüber geschrieben hat, stellt mir die Nackenhaare auf. Unser neuer Wilhelm Zwo, auf weiblich. Aber ich bin mir sicher, dass Sie da maßvoller sind.
    Den Chinesen ist nicht ganz klar, dass man sie am ehesten durch Klone und Roboter ersetzen kann. Ich frage mich, ob man durch zu viel Druck und Zwang Talente übersieht.
    Daher wäre ich begeistert, wenn Kunst, Musik und Sport aus der Schule verschwinden würden und, je nach Neigung und Talent, nachmittags im Verein verpflichtend gemacht würden. Die wirklichen Talente meiner Kinder kamen im Wesentlichen außerhalb der Schule zum Vorschein.
    Allerdings haben wir auch viel gezockt, Karten, Monopoly, Mensch,überspring kein Feld, Puzzle. Das sind die Sachen, die entfalten.

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    …Nachtrag für Skifahrer und Tiefschneeliebhaber: Lesen Sie die Gespenstergeschichte von Algernon Blackwood: „Im Banne des Schnees“!

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    Seinen Kindern sollte man aber, unabhängig von dem wozu sie gerade Lust haben, beim Dicke-Bretter-bohren helfen. Egal ob Geige, Sport oder sonstwas. Man muss sie bei ihrem Ehrgeiz packen und sagen: „Du hast mir doch wiederholt gesagt, dass du das willst! Wenn du das willst, dann musst du jetzt das-und-das machen.“ Hier endet die Freiwilligkeit und beginnt die Konsequenz: „Jetzt wird geübt!“ Alternativ muss das Projekt komplett infrage gestellt oder gar beendet werden. Sonst wird es nichts. „Ohne Fleiß keinen Preis“, sagt die Lehrerin. Das ist keinster Hinsicht neu, aber vollkommen wahr.

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    Aber Parisien, ich habe doch überhaupt nichts dagegen, wenn Sie lieber am Pool liegen. Im Gegenteil.
    Skifahren finde ich nicht deshalb überflüssig oder schädlich, weil ich es nicht kann oder es mir zu teuer ist. Wie kommen Sie darauf? Skifahren alleine im Tiefschnee ist bestimmt sehr schön. Ich kann es aber nicht, da haben Sie recht.
    Massenabfahrten und lustige Apres-Ski-Parties dagegen sind was für Leute, denen ich in den Bergen nicht begegnen will. Natürlich kann ich das nicht bestimmen. Aber ich möchte ihnen eben nicht begegnen. Und in seiner Massenvariante ruiniert es die Berge. So wie die Baller- oder Bassermänner und ihre Hotelburgen in Spanien sämtliche Strände ruiniert haben.

    Das ist nunmal so; ich kann nichts dafür, machen Sie doch nicht den Überbringer der Nachricht verantwortlich.

    Geigespielen finde ich nicht deshalb gut, weil es für andere zu teuer ist. Das passt doch gar nicht zu Ihrer Skierklärung? Das finde ich einfach so schön, wie das Schwimmen im Meer. Meine Tochter übrigens auch, als Erste sogar, vor mir. So teuer ist es außerdem gar nicht (25 Euro/Stunde, das muss man eben für sowas bezahlen).

    Und Windräder finde ich nicht schön. Sie werden aber auch nicht aufgestellt, um schön zu sein.

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    @ Roland Ziegler

    Willensfragen

    Meine Kinder WOLLTEN schwimmen lernen. Ich habe es ihnen selbst beigebracht im Urlaub, mit fünf Jahren. Zuerst haben sie Wassertreten gelernt. Wassertreten kann jeder Nichtschwimmer. Es ist das Mittel, sich eine Zeitlang über Wasser zu halten und weniger zu frieren. Dann haben sie amerikanisch gelernt. Kraulen. Kein Ding. Auf dem Rücken geht es noch leichter.
    Geige wollte keiner spielen. Daher spielt keiner Geige.
    Hoffentlich will Ihre Tochter Geige spielen.
    Das, was hier zählt, ist die Bereitschaft. Und Sport wie auch Musik sind keine Überlebensnotwendigkeiten (i.d.R.), sondern Freizeitbeschäftigung und Luxus.
    Wenn ich sehe, wie gewandt Palästinenser Steine werfen, denke ich immer: Das könnten gute Skater sein. Diese Körperdrehung. Auf dem nächsten Boot, falls es noch eins gibt, sollten die Linken ihnen Skateboarde mitbringen. Aber nicht zum Werfen.
    Ich kenne noch eine gute Story von einem Freund von mir: Den hat ein Bauarbeiter, der zufällig vorbei kam und ihn schreien hörte, mit einer Leiter aus dem Loch in dem gefrorenen See geholt, wo er schrie und Wasser trat. Dem fehlte Erkenntnis: Dass das Eis zu dünn sein könnte. Eislaufen: Nur in Holland und nur, wenn die Holländer auch drauf sind. Der Freund ist ein guter Schwimmer, nur bringt das nichts unterm Eis.

