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Post aus Budapest

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man von Politikern eine Rückmeldung erhält, wenn man negativ über sie geschrieben hat. Das ist auch völlig in Ordnung. Mir ist es allerdings noch nie passiert, dass ein nichtbetroffener und überdies ausländischer Politiker mich wegen eines Artikels über deutsche Innenpolitik anschreibt und dabei nicht nur mich kritisiert, sondern die deutsche Regierung mit Begriffen aus dem Wörterbuch des Unmenschen angreift.

Nun, es gibt für alles ein erstes Mal. Unter Verwendung seiner offiziellen Mail-Adresse – vince.szalay-bobrovniczky@me.gov.hu – schrieb mir Vince Szalay-Bobrovniczky, der auf verschiedenen diplomatischen Posten tätig war, so auch als Botschafter in Wien, jetzt als Staatssekretär in Budapest tätig ist und als enger Gefolgsmann des ungarischen Premiers Viktor Orbàn gilt, eine Mail. Den daraus folgenden Mailwechsel dokumentiere ich kommentarlos, denn sie offenbart nur zu deutlich, wie man in obersten Regierungskreisen Ungarns tickt. (Orthografie und Grammatik habe ich nicht verbessert.)

So 09.09, 20:02

Sehr geehrter Herr Posener!
Ich habe Ihren heutigen Artikel gelesen.

Wirklich wichtig ist, dass ein Deutscher von einem Migranten getötet wurde. Heute er weiterer, der zwar angeblich Herzprobleme hatte, aber auch ich würde mich zum Tode erschrecken, wenn mir sowas passieren würde. Und Sie schützen Merkel, die diese Horde an Ihr Land herangelassen hat? Und fordern den Rausschmiss eines Behördenchefs, der Gott sei Dank deutlich mehr darüber weiss, was in Deutschland wirklich vor sich geht, denn Sie. Oder Sie wollen beide Augen und Ohren schliessen und nicht wahrhaben, dass es fünf vor 12 ist.

Ich hoffe, dass die Deutschen bald den Ernst der Lage erkennen.

MfG

Vince Szalay-Bobrovniczky

Mo 10.09, 10:38

Sehr geehrter Herr Szalay-Bobrovniczky,

vielen Dank für Ihre Mail. Es ehrt mich, dass ein Beschäftigter des diplomatischen Dienstes der Republik Ungarn die Zeit nimmt, mir zu schreiben.

Es erschrickt mich, dass er dabei eine rassistische Position einnimmt.

Die Flüchtlinge und Migranten, die seit 2015 – auch auf Bitten Ihres Ministerpräsidenten – ins Land gelassen wurden, als „Horde“ zu bezeichnen, wie Sie es tun, ist nämlich schlicht und einfach Rassismus.

Dass es unter ihnen auch Mörder, Räuber und Vergewaltiger gibt, ist unbestritten. So etwas soll es sogar unter Deutschen geben. Das erlaubt noch lange nicht die Bezeichnung „Horde“.

Die Ungarn haben sich in ihrer jüngeren Geschichte nicht immer perfekt benommen. Es gab Zehntausende, Hunderttausende ungarische Mittäter bei den Verbrechen der Nazis und Kommunisten. Die Kampagne der Fidesz-Partei gegen Soros entsprach nicht den Normen europäischer Zivilisation. Dennoch würde es mir nie einfallen, die Ungarn insgesamt als „Horde“ zu bezeichnen.

Mit freundlichen Grüßen

Alan Posener

Mo 10.09, 12:18

Sehr geehrter Herr Posener,

Ich verbiete es mir, mich als Rassisten zu bezeichnen. Sie wollen offenbar Mörder, Räuber und Vergewaltiger decken, Sie denken wohl, dass das alles, was vor sich geht, ist völlig in Ordnung. Aber ich ziehe meine Bezeichnung gerne zurück.

Dass Sie Schandtaten der ung. Regierung, die wir nie bestritten haben, gerade als Deutscher und in dieser Form thematisieren, ist merkwürdig. Aber auch das ist nicht wirklich relevant, bezüglich der Problemstellung, die ich angesprochen habe. Ich bin Historiker und kenne unsere Geschichte sehr gut und finde die Taten mancher Periode unserer Geschichte grauenhaft.

Schade, dass Sie keine Stellung zu diesem Problemkreis einnehmen, nämlich ein Mord (oder zwei) wurde verübt und das ist nur die Spitze des Eisbergs, erinnern wir uns an Köln. Entschuldigung, aber Deutsche verüben so generell keine Massenvergewaltigungen – Sie stehen jedoch offenbar an der Seite der Täter, nicht der Opfer, die in der Regel Deutsche sind. Oder sehe ich das falsch. Ich korriegere mich gerne.

Auch die Bezeichnung unzivilisiert weise ich zurück. Dass Herr Soros illegale Migranten (wo man oft keine Ahnung von der Identität hat) vollkommen illegal nach Europa bringt / einschleust, ist hinlänglich bekannt – er hat das zudem selbst zugegeben und prahlt damit. Wir haben das angesprochen, nicht mehr und nicht weniger.

Gültiges Recht in Europa ist, unsere Grenzen zu schützen – das tun wir, zuletzt gestern nannte Bundestagsvizepräsident Friedrich unsere diesbezügliche Tätigkeit als beispielhaft.

Die Zeit, die Sie mit meiner persönlichen Beleidigung verbracht haben, hätten Sie auch damit verbringen können, konstruktiv auf die aufgeworfenen Fragen zu reagieren. Das erleichtert das gegenseitige Verständnis. Wenn Sie das tun wollen, bin ich höchst geehrt.

Mit freundlichen Grüssen

Vince Szalay-Bobrovniczky

Do 10.09, 13:03

Sehr geehrter Herr Szalay-Bobrovniczky,

danke auch für diese Mail. Der Reihe nach:

  1. Ich habe Sie nicht als Rassisten bezeichnet. Ich habe eine von Ihnen gemachte Aussage als rassistisch bezeichnet. Sie müssen sich also nichts verbieten.
  2. Ich glaube mitnichten, dass alles, was vor sich geht, in Ordnung ist.
  3. Was meine Herkunft angeht, so wäre es mir neu, dass ein Deutscher nicht das Recht hätte, die Untaten anderer Nationen anzusprechen. Wenn es Ihnen lieber ist, erkläre ich ausdrücklich, dass ich diese Einschätzung als Engländer abgegeben habe. ich besitze aus historischen Gründen nämlich zwei Staatsbürgerschaften. Weder als Engländer noch als Deutscher empfinde ich die Ungarn als „Horde“.
  4. „Generell verüben Deutsche keine Massenvergewaltigungen.“ Das stimmt, jedenfalls seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das kann man auch von den Russen sagen, obwohl sie 1945 Hunderttausende vergewaltigt haben, nicht nur in Deutschland. Und man kann es von den Marokkanern sagen, trotz Köln. Eine generelle Neigung zu Massenvergewaltigungen könnte nur ein Rassist einer bestimmten Gruppe zusprechen.
  5. Soros ist kein Schleuser. Das ist Fake News. Dass ein Regierungsmitglied so etwas verbreitet, ist unerhört. Das Fidesz-Wahlplakat mit dem lächelnden Soros war eindeutig antisemitisch.
  6. Das Recht Ungarns, seine Grenzen zu schützen, zumal jene , die europäische Außengrenzen sind, habe ich nie bestritten.
  7. Ich habe – siehe oben – Sie nicht persönlich beleidigt.

Ich bleibe aber dabei: Das rassistische Wort „Horde“ sollte man sich auf der Zunge ebenso zergehen lassen wie die Tatsache, dass „Merkel schützen“ (was ich nicht getan habe, aber nebbich) offenbar in den Augen von Teilen der ungarischen Regierung als Grund für einen kritischen Leserbrief gilt.

Mit freundlichen Grüßen

Alan Posener

Mo 10.09, 13:44

Sehr geehrter Herr Posener,

danke für Ihre detallierte Antwort, das ist sehr ehrenhaft.

Ich darf wie folgt reagieren:

1., O.K., das ist erklärt, somit gegenstandslos.

2., das ist gut zu hören. Obwohl gerade das interessant wäre, nehme ich an, Sie wollen das mir nicht näher ausführen.

3., Obwohl ich das Wort Horde offenbar zurückgezogen habe, benutzen Sie das weiter. Das Ihre Sache. Ich darf darum bitten uns nicht mit illegalen Migranten zu verwechseln.

4., Was Sie hier schreiben ist historisch richtig, lenkt aber die Aufmerksamkeit von der Problematik ab. Köln ist geschehen und wer weiss, was noch. In Schweden wurden Männer von einem Festival ausgeschlossen, weil die Sicherheitskräfte die Unversehrtheit der Frauen nicht garantieren konnten. Das alles ist doch nicht normal. Das sind nur wenige Beispiele. Sorry, aber ich möchte nicht in diese von Ihnen forcierte Rassismus-Gasse hineingehen. Massenvergewaltigungen wurden in Deutschland gegen Deutsche verübt. Das ist eine Tatsache. Ich schrieb das aber keiner speziellen Bevölkerungsgruppe zu. Zumal ich – wie ich denke – zutreffend behaupte, die Deutschen Behörden wussten und wissen oft nicht mit wem sie es zu tun haben, lassen sie trotzdem hinein.

  1. Soros hat mehrfach zugegeben, Migranten nach Europa gebracht zu haben (und dies auch fortsetzen zu wollen), weil das ihm wichtig ist, aus welchen Gründen auch immer. Über Antisemitismus möchte ich nicht debattieren, ich fand das nicht antisemitisch und offenbar der israelische MP auch nicht, sonst wäre er nicht nach Ungarn gekommen und hätte MP Orbán nicht in Israel empfangen.
  2. Danke.
  3. OK, akzeptiert. Danke.

Wichtig ist, dass man auch in Berlin versteht: wir haben ein Anrecht darauf, unsere Meinung zu vertreten und – wie Sie uns auch zugestehen – unsere Grenzen zu schützen, ohne im Umkehrschluss als was-weiss-ich-was bezeichnet zu werden. Da bitte ich um Verständnis.

Mit freundlichen Grüssen

Vince Szalay-Bobrovniczky

Mi 19.09, 16:22

Sehr geehrter Herr Posener,

Ihr Zielscheibe, Herr Maassen, wurde beim Verfassungsschutz entlassen und zum Staatssekretär im Innenministerium ernannt. Das legt den Verdacht nahe, dass man seine Aussagen, worüber sich die ganze mediale Landschaft in Deutschland furchtbar aufgeregt hat, doch irgendwie für wahr befunden hat. Wie erklären Sie sich das ganze Schauspiel?

MfG

Vince Szalay-Bobrovniczky

Do 20.09., 10:52

Lieber Herr Szalay-Bobrovniczky,

da Sie offenbar während der Arbeitszeit so wenig zu tun haben, dass Sie (unter Nutzung des Regierungsservers) allerlei Mails zweifelhaften  Inhalts verschicken, schlage ich Ihnen vor, die Zeit nützlicher zu verbringen und die entsprechenden deutschen Zeitungskommentare zu lesen.

Sie werden keinen Kommentator finden, der in der Beförderung ein Anzeichen dafür findet, dass Maaßen mit seiner Intervention richtig gehandelt oder gar in der Sache Recht gehabt habe. Das behauptet nicht einmal sein Dienstvorgesetzter, Herr Seehofer. Seehofer hat Maaßen befördert, um das eigene Gesicht zu wahren, während er in der Sache der Kanzlerin Recht gibt, die Maaßens Entlassung forderte. Ob er nach der Bayernwahl noch Innenminister sein wird und Maaßen schützen kann, werden wir sehen.

Geheimdienstchefs – ob Comey in den USA oder Maaßen in Deutschland – sollten sich aus der Tagespolitik heraus- und mit öffentlichen Statements zurückhalten. Das dürfte man selbst in Ungarn begreifen, ja gerade dort.

Beste Grüße

Alan Posener

Do 20.09, 23:59

Lieber Herr Posener,

Sie sind ein selbstverliebter, arroganter, den anderen unterschätzenden Mann, der für mich keine Ehre mehr besitzt. Ihre E-Mail ist die Verachtung des Anderen par excellance.

Auf Wiedersehen

Vince Szalay-Bobrovniczky

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105 Gedanken zu “Post aus Budapest;”

    1. avatar

      Linker Pöbeldreck, wie alles, was aus dem bärtigen Maul des Linken kommt.

      „Der Linke ist witzig, der Rechte hetzt“ Das stimmt – denn das Gesetz ist links.

