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Wider die Generationengerechtigkeit

Wer Generationengerechtigkeit sagt, meint Raub an den Lebenden. Der Begriff ist ansonsten unsinnig. Es gibt schon innerhalb der Generationen keine Gerechtigkeit. So lebt jemand, der wie ich 1949 geboren wurde, in China oder Indien heute in der Regel schlechter als ich und hat dafür ein schwereres Leben gehabt.  Und das gilt natürlich für viele, vielleicht sogar die meisten Menschen meiner Generation in Europa, ja sogar Deutschland, da ich ein in vielerlei Hinsicht privilegiertes Dasein führen durfte. Die Vorstellung, es könne oder müsse gar eine Gerechtigkeit über Generationengrenzen hinweg geben, ist Unsinn und maskiert in aller Regel nur den Wunsch, es von den Lebenden zu nehmen; ob es den Nachgeborenen gegeben wird, können die derart Besteuerten naturgemäß nicht überprüfen; darum ist die Generationengerechtigkeit als Forderung auch undemokratisch.

Am häufigsten wird dieses schreckliche Wort im Zusammenhang mit der Rente benutzt, und um Rentenkürzungen zu rechtfertigen. Das von Konrad Adenauer eingeführte umlagefinanzierte Rentensystem funktioniert nicht? Es gäbe dennoch Möglichkeiten, das Rentenniveau zu halten, beispielsweise indem man das System von einem umlagefinanzierten in ein steuerfinanziertes umwandelt und bei Engpässen die Erbschafts- und Vermögenssteuer erhöht beziehungsweise überhaupt wieder einführt, was ja beides auch mit Generationengerechtigkeit zu tun hat, nämlich mit der  Gerechtigkeit innerhalb der kommenden Generation. Billiger ist es freilich, das verlogene Wort von der Generationengerechtigkeit zu benutzen, um den künftigen Rentnern klar zu machen, dass sie höhere Beiträge zahlen, länger arbeiten und dennoch am Ende weniger herausbekommen werden als die früheren Rentner – ein klarer Fall eklatanter Generationenungerechtigkeit.

Verteidigung der Babyboomer

Gerecht wäre es, wenn man durch den Nachweis von Arbeit – oder vergleichbarer Tätigkeit, etwa in der Kindererziehung – einen gesicherten Rentenanspruch erwerben würde; ungerecht ist es, wenn geburtenstarke Jahrgänge, die ihrerseits weniger Kinder in die Welt gesetzt haben, kollektiv wegen dieses Zeugungsverhaltens mit Rentenkürzung bestraft werden. Und natürlich erst recht, wenn ihnen Egoismus vorgeworfen wird. Ökologisch zum Beispiel verhalten sich Eltern, die nur ein Kind in die Welt setzen, absolut richtig. Und auch der Grundsatz, „ihr sollt es einmal besser haben“, was sozusagen die Populärversion der Generationengerechtigkeit ist, wird erfüllt, wenn das Erbe nicht auf mehrere Kinder verteilt wird. Sinkende Klassenfrequenzen, dafür mehr offene Stellen, weniger Verkehr und Umweltbelastung, dafür mehr Wohnungen; weniger menschen, dafür mehr Platz schlicht und einfach – die Kinder der Babyboomer und ihre Kinder haben viele Vorteile und eben nicht nur Nachteile aus der Tatsache, dass ihre Alterskohorte dank Pille und Frauenemanzipation kleiner ist als die Elternkohorte.

Die Schuldenbremse ist gefährlicher Unsinn

Auch die so genannte Schuldenbremse wird mit der Generationengerechtigkeit begründet. Es gehe nicht an, heißt es, dass die heutige Generation auf Kosten der kommenden lebe, indem sie ihre Schulden einfach den Kindern aufbürde. Stattdessen soll sie heute verzichten, in der vagen Hoffnung, dass dieser Verzicht den kommenden Generationen zugute kommen werde. Dafür gibt es nicht den Schatten eines Beweises. Wenn ich heute darauf verzichte, Schulen und Straßen zu bauen, haben die kommenden Generationen das Nachsehen. Das Gleiche gilt für alle investiven Ausgaben des Staates. Es mag gute Gründe geben, die Schulen nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen, primär die Überlegung, dass der Schuldendienst den Staat – also die heutigen Steuerzahler – überlasten könnte. Aber das hat nichts mit Generationengerechtigkeit zu tun.

Karl Marx und die Enteignung der Lebenden

Schließlich wird die Generationengerechtigkeit zur Begründung des Umweltschutzes herangezogen, ausgehend von Karl Marx, der behauptete:  „Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.” (Marx / Engels: Werke, Band 25, S. 784)

Nun, wenn man an den Ersten und Zweiten Weltkrieg, an die Verheerungen des Nationalsozialismus und Kommunismus, des Kolonialismus und der postkolonialen Nationalismen denkt, von den Kosten der Industrialisierung und technischer Irrwege wie der Atomkraft ganz zu schweigen, so hatten es die letzten drei, vier Generationen nicht so sehr mit der Generationengerechtigkeit und dem Hinterlassen einer verbesserten Erde. Was uns heute nicht aus der Pflicht entlässt, aber doch zum Nachdenken darüber anregen sollte, was das eigentlich bedeutet. Schließlich wollten ja die Kommunisten und Nationalsozialisten, Kolonialisten und Antiimperialisten allesamt die Erde verbessern, hauptsächlich allerdings durch Vernichtung derjenigen, die dieser Verbesserung im Wege standen, eine europäische Erfindung, die heutige Islamisten benutzen wie andere westliche Erfindungen, vom Dynamit über Smartphones bis hin zur Internetpropaganda.

Vielleicht würde es zur Abwechslung reichen, sich um die heutigen Generationen zu kümmern. Die chinesischen Kommunisten, die größten Massenmörder der Geschichte, so lange es ihnen um das Morgen ging, verwandelten sich in die größten Wohltäter der Geschichte, sobald sie das kurzfristige Denken entdeckten – den Kapitalismus: Noch nie sind so viele Menschen in so kurzer zeit aus der Armut geholt worden, als in China seit den Reformen Deng Hsiao-Pings. Und ja, die Schäden für die Umwelt waren und sind enorm. Aber reichere Menschen können sich eher den Luxus leisten, sich um die Umwelt zu kümmern. China hat inzwischen Deutschland abgelöst als Weltmeister bei der Produktion von Solarstrom.

Wie sagte Bertolt Brecht: „Lasst euch nicht betrügen / Das(s) leben wenig ist; / Schlürft es in vollen Zügen 7 Es wird euch nicht genügen / Wenn ihr es lassen müsst.“

Oder der große John Maynard Keynes: „In the long run we are all dead. Economists set themselves too easy, too useless a task if in tempestuous seasons they can only tell us that when the storm is long past the ocean is flat again.“

 

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57 Gedanken zu “Wider die Generationengerechtigkeit;”

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    @Alan Posener

    Punkt für Sie!

    @DBH

    Hier stimmen wir in Analyse und Kritik überein, sicherlich auch schon 2012. In dem was unserer Meinung nach daraus folgen sollte, ganz sicher nicht. So einfach ist das!

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    @DBH

    „Amtlich“ bestätigt ist nun, was jeder schon seit 2010 wissen konnte. Nämlich, dass die „Rettung“ Griechenlands nichts anderes war als eine gigantische Umverteilungsaktion. (H. Gremliza war übrigens einer der ersten, der in „konkret“ diese Tatsache beim Namen nannte, und zwar schon 2010). Aber Merkel und Schäuble befinden sich da in illustrer Gesellschaft. Was sie für die Banken sind, waren Schröder und Riester fùr die Versicherung,- und Bankenwirtschaft: Erfüllungsgehilfen!