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    @ Roland Ziegler
    Do schau mal einer an! Zufällig liebe ich Skifahren und mache das gelegentlich. Keine Ahnung, wo Sie hinfahren. Wo ich im Sommer und Herbst oft hinfahre, weiden sommers Kühe auf fetten Pistenweiden, die genauso gut aussehen wie alle anderen Weiden, vielleicht sogar besser, weil sie zur Not mit Kunstschnee bewässert wurden. Aber Sie machen offensichtlich Urlaub oberhalb der Baumgrenze. Da stehen dann manchmal nur die Gestänge von den Liften, das ist schon wahr. Und das sieht dann ähnlich aus wie Windräder an der Nordseeküste: Technisch. Vorher kahl, dann technisch. Aber gegen die Windräder haben Sie nix, oder? Nur gegen Skifahren. Vermutlich, weil Sie sich das nicht leisten können. (Ich kann mir eigentlich den Energieumbau nicht leisten, will nicht zumindest.) Und deswegen ist es schlecht, das Skifahren. Weil der Roland Ziegler mit seinen Luxustöchtern daran keine gesellschaftliche Teilhabe hat. Oder Angst vorm Hinfallen. Oh. Putin ist böse, denn der läuft Ski. Nach dieser Logik kann der in Neukölln, der sich keinen Geigenunterricht für seine Tochter leisten kann, Geigenunterricht verdammen oder die Geige, wegen des Tropenholzes und so.
    Ich war übrigens zwei bis drei Jahre lang der beste Schwimmer meiner Schule. Seit mich jemand mit seinem Hund in der Nordsee aus einem Trecker gezogen hat, betrachte ich die Sache etwas skeptischer.
    Aber die schöne Geschichte will ich Ihnen nicht vorenthalten. Jemand erzählte von einem Mann, der sehr gut schwimmen konnte. Die Frau auch. Trotzdem fiel sie über Bord von seinem Boot. Er konnte kein Mann-über-Bord-Manöver, der Gute. Da warf er ihr ein Tau zu und schleppte sie in den Hafen. Als sie im Hafen ankamen, war sie tot. Erfroren. Ich finde, man sollte Mann-über-Bord-Manöver in der Schule üben. Und jeder sollte einen Taucheranzug kaufen müssen.
    Geigenspieler-Schüler will ich übrigens nicht als Nachbarn haben. Es ist eine Quälerei. Aber Sie meinen, das wäre das Einzige und Höchste. Weil Sie das machen. Und was Sie machen, scheint das Mindeste zu sein und das einzig Richtige, so dass Sie aus einer halben Glosse einen Superzankapfel machen und mal wieder zeigen, dass Sie null Humor haben.
    Zum Schwimmzwang für Muslime wird sich meine Haltung niemals ändern. Man sollte Leute nicht zwingen. Auch nicht, wenn andere das als Glück empfinden. Meine Muslime brauchen nicht schwimmen zu lernen, wenn sie damit glücklicher sind, aber meine Muslime sollen sich nicht in mein Weihnachten einmischen, denn damit bin ich glücklicher. Und meine Skikühe machen bestimmt die glücklichste Milch nach dem guten Kunstschnee.

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    Ich gebe Ihnen und 68er aber recht: Man sollte sehr vorsichtig sein, im Meer und in den Bergen. Die Natur ist unüberschaubar, unbeherrschbar und sie hat extreme Kräfte, die man unbedingt kennenlernen und respektieren muss. (AKWs, wenn ich mir das in diesem Zusammenhang erlauben darf, sind Hybris.)
    Das heißt nicht, dass man auf Naturerlebnisse verzichten kann. Obwohl das „natürlich“ am sichersten wäre.

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    …Im Auto anschnallen: klar. Bei Rot abbiegen: ich bin Fahrradfahrer in Berlin (wenn Sie wissen was das heißt). Skifahren dagegen, gerade in seiner Massenausprägung, halte ich für vollkommen überflüssig, ja schädlich. Wir fahren diesen Sommer in die Berge, und mir grauts jetzt schon von diesen traurig kahlen Hängen mit ihren gespenstischen Skiliften, die überall herumstehen. Eigentlich hätte man um Österreich einen großen Bogen machen müssen. Gleich ins Piemont fahren. Am besten hätte man dazu italienisch lernen sollen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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    @Parisien: Für mich ist das Wasser, insb. das Meer, etwas Besonderes. Das Schwimmen reduziert dieses Risiko, denn wikipedia hin oder her: ein Nichtschwimmer lebt im Wasser kürzer als ein Schwimmer. Deshalb verstehe ich Ihre Fragen nicht. Sie sind es doch, der im Wasser Angst hat? Und lieber auf dem Trockenen sitzt bzw. sich an den Hotelpool legt? – Brav. Aber wer ein Abenteuer erleben will, muss sich von der Liege erheben und auch etwas riskieren.

