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Wie die Manager den Kapitalismus zerstören

1978, ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, erschien die Studie „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

http://unirot.blogsport.de/images/die_intelligenzgrundrisse.pdf

Auch nach dem Fall der Mauer und dem Siegeszug des „Washingtoner Konsenses“ in der Wirtschaftspolitik galt und gilt diese Analyse. Freilich waren die fast zwei Jahrzehnte zwischen Mauerfall und Börsenzusammenbruch eine Zeit, in die Klassenmacht der Intelligenz geschwächt wurde, auch wenn sie etwa in Deutschland mittels der per Zwangsabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nach wie vor die öffentliche Meinung in starkem Maße beherrschen konnte.

Seit 2008 gewinnen die Intellektuellen wieder an Boden. Ihre wichtigsten Ideologien sind linker Herkunft: Die Kritik des Markts und des Kapitalismus; die damit zusammenhängende Planungs-, Kontroll-, Leitungs- und Beglückungsideologie, die heute hauptsächlich ökologisch begründet wird. Zunehmend aber gewinnt eine rechtskonservative, nativistische Strömung  – also die  Kritik der Zuwanderung und Kapitalabwanderung, des Kosmopolitismus und der Tendenz zur Auflösung der Nationalstaaten – an Boden, hat die Schmuddelecke der Globalisierungsverlierer verlassen und dient findigen Intellektuellen als Vehikel zur Beteiligung an der Staatsmacht.

So gefährlich diese Tendenzen auch sind und bleiben; diejenigen, die – wie ich – den Kapitalismus und den Markt als Instrumente zur Vermehrung des menschlichen Glücks verteidigen, mussten in den letzten Jahren erleben, wie sich sozusagen hinter ihrem Rücken eine neue Klassenmacht konstituierte, die zwar die Verteidigung des Kapitalismus und des Leistungsprinzips im Mund führt, „Neiddebatten“ und „Umverteilungsideologien“ kritisiert, kosmopolitisch und aufgeklärt agiert; in Wirklichkeit jedoch den Markt aushebelt und damit den Kapitalismus in seinem Kern trifft, das Leistungsprinzip für sich längst außer Kraft gesetzt hat, selbst von Neid und Gier getrieben ist; eine groß angelegte  Umverteilung von den Kapitalbesitzern und den Steuerzahlern in die eigene Taschen organisiert hat; und unter dem Kosmopolitismus nur die Klassensolidarität über Nationalgrenzen hinweg meint: die Klassenmacht der Manager.

Am deutlichsten sind die unheilvollen Auswirkungen dieser Klassenmacht im Bankensektor geworden. Als sich die Banken 2007 verzockten und das gesamte Kredit- und Zahlungssystem vor dem Zusammenbruch stand, konnten die Manager die Politiker davon überzeugen, dass ihre Institutionen „systemrelevant“ seien; sie wurden teilweise verstaatlicht, teilweise mit staatlichem Geld gerettet; die Verluste wurden sozialisiert, die Gewinne blieben weiterhin privat. Die für die gesamte Misere verantwortlichen Manager wurden entweder weiter mit Millionengehältern beschäftigt oder mit einem „goldenen Handschlag“ verabschiedet. Ärmer ist dabei keiner von ihnen geworden.

Man muss sich nur vor Augen führen, wie im Vergleich dazu die Bürger derjenigen Staaten behandelt werden, die – nicht zuletzt aufgrund der verantwortungslosen Politik einiger Großbanken – in  Zahlungsschwierigkeiten gerieten, um sich klar zu machen, was hier passiert. Um die „systemisch relevanten“ Banken zu schützen, die in großem Stil die renditestarken Staatspapiere zahlungsunfähiger Länder gebunkert hatten, wurden die Bürger der Schuldnerländer millionenfach in Arbeitslosigkeit und Armut geschickt, Volkswirtschaften ruiniert, die Jugend vor die Alternative Auswanderung oder Zukunftslosigkeit gestellt. 

Damit aber nicht genug: Wie wir heute wissen, haben sich einige Großbanken verschworen, um dauerhaft die Zinsen für sich niedrig, für Kreditnehmer hoch zu halten; um den Goldpreis, die Energiepreise und die Wechselkurse in ihrem Interesse zu manipulieren – kurz: um den Markt außer kraft zu setzen und sich eine Rente – einen unverdienten Extraprofit – auf Kosten der Allgemeinheit zu sichern.

 

(Vor zwei Jahren schrieb ich über meine eigenen Erfahrungen mit der Kundenabzocke:)

http://www.welt.de/kultur/article13378012/Lieber-zum-Zahnarzt-als-zur-Bank-Kein-Wunder.html

 

Nutznießer dieser Verschwörungen waren nicht in erster Linie die Bankbesitzer, also die Besitzer von Bankaktien, obwohl auch sie erstens durch die Bestimmung der Banken zu systemrelevanten Einrichtungen eine Art Garantie auf ihre Einlage erhielten und zweitens an den Extra-Gewinnen der Banken beteiligt wurden. Richtig abgesahnt haben jedoch die Manager. Und wenn künftig in einer europäischen Bankenregelung das Haftungsrisiko der Besitzer erhöht wird, wie man es in Zypern schon mal vorexerzieren wollte, so kann das den Managern gleichgültig sein: Ihre Garantiegehälter und Boni sowie die ausgehandelten „Entschädigungen“ beim vorzeitigen Ausscheiden bleiben weitgehend unangetastet. Dafür haben sie selbst gesorgt.

Wie sie immer in erster Linie für sich selbst sorgen. Wenn ein Top-Manager in wenigen Jahren so viel verdienen kann, dass er fürs Leben in Luxus ausgesorgt hat: Warum soll er sich noch für die langfristigen Interessen der Firma einsetzen, deren Angestellter er formell ist, die ihm aber in Wirklichkeit dazu dient, selbst in die Kapitalistenklasse – oder besser gleich in die Aristokratie der neureichen Nichtstuer – aufzusteigen?

Die Erfindung der Aktiengesellschaft war eine der großen Leistungen des Kapitalismus. Dadurch konnte theoretisch jeder Sparer zum Mitkapitalisten werden – ja, viele wurden es via ihre Kapital bildenden Lebensversicherungen und andere Sparmodelle, ohne es recht zu wissen. Der Besitz wurde gestreut, die alte Vorstellung vom „Industriebaron“ in Zylinder und Frack wurde obsolet. Der verkaufte seine Anteile und setzte sich zur Ruhe. Aus dem katzbuckelnden Geschäftsführer aber wurde der souveräne Manager.

Nicht mehr der Besitz ist Kriterium der Klassenmacht, sondern die Kontrolle über den Besitz. Und die Verfügungsmacht über das Kapital haben nicht die Aktienbesitzer, sondern die Manager: Die Manager der Banken, der Investitionsfonds und der Unternehmen, die sich gegenseitig die Posten in Aufsichtsräten und Vorständen zuschieben, wo sie ihre eigenen „Gehälter“ – in Wirklichkeit Profitanteile, die sofort in Kapital verwandelt werden – festsetzen. Diese Vermögenszuteilungen haben mit „Leistung“ nichts mehr zu tun.

Und mit „Markt“ auch nicht. Man sagt, Top-Manager würden ohne solche hohen Zahlungen gar nicht erst zur Arbeit antreten. Aber das kommt daher, dass sich die Klasse der Manager bereits so viele Häuser, Yachten, Aktien, Kunstwerke und anderen Besitz zugeschanzt hat, dass keiner es nötig hat, für jene Peanuts anzutreten, die sie den wirklichen Leistungsträgern in ihren Unternehmen zahlen.