      IN Amerika ist das anders: Freeper max americana, ein netter Amerikaner, schrieb:
      „My nightly prayer:
      Dear Lord, please allow the Civil War to start in order for me to save my nation. We cannot co-exist with liberals and they really need to go. Kindly arm me with weapons and firearms that will make short work of these Godless heathens called liberals. Kicking them in the face and smashing their heads in with a baseball bat is not enough. If you wish for your religion to prosper, then liberals have to go. They don’t believe in You anyway, so give me the strength to destroy our enemies.“

      Erinnert an Gerülpse der Assifanten – ist nur diesmal andersherum.

  1. avatar

    Dear Herr A.P,
    After reading the whole correspondance with my poor German (i.e. rading goes quite well, but writing not) I have understood that it reflects the temporary situation in EU. Lot of people repeat only the ideas and words of the press paid by their investors and governement. And of course represent the OFFICIAL ideology. All the mess in this antihungarian campaign has no ground. About this „Sarteni’s Report on Hungary“ everybody repeats only the untrue lyings without any knowledge about the countr real situation an history as well.
    This lady(?) of Holland paid a two(2)-three(3) days visit to Budapest. In her report you can find either oppinions of the opposition which was deafeated tragicaly on the last election (due to their own achievement during the last 12-16 years), or items which has been already solved between the government and the EU. Then there are oppinion of such institutions which were never met by she.
    (And please read the profession of allagiance signed by her to act always in the interest of the OPEN SOCIATY and its sponsor during her career in the EU Parliement).
    Me personaly have a 83 yers of experiance living in Hungary and I can svear that during that many years Hungary had never such a liberty as novoday, exept the influance of the
    so called LIBERAL EU.
    If you could read and speak Hungarian you were able to read opposition newspapers with a language for wich in your country you would be sentenced, blogs, watch tv, theather performances and so on. The gow. has of course his own press as in Germany.

    I was 10 year old when the communism took pover. 21 in 1956 when the sistem started to perish. (By the way, the last so called democratic gow. gunned with rubber bullets and blinding people who just were commemorating this. And then the EU and other did not utter a word about.) I have succeed to study in university inspite of my parent’s past. Now I livewith my wife on a old-age pension about 1000 €.
    Thus the majority of Hungarian citizen take as an a aggresion step such reports, press articles and words whoever the speaker is.
    I must also emphasize that novodays the statemen in the west and in the EU are from the 1989 generation which took the communizm as good model, but meanwhile received a big amount of money from the capitalizm.

    So dear Sir consider the facts and all the circumstances and first of all where frome your Mutti arrived in her present position. As I am informed, like our previouse MP Mr. Gyurcsány, she was in a very high position into the DDRs Jouth Mouvement the FJD.
    Do not speak to Hungary about freedom and democratie!
    Mit besonder Grüse aus UNGARN!

    Miklós Németh

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      Dear Mr. Németh, it is unfortunately very common in many ex-Communist countries to see plots everywhere and to imagine that everyone who does not share the opinion of the government is a paid agent of „capitalism“. This is the old Stalinist way of thinking, which has survived Stalinism and infects even the one-time enemies of Stalinism. If one sees the world through tainted spectacles, one will not be able to see reality.

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    Daniel Pipes: ‚Ungarn ist für praktizierende Juden der sicherste Ort in Europa. Orbán argumentiert vernünftigerweise, dass eine große Anzahl antisemitischer muslimischer Migranten ins Land zu lassen die wahre Bedrohung für Juden ist. Seine heftigen Attacken auf George Soros, einen antizionistischen und fragwürdigen Juden, sind nicht antisemitischer als die von, sagen wir, David Horowitz oder Black Cube. Ungarn hat Europas beste Beziehungen zu Israel.‘

    … jo, so ist das!

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    Stevanovic. ‚… Es gibt keine Islamisierung der Vojvodina, …‘

    … Stevanovic, das es keine Islamisierung der Vojvodina gibt, müssen Sie unbedingt in Ankara vortragen. Die Türkiye Cumhuriyeti sieht das womöglich ganz anders. Deren Vorbild ist Sultan Arp Arslan.

    Und 2009 besuchte der Außenminister der Türkei, Ahmet Davutoglu, Bosnien-Herzegowina und schwätzte in Sarajevo das osmanische Reich wiederbeleben zu wollen.

    1. avatar

      Bosnien-Herzegowina liegt nicht in der Vojvodina, Blondi. Und gehörte nicht zum Osmanischen Reich, sondern zu Österreich-Ungarn.

      1. avatar

        @APo

        … zunächst, werter Alan Posener, mein Nick ‚derblondehans‘. ‚Blondi‘ war der Hund von Adolf Hitler. So nicht – wenn ich bitten darf. Wenn Ihnen meine Nick missfällt, gestatte ich es Ihnen mich mit ‚hans‘ anzuschreiben. Bitte auf die kleine Schreibweise achten.

        … ich glaube nicht, dass mohammedanische Eroberungsgelüste um Jabuka einen Bogen machen werden; und weil ich Ihren Kommentar geahnt habe, treffen Sie mich nicht unvorbereitet; das heutige Siedlungsgebiet Jabuka (Vojvodina) gehörte von 1552 bis 1718 zum osmanischen Eyâlet Tımışvâr.

        Daher!

  4. avatar

    Sehr geehrter wolfi7777,

    auch ich bin ein Freund der praktischen Beispiele.
    Eine wenig authentische Person ist sehr wohl real, aber das was sie vorgibt zu sein, entspricht nicht der Realität. Ich hoffe, das Beispiel hat zur Aufklärung beigetragen.

    Was Ungarn angeht, teile ich die negative Einschätzung der meisten Zeitgenossen.
    Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, Ursache und Wirkung zu vertauschen. Es war Angela Merkel, die mit ihrer illegalen Grenzöffnung in Europa Populismus erst salonfähig machte.

    Sie ist es, die mit ihrer Ignoranz das europäische Projekt schädigt und den Orbans erst die große Bühne bereitete.

    Das dürfen wir niemals vergessen.

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    Das Genie Orbáns ist das er alle Probleme, vom miserablen Zustand der Krankenhäuser und der Schulen bis hin zu der grassierenden Korruption auf die Migrationsfrage reduziert. Sobald jemand Fidesz-Vertretern die Frage stellt, warum so viele öffentliche Gelder (inkl. der Steuergelder der Orbán zujubelnden AfD- und CSU-Wähler) bei Orbáns Freunden und Verwandten landen, warum die Sterberaten in ungarischen Krankenhäusern derart gravierend schlecht sind, warum Hunderttausende aus diesem kleinen Land auswandern, während die Regierung die demografische Notlage erklärt hat, dann kommt gleich die Replik, dass man ein Landesverräter (und wenn das nicht mehr ausreicht, dann in Fidesz Newspeak Nationenverräter) ist, und dass man die illegale Migration fordern will.
    Orbán verweist zurecht darauf, dass ihn die relative Mehrheit der Bevölkerung dabei unterstützt, zum Großteil schon im Bewusstsein, dass sie sowohl ihre heutigen Steuergelder sowie auch die Zukunft ihrer Kinder dafür opfern, dass Menschen sich an der manipulierten Darstellung der Migrationsfrage bereichern. Herr Szalay-Bobrovniczky, selbst ein steinreicher Profiteur dieses Regimes, wird das nur allzu genau wissen, seine Zukunft ist ebenfalls damit verbunden, dass sich Fidesz‘ manipulative Darstellung der Migrationsfrage weiterhin behauptet und europaweit durchsetzt. Außerhalb Ungarns können die Teilnehmer des öffentlichen Diskurses in der Migrationsfrage von sehr restriktiv hin bis zu sehr freizügig verschiedene Standpunkte vertreten, aber die Tatsache ist, dass in Ungarn alle relevante politische Kräfte die Sicht der Mehrheit akzeptiert haben: Ungarn ist für Migranten jeder Art geschlossen, d.h. auch für Menschen, deren Situation als authentische Flüchtlinge außer Frage steht. An diesem Konsens lässt sich nicht mehr rütteln.
    Aber Orbán reicht das nicht, und vor allem geht es ihm gar nicht um den Konsens oder um Lösungen in der Migrationsfrage: es geht ihm nur darum, die Migrationsfrage zur Verschleierung der ungeheuerlichen Korruption zu nutzen und die Demokratie abzubauen, weil trotz seiner gegenwärtigen Mehrheit die demokratische Willensbildung die größte langfristige Gefahr für ihn darstellt. Irgendwann wird die Mehrheit dieser regierungsverursachten Hysterie überdrüssig werden, sie werden merken, dass alle Steuergelder in die falschen Hände fließen, während die öffentlichen Einrichtungen vor unseren Augen zugrunde gehen. Für Orbán und seiner Partei ist von allerwichtigster Bedeutung, dass es zu dem Zeitpunkt keine wirklich demokratischen Wahlen mehr geben kann. Trotz des Artikel 7 Verfahrens, die das Europäische Parlament jetzt eingeleitet hat, hinkt die Europäische Union den ungarischen Entwicklungen Jahre hinterher, und hat immer noch nicht richtig begriffen, dass hier die gesamteuropäische Integration als solches auf dem Spiel steht, denn die will und muss Orbán auch untergraben, um seine allmählich ausgebaute Diktatur am EU-Tropf zu halten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, und in diesem Fall uns alle, bis auf Herrn Szalay-Bobrovniczky – der weiß schon genau, warum er sich so für Orbán ins Zeug legt.

  6. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,
    ich schreibe Ihnen aus Ungarn und ausschlisslich in meine Freizeit, benutze meine eigene Hardware und ich bitte im voraus um Entschuldigung wegen Grammatik oder ähnl. Fehlern.

    Sie haben Recht es war vielleicht falsch dass ein ausländischer Politiker Sie wegen eines Artikels über deutsche Innenpolitik angeschrieben hat aber die unabhängige Presse
    und Journalisten bei Ihnen sorgen sich wegen die Demokratie und Antisemitismus in Ungarn was aber auch Innenpolitik ist und so passierte mit Ihnen „was noch nie passiert ist.“

    Der Schriftverkehr oben und die Kommentare haben mich dazu bewegt die Sichtweite etwas zu vergrößern und aus meine Sicht einiges hinzuzufügen:

    • wir feiern unsere heilige Stefan jedes Jahr der die Ungarn im Jahre 1.000 von Raubzügen abgebracht hat um in Richtung Christentum zu bewegen und wir sind daher bis heute noch etwas religiös
    • manche sind der Meinung wie auch Sie „Religion ist schlecht für den Menschen“, aber in einem abstürzenden Flugzeug finden Sie sicherlich keine Atheisten
    • wir haben nichts gegen Muslime, wir möchten dass Sie in Ihrem Heimat zurecht kommen und dabei helfen wir auch, aber wir wollen keinen religiösen Krieg in der EU
    • manche sagen wir sind antisemitisch aber von uns wandern die Juden nicht aus wie aus einige demokratische Länder der EU
    • manche sagen die EU Gelder wollen wir aber die Regeln nicht, die Regeln die bei unsere Eintritt gültig waren halten wir bis heute ein, von Einwanderung ohne Ausweis war nie die Rede
    • die Länder die aus der Einwanderung ökonomische Vorteile errechnen, sollen diese Vorteile gerne nutzen und nicht an Länder verschwenden die es immer noch nicht kapieren
    • auch die Meinung ist oft zu hören dass wir von der EU milliarden bekommen und sind nicht einmal dankbar dafür aber wird vergessen nach der Beitritt kam die echte Marktwirtschaft auf uns zu
    • die gern gesehene liberale Regierung vor acht Jahren hat Land, Firmen, Dienstleistungen und innere Markt gnadenlos verkauft, sogar die Russen hatten für uns weniger Schaden angerichtet als die Ossi Liberalen
    • die EU-Bürger die nie Versuchskaninchen der socialistische Idee waren können von Glück reden aber sollen bitte uns gegenüber noch etwas Geduld haben wir werden auch bald soweit sein…

    Nur einige Punkte warum wir die Welt recht unterschiedlich betrachten, Sie sind von Elternhaus aus liberal, ich bin 1950 geboren und in eine einfache Bauernfamilie aufgewachsen und religiös erzogen worden.

    Viele meine Landsleute haben einfach bedenken dass die EU-Führung der heutigen Herausforderungen gewchsen ist, die sehr komplizierte Situation meistern kann und es ist vollkommen gleich ob es aus Dummheit
    oder aus persöhnlichen/finanziellen Gründen passiert es geht um uns ALLE!

