avatar

Vertrauen ist alles – ein Rückblick auf 2012

Der schwierigen Situation angemessen. Beruhigend, ohne die zahlreichen Probleme schönzureden. Meinungsstark, wo es geboten ist. Eine mögliche positive Perspektive skizzieren, doch dabei die vielen Unwägbarkeiten und Gefahren nicht außer Acht lassen. Überzeugend, würdevoll, staatstragend – so wie man es von einem Bundespräsidenten erwarten darf. Ja, der Weihnachtsansprache von Wolfgang Schäuble gebührt Lob, viel Lob. Da sind sich die politischen Beobachter am Ende des Super-Krisen-Jahres 2012 ausnahmsweise mal einig. Eine im besten Sinne des Wortes besinnliche Rede.

Ja, die große schwarz-rote Koalition hat richtig entschieden, als sie Schäuble zum deutschen Staatschef kürte. Drei Monate ist das jetzt her – und sein Vorgänger Christian Wulff kaum noch mehr als eine unangenehme Erinnerung. Ende 2011 hatte der Niedersachse zwar versucht, dass Steuer noch einmal herumzureißen. Er entschuldigte sich zaghaft für seinen Umgang mit der Kreditaffäre, der nicht „gradlinig“ gewesen sei. Aber in den folgenden Wochen und Monaten wurden immer wieder neue Details bekannt, wie weit die Beziehungen zu den vielen Amigos aus der Wirtschaft reichten. Der Unmut in der Bevölkerung wuchs sich zu einer Art Wut-Tsunami aus. Angela Merkel konnte gar nicht anders, als Wulff fallen zu lassen.

Nach der Sommerpause – Jogis Fußballer hatten sich soeben ohne Punktverlust den EM-Titel gesichert – war es dann so weit: Die Kanzlerin entzog dem Bundespräsidenten das Vertrauen. Der 52-Jährige erklärte daraufhin vor der Hauptstadtpresse seinen sofortigen Rücktritt. Die ständigen Angriffe gegen ihn ließen den notwendigen Respekt vor dem höchsten Amt der Republik vermissen. Vier Wochen später legte Wolfgang Schäuble den Amtseid ab. Bereits Ende des Jahres galt der ehemalige Finanzminister als beliebtester deutscher Politiker. Aus einem einfachen Grund: Die Menschen vertrauten ihm. Und Vertrauen war genau die Währung, nach der Europa und die Bundesrepublik geradezu lechzten. Denn nirgendwo schien es mehr Halt zu geben in diesen völlig unübersichtlichen Zeiten. Die ganze Welt, vor allem die europäische, ein einziges Chaos.

Aus der Finanz- und Schuldenkrise hatte sich im Frühjahr 2012 rasch eine dramatische politische Krise entwickelt, in deren Folge die EU endgültig auseinanderbrach. Großbritanniens Premier David Cameron hatte den Anfang gemacht. Er ließ sein Volk über den Verbleib in der Staatengemeinschaft abstimmen und konnte seine Freude über das klare Nein der Briten kaum verhehlen. Innerhalb weniger Wochen gewannen auch in anderen Ländern die Europa-Feinde die Mehrheit und zwangen die jeweiligen Regierungen, der EU den Rücken zu kehren.

Der Euro als gemeinsames Zahlungsmittel funktionierte ohnehin nur noch in einigen wenigen Ländern. Italien, Griechenland und Spanien waren bereits – von den Kapitalmärkten und Rating-Agenturen zuvor in die finanzpolitischen Knie gezwungen – zur Lira, Drachme und Peseta zurückgekehrt. Banken und große Unternehmen beeindruckte das indes wenig. Sie hatten sich bereits Ende 2011 auf diesen ökonomischen Ernstfall per Stresstest bestens vorbereitet. So hielten sich die Verluste in Grenzen. Vor allem, weil die Steuerzahler mit ihren Milliarden die Lücke wieder einmal schließen dürften.

Auch Angela Merkel hatte das EU-Desaster trotz aller Reise- und Krisengipfel-Diplomatie nicht verhindern können. Weitgehend auf sich und Deutschlands Wirtschaftskraft allein gestellt – Frankreichs Nicolas Sarkozy hatte bei der Präsidentschaftswahl im April eine krachende Niederlage erlitten – misslang es ihr, den Euro- und Europa-Laden zusammenzuhalten. Die Widerstände und Vorbehalte waren einfach zu groß geworden. Ganz abgesehen davon, dass der deutschen Regierungschefin zeitweise auch in der fernen Heimat ziemliches Ungemach drohte.

