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Rumpelstilzchen wird umbenannt

Der Negerkönig bei Pippi Langstrumpf heißt jetzt Südseekönig: Das verlangt „pc“, zu deutsch politische Korrektheit. Bestimmte Verballhornungen von Gedichten, die ein Autor der SZ in herrlich albernen Erfolgsbüchern geschaffen hat, werden in Buchhandlungen nicht mehr ausgelegt, weil im Titel ein Unwort steht und der Händler Anschläge befürchtet.

Bei den Brüdern Grimm wird ein Märchen wiedergegeben, in dem sich das Böse selbst zerreißt, wenn man seinen Namen weiß. Der Rumpelstilzchen-Effekt steht seitdem für den Aberglauben, dass man mit dem Aufsagen von Wörtern oder ihrem Verschweigen das Leben verändert. Das ist nicht so albern, wie es klingt; es beschreibt auch den Grundmythos von Freuds Psychoanalyse. Freudkenner wissen, dass er das selbst nach der Analyse einer jungen Frau schreibt, die seine Phantasie beflügelte.

 

Man darf keine bösen Wörter sagen. Jedenfalls nicht in Gegenwart von Kindern. Denn Wörter sind, das sagen uns die Kampagnenführer der Märchenkritik, Waffen. Mit bestimmten Wörtern würden bestimmte Menschen gekränkt und seelisch beschädigt. Das soll nicht sein, keine Frage. Und ich interveniere, wenn in der Berliner S-Bahn von „Spastis“ die Rede ist oder die wunderbare Tochter meiner Freundin Antje beleidigt wird, die unter dem Down-Syndrom leidet. Muss ich deshalb den Wicht Rumpelstilzchen, den das Lagerfeuer umtanzenden Gnom, künftig „physically challenged“ nennen? So heißen Körperbehinderte in den USA. Kindergekasper.

Aber es geht den Säuberern der Literatur gar nicht um die Infanten. Wir hören: „Die Streichung rassistischer Begriffe ist nur der Anfang vom Frühjahrsputz.“ Die Säuberung ist zunächst nur für Kinderliteratur angesagt, weil es dort leichter fällt, das Grundrecht auf Informations- und Meinungsfreiheit auszuhebeln. Beim Kindeswohl muss das Autorenrecht zurückstehen. Oder die historische Wahrheit.

Um Kinderseelen nicht zu verderben, darf das Schamtuchmalen beginnen. In der Tat kamen so die Feigenblätter in die historischen Gemälde, nachträglich veranlasst von Popen, von denen wir ahnen, mit welchen Augen sie Messdiener betrachteten. Waren die Kinderseelen sicherer, als die Nackten auf den Michelangelo Fresken Feigenblätter über den Genitalien trugen?

Die neue Welle um den Südseekönig ist als politisch motivierte Säuberungspraxis nicht neu. Die Lateiner gaben gereinigte Bücher heraus: ad usum delphini, zu deutsch: zum Gebrauch in der Schule. Im „Tagesspiegel“ befürwortet die Theaterregisseurin Simone Dede Ayivi die Säuberung von Kinderliteratur, indem rassistische Wörter durch solche ersetzt werden, die „tatsächlich nicht rassistisch“ sind. Sie nennt das einen „Frühjahrsputz“, der hier beginne und dann weiterzugehen habe.

Man fragt sich, was von der Bibel noch bleibt, insbesondere vom Alten Testament. Man fragt sich, ob Homer noch ins Regal gehört. Oder dies und jenes Shakespeare- Drama. Denn beim Umdichten der bösen Wörter in gute Wörter wird es ja nicht bleiben. Unsere Kultur gründet auf einem Universum politisch nicht korrekter Mythen und Symbole. Wir werden die ganze Literatur, die komplette Kunst kanonisieren müssen.

Dann gibt es für Kinder die gereinigten Werke, für Schulen noch die sauberen. Da Kinder aber auch ins Internet kommen, sollte Amazon auch die schlechte, weil schmutzige Literatur aus dem Programm nehmen. Schließlich: Warum sollte für Erwachsene gut sein, was für Kinder böse ist? Da hat die Heilige Inquisition des katholischen Mittelalters auch nicht zu Ausnahmen geneigt. Das Rauchverbot gilt ja auch für alle. Folge: Der Kanon des Sauberen gilt überall. Und den schmutzigen Rest kann man dann getrost verbrennen.