    MfG.
    O. Stefan

    1. avatar

      Lieber Herr Ostorházi, vielen Dank für Ihren nachdenklichen Kommentar. Was allerdings die Geschichte angeht: Wir Deutschen feiern die Schlacht auf dem Lechfeld als Geburt der deutschen Nation. Die Gegner damals (955) waren die Ungarn. Ich denke, diese Niederlage war für die Abkehr der ungarischen Reiter von ihren Raubzügen durch Europa wichtiger als die Predigten des Hl. Stefan. Aber das ist vielleicht Ansichtssache.

  7. avatar

    Lieber Her Posener,
    Solche Briefe zu erhalten ist ein Kompliment :), zumal sich das Deutsch von Herrn Szalay im Zuge des Briefwechsels ganz eindeutig verbessert hat.
    Ich möchte bemerken, dass die ungarischen Diplomatinnen und Diplomaten schon ca. 2011 explizit angewiesen wurden (wenn ich mich recht erinnere, durch Zoltán Kovács), die Berichterstattung ausländischer Medien über Ungarn mittels Leserbriefen zu beeinflussen.
    Schließlich möchte ich noch bemerken, dass die lokalen Selbstverwaltungen in Ungarn (d.h. die Gemeinden) spätestens seit 2013 keinen frei verfügbaren Anteil an nationalen Steuereinnahmen erhalten, sondern finanziell stark vom Wohlwollen der Regierung abhängig sind – dies ist das „Geheimnis“ des Fidesz-Erfolgs in den Einzelwahlkreisen.

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    Betrifft „Ungarn in seiner jetzigen Verfassung hat in der EU nichts verloren.“

    Das sehe ich auch so, noch nicht einmal MIT seiner jetzigen Verfassung, denn die ist ein erheblicher Teil des Problems. Ich sehe das nicht als Aufforderung zum Rauswurf (geht gar nicht) oder Austritt, sondern es ist eine zugegeben sehr beschämende Feststellung der Zustände. Eintreten könnte Ungarn so auf gar keinen Fall, da müsste sich sehr viel ändern.

    Das Ziel darf auch gar nicht sein Ungarn los zu werden, sondern Ungarns Regierung muss die Dinge ändern, die zu unserem Nachteil eingeführt wurden – und mit uns meine ich uns Bürger. Korrektur, keine Strafe.

    Aber wir werden stattdessen mit amtlicher Propaganda überschüttet, dass die Mehrheit der Parteien im EU Parlament Ungarn zur Aufnahme illegaler Einwanderer zwingen will, kein Wort von undemokratischer Verfassung, ungleichem und unfairen Wahlrecht, Rechtsstaat, Meinungs- und Pressefreiheit, akademischer Freiheit usw. Ein solches Land hat eben nichts in der EU zu suchen, aber ändern wir doch das Land zum Positiven. Daher unterstütze ich auch das Verfahren gegen Ungarn, weil es nicht gegen uns Bürger, sondern für uns ist.

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    Der E-mail Wechsel mit Regierungs- Propagandist Vince Szalay-Bobrovniczky wirft ein Schlaglicht auf die ganze Erbärmlichkeit der gegenwärtigen ungarischen Regierung und ihrer Unterstützer.

    Bitte vergessen sie nicht, die durch die Fidesz Regierungspropaganda ständig neu erfundenen „äußeren Feinde Ungarns“ (ob Brüssel, Soros, Flüchtlinge bzw. Migranten) dienen immer nur dem einen Ziel: der Mobilisierung einer unzufriedenen, verunsicherten, ängstlichen ungarischen Bevölkerungsschicht mittels mehr Angst, Wut und Hass und der erst dadurch möglichen Zementierung der eigenen Macht. Machterhalt mit dem Ziel, weiter ungehinderten Zugang zum ungarischen Staatsvermögen und zur Verteilung dessen sowie der EU-Fördergelder zu haben. Insofern ist auch die gegenwärtige Anti-Migranten Propaganda der Regierung nur das Mittel zum eigentlichen Zweck!

    Schon bald könnte in Budapest ein neuer „Feind“, ein neues „Mittel“ gefunden sein… im schlimmsten Fall für die Ungarn werden dies „Feinde im Inneren“ sein. Es existiert schon heute eine durch ein regierungsnahes Medium publizierte Liste solcher innerer „Feinde des ungarischen Volkes“ (durch Magyar Idök).

    Es ist eine aktuell gerne benutzte Ausrede von einigen Ungarn, die im Ausland standhaft behaupten (auch wieder in diesem Blog), ihre Landsleute in Ungarn hätten angeblich keine Möglichkeiten mehr sich in ungarischer Sprache umfassend und unabhängig über die Realität in ihrem Land und in Europa zu informieren. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen!

    Noch gibt es in Ungarn RTL Klub, hvg.hu, 444.hu, 168ora.hu und einige andere, um sich als mündiger Staatsbürger zu informieren. Wenn jedoch in großen Teilen der ungarischen Bevölkerung der Wille zur unabhängigen Information fehlt (Unterstützer) oder das Land in gemeinschaftliche Apathie verfällt (Nichtwähler), dann braucht sich dieses Volk nicht zu wundern, wenn es genau die Regierung hat, die es auch verdient!

  10. avatar

    Embarrassing.
    I’m frustrated that so many of our compatriots voted for these stupid and arrogant people who keep asking for slaps in the face and don’t even recognize that they are not the ones to give them. They might think this works. However, please don’t forget that this isn’t Hungary. This is a rabble that hacked the intuitions and holds Hungary a hostage. Most of us wouldn’t like to see them where they are.

    a Hungarian and European citizen

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    unglaublich, was heutzutage jeden Tag in Ungarn passiert.

    Diesen rassistischen/populistischen Arsch (orban) hat keiner gewählt. Er hat im April 1/3 aller Stimmen bekommen und noch dazu 1/3 der Stimmen derjeniger, die gar nicht auf den Wahlen erschienen sind, da er vorher das Wahlgesetz modifiziren lassen hat. Vor einigen Jahren hat er Doppelstaatsbürgerschaft dem ungarischen Minderheit in Rumänien gewährt und die durften auch an den wahlen Teilnehmen. Seine Partei hat auch (höchstens) nur für paar Tausende HUFs Stimmen aufgekauft z.B. Biereinladung im Dorf, oder HUF 10,000 als „Geschenk“ an die Rentner). Die Medien auf dem Lande gehören dem Kreis von orban und spiegeln die Regierungspropaganda wieder. Wie im tiefsten Stalinismus. No comment.

    Sein ehemaliger Freund und „partner im crime“, Herr Simicska hat alle seiner Geschäftsanteile/beteiligungen an Herrn Mészáros/orban verkauft und plant, das Land endgültig zu verlassen. Es werden Stadien gebaut, ohne Ende, für die Bildung und für das Gesundheitssektor wird kaum Geld ausgegeben. Die Arbeitnehmer haben kaum Rechte mehr, da er vor ein paar Jahren auch das Airbeitsgesetzbuch verändern lassen hat. Es gibt so gut wie kein Arbeitslosengeld und hunderttausende Leute werden als öffentliche Arbeiter beschäftigt für ca. EUR 150 pro Monat, damit die offizielle Arrbeitslosenquote besser aussieht (4% statt 8-10%). Etwa 600-700.000 Staatsbürger haben Ungarn bis dato verlassen. Eine Opposition im Parlament existiert nur auf dem Papier. Er (und seine Politik) ist homofob, xenofob und rassistisch zu bezeichnen.

    Das Land lebt de facto aus den EU-Gelder, aber bei allen Projekten muss ein Anteil zwischen 20-40% des Projektwertes an die Entscheidungsträger als Kickback zurückgegeben werden.

    Alle Wörter des Sargentini Berichts wiederspiegeln der Wahrheit in Ungarn. Die Antwort der Regierung darauf: eine erneute Hetzkampagne gegen „Soros und die Migranten“ – die ist schon ‚rausgekommen.

    Jeder, der mit orban und mit seiner HORDE nicht einverstanden ist, wird zum Schweigen gebracht und als Landesverräter, Sorosunterstützender bezeichnet.

    Wer und wann will/wird diesen Zwergnapoleon/Pusta Putin zur Verantwortung ziehen?

    Beste Grüsse,

    N.N.

  12. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Zum Kommentar von Herrn Thorsten Haupts muss ich noch eins sagen: entweder sie glauben das alles gar nicht oder sie glauben es weil sie quasi keine andere Wahl haben. Ein Drittel der ungarischen Bevölkerung lebt in dem tiefsten Armut und unter solchen Verhältnisse dass sie nicht einmal die Möglichkeit haben, sich zu informieren. Man hört in den Nachrichten nur Folgendes: Migranten, Soros, Ungarn ist das beste Land in der ganzen EU, Ungarn entwickelt sich zu dem reichsten Land Europas, Migration, Soros usw., usw. Dann sind da die Leute, die aus dieser Regierung irgendeiner Weise profitieren. Der Rest hat den orban (absichtlich klein geschrieben) nicht gewählt oder hat das Land schon lange verlassen (wie ich). Und ich bin der Meinung, das Ergebnis einer Wahl in Ungarn liegt leider schon lange nicht mehr an der Bevölkerung wie in einer anständigen Diktatur es üblich ist. Oder gar in einer Kleptokratie – dieser Begriff trifft nämlich am besten unsere jetzige Staatsform.

    Liebe Grüße,

    A.N.

  13. avatar

    Lieber AP,

    vorab eine Anmerkung off-topic. In zwei Sachfragen (Flüchtlings- und Finanzkrise) mache ich mir die kritische Haltung der AfD zu eigen, das macht mich aber noch lange nicht zu einem Sympathisanten von Höcke und seinen Neonazis. Ich nehme mir nur die Freiheit, wenn die Falschen das Richtige sagen, selber das Richtige zu vertreten, auch auf die Gefahr hin Vorurteile zu bedienen.

    Jetzt zu ihren Ausführen:
    1. Merkel hat offensichtlich ein Kommunikationsproblem. Bei einem Großteil der Bevölkerung, mich eingeschlossen, ist ihre Distanzierung nicht angekommen oder wie die FAZ treffend zusammenfasste, auf eine Entschuldigung können wir, also die Deutschen, lange warten.

    3. Authentisch bezeichnet den Zustand das sich Sein und Schein nicht in Übereinstimmung befinden. Maaßen wird, als Volljurist, es genau so gemeint haben. Wenn einige Journalisten die semantische Bedeutung nicht kennen, spricht dies gegen die Journalisten und nicht gegen Maaßen.

    6. Demokratie und Marktwirtschaft sind zwei Seiten einer Medaille. Der Konsument kann das für ihn geeignete Produkt wählen. Über die Marktwirtschaft kann man Menschen von der Demokratie überzeugen, so praktiziert von Ehrhardt. Das heißt aber nicht, dass die Bundesrepublik eine GmbH ist, wollen Sie jetzt ins Lager der Reichsbürger wechseln?

    Noch zu Churchill.
    Churchill war überzeugter Imperialist. In diesem Zusammenhang möchte ich daher kurz an die historischen Tatsachen erinnern. 1943 von Stalin in Teheran mit dessen Vorstellungen konfrontiert, antwortete er 1944 mit der Aufteilung Europas. That’s very generous.
    Über seine Motivation können wir an dieser Stelle nur spekulieren. Mit Sicherheit spielte aber der Erhalt des Empire eine tragende Rolle, derentwegen man zweimal gegen Deutschland in den Krieg zog. Man konnte Stalin etwas bieten, auf der anderen Seite die unbotsamen Osteuropäer ruhig stellen und sich selber wieder ausschließlich um sein Empire zu kümmern.
    Es kam dann trotzdem anders.

    1. avatar

      Ihr Kommentar ist genau so daneben wie Ihre Interpretation von authentisch – Sie brauchen nicht in wiki nachzuschauen, der Duden genügt:
      echt; den Tatsachen entsprechend und daher glaubwürdig
      Beispiele

      ein authentischer Text
      authentischen Berichten zufolge
      eine authentische Darstellung
      die Meldung ist nicht authentisch
      Der Mischmasch zwischen AfD und anderen Verschwörungstheoreien, na ja.
      Ansonsten haben Herr Posener und die anderen Ungarn-Kritiker völlig Recht! Ich habe eine ungarische Partnerin und lebe in Teilzeit hier – manchmal ist es grauenhaft, wenn man genug Geld hat natürlich kein Problem!
      Die neueste Korruptionsaffäre:
      Über Strohmänner hat Orbannon eine Jacht und ein Flugzeug sich geschnappt (Preis zusammen fast 100 Mio €)…
      Das wird aber dadurch finanziert, dass man in Krankenhäusern und Schulen Seife und Toilettenpapier selbst mitbringen muss – gerade erlebt bei einem Besuch in einem Hospital!
      Für alle die Englisch lesen empfehle ich Hungarian Spectrum – dort habe ich auch den link zu dieser Seite gefunden.

