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Warum Diskussionen um Wörter Mumpitz sind

Zu den unangenehmsten Eigenschaften unserer spezifisch deutschen Leitkultur gehört der Streit um Wörter. Wie zum Beispiel der ewige Streit um das Wort „Leitkultur“, das Henryk M. Broder treffend als „Leidkultur“ verfremdet hat.

Diese Neigung zum Streit um Wörter und Begriffe (und um die bei „Faust“ vom Schüler an Mephisto gestellte Fragte, ob denn beim Wort überhaupt ein Begriff sein müsse), ist vermutlich eine Folge der Prägung des deutschen Denkens durch den unseligen Platon; in den angelsächsischen Ländern ist spätestens seit Duns Scotus klar, dass Wörter halt nur Wörter sind, und dass ihnen nicht jene magischen Qualitäten zur Beschreibung irgendeiner real existierenden „Essenz“ oder Wesenheit innewohnen, die ihnen der Idealismus andichtet. Deshalb gibt es dort keinen Streit um Wörter. Als der Richter am Obersten Gericht der USA Potter Stewart gebeten wurde, Pornographie zu definieren, antwortete er: „I know it when I see it.“
Egal. Jedenfalls ist es so, dass man sich in Deutschland gern um Wörter streitet, und so konnte es kommen, dass nach der völlig unstrittigen und unbestreitbaren Feststellung des Bundespräsidenten Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, und aus der miesen politischen und publizistischen Kampagne, die auf diese Feststellung folgte, der Innenminister Hans-Peter Friedrich die Aussage Wulffs mit einer Einschränkung versehen zu müssen glaubte: Der Islam, so Friedrich, gehöre „geschichtlich“ eben nicht zu Deutschland. Worauf der übliche Streit entbrannte. Was bedeutet „gehört“? Was bedeutet „geschichtlich“? Und so weiter und so gähn.
Der in der sozialdemokratischen Bildungsarbeit aktive Johannes Kandel, ein bekennender evangelischer Christ, der seine Parteigenossen gern durch seine zur Schau gestellte Islam-Kritik provoziert, und der ein übrigens auf weite Strecken sehr unaufgeregtes und informatives Buch über den Islamismus in Deutschland vorgelegt hat, fühlte sich nach Friedrichs Bemerkungen und den Streit darüber bemüßigt, in einem fünfseitigen Positionspapier der Frage des islamischen Einflusses auf die europäische und deutsche Kultur nachzugehen. Am Schluss zieht er wie folgt Bilanz: „Im historischen Rückblick sollte klar geworden sein“, dass die „islamischen Berührungen“ bis zum Beginn der zahlenmäßig relevanten Zuwanderung in den 1960er Jahren „Deutschland historisch nicht geprägt“ haben. „In seinem Grundriss zur deutschen Kulturgeschichte bringt es Literaturprofessor Wilhelm Gössmann sehr knapp auf den Punkt: ‚Die Grundlagen der europäischen und damit der deutschen Kultur bilden Antike, Christentum und das Germanentum.’ Deshalb hat der Minister Recht: der Islam gehört, historisch gesehen, nicht zu Deutschland.“
Natürlich hat der Minister Recht. Dazu muss man nicht vier Seiten lang alle möglichen „Berührungen“ durch den Islam anführen und als nicht prägend verwerfen. „Historisch gesehen“ gehören aber auch weder der Kapitalismus noch der Kommunismus, weder die Popmusik noch der Nationalsozialismus zu Deutschland, weil es sie so lange nicht gibt, schon gar nicht bilden sie „die Grundlagen der deutschen Kultur“, mögen es auch manche Kritiker anders sehen. Aber was sagt uns das? Deutschland heute ist ohne Popmusik und Kapitalismus nicht zu denken, auch wenn das historisch relativ neue Erscheinungen sind; dasselbe gilt für den Islam. Und zum deutschen Erbe gehören auch die Erfahrungen mit Kommunismus und Nationalsozialismus, beides übrigens Produkte der deutschen Kultur und ihrer „Grundlagen“. Man mag glauben, und glauben machen wollen, dass sie „Deutschland historisch nicht geprägt“ haben, aber ich bin mir da nicht so sicher.
Dass freilich Wilhelm Gössmann, übrigens nicht Literaturprofessor, sondern Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, was ein Unterschied ist,  in seinem Werk von 2006 umstandslos „Antike, Christentum und Germanentum“ zu den „Grundlagen der europäischen Kultur“ erklärt, ist nicht zuletzt didaktisch unter dem Gesichtspunkt Äpfel und Birnen problematisch. Beschreibt doch die Antike einen Zeitabschnitt, das Christentum eine Ideologie, das Germanentum eine Lebensweise. Hätte er geschrieben: griechische Philosophie, christliche Religion und germanisches Freiheitsgefühl – oder: römische Eroberungslust, christliches Dunkelmännertum und germanischer Stumpfsinn –, man könnte sich dazu verhalten.
Dass ausgerechnet Gössmann, Jahrgang 1926, langjähriger Vorsitzender der Heinrich-Heine-Gesellschaft in Düsseldorf, weder die Aufklärung noch den Einfluss des emanzipierten Judentums zu den „Grundlagen der europäischen Kultur“ zählt, muss denn doch verwundern. Ich würde die Behauptung wagen, dass Heinrich Heine für die deutsche Literatur wichtiger ist als die Nibelungensaga, auch wenn Richard Wagner das anders gesehen haben mag. Vom Einfluss eines Karl Marx, Sigmund Freud, Albert Einstein, Charles Chaplin und Sam Goldwyn auf die Leitkultur der westlichen Moderne ganz zu schweigen. Merkwürdig, dass Gössmann das nicht sieht. Noch merkwürdiger, dass der Sozialdemokrat Kandel ihn zitiert, ohne über diese Merkwürdigkeit zu stolpern.
Aber schon sehe ich eine Diskussion um die Frage aufziehen, was ich denn unter „Grundlage“ verstehe, oder unter „Prägung“.
Diskussionen um Wörter sind Mumpitz. Identitätsfragen und Fragen der Geschichtspolitik dürfen nicht als Mittel des Ausschlusses ganzer Bevölkerungsgruppen missbraucht werden. Gehört ein Christ mehr zu Deutschland als ein Moslem? Die Frage stellen heißt ihre Absurdität erkennen. Nicht absurd sind Fragen wie: Gehört der Nationalsozialismus „historisch“ zu Deutschland? Ja, leider. Müssen sich auch deutsche Muslime damit auseinandersetzen? Ja, gerade weil sie zu Deutschland gehören. Müssen Muslime das Christentum kennen lernen (etwa in einem überkonfessionellen Fach Ethik)? Ja, weil das Christentum Deutschland historisch geprägt hat. Müssen Christen etwas über den Islam lernen (etwa in einem überkonfessionellen Fach Ethik)? Ja, weil der Islam jetzt und in Zukunft erst recht zu Deutschland gehört, ob mir das gefällt oder nicht.