Zuerst hatte sich die FDP ihres ungeliebten und fast unsichtbaren Außenministers entledigt. Dann war Parteichef Philipp Rösler genervt von Bord gegangen. Sollten doch die Altvorderen um Reinhard Brüderle versuchen, endlich zu „liefern“. Er jedenfalls habe einfach keine Lust mehr auf den mörderischen Hauptstadt-Betrieb. Aus. Schluss. Vorbei. Das dachte sich auch Angela Merkel und verbannte die Liberalen, diese Griechen der deutschen Parteienlandschaft, auf die Oppositionsbank. Das Ende von Schwarz-Gelb sei ebenso alternativlos wie die Neuauflage von Schwarz-Rot, ließ sie ihr Volk wissen. Und das nickte brav. Schließlich war das wieder aufgewärmte Bündnis alles andere als eine Überraschung.

Schon mehrfach hatte die CDU-Vorsitzende über ihre Medienkanäle streuen lassen, wie schön einfach doch das Regieren mit dem netten Frank-Walter Steinmeier gewesen sei, damals zwischen 2005 und 2009. Warum also nicht zurück zu den guten alten Zeiten? Zumal, wenn hierzulande und draußen in der unerfreulichen, unfreundlichen Welt alles drunter und drüber geht? Eben, sagten sich auch die führenden SPD-Funktionäre und gaben der Kanzlerin das Ja-Wort. Genossen, hört die Signale! Auf zur Regierung der nationalen Einheit!

Bei der Verantwortung gepackt, wollten Grüne und Linke keinesfalls als vater- und mutterlandslose Gesellen dastehen. Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine ließen in ihrer neuen, selbst bestimmten Funktion als Parteidoppelspitze auf Lebenszeit erklären, ihre Herzen schlügen nicht nur füreinander und links, sondern selbstverständlich auch für Deutschland. Jeder Versuch der neuen Regierung, die Finanzmärkte an die Kandare zu nehmen, werde ihre volle Unterstützung finden. Und Grünen-Frontmann Jürgen Trittin sekundierte, auch seine Partei, ohnehin schon immer auf Europa-Kurs, stünde neuen Rettungsschirmen und Schuldenbremsen praktisch uneingeschränkt positiv gegenüber. Zwischen ihm und der Kanzlerin gäbe es in diesen Fragen bekanntermaßen große Schnittmengen.

So hangelte sich Deutschland 2012 von einem großen Stoßseufzer zum nächsten kurzen Aufatmen. Und Bundespräsident Schäuble machte in seiner Weihnachtsansprache wunderbar nüchtern den Zuschauern klar, dass sich daran auch 2013 wohl wenig ändern werde: „Vielleicht müssen wir uns mit einer Erkenntnis aus der Bibel anfreunden, wonach auf fette Jahre auch mal magere folgen. Auch daraus kann man Optimismus schöpfen.“ Passende Worte. Wahre Worte.

zuerst erschienen auf www.theeuropean.de

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

35 Gedanken zu “Vertrauen ist alles – ein Rückblick auf 2012;”

  1. avatar

    @KP

    … ich bin davon überzeugt, dass auch unter den Inuits es Hochbegabte gibt. Nur was ändert das an dem, was ich geschrieben habe? an den Einwanderungskriterien die jedes andere Land vernünftigerweise hat, und an den Tatsachen die ich ’skizziert‘ habe?

  2. avatar

    @blonderhans/ hansimglück: Wollte noch ergänzen:
    – erstens: Hochbegabte z.B. gibt es in allen Bevölkerungschichten und Ländern….man muss sie nur entdecken und sie ausbilden.
    – zweitens: Nicht selten sind es Muslima, die an Gymnasien Abitursspitzennoten erreichen…
    – drittens: Im europäischen Ausland ist zunehmend Deutsch beliebt als Fremdsprache, weil Deutschland z.B. SüdeuropäerInnen als Zukunftsland entdeckt wird – so vor einiger Zeit eine Reportage im DLF.

  3. avatar

    @K.P.