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    Noch’n Ausschnitt aus Wikipedia:
    „Statistiken und Studien zeigen, dass ein großer Teil von Ertrinkungsunfällen dicht am Ufer und an Booten passieren. Sehr häufig wurden die Betroffenen im Nachhinein als gute Schwimmer beurteilt.“

    Ertränkte sind nicht aufgeführt.

    Bei Bersteigern verunglücken auch oft die besten. Deshalb sollten Kinder in der Schule sicherheitshalber Bergsteigen lernen.

    Lassen Sie sich nicht verarschen.
    Ich nehme an, Sie haben alle Glühbirnen ausgewechselt? Brav.
    Sie schnallen die schon größeren Kinder oder Ihre Eltern hinten an? Brav. Hoffentlich kommen Sie nie von der Straße ab.
    Sie sind noch nie bei Rot rechts abgebogen, wenn die Ampel defekt war? Brav.

    Und Sie haben noch nie von verunfallten Schwimmern und Surfern gehört.
    Auch nicht von den zahlreichen Kleinkindern, die in Nachbars Teich ertrinken. Ich hab’s. Man lässt sie alle im Mutterleib. Dann können sie schwimmen.

    Die Unfälle im Schnee sind auch erwähnenswert. ich finde, dass alle Kinder in der Schule Ski fahren lernen sollten, weil so viele im Schnee verunglücken.
    Das kommt meistens zustande durch Zusammenstöße auf der Piste. Können alle nicht skifahren.

    Nee, echt: Können nicht richtig gucken, eine extrem verbreitete Krankheit, die meistens mit mangelnder Beobachtungsgabe und mangelnder Skepsis einhergeht, auf der Piste auch mit einem Hier-komm-ich-Egoismus.
    Mein Bürgermeister, der uns das schöne Schwimmbad baute, hätte auch nicht gedacht, dass man eines Tages auf Schulen angewiesen sein würde.

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    @ Roland Ziegler

    Das ist das Ergebnis einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa, die die DLRG in Auftrag gegeben hat. Und: Ertrinken ist bei Kindern im Alter bis zu neun Jahren die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache.

    In Deutschland ertranken 2010 insgesamt 438 Menschen, 7,6 Prozent weniger als 2009. 80 Prozent der Ertrunkenen waren Männer. Es waren 18 Kinder im Vorschulalter als Opfer betroffen. Mehr als die Hälfte der Ertrunkenen war älter als 50 Jahre. In diesen Zahlen sind auch Ertrinkungsunfälle enthalten, bei denen die Opfer von Booten oder vom Ufer aus ins Wasser gestürzt, ins Eis eingebrochen oder nach Autounfällen ertrunken sind.[3]

    Im Jahr 2005 gab es in Deutschland 477 Opfer bei Badeunfällen in Gewässern zu beklagen, wobei die Mehrzahl in unbewachten Badeseen…..

    1. Link aus: Der Rubel soll rollen:
    http://www.welt.de/regionales/.....blich.html

    2. Link aus dem staubtrockenen Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ertrinken

    Vorschlag: In der Schule Fliegen lernen, weil einige Kinder aus dem Fenster fallen.

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    @ Roland Ziegler
    Oder müssen wir darauf vertrauen, dass dergleichen in unserem Rechtsstaat nicht möglich ist?

    Das hat wohl sehr viel mit Eitelkeit zu tun. Und Witze auch mit Ohnmacht.
    Die sind nicht so eitel bei uns. Im Prinzip waren wir doch alle immer froh, dass wir leben. Der Holocaust macht demütiger, manchmal etwas zu sehr.
    Aber wenn jemand gemobbt wird wie Sylvia Meixner, sehe ich wenig Bereitschaft, dem zu helfen.
    Wer tausend Zimmer für sich baut, will nicht vom „Pöbel“ kritisiert werden. Der Bürgermeister eine Nr. kleiner, aber mit Vorbild.
    Am besten sind die, die auf dem Teppich bleiben. Ich würde sowohl Merkel als auch Gabriel dazuzählen, auch Özdemir oder Westerwelle. Die kann man vermutlich auch kritisieren. Schließlich wollte Göbbels nicht kritisiert werden. Dem möchte keiner ähneln.
    Sarko hatte eindeutig die Bodenhaftung verloren. Bush übrigens nie. Zu Bush‘ Zeiten konnte man fast Lagerfeuer vor dem White House machen und laut protestieren. Mit dem kann man an sich Pferde stehlen gehen. Dazu passt, dass er jetzt malt. Seine Mutter, Laura, wirkt sehr sympathisch. Das muss es sein.
    Nur nebenbei: Man kann die manchmal nicht ab. Aber als ich die Geschichte der Verluste von Joe Biden gelesen habe, kamen mir die Tränen.