Wäre beim Schweizer Volksentscheid das Gesetz durchgekommen, demzufolge der höchstbezahlte Angestellte einer Firma nicht mehr als zwölf Mal so viel verdienen darf wie der am schlechtesten bezahlte, so hätte es sich zeigen können, ob es denn gar keine begabten und ehrgeizigen Möchtegernmanager gibt, die für – sagen wir – 24.000 Euro brutto im Monat eine Bank oder eine Fluggesellschaft leiten wollen und können. Ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Maßnahme das Reservoir der Begabungen eher erweitert als eingeengt hätte.

Ich möchte betonen, dass diese Ausführungen nicht von Neid getrieben sind. Popstars und Fußballern etwa gönne ich ihre hohen Gagen. Sie agieren im Licht der Öffentlichkeit, die gierig auf ihren Absturz vom Hochseil wartet. Die meisten von ihnen können auf nur wenige Jahre des Erfolgs zählen, in denen sie so viel kassieren müssen, wie sie nur können. Sie haben in der Regel viel riskiert, haben nächtelang als Musiker in leeren Clubs gespielt oder als Sportler ohne Unterlass trainiert, immer die bange Frage im Herzen: Bin ich gut genug? Werde ich es schaffen oder als einer der vielen enden, die ihr Leben verzockt haben? Ähnliches gilt für Künstler, Autoren und andre Freiberufler, und natürlich für echte Unternehmer. Was riskiert aber schon einer, der ins Management geht? Steigt er nicht aus dem mittleren Management auf, verdient er immer noch sehr gut; steigt er aber in den Club der Vorstände auf, ist er binnen kürzester Zeit ein gemachter Mann.

Guido Westerwelle kritisierte „Verdienst ohne Anstrengung“. Darum geht es.

Denn natürlich sollten diese Ausführungen nicht dahingehend missverstanden werden, dass ich gegen den Markt oder das Leistungsprinzip wäre. Im Gegenteil. Ich kritisiere die Manager, weil sie beides außer Kraft setzen – durch Bankenkartelle etwa, oder indem sie einen geschlossenen Club bilden, der sich die Verfügungsgewalt über das nicht von ihnen erarbeitete Kapital unter den Nagel reißt. Die Antwort darauf ist ja nicht der Sozialismus, sondern eben der Kapitalismus, den die Manager verraten.

Ich möchte auch betonen, dass diese Gedanken nicht neu sind. Sie waren nicht einmal neu, als sie James Burnham 1941 in seinem weitsichtigen Buch „The Managerial Revolution“ formulierte. Der Ex-Trotzkist jedoch sah keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Streben der Intellektuellen nach der Klassenmacht und dem Streben der Manager nach der Macht. Für ihn war der Typus des Managers, der heute ein Unternehmen leitet und morgen den Staat wie ein Unternehmen leiten will, austauschbar. Vermutlich hätte er etwa in einem Mann wie  Robert McNamara, Präsident von Ford, dann Verteidigungsminister unter John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson, später Chef der Weltbank, als typisches Exemplar der machtbesessenen Bürokraten und Technokraten erblickt, die ihm als größte Gefahr für die Demokratie erschienen, und die er 1941 in der Sowjetunion, in Nazideutschland und im New Deal am Werk sah.

Tatsächlich aber besteht zwischen den Intellektuellen, die über den Staatsapparat und Einrichtungen der Zivilgesellschaft nach der Macht streben, und den Managern, die möglichst solche Zugriffe abwehren wollen, in der Regel ein Konkurrenzverhältnis. Kurzfristig, etwa in der Bankenkrise, haben sie zusammengearbeitet, aber erstens hat die Flucht der Banken in die Arme des Staates die Manager anderer, vom Staat weniger fürsorglich behandelten Sektoren verärgert, und zweitens dauerte es nur wenige Monate, bis sich die Bank-Manager wieder gefangen hatten und wie zuvor auf „die Politik“ schimpften, die vom Geschäft keine Ahnung habe. 

Die Herausforderung  für jene unter uns, die – wie ich – an Demokratie und Kapitalismus festhalten wollen, lautet, sich weder von der einen noch der anderen Gruppe vereinnahmen zu lassen. Denn eines ist sicher: Gegen beide muss man gerade dann besonders wachsam sein, wenn sie lautstark die Demokratie und die Gerechtigkeit, die Freiheit und den Markt beschwören. Das „Wir“, das sie meinen, sind sie. Nicht wir.

 


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141 Gedanken zu “Wie die Manager den Kapitalismus zerstören;”

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    @KJN sorry für die späte antwort

    entwicklung führt zu wirtschaftswachstum. 🙂

    naja, was die finanzoligarchen angeht, sind die die ich genannt habe, die sich dafür einsetzen. staatliche programme gibt es auch, aber die leiden wie immer unter entsprechenden problemen, wie kapitalmangel (gut könnte man durch besteuerung der finanzoligarchen ändern), unflexibilität (wird schon schwieriger zu ändern), politische abhängigkeit (gefällt jemandem das programm der nasa nichtmehr, ist schicht im schacht, space x, virgin galactics und co. gibt’s weiterhin), etc.

    staatliche steuerung von investment-scout-löhnen? warum?! 😀 damit sie mehr kriegen, als sie „wert“ sind? oder damit sie weniger kriegen und abwandern? obwohl dagegen kann man ja eine mauer ums ländle ziehen x) klar, irgendwann zieht sich die mauer selbst, weil die bedingungen in anderen ländern dann doch nicht so nett sind. aber solange man sich nicht international bzw. in den entwickelten ländern auf löhne einigt funktioniert das ganze nicht.
    und müssten dann nicht auch alle enteignet werden? oder ist es in ordnung, dass jemand reichtum hat und niemand mehr reich werden darf?
    und was ist überhaupt mit denen die privat investieren? 😀

    was meinen sie mit reaktiver fällung von finanzpolitischen entscheidungen?

    und handelt es sich hier vielleicht um Antiintellektualismus (wobei, sie, herr posener sind doch selbst intellektueller 😀 intellektueller selbsthass? ^^)?

    @edmund jestadt
    inwiefern hat ein aktionär keine eigentümerpflichten? als bps bohrinsel platzte rauschte der aktienkurs in den boden, die bestrafung gabs sofort, der eigentümer trägt also verantwortung. oder was meinen oder wollen sie?

    @all
    in verteidigung der spekulanten: ich bin der meinung dass die langzeitspekulanten, die sich über durch kurzfristig denkende manager ausgelöste kursschwankungen aufregen, einfach nur zu blöd sind, entweder langfristig denkende manager einzusetzen oder von kurzfristigen schwankungen zu profitieren.

    @moritz berger
    lustig, die bundeswehr freut sich auch schon auf die postwachstumsökonomie. welcher schelm und so 😉

    http://www.marx-engels-stiftun.....itiker.pdf

    übrigens habe ich kein problem damit, wenn das wirtschaftswachstum stagnieren sollte und jeder seine bedürfnisse befriedigen kann, bis dahin wird aber wohl wirtschaftswachstum nötig sein. was wie gesagt nicht heißen muss, dass mehr ressourcen verwendet werden müssen.

    fröhliche weihnacht und viel lecker schoki! 🙂

    PS: … deren grundstoff hoffentlich irgendwann nichtmehr von kindern sondern robotern geerntet wird.