Der Frühjahrsputz, den Simone Dede Ayiyi vom Ballhaus Naunynstraße in der Zeitung fordert, sei keine Zensur, sagt sie, es gehe nur um die Umbenennung schlimmer Wörter. Das ist, wenn redlich, naiv. Im Stadtwappen von Coburg ist ein Mohr. Das ist, der Religions- und Kunstgeschichte geschuldet, der Magdeburger Mohr, und auch der hat seine eigene Geschichte. Sollen wir den jetzt durch einen Oberfranken ersetzen? Für meine Begriffe hat der Coburger Mohr nichts mit deutschem Kolonialismus und Rassismus zu tun, aber selbst wenn. Darüber muss man nicht streiten. Es gelten die Menschenrechte.

Wenn wir aber vom Mohren nicht mehr reden, wird man die Heiligen Drei Könige in der Bibel und bei allen anderen Spielen zu Jahresbeginn umbesetzen oder aus dem Programm müssen. Es hilft doch nichts, wenn wir einen der drei in Südseekönig umtaufen. Nimmt man den Kaufmann von Venedig bei Skakespeare, so ist klar, dass allein durch die Umbenennung von Shylock in William oder Karlheinz das Problem nicht zu lösen ist.

Es geht um mehr als Wörter. Es geht um das Diktat der politisch Korrekten. Sie leiten die Berechtigung aus Persönlichkeitsrechten von Minderheiten ab. Petiten aus dieser Betroffenheit stellen sie dann aber über alle andere Verfassungsgüter. Die Ausnahme diktiert die Regel. Menschenrechtsverletzungen sind das eine, eine Befindlichkeitsdiktatur bis in die Geschichtsfälschung hinein ist das andere. Alles was unter „pc“ firmiert, erweist sich als extrem ambivalent, sprich: als Segen und als Seuche, in politischer, rechtlicher und ethischer Hinsicht.

Schamtuchmalerei ist eine neue Verlogenheit, die die alten Lügen nicht heilt. Das Recht zu beleidigen, sagt mein englischer Freund, steht in einer offenen Zivilgesellschaft noch immer über dem Recht, nicht beleidigt zu werden.

 

 

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24 Gedanken zu “Rumpelstilzchen wird umbenannt;”

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    @V/P

    Ob ich ein Kosmopolit bin??

    Wenn ich mich nicht irre haben Sie sich in der Vergangenheit auch in der Welt herumgetrieben. Da war doch was mit Kalifornien, Paris, London etc.

    1. ich bin kein Lobbyist
    2. Ich springe nicht Sie am Beispiel Murray auf einen Wagen auf ohne nachzuschauen wessen Meinung und vor welchem Hintergrund er agiert.

    und wenn ich mir heute die Rede von Cameron durchlese, frage ich mich schon angesichts auch des 50. Jahrestages des Elysee Vetrages ob UK immer noch eine Insel ist und Britannia rules the wave

    Daher habe ich mir erlaubt etwas zum Hintergrund von Murray beizutragen.

    Wir sind uns wahrscheinlich ähnlicher als Sie glauben (mit Ausnahme Ihrer Haltung zu den Frauen 🙂

    Daher kann ich diesen Ausführungen von Ihnen durchaus folgen:

    „Nun ja, wir, die wir uns einzeln und bislang weitgehend unvernetzt gegen die eingetretene Entwicklung und die eindeutig faschistoiden Strukturen wenden, sind doch wohl eher neo-links, wenn überhaupt irgendwas. Vielleicht haben wir auch nur einen gesunden Selbsterhaltungstrieb“

    Und was meine Ausführungen zur “ dörflichen “ Umgebung“ betrifft.

    Ich hätte hier ein paar 🙂 🙂 anhängen sollen, um es zu entdramatisieren.
    Mea culpa

    Mittlerweile besteht letztlich m.E. kein Unterschied mehr zwischen der sogenannten heilen Welt des Dorfes und den städtischen Regionen.
    Der Drogenkonsum z.B. dürfte sicherlich gleich groß sein.

    Und:

    Ich lebe auf dem Dorf (und arbeite teilweise in der Stadt)sonst wäre ich nicht so ein engagierter Genosse einer Imkergenossenschaft und Genosse einer dörflichen Communbrauerei i.G.

    und eine meiner Leitlinien ist:

    Think global but act local

    und last not least:

    Waren Sie es der hier im Streitgespräch die Auffassung vertreten hat, man könne auch den Säbel oder die Axt herausholen?