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    @Stevanovic: ja. Und mit dem Vermummungsverbot würden wir alle zu Laufburschen, das können wir doch nicht wollen? Die wildgewordenen Ritter, die schnaubend auf ihre Tastaturen einhacken, haben eben ihr Visier heruntergeklappt; das macht doch nichts. Sie fühlen sich sicherer damit und vielleicht sind sie es auch. Normalerweise tut das nur der Tastatur weh. Wenn mal echter Schaden entsteht, muss man nicht gleich alles verbieten. Und gerade der Herr Werner, der sich so tapfer und mit offenem Visier gegen die Übermacht der Grünen wehrt, ist doch sonst nicht so sehr für Verbote? Dachte ich.

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    @Ziegler

    Nicht nur das: Das offene Visier war ein Kennzeichen der Mächtigen und Wehrhaften. Der Ritter, die sich verteidigen und damit ein offenes Visier leisten konnten. Ein Laufbursche hatte kein Visier.

  20. avatar

    Wenn das offene Visier eine Frage des Stils ist, dann ist das aber ein Argument gegen das Vermummungsverbot. Eine Uniform ist ja auch keine Stilfrage.

  21. avatar

    @lucas
    So entstehen Missverständnisse: lucas habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil sie die Anonymität verteidigen und schon mehrmals die Echtheit meines Namens in Frage gestellt haben. Ich will nicht von einer Gegenprovokation sprechen, aber im Grunde waren die Anführungszeichen genau das. Wären sie nicht darauf eingegangen, hätte ich es dabei gelassen.
    Sollte ich tippen, wer sie sind, würde ich auf einen Studenten aus Frankfurt tippen, in den Publikationen habe ich die eine oder andere Parallele entdeckt, aber mir ist bewusst, dass man gerne Muster erkennt, auch wenn man nur einen kleinen Ausschnitt sieht. Hand aufs Herz, ich habe keine Ahnung.
    Lucas lese ich gerne, sie haben ihre Gründe, mich stört das nicht und wenn es ihnen unangenehm ist, können wir es dabei belassen.

    @Parisien
    Man muss aber auch zugeben, dass ein Vermummungsverbot auch die Spinner als solche outen würde. Mir macht nur Sorgen, ob die eine oder andere Anekdote mein Kreditrating schmälern würde. Das macht mir mehr Sorgen als die CIA. Die größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit ist nicht der böse Diktator, sondern seine Schergen. Die schüchtern ein, oder in Demokratien, der Vertreter der Lebensversicherung, der Arbeitgeber, der Kunde. Im Grunde die Angst vor denen, von denen mein Leben wirklich abhängt. Ich sehe gute Gründe für beide Seiten.
    Zu dem Professor kann ich nichts sagen, aber wenn ich an die verbalen Entgleisungen im Netz denke, kann ich mir gut vorstellen, dass der Mann sowas nicht verdient hat und dass das schnell jede sachliche Grundlage verliert.

  22. avatar

    @ Stevanovic

    Genau. Denn der Nachbar kann eher dein Feind sein, wie Sie mal sehr eindrucksvoll an den Entwicklungen in Bosnien darlegten. Und dann willst du nicht, dass dein alter Deutschlehrer dich liest oder deine Ex-Freundin oder gar dein Shrink oder dein Verkehrspolizist um die Ecke oder der afghanische Türsteher vom Marriot oder was auch immer. Oder dein Bürgermeister oder Friseur. Wenn einer dich mag allerdings, erkennt er dich auch unter der Anonymität, weil er dich dann kennt, auch semantisch. Und google, most certainly, erkennt dich auch. Was resultiert daraus? Du kannst über google klagen, die Allmacht, Steuern und so, aber du vertraust google mehr als deinem Nachbarn. Das findet google schön. Yahoo auch.

  23. avatar

    An alle

    Ich lese oft interessante Diskussionen in amerikanischen blogs oder auch im Guardian. Sie sind alle verschlüsselt, im Guardian auch mal mit Zahlen. Interessant ist nur, was drinsteht. Und wenn das stimmig ist, brauchen diese Leute für mich keine Zuordnung. Sie sind dort, im anglo-amerikanischen Sprachbereich, oft sehr direkt, aber durchaus auch höflich.
    Ich fürchte daher, dass wir in der Sache Münkler mit schlechtem Benehmen und Feigheit zu tun haben. Ich beobachte, das beides auf Twitter sehr verbreitet ist. Twitter ist offenbar das Medium für Schreibunfähige sowie Schroffe. Es handelt sich also mehr um ein Twitter-Phänomen, auch mal eine facebook-Erscheinung. Man sollte daraus nicht ableiten, dass Aufschlüsselung von Identität dienlich ist, denn dann würden viele, die genau wissen, dass jeder Dienst und auch Medien wohl ihre Identität herausfinden würden, die aber diese nicht jedem Heini zeigen wollen, nicht mehr schreiben.
    Wer die Anonymität retten will, muss sich benehmen. So gesehen fragt man sich, on die Angriffe auf Münkler echt sind oder nur mal wieder ein Versuch, Anonymität zu verbieten und somit Internetdiskussionen zugunsten größerer Interessen abzuwürgen. Sie könnten problemlos aus jedem Land kommen, dass sehr gern Namen hätte, ob jetzt bei Amerikakritik oder bei Islamkritik. Auch ohne weiteres aus der Türkei, wo man an einer Stelle zu gern alle kritischen Türken erfassen würde. Solche Dinge sind gefährlich.

