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Peer, der Besserverdiener,  ist für die SPD die Pest

Was wählen die Menschen? Einen Charakterkopf. Was ist ein Charakter? Eine Person, die uns eine Geschichte erzählt, mit der wir eine Story verbinden, einen Mythos. John F Kennedy war  so ein Mythos  oder Willy Brandt. Welche Geschichte gewinnt Wahlen? Jene, die uns am besten gefällt und von der wir was halten. Dafür muss sie Spaß machen oder Sinn, am besten beides. „Frage, was Du für Dein Land tun kannst!“: Das ist so eine Story, die gewinnt. Oder: „Mehr Demokratie wagen!“ Der politische Mythos darf uns belehren, wenn er uns erfreut, erleuchtet, begeistert. Die Belehrungen des pissigen Peer sind nur noch peinlich.

 

Peer Steinbrück ist der Kanzler der Besserverdienenden.  Das ist die Botschaft der SPD-Kampagne. Wir hören in immer neuen Varianten, wie er Geld schneidet, wie er Geldschneiden geil findet und dass er seine Profite versteuert. Er erscheint uns  raffgierig, geldgeil und arrogant. Ein Schnösel mit dem piefigen Ton eines hanseatischen Oberlehrers, ein ministerialer  Zyniker. Noch so ein Sparkassen-Obermufti wie der demissionierte Herr Köhler.  Dieser Trivialmythos  kann vielleicht für die FDP klappen, für die SPD ist er die Pest. Seit Bochum-Gate wissen wir: er kann es nicht, der Peer. Der Wähler folgt nicht dem blasierten Schachkalkül von Helmut Schmidt und seiner ZEIT; er durchschaut die abgekartete Sache. Selbst das Foto zum Kanzlerschach mit Schmidt-Schnauze und dem Knete-Kandidaten war getürkt. Der Wähler will unterhalten sein, aber nicht erkennbar verarscht.

 

Peer ist ein Autist, er weiß nicht, wo er ist. Ich lausche ihm auf einer Veranstaltung im sogenannten Gourmetrestaurant Hugos im Berliner Hotel Interconti in der Budapester. Der gastronomische Edelschuppen ist das Aushängeschild des schon in die Jahre gekommenen Hotels. Wer dort einen Tisch reserviert, erhält mit der Bestätigung einen Wisch mit der Kleiderordnung: Man möge bitte nicht in Sportklamotten aufschlagen,gar in Jeans oder Sneakers. Krawatte muss nicht, teilen sie gönnerhaft mit, aber bitte nicht im Habit der neureichen Russen, die gerade bei Adidas waren. Die Abgehobenen unter sich. Das Essen ist mäßig, die Preise astronomisch, der Ausblick auf Berlins City West gut. Wer hier hingeht, hat es nötig. Der Kellner stellt schon bei der Reservierung klar, dass er bessere Manieren als seine Gäste hat. Hier nun spricht Peer Steinbrück vor hundert geladenen Gästen. Es gibt Beelitzer Spargel mit Kartoffeln; die Kartoffeln sind für den skeptischen Gaumen vermutlich maschinengeschälte Dosenware aus der Pfannifabrik und schmecken rundheraus ekelhaft. Peer meint unter seines Gleichen zu sein und wäscht den Anwesenden den Kopf.

 

Die Besserverdienenden im Saal werden vom Besserverdienenden am Pult aufgefordert, mehr für die soziale Gerechtigkeit zu tun und einen leicht erhöhten Einkommenssteuersatz zu zahlen. Man müsse dem Staat und damit der Allgemeinheit auch mal was zurückzahlen wollen. Ein Raunen im Saal. Protestiert die Bourgeoisie gegen den Sozi? Nein, Peer weiß nicht, wo er ist. Er leiert seine Sprechplatte ab, ist aber auf der falschen Veranstaltung.

 

Eingeladen hatte der alte Westberliner  Presseklub. Im Saal sitzen Edelarbeitslose und Hartz-Vier-Aufstocker, die von ihrem journalistischen Handwerk kaum noch die Miete zahlen können. Der Redner  weiß zwar, dank sonstigem Lebenswandel, in welchem Lokal er ist; er weiß aber nicht, vor wem er redet. Der Grund ist einfach und allzu verständlich: Er redet dauernd, er ist auf Tour, Peer tingelt für Geld, da kann so was schon mal vorkommen. Ich werde am Tisch als Sozi identifiziert und von der verarmten Schreibenden Zunft zur Rede gestellt: Was denn diese Unverschämtheit solle? Ich schäme mich für Peer. Und beiße zurück: Warum man denn in ein Edelrestaurant eingeladen habe? Es war vergleichsweise die billigste Lokalität unter den Besserverdienerkneipen, sagen die Pressekollegen. So schmecken die kalten Kartoffeln aus der Dose auch. Willkommen in Berlin West, genauer in Wowereits City West. Während der Autist sein finanzpolitisches Mantra extemporiert, kommt der Nachtisch: erinnert an Plastikschaum mit Tiefkühlfrucht. Abgeschmackt. Ein Hugo bei Hugos.