    Ich habe in Erinnerung den Spruch meiner Großmutter:

    Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

    Last not least:

    Auf meinem Bildschirm könnten Sie auf einem Sticker lesen:

    οἶδα οὐκ εἰδώς

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Auseinandersetzung mit dem Lehrer. Vielleicht gibt es ja noch die Chance die Auseinandersetzung durch einen Mediator zu klären, weil Sie bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung vielleicht erst eine endgültige Entscheidung erhalten, wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter schon einen B.A. hat.

    Ihnen auch ein farewell, da ich mich für einige Zeit in ein Kloster zurückziehe (ohne Netzzugang)und das Mobil kommt in ein Schließfach

  2. avatar

    @ Moritz Berger

    Aus einer Diskussion mit Ihnen muss ich mich derzeit verabschieden. Ich bin diesen Schwergewichten hier, die immer Recht behalten wollen und nebenbei oft, wie in Ihrem Fall, lobbyistisch wirken, zur Zeit nicht voll gewachsen. Eine ehemalige Nahestehende ist gestorben, ich schlage mich mit einem Lehrer herum, den ich möglicherweise verklagen werde, wenn mein Anwalt davon nicht abrät und habe auf Diskussionen, die doch nicht weiterhelfen, da einige von Ihnen nie Ihre Meinung ändern würden, zur Zeit keinen Bock.
    Neo-Lib?:
    Nun ja, wir, die wir uns einzeln und bislang weitgehend unvernetzt gegen die eingetretene Entwicklung und die eindeutig faschistoiden Strukturen wenden, sind doch wohl eher neo-links, wenn überhaupt irgendwas. Vielleicht haben wir auch nur einen gesunden Selbsterhaltungstrieb.
    Ländliche Umgebung? Ist man ländlich, wenn man die Stadt nicht jeden Tag aufsucht? Sind alle Vorortbewohner für Sie Landpomeranzen, die Sie, Oberpezialist für alles, nicht ernst nehmen? Welche Arroganz! Ihr kosmopolitischer, bis in die Vereingten Schnaken reichender Freundeskreis hat Sie scheinbar erhöht, zumindest in Ihrem eigenen Spiegelbild. Damit können Sie leben und ich auch. Wir haben uns kaum was zu sagen, Sie, ein überhöhter Kosmopolit,zu was gekommen, und ich, die gemeine Landratte. So long!

  3. avatar

    Wenn wir die jungen Leute halbwegs vergessen können, dann bedeutet dies dies auch letztlich in Ihrem persönlich Fall dass Sie auch hier Ihren Erziehungskonkurs bekanntmachen.
    Oder sollten wir Ihrer Logik nach Ihren Nachwuchs auch in die “ halbwegs vergessen Kategorie “ packen?

    Sorry aber da habe ich vielleicht etwas mehr mit Jugendlichen und Heranwachsenden zu tun und mein persönliche Eindrücke und Erfahrungen unterscheiden sich daher erheblich von Ihnen.

    Liegt es an der dörflichen Umgebung in der Sie leben?

  4. avatar

    @V/P: „Ich spreche das Englisch mit meinen Bankier, das Franzoesisch zu meinen Damen, das Deutsch zu meinem Pferd. Aber mit Gott spreche im Spanisch!“ (Louis XIII). Meine Frage: „Wie kann man denn mit einer Frau (als solche) in der englischen oder deutschen Sprache SPRECHEN ?“ Ich verstehe das nicht, koennte das nicht, habe es gluecklicherweise nie noetig gehabt! Gracias a Dios !

  5. avatar

    Moritz Berger,
    Ich vergesse vor allem eins nicht: Dass wir einst in Demokratien lebten, und dass wir diese besser als beendet betrachten, wenn wir, wie Murrey auch ausführt, nicht mehr gefragt werden zu solch eigenmächtigen und großspurigen Umwälzungen. Und die Unternehmer? Welche denn? Die kleinen und mittleren, mehr nationalen, oder die Konzerne?
    Wenn wir denn mehrheitlich njet zu dem Ganzen sagten, würden sich die Konzerne etwas Neues ausdenken, sie sind ja nicht blöd, oder?
    Und die jungen Leute können Sie halbweg vergessen. Da die Unternehmer in den Schulausschüssen sitzen, werden die schon hingebogen.
    Nur die Brüsseler würden zu Rentnern.

