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Krise vorbei, Aufschwung bleibt

Nun freuen wir uns doch einfach einmal: Um 3,7 Prozent und damit so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung wird die deutsche Wirtschaft 2010 wachsen. Auch für die nächsten Jahre sind die wirtschaftlichen Aussichten so gut wie seit langer Zeit nicht mehr. Doch statt einmal durchzuatmen und sich auf Zeiten langfristig sinkender Arbeitslosigkeit einzustellen, mäkeln wir schon wieder: Weite Teile der Bevölkerung würden den Aufschwung gar nicht spüren. Und die Zahl der Leiharbeiter steige wieder. Und die Geringverdiener hätten auch nichts vom Boom. Und. Und. Und.

Tatsächlich ist die strukturelle Lage der deutschen Wirtschaft so gut, dass die Aussichten für die nächsten Jahre sehr positiv sind. Das exportgetriebene Wachstum wird anhalten, denn die Kunden Deutschlands stehen vor Jahrzehnten expansivem Wachstum: China, Indien, Brasilien, Türkei und viele andere Länder Asiens, Lateinamerikas und in Teilen auch Afrikas sind inzwischen Industrieländer oder auf bestem Weg, dazu zu werden. Sie werden der deutschen Exportwirtschaft früher oder später Konkurrenz machen, doch vorerst brauchen sie noch die Ingenieurskunst made in Germany, um ihre eigene Industrie aufzubauen.

Hinzu kommt nun der anziehende Konsum in Deutschland selbst: Wo in der nächsten Zeit Lohnverhandlungen anstehen, werden die Beschäftigten deutliche Zuwächse aushandeln können. Gut verdienende Konzerne wie DaimlerChrysler oder Bosch ziehen Lohnerhöhungen vor und/oder erhöhen die Bonuszahlungen für ihre Mitarbeiter. Auch die Zahl der Beschäftigten ist auf einem Höchststand angelangt, so dass immer mehr Erwerbstätige in die Sozialkassen einzahlen und deren Defizite schrumpfen.

Bleibt die Frage der Leiharbeiter und der Geringverdiener. Bei der ersten Gruppe werden die Gehälter umso schneller nach oben gehen, je gefragter die jeweiligen Berufe sind. Doch wer gering qualifiziert ist, wird es auch in Zukunft schwer haben. Hier liegt das wirkliche Problem des deutschen Arbeitsmarktes in der Zukunft: Wie kann es gelingen, gering Qualifizierte so weiterzubilden, dass sie am Boom teilhaben können? Und noch wichtiger: Wie kann verhindert werden, dass bis zu zehn Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen und so erst gar nicht oder nur sehr schwer ausbildungsfähig sind?

Ein wichtiger Punkt dürfte sein, den vorherrschenden Pessimismus breiter Schichten von Gering Qualifizierten zu brechen: Nichts schadet so sehr wie die Überzeugung, „ohnehin nichts besseres als Hartz-IV“ zu schaffen. Das ist keine Frage des Geldes. Nötig sind Aufsteiger-Karrieren, die den anderen zeigen, dass es gehen kann. Wir brauchen Helden, die es aus Hartz-IV heraus geschafft haben. Das ist der Stoff für Fernsehshows, Zeitungsserien und Anzeigenkampagnen. Wann werden sie zu lesen, zu hören und zu sehen sein?

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8 Gedanken zu “Krise vorbei, Aufschwung bleibt;”

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    Deutschland ist ein reiches Land schon seit langem. In den letzen 40-50 Jahren wachst das Einkommen ständig, und der Wohlstand (sehr breit betrachtet) wird verschiedenen Maßstäben nach einer der höchsten in der Welt.

    Vielleicht sind die Deutschen so pessimistisch weil sie sich noch nicht von den Katastrophen des XX Jahrhunderts befreit haben?

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    Die Krise soll vorbei sein, aber ich glaube das wird noch weiter Finanzielle Schwierigkeiten geben. Der Volk kriegt das am meisten zu spüren. Was meinen Sie was wie noch alles ertragen müssen?