  24. avatar

    Dann kenne ich Sie nicht.
    Sie sind also flach? *stirnrunzel*
    Naja, aber dass ich nicht lucas bin wissen sie wohl, sonst hätten sie und Parisien mein Pseudonym nicht in Anführungszeichen gesetzt.

    Lieber Moritz Berger,
    stimmt, einen semantischen footprint gibt’s, mit etwas multiple personality „disorder“ sollte aber auch das Schnee von gestern sein.

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    @Moritz Berger

    Hm, könnte auch an sie gerichtet sein. Naja, so lernt man sich kennen.

    Ich muss ehrlich sagen, die Jungs mit den semantischen Algorithmen machen mir keine Sorgen. Für die bin ich nicht spannend genug und wenn ich spannend werde, haben doch noch ganz andere Mittel. Vor denen schützt die „Anonymität“ nicht. Anonymität schützt vor der nahen Umgebung, die nicht solche Algorithmen hat: dem Professor, dem Bürgermeister, dem Arbeitgeber, der Bankfiliale etc… den kleinen Großkopferten. Aber auch von den Spinnern in der nahen Umgebung, die Anlässe für Kreuzzüge und Exorzismen suchen und denen das große/ganze doch zu groß ist, aber die meinen, es mit meine Nerven aufnehmen zu müssen.

    Im Grunde halte ich das offene Visier für eine Frage des Stils. Ein Vermummungsverbot in allen Bereichen hätte auch was, aber man würde auch Möglichkeiten verlieren. Nicht als Wiederstand gegen Imperien, sondern gegenüber dem Professor. Immerhin haben anonyme Schmähungen der Lehrkräfte eine lange Tradition, auch und gerade in Kulturnationen 🙂

  26. avatar

    @Lucas

    Sorry

    Sie haben den Nissan Fahrer gemeint 🙂

    @Stefanovic

    Auch die Anonymität läßt sich heute durch einen semantischen Algorithmus entschleiern.
    🙂

    Analog den biometrischen Daten gibt es auch einen semantischen footprint.

  27. avatar

    @Lucas

    Für mich lieber Lucas sind Sie als Lucas mit oftmals sehr interessanten Beiträgen hier im Blog bekannt.

    Ist es daher notwendig zu wissen, ob Sie Student, Tischlergeselle oder Investmentbanker sind?

    Und wenn Sie wenig Vertrauen gegenüber Fremden haben, wie wollen Sie neue Leute kennenlernen?

    Und:

    Ich fahre keinen roten BMW.

  28. avatar

    @lucas

    Wenn sie mich meinen: Ich fahre einen Nissan Note und bin Angestellter, d.h. hinter Stevanovic, so wie sie ihn hier lesen, verbirgt sich keine 3.Dimension und nur weil ich publizistisch nie in Erscheinung getreten bin (hier und da mal ein Kommentar an Stelle 27. in der Kommentarspalte einer Online-Publikation), politisch immer in der hinteren Reihe im Ortsverein stand und auch künstlerisch nichts zu bieten habe, dürfen sie nicht glauben, ich hätte etwas zu verbergen. Ich verberge nichts, vielmehr habe ich nichts, was ich ihnen zeigen könnte und deswegen ist über mich auch nichts im Internet ausgestellt. Ab und zu hier rumkamellen reicht mir. Und ich heiße genau so: Stevanovic. Stevan Stevanovic. Warum ich so heiße, ist eine Balkan-Anekdote für sich. Und nein, ich habe keinen blassen Schimmer, wer sie sind.

  29. avatar

    Ich habe es eigentlich nur dem auch von mir vermissten EJ nachgemacht und irgendwann den Klarnamen eingesetzt. Der muss natürlich auch nicht stimmen (tut er aber). Ich finde, irgendwann sollte man zu dem, wie und was man ist, stehen und sich selber nicht verleugnen. Im Gegensatz zu vielen anderen haben wir diesen Luxus (noch?) ungestraft. Genauso, wie ich es immer abgelehnt habe, mich für eine Karriere zu verstellen, möchte ich auch meine Meinung mit offenem Visier sagen können dürfen.
    Die sich anonym an diesem Professor abreagierenden Studenten handeln vor allen Dingen sehr kleinbürgerlich-spießig, weil sie (jetzt schon) Angst um ihre Karriere haben. Daß sie damit Despoten alle Tore aufreißen, ist ihnen, glaube ich, gar nicht klar.

    Im Übrigen ist es wohl so, wie Stevanovic schreibt, man präsentiert schon ziemlich seine (naja) ‚Seele‘ hier, aber das tut man in der realen Welt auch ständig, dort auch noch meistens unbewusst und das kann übrigens auch nicht ‚gelöscht‘ werden. Nur mit der Angabe, ob ich auf Reisen bin, wäre ich vorsichtig, zumindest ohne Aufpasser zu Hause.