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39 Gedanken zu “Warum Diskussionen um Wörter Mumpitz sind;”

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    Zitat: „Ja, weil der Islam jetzt und in Zukunft erst recht zu Deutschland gehört, ob mir das gefällt oder nicht.“

    ….und er gehört nicht nur zu Deutschland….
    Wer sich mit dem Weltgeschehen (in Vergangenheit und Gegenwart, kulturell, religiös und wirtschaftlich) als Teil seines eigenen Lebens befasst, kommt nicht darum herum, u.a. den Islam zumindest in seinen Grundzügen zu kennen.
    Ich halte das für verantwortungsbewusstes Leben.
    LG
    Petra

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    @Kerstin

    Wer oder was und wie hindert Migranten daran am Wohlstand unserer Gesellschaft ‚(materiellen und kulturellen Wohlstand, Bildung, Arbeitsplätze)‘ teilzuhaben? Natürlich gibt es ‚unterschiedliche Voraussetzungen‘ bei der Einschulung. Was immer Sie damit meinen. Wer hat warum Angst? Wer schürt Ängste? Womit?

    Wer schreibt Ihnen vor was Sie zu denken haben?

    Ehrlich? Ich weiß nun immer noch nicht was Sie meinen mit:‚den Betroffenen und die Gruppen dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Dafür ist mehr nötig als pauschale Urteile bzw. Vorurteile.”

    Auch pauschale Urteile bzw. Vorurteile – gegen was und wen denn nun? Konkret.

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    @derblondehans: „den Betroffenen und die Gruppen dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Dafür ist mehr nötig als pauschale Urteile bzw. Vorurteile.“

    Gruppen und Betroffene da abzuholen, wo sie gerade stehen, bedeutet für mich eine kritische Analyse der Lebensbedingungen der Bevölkerung. Dabei geht es für mich nicht um eine Einteilung in Gruppen im Sinn von Migranten und Einheimischen, sondern um die Lebensumstände, die ein Teil der Bevölkerung daran hindert am Wohlstand der Gesellschaft (materiellen und kulturellen Wohlstand, Bildung, Arbeitsplätze) teilzuhaben. Bereits Schüler haben sehr unterschiedliche Voraussetzungen bei der Einschulung, auch dabei geht es nicht nur um die Beherrschung der deutsche Sprache.

    Für mich ist die Suche nach Sündenböcken genauso falsch, wie die Suche nach Lösungen in einer idyllischen Vergangenheit oder idealisierten Zukunft. Wir Menschen leben heute und jetzt. Die sich schnell wandelnde Moderne erfordert viel Flexibilität vom Einzelnen. Angst und das Schüren von Ängsten untergraben die Fähigkeit zu Loslösung (Veränderung).

    „Das Gleichgewicht zwischen Loslösung und Einbindung ist ein wesentlicher Aspekt der individuellen Lebensweise und bestimmt, wer man ist und was man tut.“ Marcia Pally: Lob der Kritik

    Ich will mir nicht noch einmal vorschreiben lassen, was ich zu denken habe.

