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Was passiert, wenn Amerikas Wille zur Macht erschlafft

In den Vereinigten Staaten haben die Republikaner mit dem Auswahlverfahren begonnen, das zur Nominierung ihres Präsidentschaftskandidaten führen soll. Alle Kandidaten der Rechten haben sich in ihrer ersten öffentlichen Debatte letzte Woche von der transformatorischen Außenpolitik George W. Bushs verabschiedet und einem mehr oder weniger radikalen Isolationismus das Wort geredet. Die Kriege im Irak, in Afghanistan und in Libyen sollen beendet werden.

Das entspricht übrigens dem Wunsch von geschätzten zwei Dritteln und mehr der amerikanischen Wählerschaft. Deshalb wird auch Präsident Barack Obama versuchen, seinem Herausforderer den Wind aus den Segeln zu nehmen und bis 2012 für alle drei Konflikte nicht nur eine „Exit Strategy“ vorzulegen, sondern auch in erheblichem Maß die amerikanische Militärpräsenz in Übersee zu reduzieren. Entgegen landläufigen Vorurteilen der europäischen Linken spielt Amerika ungern den Weltpolizisten, schon gar nicht sind die USA imstande, eine langfristige imperiale Strategie zu verfolgen.

Die Europäische Union wird sich – wie es sich schon beim Libyen-Konflikt abgezeichnet hat – der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass die USA künftig nicht automatisch die Führung übernehmen werden, wenn es darum geht, die Werte und Interessen des Westens an der Peripherie des Imperiums wahrzunehmen.

Darin liegt auch eine Chance, wie Nicolas Sarkozy erkannt hat. Dass die EU in dieser ersten Bewährungssituation für die so oft beschworene gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik versagt hat, ist bedenklich. Aber darüber ist bereits genug geschrieben worden. Hier will ich kurz die Hintergründe der neuen – oder vielmehr eben nicht neuen – Haltung der Republikaner zu militärischen Engagements der USA im Ausland beleuchten.

Dass sich so viele hiesigen Kommentatoren über die neue Kriegsunwilligkeit der Republikaner überrascht zeigten, zeugt von kurzen historischem Gedächtnis. Von Thomas Jefferson über Theodore Roosevelt, Woodrow Wilson, Franklin D. Roosevelt bis hin zu John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson war die „imperiale Präsidentschaft“ (so kennzeichnete der Historiker, Berater und Redenschreiber der Kennedy-Brüder Arthur M. Schlesinger die Funktion des Weißen Hauses im 20. Jahrhundert) ein linkes Projekt.

Nicht jeder dieser Präsidenten war Demokrat. Zu Jeffersons Zeiten gab es die modernen Parteien noch nicht; Theodore Roosevelt war ursprünglich Republikaner, bevor er als „Progressiver“ gegen seine eigene Partei kandidierte und damit den Sieg Wilsons und der Demokraten ermöglichte. Seit Wilson jedoch steht die Demokratische Partei eher für eine internationalistische Politik, die Republikanische eher für Skepsis gegenüber jenen „entangling alliances“, vor denen schon George Washington sein Land warnte. Die von den Demokraten Harry Truman, Kennedy und Johnson in Korea und Indochina begonnenen Kriege haben die Republikaner Dwight D. Eisenhower und Richard M. Nixon beendet.

Der Republikaner Ronald Reagan wurde hierzulande zwar als Kriegstreiber geradezu hysterisch verteufelt, führte jedoch nur einen einzigen Krieg, die Mini-Invasion der Mini-Insel Grenada. Sein Nachfolger George Bush Senior führte zwar Krieg gegen den Irak, beließ jedoch Saddam Hussein im Amt lieber, als die Verantwortung für den Wiederaufbau des Landes zu übernehmen. Sein Sohn führte seinen ersten Wahlkampf unter dem Motto einer „demütigeren“ Außenpolitik und dem Versprechen, Amerikas Armee nicht für „Nation Building“ zu missbrauchen.

Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat Osama bin Laden eine Kehrtwende ausgelöst und den Neocons die Chance gegeben, ihr Konzept einer demokratischen Weltrevolution zur offiziellen Politik der Administration zu machen. Viele Konservative warfen den Neocons zu Recht vor, diese Politik sei weder neu noch konservativ, sondern eine Wiederbelebung von Ideen, die schon Woodrow Wilson, Harry Truman. John F. Kennedy und – ja – Jimmy Carter vertreten hätten. Manche sahen sogar in dem Programm der Neocons eine Fortführung des trotzkistischen Konzepts der „permanenten Revolution“, theoretisch begründet durch die neomarxistische Geschichtsteleologie Francis Fukuyamas, die das „Ende“ – also das Ziel – der Geschichte im weltweiten Sieg von Demokratie und Kapitalismus erblickt. Und in der Tat ist die Geburt der Bush-Doktrin aus dem Geist Friedrich Wilhelm Hegels nicht völlig von der Hand zu weisen.

Wie dem auch sei: mit der Abkehr von dieser Doktrin kehren die Republikaner außenpolitisch zu ihren konservativen Wurzeln zurück. Der „unipolare Moment“ ist eben Moment geblieben, und es ist den Neocons nicht gelungen, daraus ein „neues amerikanisches Jahrhundert“ zu machen, wie es ihnen vorschwebte.

Ich halte das für höchst gefährlich. Jedes Mal, wenn Amerikas Wille zur Macht (ich weiß, ich weiß) erschlaffte, wurde das entstehende Vakuum von antidemokratischen Mächten ausgenutzt. Europa, das Kommissionspräsident Manuel Barroso zu Recht als „demokratisches Imperium“ bezeichnet, ist deshalb in der Pflicht. Die Zukunft der Union entscheidet sich nicht in Griechenland und an der Zahl der Mitglieder des Euro. Sondern daran, ob Europa bereit ist, die mit seiner imperialen Rolle einhergehende außenpolitische Verantwortung zu übernehmen.

 

 

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20 Gedanken zu “Was passiert, wenn Amerikas Wille zur Macht erschlafft;”

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    @Alan Posener: Jetzt habe ich ihr Buch „Imperium der Zukunft“ noch einmal gelesen. Das von mir bereits erwähnte Buch von Tim Weiner „CIA“ hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Vieles lass sich für mich wie eine Bestätigung all dessen, was ich bereits früher gehört hatte (Chile, Vietnam usw.). Deshalb war es für mich wichtig die politischen Hintergründe und die heutige Bewertung besser zu verstehen.

    Ein Thema: „‘DDR’ – ‘BRD’ – Deutschland – Heimat – Zukunft – im richtigen Leben“ (Zitat derblondehans) halte ich persönlich nicht für nötig. Die von ihnen auf Seite 112 diskutierten Loyalitäten, wurden ja auch in der DDR ständig eingeklagt.

    Das Thema „Islamischer Imperialismus“ bewerte ich etwas anders als Sie. Wie Sie selbst bemerkten: Wo ein Vakuum ist, muss etwas hin. Ob es immer besser ist, ist eine subjektive Entscheidung. Auch das Civis Romanus sum hat sich nicht ausschließlich friedlich vergrößert. Natürlich ziehe ich persönlich das Europa von heute vor.

    Interessant auch die Theorie vom Fluch der natürlichen Rohstoffe. Mangel macht eben auch erfinderisch.

    Also insgesamt sehr spannend, ich werde sicher einzelne Passagen noch einmal lesen.

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    @derblondehans: Ich hatte etwas über Marx und Gerechtigkeit geschrieben. „…man lese Friedrich Engels: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigener Anschauung und authentischen Quellen“(1845) -, dem Karl Marx seine Konzeption eines als Humanismus deklinierten Kommunismus entgegenhielt.“ Quelle: Arnold Künzli „Menschenmarkt“

    Ich habe kein ML studiert und es mehr als ein Fach von Vielen gesehen. Eine Diskussion war kaum möglich, im Zweifel war der Mangel an Verstand oder Unwissenheit die Ursache für Konflikte. Der Verstand wird ja heute auch noch gerne und häufig angezweifelt, wenn man anderer Meinung ist bzw. einfach nur Missverständnisse vorliegen.

    Die vielen Toten des Schwarzbuches habe ich nicht persönlich zu verantworten, habe aber während meines Abiturs und später gleich nach der Deutschen Einheit Bücher darüber gelesen. Ich hatte eine sehr aufgeklärte Mutter, die mich nicht indoktrinierte, auch Westfernsehen war bei uns erlaubt.