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    @EJ

    Davon ausgehend, dass niemand Anteile an einem Unternehmen kauft, dessen Geschäftsmodel er sich nicht angeschaut hat.
    Es gibt 1000Arten sein Geld anzulegen, von der Eröffnung eines Friseursalons, Sparbuch, Kauf eines Badezimmers bis zum Kauf einer Aktie. Ich mag nicht glauben, dass jemand 2013 Anteile der Deutschen Bank kauft und die Kultur eines mittelständischen Maschinenbauers erwartet. Wer Deutsche Bank kauft, kauft Anteile an der Beute. „Fehlanreize“ können es kaum sein, denn diese „Fehlanreize“ über Jahre haben dazu geführt, dass ich die Aktie attraktiv finde und mein Geld dafür gebe. Wäre dies nicht so, würden Kleinaktionäre massenweise aus Unternehmen dieses Zuschnittes fliehen – was sie aber nicht tun. Es läuft also nichts falsch – das Angebot passt zur Nachfrage. Das Geschäftsmodel passt zur Nachfrage. An der Stelle gibt es keine Fehlanreize im Management oder dem Anteilehandel.
    Der Fehlanreiz besteht im gesellschaftlichen Umgang mit dem Geschäftsmodel. Da liegt die Verantwortung nicht beim Management (soweit nicht kriminell), da liegt die Verantwortung beim Gesetzgeber. Too big to fail ist eine Erfindung der Politik.Wenn wir die rechtlichen Grundlagen des Geschäftsmodels ändern, ändert sich Richtung der Anreize von selbst, nur was nützt jammern, wenn wir es nicht machen.

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    Davon ausgehend, dass niemand Anteile an einem Unternehmen kauft, dessen Geschäftsmodel er sich nicht angeschaut hat.
    Es gibt 1000Arten sein Geld anzulegen, von der Eröffnung eines Friseursalons, Sparbuch, Kauf eines Badezimmers bis zum Kauf einer Aktie. Ich mag nicht glauben, dass jemand 2013 Anteile der Deutschen Bank kauft und die Kultur eines mittelständischen Maschinenbauers erwartet. Wer Deutsche Bank kauft, kauft Anteile an der Beute. „Fehlanreize“ können es kaum sein, denn diese „Fehlanreize“ über Jahre haben dazu geführt, dass ich die Aktie attraktiv finde und mein Geld dafür gebe. Wäre dies nicht so, würden Kleinaktionäre massenweise aus Unternehmen dieses Zuschnittes fliehen – was sie aber nicht tun. Es läuft also nichts falsch – das Angebot passt zur Nachfrage. Das Geschäftsmodel passt zur Nachfrage. An der Stelle gibt es keine Fehlanreize im Management oder dem Anteilehandel.
    Der Fehlanreiz besteht im gesellschaftlichen Umgang mit dem Geschäftsmodel. Da liegt die Verantwortung nicht beim Management (soweit nicht kriminell), da liegt die Verantwortung beim Gesetzgeber. Too big to fail ist eine Erfindung der Politik.Wenn wir die rechtlichen Grundlagen des Geschäftsmodels ändern, ändert sich Richtung der Anreize von selbst, nur was nützt jammern, wenn wir es nicht machen.

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    Lieber KJN,

    basierend auf Ihren Ausführungen lohnt es sich sicherlich weiter zu diskutieren:

    Es geht also doch darum, die Idee von “Wachstum” durch die Idee von “Entwicklung” (Evolution) eben auch in den volkswirtschaftlichen Kategorien zu ersetzen. D.h. “Lebensqualität” (Individualisierung) ist kein Wellness-Faktor, sondern ein Entwicklungs-Faktor (vielleicht nimmt mich die EU noch mit dem Geschwafel..): Es geht um passende Arbeits- und Lebensbedingungen für Begabte – sind die hochbezahlten investmet-scouts die Begabten, die wir brauchen, die wir uns wünschen? Sollten Regierungen das steuern? (ich weiß es nicht.)
    Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es vorteilhaft für die demokratische Idee wäre, wenn demokratisch gewählte Regierungen wieder in die Lage versetzt würden, finanzpolitische Entscheidungen nicht reaktiv fällen zu müssen.

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    @ Stevanovic Die These von den gierigen Manager und übertölpelten Eigentümern ist eine These, durch nichts belegt.

    Ich habe diese These allerdings auch nicht vertreten. Ich halte Aktionäre nicht für Eigentümer.

    Beispielsweise können Aktionäre in nur sehr begrenztem Umfang gegen Vorstände klagen. Überhaupt haben Aktionäre nur sehr reduzierte und relativierte Eigentümerrechte und überhaupt keine Eigentümerpflichten. Und weil das so ist, können Sie aus Aktionären und Vorstand/ Managern auch keinen Quasi-Unternehmer konstruieren, um ihn mit dem (vermögenshaftenden) Eigentümer-Unternehmer gleichzustellen.

    Tatsächlich führt Ihre Konstruktion [Eigentümer/ Aktionäre + Vorstand/ Manager = gleiche Interessen (= Unternehmer)] zu absurden Annahmen. Am 17. Dezember 2013 um 16:44 schreiben Sie: Und ALLE wussten, dass es nicht gut gehen kann.

    Bezogen auf die Manager, die, wie das Geschäft auch immer läuft, in jedem Falle mit gefüllten Taschen nach Hause gehen, macht Ihr Satz Sinn. Aber warum sollten Aktionäre sich offenen Auges auf ein Geschäft einlassen, das „nicht gut gehen kann“ und an dessen Ende sie blöde und mit leeren Taschen dastehen?

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    @lucas „Ephemeralization“
    ..danke für den Hinweis! Ich denke, wir sprechen hier nicht von Wachstum, sondern – etwas allgemeiner – von Entwicklung.
    Und zwar die zu höherer Komplexität und (Energie-, Rohstoff-) Effizienz.
    (Wachstum, biologisch, ist immer exponentiell, aber drei Szenarien: 1. gegen Unendlich; 2. Schweinezyklus; 3. Sprungfunktion, wobei nur letztere nicht katastrophal ist.)
    Entwicklung ist letztlich Evolution, die wir uns möglicherweise mit einer Gerechtigkeitsdebatte (hier Managergehälter) verstellen.
    Nochmal zum Wachstum:
    Der „Club of Rome“ thematisierte Wachstum Typ 1 – im ökologischen Bereich. Da wir zur Entwicklung weniger Ressourcen brauchen, als angenommen, ist das (zumindest theoretisch) obsolet. Den Schweinezyklus (exponentieller Anstieg mit nachfolgendem Zusammenbruch) erleben wir ständig, am Arbeitsmarkt etc. Der wird auch gerne als Schumpeter’sche Zerstörung – als so etwas, wie ein Naturgesetz – dargestellt. Das halte ich für eine Frage der „Prozessführung“ also: „wieviel kreative Zerstörung lässt man zu.“ Wahrscheinlich verhandlungssache. (Sozialdemokraten spielen hier den konservativen Part.)
    Der stabile obere Wert der Sprungfunktion, also der Wechsel von einem zu einem anderen stabilen Zustand (wenig Menschen -> viele Menschen mit stabiler Bevölkerungszahl) war wahrscheinlich auch der Endzustand der Dinosaurier-Population, die den Planeten dominierte und den erst ein Asteroideneinschlag beendete und damit den Weg zur Entwicklung der Menschheit eröffnete.
    (Vergleichbares versuchen wir ja nun über die Finanzoligarchie oder gewisse Finanzoligarchen zu verhindern, wenn ich die geäußerten Gedanken richtig interpretiere 😉 )
    Es geht also doch darum, die Idee von „Wachstum“ durch die Idee von „Entwicklung“ (Evolution) eben auch in den volkswirtschaftlichen Kategorien zu ersetzen. D.h. „Lebensqualität“ (Individualisierung) ist kein Wellness-Faktor, sondern ein Entwicklungs-Faktor (vielleicht nimmt mich die EU noch mit dem Geschwafel..): Es geht um passende Arbeits- und Lebensbedingungen für Begabte – sind die hochbezahlten investmet-scouts die Begabten, die wir brauchen, die wir uns wünschen? Sollten Regierungen das steuern? (ich weiß es nicht.)
    Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es vorteilhaft für die demokratische Idee wäre, wenn demokratisch gewählte Regierungen wieder in die Lage versetzt würden, finanzpolitische Entscheidungen nicht reaktiv fällen zu müssen.