  14. avatar

    „Der Mann ist Propagandist einer nach eigener Darstellung illiberalen Regierung. Ihm geht es nicht um Dialog.“

    Genau. Das dumme dabei, Herr Posener, ist das Sie das gleiche sind: Propagandist der Kanzlerin. Dementsprechend war es seitens des Botschafters natürlich ein Fehler, mit Ihnen überhaupt den Dialog zu suchen.

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    Es ist wirklich eine Schande, daß ein Clown (unser Vince Szalay-Bobrovniczky) jahrelang als Botschafter in Wien gastieren konnte.

  16. avatar

    Leider, seit 2010 Ungarn heißt nicht mehr „Republik Ungarn“ oder „Ungarische Republik“. Das Wort „Republik“ gilt as antinational.

  17. avatar

    Als Ungar tut mir sehr-sehr Leid dass solche rassistische Idioten unter uns herumlaufen, und tit mire Leid das unsere Politiker ganz bewusst Rassismus und Xenophobie fördern.
    Ich will nur mal ganz laut sagen, das nicht alle Leute in Ungarn so sind. Bitte nicht vergessen, das meiste Leute in Ungarn nicht rassistisch sind und wir sehen was in unserer Gesellschaft gerade geschieht.
    Es tut uns alle Leid.

  18. avatar

    Sehr gut, Herr Posener. Man muss sich immer gegen solches „pars-pro-toto-„Denken, das alle in einen Topf wirft, zur Wehr setzen. M.E. ist dies die Mutter aller Probleme: Der Übergang von „1 X (z.B. Flüchtling) mordet“ zu „Alle X (z.B. Flüchtlinge) morden“ oder „sind des Mordes verdächtig“. Eigentlich ein unglaublich einfacher Fehlschluss, den jeder sofort bei sich entdecken und vermeiden könnte. Wenn er das wollte. Das sind eigentlich Fehler des Fühlens, die in Fehler des Denkens und Redens münden. Man muss immer Partei ergreifen für die, die da zu Unrecht miteinbezogen werden. Man muss in der Fantasie nachbilden, wie man sich fühlen würde, wenn man selber so einem Vorwurf betroffen wird. Wenn einer z.B. sagen würde: „Die Deutschen sind [hier eine schlechte Eigenschaft nach gusto einsetzen].“

      1. avatar

        Gute Frage. Ich weiß es nicht. Vielleicht indem man sich Kants Imperativ häufiger zur Brust nimmt? Aber man müsste eben Lust dazu haben, zu überlegen, was wäre, wenn man selber an dieser Stelle wäre. Man müsste sich in jemand anderen hineinversetzen wollen und davon ausgehend seine Reden überprüfen. Bei Erwachsenen geht das wahrscheinlich gar nicht, denn man müsste dazu ja mitfühlen wollen. Das kann man entweder oder will man nicht. Und Erwachsenen kann man nicht vorschreiben, was sie zu wollen haben. Bei Kindern ist das alles kein Problem, die können normalerweise sich ein-, nach- und mitfühlen. Für die ist es eine Selbstverständlichkeit, z.B. dass man Leuten in Not hilft, solange es die eigenen Möglichkeiten nicht übersteigt, oder dass man nicht alle bestraft, wenn einer einen schlimmen Fehler macht.

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        Vermutl. sollte man so wie bei anderem unvernünftigen oder schädlichen Verhalten reagieren: den Leuten immer schön auf die Nerven gehen, immer sagen: „Das ist falsch und du weißt das auch selbst“. Und das dann übliche sinnlose „Gutmensch!“-Geblaffe ertragen, in der Hoffnung, dass es irgendwie trotzdem ein bisschen wirkt. Bildung hat leider wenig Zweck, die Leute sind gebildet genug, manche sogar hochgebildet.

  19. avatar

    @APo, hier oben weil …

    … werter Alan Posener, zunächst, meine Einstellung zur Gewalt habe ich zuvor beschrieben. In Chemnitz ging vorerst um das Gedenken an die Toten aus Merkels Politik und um unser Land.

    … Gewalt braucht, nach meiner Auffassung, keine zusätzliche Beschreibung. Urteile aus Befangenheit, je nachdem ob ‚links‘ oder ‚rechts‘ sich in der Historie über das Staatsvolk erhoben hat, sind genau aus diesem Grund Legion.

    Leider sind ‚wir‘ schon wieder soweit, dass in der ‚BRD‘ ebenso ‚geurteilt‘ wird, wie in der ‚DDR‘. Selbst Ihr Chef? Stefan Aust fragt in der ‚Welt‘, über die ‚Mutti aller Probleme‘; wenn der Bürger aus der Pressekonferenz in Köthen von der Polizei erfährt, dass ein junger Mann, der einen schweren Herzfehler und schon mehrere Herzoperationen hinter sich hatte, vermutlich nicht an den Schlägen ins Gesicht gestorben ist, sondern am Stillstand seines schwachen Herzens … was denkt er, wenn damit die Schuld der beiden tatverdächtigen Asylbewerber – von denen zumindest einer längst hätte abgeschoben werden müssen – erkennbar relativiert werden soll?

    Aust weiter: ‚Was wäre geschehen, wenn zwei rechtsextreme Hooligans einen herzkranken Asylbewerber aus Afghanistan durch Schläge vom Leben in den Tod befördert hätten und irgendjemand behauptet, dass die Schläge der Neonazis nichts mit dem Tod des vorerkrankten Flüchtlings zu tun hätten?‘

    … mein Hamster meint, das ist eine faschistisch-politische Strafjustiz ala Freisler oder der ‚Bluthilde‘.

    Und ich bin auch befangen was ‚rinksextreme‘ und ‚lechtsextreme‘ Gewalt in der ‚BRD‘ betrifft. Warum?

    1.ns hier und

    2.ns da; ‚Als Konsequenz aus den NSU-Ermitttlungspannen beschließt der Bundestag eine Reform des Verfassungsschutzes. Zum ersten Mal werden konkrete Regeln für den Einsatz von V-Leuten festgelegt: Die dürfen zwar den Hitlergruß zeigen, aber nicht gewalttätig werden.‘ … da die Polizei in Chemnitz zugegen war, gehe ich davon aus, dass der gezeigte ‚Hitler-Gruß‘ ein polizeibekannter, eingeschleuster, Provokateur war.

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      Klar, Blonderhans, wir leben in einer Diktatur, die Justiz ist gleichgeschaltet wie bei den Nazis oder Kommunisten, und wenn einer Heil Hitler ruft, ist er ein agent provocateur. Sie argumentieren wie Stalin. Der sah auch überall Verschwörungen.

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    Sie haben im vorigen Beitrag geschrieben, dass sie 4 Tage in Serbien waren. Natürlich würden mich ihre Eindrücke interessieren. Ich war nun fast zwei Monate dort und wurde den Eindruck nicht los, dass es sich um eine Entwicklungsdiktatur handelt, die zwar auf internationaler Ebene auf richtigem Weg ist, innenpolitisch aber kaum von Ungarn zu unterscheiden ist. Nur halt mit progressiven Vorzeichen. Ich habe in Deutschland immer wieder gelesen, dass man Osteuropa nicht verstanden hätte und dass man sich im Vorfeld mehr um die demokratischen Strukturen und die gesellschaftliche Verfasstheit sorgen sollte. Sehen Sie, frisch aus Serbien kommend, eine Möglichkeit die innere Verfasstheit zu erkennen und Entwicklungen vorherzusagen? Hätte man es in Ungarn vorhersehen und bei Zeiten (als EU) gegensteuern können? Ich selbst glaube eher nicht. Im Grunde befürchte ich, dass Serbien die Liberalisierung ähnlich beenden wird, wie es Ungarn macht, sobald die Gelder fließen. Vucic manövriert Serbien aus der internationalen Sackgasse, innenpolitisch habe ich den Eindruck, dass sich die Dinge ändern sollen, damit sie bleiben, wie sie sind.

    1. avatar

      Lieber Stevanovic, ich habe einen längeren Artikel für den Reiseteil der WELT geschrieben. mal sehen, wann er erscheint. Einige Ihrer Fragen werden dort beantwortet, nicht aber die entscheidende, nämlich ob man bestimmten Entwicklungen vorbeugen kann. Die kann ich allerdings auch nicht in zwei, drei Sätzen beantworten. Was Serbien betrifft, bin ich verhalten optimistisch.

  21. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Danke, dass Sie diesen E-Mail-Verkehr öffentlich machen. Ich habe in meiner Zeit als ARD-Korrespondent in Wien Vergleichbares im Zusammenhang mit meiner Ungarn-Berichterstattung erlebt (einiges davon nachzulesen in meinem Buch „Puszta-Populismus“, danube books, 2017). Ich war auch schon bei Herrn Szalay-Bobrovniczky zum Kaffee in der Ungarischen Botschaft Wien eingeladen, er intervenierte auch bei der ORF-Intendanz, weil ihm die politische Einstellung des ORF-Korrespondenten nicht passte. Der Regierungssprecher mag es auch, öffentlich Journalisten zu diffamieren. Sie wundern sich, dass ein Staatssekretär wie Szalay-Bobrovniczkydie Zeit für so einen intensiven Mailaustausch hat, ich nicht. Immerhin hindert es Sie an Ihrer Arbeit. Die ungarische Regierung beauftragt sogar ein Institut damit, die Berichterstattung über Ungarn zu scannen und zu bewerten (freundlich/unfreundlich), gibt auch sehr viel Geld für Lobbying im Ausland aus. Aus den Zeilen des früheren Botschafters spricht das Missionarische. Alle sollen das Gleiche glauben. Das ist Teil des Problems. Das zerrüttet den Diskurs in Ungarn und untergräbt Meinungsvielfalt – kurzum: demokratische Grundübungen. Mit kollegialen Grüßen Stephan Ozsváth

  22. avatar

    Lieber Herr Posener,
    die ungarische Geschichte ist ja durchaus vielschichtig. Vor knapp dreißig Jahren ist die Rote Armee abgezogen. Der Versuch, sich ihres Besuches zu entledigen, endete 1956 blutig. Vorher haben die Deutschen nach dem Unternehmen Margarethe 1943 entschieden, wer ins Land herein oder herauskommt. Mit dem Vertrag von Trianon 1920 verlor Ungarn 2/3 seiner Fläche, und Millionen Ungarn fanden sich im Ausland wieder. Nach Mohacs 1526 bis zur zweiten Wiener Belagerung 1683 wurden große Teile Ungarns von den Osmanen regiert. Dazwischen war es ein zwischen den Habsburgern und Osmanen umkämpftes Land mit großen Bevölkerungsverlusten. Ungarn, hat wie auch Polen, dem eigenen Untergang mehr als einmal ins Auge geblickt. Nach solchen Erfahrungen kann ich durchaus Verständnis für die Haltung Ungarns aufbringen, selber entscheiden zu wollen, wen sie ins Land lassen und wen nicht. Die auf deutschen Vorschlag von der EU eingeführte Quotenregelung zielt ins Mark der raison d’etre aller Visegrad-Staaten. Tragisch ist, dass Sie die ungarische Politik als „völkisch“ bezeichnen, wo sie doch nur volkserhaltend ist.

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      Lieber Herr Niebuhr, gerade zurück aus der Wojwodina, wo ich auch die ungarische Stadt Subotica besucht habe, kann ich durchaus die ungarischen Ängste nachempfinden. Allein Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die gegenwärtige Regierung schürt diese Ängste, was es den Ungarn noch schwerer macht, sich in Europa zurechtzufinden. Es müsste nämlich aus der Geschichte klar geworden sein, dass der Nationalismus, und nicht der Multikulturalismus, Ungarn die schlimmsten Wunden geschlagen hat.

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        Das osmanische Reich war schon ziemlich multikulturell, und genau das wollen die Ungarn halt nicht mehr.

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        Lieber Don Geraldo, Österreich-Ungarn war auch multikulturell. Und die Ungarn haben immer ihre Minderheit in Serbien unterstützt, und die anderen Minderheiten gleich mit. Serbien sollte multikulturell bleiben, Ungarn monokulturell?