  30. avatar

    Das klingt kindisch, aber ich wurde leider in den letzten Monaten in meinem Vorurteil doch besser weniger Vertrauen gegenüber Fremden zu haben bestätigt.

    Wer ich bin wissen Sie, genauso wie Parisien und vermutlich der Rest hier anscheinend.
    Nun wissen sie auch noch, dass ich weiß, dass ich wenig Vertrauen habe, aber das dachten Sie sich vermutlich schon.

    Wer Sie sind, weiß ich immer noch nicht. Fahren Sie einen roten BMW?

  31. avatar

    @lucas

    „Dann fangen sie Stevanovic an“

    Und was ist mit Ihnen lieber Lucas ??? 🙂

    Und generell zur Thematik:

    Der blog ist doch nicht “ Gala “ oder die Bunte und auch nicht die yellow press.

    Und selbst im Economist wissen Sie als Außenstehender nicht, wer sich hinter den Kommentatoren versteckt.

    Und was den erwähnten Kaffee von Stevanovic betrifft.

    Sie finden mich sehr selten im starbucks, außer es ist kein hot spot in der Nähe.

    🙂 🙂 🙂

  32. avatar

    @Stevanovic

    „Auf der anderen Seite ist Anonymität der Schutz des Schwächeren, gerade Demokraten polemisierten anonym gegen die Fürsten, weil sie sonst gehängt worden. So gesehen ist ein Professor ein geeignetes Ziel für anonyme Angriffe seitens seiner Studenten und nicht mit Mobbing unter Schülern gleichzusetzen“

    stimme ich zu.

    Was das Mobbing betrrifft, ein worst practice Beispiel ist hier zu finden:

    http://www.zeit.de/2015/21/col.....ch-prozess

  33. avatar

    So ein Visier ist doch eine gute Sache. Die damit verbundene Verrohung ist nicht so schlimm. Wenn man das Visier und die Freiheit, es hochzuklappen oder eben unten zu lassen, entfernt und jeden dazu zwingt, sich allen, auch allen Instanzen, permantent zu offenbaren, ergibt sich eine viel schlimmere Verrohung.

  34. avatar

    @lucas

    Wenn sie hier regelmäßig mitlesen, wissen sie eigentlich alles über mich, lieber „lucas“. Mit dem, was ich hier alles von mir erzählt habe, haben sie alle Informationen, um mich auf einen Kaffee zu besuchen. Würde mich sehr freuen. Kein Wort ist gelogen (vielleicht das eine oder andere über oder untertrieben, aber immer nach besten Wissen und Gewissen). Sie müssen nur neugierig genug sein, um bereit zu sein, etwas Vertrauen zu investieren… bin ich ihnen das wert?

  35. avatar

    Dann fangen sie Stevanovic an, wie sehen sie aus, wie heißen sie wirklich, wo wohnen sie. Rainer Werner und Alan Posener gehen da mit gutem Beispiel voran, gibt’s alles im Internet.

  36. avatar

    Wo ist eigentlich Edmund Jestadt, schon seit Monaten nichts mehr von ihm gelesen? Der letzte mir bekannte Kommentar ist vom 03.03.2015.

  37. avatar

    Für offenes Visier bin ich auch und ich finde, die Sitten im Internet sind schon verroht. Für ein Vermummungsverbot wäre ich zu haben. Gibt es durch Anonymität mehr Meinungsfreiheit, oder erodieren die Sitten so, dass Meinungen nicht mehr durchdringen? Ja, Stellenweise ist da was gekippt und das nicht zu knapp.

    Auf der anderen Seite ist Anonymität der Schutz des Schwächeren, gerade Demokraten polemisierten anonym gegen die Fürsten, weil sie sonst gehängt worden. So gesehen ist ein Professor ein geeignetes Ziel für anonyme Angriffe seitens seiner Studenten und nicht mit Mobbing unter Schülern gleichzusetzen.

    „Münkler sieht in der Gesinnungskontrolle im Netz durchaus Parallelen zu den Zuständen nach 1933.“ Klingt nach Hühner- Holocaust. Man kann von Studenten Charakter erwarten, zu ihrer Sache zu stehen. Von einem Professor aber auch.

  38. avatar

    zur Ergänzung der Diskussion: und zum Thema Anonymität

    „Keine Zensur, keine Denunziation

    Medial hat Münkler derweil viel Unterstützung erfahren. Wie viele andere Journalisten attestierte etwa Regina Mönch in der FAZ dem Watchblog „Zensur“ und ebenfalls „Denunziation“.