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    Stevanovic, 17. Dezember 2013 um 16:44

    … Chapeau!‎ … mein Hamster und ich sind begeistert von Ihrer Meinung. Ungewöhnlich für einen Genossen. Mehr bitte!

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    @lucas: Hoffen wirs. Solange es Black Rocks gibt, sollte man ihre Unsummen dahin locken, wo sie statt Schäden anzurichten etwas Sinnvolles tun. Falls das möglich ist.

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    @EJ

    CDO sind das beste Beispiel: ALLE, alle…wirklich alle, die auch nur in der Nähe einer Bank waren, wussten, dass CDO einfach nur eine clevere Idee sind. Und ALLE wussten, dass es nicht gut gehen kann. Und DESWEGEN haben die Leute ihre Boni bekommen, dass sie nämlich Dinge machen, von denen sie wissen, dass sie eigentlich mit einem Ethos nicht vereinbar sind. Außer, das Ethos besteht in Geld und deswegen sind die Boni gerechtfertigt. Es ist der Anteil an der Beute. Genau diese Mentalität ist gefragt worden. Die Eigentümer wussten das natürlich. Es ist Wunschdenken, dass es den ehrlichen Unternehmer contra gierige Manager geben würde. So ist die Welt nicht. Welche Boni Banker bekommen ist nicht der Punkt. Die Boni haben sie sich aus vielen Gründen verdient.

    Wir als Staat/Gesellschaft lassen es ja gerne zu. Wir erklären sie für systemrelevant, geben Steuergelder und schwafeln über schwarze Schafe und Einzelfälle. Warum entziehen wir keine Banklizenzen? Weil es die Eigentümer treffen würde. Stattdessen reden wir über die Boni der Angestellten, als ob Banken eine Art VEB wären, die niemanden wirklich gehören. In gesellschaftlichen Fragen fordern wir Köpfe der Verantwortlichen und reden von politischer Verantwortung. Keiner käme auf die Idee, das Weihnachtsgeld des Beamten verantwortlich zu machen.In der Wirtschaft reden wir von Fehlanreizen. Warum? Das ist Markt, dem können wir vertrauen, das läuft schon wie es soll. „Die profitabelste Sparte ist das Investmentbanking und der Devisenhandel“. Wissen alle: Zeitungen, Kunden, Geschäftspartner – nur der Eigentümer nicht?

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    Und das noch hinzu, ein Bonner Ex-Oberstaatsanwalt: ‚Es gibt aber natürlich eine andere organisierte Kriminalität, das ist die Wirtschaftskriminalität. Und das sind zu 95 oder 99 Prozent Deutsche, Banker, Financiers und Rechtsanwälte. Die sind von der Sozialschädlichkeit in vielen Fällen sogar gefährlicher als die anderen Kriminellen.‘

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    @Roland Ziegler
    Die Black Rocks dieser Welt, namentlich wie gesagt z.B. Larry Page, James Cameron und Eric Schmidt versuchen sich dieser Gefahr zu stellen.
    Nur das verrückte ist, dass es nichteinmal Black Rocks braucht, auch hier Ephemeralization, mehr mit weniger. Um Asteroiden zu „besiegen“ braucht es keine staatlichen Moloche und deren Kapitalausrüstung bzw. ähnlich kapitalkräftige private Unternehmen mehr. Unsere Produktivkräfte, wozu eben auch Wissen gehört, sind so groß geworden, dass heute Unternehmen ehemalig staatliche Projekte durchführen können.

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    @Roland Ziegler @KJN
    Ich will beides Rendite und saubere Luft. Und das passt auch prima zusammen, nur nicht für den der in Luftverpestern investiert ist. 🙂 Wobei ich letztere nicht dogmatisch per se ablehne, sondern, wie Posener, eine Bepreisung der Schäden fordere. Wobei ich der Meinung bin, dass dies umfassend passieren müsste, sodass Vegetarier für ihren nicht-Fleischkonsum, falls dieser wirklich Auswirkungen haben sollte, belohnt würden. 🙂

    @KJN es gibt expontielles Wirtschaftswachstum. Schauen sie sich ihren Computer oder falls sie haben ihr Smartphone an. So leistungsfähig und noch viel leistungsfähiger, aber weitaus teurer waren früher Supercomputer die an Universitäten standen. Dort lässt sich perfekt ein exponentielles Wachstum nachweisen. Denn Wirtschaft heißt auch nicht nur immer mehr, größer, weiter (auch wenn ich darauf mit dem All angespielt habe), sondern auch mehr, weiter, schneller mit weniger, kleiner, günstiger.
    siehe Ephemeralization von Buckminster Fuller http://en.wikipedia.org/wiki/Ephemeralization

    o.t. Asteroiden, Katastrophenschutz: ja, und wenn sich davon noch profitieren lässt, wäre es doch töricht, dies nicht zu tun 🙂

    @Edmund Jestadt
    Nur seltsam ist doch irgendwie, dass gerade die staatlichen Banken (Landesbanken, KfW) den Schrott gekauft haben. Hier kann man zwar die Beratung per Zwang verbessern, schlussendlich ist dann aber immer noch der Käufer für seine Fehlentscheidung verantwortlich. Oder haben Handwerker und Autoverkäufer schuld, wenn ich so blöd war und mir eine überdimensionierte Heizung oder ein viel zu großes Auto gekauft habe, was ich mir zudem vielleicht nicht einmal leisten kann?

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    „Müssten Manager im Falle – zu definierender – Verluste generell mit der Minderung oder dem Totalverlust ihrer Boni oder sogar mit einer Minderung ihres Grundgehalts rechnen, wären die CDOs ganz sicher entweder nie in Umlauf gekommen oder man hätte, wie man – zynischerweise – annehmen kann, von Lehman Brothers über die Ratingagenturen bis zur KfW und zu diversen deutschen Landesbanken zur Sicherung der Boni und sonstiger Vergütungen in einem Manager-Glaubens-Kartell weiter an sie “glauben” müssen.“

    Das halte ich für ein Gerücht. Die These von den gierigen Manager und übertölpelten Eigentümern ist eine These, durch nichts belegt. Hinterher tut es allen Leid – schon klar. Die CDO sind von einem Management in Umlauf gebracht worden, der genau die Interessen der Eigentümer vertreten hat. Schon Mitte der 2000er wurde gewarnt – kein Eigentümer ist an die Öffentlichkeit gegangen und hat gesagt: Stopp –nicht mit meinem Geld. Diesen Dualismus Manager/Unternehmer sehe ich, gerade im Finanzbereich, so nicht.

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    Sehr wahr, KJN: die Asteroiden stellen eine ernstzunehmende globale Bedrohung der Realwelt dar, denen sich ja z.B. die Black Rocks unserer Finanzwelt mal entgegenstellen könnten.

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    .. im übrigen scheint mir die Manipulation von Asteroidenbahnen tatsächlich einer der wirklich wichtigen „Umweltprojekte“ zu sein. Aber das ist o.t., denke ich.

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    @M.B, auch R.Z., lucas„..Kapitalismus nicht mehr an Fehler leidet, sondern zunehmend strukturelle Probleme..“
    m.E. aber eben nicht der Kapitalismus an sich, sondern dessen Umsetzung und da können Sie nicht den Banken alleine die Schuld geben, sondern die reagieren auch nur auf den Bedarf, oder eben den „Bedarf“. Ein strukturelles Problem ist – da stimme ich Ihnen zu – das Setzen auf exponentielles materielles Wachstum. Daher werden eben verzweifelt Anlagemöglichkeiten gesucht und – wenn sie nicht da sind – eben im All phantasiert, um diese exponentielle Wachstumskurve zumindest in die Zukunft zu projezieren (s. Beitrag lucas). Eine andere „Wachstumsmöglichkeit“ wurde eben im Erfinden immer neuer Mess- und Sicherheitsparameter identifiziert, die auch den Verwaltungen, Umweltbehörden etc. ein erkleckliches Stück vom Wachstumskuchen sichern. Daß wir uns mit dem ganzen Krempel selber einmauern, merken wir hier in D immer etwas später. Und – ja, es sind ausschließlich Großunternehmen, die diesen Wust an juristischen, fördermittel-technischen, steuertechnischen und umweltschutz-technischen Regelungen bedienen können. Das meine ich: Es sind eben nicht nur die „billionenschweren Reditejäger“ die den instabilen Finanzmarkt verantworten, sondern die ernähren sich ja auf einer Weide, die WIR ihnen bieten.