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    @derblondehans: „Vielleicht derart, dass ein ‘Lebensentwurf’ persönlich ist und niemanden berechtigt ist diesen zu beurteilen. Verurteilen schon gar nicht.“

    Stimmt! Freiheit habe ich erst gewonnen, als ich mich von wohlmeinender Einmischung frei machte. Ganz so frei sind Lebensentwürfe dann doch nicht. Gut, ich kann entscheiden, ob ich heirate, Kinder bekomme, wo ich wohne oder mir eine berufliche Entwicklung wichtiger erscheint. Spätestens mit der Entscheidung Kinder sind Lebensentwürfe eingeschränkt. Ich kann nicht einfach nach München ziehen, weil meine beruflichen Chancen dort größer wären. So darf ich meine Lebensplanung an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Natürlich kann ich mich völlig loslösen (Rabenmutter in der Diskussion), auch eine mögliche Entscheidung.

    „Einzig die politische ‘Konfiguration’ hat sich aus bekannten Gründen unterschieden.“

    Stimmt nicht! Die Konfiguration strahlt auf die Bevölkerung ab, diese verweigert sich durch Passivität, Rückzug und Resignation oder sucht einen anderen Ausweg, z. B. Flucht.

    Ich verurteile anderer Lebensplanung nicht, finde sie eher spannend. Aus einer Gesellschaft kommend, in der Vieles vorbestimmt und unabänderlich schien, bin ich sehr interessiert. Dabei gibt es in einer Gesellschaft noch den Gesellschaftsvertrag, das bedeutet auch eine Verpflichtung des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft.

    „Gleiches gilt auch für Sie und alle anderen – anderen gegenüber.“

    Was habe ich geschrieben? Habe ich den Bildungsbürger oder Leistungserbringer getroffen? Ich finde Bildung und Leistung sehr wichtig für die moderne Gesellschaft, nicht jeder kann sie gleichermaßen erbringen. Neidisch bin ich nicht, eher besorgt über den Zustand Deutschlands. Mir ging es um Schaumschlägereien, die knapp an der Lüge vorbeischrammen.

    Antwort auf die beiden anderen Fragen folgt.

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    @Alan Posener

    Diese Neigung zum Streit um Wörter und Begriffe (und um die bei „Faust“ vom Schüler an Mephisto gestellte Fragte, ob denn beim Wort überhaupt ein Begriff sein müsse), ist vermutlich eine Folge der Prägung des deutschen Denkens durch den unseligen Platon;

    Ich weiß was ihnen vorschwebt. Auch in der mit Raten geführten Debatte um den Begriff „Islamophobie“ hatten sie den gleichen Einwand. Ich glaub damals ging es um die Konferenz in Berlin zum Vergleich von Islamophobie und Antisemitismus. Die bei Achgut hatten ja echt Fußpilz deswegen bekommen. Ihre zwei (oder waren es mehr?) Texte hab ich noch in Erinnerung.

    in den angelsächsischen Ländern ist spätestens seit Duns Scotus klar, dass Wörter halt nur Wörter sind, und dass ihnen nicht jene magischen Qualitäten zur Beschreibung irgendeiner real existierenden „Essenz“ oder Wesenheit innewohnen, die ihnen der Idealismus andichtet

    Etwas was in Deutschland alle Lager miteinander verbindet. Ob es nun die üblichen verquasten (schw)-adornitischen Szene-Sprechs der Antideutschen/Post-Antideutschen sind oder die ihrer Gegner. (Und selbstkritische muss ich auch zugegen, bei uns Muslimen auch). Man hat oft den Eindruck es fliest Sprachmagie in den Adern und kein Blut. Es ist so als würde das bloße Aussprechen oder Schreiben die Realität erschaffen oder sie vernichten.
    Noch bescheuerter ist es dann, dass sich die Leute dann auch über ihr Tun definieren und so zu ihren Identitäten kommen. Das weitere Sprachspiel dient dann nur noch der Distinktion und schon längst nicht mehr nur der Vermittlung oder Kommunikation.

    Der in der sozialdemokratischen Bildungsarbeit aktive Johannes Kandel, ein bekennender evangelischer Christ, der seine Parteigenossen gern durch seine zur Schau gestellte Islam-Kritik provoziert, und der ein übrigens auf weite Strecken sehr unaufgeregtes und informatives Buch über den Islamismus in Deutschland vorgelegt hat, fühlte sich nach Friedrichs Bemerkungen und den Streit darüber bemüßigt, in einem fünfseitigen Positionspapier der Frage des islamischen Einflusses auf die europäische und deutsche Kultur nachzugehen.

    Exkurs: Patrick Bahners hat darüber eine Rezi verfasst. Ich werde es demnächst auch lesen. Mal sehen was dran ist.

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    @Kerstin

    .. ich kann mit dem was Sie schreiben immer noch nix anfangen. Was meinen Sie damit Betroffene und die Gruppen dort abzuholen, wo sie gerade stehen – konkret?

    Ihre Einschätzung Ost-West (für Deutschland), teile ich nicht. Auf beiden Seiten wurde und wird mit Wasser gekocht. Einzig die politische ‚Konfiguration‘ hat sich aus bekannten Gründen unterschieden. Damit müssen Sie allerdings allein zurecht kommen. Vielleicht derart, dass ein ‚Lebensentwurf‘ persönlich ist und niemanden berechtigt ist diesen zu beurteilen. Verurteilen schon gar nicht.