    @Alan Posener: Die Weltrevolution kannte ich nur aus dem Literaturunterricht: Michail Scholochow „Neuland unterm Pflug“ .

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    @Apo

    In meinem Buch “Imperium der Zukunft” habe ich das Problem der europäischen Verteidigungsausgaben analysiert. These: We don’t get enough bang for the buck. Die Analyse bleibt richtig, schauen Sie dort nach.

    Ich habe leider ihr Buch weitergegeben.

    Konkret: Sollen die Europaer ihren Rüstungshaushalt erhoehen?

    Haben sie in Deutschland nicht auch ein paar Problem mit ihren Staatsschulden wie wir in den US??

    Sorry aber sie glauben doch nicht wirklich, dass die Europaer angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation ihre Verteidigungsausgaben erhoehen.

    Wie war das noch mit der Venus und dem Mars??

    Ein bisschen mehr Realitaetssinn und ein Blick ueber ihren Hegelschen Tellerrand haette ich von ihnen schon erwartet.

    Warum werden wohl in naher Zukunft 10.000 unserer boys aus Afghanistan abgezogen?

    Aus Schlaffheit??

    It´s the budget stupid!

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    @Amigo Alan: Nordamerika wurde von Protestanten entwickelt. In Lateinamerika war und ist die roemisch-katholische Kirche das groesste Hindernis „etwas zu machen“: Der Vatikan will verdummte Massen, denn Bildung, Fortschritt, und Demokratie gefaehrden den „Streichelzoo“ welche Priester zur „Seelsorge“ benoetigen. Wie damals in Polen, so bedient sich die USA der roemisch-katholischen Kirche in Lateinamerika um „unabhaengige“ Regierungen zu untergraben. 2011 sind die Abkoemmlinge der Kolonialisten eine winzige Minderheit: Wenige Frauen wanderten in den 500 Jahren nach Lateinamerika. Deshalb sind heute die grosse Mehrzahl der 480 Millionen auch Abkommen von Indigenen – ob sie „weiss“, „braun“, oder „schwarz“ scheinen, und viele sind auserdem Nachkommen afrikanischer Sklaven : Simon Bolivar hatte etwas afrikanische Abkunft. Vier Praesidenten Brasiliens seit 1900 hatten auch afrikanische Vorfahren, darunter der Vorgaenger Lulas, der Soziologe F.H. Cardozo (auch in Harvard). Evo Morales (Aymara), Ollanta Humala (Quechua), Hugo Chavez („der Indianer von Barinas“) sind nicht Nachkommen von europaischen voelkermordenden Kolonialisten. Aber unter uns, Amigo Alan: Die Ureinwohner Amerikas vor Kolumbus 1492 – waren unter sich genau so voelkermoerderisch wie die Europaer, Afrikaner, Asiaten: Das war hier kein Karl-May-Ferienlager, sondern ewiger grausamer Krieg zwischen tausenden verschiedenen Indigenenethnien. Mein Rat: Gesteht den Lateinamerikanern – entstanden aus drei Rassen – noch die Jahrhunderte welche wir nach der Ankunft der greco-romanischen Kultur im dunklen Germania hatten: Aber ohne den „Hemispheric Security Leader“ und seine NATO“Partner“.

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    „Sie sind und bleiben Demagoge.“

    Schon interessant,dass man hier als Demaogoge diffamiert wird, wenn man eine schlichte Tatsache benennt.