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    M.F.: ‚… wie sollen die Griechen sich gegen diese arrogante Oberschicht wehren: ob links oder rechts, sie machen dasselbe. Die Griechen hatten gehofft, eine Links-Regierung wäre demokratischer und sind vom Regen in die Traufe gekommen.
    Für die EU ist das wirklich ein riesiges Problem. Schwer zu lösen, aber “die Griechen” wollten das nicht mehr, aber konnten es nicht durch Wahl beenden.‘

    … werte Fr. Prof. M.F., wir sind Griechen

    ‚Die sogenannte ‚Rettung‘ Griechenlands, die von den Politikern in der EU und vor allem von Bundeskanzlerin Angela Merkel [sic!]stets als notwendiges europäisches Projekt präsentiert wurde, kann nun auch offiziell als die größte Farce in der Geschichte der EU bezeichnet werden: Denn bei den Milliarden-‚Hilfen‘ ging es nicht um Solidarität mit dem griechischen Volk, sondern ausschließlich um die Rettung des Finanzsystems. Die seit 2010 an Griechenland geflossenen ‚Milliardenhilfen‘ sind … so gut wie vollständig an internationale Kreditgeber und Banken geflossen. Von den 215,9 Milliarden Euro, mit denen Griechenland im Rahmen der ersten beiden Rettungsprogramme von den europäischen Partnern und dem Internationalen Währungsfonds unterstützt wurde, gingen nur 9,7 Milliarden Euro und damit weniger als fünf Prozent direkt an Griechenlands Staatshaushalt.‘

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    Lieber Alan Posener,
    auch Sie haben in der Sache recht. Aber man kann nicht immer die Klappe halten, nur weil man deutsch ist. Und die beiden anderen gaben mir etwas upholstery. Und wie gesagt, keine Britin.
    Die Briten sind so: Ich beklage mich in etwa, das die Nazis, also mein ilk, Plymouth, So’hampton und andere Küstenorte, die mal schöner waren, zerstört haben. Der klassische Brite: „We have our sins too. And the rebuilding could have been done better.“ Eine Mischung zwischen Höflichkeit, Selbstkritik und Überzeugung.
    Christopher Clark: The Sleepwalkers. Wir erinnern uns.

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    Da die kollektive Energie sich bei Ihnen gerade auf Null addiert, erlaube ich mir, mit zwei kleinen Geschichten aufzuwarten.
    Auf einer kurzen Kathedralreise durch Nordfrankreich und GB, die sich aus dem Fahrtverlauf spontan ergab, sahen wir einige Perlen, deren Bauart regelmäßig den Verdacht bei mir erweckt, dass die Menschheit, die heute schnöde quadratische oder rechteckige Betonplatten aufeinander türmt, in denen niemand leben oder arbeiten würde, wenn er denn die Wahl hätte, phantasielos geworden ist. Von So’hampton (was die Melodie von „The Ballad of John and Yoko“ in mir wachruft) unterwegs nach London sage ich: „Wir machen kurz mal Pause in Winchester“. „Muss das jetzt sein?“ fragt mein immer auf Fahreffizienz bedachter Sohn. „Gutes Wetter und eine Garantie auf einen Parkplatz hat man nicht so häufig“, sage ich in Erinnerung an ein WE, an dem wir Winchester unverrichteter Dinge wieder verlassen mussten. Sie ist enorm lang und enorm hoch, hat großartige roof bosses (you google that on en.wiki), einen gefühlt hundert Meter hohen Altar aus Marmor und außen am Chor viele fein ziselierte Steinfiguren, prächtige Gräber, hiervon zwei wie Kapellen gearbeitet und ein köstliches Chorfenster. Von außen ist sie auch eine Show, aussehend wie eine Trutzburg. Ich empfehle sie Ihnen, die Stadt ist auch sehr schön. Das war die kleine Reiseempfehlung.
    Und dann traf ich diese eingemauerte Linke, jung, bis zum Stehkragen voll mit Ideologie. Da sie Jüdin war und zu meinem Glück nicht die einzige Jewish person am Tisch, unterbrach ich ihren linken Sermon, indem ich sie fragte, ob sie wüsste, wer Leon Klinghoffer war. Nein. Ich beschrieb ihr malerisch sein Ende und dachte, ihr fiele der Unterkiefer herunter. Nichts dergleichen. Das Mädel war völlig ungerührt. Gerade bereitete ich die Tat von Sami Kuntar im Kopf vor, da schmiss sie hin. Sie ging einfach. Der Abend wurde deutlich angenehmer, ja, entspannt. Mit der Politik waren wir in fünf Minuten fertig. So sah ich mal life, wie man sich links eingemauert hat. Für mich ist das nicht mehr links, wenn man anderen Argumenten gegenüber nicht mehr aufgeschlossen ist. Zwischendurch kam ich auch ein wenig mit economy. Da war auf der anderen Seite auch nur Zuckerwatte von der Kirmes, durch die man durchstechen konnte. Solche Leute werden uns eines Tages möglicherweise mit regieren. Ich fürchte mich ernsthaft davor.
    Liberale, für die sich Linke ja halten, heutzutage oft, ohne das zu verkörpern, müssen aufgeschlossen sein und vor allem gebildet. Links ist reaktionär geworden, vielleicht nicht in jedem Fall, aber in vielen Fällen. Das betrifft auch andere Themen wie zum Beispiel: „They are so poor in Molenbeek. That’s why they are doing it.“ Wenn man dann mal so nachfragt, warum Armut dazu verleiten sollte, große heterogene Gruppen in die Luft zu sprengen, auch in israelischen Bussen oder Diskos, und warum andere Arme, die Mehrzahl, das nicht machen, beißt man auf Granit.
    Unser Hauptproblem ist die reaktionäre, darunter auch die schulische und universitäre Linke, die sich unreifer Gehirne bedient, die keine Jahreszahlen wissen, noch nie von der Achille Lauro gehört haben etc. Das mal life war ein Erlebnis. Schade, dass Henryk Broder nicht dabei war. Dann wäre sie noch eher gegangen. Die anderen beiden waren einfach nur bezaubernd.
    National betrachtet bin ich schuld, persönlich betrachtet natürlich nicht, meiner Meinung nach, wenn ich einer linken Jüdin erklären muss, wer Leon Klinghoffer war. Die Dame war keine Britin, nciht dass der falsche Eindruck entsteht. Aber was die Corbyn-Partei so drauf hat, ist durchaus ähnlich, gestern auf achgut. Die Lady war eines dieser Elemente aus Europa, von denen GB inzwischen unterlaufen ist, oder Teil einer kollektiven ideologischen Erstarrung. Sie war in der Tat unser europäisches Problem.
    Ob die Länder sich wieder heilen können, wenn sie austreten, ob sie wieder demokratischer und dialektischer werden und mal an ihrem recht fetten Antisemitismus arbeiten, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall hören Konservative bedeutend besser zu.

    1. avatar

      Lieber Oleander, auch über Winchester Cathedral gibt es einen netten Pop-Song aus Ihrer Jugend. Warum Sie sich ausgerechnet auf eine Jüdin einschießen mussten, bleibt Ihr Geheimnis. Wie es ihr ergangen sein muss, von einem Deutschen fertiggemacht zu werden, der sich plötzlich als der Rächer eines ermordeten Juden aufspielt, und das auch noch in Großbritannien, nach einem Besuch in Southampton, das die Deutschen im Weltkrieg plattmachten – nun, das überlasse ich Ihrer Fantasie. Broder wäre da in der Tat ein anderes Kaliber gewesen, weil: na, Sie wissen schon.
      Davon abgesehen haben Sie in der Sache natürlich Recht. Philosemiten wie Winston Churchill und Margaret Thatcher sind in der Partei Benjamin Disraelis eher zu finden als in der Partei, die Palästina verlor. Aber insgesamt in Großbritannien eher eine Seltenheit.

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    zu Griechenland, Alan Posener:
    wie sollen die Griechen sich gegen diese arrogante Oberschicht wehren: ob links oder rechts, sie machen dasselbe. Die Griechen hatten gehofft, eine Links-Regierung wäre demokratischer und sind vom Regen in die Traufe gekommen.
    Für die EU ist das wirklich ein riesiges Problem. Schwer zu lösen, aber „die Griechen“ wollten das nicht mehr, aber konnten es nicht durch Wahl beenden.

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    Hmm.. wenn ich hier die Gehaltsvorstellungen hier in dem thread so lese, habe ich den Eindruck, daß entweder die Zahlen noch aus DM-Zeiten stammen oder ich in den letzten 10 Jahren einen Boom verpasst habe: Es mag Ingenieure geben, die mit mehr als 125 T€ nach Hause gehen, wenn sie denn da überhaupt mal hin kommen, aber die Mehrheit wird nach ein paar Berufsjahren so mit 40-50 T€ (Brutto!) bei Vollzeit liegen. ‚Belegen‘ kann ich das nicht, will ich auch nicht, aber das ist das, was ich so mitbekomme. Mit Statistik etwas ‚beweisen‘ zu wollen, überlasse ich lieber anderen. Mittlerweile geben die Leute eher mehr an, als sie tatsächlich verdienen, wenn man sie fragt, weil sie ‚dazugehören‘ wollen. Mir ist eine Fa. bekannt, die stellt jedes Jahr 20 Ingenieure für 1000 € im Monat ein und entlässt die meisten nach einem Jahr wieder, sozusagen als erweitertes Assessment Center. Ich finde man sollte endlich aufhören, den Absolventen in derartiger Weise falsche Hoffnungen zu machen – man kann sich leicht ausdenken, was die dann wählen werden, wenn sich das alles so nicht erfüllt. Das gehört sich nicht.
    Und Lehrer verdienen – angestellt oder verbeamtet – im nationalen und internationalen Vergleich durchaus gut, die Arbeitsbedingungen (Klassenstärke, Disziplin, Bürokratie usw.) sind gewiss anstrengend und ich könnte mir vorstellen, daß der eine oder andere Lehrer lieber weniger verdienen würde, wenn er/sie dafür kleinere Klassen hätte. Und ganz ehrlich, die alten C3 und C4-Professuren halte ich schon für ganz besonders privilegiert. Es geht nicht um Neid, sondern um den Versuch, etwas die Maßstäbe zu wahren – und, genau, die Gehälter von Krankenkassen-Funktionären sind mehr als unanständig. Genau dieses Funktionärswesen (ich halte das nicht für Management) hat sich in den ach so verdienstvollen sozialen Einrichtungen in einer Art und Weise entwickelt, die m.E. einen Schnitt durch die Politik erfordert. Gerne wird bei höheren Funktionären der Sozialindustrie die ‚Marktwirtschaft‘ vorgeschoben, wenn es um die Sicherung der eigenen Pfründe und Privilegien geht. Das ist keine Leistungsgerechtigkheit (oder besser Wirkungsgerechtigkeit) sondern Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – die vielbeschworene Solidarität. Und was macht die SPD? Ich meine, sie ist immerhin in der Regierung: Sie versagt eklatant.