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        ich finde Ihren Blogeintrag ziemlich unangenehm. Er strotzt nur so von Vorurteilen. Und den letzten Satz finde ich widerlich.

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        @Seidwalk
        Kann man so sehen, wenn man nichts sehen will. Machen Sie sich die Mühe und besuchen Sie Zentralserbien und vergleichen Sie es mit der Vojvodina. Vojvodina-Serben ohne ungarischen, kroatischen, deutschen oder ukrainischen Einfluss gibt es nicht. Die Kultur der Vojvodina war und ist bunt, sie hat etwas wundervolles Eigenes hervorgebracht. Und nun wird dieses Eigene systematisch zerstört, sei es durch den serbischen Nationalismus Belgrads, den ungarischen in Budapest oder dem kroatischen Nationalismus aus Zagreb. Die Vojvodina hat furchtbar unter der nationalistischen Idee der letzten 200 Jahre gelitten. Der Assimilierungsdruck auf die Serben seitens der Ungarn war vor 1914 enorm. Nach 1918 haben sich die Vorzeichen schlicht umgedreht. 1941 lief Kroatien Amok, 1945 mussten die Deutschen gehen. Unter Tito wurde jugoslawisch assimiliert, wenn auch nicht mehr mit Schaum vorm Mund. Trotzdem war immer Bewegung. Albaner sind als innerstaatliche Gastarbeiter gekommen und geblieben und sind nun ein Teil. Nach 1990 wurden serbische Flüchtlinge aus Bosnien/Kroatien angesiedelt, die bringen Ihre Kultur mit. Die Kroaten sind dafür gegangen (worden). Monokultur ist der Vojvodina fremd und wurde immer von außen forciert. Für die Vojvodina kann ich mit Sicherheit sagen, dass nicht das Zusammenleben ein Problem ist, sondern die Homogenisierungsversuche. Und wissen Sie was? Genau so, wie Sie die Muslime beschreiben, haben serbische Nationalisten die Roma beschrieben, die kroatischen Nationalisten die Serben, die ungarischen die Kroaten, was haben deutsche Nationalisten nicht alles über Juden gesagt. Können Sie sich das Bild der Deutschen 1945 vorstellen, von wegen Drang nach Osten? Was Orban, Vucic und die anderen Nationalen machen, ist nicht die Verteidigung ihrer Kultur, sie versuchen eine regionale Kultur und Identität platt zu machen und Geschichte strikt nach ihrem Nationalismus zu erzählen. Als ewigen Kampf von Serben, Ungarn und Kroaten und wer sonst noch alles da war. Die Realitäten und die Identität in dieser Region, waren immer anders. In der Übertreibung der völkischen Sprache würde man da vom kulturellen Genozid sprechen, merkwürdiger Weise nennt man es Scheitern des Multikulturalismus. Nicht sein kann, was nicht sein darf. Wenn Orban nicht die Grenze zugemacht hätte, würden sich die Flüchtlinge in Subotica nicht stauen und das schafft natürlich die Probleme, über die er sich so gerne mokiert. Die Muslime der Vojvodina, die noch als Jugoslawen gekommen sind (oder auch schon immer da waren) mit einer internationalen Krisensituation gleichzusetzen, ist perfide. Es gibt keine Islamisierung der Vojvodina, es gibt keine Probleme mit muslimischen Nachbarn. Wenn man keine Baklava mag, bestellt man halt Knödel, so kompliziert ist es nicht. Das alles hätten Sie sehen können, wenn Sie gewollt hätten.

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        Ja, so ähnlich habe ich es auch gesehen, Stevanovic, mit zwei Einschränkungen: die diversen Kulturen und Minderheiten der Vojvodina wurden von Tito und werden wieder für eine Folklore missbraucht, die wenig mit echtem Multikulturalismus zu tun hat. Und diese Folklore zusammen mit den Ethnien, die sie pflegen, wird vor allem von der Verlockung des Westens bedroht. Die Leute gehen weg. nach Deutschland. oder gleich weiter, nach Kanada. Mag sein, wenn wir und sie klug sind, dass ihre zum Ethnoktisch degradierte Kultur in der Fremde und in der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen eine Art Auferstehung feiert. Demnächst mehr in diesem Sinne in WELT.

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        @ Stevanovic, Stevan

        Vielen Dank für Ihre Ausführungen, die sehr lehrreich sind – volle Zustimmung.

        Ich bin dort als Beobachter gewesen, nicht als Analysator, habe die Sinne geöffnet und mein Wissen oder meine politische Vorbildung, die mit dem Ihren sicher nicht vergleichbar sind, ausgeschaltet. Mag sein, daß das mißlungen ist. Allerdings muß ich mir doch Zeilen wie diese verbitten:
        „Genau so, wie Sie die Muslime beschreiben, haben serbische Nationalisten die Roma beschrieben“

        Aus einem einfachen Grund: Ich wüßte nicht, wo sie gerechtfertigt wären.

        Es ist leider immer das Gleiche: die selbsternannten Kämpfer gegen den von ihnen definierten Extremismus greifen zu oft zum Verbalextremismus.

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        @sidewalk

        Das ist weniger Bildung, mehr Praxis. Ich habe dort gelebt und bin mindestens alle 2 Jahre dort, dieses Jahr mehrere Wochen. Dass Sie die Geschichte und Entwicklung dort nicht kennen, ist Ihnen nicht vorzuwerfen. Die Gegend ist schön, die Geschichte bewegt, aber, Hand aufs Herz, es gibt spannendere Regionen, auch in Osteuropa. Wenn Sie Sinne öffnen können und es etwas langsamer mögen, werden Sie es lieben.
        Eine Fahrt nach Griechenland dauert von Deutschland aus einen Tag, in das Zentrum der Türkei auch mal zwei. Kein beliebiger Tourist würde sich diese Tortur freiwillig antun, schon vor Jahrzehnten wurde diese Strecke überflogen. Nur Migranten machen diese Ochsentour, zumeist beladen mit Geschenken in der in der einen und Leckereien in der anderen Richtung. Es ist eine von zwei Hauptrouten, um von Nord-, West- und Zentraleuropa über den Balkan nach Kleinasien zu kommen. Was Sie an dieser Grenze gesehen haben, ist die klassische Gastarbeiterroute. Es hätte mich sehr gewundert, wenn Belgier quer durch Europa fahren, um ihren Urlaub im Stau an einer Grenze im Nirgendwo zu verbringen. Wenn Sie westeuropäische Autos mit Männern mit dicken Schnauzern studieren wollen, dann werden Sie keinen besseren Ort in Europa finden. Als EU Außengrenze ist die Linie eine beliebte Route auch für Schmuggler aller Art, unter den Sanktionen der EU war Subotica schon fast eine Boom Region, vergleichen mit der damaligen nackten Armut südlicherer Gegenden. Die Kornkammer Jugoslawiens brauchte in 50/60/70er einfache Arbeitskräfte, die kamen aus allen Teilen des Landes, so gelangten Bosnier und Albaner dorthin. Ungarn bekommen unkompliziert in Ungarn einen EU-Pass, deswegen haben viele das Elend der 90er verlassen, viele Serben wären gerne mitgegangen. Heute holen sie es nach. Ungarn sterben dort nicht aus, sie fliehen vor der Armut. Der Islam ist seit 700 Jahren auf dem Balkan, ungefähr seit der Zeit, seit der die fränkischen Kaiser sich abgewöhnten, für ihre Krönung eine Schneise der Verwüstung durch Italien zu ziehen. Also echt lange her. Es wurde mit dem Osmanischen Reich nicht weniger Islamisch und doch, wenn Sie sich heute dort umschauen, sehen Sie Kreuze und Kirchen an jeder Ecke. Schade, dass Sie den Muezzin verpasst haben, wahrscheinlich war er ein Bier trinken.
        Um den Untergang des Serbentums zu dokumentieren, haben serbische Nationalisten Anfang 2000 Bilder von serbischen Behörden in Umlauf gebracht. Auf den Bildern waren alles Roma -Familien. Seht ihr, wir werden verzigeunert, es gibt kaum noch Weiße. Gänsehaut. Diese Roma wurden von den Albanern aus dem Kosovo 1999, nach der Ausrufung des multiethnischen EU-Protektorats, vertrieben, es war dort eine starke Minderheit, vielleicht sogar mehr als Serben. Serbien wiederrum wollte sie nicht haben (obwohl sie serbische Staatsbürger waren und nach serbischer Auslegung der kosovarischen Souveränität auch heute noch sind), die Bürokratie diskriminierte sie und Europa passten sie nicht in das Narrativ des jungen, demokratischen Kosovo. Sie können sich vorstellen, wie lange es dauerte, bis ein Roma eine neue Geburtsurkunde oder Meldebescheinigung hatte. Wer eine Menge Roma sehen wollte musste nur auf ein Amt. So kam es zu diesen Bildern.
        Der Ausgangspunkt Ihres Artikels war, wenn ich es verstanden habe, der Wunsch, sich auf die Spuren der Flüchtlinge zu begeben. Einen historischen Ort aus der Nähe zu sehen. Was Sie aber dann beschreiben, sind Dinge, die genau mit dieser Geschichte nichts zu tun haben. Sie beschreiben nun eine Gastarbeiter-, Transit- und Schmugglergrenze und verknüpfen dies mit der Zukunft Europas. Sie verlinken die Geschichte des Flüchtlings Hussein und berichten von einer alteingesessenen Moschee, natürlich mit Polizei vor der Tür. Sie schreiben von Kuwaits, die selbst für Eingeborene exotisch sind und nennen es einen Tag in Serbien. Sie haben es geschafft, in einer katholischen und orthodoxen Gegend sich die wenigen Muslime auszusuchen. Sie haben nicht nur beobachtet (natürlich haben sie gesehen, was sie gesehen haben), sie haben auch selektiert und haben nach ethnischen und religiösen Merkmalen geschaut. Sie haben eben nicht Ihr Wissen und Ihre politische Vorbildung ausgeschaltet, ganz im Gegenteil. Ohne Ihre politische Vorbildung hätten Sie den Bericht so nicht abgefasst und es wären Ihnen nicht die Dinge aufgefallen, die Ihnen aufgefallen sind. Und das sind, man glaubt es kaum, Muslime und das in der Vojvodina. Dadurch bekommt der Bericht einen Spinn. An dem letzten Satz mit der Menstruation hätte Sigmund Freud seine Freude gehabt. Wie die serbischen Nationalisten zeigen Sie die Dinge, nicht wie sie sind, sondern wie sie scheinen. Ich unterstelle Ihnen nicht, dass Sie sich mit denen verstehen würden – der Artikel ist unser Kennenlernen, ich mache Sie aufmerksam. Es ist kein naiver Reisebericht, das können eben Sie bewerkstelligen, weil Sie politische Vorbildung haben. Ihr Bericht hat eine Pointe, Sie haben aber nur die unpassenden Orte zu Ihrer Geschichte besucht. Flüchtlinge gibt es nach meinem Wissen noch in Belgrad, zum Teil auch in Novi Sad. Bosniaken ist der neue Ausdruck für Muslime, die müssen aber nicht aus Bosnien sein. In Bosnien finden Sie Orte, die so ziemlich der Alptraum jedes Europäers sind. Die gibt es dort schon seit Jahrhunderten. Aber ganz ehrlich, Maria Laach ist schöner.

      8. avatar

        @ Stevanovic, Stevan
        @ Alan Posener: „Ein Jammer, dass Sie nicht als Autor schreiben, Stevanovic.“

        Daß ich Herrn Posener noch einmal zustimmen muß, hätte ich auch nicht gedacht.
        Vielen Dank!

        Nur, zum Schluß, noch ein kleiner Einwand: Ich habe die Moschee nicht gesucht, das war reiner Zufall, die Begegnung mit dem Jungen ebenfalls.
        Und: diese quasi totale Objektivität, die Sie einfordern, ist ein schönes Ideal, aber nicht zu verwirklichen. Herr Poseners Schreibe ist das radikale Gegenstück dazu: totale Subjektivität.
        Aber auch Sie haben ob Ihrer Position einen bestimmten Blick – den kennenzulernen eine Freude war.

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        Sehr großzügig, Seidwalk. Ich meine das ernst. Zurückweisen möchte ich aber, dass ich die „totale Subjektivität“ pflege. Das ist eine postmoderne Attitüde, zu der ich nicht den Mut habe.

