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Mit dem Glücksindikator gegen die Krise: Be happy, not rich?

Großbritanniens Premierminister Davil Cameron will das Glück seiner Bürger messen lassen. Ab April 2011 soll das nationale Statistikamt Daten zur Lebensqualität der Briten bekanntgeben. Er ist damit schon der zweite Regierungschef in Europa, der Zufriedenheit der Bürger statt Zuwachs des Bruttosozialproduktes in den Vordergrund seines Tuns stellt. Auch der französische Präsident Nicholas Sarkozy beschäftigte vor einigen Jahren mehrere Trupps von Experten, um einen Glücksindex entwickeln zu lassen. Sollte das das neue Motto Europas sein: Be happy, not rich?

In der Tat misst der gängige Index Bruttosozialprodukt die Zunahme aller bezahlten Güter und Dienstleistungen. Ein Chemieunfall beispielsweise steigert das Bruttosozialprodukt, auch wenn dadurch großer ökologischer und sonstiger Schaden entsteht.  Wenn sich Väter hingegen um ihre Kinder kümmern und von Vollzeit auf Elternzeit reduzieren, sinkt das Bruttosozialprodukt, weil diese Arbeitnehmer weniger Einkommen erwirtschaften. Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass das Bruttosozialprodukt ein schwieriger Gradmesser für den Fortschritt und die Modernität einer Gesellschaft ist.

Doch dafür war dieser Index auch niemals gedacht. Er soll einfach die Summe der bezahlten Wirtschaftstätigkeiten eines Staates anzeigen. Die Frage der Lebensqualität der dortigen Bürger ist eine ganz andere.  Insofern kann es Sinn machen, hierfür Kennzahlen entwickeln zu lassen. Die Sarkozy-Experten sind allerdings nicht sehr weit gekommen, zu umstritten waren alle vorgeschlagenen Gradmesser.

Es bleibt nun abzuwarten, wie erfolgreich Camerons Statistiker sein werden. Als Ergänzung zum traditionellen  Bruttosozialprodukt kann der Glücksindikator interessante Erkenntnisse liefern. Problematisch aber wird es, sollte er als Rechtfertigung für schlechte Wachstumszahlen eingesetzt werden nach dem Motto: „Wir wachsen zwar nicht mehr, aber dafür sind wir glücklich.“

Das wäre der schnellste Weg in den Niedergang einer jeden Volkswirtschaft.

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3 Gedanken zu “Mit dem Glücksindikator gegen die Krise: Be happy, not rich?;”

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    Gluecksgefuehl durch Musik,- fuer Haeftlinge in Gefaengnissen – in Venezuela: Wer Talent zur Musik hat wird als Musiker ausgebildet! Nach drei Monaten bieten die Haeftlinge schon Konzerte des „Strafanstalt-Symphony-Orchester“ – auch von Beethoven und Vivaldi, aber besonders das „tropische Genre“ – sehe youtube „Orquesta Sinfonica Penitenciaria Chamambo“.

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    Margarethe Heckel schrieb: Problematisch aber wird es, sollte er als Rechtfertigung für schlechte Wachstumszahlen eingesetzt werden nach dem Motto: “Wir wachsen zwar nicht mehr, aber dafür sind wir glücklich.”

    Das wäre der schnellste Weg in den Niedergang einer jeden Volkswirtschaft.

    Hat nicht das durch massive Staatsverschuldung getriebene Wachstum in den USA die gegenwärtige Wirtschaftskrise provoziert? Sind wir wirklich zum Wachstum verdammt und müssen auf Teufel komm raus herummurksen, sodaß die Volkswirtschaft wächst? Oder sollte man anstatt Wachstum nicht gesellschaftliche Entwicklung setzen?

    Eine Gesundschrumpfung kann ja auch heilsam sein und muß nicht zum Untergang führen. Bei vielen Unternehmen war das die Maßnahme, die das Überleben sichergestellt hat. Eine Gesundschrumpfung ermöglicht auch neuen Raum für neues Wachstum.

    Und was nützt ein Wachstum, wenn es die Menschen ins Unglück stürzt (siehe ebenfalls Staatsdefizit und Finanzkrise USA)?

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    It’s yesterday’s news: das tun die Skandinaven schon lange, wie eine Studie der Deutschen Bank vor 3 Jahren belegte; siehe hier:

    The happy variety of capitalism: Australia, Switzerland, Canada, the UK, the
    US, Denmark, Sweden, Norway and the Netherlands as well as (to a lesser
    degree) Finland and New Zealand have organised society and institutions in such
    a way that they provide the conditions that are important for human happiness.

    The less happy variety of capitalism: Germany, Spain, France, Belgium and
    Austria trail behind the happy countries on a number of societal and economic
    counts, and their populations are less happy.

    http://www.dbresearch.de/PROD/.....209864.pdf

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