  8. avatar

    Weil´s zum Thema paßt:

    Heute Abend wird in der Talkshow von Frau Illner über das Thema Rente diskutiert.

    Wie üblich bei solchen Sendungen ist kein einziger Diskussionsteilnehmer dabei, der pflichtversichert ist in der gesetzlichen Rentenversicherung.

  9. avatar

    Noch einmal Alan Posener,
    was bedeutet dann der Satz: „Wir haben die irrwitzige Situation, dass es die so genannten privaten Krankenversicherungen gar nicht gäbe ohne das Heer der Beamten. Das heißt, die sogenannte private KV, dieses Aushängeschild der “freien” Marktwirtschaft, ist im Grunde genommen ein Anhängsel des Staates als Arbeitgeber.“
    Klar gäbe es die „debeka“ etc. nicht ohne Beamte, aber wieso irrwitzig?
    Die Techniker haben die Techniker-….Versicherung.
    Alterssicherung und Gesundheit sind nun einmal teuere Posten, die beide Berufsgruppen verschieden finanzieren. Beamtengehälter sind relativ moderat, dafür entstehen weniger Zusatzkosten. Nehmen wir etwa die Ingenieure. Das sind auch keine Unternehmer. Sie verdienen also auch „abhängig“, aber deutlich mehr als Lehrer, Richter.., und haben dann unter dem Strich doch nicht mehr, weil es eben diese – oben irrwitzig genannten – Beamtenprivilegien gibt. Ein in sich logisches und bezahlbares System, das ziemlich gut austariert ist, finde ich.

    Zu Griechenland: es sind Relikte des osmanischen Reiches, eine Klientel-Republik. Die Junta hat das nur fortgeführt. Klar, das sind lange und sehr irrationale Traditionen, aber dennoch müssen sie jetzt beendet werden, weil sie in jeder Hinsicht asozial sind und die Griechen auch noch isolieren. Selbst für diese unfähigen Typen auf Büro-Stühlen bringen sie nichts, was Sinn macht.

    1. avatar

      Liebe Monika Frommel, was in Griechenland „beendet werden muss“, sollten die Griechen entscheiden. Man nennt das „Demokratie“.

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    @Alan Posener
    Man kann das Thema noch auf andere Bereiche als die Sozialversicherungen ausdehnen, wenn man möchte. – Man muß es wahrscheinlich sogar, wenn man die eigentliche Ursache finden will, die ich in dem ausufernden Bestreben verorte, öffentliche Daseinsvorsorge privatisieren zu wollen. Nur als Hinweis: Die gesetzliche Rentenversicherung nimmt im Jahr über 200 Milliarden Euro an Beiträgen ein. Natürlich juckt es eine Kapitelgesellschaft, von diesem Kuchen ein Stück abknabbern zu können.
    Was bei den Privatisierungen gern ausgeblendet wird, ist der eingebaute Konflikt, daß einerseits eine Kapitelgesellschaft an Gewinnen orientiert sein muß, andererseits ein öffentlicher Auftrag die Gleichheit vor dem Gesetz zu berücksichtigen hat und ferner möglichst niedrige Kosten für die Öffentlichkeit.

  11. avatar

    Woher haben Sie die Zahl lieber Stevanovic,der Spitzensteuersatz von 44,3%
    (incl.Soli) ist bereits bei ca.56000€ erreicht.Ab ca. 250000 Jahreseinkommen sind nochmal + 3% Reichensteuer zu zahlen.
    Viele wirkliche Leistungsträger,oft ohne Wahl was die Arbeitszeit angeht,kommen
    durch die schiere Zahl der Arbeitsstunden in diesen Bereich.
    Beispiel:Meine Tochter.Arbeitszeit in der Chirurgie 70-80 Stunden in der Woche,ohne
    Op-Vorbereitung zu Hause,Dienstreisen,Fortbildungen.
    Dito ihr Gatte als (angestellter)Strafverteidiger.
    Nach Abzug der Münchner Lebenshaltungskosten bleibt da nicht viel vom gemeinsamen
    Netto.Der Verzicht aufs Auto macht eine kleine Altersrückstellung möglich.
    Der effektive Netto-Stundenlohn bei beiden ist ein Witz

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    @KJN

    Ja, Sie haben wohl recht, Schulden sind nicht per se etwas Schlimmes. Außer, wir verpulvern unser Geld für marode Banken (Schäuble, Griechenland), Abwrackprämien, Riesterrenten oder jetzt für Elektroautos. DAS Geld fehlt dann aber später tatsächlich…

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    Alan Posener,
    Neid auf Beamte ist beliebt, aber wird dadurch nicht richtig. Auch Angestellte im öffentlichen Dienst haben eine gute Altersversorgung und Privilegien bei der Krankenversicherung. Würde man – was Heide Simons in Schleswig-Holstein immer wieder forderte – die Privilegien der Beamten abschaffen, müsste der Staat bei den in der Regel gut Ausgebildeten mehr Lohn bezahlen, sonst wäre er nicht konkurrenzfähig. Das wäre fatal (nur noch mittelmäßige bis schlechte Bewerber) und das käme am Ende sehr teuere. Es ist sinnlos, immer wieder über Umverteilung Probleme lösen zu wollen, die damit zusammen hängen, dass große Erträge überhaupt nicht versteuert werden (siehe Panama-Paper). Schon Gunter Sachs war in diesem Feld ein begnadeter Steuer-Sparer.
    Mal sehen, ob es nun zu einer Strategie gegen Steuerflucht kommt.

    Griechenland leidet nicht unter der EU und ihrer Schuldenberges, sondern unter seiner nicht-funktionstüchtigen Verwaltung bei extrem hohen Anteil solcher Stellen, die als Lohn für Klientel-Politik vergeben worden sind.
    Deutschland hat demgegenüber eine gute Verwaltung, sollte aber dennoch dort entbürokratisieren, wo zu viel nutzlose Schleifen eingebaut sind. Aber zu erkennen, was eine sinnvolle Kontrolle ist und was nutzlos, das ist eben nicht so leicht.

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      Liebe Monika Frommel, als ehemaliger Beamter und Ehemann einer Beamtin ist der Neid auf Beamte mir völlig fremd. Ich habe vor einigen Jahren eine, wie ich finde, sehr ausgeglichene Reportage über deutsche Beamte geschrieben:
      http://www.welt.de/print/wams/.....amten.html

      Was Griechenland betrifft, so ist es zweifellos richtig, was Sie über die Kleintel- und Patronage-Politik der beiden großen Parteien schreiben. Allein es war eine Illusion, diese politischen Verhältnisse, die auch zu tun haben mit den Nachwehen der faschistischen Junta-Herrschaft, über die Währung – also über „Sachzwänge“ – lösen zu wollen.

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    Lieber Oleander,

    wenn ich mich in dem einen oder anderen Punkt geirrt haben sollte wäre es nett, wenn Sie mein Wissensdefizit beheben könnten:

    Wer außer „normalen“ Beschäftigten unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze (bei dem Wort muß ich immer an Orwell denken)wird noch in eine bestimmte Kranken- und Pflegeversicherung gezwungen ?

    Was haben die niedrigen Zinsen damit zu tun, daß die Steuern auf Kapitalerträge niedriger sind als die auf Arbeitslohn ? Nebenbei bemerkt, auch Dividenden sind Kapitalerträge, Quandt und Co bezahlen einen niedrigeren Steuersatz als ein sogenannter Besserverdiener mit 100.000 Euro Jahreseinkommen aus Arbeitslohn.