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    @ Christoph Rohde: Das sehe ich genau so. Aber Kissingereske Realpolitik hat sich noch nie als realistisch erwiesen.
    @ Don Altobello. Stimme Ihrer Analyse der gegenwärtigen deutschen Haltung zu. Was aber, wenn der zweite Teil Ihrer Analyse nicht stimmt und sich Amerika tatsächlich weitgehend zurücknimmt, wie ich es befürchte?
    @ Alt-68er: Ich mag Heinsohn, aber er neigt zur eindimensionalen Erklärung aller weltpolitischen Phänomene aus der Demographie. Ob und warum man die EU als Imperium bezeichnen kann, habe ich in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ beschrieben, das Ihre Fragen weitgehend beantworten dürfte. Ich stimme Ihnen zwar zu, dass zur imperialen Rolle Europas die Fähigkeit gehört, eine gewisse Integrationsleistung zu vollbringen. Aber schon in meinem Buch habe ich argumentiert, dass ein eher lockerer Verbund, der sich die Frage des „Ziels“ der Integration nicht stellt, sondern sich vielmehr Aufgaben setzt, die allen Mitgliedern nutzen, sehr viel effizienter wäre als ein auf die „immer engere Union“ zielender Überstaat. Tony Blair brachte es auf die Formel: Supermacht statt Superstaat.
    @ Jean-Luc: In meinem Buch „Imperium der Zukunft“ habe ich das Problem der europäischen Verteidigungsausgaben analysiert. These: We don’t get enough bang for the buck. Die Analyse bleibt richtig, schauen Sie dort nach.
    @ Jan Z. Volens: Wären Sie Ureinwohner Südamerikas, ich könnte Ihre Haltung verstehen. Tatsächlich sind aber die meisten südamerikanischen Antiimperialisten die Abkömmlinge der völkermordenden Kolonialisten, die ihr Treiben nicht einmal dadurch nachträglich rechtfertigen konnten, dass sie aus dem eroberten Kontinent etwas gemacht hätten. Ihr Versagen schoben sie prompt den Yankees in die Schuhe. Nur weiter so. Blindheit ist ja auch eine Weltsicht.
    @ Der blonde Hans / Hänschen Klein: Sie sind und bleiben Demagoge.

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    „Europa, das Kommissionspräsident Manuel Barroso zu Recht als „demokratisches Imperium“ bezeichnet, ist deshalb in der Pflicht.“

    Was denn bittschön ist an der EU demokratisch? Höchstens die Fassade. Es gibt keinerlei demokratische Legitimation oder demokratische Kontrolle von Junckers und Co.

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    Obama zahlt mehr fuer neue Atomwaffen (hunderte Millarden) – als jeder andere Praesident seit Reagan – Anfang der 1980ziger! Hunderte von Millarden werden auch in den naechsten Jahren fuer neue U-Boote investiert: Von Analyse in „Foreign Policy“.——What now ? Das Zeitalter der „Landkriege“ ist jetzt vorueber. Die USA setzt auf eine weltweit-kreuzende Marine mit ferngesteuerten Drohnen, „Spezialeinheiten“ fuer blitzschnelle „chirurgische“ Ueberfalle, Control of Space, „Verbuendete“ (jetzt sogar Vietnam gegen China) die Kruecke der NATO-EU als Hebel (wie in Lybien, Georgien, Afrika), die „international community“ und ihre Medien (lese: USA und Britanien, und der Vatikan), und „am Ort“,weltweit, de-facto-geopolitischen Agenten zur Verkrueppelung „unabhaengiger“ Regierungen der Entwicklungsnationen“ – durch die tausenden NROs – wie Greenpeace, World Wildlife Fund, Amnesty International, katholische „Geistlische“. Die USA ist schon seit 200 eine raubtierartige Weltmacht – 1804 schon Eingriff gegen Lybien, 1808 Angriff gegen Kanada, 1835 gegen Mexiko zur Eroberung von Texas, 1846 Krieg und Eimarsch in Mexiko, danach Raub des heutigen Suedwesten. 1840ziger: Erpressung Japans zum Handelszugang. 1861-65 – Mord und Totschlag (600,000 Tode) unter sich selbst ueber die Sklaverei. 1898 Krieg gegen Spanien mit Raub von Kuba, Phillipinen. Nebenbei die Aneignung Hawaiis. 1900 – Besetzung Chinas zusammen mit den Euros. 1902 Raub Panamas von Kolumbien. Dauerbesatzung Nicaraguas und Honduras. 1917 Einfall in Europa in den letzten Monaten (General SMEDLEY BUTLER – erklaerte spaeter wie viel die USA daran verdient hat. Z. B. Verkauf von 600,000 Pferden an England und Frankreich). Dabei gab es in Deutschland 1917 keine amtliche Rassen-„Segregation“ wie in USA bis Mitte der 1960ziger (gegen Schwarze und die halbindianischen „Hispanics). Die New Yaaarker stuerzten den Planet in die Depression 1929, und wieder nach 2001. Die Welt kann nicht ohne die USA auskommen ?

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    Amerika wird sich seiner ‚Gründungsidee‘ erinnern. Das ist auch gut so.

    Dank Maoistenführer Barroso und Kumpane hat die EUdSSR schon fertig, bevor sie überhaupt (richtig) ‚angefangen‘ hat. Auch ein Novum.