  6. avatar

    V/P

    Sie und Murray vergessen leider die britischen Unternehmer, die ein sehr großes Interesse haben dass UK stärker in die EU eingebunden wird.

    Und Sie vergessen die jüngere Generationen, die seit dem Channel nicht mehr durch den Ärmelkanal schwimmen muß.

    Und die mehrheitlich schon Europäer sind:

    http://www.spiegel.de/politik/.....78251.html

    Und falls es Ihnen entgangen sein sollte und auch Murray:

    Kein Orgasmus ohne Erasmus

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    Und noch ein schöner Nachtrag zu den Briten, die Recht haben, wo sie Recht haben:

    „Woran wir heute teilhaben, ist nicht nur eine gemeinsame Handelszone, sondern eine Quelle von Recht und Regierung, die mehr und mehr die Gesetze und Regierungsvorhaben der Mitgliedstaaten überstimmt. Die EU legt fest, wer in unser Land kommen darf und wen wir nicht mehr rausschmeißen dürfen.

    Die EU beruft Figuren wie Catherine Ashton (so blass, dass sie sogar in ihrem eigenen Land vollkommen unbekannt ist) als Superministerin, die ihre nationalen Counterparts überstimmen kann. Die EU legt eine Missachtung von Transparenz an den Tag, wie man sie eher von Despoten kennt als von Demokratien. Das zeigte sich wieder einmal im letzten Monat, als der Europäische Gerichtshof die EU-Kommission stützte bei deren Versuch, ihre Finanzierung von anti-israelischen NGOs zu kaschieren.

    Solche Dinge passieren jeden Tag, und so ist es kein Wunder, dass bei jeder Europawahl immer weniger Leute zu den Urnen gehen. Sie bleiben fern, weil sie erkennen, dass ihre Stimme nicht zählt. Umfragen zur EU sind potemkische Umfragen. Unnötig zu sagen, dass so etwas der Demokratie generell schadet.“

    Am besten weiterlesen, denn die deutschen Bürger !!! wollen ebfs. aus diesem Bus aussteigen:

    http://www.welt.de/debatte/kom.....n-los.html

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    Noch ein OT:
    Nachdenklich machender Absatz aus wiki und damit Nachtrag zu Berliner Flughäfen, Stuttgarter Bahnhöfen, Münchener Schnellbahnen und Hamburger Konzerthäusern:

    Quincy Market is a historic building near Faneuil Hall in downtown Boston, Massachussetts. It was constructed 1824–1826 and named in honor of Mayor Josiah Quincy, who organized its construction without any tax or debt.

    Wiederholung:
    who organized its construction without any tax or debt. !!!
    http://en.wikipedia.org/wiki/Quincy_Market

  9. avatar

    Mal ein hübsches OT, mit meiner Ansicht dazu:

    2. Auch für Cameron selbst wäre ein Austritt sehr ärgerlich. Schließlich könnte er künftig nicht mehr alle wirtschaftlichen Probleme seines Landes auf die EU schieben.

    comment: Falsch. Die EU ist tatsächlich an einem Teil der Probleme schuld: Masseneinwanderung von Billigarbeit. Grund: Englisch können mehr als Deutsch oder Französisch.

    3. Luxusprobleme wie der Brexit sorgen für willkommene Ablenkung bei Korrespondenten und Lesern. Will man dauernd nur über Halbseidenes aus Südeuropa schreiben und lesen?

    comment: hehre Selbstkritik der Einfallslosen.

    4. Kidney Pie, Black Pudding, Haggis und andere kulinarische Abartigkeiten können die Briten wirklich gern für sich behalten. Aber auch der schottische Whisky würde teurer, sollte Großbritannien nicht mehr beim europäischen Binnenmarkt mitmachen.

    comment: Maßlose Arroganz. Die Briten kochen besser als die Deutschen. Der Whiskey teurer?: Strafe für diese Arroganz.

    5. Ohne Großbritannien hätte sich Englisch nie als Amtssprache durchsetzen können. Nicht auszudenken, wenn die Briten uns verlassen. Müssen wir dann etwa alle Französisch lernen?

    comment: Yes folks, müsst Ihr wohl. Eure technische Überlegenheit bei mangelnder Sprachbegabung wird Euch dann zum Verhängnis werden.