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        @sidewalk
        Fahren Sie nach Bosnien und schauen Sie sich die Moscheen an und schauen Sie, wer die finanziert hat. Vergleichen Sie Fotos der Städte vor 3 Jahrzehnten und schauen Sie sich das Stadtbild heute an. Schauen Sie sich im serbischen Teil die Kirchen an und fragen, wer die finanziert hat. Islamisierung als Prozess gibt es tatsächlich. Serbisierung gibt es als Prozess tatsächlich. Diese Prozesse kosten viel Geld und wenn Sie dann noch nach den Löhnen fragen, werden Sie merken, dass es bestimmt keine Spenden waren. Da findet etwas statt. Besichtigen Sie die Kathedrale des Sveti Sava in Belgrad. Nach Baubeginn bereits pleite, konnte die Kirche die Krypta jetzt fertigstellen, eine Kult und Weihestädte der serbischen Nation. Zum Glück ein Jesus in der Kuppel, sonst wüsste man nicht, dass es um das Christentum geht. Sie sieht zwar nicht aus wie die anderen Orthodoxen Kirchen, entspricht stilistisch nicht der Gegend, dafür gibt es Marmor aus dem Iran und die Einrichtung würde jedem russisch/nationalem Oligarchen das Herz höherschlagen lassen. Wenn man nicht vom großserbischen Pflaumenbaum geschüttelt wurde, fällt einem schnell auf, dass diese Kirche ein Statement im internationalen Kampf der Kulturen, Völker und Weltgegenden sein soll. Der Wewelsburg bestimmt näher als der Kirche nebenan. Wie hat die Kirche den Rubel zum Rollen bekommen? Wo wir schon da sind: Russen sind Patrioten, die für Russland den einzigen Sohn geben würden, die lieben das Autoritäre, alle nicken, ja, die sind so. Und jetzt protestieren die, weil sie für Russland später in Rente sollen. Der Kampf der Kulturen kostet richtig viel Geld, Ressourcen und Propaganda, dafür, dass er aus dem Volk kommen soll. Dafür das „die“ so sind. Und wenn Sie sich hier in Deutschland, zum Beispiel in Köln, die große Moschee ansehen, dann werden Sie auch den Eindruck bekommen, dass es nicht billig ist, aus einem in Köln geborenem Migranten einen stolzen Türken zu machen. Ohne die Unterstützung unzähliger Fernsehkanäle scheinen die Türken es schnell zu vergessen. Ich kenne keinen Türken, der den Koran so gut kennt, wie unsere Islamkritiker. Dafür viele, die ihn eigentlich gar nicht kennen. Nein, ich sage nicht, dass Multikulti immer funktioniert, dass es erstrebenswert sei, alle Menschen Brüder sind. Bestimmt nicht. Ich halte Assimilation für die beste Integration, aber nicht für den einzigen gangbaren Weg, schon gar nicht als Postulat. Es ist aber essentiell sich klar zu machen, dass Hysterisierungen, wie sie gerade in türkischstämmigen Gemeinden in Deutschland stattfinden, nicht Naturgesetze sind, nicht einfach spontan entstehen und die Ressourcen nicht wie Mana vom Himmel fallen. Wir alle sind zu schnell bereit einfach abzunicken, dass „die“ so sind. Sie haben doch gerade die Anti-Ossi Kampagne westdeutscher Zeitungen gesehen. Sachsen – failed state. Ich kenne viele Migranten, die würden nie nach Chemnitz oder Magdeburg fahren, weil „die“ so sind. Man liest ja so einiges. Sie haben auf ihrer Seite ja dargestellt, dass zumindest in Ihrem Fall die Geschichte von dem aus dem Krieg geflohenen Menschen, die akut existenzielle Hilfe brauchen, so nicht durchgehend stimmen kann. Ich kann mir nur wünschen, dass der Diskurs zu einer gewissen Nüchternheit zurückfindet. Man muss Dinge klar benennen und kritisieren, man muss auch mit Unverständnis reagieren, wo es nichts zu verstehen gibt. Ich teile die Meinung aber nicht, dass wir mehr Polarisierung brauchen – das Polarisieren übernehmen interessierte Gruppen schon, dafür braucht es nicht den Bürger. Das ist nicht Objektivität, die ich fordere, es ist eher Diskussionskultur. Die, um selbst etwas hysterisch zu werden, erodiert gerade und es klopfen sich zu viele auf die Schulter, weil sie es mit Standpunkttreue verwechseln. Das Vorbild der rechten Zivilgesellschaft sind die alten Techniken der Linken, das erlangen der kulturellen Hegemonie, das kann man so nachlesen. Die linke Zivilgesellschaft diskutiert gerade Populismus nach rechtem Vorbild als Politikstil. Die liberale Zivilgesellschaft macht sich keine Mühe und reproduziert hysterische Plattitüden. Ausnahmen bestätigen in allen Fällen die Regel. Mir macht Sorgen, was von der Zivilgesellschaft dann übrigbleibt.

        @posener
        Vielen Dank! Momentan bin ich vollauf damit beschäftigt zu sortieren, was um mich herum der Fall ist und vor allem, was nicht. Bis dahin möchte ich Ihnen für die Kommentarfunktion hier danken, sie stillt mein Bedürfnis, es der Welt mal zu sagen, voll und ganz. Ich bewundere Ihre Geduld, immerhin geht es bei einem beträchtlichen Teil der Beiträge hier nur darum, Gülle über Sie auszuschütten. Dabei geben Sie hier eine Plattform, die wirklich verschiedene Sichtweisen versammelt und Sie geben diesen auch Raum (soweit es, eben, nicht offensichtliche Gülle ist). Vielen Dank für Ihren Einsatz. Ich hoffe Sie bleiben dabei, ich bestimmt.

      11. avatar

        Stevanovic, Stevan: Kommentarfunktion … stillt mein Bedürfnis, es der Welt mal zu sagen, voll und ganz

        Ich lese Ihre Texte – es sind welche! – nicht als Kommentare, sondern – in Inhalt und Stil – als Romanexposés. (Herrlich wilde, umgekehrte Karl-May-Romane!) Lassen Sie sich das durch den Kopf gehen! Und bedenken Sie dabei, dass es vielleicht weniger um Ihr Bedürfnis, als vielmehr um das geht, was die Welt nötig hat 😉

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        @Stevanovic

        … genau, Stevanovic, ich kann mich da EJ & APo nur anschließen. Schreiben Sie Fortsetzungsromane; Deutsche Soziaaaldemokratie im Lokus der Historie. Die Prinzipien des sozialistischen Realismus. Teil 1; Maddin Chulz is‘ Winnetou.

      13. avatar

        Jaja, doch Stevanovic, Sie werden so viele in der Seele treffen und hiermit..
        „Die linke Zivilgesellschaft diskutiert gerade Populismus nach rechtem Vorbild als Politikstil. Die liberale Zivilgesellschaft macht sich keine Mühe und reproduziert hysterische Plattitüden. Ausnahmen bestätigen in allen Fällen die Regel. Mir macht Sorgen, was von der Zivilgesellschaft dann übrigbleibt.“
        ..mich auf jeden Fall.

  23. avatar

    @AP
    Zu ihren Antworten an R. Niebuhr
    „1. Die Flüchtlinge verursachen Probleme. Das hat niemand geleugnet.“
    Naja, die Grünen sprechen immer noch von Bereicherung und Angela Merkel würde jederzeit wieder so handeln. Nach Distanzierung sieht dies nicht aus.

    „3. Die Frage der Herkunft …“
    Maaßen sprach von authentisch. In der Tat, war das Video nicht authentisch, weil es nicht den behaupteten Inhalt wiedergab. Als Virtuose der Deutschen Sprache, der sie nun mal sind, wundert mich ihre Fehleinschätzung.

    „5. “Die Front muss gehalten werden”
    Siehe eins

    „6. Dumm ist, wenn Wähler glauben, mit der Wahl der AfD irgendetwas lösen zu können.“
    Merkel und Co. haben gerade ihre Unfähigkeit bei der Besetzung einer nachgeordneten Behörde bewiesen. Jeder Vorstand, der so agieren würde, wird vom Aufsichtsrat gefeuert. Der Aufsichtsrat für die Regierung ist das Volk. Bei der nächsten Wahl werden diese Leute hoffentlich in die Wüste geschickt.
    Dumm ist heute nur noch derjenige, der glaubt, diese Leute würden unsere Probleme lösen.
    Gefährlich ist aber der, der wider besseren Wissens etwas anderes behauptet.

    1. avatar

      Lieber PP,
      1. Ich empfehle Ihnen einmal, die berühmte „Wir schaffen das“-Rede vom Sommer 2015 in Ruhe zu lesen. Bitte sehr:
      https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2015/08/2015-08-31-pk-merkel.html
      Merkel hat seitdem wiederholt gesagt, dass sie im Nachhinein das Regierungshandeln kritisch sieht.
      3. Nein. Maaßen hat eine Verschwörungstheorie in die Welt gesetzt. Aber selbst wenn das Video gefälscht gewesen wäre: Es ist nicht Aufgabe des VS-Chefs, den Sprachgebrauch der Kanzlerin aufgrund eines Videos zu kritisieren. Inzwischen wissen wir, dass die Situation in Chemnitz viel schlimmer war, als das Video suggeriert, und dass die örtliche Polizei völlig unzureichend darauf vorbereitet war.
      5. siehe 1.
      6. „Merkel und Co. haben gerade ihre Unfähigkeit bei der Besetzung einer nachgeordneten Behörde bewiesen. Jeder Vorstand, der so agieren würde, wird vom Aufsichtsrat gefeuert.“ Solche Sätze stammen grundsätzlich immer nur von Leuten, die nie in der „freien“ Wirtschaft gearbeitet haben. Aber selbst wenn das stimmen würde (und es stimmt nicht): Deutschland ist keine Firma, die Regierung kein Vorstand, das Volk nicht der Aufsichtsrat, die Verfassung nicht das Betriebsverfassungsgesetz. ich empfehle Ihnen einen Nachhilfe-Kurs in Staatsbürgerkunde.

      1. avatar

        Das Schlimmste an Chemnitz war immer noch der Messermord an einem deutschen Arbeiter und Familienvater. Und Maaßens zweite Aussage wird immer weggelassen, denn da hat er auch recht gehabt. Es soll mit diesem Antifa-Fake-Video und der linken Hysterie vom eigentlichen Verbrechen abgelenkt werden. Und so ist es ja dann auch gekommen.

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        Jene zweite Aussage Maaßens ist eine politische Interpretation, die nach dem Muster der unbestimmten Verdächtigung vorgeht. Wer will ablenken? Die Antifa gewiss, aber das weiß jeder, dazu brauchen wir keinen VS. Wenn ich als VS-Chef nicht sage, wer was womit bezweckt, sondern nur raune, bin ich fehl am Platz.

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        Die Antifa ist längst ein inoffizielles Unterdrückungsorgan der Mächtigen in der Bunzelrepublik geworden.
        Wie die linksrotgrünen Brillenbartträger, welche die gesamten Medien und das sog. Bildungswesen mit totalitärer Machtfülle regieren und auch den Polizeiapparat infiltriert haben (interessanterweise sehen alle Linken auch gleich aus: schwärzlich, pyknisch, wirrhaarig, ungepflegte Bärte tragend. Ein Typus, ein Charakter, eine konforme Denkweise).

        Die einen machen die Drecksarbeit, die anderen vertuschen deren Gewalttaten, und die ihrer Verbündeten aus dem Ausland, und hetzen.

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      Lieber PP: „Merkel und Co. haben gerade ihre Unfähigkeit bei der Besetzung einer nachgeordneten Behörde bewiesen. Jeder Vorstand, der so agieren würde, wird vom Aufsichtsrat gefeuert.“ Solche Sätze höre ich grundsätzlich nur von Leuten, die nie in der „freien“ Wirtschaft tätig waren. Aber selbst wenn der Satz stimmen würde (und er stimmt nicht): Deutschland ist keine Firma, die Regierung ist kein Vorstand. doch selbst wenn man dieses schiefe Bild akzeptieren könnte (und man sollte es nicht): der Aufsichtsrat wäre dann nicht „das Volk“, sondern das Parlament. Ich empfehle Ihnen einen Nachhilfekurs in Staatsbürgerkunde.

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    Lieber AP,

    wir erleben gerade die Endphase der britischen Nachkriegsordnung. Der eiserne Vorhang und die damit einhergehende Teilung war vor allem dem nationalen Extremismus der Osteuropäer geschuldet. Churchill wollte diesen europäischen Unruheherd ein für allemal ausschalten. Aber dies muss ich ihnen als Brite nicht erläutern.
    Bei der Wiedervereinigung hatten dann vor allem Engländer Bedenken vor einem geeinten Deutschland, weil man den destabilisierenden Charakter Deutscher Politiker fürchtete.