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    Liebe Frau Heckel,
    Ja, angesichts der momentanen Konjunktur ist vorsichtiger Optimismus mehr angesagt, als Jammerei.
    Leider schlagen aber sogar Sie (Jesses Maria und Josef) in die falsche Kerbe.Es sind eher die nicht so fürchterlich Qualifizierten, die jetzteher einen Job bekommen, da bei vorsichtig wachsender Konjunktur auch äußerst vorsichtig eingestellt wird.
    Fragen Sie mal z.B. qualifizierte Akademiker nach ihren derzeitigen Chancen, wie z.B. Architekten, Volkswirte usw, besonders die 35+.
    Was auch Sie nicht erwähnten. Montag wurden die aktuellen Zahlen der Privatinsolvenzen in unserem Land veröffentlicht. Gegenüber August des vorigen Jahres eine Steigerung von beinahe 11%. Als Grund wurde angegeben das überraschende Wirtschaftswachstum. Viele hatten unvorsichtig optimistisch Kredit auf die Zukunft angemeldet.

    Die Medien haben da ganz bestimmt einen großen Anteil daran. Es wäre also angezeigt, daß sich besonders die Presse hier ein wenig zurück hält, und besonders besonnen reagiert – ob es sich um den zukünftigen „Kronprinzen“ Karl Theodor, oder das zukünftige Wirtschaftswachstum handelt!!!!

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    „Ihr Nachbarskinder huetet euch vor dem kleinen Michel: Der schlaegt euch noch alle den Schaedel ein!“ – dass meinte Heinrich Heine 1837. „Deutschland“ wird wieder einmal zu „stark“! Vielleicht sehen das auch die Franzosen und Briten und werden jetzt ihre Verteidigung etwas vereinigen. Ein geopolitischer Akademiker in Moskau erklaerte sogar: „Nach dem Deutschland so schnell die Unabhaengigkeit Kroatiens und Sloweniens erzwungen hatte, haben Frankreich und Britanien die USA aufgefordert die U.S. Truppen weiter in der BRD zu stationieren“. Auch Uebersee hat man den geostrategischen Eifer des neuen Deutschlands beobachtet im der Krise Serbien – Kosovo: Am 4.Nov. bemerkte der Verteidigungsminister Brasiliens ueber die Notwendigkeit solche Probleme wie Serbien – Kosovo von beiden Seiten zu betrachten – und diese Bemerkung wurde dem General a.D. Klaus Naumann und der Konrad Adenauer Stiftung in Rio de Janeiro vorgetragen. Aber das war nur nebenbei, denn DEFESANET berichtet: „Verteidigungsminister Jobim machte einen starken Angriff gegen die weltweite Militaerstrategie der USA und der NATO und bekraeftigte dass weder Brasilien noch Suedamerika es zulassen koennen, dass „sie“ (USA&NATO) sich das Recht anmassen mit den verschiedensten Vorwaenden in jedes Operationstheater einzugreifen“. -Darauf antwortete General Klaus Naumann: „Europa ist der bevorzugte Partner welche die USA fuer ihre Rolle zur Vorherrschaft der Welt brauchen!“ – Der Verteidigungsminister Brasiliens antwortete: „Wir sind nicht Partner der USA fuer die Erhaltung ihrer Rolle in der Welt! Brasilien und der Subkontinent muessen ein Abschreckungssystem errichten welches ihnen erlaubt NEIN zu sagen wenn sie NEIN sagen sollten!“ Minister Jobim lobte dann Frankreich (ein Nachbar in Suedamerika!) und als Denkzettel fuer die deutschen Geostrategen meinte er: „Beziehungen werden jeweils besser jeh weniger es versucht wird mit Mithilfe die Weite der Unabhaengigkeit Brasiliens zu beschraenken!“ (Minister Jobim war vorher schon im Weissen Haus und hat dem National Security Advisor General James Jones und dem Vize-Ausenminister A. Valenzuela die Ablehnung Brasiliens gegen die Ausdehnung der NATO auf den Suedatlantik mitgeteilt.) Also die weltweiten „Nachbarkinder“ haben 2010 schon jetzt wieder „acht“ vor dem kleinen Michel…

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    Sie vergessen leider oder blenden Sie das bewusst aus, dass sich das gesamte Wirtschaftsleben auf mehr als nur dünnem Eis bewegt. Ich denke an die Insolvenzgefahr, die für mehere Staaten, gerade auch in der Euro-Zone besteht und die Inflationsgefahr, die durch die Fed befeuert wird. Ihren Optimismus gönne ich Ihnen, selig …..

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    Klingt doch alles super!

    Daher mein Vorschlag für die „Initiative Neue Marktwirtschaft“: Alle qualifizierten über-45-jährigen anschreiben und mit einem Jobangebot beglücken..
    Und: Großunternehmen vor: Löhne ‚rauf – Initiative Binnenmarkt!
    Kommen Sie Frau Heckel, da sind Sie doch auch für, das ist doch gut!

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