    6. Britenrabatt hin oder her: Großbritannien ist einer der größten Nettozahler der EU. Wenn die Briten wegfallen, kann man sich denken, wer die Zeche übernehmen muss: wir.

    comment: so isses

    7. Cameron beschwerte sich, dass 3000 EU-Bürokraten mehr als er verdienen. Das traut sich sonst keiner. Na ja, höchstens vielleicht Peer Steinbrück.

    comment: Dass die Bananenbegradiger mehr verdienen als der britische Premier und die deutsche Kanzlerin, ist in der Tat ein Skandal. Daher sollte man das Gehalt der Brüsseler herabsetzen, nicht umgekehrt.

    8. Frankreichs Blick auf die EU ist wie der aufs eigene Land – ein staatsgläubiger. Bei den Briten dagegen sind selbst die Sozis liberaler als unsere FDP.

    comment: Frankreich bestimmt weitgehend die EU, schiebt das aber auf die Boches.

    9. Bei einem Brexit könnte Großbritannien nicht, wie geplant, im Jahr 2017 die EU-Ratspräsidentschaft antreten. Dabei freuen wir uns schon so auf sechs Monate labbrige Weißbrotscheiben mit Gurke und dick Mayo.

    comment: Niemand macht so gute sandwiches wie die Briten, außer den Italienern: Tramezzini. Hier wird lieber Wurstbrot gefressen.

    10. Ein bisschen Queen-Glamour haben wir uns verdient. Wer soll das sonst machen? Ein verkniffener Sozialist aus Paris? Ein alternder Pastor in Berlin? Ein Bunga-Bunga-Experte in Rom? Oder vielleicht ein Elefantenjäger aus Madrid?

    comment: Daraus folgt: Wir ordnen uns unter, commonwealth unter britischer Führung.

    Auf jeden Fall entwickelt sich Deutschland zum arrogantesten Land. Da fürchtet man heimlich doch: Hochmut kommt vor dem Fall.

    Versöhnlich: Die Punkte im Artikel sind humorvoll gemeint. Kommt beim durchschnittlichen Weltleser aber leider nicht so an. Vercors/Parisien
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....llten.html

  10. avatar

    @Klaus Kocks: Ihr englischer Freund müsste eigentlich Rowan Atkinson hießen, denn von dem ist dieses Zitat überliefert. Ich stimme Ihnen in jeder Hinsicht zu, außer was die Umbenennung von Shylock in Karlheinz betrifft: die fände ich gut.

    Ansonsten aber: Finger weg von der Literatur, auch der Kinderliteratur. Was man machen sollte ist die Übersetzungen auf ihre Angemessenheit zu überprüfen. Wenn aber „Negerkönig“ die richtige Übersetzung ist, dann muss das auch so stehen bleiben. Dann sind eben die vorlesenden Eltern gefragt, den lauschenden Kindern ein paar Erläuterungen zu diesem Ausdruck zu geben. Ohne diese Erläuterungen funktioniert sowieso kein Vorlesen. Jeder Ausdruck hat seinen Sinn, auch wenn man ihm ablehnend gegenübersteht. Wenn man zum Erläutern zu faul oder misstrauisch ist, ob denn die Texte wirklich angemessen erläutert werden, dann verfälscht man lieber. Das ist aber ein Risiko, das man sowieso ertragen muss. Gerade die Distanz, die heutige Leser z.B. den Grimms Märchen entgegensetzen, macht doch ihren Reiz aus.

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    Liebe Frau Angela,

    so Sie Lust haben, achten Sie mal beim nächsten Einkauf auf Sarotti-Verpackungen, solche mit Bildchen drauf – da wird Kinderarbeit geschönt und keinen stört’s. Ist mir das erste Mal vor Jahren aufgefallen, als die Jubiläumsverpackungen hatten. Da war’s so möglich sogar noch schlimmer, da war das arbeitende Kerlchen (4 jährig?) nicht durch Riesenaugen verunstaltet sondern rannte aufs Eifrigste durchs Bild, seine Eigentümer (?) zu bedienen. Ich finde den Unterschied im Umgang mit Altgewohnten ziemlich verwirrend. (beim Sprachlichen bin ich unbedingt dafür, daß nix Kindern besser tut als vom ersten Wort an zu erfahren, daß Sprache ein lebend Ding ist und lebende Dinge wandeln sich nun mal.)

    Was das Apfelmus anlangt: LOL!!!