    Gleiches gilt auch für Sie und alle anderen – anderen gegenüber. Einzig das Gesetz, welches sich eine Gemeinschaft in freier Selbstbestimmung gibt – gilt. Alles andere ist Tyrannei.

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    @ derblondehans

    Die sind vom Mars, wir von der Venus.

    By the way, gäbe es hier noch genügend Männer, die man in den Krieg schicken könnte?

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    @derblondehans: Also ich versuche eine Erklärung. Für mich war die Diskussion um den Islam und die Vermischung mit Intelligenztheorien und Genetik sehr problematisch. Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, hatte ich große Probleme mit meiner deutschen Identität. Ich bin zwar 20 Jahre nach Kriegsende geboren und kannte die Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit nicht aus eigener Erfahrung sondern nur aus der Konservendose, familiären Berichten und eben der Schule. Über meine Klassenfahrt nach Krakau 1979 habe ich schon geschrieben. Roland Ziegler hatte Recht als er bemerkte, dass es niemanden gab, der mir Sicherheit geben konnte.

    Nach der Deutschen Einheit habe ich als Ostdeutsche auch erleben dürfen, dass man im Westen ganz konkrete Vorstellung darüber hat, wie der Mensch zu funktionieren hat. Pauschalurteile auf eine Gruppe sind schnell ausgesprochen. Die Sozialisation im Osten war eine ganz andere als im Westen. Wenn heute Plagiatsvorwürfe laut werden, kann ich nur lachen. Das Aufschneiden, der Titelkult, das übersteigerte Selbstbewusstsein, überhöhte Anforderungen in Stellenanzeigen und überhöhte Lebensläufe fördern diese Erscheinungen. Der Mensch ist Werbeobjekt im Kampf um Arbeitsplätze. Beliebter Arbeitgebersatz: Qualifikation wird vorausgesetzt, sie müssen nur zu uns passen.

    Ist der Mensch nur dann zu akzeptieren, wenn er sich vollständig anpasst? Wo bleibt das Individuum?

    Seit Jahrzehnten sind die Probleme um die türkischen Mitbürger bekannt. Plötzlich wird alles am Islam festgemacht. Die Diskussion geht dabei völlig an den Ursachen (Tradition, Konzentration in Stadtteilen, Arbeitslosigkeit) vorbei.

    So einfach lassen sich aber Sozialisation und Gewohnheiten nicht abstreifen. Da gibt es immer einen Kampf zwischen Loslösung und Einbindung. Die Einbindung kann in der Familie, dem Staat, der Religionsgemeinschaft usw. erfolgen, sie schafft gerade in Situationen der Angst und des Umbruches vermeintliche Sicherheit.

    In Siegermentalität der Bildungsbürger und Leistungserbringer wird auch über die sogenannte Unterschicht diskutiert. Einmal aller Chancen beraubt, kann sie sich in ihr Schicksal ergeben. Dem Sieger bleiben dann nur der Spott (Siehe Fernsehen) und die Kosten.

    Angenommen sein, bedeutet nicht, dass man keine Forderungen an die Betroffenen stellen darf. Im Gegenteil der Betroffene muss wissen, was von ihm erwartet wird und wie er es erreichen kann. Angenommen sein, heißt aber auch, den Betroffenen und die Gruppen dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Dafür ist mehr nötig als pauschale Urteile bzw. Vorurteile.

    Alt 68 er: Wir haben viel mehr zu bieten, wir müssen uns nur darauf besinnen, dies ist natürlich schwer im täglichen Medienrummel.

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    @ Alan Posnener

    Zwar bin ich im Augenblick ziemlich absorbiert und kann die Diskussion nicht angemessen verfolgen, aber irgendwie scheint mir Ihr Text doch ziemlich, sagen wir: umständlich – von hinten durch die Brust ins Auge des Integrationsproblems zu zielen.

    Aber, O.K., wenn es dabei um Sprachkritik gehen soll: Sie sprechen gegen Ende Ihres Textes mehrfach von „müssen“ – wer ist die „Institution“, die die zugehörigen Forderungn stellt? Oder anders gefragt: Warum „übersetzen“ bzw. erweitern Sie Ihr Imperiums- bzw. Europa-Buch nicht „einfach“ im Hinbhlick auf das Integrationsproblem (statt derart umständlich listige Wege zu gehen)? Hegemonie wäre vielleicht ein Stichwort. Und Gramsci.

  10. avatar

    @ Kerstin

    Die Identitätsschwachen begrüssen die Identitätsstarken und nehmen sie voll an?

    Was haben wir für die „Integration“ anzubieten? den letzten Menschen, wie derblondehans meint, „neiderfüllte Internationalsozialisten, pädophile Kinderbefreier, repressive Freiheitsfreunde, kulturlose Multikultis, etc.“ oder die liebenswürdigste Gesellschaft seit Erschaffung der Welt mit Minirock, Rockmusik, Massenkultur, freiem Sex und Metrosexualität, gierigem Kapitalismus, gierigem Konsum und totaler Kritik, mit Toleranz für die Burka, die Alan Posener „heilig“ sind, dolce vita im „Freizeitpark Deutschland“, wie Helmut Kohl befürchtete, oder die Merkelsche Arbeitsgesellschaft als besondere Attraktion für südländische Faulpelze?