    .. Zuwanderung in das ‚Soziale Netz‘ brauchen wir bestimmt nicht. Diese Art Zuwanderung wird Ihre Rente, sollten Sie es nicht selber ‚geschafft‘ haben, auch nicht zahlen.

    Bleibt die Zuwanderung von ‚Fachkräften‘. Nur welchem Land wollen Sie die nehmen? Doch nicht aus ‚m ‚aufstrebenden‘ Anatolien oder dem nunmehr ‚demokratischen‘ Maghreb? Auch das ‚junge‘ Afrika wird seine Fachkräfte selber brauchen. Oder?

    Warum sollten übrigens die, die Fachkräfte benötigen dafür nicht selber aufkommen? Bitte, soll die Industrie Fachkräfte, aus j. w d. meinethalben, anwerben und bezahlen. Über eine spätere Einbürgerung, nach bestimmten Regeln, kann immer noch nachgedacht werden.

    Alles andere ist Quark. … schlimmer .. bringt Krieg nach Europa – oder ist schon hier. Das wollen Sie doch nicht. Oder?

  4. avatar

    @ men in the sixties: Das Geheimnis der ‚Ewigen Jugend‘ ist und bleibt die Liebe… – schon vergessen? – Bon appétit :-)!

    @ M. Berger: „Gibt es hier einen Zensor 🙂 oder sind meine 3 Beiträge im virtuellen Nirwana verschwunden ??“
    – …Auch Margret Heckel darf mal durchatmen, oder?

    @ Thema:
    Ganz nüchtern:
    a) wir brauchen Zuwanderung,
    b) wir werden Zuwanderung bekommen,
    c) sie wird uns nicht schaden! Im Gegenteil…
    Leidet San Francisco an China Town? Nein, C.T. hat S.F. bereichert…
    Leidet das Katharinen-Kloster (auf dem Dschbel Musa/ Sinai) an der Moschee? Nein, sie hat ihm – in dieser Gegend – das Überleben gesichert…
    Wird Europa an der Türkei leiden? Ich behaupte: Nein, derzeit leidet es an Ungarn…

    Erschreckend bis tragikomisch allerdings finde ich die zunehmende Abhängigkeit Europas (des Westens schlechthin) in fiskalischen Angelegneheiten von China, einer der wenigen verbleibenden ‚intakten‘ kommnunistischen Diktaturen…

  5. avatar

    @ Moritz Berger

    Dass Sie demissionieren, bedaure ich außerordentlich. Ihre Perspektive war für mich ein Fenster zu einer alternativen Vorstellung. Ich muss noch testen, wo für mich die Chancen der Vernetzung bestehen; vielleicht bin ich zu alt, wünsche Ihnen jedoch, dass Sie große Stücke des gelobten Landes sehen werden. Dass Sie sich konzentrieren wollen, finde ich sehr verständlich, ich würde mich jedoch freuen, wenn Sie zuweilen hier den Sisyphus spielen würden.

  6. avatar

    @ Rita E. Groda

    Das war ganz leicht, ich kam von Leitstern auf > stella maris > Meerstern. Das kann ja je nachdem „das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“ oder „zu Muttern nach Haus“ wie in dem Hans-Albers-Song bedeuten. Ich hab mich wohl zu sehr an des blondenhanses Seemannserfahrungen begeistert.

  7. avatar

    @ alle

    Mit das schönste und ermutigenste, was ich zum Jahrewechsel gesehen habe, ist

    Daiku – Beethovens Oder an die Freude, von 10.000 Japanern gesungen (http://videos.arte.tv/de/video.....98368.html)

    Wunderbar, wie Yutaka Sado vokalisch, mimisch, emotional „Freude“ vermittelt und erleben läßt. Eine der best practices auf der Welt. Freude nicht Gier sei unser Leitstern, unsere stella maris! Meerstern, ich Dich grüße.