    Warum ist die Erbschaftssteuer niedriger als die Steuer auf Arbeitslohn ?
    Und kommen Sie nicht mit dem Nonsens vom schon mal versteuerten Einkommen. Mein Bäcker muß das Geld das er aus meinem versteuerten Einkommen bekommt auch noch mal versteuern.

    Wie gesagt, ich lerne gerne dazu und hoffe, Sie können mir helfen.

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    @Alan Posener
    Bei den privaten Krankenversicherungen (mich juckt es immer in den Fingern, sie als Gegensatz zu den gesetzlichen Versicherungen „ungesetzlich“ zu nennen) gibt es einen weiteren Grund, warum es noch kleine und exklusive gibt: Die Möglichkeit, sich die Filetstücke herauszupicken und die Möglichkeit, ein Vertragsverhältnis auch von sich aus zu beenden – weil es eine AOK gibt, die verpflichtet ist, die versicherungsmathematischen „Problemfälle“ zu übernehmen, also diejenigen, die dauerhaft deutlich mehr Geld kosten als sie an Beiträgen zahlen. Nicht ohne Grund fusionieren in den letzten Jahren viele kleinere Betriebskrankenkassen, weil für sie schon ein einziger Patient mit Leukämie und den entsprechend teuren Behandlungen existenzbedrohend ist.

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      Sehr richtig, Opa Krempel, wobei man dazu sagen muss, dass eine Krankenkasse, für die ein einziger Leukämiefall lebensbedrohend ist, eigentlich verboten (oder wenigstens zwangsfusioniert) gehört. So wie ich es sehe, leistet die vielgescholtene Gesundheitsreform genau das, befördert es zumindest. Hier ist ja noch ein Widerspruch: nämlich dass sich die gesetzlichen KV hochbezahlte Managercliquen und teure Büropaläste geleistet haben, während sie gleichzeitig über fehlenden einnahmen klagten.

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    @KJN: ein kluger Spruch von Ihrem Vater. „die wunderbare Spülmaschine, der großartige Staubsauger“ – ja, tolle Sachen! Dadurch mässen wir nicht spülen oder fegen.

    „und das herrliche Smartphone“ – Es muss toll sein, so wie alle drarauf starren. Ich hab keins, ich will keins, außer ich weiß wieder nicht, wo es lang geht, dann vermisse ich eins. Als mir mal eins geschenkt wurde, habe ich es direkt weiterverschenkt.

  17. avatar

    ..wenn ich dann aber höre, daß 1.8 Milliarden als Kaufprämie für Akku-Autos rausgeschmissen werden, könnte ich auch wieder zur Austerität neigen. Es ist zum AfD-Wählen Mäusemelken. Aber wir sind ja alle brave Steuerzahler und halten Uli Hoeneß für einen Schwerverbrecher und finden nichts schlimmer, als Briefkästen in Panama.

  18. avatar

    Lieber Orleander, der Spitzensteuersatz gilt ab 125T€ Einkommen im Jahr. Das ist nicht wirklich viel, das hat bereits ein leitender Angestellter oder Fachmann. Und ab da sind alle gleich und das ist komisch. Zumal der mit 1,5Millionen anders versteuern kann, als der leitende Angestellte, somit den Steuersatz niemals zahlt und, da keine Vermögensabgabe, auch niemals zahlen wird. Und an der Stelle mit der alternativen Besteuerung können wir nun effektiv etwas ändern (Digitalisierung hat auch gute Seiten).

    Lieber Don Geraldo, der Punkt geht an Sie.

  19. avatar

    @Roland Ziegler
    Das ist völlig richtig und gut, wenn Roboter unangenehme Arbeiten übernehmen, aber der Mensch sollte sich m.E. bestimmte Fertigkeiten erhalten – Stichwort Entfremdung. Ich glaube aber auch nicht, daß „die Arbeit“ überbewertet ist, vielleicht eine materieller Luxus oder Geld, o.k. – großes Thema. Die „möglichst frühe Rente“ muss allerdings auch jemand bezahlen. Und ich glaube auch nicht, daß diese Frührentner dann nicht irgendwas arbeiten würden. Übrigens ist auch Kindererziehung Arbeit.. wir müssten also erstmal die Begriffe klären. Naja, und wenn, wie Sie schreiben, „alles dreimal umgedreht und bis zum letzten Tropfen ausgewrungen wird, was im Entferntesten nach Geld riecht“… könnte das vielleicht der Grund sein, daß so Sachen erfunden werden, wie z.B. die wunderbare Spülmaschine, der großartige Staubsauger und das herrliche Smartphone? Ich gebe ja zu, man braucht nicht immer alles – aber man soll bei aller Kritik an der Moderne das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und ich für meinen Teil möchte mich nicht mehr darauf verlassen, daß ein Staat oder eine Politik mein Wohlergehen sichert. Ich möchte mich z.B. nicht an eine Gewerkschaft, ein Arbeitsgericht oder andere Autoritäten wenden müssen, wenn ich Teilzeit arbeiten will (ich schreib das mal so, um auch mal eine andere – emanzipative – Perspektive aufzuzeigen.) ‚Arbeit macht Frei‘ – der Spruch wurde sicherlich missbraucht, aber falsch ist er auch nicht. Mein Vater suchte immer irgendwelche Aphorismen und ich fand mal einen Zettel auf den er geschrieben hatte:’Es ist egal, was du arbeitest, wichtig ist, daß du nicht arbeitest‘. Auch wahr. Es geht also um sowas, wie ‚Selbstverwirklichung‘, ‚Emanzipation‘ und die würde ich ungerne einem Staat überlassen (wäre ja auch ein Widerspruch in sich.)

    @Stefan Trute
    “ Ich glaube nicht, dass ein öffentlicher Haushalt anders funktionieren sollte als ein privater.“
    Kurz und knapp: Ich schon. Ein privater Haushalt ist in erster Linie Endverbraucher und hat, betriebswirtschaftlich gesehen, keine Aktiva. Ein Staat hat, wie ein Unternehmen, Aktiva und darf viele Schulden haben, wenn er er etwas ‚unternimmt‘, also investiert. Ob diese Investitionen sinnvoll sind (die achte Spur am Kölner Ring), darüber müssen wir streiten, aber Schäubles Ansatz hat schon Griechenland auf Jahrzehnte in Abonie gebracht und ich halte ihn für grundfalsch. Daß so viele so jemandem vertrauen, verstehe ich nicht.

  20. avatar

    @ Don Geraldo

    Falsch:
    – Zwangskrankenversicherung nur für Werktätige
    – Zwangspflegeversicherung nur für Werktätige

    Unwichtig, weil keine mehr erzielt werden:
    – Niedrigere Steuersätze für Kapitalerträge

    Wo keine Kapitalerträge, da keine Steuern für den Staat.

    Falsch:
    – Ein Steuerrecht für Besitzende
    Besitzende zahlen ca. 60 Prozent des Steueraufkommens.

    Sie kennen sich offensichtlich nicht aus.

    Wenn Sie das anders wollen, muss die Flat Tax her. Dann klagen Sie aber auch.

    Auch falsch:
    – kaum Erbschaftssteuer

    Gestaffelt nach Volumen. Bei höheren Volumina müssen Investments aufgelöst werden, schadet der Industrie. Der meiste Besitz liegt nicht frei flottierend auf Konten, sondern in vermietetem Wohnraum und Investitionen. Gehen die nicht, geht gar nichts. Und das ist das Hauptproblem: Die fahren Achterbahn. Rauf, runter, rauf, runter. Bringt der Staat eine Vermögenssteuer, werden manche Investitionen aufgelöst werden, das Kapital flösse eher in Immobilien, was den Wohnraum noch teurer machen würde.
    Wie Sie’s dreh’n und wenden – es ist die massive Verschuldung der Staaten und die anhängige Banken- und Wirtschaftskrise.

  21. avatar

    Lieber Stevanovic,

    unser tägliches AfD-Bashing gib uns heute.

    Die AfD braucht es nicht, um Deutschland in ein Disneyland für Wohlhabende zu verwandeln.
    Wir haben bereits jetzt:

    – Zwangsrentenversicherung nur für Werktätige
    – Zwangskrankenversicherung nur für Werktätige
    – Zwangsarbeitslosenversicherung nur für Werktätige
    – Zwangspflegeversicherung nur für Werktätige
    – KEINE Vermögenssteuer für Kapitalbesitzer
    – Niedrigere Steuersätze für Kapitalerträge
    – kaum Erbschaftssteuer
    – Ein Steuerrecht für Besitzende

    Was könnte die AfD hier noch verbessern für die Reichen ?