  11. avatar

    @Kerstin, Sie schreiben: In diesem Sinn stimme ich Ihnen voll zu. Wie soll sich eine Gruppe integrieren, wenn sie sich nicht angenommen fühlt.

    Können Sie erläutern, was Sie damit meinen?

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    „Diskussionen um Wörter sind Mumpitz. Identitätsfragen und Fragen der Geschichtspolitik dürfen nicht als Mittel des Ausschlusses ganzer Bevölkerungsgruppen missbraucht werden.“

    In diesem Sinn stimme ich Ihnen voll zu. Wie soll sich eine Gruppe integrieren, wenn sie sich nicht angenommen fühlt. Dabei ist es völlig unerheblich, wie lange die Menschen dieser Gruppe bereits in Deutschland leben. Für das Heute und jetzt in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft brauchen wir Grundsätze des Zusammenlebens.

    So gut wie Herr Yascha Mounk konnte meine Haltung zum Verhältnis von Staat und Religion und mein Gefühl der Phrasendrescherei in der Politik nicht ausdrücken.
    http://www.n24.de/news/newsitem_6714432.html

    Das Fach Ethik halte ich für sehr wichtig, um eben doch ein interkulturelles und interreligiöses Kennenlernen zu ermöglichen. Gehört der Religionsunterricht nicht in die Sonntagsschule? Dann wäre das Problem Islamunterricht in den Schulen auch gelöst. Dafür müsste dann aber auch das Misstrauen gegen den Islamunterricht in den Moscheen ausgeräumt werden. Inwiefern ist es überhaupt berechtigt?

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    Rita E. Groda: Jetzt habt Ihr womöglich eine Weile Ruhe vor mir.

    Hmmm … vorpfingstliche Fastenzeit, sozusagen. Damit das Zungenreden – Diskussionen um Wörter sind Mumpitz – dann umso gewaltiger über uns komme?

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    Lieber APO: Mal wieder gut gemacht! Leide schon jetzt, in vorauseilendem Schmerz, daß ich Ihnen die nächsten 4 Wochen abhanden komme.

    Die Aussenfassade unserer Hütte wird renoviert, und mehr.
    Die Fassade wird Maigrün und Flieder. Keine Ahnung,welche Assoziationen Sie bei dieser Farbwahl haben, aber unsere Nachbarn bekommen hoffentlich keinen Augenkrebs.

    Liebe Kerstin, KJN, EJ, Alt 68 er, uns Christian: Jetzt habt Ihr womöglich eine Weile Ruhe vor mir. Aber, nur vielleicht.

    LG Eure Rita E.

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    Als Frau Merkel in Basta-Mentalität mitteilte, dass „Multikulti tot“ (absolut gescheitert) und wer das christliche Menschenbild nicht akzeptiert, „fehl am Platz“ ist, war ich einfach nur sprachlos. Was bedeutet das eigentlich (christliche Menschenbild, akzeptiert)? Dies auch noch im Rahmen einer Islamdiskussion.

    Zum Glück gab es auch diese Wortmeldung, die das Menschenbild beschreibt, das sich aus dem Grundgesetz ergibt.

    http://www.freitag.de/communit.....akzeptiert

    Die Kirchen und ihre Mitglieder haben in der DDR eine große Rolle beim Schutz des Einzelnen, im sozialen Leben und vor und während der Wende gespielt. Das erkenne ich gern an.

    In der Politik geht es zu wie in der Werbung, wo die extra Portion Milch oder Vitamine betont und der Zucker (schädlich) verschwiegen wird. Am Ende kommt nur der Slogan an. Werbung wie Politik haben inzwischen etwas gemeinsam, man wendet sich einfach ab. Soll das so sein und kann eine Demokratie damit leben?

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    @ derblondehans

    in Ihrem letzten Kommentar haben Sie eine bärenstarke kontradepressive Rüstung angezogen.

    Sind Sie immer so munter?

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    @ derblondehans

    Mich interessiert immer auch die gute, alte Frage:
    Qui parle?

    Sehen Sie mir nach, dass ich Sie mit Guttenberg foppen wollte.

  18. avatar

    und wenn notre cher Apo hier schon Potter Stewart hier zitiert, dann doch bitte vollstaendig:

    >To the general public, Stewart may be best known for a quotation, or a fragment thereof, from his opinion in the obscenity case of Jacobellis v. Ohio (1964). Stewart wrote in his short concurrence that „hard-core pornography“ was hard to define, but that „I know it when I see it.“[11] Usually dropped from the quote is the remainder of that sentence, „and the motion picture involved in this case is not that.“ Justice Stewart went on to defend the movie in question against further censorship. One noted commentator opined that: „This observation summarizes Stewart’s judicial philosophy: particularistic, intuitive, and pragmatic.“[11] Justice Stewart later recanted this view in Miller v. California, in which he accepted that his prior view was simply untenable.<

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    Zivilisationsrueckstand

    gab es den nicht bereits von 1933 bis 1945 ?