  8. avatar

    Sorry es nervt bei nermichnet
    daher hier die funktionierende Mailadresse:

    ideasandmore@nervmich.net

    1. Januar 2012 um 16:27

    Teil 3
    Mit mehreren Gleichgesinnten, Freunden, Kollegen und Bekannten sind wir derzeit dabei entweder eine eigenständige “crowdsourcing-colloboration-Plattform” zu entwickeln oder die bereits am Markt befindlichen Plattformen wie z.B.:

    http://www.teamlab.com
    http://www.podio.com
    http://etherpad.org/
    http://www.conceptboard.com

    zu nutzen.
    Wenn jemand hier unter den Teilnehmern noch Vorschläge, Ideen oder Gedanken zu unserem Projekt hat…
    Dann doch bitte eine Mail an unsere Adresse

    ideasandmore@nervmich.net

    Herzlichen Dank

    Und weiterhin viel Spaß mit Alan Posener:

    Möge die Einsicht mit ihm sein 🙂

  9. avatar

    Teil 3
    Mit mehreren Gleichgesinnten, Freunden, Kollegen und Bekannten sind wir derzeit dabei entweder eine eigenständige „crowdsourcing-colloboration-Plattform“ zu entwickeln oder die bereits am Markt befindlichen Plattformen wie z.B.:

    http://www.teamlab.com
    http://www.podio.com
    http://etherpad.org/
    http://www.conceptboard.com

    zu nutzen.
    Wenn jemand hier unter den Teilnehmern noch Vorschläge, Ideen oder Gedanken zu unserem Projekt hat…
    Dann doch bitte eine Mail an unsere Adresse
    ideensindwillkommen@nervmich.net
    Herzlichen Dank

    Und weiterhin viel Spaß mit Alan Posener:

    Möge die Einsicht mit ihm sein 🙂

  10. avatar

    Teil 2
    Ich werde mich aus diesem Blog verabschiedeb, da das Ping-Pong-Spiel: ein Argument gegen das andere Argument,zeitweilig recht nett ist, aber letztlich der Entwicklung im Web hinterher hinkt.
    Es ist reichlich mühselig Argumente aus früheren Diskussion aufzufinden, die es durchaus wert sind wieder an das Tageslicht zu kommen und in eine Diskussion hineinzutragen.
    Und immer wieder reinventthewhell-Management zu betreiben ist wirklich boring 🙂

  11. avatar

    Ich möchte allen Teilnehmern bei http://www.starke-Meinungen ein gutes neues Jahr wünschen.
    Herzlichen Dank auch für die Resonanz bei meinen Beiträgen, die versuchen sollten ein bisschen den kapitalistischen Horizont zu erweitern. Der Tanz um „das goldene Kalb!, sprich dem Wachstumsfetisch dürfte noch nicht der letzte Tango sein, aber die Ökonomen beginnen so langsam Ihre Wachstumstheorien in Frage zu stellen.
    Und in der Praxis siehe:
    In Gammesfeld gibt es eine Bank..
    Nicht die mit dem Fels in der Brandung,
    sondern eine Raiffeisenbank, gegründet 1890, die nicht wachsen will 🙂
    Hier für diejenigen, die diese Bank noch nicht kennen, einige interessante links:
    Schotter wie Heu ein netter youtube stream:
    http://www.youtube.com/watch?v=vLwl56ayxMo
    und zur Ergänzung:
    http://www.youtube.com/watch?v.....re=related
    http://www.sueddeutsche.de/kul.....e-1.419366
    http://www.welt.de/wams_print/....._Dorf.html
    http://www.sueddeutsche.de/wir......1247514-3
    Ich würde mir wünschen, dass meine wenige Anregungen, den Blick http://www.out-of-the-box.de etwas geschärft haben.
    Es reicht m.E. micht mehr aus alle 4 Jahre zur Wahl zu gehen und darauf zu hoffen:
    http://www.die-da-oben-wissen-schon-was-sie machen.de
    oder den Standpunkt einzunehmen:
    http://www.die-da-oben-machen-.....-wollen.de
    Aktive Beteiligug ist gefragt, sei es via e-participation:
    http://www.fragdenstaat.de oder durch Anfachung von „Supermarktdiskussionen“ etc.
    Daher sollten wir vielleicht den Graffitti-Spruch aus Ffm folgen:

    Ich will nicht das Brötchen, ich will die ganze Bäckerei

  12. avatar

    Vorschlag:
    Broders Neujahrsansprache ist ein Joke. Böhmes Neujahrsansprache ist ein weiterer Joke. Und Alan Poseners Neujahrsansprache ist ebfs. ein Joke, erkennbar z.B. hieran:
    „3. Der Zusammenbruch der europäischen Volkswirtschaften führt zur Rezession in den USA. Barack Obama wird abgewählt, Ron Paul wird Präsident und nominiert Sarah Palin als Vize.“
    Jede von diesen Ansprachen ist intelligenter und witziger als die von Christian Wulff. Damit zurück zu Broder heute auf achgut/Basler Zeitung.