    1. avatar

      Don Geraldo, sie haben Recht mit dem Steuerrecht für Besitzende (und, was sie nicht sagen, für Beamte). Es kommt noch hinzu, dass ein pensionierter Beamter 75% seiner Gesundheitsausgaben vom Staat ersetzt bekommt und die restlichen 25% privat abdecken kann, während ein Rentner von sämtlichen Einnahmen, also auch von Riester-Renten, Lebensversicherungen usw. 15% an die Krankenkasse abdrücken muss. Wir haben die irrwitzige Situation, dass es die so genannten privaten Krankenversicherungen gar nicht gäbe ohne das Heer der Beamten. Das heißt, die sogenannte private KV, dieses Aushängeschild der „freien“ Marktwirtschaft, ist im Grunde genommen ein Anhängsel des Staates als Arbeitgeber.

  22. avatar

    Ich erlaube mir ein OT – möge es mir gestattet sein – auch, weil das vielleicht Frau Quistorp mit liest.
    Das, was ich jetzt schreibe, passt allenfalls zu dem von Don Geraldo angedeuteten Problem. Obwohl ich die ganze Entwicklung seit Mitte letzten Jahres sehr kritisch sehe, erkundigte ich mich, ob ich Sprachunterricht geben kann. Befähigung: Viersprachig, gute Sprache, Erfahrung mit Didaktik durch Schulunterricht, Studentenunterricht (wichtiger) und Nebenunterricht bei eigenen Kindern und deren Freunden.
    Beschieden wurde mir, dass machten nur staatlich akkreditierte Lehrer und Sozialarbeiter, ich könne Kleider oder Essen austeilen. Nun, dafür habe ich nicht zwölf Jahre in Ausbildungen abgehangen und mich ständig weitergebildet.
    Daraufhin dämmerte mir, dass die ganze Chose eine einzige große ABM für staatliche Angestellte ist, nebenbei auch für Vermieter und Bauunternehmer.
    Das ist eine Vergeudung von Kapital.
    M.E. sind auch die Unterbringungen falsch aufgezogen. Man könnte weniger „Taschengeld“ geben, dafür mehr Geld für Essen und Putzen, und Buffets aufbauen mit einem Kassierer. Außerdem verlangen, dass die Putzfrauen bezahlt werden, aber nur, wenn die Insassen nicht selbst putzen. Die Kleidung von unterschiedlicher Qualität könnte man durchaus mit differierenden minimalen Preisen versehen, was Gekloppe um sie minimieren würde.
    So würden diese Menschen erstmal lernen, wie das hier läuft, wie man mit Geld umgeht zum Beispiel, wie man es einteilt, und dass auch Männer, wenn es um’s Sparen geht, saubermachen.
    Aber statt dessen versucht man eine Rundumversorgung, mit der niemand lernt, wie dieses System läuft, während heute schon vierzehnjährige Schüler zum Praktikum müssen. Man baut staatliche Stellen und eine staatliche Subventionsindustire auf. Die anderen Studierten sollen Kleider oder Essen austeilen.
    Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber mich erinnert das sehr genau an die DDR.
    Abgesehen davon ist mir aufgefallen, dass die keiner grüßt. Ich gehe den Gruppen frühzeitig aus dem Weg, aber nicht den Einzelnen. Die grüße ich. Offen gestanden fallen die fast von ihrem Fahrrad oder aus den Sneakers. Vielleicht bringe ich denen wenigstens das Grüßen bei. Das war dann mein Beitrag zu dieser abgrundtief unlogischen und undurchdachten Chose, es sei denn, man wollte hier den Sozialismus der DDR über Armutsmigration einführen. Dann allerdings wäre das sehr durchdacht.

  23. avatar

    @ Stevanovic

    Verstehe ich nicht: „Es wäre technisch möglich, den Pakt mit der Schicht, die wir mittelständische Familienunternehmer nennen (man nennt sie in anderen Ländern einfach reiche Leute) aufzulösen.“

    Wieso?
    In anderen Ländern nennt man die nicht „reiche Leute“, übrigens. Dort nennt man die LVMH, Agnelli, Gates vielleicht ähnlich, aber das sind keine Mittelständler. Mittelständler haben oft gut zu kämpfen. Sie schaden ihren Angestellten nicht. Mit TTIP und 1 Euro-Jobs kann das anders aussehen.
    Oder meinen Sie Beamte?

    Don Geraldo liegt hier richtiger.

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    Generationengerechtigkeit ist ein Begriff, der die Grundsicherung des größten Teils der Bevölkerung auf den Schultern der Lohnabhängigen belassen soll, obwohl seit Jahren und in allen entwickelten Ländern genau diese Schicht immer weniger Anteil am Vermögen hat und die weiter abschmilzt. Das muss gesellschaftlich kein Drama sein, aber ein neues Finanzierungsmodell ist nötig. Dank Mobilität des Kapitals war es 2000 gar nicht so einfach, der Spur des Geldes zu folgen, aber nun, dank Panama-Papers, ist es für die Öffentlichkeit immer besser möglich, die Verstecke der beunruhigten Finanzmärkte zu finden und nun Druck auszuüben. Und nun ist die Zeit reif, ein paar Fragen neu zu stellen. Und eigentlich ist dies genau das, was die SPD gerade nicht tut. Es wäre technisch möglich, den Pakt mit der Schicht, die wir mittelständische Familienunternehmer nennen (man nennt sie in anderen Ländern einfach reiche Leute) aufzulösen. Das wäre auch ein Wahlkampfthema gegen die AfD, die Deutschland in ein Disneyland für diese Schicht umwandeln will.

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    @KJN, Ergänzung

    Mein obiger Kommentar Ihnen gegenüber war vielleicht etwas polemisch. Was ich sagen wollte: Alle Schulden, die staatlicherseits in der Vergangenheit aufgehâuft worden sind, waren aus der Sicht der Handelnden „vernùnftig“. Sehe ich das falsch, wenn ich meine, dass die Staatsschulden doch mal irgendwann zurückgeführt werden müssen, um in Zukunft durch wegfallenden Schuldendienst finanzielle Spielrâume für wiederum sinnvolle Investitionen zu haben? Ich glaube nicht, dass ein öffentlicher Haushalt anders funktionieren sollte als ein privater.

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    In einer stark alternden Gesellschaft (die jungen Migranten haben noch nicht das Geld) sinkt das Konsum-Niveau automatisch und steigt der Bedarf an Dienstleistung.
    Von den Russen und Saudis und anderen absteigenden Kulturen reden wir jetzt einmal nicht. Sie sind in der Tat auf dem Rückzug.

    Dienstleistung aus einer zu kleinen Rente bezahlen zu müssen und nicht können und – keine gute Familienanbindung zu haben, das ist schreckliche Altersarmut.
    Es trifft tendenzielle die alten Frauen, die lange für ihre alten Männer gesorgt haben und nun ohne Hilfe da stehen, wenn ihre Kinder nicht einspringen, also ein sehr fatales Problem.
    Hat man ein gutes Verhältnis zu seinen nachkommen, ist das lösbar – so gesehen ein Generationen-gerechtigkeits-problem. Aber so war das natürlich nicht gemeint. Im Altersheim meines Vaters haben mich diese – zurück gebliebenen – Frauen zum Nachdenken gebracht.
    Gelegentlich sieht man auch allein lebende sehr alte Männer, das ist auch ein trauriger Anblick. Tja – fällt uns da etwas ein?

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    …ich gebe zu, mein Beitrag eben war nicht sehr überzeugend. Was ich sagen will:
    – macht mehr Teilzeitarbeitsplätze!
    – kürzt – soweit möglich – die Wochenarbeitszeit!
    – versucht das System so zu entwickeln, dass man frühestmöglich in Rente gehen kann, ohne allzuviel einbußen zu haben – wenn man das will! (Wenn man partout nicht will, soll man eben arbeiten, bis man umfällt.)
    – bewertet Arbeiten wie Haushalt, Kindererziehung usw. viel höher als bisher (z.B. bei der Rente)!
    – überlegt genau und unideologisch, ob eine voraussetzungslose Grundrente für alle + Aufstockmöglichkeiten nicht der beste und einfachste Weg wäre!

    Alldiesen Dingen steht das profane „Arbeitsethos“, das rund um die Uhr knüppeln lässt, nur im Wege.

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    @KJN: „Geld, das heute ausgegeben wird, kann daher und so gar nicht der nachfolgenden Generation fehlen. Die getätigten Investitionen sind, wenn sie vernünftig sind, bestimmt dauerhafter in ihrem Wert, als ‘gespartes’ Geld oder ‘Schuldenfreiheit’.“

    Gutes Argument! Verbrate ich also meine Kohle und mache noch ordentlich Schulden. Meinen Kindern sage ich dann, daß nach KJN ihnen das Geld gar nicht fehlen kann, habe ich es doch sinnvoll investiert (was ist schon sinnvoll: Immobilien, Aktien, Autos, Kühlschränke?).