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    Wie definieren Sie denn die imperialen Ziele und Fronten des „demokratischen Imperiums“? Im Moment dürfen wir gespannt beobachten, ob Europa hält oder auseinander bricht. Hat Europa noch Ressourcen, den Balkan zu integrieren und seine Einflusszone in Osteuropa (Ukraine) zu erweitern? Wohin sollen wir sonst noch ausgreifen? Imperialismus ist nicht nur Militär- und Sicherheitspolitik, sondern auch Wirtschafts- und Ordnungspolitik. Wenn Europa noch nicht mal in der Lage ist, die Ungleichgewichte zwischen dem Nordwesten und dem Süden und Osten zu verringern, geschweige denn auszugleichen, welche imperialen Kalküle kann man dann z.B. in unserem „Vorhöfen“, dem Nahen Osten und den Ländern südlich des Mittelmeers, hinter der Sahara dann der dunkle Kontinent, der entwicklungspoltisch immer weiter abgehängt wird, in Anschlag bringen?

    Ich will auch an die Grundthese von Gunnar Heinsohn erinnern, dass Expansion und Imperialismus einem Überschuss junger Männer, die sich anderswo Positionen erwerben wollen, korreliert ist. Europa ist ein schrumpfender Kontinent und kann weder genügend Postionen für immer weniger Nachkommen anbieten (Jugendarbeitslosigkeit in den meisten Ländern mit über 20%, in Griechenland 36%, in Spanien 44%) noch bei schrumpfender Bevölkerung die Binnennachfrage erhöhen. Und welche Positionen können wir denen anbieten, die aufgrund der Fata Morgana unseres Wohlstandes, weniger wegen der Freiheit zu uns kommen wollen? Spätestens in 40 Jahren, einer geschichtlich geringen Zeitspanne, wäre der Traum vom „Imperium“ ausgeträumt. – Wir brauchen schlichtweg, und zwar bald, ein Überlebensmodell. Das Wachstums- und Expansionsmodell führt in die Irre.

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    „Die Zukunft der Union entscheidet sich … daran, ob Europa bereit ist, die mit seiner imperialen Rolle einhergehende außenpolitische Verantwortung zu übernehmen“ — Wenn das unsere letzte Hoffnung ist, dann wird mir schon jetzt Angst und Bange. England ist von einer neuen „splendid isolation“ nicht weit entfernt, wenn die Amerikaner zukünftig nicht mehr bereit sein sollten, die Initiative zu ergreifen und wenn in Frankreich die Sozialisten das Ruder übernehmen, wird man sich auch mehr mit sich selbst beschäftigen. Deutschland fällt als ernstzunehmender Akteur mittlerweile völlig aus (wegen ständigen Kopfschüttelns stehe ich kurz vorm Schleudertrauma, so sehr schäme ich mich für die außenpolitische Agenda dieser Regierung und oft auch über den außenpolitischen Diskurs hierzulande), dabei wäre gerade jetzt die Gelegenheit günstig, eine der wirtschaftlichen Macht entsprechende Position im weltweiten Machtgefüge einzunehmen. Da bricht man diverse Weltkriege vom Zaun, aber wenn einem die Chance in den Schoß fällt, sich einen „Platz an der Sonne“ zu sichern, dann will man plötzlich nicht. Hat man gute Aussichten auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, verdirbt man sich diese, indem man mit urplötzlich einsetzendem Isolationismus (mit dem die FDP Die Linke von links mit Saus und Braus überholt) alle Verbündete verprellt und beweist, dass man überhaupt nicht reif und willens ist, zusätzlich Verantwortung zu übernehmen.

    Ich glaube aber nicht, dass die USA aufhören werden, „Weltpolizist“ zu spielen. Dies ist weiterhin nötig, um die eigenen weltweiten Handelsinteressen und die eigene Sicherheit zu schützen. Ich denke, dass derzeit Waffengänge in der Ferne bei der amerikanischen Bevölkerung unbeliebt und deswegen ein gutes Wahlkampfthema sind. Sind diese beendet, wird nach einer Phase der Beruhigung das alte Spiel weitergespielt, vielleicht nur nicht ganz so offensiv wie in den letzten 10 Jahren und dafür mit stärkerer Einbindung wichtiger Verbündeter, die vielleicht so langsam in ihre Rolle reinwachsen können. Europa muss da noch viel lernen und endlich die postkoloniale Phase und damit einhergehende Bedenken hinsichtlich einer stärkeren Rolle in diese Welt beenden.