  13. avatar

    @Lyoner

    .. den Vorschlag von HMB nehme ich so ernst, wie seinen Gedanken Cheffe von Zentralrat der Juchtenkäfer zu werden. 😉

  14. avatar

    @ Alan Posener

    Sie erhoffen sich das Geheimnis ewiger Jugend. Ich verspreche es Ihnen, aber zuvor müssen Sie mir ausmalen, was Sie sich unter Ihrem Leben forever young vorstellen und erhoffen.

    Borges hat in dem Zyklus „Das Aleph“ die Geschichte „Der Unsterbliche“ geschrieben, Auszug:

    „Unsterblich zu sein ist bedeutungslos; vom Menschen abgesehen sind es alle Geschöpfe, da sie den Tod nicht kennen; das Göttliche, das Schreckliche, das Unbegreifliche ist das Wissen um die eigenen Unsterblichkeit … Der Tod (oder die Anspielung auf ihn) macht die Menschen wertvoll und anrührend. Das bewegende an ihnen ist ihr gespenstischer Zustand; jede Handlung, die Sie ausführen, kann die letzte sein; es gibt kein Gesicht, das nicht bald zerfließen wird wie das Gesicht in einem Traum. Alles hat bei den Sterblichen den Wert des Unwiederbringlichen und des Gefährdeten. Bei den Unsterblichen dagegen ist jede Handlung (und jeder Gedanke) das Echo von anderen, die ihr in der Vergangenheit ohne ersichtlichen Beginn vorangingen, oder zuverlässige Verheißung anderer, die sie in der Zukunft bis zum Taumel wiederholen werden. Es gibt kein Ding, das nicht gleichsam verloren wäre zwischen unermüdlichen Spiegeln. Nichts kann nur eine einziges Mal geschehen, nichts ist auf kostbare Weise gebrechlich. Das Elegische, das Ernste, das Zermoniöse hat keine Macht über die Unsterblichen. Homer und ich trennten uns vor den Toren von Tanger; ich glaube, wir sagten einander nicht lebwohl.“

    Gut, das war jetzt ein Geschenk für das Neue Jahr – und ein Versprechen.

  15. avatar

    @ derblondehans

    Bei Ackermann stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Sie schreiben: „Wir brauchen keine Zuwanderung“ –

    Das sieht aber einer Ihrer Säulenheiligen ganz anders, gerade auch für MeckPomm

    http://www.welt.de/wirtschaft/.....-Pomm.html

    Wo ich ihm zustimmen muss, ist, dass Europa fast nichts anderes übrig bleibt, wenn es, sofern es überhaupt noch Lust hat, der freien Liebe frönt, aber keinen Antrieb hat, für Nachkommen zu sorgen

  16. avatar

    Zum Jahreswechsel werde ich nostalgisch, deswegen noch ein Einwurf: ich erinnere mich an die Zeiten, als dargestellt werden konnte, dass wir die Blaupausen zeichnen und designen und die Osteuropäer, Chinesen, Inder etc. arbeiten an unseren erweiterten Werkbänken.

  17. avatar

    Lyoner&Berger erblicken nuechtern die Tatsachen welche fuer Europas Zukunft bedeutsam werden. Ein Blick gen Himmel – kann das sehr bedeutsam erklaeren: Da oben, fliegt ein Flugzeug auf inner-deutschen Flug – Frankfurt/Berlin oder Koeln/Muenchen. Dieses Flugzeug wurde nicht in Deutschland hergestellt, auch nicht in USA, sondern wahrscheinlich von einem Land zu welchen Deutschland im 19ten Jahrhundert Textilien exportierte, und im 20sten Jahrhundert die Textilmachienen. Lese einmal was alles im Internet erscheint unter „lufthansa-embraer“. Deutschland produziert kaum eigene Flugzeuge – und nur zusammen mit Frankreich, Britanien, Spanien – hauptsaechlich in Toulouse/France. Seit 40 Jahren werden von brasilianischen Ingenieuren, brasilianischen Technikern, brasilianischen Rohstoffen, tausende von Flugzeuge hergestellt, darunter ueber 800 Mittelstreckenjets (weitere 1000+ von weltweit auf Auftrag). Davon fliegen wahrscheinlich 50 gerade jetzt in diesen Augenblick ueber Deutschland. Vor vier Monaten kaufte die Lufthansa noch weitere 9 EMBRAER 195. Die anderen Mittelstreckenjets der Lufthansa sind von Bombardier/Kanada. Das sind die Vorreiter des technischen und industriellen Exports welcher in der Zukunft von „exotischen“ Nationen den technischen und industriellen Export Deutschlands und Europas veringern… Yes, Baby – there is a real world „emerging“ outside of Europe and USA!