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    …insofern bin ich natürlich für eine möglichst frühe Rente. Solange es noch junge Leute gibt, die arbeiten wollen, sollten sich die Älteren so schnell wie möglich aus dem Arbeitsleben ins Private zurückziehen. Nur wenn es mehr Möglichkeiten zum Geldverdienen gäbe, als aktuell genutzt wird, Gelegenheiten also auf de rStraße liegen bleiben, dann gibt es einen Grund für die, die für Geld arbeiten, weiter zu arbeiten. Diese Situation ist aber unwahrscheinlich, denn es wird alles genutzt, dreimal umgedreht und bis zum letzten Tropfen ausgewrungen, was auch im Entferntesten nach Geld riecht.

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    @KJN: Ich möchte niemandem übelnehmen, weil er viel, so viel wie möglich oder zu viel arbeitet. Aber denken Sie mal an die Überstunden, die in Deutshcland geleistet werden. Und meist ist es doch anders herum, wnen z.B. von Sozialschmarotzer die Rede ist. Jemand wie Herr Schäuble arbeitet sehr sehr viel und bekommt mit der Zeit den Eindruck, dass ein solcher Berufsalltag genau richtig ist und eigentlich bei allen so sein sollte.

    Sicher, viele arbeiten des Geldes wegen. Dann ist es aber egal, woher das Geld kommt – ob vom Staat oder von „unserer Hände Arbeit“.
    Andere arbeiten auch wegen des Sinns ihrer Arbeit – das ist aber eine Minderheit. Wieder andere wegen der gesellschaftlichen Anerkennung, und wieder andere, um nicht leere Tage verbringen zu müssen.

    Unterm Strich wird die Arbeit zu wichtig genommen, zu hoch bewertet. Oft ist sie nur Lückenbüßer. Vielleicht nicht die von Ärzten, Lehrern und Bundeswirtschaftsministern (die wird oft sogar unterbewertet). Aber die gewöhliche Arbeit, die nur wenig eigenen Sinn hat. Wir verplempern unsere Tage mit zu viel Arbeit. Viele Produkte, die von Leuten zeitaufwändig produziert und verkauft werden, sind an sich überflüssig, beziehen ihren Sinn nur aus der Tatsache, dass sie zum Zeitvertreib nachgefragt werden. Die Welt wäre nicht wesentlich schlechter, wenn es solche Produkte nicht gäbe.

    M.E. ist es also gut, wenn Roboter entwickelt werden, die solche Arbeiten erledigen. Und es ist schlecht, wenn wir arbeiten, obwohl das eine Maschine genauso gut oder besser tun könnte. Es ist gut, wenn wir häufiger zuhause herumsitzen und überlegen, was wir anfangen könnten oder sollten mit unserer Zeit.

  31. avatar

    Liebe Monika Frommel,

    natürlich ist das Leben an sich deutlich zu kompiziert, um es im rahmen eines solchen Beitrags in zwei Zeilen erklären zu können.

    Möglicherweise bewege ich mich in einem anderen Umfeld als sie, daher kann ich mit Ihrem Satz:
    „Aber allen würde ein flexibleres System mit einem Zeitfenster besser tun.“

    Viele Menschen die körperlich hart arbeiten müssen lange vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter aufhören zu arbeiten.
    Niemand hindert sie daran, sie haben dieses „Zeitfenster“.
    Allerdings haben sie dann trotz jahrzehntelanger Beitragszahlung eine Rente zu erwarten, die sich von der Grundsicherung, die man auch ohne Beiträge erhält nicht sonderlich unterscheidet.

    Diese Probleme haben Pensionsempfänger (also Beamte und Politiker) nicht. Die Abschläge bei einem früheren Arbeitsende sind vernachlässigbar, man kann unbegrenzt dazuverdienen, und das alles ohne jemals einen Beitrag bezahlt zu haben.
    Ich finde dieses System ungerecht und schwachsinnig.
    Wie schlecht das System mit dem zwangsweise abgepressten Geld arbeitet sieht man daran, daß diejenigen die aufgrund ihres hohen Einkommens diesem System adieu sagen dürfen oft mit geringeren Kosten eine bessere Altersversorgung zustande bringen.

    Mein Verbesserungsvorschlag:
    Ein Rentensystem wie in der Schweiz, JEDER bezahlt den gleichen prozentualen Anteil seines Einkommens ein, egal ob Arbeiter, Beamter, Unternehmer oder Fußballstar.

    Dafür gibt es dann eine angemessene Mindestrente sowie eine nicht zu großzügige Höchstrente.

    Wem die zu gering ist, der kann als private altersvorsorge machen was er will.

  32. avatar

    Bezogen auf die Rentendebatte und Alterarmut für ein Zehntel, bald vielleicht für mehr und die Schuldenbremsen stimme ich Alan Posener zu. Ich habe nichts dagegen, dass die, die keine boni verlangen und nicht Professorenstellen
    und andere teils überbezahlte Amtsessel besetzen,länger arbeiten, was übrigens ja auch ehrenamtlich gehen soll oder als mentoring für Jüngere
    oder in tandem formen, wo Ältere ihr Wissen an Institutionen und Betriebe in tandems mit Jüngeren mit
    reduzierter Arbeitszeit weitergeben dürfen .Aber es ist meist die finanzielle Elite,die mit der geistigen nicht übereinstimmen muss, die gern länger als 67 Jahre arbeitet und nicht ohne Grund plaudert der geile Lindenberg vom Greis und nicht von der Greisin, die eh auch noch mit 80 meist Grossmutteraufgaben und zig Ehrenämter in der Nachbarschaft und die Umsonstpflege ihres alten geilen Gatten hat,,,
    Aber der Begriff Generationengerechtigkeit hat in
    der Debatte um den Erhalt der Artenvielfalt,des Atommülls und der Klimazerstörung und Ressourcenverschwendung von Luft und Meeren und fruchtbaren Böden global eine andere Bedeutung und wäre da ernster zu nehmen so wie Eltern und Grosselten doch in ihrer MEhrheit noch an einem guten
    Leben ihrer Enkel interessiert sind, wenn auch leider
    nicht alle.Also auf in die schwarze Null, Schuldenbremse und Rentendebatte,die
    europäisch gedacht werden sollte.Eva Quistorp

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    Eine weitere Sau, auf die ich nicht ‚reinfalle (siehe meine Sau-Bemerkung an M.F.), ist die mit den geburtenreichen Jahrgängen. Was soll die? Soll die die Jungen, angereichert inzwischen mit Individuen mit geringerer Distanz zur Gewalt, gegen uns Ältere aufheizen? Die Eltern der Geburtenreichen haben ja gut getan, und die Geburtenreichen wie auch ihre Eltern haben seit Ludwig E. und dem sog. Wirtschaftswunder auch reichlich eingezahlt.
    Also ziehe ich den Schluss, dass hier über Ängste und gezüchtete Hostilität auf Jahrgänge davon abgelenkt werden soll, dass die eingezahlten Renten teilweise „ausgeliehen“, besser: zweckentfremdet wurden. Fraglich ist, ob man sie, z.B. mit dem Bund der Steuerzahler, vor dem BVG einklagen könnte. Auf jeden Fall schöpfen die „Geburtenreichen“ nur ab, was ihnen auch genommen wurde, ohne dass man sie vorher fragte. Andere Sau: Sie würden älter. Klar, aber nicht signifikant.
    So muss man, wenn es um die Jungen geht, natürlich zur Debatte stellen, ob man die Jungen entlasten kann, indem man die Renten teilweise über Steuern finanziert. Aber das ist vielleicht auch eine Milchmädchenrechnung. Tatsache ist, dass der Staat jahrelang zu sehr geprasst hat, derselbe Staat, der Griechen und Italienern Austerität verordnen will. Wahlgeschenke alle vier Jahre.
    Abhilfe: Alle fünf Jahre wählen, die Kanzlerschaft auf zwei Legislaturperioden limitieren. Ab 10.000 Euro Monatseinkommen das Kindergeld streichen, genauso ab dem dritten oder vierten Kind, damit davon nicht gelebt wird, solche Sachen. Haushaltssanierung, am besten mit Firmen, die darauf spezialisiert sind.
    Wahlwerbung bündeln. Was sollen die Fratzen auf den Straßenplakaten noch? Internet und TV reicht. Finanzierung von Sinnlosigkeiten durchforsten, Diskussion, ob im quasi säkularen Staat Kirchen finanziert werden sollten usw. Da kommt eine Liste zusammen, die ansehnlich ist. Das Prassen muss aufhören, auch die Geldverschwendung bei Gipfeln.