    Und ob es „Mumpitz “ (hokum ? ) ist ??

    Da faellt mir nur Klemperer und seine LTI ein.

  20. avatar

    @ Alt 68 er

    Ich verstehe Ihren Hinweis nicht. Ich habe doch eindeutig den Orientalisten Hubert Renner als Quelle angegeben?

    Ich bin doch kein Doktor der ‚BRD‘. 😉

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    Nur das, wofür ein Mensch ein Wort hat, ist für diesen Menschen wirklich existent. Das hat nichts mit Wortgläubigkeit zu tun, sondern ist eine schlichte Tatsache. Auch die Wissenschschaft ist ein Streit um Worte. Sogar die Physik: Was ist Energie, was ist Materie. Jeder neue Gedanke verändert die Bedeutung von Wörtern. Ein Gedanke, der die Bedeutung keines Wortes verändert, ist nicht neu. Wer um Worte streitet, streitet um Überzeugungen und umgekehrt. Fazit: Wer nicht um Worte streitet, ist ein Sack voll Kartoffeln.

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    @ derblondehans

    Nachtrag:

    „Dieser Weltstaat mit der zugehörigen Welteinheitsreligion wird heute von allen betrieben, die im nachchristlichen und postheroischen Abendland etwas zu sagen haben, von allen nutznießenden und nützlichen Idioten(…)Der „Dialog der abrahamitischen Religionen“ ist einer der Lieblingsbegriffe ihrer Verdunkelungs- und Verdummungssemantik, durch die Euthanasie von Christentum, Judentum und Islam soll der Kern der Welteinheitsreligion entstehen, dem sich dann später Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus werden anschließen dürfen.“

    Quelle: http://www.kybeline.com/2011/0.....stuttgart/

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    @Apo

    Selbstverständlich fundamental. Was sonst? (Wobei der Vergleich mit den Mohammedaner Unsinn ist.)

    Wohltuend anders eben als da sind: neiderfüllte Internationalsozialisten, pädophile Kinderbefreier, repressive Freiheitsfreunde, kulturlose Multikultis, feige Pazifisten, gleichgültige Toleranzapostel, uniforme Individualisten, geistlose Freigeister, ungläubige Interreligiöse, gierige Umverteilungsgerechte, konsumistische Ökologisten, zeitgeistkonforme Frömmler, demente Vernunftgläubige, gedankenlose Freidenker, vorkonfektionierte Nonkonformisten, realitätsverweigernde Intellektuelle, verstandfreie Allesversteher, unmündige Emanzipierer, zuchtlose Erzieher, unverständige Völkerverständiger, kritische Papageien, antifaschistische Sturmabteilungsmänner, aufgeklärte Obskurantisten, gläubige Religionshasser, fröhliche Roboter, glückliche Sklaven und überhaupt alle letzten Menschen.
    Fundamental steht für: bedeutend, bestimmend, einschneidend, elementar, entscheidend, grundlegend, prinzipiell, wichtig, maßgebend, maßgeblich, von Grund auf, absolut, ausschlaggebend, schwerwiegend, vital

    Nietzsche tut weh. Besonders für die Nietzsche-Gläubigen. Das war mir klar.

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    An der Stellungnahme von Wulff war vor allem ärgerlich, dass er die Konfessionlosen nicht erwähnt hat, obwohl diese ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Auch der Atheismus gehört zu Deutschland.

  25. avatar

    1. Zwischen dem Bestehen auf begriffliche Schärfe und der Kritik an solchen Wortklaubereien wie von Friedrich oder Gössmann besteht kein Widerspruch.
    2. Mit Nietzsche das Christentum gegen Kant verteidigen, wie es der blonde Hans tut, ist Augenwischerei. Nietzsche verachtete ja das Christentum. Jedenfalls ist unser Blonde mit seiner rein funktionalistischen Auffassung der Religion (sie ist nötig, weil der Mensch von Natur aus böse ist) näher bei manchen islamischen Fundamentalisten als ihm selbst vermutlich klar ist.

  26. avatar

    Daß immer wieder um Begriffe gestritten wird (was ist so schlimm daran?), zeigt doch nur, daß nicht Worte die Welt definieren, sondern nur versuchen, sie zu fassen.
    Diese Erkenntnis scheint mir aber nicht gerade neu zu sein, wenn das (@Alan Posener) schon „abgeklärt“ sein soll..

    @derblondehans
    Man kann Ihnen ja alles mögliche vorwerfen, aber nicht, daß Sie nix drauf hätten – meine aufrichtige Bewunderung. Mit Ihnen wird die katholische Kirche niemals untergehen!!

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    @Alan Posener: Die deutsche Wortgläubigkeit wäre demnach Ausdruck eines Zivilisationsrückstands.

    Sie! Mann! Wollen Sie sich einen Feind machen?