  18. avatar

    @ Alan Posener

    ich kann mir lebhaft vorstellen, was wir alles brauchen werden, Rollatoren, Roboter, die uns die Zähne putzen, Implantate, mit denen wir besser hören, sehen, denken, sagen wir auch, ficken können, jedes Enhancement, das uns hilft, forever young zu bleiben und nicht zu sterben. Natürlich auch bessere Transportsysteme (Beam me up), Raumschiffe, die kalte Fusion. Leicht komme ich ins Schwärmen, wenn ich daran denke, dass die menschliche Zivilisation sich noch Millionen von Jahren weiterentwickelt und die Galaxien erobert. Etwas Angst habe ich vor den Prophezeiungen eines Ray Kurzweil, der uns anhand des Moore´schen Gesetzes bis 2050 die Singularität vorhersagt. Dann werden Künstliche Intelligenzen schlauer sein als wir mit unserer feuchten hardware.

    Spaß beiseite, natürlich wird es Entwicklung geben, aber nach den Gesetzen des Kapitalismus in den Regionen, wohin das Kapital fließt; die Spaltung zwischen sich entwickelnden und zurückfallenden bzw. zurückgebliebenen Regionen wird m.E. eher größer werden. Meine Frage wäre, was man in Spanien oder Portugal oder Griechenland, zu schweigen vom Maghreb, der ja auch zu Ihrem Imperium gehören soll, implementieren, entwickeln kann, dass die riesige, junge, hungrige Bevölkerung sinnvolles zu tun hat bzw. einen Lebensunterhalt, mit dem man sinnvoll nichts tun kann, sich z.B. wie die Bonobos lieben und kraulen. Ich schätze, gemäß den Gesetzen des unregulierten Finanzkapitalismus wird es in Europa zu Verelendungsprozessen kommen.

    Wollen Sie zum Jahreswechsel in einer besinnlichen Stunde das schöne Essay „Rückkehr der Ruchlosen – Über das Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus“ von Dirk Kurbjuweit im letzten SPIEGEL lesen? Guten Rutsch Ihnen und allen.

  19. avatar

    Cher Apo,

    damit bei M. Boehme die “ Quote “ zum Jahresende stimmt I will put in my two cents, oder wie heisst im Deutschen er gibt seinen Senf dazu …???

    An Fantasy mangelt es ihnen nicht, wie sie es bei der Beurteilung der Republicans gezeigt haben … Ideen feuerwerk 🙂

    Ich kaufe auch zum Jahresende immer noch deutsche Wunderkerzen und hoere mir dann immer wider das Lied von Zara Leander an:

    http://www.youtube.com/watch?v=xp6l59mZojM

    Die Hoffnung stirbt zuletzt auch im Kapitalismus:-)

    Ihre Idolisierung des Wachstums hat nur leider einen Fehler:

    Ganz pragmatisch: was geschieht wohl wenn jedes Jahr ein durchschnittlicher Produktivitaetsfortschritt in unseren westlichen Industrielaender erreicht wird??

    Es werden zunehmend Arbeitskraefte arbeitlos und dies Phaenomen kann man derzeit bei uns in den US beobachten.

    Daher sollten sie vielleicht einmal sich zuruecklehnen und sich fragen, ob das Wachstum was sie als den Ausweg aus unserer wirtschaftlichen Lage als den Heilsbringer ansehen wirlich ein pragmatischer Ausweg ist.

    Wenn ich mich erinnere ist diese Debatte hier bereits in den letzten Monaten gefuehrt worden und sie sind immer sehr elegant dieser Diskussion entflohen und haben immer wieder ihren alten Adam Smith hervorgeholt.

    Cher Apo

    The Times They Are A-Changin das muessten sie als Angehoeriger meiner Generation doch kennen.