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    @ Stefan Trute
    Dass Sie mich mal loben!

    @ George Müller
    Stimme Ihnen nicht zu.
    1. Den sinkenden Binnenkonsum sehe ich an sinkenden Preisen und frühzeitigen Schnäppchen.

    2. Die Russen, die große Konsumenten waren, sind sanktionsbedingt weggefallen.

    3. Die Saudis, die ebfs. gut konsumieren, werden aufgrund der Verschiebungen auf dem Energiesektor, nicht mehr für jeden eine Magenverkleinerung oder Herzuntersuchung im Ausland finanzieren können.

    4. Wer aufmerksam ist und älter, sieht genau, das schon seit dem zweiten Irakkrieg, erst recht seit 2008, weniger amerikanische Touristen kommen.

    5. Sie können ein Leasing mit guten Konditionen bei der einen oder anderen Autofirma nachgeschmissen haben.

    6. Sie haben einen Haufen Auswahl bei reduzierten Reisen nach E/generell Nordafrika/Tk und Gr.

    7. Die Computerfirmen incl. Handy haben schon über Geschäftsrückgang geklagt.

    Sie können mir nicht erzählen, dass Firmen mit minderem Output, also bei mangelndem Konsum/Bestellungen genauso laufen. Wenn Sie sowas versuchen, muss man Sie in der Immobilienbranche vermuten, bis zur großen platzenden Blase die Hauptprofiteure auf Kosten der meisten Leute, durchaus auf unterschiedlichen Niveaus. Spitzenreiter beim Ausschluss des Durchschnittsmieters/käufers: London und Zürich. Woher der Wind weht, ist klar. Ob das im Sinne von Siemens, BMW, TUI und Co. ist, muss sich noch herausstellen. Dumm ist, dass alles verstrickt ist. Keiner ist reiner Produzent, sondern auch Investor. So ging bei Durchstarten des Abgaskandals die BMW-Aktie gleich mit in den Keller, weil Quandts bei VW investiert haben.

    Sie können mir auch nicht vertellen, dass eine moderate Zinsanhebung, wie Janet Yellen sie vormacht, nicht nützlich für die fertigende Industrie wäre und die Erhöhung von Kaufpreisen und Mieten bremsen würde zum Nutzen vieler Bürger.
    Der Probleme gibt es reichlich. Wenn sie gelöst werden, werden die Renten schon fluppen. Und wer nicht genug eingezahlt hat, hat das Nachsehen, das ist aber nichts grundlegend Neues, und hier ist natürlich in der Ex-DDR das Hauptproblem zu vermuten wie auch bei Migranten, bei denen nur einer eingezahlt hat, die dieses Problem aber besser über einen Rückzug im Alter lösen können.

    Widerlegen Sie das! Das ist aber schwer, denn das ist ein klassischer Adam Riese.

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    Lieber Roland Ziegler, ich denke die meisten von uns haben die unangenehme Erfahrung weitestgehend fremdbestimmten Arbeitens und Funktionierens gemacht oder machen sie und deswegen kann ich Ihre Äußerung durchaus verstehen:

    „Man sollte den benachbarten Gedanken aber gleich mit über Bord werfen, dass man sich aus gesellschaftlichen oder gar ethischen Gründen mehr und länger als andere anstrengen muss; dass der Idealfall wäre, wenn alle so lange u. intensiv wie möglich an was auch immer arbeiten würden; dass nur die Faulheit, der menschliche Makel, dem persönlcihen und gesellschaftlichen Reichtum im Wege steht.“

    Ich halte das aber dennoch für Unsinn, weil niemand aus gesellschaftlichen oder ethischen Gründen arbeitet, sondern schlichtweg wegen des Geldes, dessen Vorteile, so vermute ich, auch Sie nicht verachten. Niemandem kann/sollte man jedoch übelnehmen, wenn er dieses Geld und ggf. die erarbeitete Position dazu verwendet, sich eine mehr selbstbestimmte Arbeit zu verschaffen. Ich denke, es ist ein guter Plan, sich selber und andere zu dieser Emanzipation zu ermuntern, auch gerade, wenn man daran denkt, daß einem vieleicht die Rente nicht reichen könnte. Ich halte diesen Weg für erfolgversprechender, als darauf zu hoffen, daß die Politik oder andere Institutionen, ggf. ein ‚Arbeitgeber‘, dafür sorgt, daß man sich irgendwo wohl fühlt. Mag ja sein, daß ‚die Hoffnung zuletzt stirbt‘, aber ohne Hoffnung passiert gar nichts und ich denke, wenn man eine Ausbildung oder ein Studium geschafft hat, gibt es irgendwo immer Möglichkeiten – allerdings nicht mit jedem Luxus. Die Rente zu beantragen, nachdem man nicht mehr ‚kann‘, wie Frau Nahles das von ihrem Vater, einem Maurer, berichtet, ist sicher keine glückliche und selbstbestimmte Lösung.

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    Sehr gute Gedanken. Man sollte den benachbarten Gedanken aber gleich mit über Bord werfen, dass man sich aus gesellschaftlichen oder gar ethischen Gründen mehr und länger als andere anstrengen muss; dass der Idealfall wäre, wenn alle so lange u. intensiv wie möglich an was auch immer arbeiten würden; dass nur die Faulheit, der menschliche Makel, dem persönlcihen und gesellschaftlichen Reichtum im Wege steht.
    Oft glaubt man (z.B. in der SPD), dass gute und gut bezahlte Arbeit der wichtigste Schlüssel ist, um ein sinnvolles Leben zu führen, weshalb man unbedingt „von seiner Hände Arbeit“ leben können muss. Schaut man sich dann die Jobs an, wie dort portionsweise die schönste Zeit verbracht und vernichtet wird, ist diese Vorstellung geradezu lachhaft.

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    @Oleander: Rentendiskussion

    Recht haben Sie! Und dass massive Altersarmut droht, konnte man schon wissen, als Schröder und seine Handlanger der Versicherungswirtschaft das Rentensystem mutwillig zerstörten. Das hat denen damals schon ein Kabarettist (!) wie Pispers vorgerechnet! Rente als Wahlkampfthema? Für wie blöde hält man uns eigentlich?

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    na ja Don Geraldo:
    Parallelsysteme….und
    „dieses schwachsinnige und ungerechte System“.
    Es ist alles etwas komplizierter.

    Aber allen würde ein flexibleres System mit einem Zeitfenster besser tun.
    Denn je selbstbestimmter Arbeit ist, desto länger arbeiten Menschen gerne, vorausgesetzt sie sind gesund. Aber das sind sehr viele Ältere. „Der Greis ist heiß“ (Udo Lindenberg).

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    Patrick Süskind schrieb in seinem wunderbaren Roman „Das Parfum“ von einer Ziehmutter des Protagonisten und Duftlustmörders Grenouille, daß sie ihr Geld hier und da investierte, anlegte, vorsorgte, um nicht in dem öffentlichen Armenaltersheim von Paris zu landen. Nach den Wechselfällen der Politik bis hin zu Revolution passierte natürlich trotz allem genau dies und der Autor erzählte genüsslich diese ungerechte Geschichte mit der Bemerkung, daß sie für den weiteren Verlauf der Hauptgeschichte des Romans überhaupt keine Bedeutung hätte. Große Literatur verdichtet das Leben oft in sarkastischer, kaum erträglicher Weise.
    Ich will damit sagen, daß eigentlich jedem klar sein müsste, was der tiefere Sinn hinter Horror- und/oder Ungerechtigkeitsszenarien ist. Es geht dabei immer um Macht, den Versuch, den einzelnen, sein Geld usw. für Zwecke zu instrumentalisieren, die nicht seine eigenen sind. In diesem Fall liegt der Denkfehler, der ausgenützt wird, in der Vorstellung davon, daß Geld einen Wert an sich hätte. Nein, hat es nicht, es hat einen Wert für eine bestimmte Zeit in einem bestimmten Umfeld, das diesen Wert akzeptiert. Das Umfeld kann sich ändern und damit Zinsen, Wechselkurse etc. Geld ist ein Werkzeug mit Ablaufdatum, man sollte besser etwas damit machen, weil es nur eine bestimmte Zeit seinen Wert hat. Geld, das heute ausgegeben wird, kann daher und so gar nicht der nachfolgenden Generation fehlen. Die getätigten Investitionen sind, wenn sie vernünftig sind, bestimmt dauerhafter in ihrem Wert, als ‚gespartes‘ Geld oder ‚Schuldenfreiheit‘.