    Nun lohnt es sich, an dieser Stelle zunächst einmal begrifflich genau zu sein. Denn von „Zensur“ kann im vorliegenden Fall keine Rede sein, schließlich ist eine Gruppe von Studenten kein staatlicher Akteur, der Münkler irgendeine Äußerung verbieten könnte. Und auch der Begriff der „Denunziation“ geht hier zunächst fehl. Darauf hat Patrick Bahners, seinerseits ebenfalls Redakteur der FAZ, in einem Facebook-Post hingewiesen: „Die öffentliche Verbreitung öffentlicher Äußerungen kann nicht den Tatbestand der Denunziation erfüllen, ganz abgesehen davon, dass Denunziation die Anzeige bei einer Obrigkeit ist.“

    In diesem Zusammenhang entkräftete Bahners gleich auch die vielfach vorgebrachte Kritik, dass die bloggenden Studenten sich im Schutz der Anonymität bewegen: „Auch und vor allem setzt das Recht zur Kritik nicht voraus, dass sich der Kritiker mit seinem Namen oder Gesicht zu erkennen gibt.“ Vielmehr sei für die wissenschaftliche Sphäre der Namenszwang schon gar nicht selbstverständlich. „Eher war früher die Anonymität die Regel. Einige der berühmtesten Rezensionsorgane wie die Edinburgh Review und das Times Literary Supplement haben jahrzehntelang prinzipiell anonyme Rezensionen publiziert.“ Prinzipiell ist Bahners beizupflichten. “

    aus:http://www.zeit.de/kultur/2015.....us-debatte

    Und:

    Auch und vor allem setzt das Recht zur Kritik nicht voraus, dass sich der Kritiker mit seinem Namen oder Gesicht zu erkennen gibt. Die Möglichkeit, einen falschen Bericht über eine Vorlesung richtigzustellen, hat nicht zur Bedingung, dass man dem Autor ins Gesicht sagen kann: Du lügst doch! Für die wissenschaftliche Sphäre ist der Namenszwang schon gar nicht selbstverständlich. Eher war früher die Anonymität die Regel. Einige der berühmtesten Rezensionsorgane wie die Edinburgh Review und das Times Literary Supplement haben jahrzehntelang prinzipiell anonyme Rezensionen publiziert. Zu dieser Praxis gibt es ein lebhaftes Pro und Contra der wissenschaftsethischen Meinungen – aber es gibt eben nicht nur Contra! Schon deswegen gehen die meisten Pressekommentare zur Causa Münklerwatch in die Irre, da sie suggerieren, die Blogger hätten sich evidentermaßen ins Jenseits des wissenschaftlich Zulässigen begeben.

    Der wichtigste Grund für die Anonymität liegt auf der Hand: Sie fördert die Ehrlichkeit, den Freimut der Kritik. So hat sie sehr wohl auch im heutigen Wissenschaftsbetrieb an entscheidender Funktionsstelle ihren Platz behauptet – nämlich in der Praxis der Peer Review bei der Manuskriptannahme in Zeitschriften und Buchreihen sowie bei Stellenbesetzungen. Münklerwatch ist ein Fall der Beurteilung durch Ungleiche. Hier gibt es nun besondere Gründe dafür, den Schutz der Anonymität zu suchen, den nach klassischer liberaler Auffassung, wie sie der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in mehreren Urteilen dargelegt hat, die Mindermächtigen benötigen und verdienen. Beobachtet wird der Professor, der hinterher womöglich die Beobachter prüfen wird. Dieses asymmetrische Machtverhältnis ist eine Sache der Rollenverteilung, es zu beschreiben ist noch keine Aussage zur Person von Herfried Münkler – obwohl dieser, wie er selbst ironisch angemerkt hat, ein Experte für solche Machtverhältnisse ist.

    Und wenn schon der US Gerichtshof sich äußert:

    „Hier gibt es nun besondere Gründe dafür, den Schutz der Anonymität zu suchen, den nach klassischer liberaler Auffassung, wie sie der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in mehreren Urteilen dargelegt hat, die Mindermächtigen benötigen und verdienen“

    aus:http://redaktionsblog.hypotheses.org/2859

  39. avatar

    Einen Link habe ich falsch kopiert:

    Hier findet man einen Artikel, in dem beschrieben wird, wie die „alten Kämpfer“ der Bewegung gegen ihre Väter pöbelten.

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....01314.html

    Schon damals mokierte man sich über „allgemeine Pazifismusforderungen“, heute himmelt man den neuen Kaiser Gauck an und träumt wieder vom „Platz an der Sonne“.

    Degoutant, aber irgendwie auch konsequent.

  40. avatar

    Man kann es schon nicht mehr hören, wer alles weshalb man „antisemitisch“ sein soll. Die Nazistudenten pöbelten offen rum und bedrohten die Professoren handgreiflich, und deshalb kann man die Leute von Münkler-Watch mit denen vergleichen, weil sie nicht in der Vorlesung pöbeln und niemanden angreifen? Ich versteh gar nichts.

    Herr Münkler hat doch die Möglichkeit im Kommetarbereich auf dem Blog auf die Argumente einzugehen, kann gegen falsche Darstellungen seine Gegenvorstellung anbringen, was regt er sich denn so künstlich auf? Das ist schon alles ein wenig gockelhaft. Er gefällt sich in der vermeintlichen Opferrolle und schafft es, dass der vermeintliche Skandal vom eigentlichen Thema ablenkt.