    Laufen sie doch nicht schon wieder der Realitaet des Alltags nach wie sie es bereits mit ihrer Wende von ganz links nach neoliberal bereits einmal gemacht haben.

    Sie merken, beim Genuss von mehreren guten Bourbons werde ich zum Vertreter der Salvation Army 🙂

    Um trotz Bourbon hier noch ein paar Fakten zu liefern:

    Ihr Land North-Rhine-Westfalia hat soviel Autos wie ganz Africa.

    Was ware wohl, wenn jeder afrikanische Haushalt soviel Autos haetten wie jeder deutsche Haushalt?

    Was waere wohl, wenn jeder Chinese soviel Kaffee trinken wuerde wie sie am Tag.

    Und das hat sehr wenig mit Malthus zu tun eher mit dem deutschen Herrn Asam Riese. der bereits die tables over ten kannte

    Fuer sie gibt es keine Grenzen the sky has no limits und wenn die Rohstoffe fehlen na dann machen wir eben astro-mining 🙂

    Die l`imagination au pouvoir ubertragen sie 1:1 von links auf néo-liberal

    chapeau

  20. avatar

    Nur wenn Deutschland die Diskrepanz zwischen Ackermanns 25% Eigenkapitalrendite und dem tatsächlichen Wachstum löst, sehe ich eine Zukunft für Deutschland und Europa.

    Warum ist der Ackermann für sein öffentlich genanntes Ziel, für die Bank eine Eigenkapitalrendite von 25% zu setzen, nicht sofort wegen Betrug verhaftet worden? Und die Ex und ihre Kumpane sogleich mit? Dann gäbe es auch eine Zukunft für gegenwärtig 25% arbeitslose Jugendliche in ihrer Heimat. Wir brauchen keine Zuwanderung.

    Übrigens: jeder weiß das Problem.

  21. avatar

    Lieber Lyoner, wenn Ihnen die Fantasie fehlt, sich vorzustellen, was man noch alles brauchen könnte, ist das Ihr Problem, aber machen Sie es doch nicht zu einem allgemeinen! Im Übrigen, um Ihrem Malthus-Argument zu begegnen, muss die Wirtschaft ja nicht absolut wachsen, sondern nur relativ zur Bevölkerung. Wenn die abnimmt und wir in Spanien die zitierten 25 Prozent Arbeitslosen, bei den Jüngeren sogar 45 prozent, dann stimmt etwas nicht, und Sie können das weder darauf schieben, dass die Leute alles haben, noch darauf, dass die Bevölkerung schrumpft. Ganz davon abgesehen, dass vor unserer Tür eine riesige, junge, hungrige Bevölkerung haben.

  22. avatar

    @ Alan Posener

    Ihr Lieblingsrezept wieder: Wachstum! Woher und in welchen Bereichen soll denn das Wachstum im Euroland kommen. Nach WK II gab es einen riesigen Nachfragemarkt und einen wirklichen Bedarf, der in Deutschland auch durch die riesigen Flüchtlingsströme, die integriert werden mußten, mitstimuliert waren. Jetzt schrumpft Europa demographisch. Die Masseneinwanderung, die notwendig wäre, um den Schwund der Europäer zu kompensieren, hat ökonomische und soziale Kosten, die bei der derzeitigen Verfassung der Staaten als Solidarsysteme und der EU schwerlich zu tragen sind. Sollen die weniger werdenden Europäer noch mehr Bier saufen, Autos kaufen, Wohn- und Ferienanlagen auf Halde konsumieren? M.E. wird auch die Umstellung der Wirtschaft auf Nachhaltigkeit oder die Modernisierung nicht die nötigen Wachstumraten erzielen, die z.B. für eine Beschäftigung der 20 – 25% arbeitslose junge Menschen in vielen Europäischen Regionen sorgt. Ich stimme mit Moritz Berger überein, dass dieses Wirtschaftsmodell bereits in der Intensivstation ist, und meine zusätzlich, dass Europa sich abschafft.

    Was z.Z. läuft, ist die Katzenmusik des anschwellenden Bocksgesangs, in den ich, ich gebe es zu, einstimme. Von wegen „unentbehrliche Macht“.