 

Warum schleppt die SPD den Irrtum Steinbrück bis zur Wahlniederlage gegen den siegesgewissen Trivialmythos Mutti Merkel durch? Wer sagt, dass sie das tut? Nach dem Wahldebakel in Niedersachsen wird Peer  Steinbrück am Folgemontag zerknirscht als Medienopfer zurücktreten und Frank Walter Steinmeier nominiert, von dem wir schon wissen, dass er es auch nicht kann, jedenfalls nicht gegen Mutti. Der bräsige Steinmeier wird 2013 in die Grütze fahren; die SPD landet bei 24 Prozent: von der Volks- zur Viertelpartei. Bei der nächsten Bundestagswahl kommt dann Sigmar  Gabriel.  Wetten?

 

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4 Gedanken zu “Peer, der Besserverdiener,  ist für die SPD die Pest;”

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    Hallo, Herr Kocks! Wann lösen Sie denn Ihr Versprechen ein, dass Sie Frau Will in deren Sendung gegeben haben? 300 mal den Satz: Ich will nicht mehr schlecht über Herrn Steinbrück schreiben.
    Tja, Ihre Prognose hat auch nicht ganz hingehauen. Bis zur Wahl ist es noch eine lange Zeit hin, bis dahin werden die Wähler so einiges vergessen haben. Eigentlich sollte es Ihnen als SPD Mitglied doch lieber sein, dass „Mutti“ abgewählt wird. Statt dessen hacken Sie über ihren Kanzlerkanditaten ein. Auch nicht gerade die elegante und faire Art.

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    Wieder mal ein Beispiel für den Mangel an Qualität im journalistischen Bereich. Ich habe selten einen so dämlichen und schlecht geschriebenen Artikel gelesen. Wenn sie z.B Herrn Steinbrück Autismus vorwerfen, schlage ich Ihnen vor, sich mit dem Autismus mal intensiver zu beschäftigen. Außerdem kann es wohl nicht sein, das ein Besuch in einem Restaurant dermaßen thematisiert wird. Ja, aber wenn man sonst über nichts anderes zu schreiben hat, ist das kein Wunder.

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    Sehr geehrter Herr Kocks,
    Sie haben recht mit ihrer Analyse. Ich hatte Anfang Januar 2013 nachfolgenden Brief an Herrn Steinbrück geschickt, leider keine Antwort erhalten, klare Worte mag Herr Steinbrück wohl aussprechen, aber er verträgt sie in Bezug auf seine Person nicht.

    „Sehr geehrter Herr Steinbrück,
    eigentlich dachte ich Sie wären eine Alternative zur Frau Bundeskanzlerin Merkel, doch das sehe ich nicht mehr so.
    Ihre Rolle als Finanzminister war ein Manko, aber das hätte der damaligen Situation geschuldet sein können. Nachdem nun bekannt wurde, dass Sie als Redner,bei einer Beratungsfirma des damals Ihnen unterstellten Finanzministeriums , sich verdingt haben, kommen berechtigte Zweifel auf. Das macht ein honoriger, mit Fingerspitzengefühl, ausgestatteter Mensch nicht. Im übrigen waren die Honorare unanständig hoch und die Ermahnung durch den Bundestagspräsidenten Lammert wirft auch kein gutes Licht auf Ihre Integrität.
    Die Gehaltsdiskussion über das von ihnen angestrebte Amt war auch kein Geistesblitz, sie vermitteln eher den Eindruck, dass sie einen Knochen hingeworfen bekommen und darauf anspringen, dies ist sicher keine Qualität, die der Position eines Bundeskanzlers gerecht wird.
    Herr Steinbrück, haben Sie überhaupt den Wunsch die Bundesrepublik Deutschland an Ihrer Spitze zu vertreten, oder wären Sie nicht lieber Präsident des Sparkassenverbandes geworden.
    Herr Steinbrück ich war mal FDP Mitglied bin ausgetreten als Klaus Kinkel, das Heft in die Hand genommen hatte, seit dem bin ich Wechselwähler und werde 2013 nicht der SPD meine Stimme geben, das ist ursächlich mit Ihrer Person verbunden.
    Sie sprechen Klartext, ich bin mal gespannt wie Sie mit klaren Worten umgehen können.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jürgen Richard Langrock“

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    Ja, so ähnlich wird es wohl kommen. Falls man beim übernachsten Mal nicht Frau Kraft motivieren kann, die wäre vermutlich am aussichtsreichsten. Unterhaltsamer Artikel, Herr Kocks.

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