    Eine Deutschlehrerin ehrenden Angedenkens empfahl uns, so wir gute Aufsatznoten von ihr bekommen wollten, Wörter mit Endungen wie ung, heit, keit zu meiden. Vermutlich hätte sie auch vor Ismus-sen gewarnt, so die seinerzeit schon derart mächtig in unserer Alltagssprache mitgemischt hätten.

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    Die „pc“ hat ein Anleitungsfunktion in der Gesellschaft und der Weltgemeinschaft welche sich besonders seit 1789, 1917, und 1964 (USA Civil Rights – endlich nach 188 Jahren „Demokratie“) schneller modernisieren. Dabei werden alte Zoepfe abgeschnitten und im Museum der Vergangenheit belassen. Fuer einen weissen MANN in einer schon seit Jahrhunderten entwickelten Region – kann man nicht die Empfindlichkeit erwarten, welche ALLE wuenschen, auserhalb dieser ehemals bevorzugten Kaste und ueberordnentem Geschlecht. „Wuerde“ ist ein Wort welches altmodisch klingt in der heutigen BRD Sprache – und mehr als juristische Gleichstellung ist es „Wuerde“ welche durch „pc“ gefoerdet wird!

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    Liebe Silke

    ein schönes Lehrbeispiel wie heute Inhalte dargestellt werden:

    „Aber ein strafbewehrtes Beleidigungsverbot unter Definitionsfreiheit,“

    Der Autor kann wohl vor „Wortkraft“ nicht mehr laufen

    Und wir wundern uns immer wieder über die Behördensprache:-)

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    Lieber Herr Kocks,

    bravo dass Sie sich in der U-Bahn dafür einsetzen, dass der Spruch “ Spastis “ nicht mehr verwendet wird.

    Könnte es nicht auch sein dass das Wort “ Neger “ bei den Betroffene bestimmte Asssoziationen auslöst?

    Ganz nebenbei:

    Das Wort “ Fräulein “ ist mittlerweile auch aus dem Sprachgebrauch verschwunden.

    Ist dies ein Drama?

    Und ist ein Drama dass kleinwüchsige Personen sich nicht mehr als Liliputaner bezeichnen wollen?

    Zur Ergänzung der Diskussion lohnt es sich sicherlich auch einmal die Kolumne von Georg Diez durchzulesen.

    http://www.spiegel.de/kultur/g.....78371.html

    Und da wir und ich auch alle political correct sind auch die Kolumne von Jan Fleischhauer:

    http://www.spiegel.de/politik/.....78115.html

    Und was das Putzen betrifft, Sie sind doch ein PR Mann, da wissen Sie doch sehr gut, welche Entwicklung die Sprache in den vergangenen Jahren genommen hat.

    Sie sprich die PR Spezis putzen doch laufend unsere Sprache…..

    Aber um es mit einem schönen Spruch von Danone:

    Früher oder später kriegen wir (sie) alle

    Und dann warten wir doch einmal ab, ob Sie es wagen bei einem Vortrag bei Dickmanns eine Lobhymne auf den Negerkuß zu halten.

    Ich sende Ihnen viele bacis

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    Lese dazu was im Feuilleton der FASZ (Claudius Seidl, oder so): natürlich kann ich Menschen so anreden, wie diese das wünschen, insbesondere, wenn sie ein Begriff verletzt. Aber ein strafbewehrtes Beleidigungsverbot unter Definitionsfreiheit, was denn nun beleidigend ist (siehe Ikonoklasmmus des Islam),und „Frühjahrsputz“, sprich „Säuberung“ von historischer Kunst und Kultur ist etwas anderes. Das war mein Argument. KK

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    „Muss ich deshalb den Wicht Rumpelstilzchen, den das Lagerfeuer umtanzenden Gnom, künftig „physically challenged“ nennen? So heißen Körperbehinderte in den USA. Kindergekasper.“