  23. avatar

    @ Wolfgang Schäfer: Wo genau – abgesehen von den Personalien – weicht Ihr Szenario für den Fall eines Auseinanderbrechens der EU (das war Christian Böhmes Voraussetzung, die ich weitergesponnen habe) von meinem ab? Das würde mich sehr interessieren.

  24. avatar

    @Christian Böhme
    Bei der Namensvergabe für den nachfolgenden Bundespräsidenten ist Ihnen leider ein nicht unwesentlicher Fehler unterlaufen. Statt Wolfgang Schäuble hätte es natürlich Joachim Gauck heißen müssen.
    @Alan Posener
    Dieser Kommentar ist nun wirklich extrem unter Ihrem Niveau. Ein Eintopf mit gängigen vermeintlichen Horror-Klischees mit den Namen Sarrazin und Guttenberg als Beilage.

  25. avatar

    Wieder die alte Lehre vergessen ? Am Ende entscheidet in der langen Geschichte Europas – was vom „Heiligen Land“ Abrahams, der Nahe Osten, „erscheint“: Schon das Alphabet von den Phoeniziern, das Wort „Irib“=Europa von den Assyrern, der „Glaube“ von den Hebraern. Daran verging schon das hellenistische Griechenland und spaeter das Imperium Roms. Heute berichtet die New York Times: Israel wartet noch neun Monate – solange Iran noch nicht die „Bombe hat“. In zehn Monaten kommt die Wahl in USA. Das wuerde blitzschnell fuer eine „Zusammenruecken“ der Europaer sorgen – und damit fuer die Unterordnung Deutschlands in die „Operation“ of the „West“ under „leadership“ of New York… Der gute Michel unterschaetzt diese Leute wie schon immer…

  26. avatar

    Schon möglich, dass der Euro 2012 untergeht und dass ihm bald die EU folgt. Aber dann wird auch Herr Schäuble kaum eine besinnliche Rede halten können. Denn was passiert? 1. Die neue D-Mark geht durch die Decke. Deutschlands Exporte – zu zwei Dritteln in die EU – brechen ein. Hunderttausende werden arbeitslos. Die CDU verliert die Wahl 2013 und taugt allenfalls zum Juniorpartner der SPD. 2. Anders als Sie glauben, kollabiert der Bankensektor. Kredite sind weder für Unternehmungsgründungen noch für den Hausbau zu bekommen. 3. Der Zusammenbruch der europäischen Volkswirtschaften führt zur Rezession in den USA. Barack Obama wird abgewählt, Ron Paul wird Präsident und nominiert Sarah Palin als Vize. Es kommt zu Rassenunruhen, die USA scheiden auf Jahre hinaus als Weltmacht aus. 4. Iran testet erfolgreich eine Atombombe. aus Israel setzt eine Massenflucht ein. 5. Mit der Drohung einer Totalblockade von Öl und Gas kann Präsident Putin die von der EU allein gelassenen baltischen Staaten ebenso wie Weißrussland, die Ukraine, Georgien und Armenien in seine „Eurasische Union“ zwingen. 6. Griechenland, Zypern, Mazedonien, Bosnien und Bulgarien hingegen schließen sich der „Schwarzmeer-Mittelmeerunion“ an, die Erdogan als Alternative zur EU aus der Taufe hebt. 6. In Deutschland steigt die antieuropäische, antisemitische und moslemfeindliche FDP zur drittstärksten Kraft auf. 7. Als Kandidat einer Regierung der Nationalen Sammlung wird der Sozialdemokrat Thilo Sarrazin 2015 Präsident. In seiner Neujahrsansprache 2016 kündigt er die Weidergewinnung Deutschlands für die Deutschen, die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Bildung eines zur Abwehr der Türken notwendigen „Bündnisses für Europa“ an, das Deutschland und seine Partner Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Holland und Dänemark als assoziierte Mitglieder in die Eurasische Union führt. Die Gaspreise, so heißt es aus dem Präsidialamt, würden 2016 um 50 Prozent sinken. Bildungsministerin Frau Sarrazin kündigt „getrennte, aber gleichwertige“ Schulen für Muslime und Deutsche an. Angela Merkel veröffentlicht ihre Memoiren: „Vorerst gescheitert“. Kanzler von Guttenberg meint, ein Großteil sei aus alten Kanzleramtsprotokollen abgeschrieben. Das E-Buch erreicht Platz 120.000 in der Amazon-Rangliste.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top