    Was soll ich sagen, Thatcher hat leider Recht behalten. Angela Merkel hat mit ihrer Flüchtlingspolitik die Lunte an dem Pulverfass Osteuropa gezündet und die Gutmenschen der EU versuchen mit Brandbeschleuniger das Feuer zu löschen.

    Alles keine wirklich guten Nachrichten.

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      Nein. Der Eiserne Vorhang war dem mörderischen und expansiven Kommunismus geschuldet. Bezeichnend, dass Sie als bekennender Reaktionär das nicht wahrhaben wollen.

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      Lieber PP, der Eiserne Vorhang ist einzig und allein dem mörderischen und expansiven Kommunismus geschuldet. Dass Sie als AfD-Sympathisant das nicht anerkennen wollen, ist bezeichnend.

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      Britische Nachkriegsordnung? Je eher, desto besser.

      Westminster hat seit Jahrhunderten immer nur sein Bestes getan, Europa zu destabilisieren. Churchill und die olle Thatcher waren da nur jeweils ein Kapitel in dieser ewig langen Story.

      Hoffentlich kommt der Brexit schnell, dann sind wir Europäer diesen Unruheherd wenigstens los.
      Vielleicht wird GB ja bald darauf der 51. Staat der USA, wie es die Band New Model Army schon vor 32 Jahren besang; das wäre dann wenigstens ehrlich. 🙂

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        Ach ja, und ich bin sicher, daß sich für die britische Monarchie eine Ausnahmelösung finden lassen wird, die ihr formales Weiterbestehen auch in den, an sich bundesrepublikanisch verfaßten USA, garantieren wird.

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    Lieber Herr Posener,
    den ungarischen Staatssekretär haben sie aber sauber z’sammgefaltet, ein glatter intellektueller Punktsieg. Aber leider verschwindet damit die Mutter aller Probleme nicht: wie umgehen mit den vielen Migranten, die zu uns nach Europa gekommen sind seit 2015? Der aktuelle Ausläufer der dadurch ausgelösten Erschütterung hat nun grade die SPD erreicht, dann wird es Mitte Oktober wohl auch die CSU erwischen. In politisch stabilen Zeiten hätte man die Besetzung des Chefpostens einer nachgeordneten Bundesbehörde am Kabinettstisch einfach durch gewunken. Was nun macht den Präsidenten Maaßen zum „Schädling, vor dem man sich schützen muss“ (ZDF heute show)? Sie schreiben „Er hat Politik gemacht. Das geht nicht.“ Ich würde sagen, er hat sich was getraut. Und ich glaube, dass er die Konsequenzen seiner Äußerungen für ihn durchaus abgewogen hat: kann sein, dass Seehofers Rücken breit genug ist, vielleicht aber auch nicht.

    Die Wellen schlagen so hoch, weil es um mehr geht, um die Flüchtlingspolitik unserer Kanzlerin als Ganzes. Die Front muss gehalten werden, koste es, was es wolle. Und nun besteht die ganze Tragik darin, dass zwischen der AfD und der Macht im Lande kluge Leute wie Sie stehen.

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      Lieber Herr Niebuhr,
      1. Die Flüchtlinge verursachen Probleme. Das hat niemand geleugnet.
      2. Es ist Aufgabe des VS, so lange es keine geeignetere Behörde gibt, beispielsweise radikale Bewegungen unter Flüchtlingen zu beobachten und potenzielle Schädlinge (Ihr Wort, zitiert aus der heute show) an Terrorakten zu verhindern. Daran ist der VS bisher grandios gescheitert, Ausnahmen bestätigen die Regel.
      3. Die Frage der Herkunft eines Videos (es ist inzwischen auch dem VS klar, dass es echt ist) und der Wortwahl der Kanzlerin gehören nicht zum Kompetenzbereich des VS-Chefs.
      4. Während Maaßen die Republik mit Provenienzfragen und Sprachkritik verwirrte, gelang es seiner Behörde und dem VS in Sachsen weder, den Angriff auf einen jüdischen Restaurantbesitzer in Chemnitz zu verhindern noch sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter zu liefern.
      5. „Die Front muss gehalten werden“ – welche Front? Längst ist die Kanzlerin der Wendigkeit von ihrer Position von 2015 abgerückt. Längst sind Grenzkontrollen und Abschiebungen Normalität. Längst ist man dabei, mit Mittelmeer-Anrainerstaaten Deals abzuschließen, damit sie Flüchtlinge an der überfahrt hindern. Längst ist nicht Deutschland das Problem, sondern Spanien. Und so weiter und so fort.
      6. Tragisch ist an der gegenwärtigen Situation nichts. Ärgerlich ist, dass ein Land wie Ungarn, das keine Flüchtlinge aufnimmt, nicht einmal die lächerlichen Quoten, die laut EU-Ratsbeschluss vorgesehen waren, mit völkischen Argumenten die EU zu spalten versucht. Dumm ist, wenn Wähler glauben, mit der Wahl der AfD irgendetwas lösen zu können.

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    APo: ‚Wer schließlich sich ständig in politische Debatten einmischt, … die Wortwahl der Kanzlerin kritisiert, der überschreitet nicht nur seine Kompetenz, sondern zerstört das Restvertrauen in die Überparteilichkeit der Behörde.‘

    … die Schweiz – heute das ehemalige Westfernsehen der ‚Ossies‘ – hat es mit Roger Köppel mal wieder auf den Punkt gebracht – Merkels Treibjagd, Gesinnung statt Fakten:

    ‚Deutschland steckt im umgekehrten McCarthy-Modus. Wo der alte US-Senator in den fünfziger Jahren nur noch «Rote» sah, wittern die Regierenden und ihre Medien nur noch Rechtsextreme und Nazis. Bezogen auf die Nazigefahr, befinden wir uns in der Eröffnungsszene von Stanley Kubricks Kalter-Krieg-Satire «Dr. Strangelove», als der US-General Jack D. Ripper mit irrem Augenglühen erzählt, wie ihnen die Russen «an die Lebenssäfte» wollen. McCarthy stürzte, als er sich in den Wahn verrannte, auch US-Präsident Eisenhower sei möglicherweise Kommunist.‘

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      Genau, blonderhans, McCarthy sah in Eisenhower einen kommunistischen Diktator. Ähnlich reden die Rechtsextremen über Merkel.

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        @APo

        … ahem, das nehme ich Ihnen nicht ab, dass Eisenhower FDJ-Sekretär für Agitation und Propaganda gewesen wäre. Allenfalls dass Eisenhower sich bei seiner ‚Rollback-Politik‘ des politischen Islam, warum auch immer – die Sozialisten tun das übrigens auch – ‚bediente‘, macht ihn, mit Merkels und derer Gesinnungsgenossen, zum Zeitgeist. Übrigens zum Nachteil des ‚Freien Westen‘ und Israels. Allein der Islam verantwortet sichere Grenzen und Mauern. Daran erkennen Sie Parallelen zwischen Sozialismus und Islam. Verteilen was denen nicht gehört.

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        Merkel ist nicht Mc Carthy, allerdings verhalten so einige aus dem linken Lager mit ihrer angemaßten moralischen und intellektuellen Überheblichkeit und sehr deutschen Besserwisserei (‚degeneriertes, abgehängtes Wutbürger Pack mit Hut, Inzucht-Ostdeutsche, man sollte um Sachsen eine Mauer bauen‘ usw.) so, als wären sie welche. Eine neue Variante des hässlichen deutschen Herrenmenschen, den man auch in osteuropäischen Ländern wahrnehmen wird. Hier muss ich’s ja auch lesen: Wenn Ungarn nicht spurt: raus aus der EU.. Was treibt Sie, sowas zu schreiben Stefan Trute?
        Merkel täte gut daran, Ihre Fehler 2015 einzuräumen, allein schon um nicht weiter als Projektionfläche herhalten zu müssen. Und sie hätte gut daran getan, einen Nachfolger aufzubauen.

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        ich stimme der Kritik an der deutschen Überheblichkeit zu, lieber Klaus J. Nick.
        Ich finde aber, dass Merkel mittlerweile durchaus selbstkritisch das Regierungshandeln betrachtet – auf jeden Fall ist sie aufrichtiger als Orbàn, der Deutschland um Hilfe bat und anschließend das Nichtschließen der Grenze für die Flüchtlinge aus Ungarn als „Grenzöffnung für alle“ auf Geheiß von Soros diffamierte.
        https://www.n-tv.de/politik/Merkel-wuerde-Grenzen-erneut-oeffnen-article17828156.html
        Und die Nachfolgerin ist auch schon da: AKK.

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        @KJN
        Was mich treibt zu schreiben, dass Ungarn in seiner derzeitigen Verfassung nichts in der EU zu suchen hat, fragen Sie. Weil Ungarn in seiner derzeitigen Verfassung nichts in der EU zu suchen hat. Gegenfrage: Ist Ihre Empfehlung, Merkel solle doch endlich ihre Fehler eingestehen, um nicht länger als Projektionsfläche zu dienen, eigentlich ernst gemeint?

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        @ Truthe

        Wenn die EU funktionieren und eine Zukunft haben soll, muss sie so aufgestellt sein, dass sie einen Orban aushält. Wenn wir jedes Mal, wenn ein Staat anders tickt als die anderen, den Klub bereinigen, wird die EU entweder tatsächlich zu einer Diktatur oder wir können bei 27 Mitgliedern jedes Jahr eine Exit-Diskussion durchleben. Es würde Sinn machen, den Gedanken einer Wertegemeinschaft etwas lockerer zu sehen und sich auf die Zusammenarbeit der Staaten zu konzentrieren. Das ist in Europa ein Wert an sich. Es frustriert, dass man wenig Einfluss nehmen kann, keine Frage. Vielleicht wäre es besser von vornherein mit solchen Situationen zu rechnen und dies bei der Laufzeit der Finanzplanungen zu berücksichtigen. Man muss reagieren, es benennen, aber manchmal muss man es auch aushalten. Die Ungarn werden es schon machen, das braucht Zeit. Bis dahin sollten Europa keinen Zweifel lassen, zu wem Ungarn gehört (sollte die EU den Anspruch haben, Europa zu vertreten). Ob nun ein Clown zurzeit regiert oder nicht.

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        @KJN
        „Wenn Ungarn nicht spurt: raus aus der EU.“

        Mir fällt der wachsende Putztrieb auch auf. Das Kennzeichen Europas ist asynchrone Entwicklung, manchmal auch gegenläufig. Besonders enttäuscht mich der „ewige Zoni“ von Leuten, die eigentlich Gesellschaft gerne verhandeln wollen. Und wenn`s schwer wird, dann plädiert man für Putzen. Man benennt Probleme nicht, man beschimpft Leute, die sie haben. Man analysiert und kritisiert nicht, man hysterisiert. Eigentlich vollkommen irre. Augstein zum Beispiel benutzt unbedarft eine Sprache, die man im anderen Kontext durchaus faschistisch nennen würde. Silvio will keine Flüchtlinge – Finanzausgleich gestrichen. Ungarn macht Mist, raus mit ihnen. Fatma trägt Kopftuch – Pass weg. Italien macht 1% mehr Schulden – Euro weg. Pluralismus funktioniert auf keiner Ebene, wenn man so vorgeht. Manchmal muss man es einfach aushalten, ohne Geduld, viel Geduld, funktioniert es nicht. Ungarn wird auch mit Flüchtlingsquote keine relevante Entlastung für Westeuropa leisten. Dafür dann Millionen Ungarn ausschließen? Es geht ums Rechthaben, was im Pluralismus ein Garant für Scheitern ist. So wird aus einem schweinefreiem Menü in der Kantine die Islamisierung.