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    Wunnabar, Herr Posener, Sie haben verstanden! Und weil ich mich jeden Tag damit „rumschlagen“ muß, könnte ich Ihre Seiten füllen, mit ähnlichen Beispielen. Im fremden Kulturkreis wird nämlich deutlich, daß nicht das ´Wort` das entscheidende ist, sondern der Gedanke der ´dahinter` steckt. Und der Gedanke, der beruht auf einem ´Bild`. Und ohne dieses Bild zu kennen, kann man das ´Wort`nicht verstehen. (auch beim besten Übersetzer nicht). Und es geht weiter: Das Bild als Mosaikstein,besteht aus einem ganzen Gemälde und dieses Gemälde hängt in einer Galerie,…und es gibt nicht nur eine Galerie, sondern viele…usw. und so fort. Ergo: Das Wort ist nur Ausdruck eines ´Gedankengebäude` – das zudem veränderlich ist und sich durch `Denke` möglichst – täglich – erneuert. Zivilisationsrückstand? …wenn man nicht denkt schon…

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    @ A., Posener: „Die deutsche Wortgläubigkeit wäre demnach Ausdruck eines Zivilisationsrückstands.“

    Diesen Satz würde ich gerne zu folgenden umwandeln und unterschreiben:

    „Die angelsächsische Wortgläubigkeit wäre demnach Ausdruck eines Zivilisationsvorsprungs.“

    Kennen Sie den: „Zu den Sachen selbst!“ Oder den: „Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn!“?

    Oder (ebd.): „Geschrieben steht: „Im Anfang war das Wort!“ Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
    Ich muss es anders übersetzen“

    Typisch deutsch oder typisch angelsächsisch?

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    Früher habe ich immer gesagt, Wörter sind Schall und Rauch, stimmt aber nicht. Die Diskussion um Wörter ist insofern wichtig, dass sich die Gesprächspartner über ihre Inhalte einigen sollten. Dabei sollten Begriffe entideologisiert werden, um nicht sofort eine Konfrontation zu erreichen.

    Was ist der Islam? Islam oder Islamismus? Gehört der Muslim dazu, weil er eben anwesend ist? Welche Rolle spielt er in der Gesellschaft? Wie sieht die Gesellschaft überhaupt aus? Was verstehen wir unter Demokratie? Welche Inhalte des Christentums sind denn unsere Grundlagen? Welche Rolle spielt die Aufklärung heute? Wie soll die Gesellschaft in Zukunft aussehen? Braucht eine Demokratie eine Leitkultur?

    Schlagwortdiskussionen sind überflüssig und oft ausgrenzend. Verwenden Diskutanten gleiche Wörter für unterschiedliche Inhalte gibt es rasch nichts mehr zu besprechen, Missverständnisse sind vorprogrammiert. Genauso ist es mit Wörtern, die während des Nationalsozialismus oder Kommunismus für Propagandazwecke benutzt und dadurch kompromittiert wurden.

    Kürzlich musste ich die Wörter neocons, liberale Falken und Stamokap nachsehen. Begriffe sind schnell verwendet, ob immer richtig ist eine andere Sache.

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    Don Camillo: Dass die magische Qualität des Worts auch in anderen Kulturen gegeben ist, fiel mir bei meinen Begegnungen mit Arabern auf. Oft schienen meine Gesprächspartner geradezu unfähig, einmal Gesagtes im Lichte einer Diskussion zu relativieren, selbst wenn es klar war, dass die Tatsachen eine andere Sprache sprachen. Dann wurde etwea gesagt: „Ach, DAS haben Sie gemeint! Ja, wenn Sie DAS klar gesagt hätten, dann hätten wir gesagt, dass …“ (folgt das Gegenteil vom soeben Gesagten). Bei Franzosen hat man das Gefühl, dass derjenige, der am besten formuliert, auch recht hat. Möglicherweise ist die von mir als typisch angelsächsisch apostrophierte Neigung, die Sprache nur als Verständigungsmittel zu betrachten, deren Konstrukte keine eigenständige Existenz jenseits des von ihnen mehr schlecht als recht Bezeichneten besitzen, nur auf einer sehr abgeklärten Zivilisationsstufe möglich. Die deutsche Wortgläubigkeit wäre demnach Ausdruck eines Zivilisationsrückstands. Möglich ist das schon.

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    Streit um Wörter mag Mumpitz sein, Genauigkeit nicht. Wie kommt Charlie Chaplin in diese Reihe? Jude honoris causa oder weil die Nazis ihn für einen hielten?

    „Rumoren andere Dinge im Hinterkopf“, wie Don Camillo fragt? Sie scheinen es Herrn Gössmann zu verübeln, dass er nicht explizit das Judentum als Fundament unserer Leidkultur (hier stimme ich Herrn Broder explizit zu) nennt. Aber ist es nicht implizit als Pudels Kern im Christentum enthalten?

    Don Camillo schließe ich mich mit verzagter Hoffnung an, dass wir in unserer Matrix vielleicht noch merken, dass es dringlichere challenges gibt.