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    @Oliver
    So ist es, wer „Menschheit“ sagt will betrügen und wer „Gerechtigkeit“ sagt will schaden. Insbesondere da diese Begriffe aus Blockpolitikermündern sprudeln, geht es natürlich nur darum den deutschen Arbeitern und Rentnern zu schaden.

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    Zitat von Alan Posener: „b) Schon jetzt sparen Arbeitgeber massiv bei der Ausbildung“

    – Was Sie einfach nicht begreifen, Herr Posener, ist, dass Unternehmen nur dann investieren, wenn es sich rentiert. Die niedrige Investitionsquote in den (alten) marktwirtschaflichen Zentren (Japan, Europa, Nordamerika) weist auf einen inneren Widerspruch im Kapitalismus hin – Kapitalstockung und/oder Kapitalvernichtung als unmittelbare Folge von Kapitalvermehrung -, den man weder mit keynesianischer noch mit neoklassicher Wirtschaftspolitik aufheben kann. Das beste Beispiel dafür ist der aufgeblähte Finanzsektor, welcher auf sinkenden Investitionen in der Produktion aufbaut resp. auf sinkenden Profitraten in der Produktion beruht. Der Keyenesianismus kann mit der Stimulierung von Nachfrage niemals den Profit erhöhen und demzufolge auch nicht die Investitionen beleben. Austerätsprogramme führen jedoch zur wirtschaftlichen Depression (z.B. in Griechenland). Dies ist der neoklassische Irrtum. Die Widersprüche in der Produktion kann man also nicht auflösen. Im Übrigen auch nicht durch eine Erhöhung von Staatsschulden/Staatsausgaben.

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      Herr Müller, mir zu unterstellen, ich „würde nicht begreifen, dass Unternehmer nur investieren, wenn es sich lohnt“, ist erstens beleidigend und zielt zweitens an der Sache vorbei, um die es hier geht, nämlich nicht um den tendenziellen Fall der Profitrate, den Sie so wortreich wie ungenau beschwören, sondern um die Frage, ob es Generationengerechtigkeit geben könne oder solle. Lassen Sie also in Zukunft die dummen Beleidigungen und argumentieren Sie stringenter und zur Sache, dann haben wir alle mehr davon.

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    @ Monika Frommel

    Vollkommen richtig:
    „Nehmen wir einmal den gesamten öffentlichen Dienst. Hier gibt es viele Menschen, die länger arbeiten würden, das aber nicht dürfen (!), damit ihre Stellen mit Extra-Vergütung frei werden für Jüngere (etwa in den oberen Gerichten, Universitäten, aber auch bei Lehrern in der Schulleitung etc.“

    Absurd. Um das eigentliche Problem wird herumgeredet: Zu wenig sinnvolle Arbeit, zu viele Studierte oder zu wenig Stellen für Studierte. Außerdem: Nach wie vor zu niedrige Gehälter im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Und die Neuauflage 1 Euro-Job+TTIP lässt Schlimmeres befürchten.
    Teufelskreis: Zu niedrige Gehälter bei zu hohen Mieten, Abgaben und Energiekosten lässt den Konsum sinken. Die Industrie kommt weniger auf ihre Kosten und will an den Gehältern sparen. Das macht nach Adam Riese noch weniger Konsum, auch weniger Reisen, dadurch weniger Influx in Länder, die das brauchen (Gr, Es, Pt,It).

    Die Rentendiskussion längt von wesentlichen Fehlern ab und wird als Ablenkungssau durch’s Dorf getrieben.

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    Mit dem Begriff “Gerechtigkeit” sollte man sehr vorsichtig umgehen. Die meisten, die ihn heute in den Mund nehmen meinen damit nichts anderes als unter dem Deckmantel eines vermeintlich positiven Wertes Menschen zu schaden. Meist handelt es sich dabei um einer Rationalisierung der eigenen Bösartigkeit.

  44. avatar

    Solange es neben der sogenannten „gesetzlichen Rente“ Parallelsysteme gibt für Beamte und Besserverdienende wird dieses schwachsinnige und ungerechte System niemals reformiert werden.
    Dafür werden die Nutznießer der Parallelsysteme schon sorgen.

  45. avatar

    Danke für diese Information.
    Nehmen wir einmal den gesamten öffentlichen Dienst. Hier gibt es viele Menschen, die länger arbeiten würden, das aber nicht dürfen (!), damit ihre Stellen mit Extra-Vergütung frei werden für Jüngere (etwa in den oberen Gerichten, Universitäten, aber auch bei Lehrern in der Schulleitung etc.).
    Wenn man sich einigen würde, dass Leitungsfunktionen frei zu machen sind, aber Senior-XX Posten geschaffen würden – wenn Bedarf besteht, dann hätte man eine flexiblere Lösung als bei starren Altersgrenzen.
    Noch haben die Institutionen überhaupt keine Übung in der Inklusive der älteren und noch motivierten Menschen. Alter ist ja keine starre biologische Kategorie, sondern spreizt über zwei Jahrzehnte. Es muss ja nicht gerade eine 90jährige Queen sein.
    In einer Gesellschaft mit interessanten Tätigkeitsfeldern, macht leicht reduziertes Arbeiten nach der Rente/Pension durchaus Spass!

  46. avatar

    Wie es der Zufall will, hat Gerd Bosbach gerade einiges Erhellende zum Thema verschickt:
    Remagen/Köln, 22.4.2016
    Schäubles Denkfehler in der Rentendebatte
    Schäuble zelebriert eine Simpellogik: Werden wir älter müssen wir länger arbeiten. Eingängig aber falsch.
    1. Ein Blick in das letzte Jahrhundert Die Lebenserwartung stieg von 46 auf 78 Jahre, die Lebensarbeitszeit sank von 70 auf 65 Jahre. Gleichzeitig sanken Jahres- und Wochenarbeitszeiten massiv. Und die Arbeitskräfte gingen dabei nicht aus, eher die Arbeitsplätze. Im Jahre 1999 betrug die offizielle Arbeitslosigkeit 4,1 Millionen. Der Anteil der über 64 Jährigen stieg in dem Jahrhundert von 4,9 auf 16,7%, der Anteil der Rentner noch stärker. Und trotzdem ging es Allen materiell deutlich besser. Schäubles Logik auf das Jahr 1900 angewandt versagt total. Der Grund: Er denkt ohne Wirtschafts- und Produktivitätsentwicklung, also völlig eindimensional!
    2. Verlängerung der Lebensarbeitszeit und Arbeitslosigkeit
    a) Schon jetzt warten knapp 3 Millionen Arbeitslose auf frei werdende Arbeitsplätze. Wenn diese aber erst Jahre später frei werden, …
    b) Schon jetzt sparen Arbeitgeber massiv bei der Ausbildung. In den letzten Jahren gab es immer zwischen 30 und 60 Tausend mehr Bewerber als Ausbildungsplätze – und das trotz politisch gewollter Erhöhung der Studierendenquote, also Senkung der Bewerberzahlen! Wenn jetzt Arbeitgeber länger auf ausgewählte Arbeitnehmer zugreifen können, wird das die Ausbildungsbereitschaft weiter senken. Arme Jugend!
    3. Lebensarbeitszeitverlängerung und Altersarmut – Schäubles Hintergedanken?
    Natürlich werden viele Leute aus gesundheitlichen Gründen oder weil die Arbeitsplätze fehlen nicht bis 67 oder 70 arbeiten können. Dann wird die Rente noch niedriger ausfallen, Altersarmut (*) droht den Betroffenen. Vielleicht will Schäuble ja auch gar nicht die Renten schützen, sondern bei den Rentenzahlungen sparen. Zumindest für den gesamten öffentlichen Dienst würde er bei Lebensarbeitszeitverlängerung viel sparen und seinen Sparwillen umsetzen können.
    4. Bei steigender Produktivität sind steigende Rentenbeiträge leistbar
    Nach Einführung der dynamisierten Rente 1957 stieg der Rentenbeitrag von 7,0 auf 9,75 % in 2000, also um fast 40 Prozent. Das konnten die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber wegen steigender Produktivität spielend verkraften. Meine Modellrechnungen belegen, dass auch in Zukunft ausreichend steigende Rentenbeiträge leicht möglich sind, selbst wenn die Produktivitätssteigerungen auf 0,75% zurück ginge. (*) Irrtümlich wird oft die Quote der Bezieher von Grundsicherung (etwa 3%) als Armutsquote ausgegeben. So wird Armut aber nicht gemessen. Seit Jahrzehnten dient dazu die Schwelle von 60% vom mittleren Einkommen (Median) EU-weit als Maßstab. Und diese Quote steigt für über 64 Jährige seit 2009 kontinuierlich von 11,9% auf 14,4% in 2014 (Daten des Mikrozensus).

    Ich empfehle Bosbachs Homepage
    http://www.luegen-mit-zahlen.de

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