Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.
Gera und das Haus Reuß
Die Herkunft des Namens der Fürstenfamilie können Sie hier nachlesen. Der Namensgeber hieß Heinrich und seine Nachkommen waren fast alles Heinriche. Auch der alte Herr, der geplant haben soll, Gesundheitsminister Lauterbach zu entführen, heißt so.
1564 teilten die Reußen ihre Herrschaft. Das „Haus Reuß, jüngere Linie“ residierte seitdem in Gera. Auf der Osterburg, wo es derzeit wegen Umbauarbeiten nichts zu besichtigen gibt, außer dem Donjon, dem Turm (Bild unten).
Wie der letzte Fürst hieß, der hier im Jahr 1900 über 139.210 Untertanen gebot? Na Heinrich der siebenundzwanzigste natürlich.
Einen Besuch wert ist die Orangerie des Fürsten (Bild unten).
Wegen der beachtlichen Sammlung der Werke von Otto Dix, dem berühmten Sohn der Stadt Gera.
Ich gebe zu: Die gruseligen Bilder des vormaligen Frontsoldaten über den Krieg, in der DDR auch noch garniert mit der verlogenen Friedens-Rhetorik der Kommunisten, hatten mir ein nicht ganz zutreffendes Bild von ihm vermittelt.
Verdammt, der Mann konnte malen!
Und er habe gar keine Anti-Kriegs-Bilder gemalt, hatte er nach 1934 zu verstehen gegeben, als seine „entartete Kunst“ aus den deutschen Galerien abgehängt wurde. Er habe doch nur gemalt, was er gesehen habe.
Es war nicht leicht für ihn, der er dann am Bodensee lebte, sich danach noch mit Malerei ernähren zu wollen. Er versuchte es mit religiösen Motiven.
„Lot und seine Töchter“ heißt sein Gemälde, das die Geschichte aus dem Buch Genesis der Bibel beschreibt, in der Lot von seinen Töchtern besoffen gemacht wird, „um ihnen Söhne zu schenken“ (Bild unten).
Lot, der mit ihnen geflohen ist aus der Sünden-Stadt Sodom, über die Gott Feuer vom Himmel regnen ließ. Sodom brennt im Hintergrund auf dem 1939 (!!!) gemalten Bild. Können Sie es erkennen?
Es ist …
… DRESDEN.
Dort an der Akademie hatte Dix studiert, es war die Stadt, die ihm „einfiel“.
Oder ein anderes:
Bildnisse des Heiligen Antonius, der gegen wirre Gedanken, gegen Dämonen ankämpft, gibt es viele. In Otto Dix’s Gemälde (unten) müssen Sie die Ungeheuer erst einmal finden.
Und wenn Sie auf Unterirdisches stehen, dann sind Ihnen die Geraer Höhler zu empfehlen: Der Eingang im Naturkundemuseum in die alten Geraer Bierkeller.
Ab 1935 wurde Keller für Keller miteinander verbunden.
Otto Dix wusste, wogegen sie schützen sollten.