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    ….Nachtrag: in den angelsächsischen Ländern gäbe es keinen Streit um Wörter, sagen Sie? Die ehrwürdige angelsächische Tradition der analytischen Philosophie (Locke, Berkley, Hume, Frege, Russell, Wittgenstein, Quine, Strawson…) ist ein einziger Steit um Wörter bzw. Worte.

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    Ich streite mich gern um Wörter; man kann Schlimmeres machen. Auch Mumpitz schreckt mich nicht. Ich glaube, dass ein Großteil der aufgeregten Diskussionen bei näherer Betrachtung aufgeblasene Scheingefechte sind, denen man die Luft rauslassen könnte, wenn man sich eingehender mit den Grundlagen – den Wörtern – beschäftigen würde. Wenn man sich über die Bedeutungen der Begriffe verständigen würde. Tut man aber nicht, weil Wörter so gering geschätzt werden. Das ist so ähnlich wie wenn man Häuser baut, sich nicht für die Qualität der Materialien interessiert und sich wundert, warum die regelmäßig zusammenkrachen.

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    Na klar, weil die Deutschen, neben anderen Europäern, stumpfsinnige Germanen sind, brauchen sie unbedingt ‚intelente‘ Zuwanderung.

    Ich meine, das Ihre Meinung und auch die des nicht vom Deutschen Volk gewählten Bundespräsidenten 3.Wahl [sic!]: das der der Islam jetzt und in Zukunft erst recht zu Deutschland gehört – nicht mehr als Ihre Meinung ist. Das dürfen Sie lt. ‚BRD‘-GG auch meinen.

    Zu Aufklärungsgeschwurbel (und Religion) in Ihrem Kommentar zitiere ich auszugsweise den Orientalisten Hubert Renner:

    Schon Rousseau betont im Contrat social 4.8 die Notwendigkeit der Religion bei der Begründung eines jeden Staates und fordert daher im weiteren den Aufbau einer Zivilreligion, der jedermann vorbehaltlos („sans réserve“) zustimmen muß, der nicht außerhalb des Gesetzes („hors de la loi“) stehen will.

    Zugunsten dieser muß vor allem die katholische Kirche als ihr stärkster Opponent vernichtet werden.

    Umfassend philosophisch begründet wird die neue Weltordnung und Weltreligion durch Immanuel Kant. In Der Streit der Facultäten, Von Religionssecten führt er aus:

    ‚… Die Euthanasie des Judenthums ist die reine moralische Religion mit Verlassung aller alten Satzungslehren, deren einige doch im Christenthum (als messianischen Glauben) noch zurück behalten bleiben müssen: welcher Sectenunterschied endlich doch auch verschwinden muß und so das, was man als den Beschluß des großen Drama des Religionswechsels auf Erden nennt, (die Wiederbringung aller Dinge) wenigstens im Geiste herbeiführt, da nur ein Hirt und eine Heerde stattfindet.‘

    Hier finden wir die Euthanasie aller Religionen zugunsten einer vergotteten Vernunftmoral, einem einheitlichen umfassenden Weltethos. Die Möglichkeit und Wünschbarkeit von Weltfrieden und Weltstaat wird andernorts mit der ‚Tendenz der Menschheit zum Guten‘ begründet, deren empirischer Nachweis durch den Blick auf das Frankreich von 1789 erbracht wird: ‚das ist die Revolution.

    Nietzsche entlarvt Kant hier sehr treffend einen ‚Nihilist[en] mit christlich-dogmatischen Eingeweiden‘, seine Philosophie beschreibt er als ‚das Recept zur décadence, selbst zum Idiotismus (herrlich – meine Anmerkung) und prophezeit:

    ‚Sobald aber Kant anfangen sollte, eine populäre Wirkung auszuüben, so werden wir diese in der Form eines zernagenden und zerbröckelnden Skepticismus und Relativismus gewahr werden‘.

    Kants Vision vom irdischen Paradies gibt er in seiner genialen Vision vom letzten, dem augenzwinkernden Menschen in Zarathustra 5 der Lächerlichkeit preis:

    ‚Kein Hirt und Eine Heerde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in’s Irrenhaus.‘ *LOL* (mein lautes Lachen)

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    „Ja, weil der Islam jetzt und in Zukunft erst recht zu Deutschland gehört, ob mir das gefällt oder nicht.“

    Übrigens auch der islamische Terrorismus.

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    An meinen Worten ist garantiert nicht Platon schuld, Den habe ich persönlich nicht mehr gekannt. Aber ich bitte zu bedenken, daß knapp die Hälfte der Menschheit nicht lesen und schreiben kann, darunter auch ein paar Muslime. Die Weitergabe des Wortes damit eine ganz andere Schiene hat. Somit auch das Wort selbst. Die „Wortspalterei“ zumindest null-komma-null Rolle spielt. – Keine deutsche Errungenschaft, keineswegs, gibts auch in anderen Kulturen. Jedoch, wenn ca. 2,7 Millarden Menschen (fast die Hälfte der Menschheit) auf dieser Kugel weniger als zwei US-Dollar täglich zum Verbrauch zur Verfügung steht, scheinen wir entweder keine anderen Probleme zu haben oder es rumoren andere Dinge im Hinterkopf, die ich so nicht verstehen kann.

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