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        Ja, lieber Stefan Trute, meine ich ernst: Würde Frau Merkel nachdenklicher auftreten und weniger patzig („..dann ist das nicht mehr mein Land“ nach der Kritik an ihrer Flüchtlingspolitik), dann würde ich z.B. ihre Entscheidung ihre humanitäre Aktion 2015 die Flüchtlinge in Ungarn betreffend besser verteidigen können. Ich will sie so, wie sich gibt, nicht mehr verteidigen. Sie hat die EU schon ruiniert, die Nachteile für Deutschland (sog. „Energiewende“, einseitige Rettung deutscher Banken und Exportfirmen, Lohndumping begünstigende Politik) werden sich in den nächsten 10 jahren erst richtig entfalten. Je schneller sie abtritt, um so besser – auch um eine weitere Radikalisierung der Erfolg habenden AfD zu verhindern. Eine AfD, die es ohne Merkel nicht gäbe. Würde sie etwas nachdenklicher auftreten, hätte die Merkel-muss-Weg-Fraktion weniger Angriffsfläche. Eben jener Fraktion, der es – zu recht – völlig egal geworden ist, von scheinheiligen links-grünen Hypermoralisten als Nazis verteufelt zu werden.
        Mir persönlich ist es aber dabei völlig egal, wer in Zukunft die Merkel’schen Scherben aufsammelt, ‚KKK‘ und Habeck, oder sie selber.
        Was „die Verfasstheit von Ungarn“ angeht, so ist Orban (wie Trump) durch eine demokratische Wahl legitimiert worden und das muss respektiert werden, auch wenn Ihnen das anscheinend schwer fällt. Und da die EU eben keine EUDSSR oder gar eine DEUDSSR ist, bestimmt auch kein links-grünes Zentralkommitee oder ein Martin Schulz, wer Mitglied des europäischen Vereins souveräner Staaten ist.
        Komisch, bei Erdogan wird ‚Vernunft‘ und ‚Verhandlungsbereitschaft‘ propagiert, wahrscheinlich weil er die Drecksarbeit für Deutschland in der Levante macht.

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      „Ein couragierter deutscher Spitzenbeamter sagt die Wahrheit … „. Wessen Wahrheit? Roger Köppels Wahrheit? Nach dieser Anfangssentenz lohnt das Weiterlesen nicht mehr. Die ewig selben Variationen des ewig selben Themas. „Man wird ja wohl noch sagen dürfen …“ Ob nun Köppel, Broder („Ich will Angela Merkel nicht verstehen.“ Schön, dass wir das jetzt auch wissen!), Elsässer, die AfD- oder Pegida-Nazis: Wenn die eigene Position kritisiert wird, ist natürlich die „Demokratie“ in Gefahr! Intellektuell armselig und einfach nur noch langweilig.

      1. avatar

        @S.T.

        Sachsens Generalstaatsanwaltschaft widerspricht Merkel

        Ohne Belege behaupteten Kanzlerin und Regierungssprecher, es habe in Chemnitz „Hetzjagden“ gegeben. Auf Nachfragen schweigen beide.

        Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen. „Nach allem uns vorliegenden Material hat es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben“, so der Beamte auf Anfrage von Publico. Damit widerspricht er direkt den Behauptungen von Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Sprecher Steffen Seibert, die beide unter Berufung auf von ihnen nicht näher beschriebene Videos behauptet hatten, in Chemnitz hätten „Hetzjagden“ stattgefunden – also sogar mehrere.

        Damit wird die Wahrheit von Roger Köppel bestätigt. Auch wer lügt ist nicht neu. Das hat die Ex als FDJ-Propagandistin, so zuschreiben – gelernt.

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        Blonderhans, das war am 1. September. Inzwischen wissen wir alle mehr. Wollen Sie das hier verteidigen?
        https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/wirt-juedisches-restaurant-chemnitz-ueberfall-100.html

        Angeblich wusste der Innensenator nichts von diesem Angriff, als er das von Ihnen zitierte Statement abgab.
        Und hier:
        https://www.hessenschau.de/gesellschaft/marburger-spd-gruppe-offenbar-in-chemnitz-ueberfallen,marburger-gruppe-chemnitz-100.html

        Die Sprachkritik soll nur ablenken von dem, was der Mob dort veranstaltete. Sie als Christ müssten sich davon distanzieren.

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        APo: ‚Blonderhans, das war am 1. September. Inzwischen wissen wir alle mehr. Wollen Sie das hier verteidigen? … Die Sprachkritik soll nur ablenken von dem, was der Mob dort veranstaltete. Sie als Christ müssten sich davon distanzieren.‘

        … was heißt ‚distanzieren‘? Ich habe in diesem Blog nachweislich, seit Jahren, jederzeit gegen Gewalt, gegen wen und was auch immer – ausgenommen dem naturrechtlichen Widerstandsrecht – wahrlich oft genug geschrieben. Ich mag keine ‚Sonderbehandlung‘. Für niemanden.

        … zum mdr: ‚Der Wirt des jüdischen Restaurants „Schalom“ in Chemnitz, Uwe Dziuballa, hat bestätigt, dass am 27. August mutmaßliche Neonazis sein Lokal angegriffen haben … „Es waren zehn bis zwölf Personen“, sagte Dziuballa über die Angreifer. Und weiter: „Ich kann das beweisen. Ich habe sie beim Wegrennen fotografiert.“ … Nach ein bis zwei Minuten sei die herbeigerufene Polizei dagewesen … das Innenministerium: „Die Polizei Sachsen arbeitet mit Hochdruck daran, diese widerliche Tat aufzuklären.“

        … heute ist der 24. September. Ich halte fest; ‚mutmaßliche Neonazis‘ mit antisemitischen Parolen … weiter wie zuvor beschrieben.

        4 Wochen und keine Aufklärung in so einem Fall suggerieren mir – die Polizei in Sachsen ist doof oder es waren keine ‚Neonazis‘.

        … zum Überfall auf die SPD-Genossen (Hessenschau), auch hier gibt es, bisher, keine Ermittlungsergebnisse … ich habe noch nix davon gelesen … aaaber ich glaube den Genossen alles, wirklich alles.

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        Aha. Also, die angegriffenen SPDler lügen, und Linke haben sich als Neonazis verkleidet und einen jüdischen Wirt verletzt, um es den friedfertigen Rechten in die Schuhe zu schieben. Ich will nicht sagen, dass beides unmöglich wäre. Aber das anzunehmen, entgegen dem Augenschein, und zwar mit der haarsträubenden Begründung, die Polizei in Sachsen habe bisher keine Täter dingfest gemacht, das entspricht Ihrem Denkmuster, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Das war in der DDR offizielle Ideologie, und ich fürchte, Sie sind mehr Kind jener bösen Ordnung, als Ihnen lieb ist.
        Wie dem auch sei: WENN die Polizei in Sachsen ihren Job tut und die Täter ergreift, und WENN es sich herausstellt, dass es Rechtsextreme waren: sind Sie dann bereit, das auch anzuerkennen? Oder werden Sie dann sagen, wie die Muslime über die islamistischen Terroristen: das waren keine echten Rechten (Muslime), echte Rechte (Muslime) tun sowas nicht?

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      Nun, blonderhans, allein der Begriff der „Treibjagd“ ist dermaßen weit hergeholt, daß man sich fragt, ob die Schweizer überhaupt Korrespondenten haben, die Ahnung von dem haben, was hier abgeht oder ob sie sich (wie diverse Kolumnisten so gern) aus dritter Hand informieren und sich die Mühe sparen, die Quellen zu verifizieren.
      Machen wir doch einmal das Gedankenexperiment, alles wäre genau umgekehrt gelaufen:
      Nehmen wir an, das Trio der RAF-Rentner Daniela Klette, Enst-Volker Straub und Burkhard Garweg wäre bei einem Banküberfall der Polizei ins Netz gegangen, Garweg und Straub dabei tot geblieben und Klette verhaftet. Und dann wäre ans Tageslicht gekommen, daß diese drei für die ungeklärten Morde der dritten RAF-Generation verantwortlich gewesen seien und dabei vom Verfassungsschutz wohlwollend mit Geld, falschen Papieren und Waffen unterstützt worden wären. Nach diesem Skandal wäre Maaßen ins Amt gekommen, weil man seinem Amtsvorgänger nicht mehr vertraut hätte. Und nehmen wir an, Maaßen hätte in dem RAF-Prozeß alles getan, die Wahrheitsfindung zu hintertreiben, damit nicht herauskommt, daß einer seiner Mitarbeiter dabei war, als der tödliche Schuß auf Rohwedder abgefeuert wurde. – Nehmen wir an, Maaßen hätte in der Zwischenzeit die Linkspartei beraten, sie solle pro forma ein Ausschlußverfahren gegen die Kommunistische Plattform in die Wege leiten, um nicht beobachtet zu werden, brauche das Verfahren aber nicht ernsthaft zu betreiben. – Nehmen wir an, Maaßen hätte nicht gegen netzpolitik,org, sondern gegen achgut.com eine – letztlich vollkommen haltlose – Anklage wegen Landesverrats bei der Staatsanwaltschaft eingetütet, um Broder und Co. einzuschüchtern. – Nehmen wir an, Maaßen hätte dem Parlament V-Leute im Salafisten-Umfeld verschwiegen (äähm – vielleicht nicht das beste Beispiel, denn das hat er auch in der Realität). – Und zu guter letzt hätte er noch Wortklauberei betrieben, ob die von der Regierung so bezeichneten Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg wirklich Ausschreitungen im Wortsinne gewesen seien und ob das Video, das Vermummte zeigt, die Molotowcocktails auf Polizisten werfen, aus seriöser Quelle stammt.
      Nehmen wir einmal all dies an. Ab welchem Zeitpunkt hätten die Figuren aus dem Dunstkreis von Achse und AfD, von PI und PEGIDA, seinen Kopf gefordert? – Schon bei der Nicht-Verfolgung von Linksterroristen oder doch erst bei der Beratungsdienstleistung für die SED-Nachfolger? Ab wann hätten sie #MaassenMussWeg getwittert statt dem an Peinlichkeit kaum zu überbietenden #WirSindMaassen (das mich nebenbei bemerkt irgendwie an die Jägermeister-Werbung von anno dunnemals erinnert – „Wir sind Maaßen, weil wer nicht röhren will muß fühlen“ – der 729. von allen… das klingt genauso hohl wie die Tweets von Vera Lengsfeld Claqueuren)?

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    Heiliges Blechle. Offenbar hat die Infantilisierung der Politik, die Deutschland am Beispiel Maaßen gerade durchdekliniert, auch die ungarische Regierung erfasst.

    Fällt mir stärker auf, als das Dreckwerfen (an das habe ich mich auch als Empfänger lange gewöhnt). Wobei meine eigentliche Befürchtung ja tatsächlich ist, dass das nicht mehr taktische Schmutzeleien sind, sondern dass die Leute den Quatsch von Soros, Horden und Umvolkung tatsächlich glauben.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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    @ APO: da Sie offenbar während der Arbeitszeit so wenig zu tun haben, dass Sie (unter Nutzung des Regierungsservers) allerlei Mails zweifelhaften Inhalts verschicken, schlage ich Ihnen vor, die Zeit nützlicher zu verbringen und die entsprechenden deutschen Zeitungskommentare zu lesen.

    Schade, dass Sie die Gesprächsbereitschaft des Mannes so (albern) abwürgen. Hätte ein überaus aufschlussreicher Dialog unter EU-Bürgern werden können.

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      Nein, hätte es nicht, EJ. Der Mann ist Propagandist einer nach eigener Darstellung illiberalen Regierung. Ihm geht es nicht um Dialog.

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        Hmm, Herr Posener…geht es denn Ihnen etwa um Dialog? 🙂

        Wohl eher nicht. Ich halte Sie für einen vollständig seiner Ideologie verhafteten und letztlich totalitär denkenden Menschen – wie einen Stalinisten oder Islamisten. Tut mir leid. 🙁

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    Lieber Alan Posener,
    Ihr Artikel in der „Welt“ trifft ins Schwarze.
    Rührend, wie sich ein ungarischer Diplomat um die Verhältnisse in Deutschland sorgt.
    Ungarn in seiner jetzigen Verfassung hat in der EU nichts verloren.
    Was Seehofer, Söder und die CSU angeht, werden sie bei der anstehenden Wahl die angemessene Quittung für ihr Taktieren in den letzten Jahren erhalten.

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      Lieber Stefan Trute, der Satz, Ungarn gehöre in seiner jetzigen Verfassung nicht in die EU, offenbart ein merkwürdiges Verständnis der Union. Sie ist kein Club, in den man nach Gusto rein und aus dem man nach Gusto wieder ausgeschlossen werden kann, sondern eine politische und wirtschaftliche Union, die vor allem ihren Bürgern zu dienen hat – also auch den Ungarn, trotz der gegenwärtigen Regierung.Genau deshalb hat das EU-Parlament nun für die Eröffnung eines Verfahrens gegen die Regierung votiert, auch übrigens die österreichischen Abgeordneten der Partei von Premierminister Sebastian Kurz, sehr zum Ärger meines Brieffreundes:

      https://kurier.at/politik/ausland/ungarns-staatssekretaer-szalay-bobrovniczky-von-kurz-enttaeuscht/400118834

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