    Ich finde es verständlich, dass junge Leute, die in einer Vorlesung auf diesen präpontent wirkenden Mittsechziger treffen, ihre Verwirrung in einem Blog versuchen zu verarbeiten. Vielleicht wäre es besser, sich mit dem Herrn und seiner sonstigen Schaffenskraft zu befassen. Seiner Beratertätigkeit für das Militär, seine Utopie, die Menschen im Nahen Osten dadurch zu beglücken, dass man sie zu Demokratie und Glück bombt.

    http://www.fr-online.de/spezia.....13906.html

    Wenn man sich anschaut, was daraus geworden ist, fragt man sich, was aus unserer Gesellschaft werden soll, wenn unsere Kinder bei Herrn Münkler „Politik“ studieren. Das einzig erfreuliche an dieser Posse ist doch, dass zumindest nicht alle jungen Leute all den gefährlichen Unsinn goutieren, der ihnen von diesen Schreibtischstrategen aufgetischt wird.

    Ich bin kein freund von freudianisch, pseudopsychologischen Diagnosen am lebenden Gegenüber, aber in diesem Fall frage ich mich schon, wieso her Werner hier so mit der großen Nazikeule ausholt, wenn doch ein anderer Vergleich bei der Sozialisation des Verfassers viel näher gelegen hätte. Wahrscheinlich war er nicht dabei, aber er wusste bestimmt davon, dass seine Genossen in den 70er Jahren es den braunen Ahnen nachmachten, als sie Professoren anpöbelten, Vorlesungen sprengten und allen und jedem versuchten, ihre Meinung aufzuzwingen:

    http://www.fr-online.de/spezia.....13906.html

    Dieses präpotente Gehabe haben viele der „68er“ nicht abgelegt, wie man an Herrn Werner und Herrn Münkler ablesen kann. Es wird mit Behauptungen wild um sich geworfen und jeder, der nicht ihrer Meinung ist, ist ein Nazi oder Antisemit. Wie das auf die Jugend wirkt, darüber denken die Herren, denn es sind meist Herren, selten nach. Was mich an der ganzen Sache nervt, ist der traurige Befund, dass die jungen Leute durch Schule und Medien so vereindimensionalisiert und verängstigt sind, dass sie sich nur noch anonym trauen, ihr Unbehagen zu artikulieren. Herbert Marcuse hätte es sich schlimmer nicht vorstellen können.

    Ich sage meinen Kindern immer, dass sie auch bei vermeintlichen Respektspersonen wie Lehrern oder Trainern, wenn diese sich objektiv unverschämt oder unangemessen benehmen, gerne auf Konrad Adenauer berufen dürfen, der so treffend sagte:

    Jetzt sind Sie mal bitte still!

  41. avatar

    Lieber Rainer Werner,

    grau ist leider alle Theorie:

    Jeder Internetzugang sollte, wenn er eingerichtet wird, automatisch mit einer Signatur versehen werden, die den Klarnamen des Nutzers enthält. Dies entspräche dem Absender eines “analogen” Briefes. Dann würde sich bei Rechtsverstößen die umständliche Ermittlung der IP-Adresse erübrigen, weil jeder Nutzer auf einen Blick erkennen könnte, wen er vor sich hat, selbst dann, wenn er mit anonymen Mail-Adressen agiert.

    Ein Joghurt Becher wird in ein/zwei Jahren auch eine IP Adresse haben, siehe Internet der Dinge.
    Siehe:
    Die wesentlichen neuen Eigenschaften von IPv6 umfassen:

    Vergrößerung des Adressraums von IPv4 mit 232 (≈ 4,3 Milliarden = 4,3·109) Adressen auf 2128(≈ 340 Sextillionen = 3,4·1038) Adressen bei IPv6, d. h. Vergrößerung um den Faktor 296 (≈7,9·1028).

    aus:

    http://de.wikipedia.org/wiki/IPv6

    http://de.wikipedia.org/wiki/Internet_der_Dinge

    Im Blog kursierte einmal der Begriff der Büchse der Pandora.

    Letztlich gilt dies auch für das Web.

    Oder wir müssen wir zu haptischen Leserbriefen zurückkommen.

    Oder analog des individuellen CO2 footprints zum individuellen semantischen footprint (der bereits über Algorithmen realisiert werden kann)

    Im konkreten Fall von Münkler wären die anonymen Blogger sehr schnell identifiziert.

    Nur wer verfügt über die entsprechenden Ressourcen??

  42. avatar

    Ich will das Verhalten dieser Studenten nicht gutheißen, zumal ich mich inhaltlich weder mit diesem Professor noch seinen Kritikern befaßt habe.
    Allerdings ist das Verhältnis zwischen Professoren und Studenten das klassische Machtverhältnis zwischen Machthabern und Abhängigen. Die Anonymität des Internets ist dabei ein Verteidigungsmittel der Machtlosen.

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