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    @ stefanovic: inwieweit das beschriebene Phänomen ein Teil des Systems ist und ob es sich wirklich nur um Fehlanreize der Manager-Kaste handelt

    Auch wenn die gegenwärtigen Managervergütungen „Teil des Systems“ sind (ich glaube das ebenfalls), hätten dennoch veränderte Anreize auf jeden Fall Wirkung. Ihre Zweifel verwundern mich etwas. Nehmen Sie beispielsweise die Collateralized Debt Obligations, die die Krise ausgelöst haben.

    Völlig gleichgültig, wie komplex die Verbriefung war, jedermann wusste, dass auch dann, wenn „subprime“, „notleidende“ Kredite, die weder mit Tilgungs- noch mit Zinszahlungen bedient werden, nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Verbriefung ausmachen, die ganze Obligation funktionsunfähig ist. Fällt nicht nur die Tilgung, sondern fallen auch die Zinsen aus, funktioniert der Mechanismus von fallenden Kursen und (dadurch) steigenden Zinsen nicht mehr. Dieser Mechanismus allein macht aber Kredite, auch zweifelhafte, handelbar. (Deshalb sind auch für Otto-Normalo Tilgungsaussetzungen in der Not verhandelbar, während das Aussetzen der Zinszahlungen unausweichlich in die Pleite führt.))

    Müssten Manager im Falle – zu definierender – Verluste generell mit der Minderung oder dem Totalverlust ihrer Boni oder sogar mit einer Minderung ihres Grundgehalts rechnen, wären die CDOs ganz sicher entweder nie in Umlauf gekommen oder man hätte, wie man – zynischerweise – annehmen kann, von Lehman Brothers über die Ratingagenturen bis zur KfW und zu diversen deutschen Landesbanken zur Sicherung der Boni und sonstiger Vergütungen in einem Manager-Glaubens-Kartell weiter an sie „glauben“ müssen. (Mindestens die Hoffnung auf das Glaubens-Kartell der Entscheider und „Fachleute“ erlaubt es ohnehin jetzt schon, dass so „phantastische“ Finanzierungsinstrumente entwickelt werden – des Kaisers neue Kleider in Serie, quasi. )

    Ich denke, ganz gleich, ob mit dem einen oder dem (zynischen) anderen Ergebnis, hätte eine entsprechend veränderte Entlohnung der Manager auf jeden Fall eine erheblich finanzmarkt-stabilisierende Wirkung.

    Die wünschenswerte Vermeidung überhaupt der Entwicklung allzu phantastischer Finanzierungsinstrumente wäre allerdings wohl nur durch gesetzliches Verbot erreichbar. Was – nach Lage der Dinge – aber eher unwahrscheinlich ist. Man möchte gerade auch außerhalb des Finanzmarkts an das Jenseits des (mühseligen und beladenen) Realmarkts, an den Finanzierungshimmel – samt dementsprechenden Managervergütungen – glauben. Im Grunde dienen die exorbitanten Managervergütungen ja nur als Beweis für das permanente Wunder des Finanzmarkts. Insofern sind die Managervergütungen, wie Sie wohl richtig vermuten, tatsächlich Teil des „Systems“ – das dringend und endlich der ebenso kühl rationalen wie mutigen Aufklärung bedürfte.

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    @KJN: Ich gehöre zu den eingeschüchterten Jüngeren und möchte zum Beispiel, dass meine Kinder möglichst wenig Feinstaub einatmen. Jetzt kommen Sie in einer Diskussion um billionenschwere Renditejäger und sagen mir, dass die Vermeidung von Feinstaub was kostet? Ahnen Sie, wie egal mir das ist? Wahrscheinlich finden Sie auch, dass das bisschen Feinstaub noch nie wem geschadet hat, oder?

    Vielleicht sind wir Jüngere gar nicht so eingeschüchtert, sondern eher verwöhnt? Nur wollen wir etwas anderes: Ihr wolltet eure Rendite; wir wollen saubere Luft.

  19. avatar

    Lieber KJN

    seit langem sind wir uns beide darüber einig, dass wir zuviele Regeln etc haben,

    Ich habe in meinem Beitrag darauf hingewiesen, dass unser Kapitalismus nicht mehr an Fehler leidet, sondern zunehmend strukturelle Probleme auf weist, die auch in absehbarer Zeit meiner IMHO zu einem Lehman Hoch drei führen wird.

    Meine Beispiele, wer heute die Regeln, Verordnungen festlegt, zeigt doch illustrativ wo heute die Musik spielt.

    Leider nicht mehr im Parlament sondern in den Lobbygruppen, die die Gesetzesentwürfe zu allen Bereichen unseres Lebens schon auf einem Stick liegen haben, damit unsere politischen Vertreter im copy & paste Verfahren es in das Gesetzeswerk einfließen zu lassen.

    Was Innovationeb in Deutschland betrifft, haben Sie einmal ,daran gedacht wer eigentlich die Subventionen und Forschungsgelder in unserem Land erhält:

    aus:

    http://www.manager-magazin.de/.....17830.html

    Was die DIN Normen betrifft, ich kenne persönlich mehrere Fälle wo Innovationen über 20 Jahre gebraucht haben, eine Veränderung der DIN Normen durchzusetzen.

    Warum: Weil dieser neuer Ansatz, dazu geführt hätte, dass die betroffene Industrie mit ergeblichen Gewinneinbußen hätte rechnen müssen.

    So verhält es sich doch auch wenn Sie als Kleinunternehmer eine Patent einreichen, dass z.B. in der betreffenden Branche, den Markt erschüttern könnte.

    Und versuchen Sie einmal als Kleinunternewhmer mit > 100 Mitarbeiter einen Patentprozess gegen Siemens, VW oder BMW durchzustehen. Finanziell sind Sie nach einer gewissene Zeit allein durch die Gerichtskosten bankrott.

    Dass Sie hier eine Veränderung des Regelwerks fordern ist gut und schön nur zwischen Wunsch und Umsetzung klafft mittlerweile ein Abgrund!!!

    Und wer ist W I R?

    Ich sehe nur noch Großunternehmen, die sehr gut die W I R Tonleiter bespielen und uns allen Scheiss verkaufen, von einer Rauchmelderwartung bis hin zu …