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    Es waren schon Alexander Hamilton und George Washington, die die USA daran gehindert haben, aus sentimentalen Gründen in die Napoleonischen Kriege auf Seiten Frankreichs einzugreifen. Aber ein selektiver Interventionismus zum Schutz der ökonomischen Interessen gab es seit Hays Open Door-Noten schon. Und die Flottenpolitik erlaubt ja ein „offshore balancing“, das sicher in Zukunft von den Republikanern bevorzugt wird.

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    @Apo

    auch wenn sie das für gefaehrlich halten, dann schauen sie sich doch einmal unsere Ausgaben fuer die Verteidigung an…..

    Wieviel sollen wir noch ausgeben um den „erschlafften Willen zur Macht “ wieder stark zu machen.

    Warum ist wohl die UdSSR untergegangen?

    Wie hiess es unter dem emperor Willy:

    Am deutschen Wesen soll die Welt genesen

    Und ob die Welt am amerikanischen Wesen genesen soll 🙂

    Auch ihr Blick auf Hegel sollte sie nicht von den harten Fakten ablenken:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Verteidigungsetat#USA

    Wie sagte Clinton:

    „It’s the economy, stupid

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    Ist doch klar: Nur die „Weissen“ in Europa und USA – besonders mit ihren, wolfgewewitzten Consiglieri, koennen die Ordnung und die Zivilisation in der Welt aufrechterhalten! The White Man’s Burden! Daran hat auch das Mittelalter, die Hexenverfolgung, die Inquisition, der Nazismus, the „Segregation forever“, Dhien bien phu, magaretthatchersupported Apartheid, und Koenig Leopolds Kongobesitz – nichts veraendert: White is right! —Gates sagte den Senatoren am Mittwoch: „Es ist billiger die U.S. Truppen auserhalb der USA zu lassen!“ Er erklaerte, dass es besonders preiswert ist die U.S. Truppen in Deutschland zu lassen (wo nochmal eine Millarde fuer neue Instalations investiert werden!)- denn dann haette man die U.S. Truppen naeher an den Eingriffzielen und koennte sich den Transport ersparen. Und die“ Germans are helping us with the expenses!“ Die republikanische Senatorin Hutchinson von Texas erwiedert jedoch: „Wir haben doch schon in Texas die Instalationen vorbereitet fuer die Rueckkehr unserer Krieger von Germany! Ich moechte dass sie nochmal diesen Entschluss ueberpruefen und die Truppen von Deutschland abziehen damit sie in Texas stationiert werden!“ Auch in Bezug auf andere der 135 Nationen in welchen 700+ Militaerbasen der U.S. bestehen (Ron Paul, Patrick Buchanan, Washintong Post) – sollte NIEMAND den Atem anhalten: Die USA bleibt dort – auch in Afghanistan und Irak. Im Gegenteil – die U.S. 4th Fleet – aufgeloest 1946 – wurde 2008 wieder aktiviert und kreuzt vor der Nordkueste Suedamerikas – fix und fertig fuer die „Schneidung der Atlantik-Teilung“: Die Ausdehnung der NATO in den Suedatlantik. Der deutsche NATO-General Klaus Naumann wurde deshalb im November 2010 nach Brasilien gesandt: „Die USA brauchen Europa fuer ihre Rolle in der Welt!“ Antwort des Verteidigungminister Brasiliens: „Wir sind nicht Partner der USA zur Erhaltung ihrer Rolle in der Welt: Nur wir Suedamerikaner sind zustaendig fuer die Verteidigung unserer Region!“.

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    „ob Europa bereit ist, die mit seiner imperialen Rolle einhergehende außenpolitische Verantwortung zu übernehmen.“

    Ach, wissen Sie Herr Posener, da entstehen bei mir Bilder im Kopf und ich seh´ Sarko, Berlu und unsere Angela mit ihren drei Knöpfen an einem Schlauchboot basteln und ich wette, die kämen nicht mal am Oberlauf der Donau über den Bach ohne zu ersauf´n.

    Wie wär´s mit einer Nummer kleiner?

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