    Wenn Sie das müssen, wissen Sie genau, wo Sie sich derzeit aufhalten: In einer korrekten, übertechnisierten Welt, in der Anwälte eines seelenlosen Äußeren bestimmen, was Sache ist. Denn das Rumpelstilzchen ist eine außerirdische Gestalt, eine Erfindung, aber nicht ganz, denn es ist auch eine Seelengestalt. Gerührt von den Tränen der Müllerin, hilft es ihr zunächst. Dann macht es sie zu seiner Feindin, weil es nicht umsonst hilft, sondern Hintergedanken hat. Es ist also eine zerrissene Gestalt, anders als „Die sieben Zwerge“, die vollkommen selbstlos handeln. Aber es ist keine menschliche Gestalt, sondern eine, die mit Seelenkräften zu tun hat (kann durch eine verschlossene Tür treten).
    Wenn Rumpelstilzchen, das in einer früheren Fassung der Gebrüder Grimm „Rumpenstünzchen“ heißt und am Ende auf einem Kochlöffel davonfliegt, umbenannt werden soll, wissen Sie endlich, dass wir uns in einer Welt bewegen, die von Seelenblindheit geprägt ist und von entsprechender literarischer Blindheit.
    Denn die wahren Probleme im Rumpelstilzchen sind der Vater, der seine Tochter quasi zwangsverheiratet, wie auch der goldsüchtige König.

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    Was Sie beschreiben von sich, Herr Kocks, nämlich, dass Sie in der U-Bahn verbal eingreifen bei dem Wort „Spast“, ist bei normalen Bürgern und Lehrern Allgemeingut. Die Schimpfwörter Spast und Mongi sind gängig in der Jugend. Für Eltern wie auch Lehrer ist es selbstverständlich, dass sie kurz innehalten und erklären, was so unmöglich an solchen Schimpfwörtern ist, und das passiert die ganze Zeit. Dann kommen neue Provokationen. Die Jugend wird immer provozieren. Sie muss erstmal ‚raus aus ihrer Autoritätshülle, bevor sie wieder normal wird, wenn sie an Abschlüsse und Karrieren denkt.
    Ein Teil der Politiker weiß vor Bedeutungslosigkeit nichts Besseres, als Vorschriften zu machen, die unterlaufen werden. Und diese Vorschriften beziehen sich grundsätzlich auf Jugendliche oder sozial schwer Kultivierbare. Dafür muss dann die große Astrid Lindgren büßen, diese große Frau, die sowohl das Heile des Landlebens beschrieb als auch die Nöte von Kindern, deren Pippi eine antiautoritäre Marianne war, die sich nichts bieten ließ, deren Mio ein tapferer Held war, der das Herz aus Stein bekämpfte. Negerkönig? Wie harmlos. Das Problem ist weniger, dass man Schwarzer auf Latein sagt als dass statt Königen Haufen korrupter Politiker in afrikanischen Staaten regieren. Und der Stolz der Schwarzen geht an den Dumpfbacken in der Politik voll vorbei: „Ich bin ein schwuler Nigger.“ Mit schwul ist cool gemeint. Ja, sie stehen dazu und sind stolz drauf, vor allem, wenn sie können, was wir nicht können: Musik, Rythmus und Sport. Der Rassismus ist tief verwurzelt in Menschen, die „Negerkönig“ aus Büchern bannen wollen. Sie machen sich zu Hütern eines victims, dass gar keins mehr ist. Sie haben Angst vor ihrem eigenen Rassismus, der durch Gesetze übertüncht wird, Gesetze, die 80-90% aller Menschen als überflüssig betrachten. Sie sind die wahren Rassisten, denn sie haben Angst vor sich selbst, unserer Geschichte. Und deswegen behandeln sie uns wie Kinder.
    Und von Lindgrens großer Weisheit und Güte, ihrer Liebe zu Kindern und Jugendlichen, ihrer Nähe zu Freiheit und freimaurerischen Grundtugenden wie Mut, haben sie nicht ein Fitzelchen. Deswegen erscheinen sie uns unbedeutend und grämen sich darüber. Aber sie können allesamt – Ausnahmen erlaubt – Astrid Lindgren nicht das Wasser reichen. Auch nicht Selma Lagerlöf oder Michael Ende oder Heinz Bemmann oder James Krüss oder Cornelia Funke oder Clive Staples Lewis. Und nicht einmal Enid Blyton. Es fehlt wohl ein Gesetz, um Literaturgut vor der Schere von kleingeistigen Wichtigtuern zu schützen. Es fehlt vor allem ein Gesetz, das Literatur für Jugendliche schützt. Und es fehlt ein Nobelpreis für Jugendbuchautoren, die ich für wichtiger halte, als die intellektuell verdorbene Kaste und ihre politisch korrekten Oberschwafler.
    Hoch lebe Astrid Lindgren! Und Eltern: Werft die Bücher nicht weg!

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