  20. avatar

    @M.B.
    „haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedachtm wer die Regeln in unserem Systen erfindet?“
    ..ja was meinen Sie denn, warum ich mich hier ungefragt einmische? Bei der Normung, z.B., habe ich viele Jahre mitgearbeitet – das ist nicht in erster Linie für Großunternehmen, wenn Sie das nicht machen, passt nichts aufeinander und Messwerte können Sie auch nicht vergleichen. Es wird aber übertrieben, was viele Gründe hat, die ich auch immer wieder anspreche, die aber nicht in einen Kommentar passen: Das hat etwas mit der Art und Weise zu tun, wie mittlerweile Karriere gemacht wird, nämlich vorwiegend durch Anpassung und das gilt vor allem auch, aber nicht nur da, in der Wissenschaft. Um sich zu profilieren, wird sich dann weiter spezialisiert und noch’ne Abteilung aufgemacht. Und noch eine Qualitätssicherungs- oder Evaluationsabteilung sowie eine Sicherheitsabteilung (sie wissen doch, worum’s geht, hatten wir doch schon x-mal). Irgendwohin müssen ja die ganzen Akademiker. Daß da nur noch Papier beschrieben wird, das niemand liest, wissen wir auch. Das kostet eben alles. Umweltschutz: Klar, wir brauchen trinkbares Wasser und atembare Luft. Aber jetzt haben wir „Feinstaub“. Demnächst Feinlärm und störendes Feinlicht nachts. Das kostet alles und verliert bereits seit längerem jeden Maßstab. Da aber alle Angst haben, worum auch immer, wird das irgendwann zusammenkrachen – und zwar am Finanzmarkt. Das hängt eben alles zusammen. Früher hat man in der Garage was zusammengebaut und ist mit dem Prototyp zu einer Firma gegangen und hat gefragt, ob die das in Serie bauen können. Heute brauchen Sie x Zertifikate und wenn Sie die bezahlt haben, darf das (Spiel)Zeug auch aus China kommen und Cadmium enthalten. Öko-Siegel: Der gleiche Schmu. Grillanzünder sind jetzt aus „nachwachsenden Rohstoffen“ CO2-neutral. Wahnsinniger Klimaeffekt. Wir müssen aufhören, ständig diesen Sicherheitmist zu fordern / fördern, den – und da volle Zustimmung – tatsächlich nur Konzerne bedienen können. Wofür wird ein „Deutscher Zukunftspreis“ verliehen? Gucken Sie sich das Trauerspiel doch in der ZDF-Mediathek an: Ein Fertigungsverfahren für u.a. hochauflösende Bildschirme, die man z.B. in Afrika „dringenst“ braucht, das großes Investitionskapital vom Finanzmarkt benötigt (und das mit Sicherheit nicht zur Produktion hier in Deutschland führt). Daher spielt die Musik da, wo sie spielt. Solange wir mitspielen.

    Es muss unsere Generation sein, die da was sagt: Die Jüngeren sind bereits zu eingeschüchtert.

  21. avatar

    Planwirtschaft funktioniert nur mit grau/schwarzem Markt. Passiert etwas Unvorhergesehenes, sei es eine falsch berechnete Nachfrage oder ein Schneesturm, bricht die Planung zusammen. Um das System am Laufen zu halten, muss „organisiert“ und „improvisiert“ werden. Ohne dies funktioniert keine Planwirtschaft, wo die kriminellen Seilschaften, die Osteuropa noch heute im Griff haben, entstanden, ist klar. Es waren nicht einzelne Verfehlungen gieriger Funktionäre, es war das System. Zu glauben, idealistische Kommunisten an der richtigen Stelle hätten das verhindern können, ist ein Denkfehler.

    Mir fehlt bei Posener die Überlegung, inwieweit das beschriebene Phänomen ein Teil des Systems ist und ob es sich wirklich nur um Fehlanreize der Manager-Kaste handelt. Dies beinhaltet den Gedanken, dass bei richtiger Gehalts und Bonus-Steuerung, mit dem richtigem Charakter, die unerwünschten Effekte nicht eintreten würden. Ist das wirklich so? Die Antwort hat gewaltige Auswirkungen auf die Lösung des Dillemas, sollte es überhaupt eines sein.

    Den Disclaimer zu Sozialismus, Kommunismus, Islamismus und allen Systemen, die schlechter sind, erspare ich euch.

  22. avatar

    und was ist jetzt an algorithmic trading und großen unternehmen neu und ein problem? oder verstehen sie jedes einzelteil von autos, bohrmaschinen, paketversand etc. und gibt es riesige stromkonzerne, marketingunternehmen, etc. erst seit gestern?
    überall da wo es z.b. innovationen gibt lässt sich die von den anlegern geforderte profitrate übrigens sehr gut erreichen. in zukunft werden das vielleicht asteroidenernte und städte auf dem meer sein. 🙂

    ich verstehe ehrlich gesagt wieder weniger, was sie wollen herr posener. soll es ganz viele kleine chefs geben die über ihre ganz vielen kleinbürgerlichen unternehmen und deren arbeiter und sich selbst herrschen? doch wohl nicht, damit lässt sich nicht die heutige produktivität erreichen.
    oder sollen alle unternehmer branson werden? wird schwierig, der markt wäre schnell übersättigt und garnicht jeder hat gute ideen.
    oder finden sie es schlimm dass frau schickedanz von ihren managern verarscht wurde? tja, das ist auch markt. sie war nicht in der lage ihr eigentum zu verteidigen, also verlor sie es. der fähigere kriegt den zuschlag, damit niemand in der gosse leben muss, gibt’s soziale absicherung.
    die frage wurde zwar schonmal gestellt, aber ich stelle sie gerne auch nochmal: was sind ihre konkreten forderungen? oder wollten sie uns nur von den „wir“-hanseln warnen? dann bedanke ich mich 🙂 aber weiter bin ich trotzdem nicht.

    staatlichen und privatwirtschaftlichen managern könnte man ein erfolgsabhängiges gehalt, also boni geben. aber seltsamerweise ist gerade das, was auch hier viele ablehnen.

  23. avatar

    Lieber KJN,

    haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedachtm wer die Regeln in unserem Systen erfindet?

    Das beginnt schon beim Aufstellen der DIN Normen, die dazu dienen dass Großunternehmen Ihre Märkte absichern.

    Und dass hört z.B. beim Einführen von Rauchmeldern mit einem jährlichen Kontrollcheck durch die DTAG. Techem oder wie die anderen Großunternehmen auch heißen mögen, die etwas dagegen haben, dass es bereits Rauchmelder gibt, die bereits einen Alarmton abgeben, wenn die Batterieleistung (im allgemeinen nach 3 Jahren) zu schwach wird, um zukünftig Alarm bei Rauchentwicklung zu geben.

    Oder fragen Sie einmal im Gesundheitsministerium nach, wer die Gesetze und Verordnungen schreibt??

    Dass verschiedene Dinge so langsam erkannt werden ist verständlich,

    nur haben wir dann noch ausreichend Zeit Veränderungen durchzuführen???

    Und was Ihre Unternehmerbeispiele aus der Wiwo betrifft:

    Die dürften doch wohl nicht repräsentativ für den deutschen Mittelstand sein, so wie er sich für mich im Taubertal oder in der Nähe der Schwäbischen Alb darstellt.

    Diese “ Typus “ wie den Investmentbanker mit seinem Weicheier-Sprech hat sicherlich alles in seinen harten Eiern 🙂 und gehört auch zu den Kaltduscher bei 1 C 🙂

    Diese Bananenbieger und Büroklammernverbieger kenne ich zur Genüge:-)

    Dass zu umfangreiche Regelwerk berührt nur die Oberfläche unser Wirtschaft/Gesellschaft.

    Ich (und auch viele meiner Geschäftspartner und KollegeInnen) sind zunehmend der Auffassung, dass die kosmetischen Operationen nicht mehr ausreichen, um unsere Wirtschaftsordnung wieder zur Bodenhaftung zu verhelfen.

    Das täglich gehandelte Finanzvolumen übersteigt um ein Vielfaches die täglich hehandelten Realgüter (10:1)!!!

    Der von Alan Posener so über den grünen Kleee gelobte Washington Consensus:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Washington_Consensus

    sollte vielleicht wieder in den ökonomischen Papierkorb geworfen werden.

    Auch wenn ich den Ansatz begrüße, verstärkt das Eigenkapital der Banken zu erhöhe, was geschieht eigentlich mit den tausenden von Milliarden US$ die mittlerweile im off-shore Bereich vagabundieren.

    Ich habe eher den Eindruck uns wächst so langsam unser Finanzsystem über den Kopf. Dass die Politiker keinen Durchblick mehr haben, kann ich durchaus verstehen, wenn aber gestandene Investmentbanker mittlerweile zugeben, sie würden die Funktionsweise der angewandten Algorithmen bei den Finanztransaktionen nur bedingt verstehen, dann bekomme ich ein eigenartiges Gefühl im Bauch 🙂

    Schauen Sie sich bitte einmal die Vielzahl der Algorithmen an:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Algorithmic_trading

    Von Bankers Blitz, über The Circus comes to Town, Heart Attack,Mannie, Moe and Jack,Repeater Wars,Social Butterfly bis hin zu Things that make you go ‚hmmmm‘

    Vielleicht sollten wir das Hochfrequenthandelsgesetz woieder abschaffen:

    >Im Hochfrequenzhandelsgesetz vom 7. Mai 2013[2] – und somit voraussichtlich auch ab November 2013 im Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), §§ 33, Abs. 1a – wird der algorithmische Handel beschrieben als Handel mit Finanzinstrumenten, bei denen ein Computeralgorithmus über die Ausführung und die Parameter des Auftrags automatisch entscheidet. Ausgenommen sind davon Systeme, die Aufträge nur bestätigen oder an andere Handelsplätze weiterleiten<

    http://www.bafin.de/DE/DatenDo....._node.html

    Aufschlußreich ist m.E. einmal bei Ludwig Erhard nachzublättern:

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....18071.html

    Und hier noch einmal:

    <Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer nützlich und richtig ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtsleistung auf diesen ›Fortschritt‹ mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen«, so Ludwig Erhard 1957 in Wohlstand für alle<

  24. avatar

    Lieber Moritz Berger, es wurde nun doch schon einiges zur letztlich instabilen Struktur der Finanzmärkte gesagt und Pandorabüchsen kann man aus prinzipiellen Gründen nicht schließen. Was man aber tun kann, ist zu versuchen, den Finanzierungsaufwand zur Unternehmensgründung (und für vieles, vieles andere!) zu verringern: Weniger, aber klare Regeln, sei es bei der Steuer (Kirchhoff), im Straßenverkehr oder Unternehmen. Ich denke, das wird so langsam, wie sicher auch von anderen erkannt.

  25. avatar

    Lieber Herr Posener,

    ich habe die “ Manager “ bei der Betrachtung der
    “ Finanzkonzerne “ nicht vergessen.

    Siehe auch meinen Hinweis auf die
    “ vergessene Kritik “ von Schumpeter.

    Ob wir tatsächlich die “ Büchse der Pandora “ wieder schließen können, wie sie es mit den m.E. „peanuts Regulierungen“ anstreben ????

    Die Eigenkapitalquote wird erst bis 2020 umgesetzt werden und sicherlich gibt es in dem Regelwerk ausreichende Lücken.

    Oder wenn Sie sich den Kommentar des Hauptgeschäftsführers des Deiutschen Banken Verbandes anschauen, der den EU Kompromiss zu den Pleitebank gutheißt:

    http://www.rp-online.de/politi.....-1.3879869

    Dann ähnelt das doch wohl sehr einer Aussage von jemandem der die Deregulierung und die Profitraten der Banken gutgeheißen hat und jetzt sagt:

    boys wir können nicht immer Eigenkapitalrenditen von >30% erwarten……:-)

    Und wie gesagt:

    Wer hat wohl am EU Kompromiss mitgearbeit; die City von Frankfurt, die City von London, die City von Paris und nicht zu vergessen die Gnome aus Zürich.

    Was die Größe von Unternehmen betrifft, stehe ich auf dem Standpunkt, dass wir hier mit einer Zerschlagung beginnen sollten, da Sie per se eine zu große Marktmacht haben und unsere Demokratie auf Dauer gefährden.

    Ihr Steve Jobs und sein Apple Laden ist ein gutes Beispiel darfür, dass hier in großem Maße Innovationen ausgebremst werden, wenn Sie sich einmal die Patentitis von Apple anschauen.

    Und Steve Jobs war letztlich kein Unternehmer, wenn gleich er Gründer war, sondern letztlich Manager!!!

    Was die Verflechtung von Wirtschaft und Politik betrifft, ist dies etwas neues mit dem Aufkommen der Manager??

    Haben Krupp, Rathenau, Siemens und andere auch als Unternehmer massiven Einfluß auf die Gesetzgebung ausgeübt??

    Daher mache ich letztlich keinen Unterschied zwischen Unternehmern und Managern.

    Vielleicht wäre es bei Herrn Schlecker z.B. besser gewesen es hätte einen Aufsichtsrat gegeben, der der unsoliden Finanzierungspoltik Einhalt geboten hätte.

    Und Ihr Bild vom Unternehmertyp gehört leider der Vergangenheit an und ist in meinen Augen so verklärt wie das häufig noch vorherrschende Bild vom Bauern, der im Märzen die Rosse anspannt 🙂

    Und was Richard Branson betrifft, wer wird wohl sein Nachfolger ein CEO-Kommunist???

    Das er früh die Gefahr erkannt hat, sich in die Abhängigkeit des Finanzmarktes zu begehen:

    http://www.economist.com/node/300160

    ist nichts neues. In dieser Situation haben sich schon immer Unternehmer befunden, so lange sie keinen Eigenkapitalanteil von > 100 % an ihrem Unternehmen hatten.

    Und glauben Sie tatsächlich dass Branson die CEO´s seiner hunderten von Unternehmen mit einem Gehalt und Boni ausstattet, die der jeweiligen Marktsituation entsprechen?

    Wie bereits gesagt; Es gibt nicht mehr

    d e n U n t e r n e h m e r
    und nicht
    d e n M a n a g er

    In Ihrer Heimatstadt sehen Sie mit den Brüdern Samwer den neuen Typ des Kapitalisten.

    Die Pofalla Typen und die Klaeden Typen sind kein neues Phänomen.

    Wenn wir hier Einhalt gebieten, würde ich ebenfalls einfordern, übersehen wir leider 99% unseres
    “ Finanzeisberges „.

    Diese Fehlerbeseitigung ist leider nur kosmetisch und hilft micht tatsächliche strukturelle Reformen durchzuführen.

    Aber vielleicht brauchen wir tatsächlich einen „Titanic-Crash“ (Lehman Hoch 10)

    Das Bild im Economist weist daraufhin:

    https://encrypted-tbn2.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSXUsTnXcfKL7yG7Da4hiimeP0BcfxCqRCA5mXPE4XUkS8GBi8U

    http://www.economist.com/news/.....ce-problem

    Was die Wachstumsraten betrifft, dieses Thema haben wir bereits hier an Ort und Stelle ausführlich diskutiert.

    Was den Utilitarismus betrifft, schaunmermal ob Sie das Münchhausen-Trilemma lösen 🙂

  26. avatar

    @ Moritz Berger: Ist es nicht viel mehr so , dass die ” Überschüsse, Gewinne, Profite ” (wie immer Sie diese auch bezeichnen wollen) nach Investitionsmöglichkeiten im Finanzmarkt suchen

    Sicher, die gehen in den Strom ein, aber gehebelt. Und die Hebel werden wiederum mit Hebeln abgesichert. Usw. Und „Hebel“ ist nichts anderes als (Zins und Gebühr auf) Kredit. Jeder „reale“ Dollar oder Euro, den wir in den Händen halten, ist gehüllt in eine, seine Größe um ein Vielfaches übertreffende, Finanzierungsaura. Man muss nur genau hingucken, dann sieht man sie.

    (Natürlich sollen die Kredite nie fällig gestellt werden. Tritt aber ein entsprechendes Ereignis ein, geht nichts mehr. Und wirksamer als äußere Ereignisse, Krieg oder Terror, scheinen „logische“ zu sein, aufkommende Zweifel, das Erkennen von „Schieflagen“: Ein paar wackelig finanzierte amerikanische Immobilien lösen in einer Kettenreaktion den finanzmarkt-internen run aus. Jeder hat gegen jeden Forderungen. Und das globale „System“ bricht zusammen …)

  27. avatar

    Lieber Moritz Berger,
    Sie vergessen, dass auch die „Finanzströme“ – zum Beispiel die von Black Rock verwalteten Investitionen – von Managern „geleitet“ werden. Es gibt hier mehrere grundsätzliche Probleme:
    Erstens die schiere Größe bestimmter Institutionen. Wie irgendjemand sagte: „If a bank is too big to fail, it’s too big, period.“
    Zweitens die Frage, ob es in entwickelten kapitalistischen Wirtschaften überhaupt möglich ist, die Profitraten zu erzielen, die Anleger erwarten, das heißt, ob die Wirtschaft überhaupt Wachstumsraten über 2 bis 3 Prozent dauerhaft erzielen kann.
    Drittens die Verflechtung von Politik und Wirtschaft.

    Aber die Akteure sind in allen Fällen Manager. Also gerade nicht Unternehmertypen, sondern Pofalla-Typen. Der Hinweis auf Schumpeter ist sehr wichtig, vielen Dank. Ich komme darauf zurück. Morgen allerdings gehe ich auf eine andere Frage ein, nämlich auf den Gegensatz von Utilitarismus und Liberalismsu in demokratischen Staaten.

  28. avatar

    Lieber EJ,

    „Was da täglich in, sich ständig weiter aufblähenden, gigantischen Finanzströmen um die Welt jagt, besteht im Wesentlichen aus Kredit-Forderungen, von denen man glaubt, dass sie nie eingelöst werden müssen, weil sie mit hoher Geschwindigkeit ständig weitergereicht werden“

    Ob dies tatsächlich Finanzströme sind, die im wesentlichen aus Kreditforderungen bestehen????

    Ist es nicht viel mehr so , dass die “ Überschüsse, Gewinne, Profite “ (wie immer Sie diese auch bezeichnen wollen) nach Investitionsmöglichkeiten im Finanzmarkt suchen, weil der “ Realgütermarkt “ nicht ausreichende Investitionsmöglichkeiten bietet??

    Und was die erwähnten Staatsfonds:

    http://www.finanzen.net/top_ra.....8;inPos=20

    betrifft,

    die Volumina-Daten stammen aus dem Jahr 2008, und dürfte sich meiner Einschätzung nach bis 2013 verdoppelt haben.

    Dieser Finanzmarktbereich ist letztlich auch ein
    “ schwarzes Loch “ da die Marktmacht in der Öffentlichkeit vielfach unbekannt ist:

    http://en.wikipedia.org/wiki/T....._Institute

    http://en.wikipedia.org/wiki/Sovereign_wealth_fund

    Wenn ich mir z.B. den PIMCO Fund anschaue

    http://de.wikipedia.org/wiki/Pimco (Eigentümer die Allianz)

    mit einem Anlagevolumen von über 1 Billion US $ (1000 Milliarden) !!!

    Wer von den Nationalbanken kontrolliert noch diese Finanzdinosaurier?

    Und wer wie Black Rock, über ein Anlagevermögen von nahezu 4 Billionen US $ verfügt (4000 Milliarden), der dürfte doch auch einen nicht sehr geringen Einfluß auf unsere “ Weltökonomie “ haben oder???

    http://www.handelsblatt.com/un.....00740.html

    Hier wird allerdings von 15.000 Milliarden US $ gesprochen:

    http://www.economist.com/news/.....chievement

    http://www.economist.com/news/.....ce-problem

    Und um auf den Ausgangsartikel von Alan Posener zurückzukommen.

    Seine “ Fehlersuche “ ist sicherlich sehr löblich. Die Kritik an den Manager ist sicherlich auch notwendig.

    Diese Kritik wurde allerdings bereits von Schumpeter geäußert.

    Während von der Schumpeterschen schöpferischen Zerstörung des Kapitalismus die Rede ist, hat man seine Kritik an den Managern leider vergessen (und auch die daraus folgenden Konsequenzen):

    http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Schumpeter

    Hier zur Erinnerung:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Schumpeter

    >Intensive Auseinandersetzung mit den Themen Kapitalismus und Sozialismus. Schumpeter hielt den Kapitalismus nicht für überlebensfähig.[8] Er sah ihn aber – im Gegensatz zu Karl Marx – nicht primär durch seine Widersacher, das Proletariat, gefährdet, sondern durch die auf ihn selbst zurückwirkenden Konsequenzen seines Erfolgs, insbesondere durch das Veralten der Unternehmerfunktion, die Zerstörung der ihn schützenden gesellschaftlichen Schichten und die wachsende Ablehnung der Intellektuellen gegenüber dem Kapitalismus.So weit ich weiß ist inzwischen die Deregulierung des Bankensektors weitgehend zurückgenommen worden. Investmentbanking und Einzelkundengeschäft wurden getrennt. Die Kapitalanforderungen an die Banken sind erhöht worden, so können sie nicht, wie vor der Krise, ausstehende Forderungen als Eigenkapital verbuchen. Und so weiter.<

    zurückzukommen.

    Die Deregulierung des Bankensektors ist in
    T e i l e n zurückgenommen worden. Die Kapitalanforderungen der Banken können, müssen bis 2020 umgesetzt werden !!

    Und dass müßte Herr Posener als Berlin-Insider doch vor Ort besser als wir Nicht-Insider doch wissen:

    Wer schreibt heute wohl die Verordnungen und die Gesetze in den nationalen Regierungen und auch in Brüssel bei der EU??

    Und hier geht es nicht einfach, um eine "Verschwörungstheorie" sondern dies sind leider die harten Fakten auch im Finanzsektor.

    Aber vielleicht brauchen wir noch einmal eine Lehman Kollaps hoch drei, um Ausschau zu halten, wie wir zukünftig unser " Welt-Gesellschaft " steuern " wollen. Vielleicht sind dezentrale Wirtschaftseinheiten besser als Großtanker wie Black Rock, deren " Funktionsweise " keiner mehr durchschaut.

    Das selbst im IMF die Zukunft des Kapitalismus diskutiert wird:

    http://blog-imfdirect.imf.org/.....-travails/

    http://krugman.blogs.nytimes.c.....mers/?_r=0

    weist doch auf eine gewisse Skepsis hin!!

    Und wenn dann noch Paul Krugmann von der Abschaffung des Bargelds gesprochen wird und von negativen Zinsen auf Bankguthaben, dann erinnert mich dass ein wenig an Gsell und sein Freigeld:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell

    P.S. Die Entwicklung von Bitcoin, zeigt m.E. sehr gut auf, dass die Entwicklungen im Finanzmarkt mittlerweile so sxchnell voran gehen, dass es fast nicht mehr möglich ist solche neuauftretenden " Finanzmarktteilnehmer durch den " Markt " zu regulieren.

    http://bitcoin.org/en/

    Da Google bereits jetzt eine Bankenlizenz hat, ist es sicherlich spannend zu sehen, wie sich der Bankensektor im Netz entwickelt.

  29. avatar

    nur, aktionärsvereine sind auch keine lösung. dort sitzen schließlich auch wieder die von ihnen kritisierten manager, die zu ihrem eigenen vorteil managen und dabei kein bzw. geringeres risiko tragen.

    es muss also eine offene struktur entwickelt werden. die werkzeuge und waffen müssen jedem bekannt sein und jeder muss sie anzuwenden wissen, es muss also eine managementwaffengleichheit geben. aber auch dann wird ohh schreck, der stärkere, intelligentere, whatever-„bessere“ den pokal schließlich in der hand halten. liegt das nicht sogar in der struktur/natur der sache/dem kapitalismus? 😀

    aber um managementwaffengleichheit herzustellen könnte man, wie es kurse für programmiersprachen gibt, kurse für managementwaffen geben. openlaw sozusagen 🙂

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