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„Der Spiegel“: Bullshit über Gene

Im Sommerloch geraten wir Journalisten leicht in Panik, und so kann es kommen, dass der „Spiegel“ eine Titelgeschichte der Zerstörung eines Mythos widmet, den es gar nicht gibt, nämlich des Mythos, wir würden einzig und allein von unseren Genen kontrolliert.

Nie haben verantwortliche Wissenschaftler einen solchen Unsinn behauptet; und so kann Spiegel-Autor Jörg Blech auch kein einziges entsprechendes Zitat eines Genforschers anführen. Neulich hat – im „Spiegel“-Interview – Craig Venter wieder einmal entsprechende Fragen der Journalisten zurückgewiesen.

Eher wurde der Mythos der alles bestimmenden Gene von Gegnern der Genforschung und Gentechnik verbreitet, um leichtgläubigen Lesern und Technophoben Angst einzujagen.

Wer ein bestimmtes „Krankheitsgen“ besitze, werde bald keine Versicherung mehr finden; wer es sich leisten könne, werde „Designerbabys“ genetisch modellieren lassen, so dass künftig die Reichen immer klüger und schöner, die armen immer fetter und doofer werden würden. Und so weiter.

Verantwortliche Wissenschaftler (und Journalisten) haben immer betont, erstens, dass die meisten menschlichen Eigenschaften Produkte des Zusammenwirkens mehrerer, vielleicht sogar sehr vieler Gene sind; und zweitens, dass die Auswirkungen einer gewissen genetischen Prädisposition – ob zur Fettsucht oder zur Intelligenz – in starkem Maße von der Umwelt abhängen. Alte Weisheiten wie „man ist, was man isst“, oder „mens sana in corpore sano“ sind nie in Frage gestellt worden.  Der „Spiegel“ führt wieder einmal einen Kampf gegen Windmühlen.

Interessant sind Jörg Blechs Kronzeugen. Der Journalist bezieht sich etwa auf das bereits 1993 – lange vor der Entzifferung des menschlichen Genoms – erschienene Buch von Ruth Hubbard und Elijah Wald,  „Exploding the Gene Myth: How genetic information is produced and manipulated by scientists, physicians, employers, insurance companies, educators, and law enforcers“ – ein, wie der Titel schon sagt, typisches Beispiel verschwörungstheoretischer Wissenschaftskritik. Elijah Wald ist ansonsten nicht als Wissenschaftsjournalist in Erscheinung getreten. Der erfolglose Blues-Musiker ist wohl am ehesten bekannt wegen seines Buchs „How the Beatles Destroyed Rock’n’Roll“. (Immerhin eine interessante These.) Ruth Hubbard, Elijahs Mutter, ist immerhin eine nicht unbedeutende Biochemikerin gewesen, bevor sie sich einem kämpferischen und tendenziell antiwissenschaftlichen Feminismus verschrieb, der genetisch bestimmte Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Verhalten leugnet. Es sind ja diese Zeugen, die behaupten, „die Leute“ würden „den Eindruck gewinnen: die Gene kontrollieren alles.“

Wenn Blechs Artikel überhaupt Neues enthält, dann betrifft das die Art und Weise, wie Umwelteinflüsse das Operieren der Gene in den einzelnen Zellen modifizieren. Dass dies der Fall ist, war längst klar: ansonsten hätte man wohl kaum auf jede Zigarettenpackung eine Warnung vor den schädlichen Einflüssen des Rauchens gedruckt, zu denen ja Krebs gehört: Krebszellen sind ja körpereigene Zellen, deren Gene, um es sehr simpel auszudrücken, verrückt spielen.

Dass überdies die Umwelt, wie in mehreren im „Spiegel“ zitierten Studien nachgewiesen, bei der Entfaltung und noch mehr bei der Unterdrückung angeborener Intelligenz eine entscheidende Rolle spielt, ist auch klar – verdiente aber, in einem anderen Zusammenhang hervorgehoben zu werden, nämlich im Rahmen der immer noch von einer ihre Klassenprivilegien verteidigenden Bürgerschicht dominierten Debatte um Schule und Erziehung.

Was an Jörg Blechs Geschichte besonders ärgert, sind Formulierungen, die – bewusst oder unbewusst – so missverständlich formuliert sind, dass sie als Kritik am Darwinismus ausgelegt werden könnten. So schreibt Blech, „Biologen“ hätten „lange kategorisch ausgeschlossen, dass Erfahrungen Spuren in den Erbanlagen hinterlassen können“. An anderer Stelle: „An immer mehr Beispielen erkennen Forscher, wie die Umwelt dem Erbgut ihren Stempel aufdrückt.“ Oder: „Körperliche Aktivität, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen prägen das Erbgut.“

Das könnte man im Sinne des Lamarckismus dahingehend verstehen, dass etwa Leute, die infolge von Armut und Stress ihre Intelligenz nicht haben entfalten können, oder die infolge einer ungesunden Lebensweise ihre Neigung zur Fettsucht nicht unter Kontrolle bekommen haben, auch ihre „Erbanlagen“ verändern und ein entsprechend verändertes „Erbgut“ weitergeben, also fette und dumme Kinder bekommen. Dass also erworbene Eigenschaften vererbt würden.

Für diesen Befund, der Sozialdarwinisten sehr recht wäre, weil spätestens in der zweiten Generation soziale Unterschiede Ausdruck genetischer Differenzen wären, gibt es, so weit ich weiß, eben keine Hinweise. Die Umwelt „prägt“ nicht das Erbgut, sondern bestimmt zu einem Teil die Ausprägung des Erbguts im Individuum.

Das ist ein großer Unterschied. Wer genetisch eher schmächtig veranlagt ist, sich aber durch Sport und Bodybuilding zu einem Bruce Willis mausert, wird das – leider – nicht an seine Söhne weitergeben. Die müssen von vorn anfangen.

„Spiegel“-Leser wissen mehr, so die Werbung des Magazins. Das aber nur, wenn sie durch Umwelteinflüsse – etwa, indem sie sich aus anderen Quellen informieren – der „Prägung“ durch ihre sensationslüsterne Stammlektüre entgegenwirken.

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34 Gedanken zu “„Der Spiegel“: Bullshit über Gene;”

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    Peter Storck schrieb: Eine epigenetische Evolution würde hingegen auch das Erbgut verändern und in die Darwin’sche Evolutin eingreifen. Für diese These gibt es noch keine wissenschaftlichen Belege.

    Sicher. Wobei vererbte epigenetische Aktivierungsmuster auch Selektionsvorteile durch verbesserte Anpassung bewirken können. Weiter würde es mich sehr wundern, wenn die Mutation und das Überleben einer Mutation ganz unabhängig von der Aktivierung der Gene wäre. Man darf auf die weitere wissenschaftliche Entwicklung gespannt sein ;).

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    @Alan Posener: Dann grüßen Sie Jörg doch bitte herzlich von mir – und fragen ihn, was er von dem Statement auf meiner Website hält. Ich weiß, er hat eine Menge dazu zu sagen.

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    @Dr. Oliver Strebel: Jablonka und Lamb sind ohne Frage herausragende Forscherinnen und ihre Thesen sind äußerst spannend. Dennoch nimmt der Aspekt der epigenetischen Vererbung im Gesamtgebiet Epigenetik einen vergleichsweise kleinen Platz ein. Um den Grund zu nennen, möchte ich Eva Jablonka selbst zitieren: „Die Forscher sind bereit, an eine Lamarck’sche Vererbung zu glauben, aber sträuben sich gegen die Idee, dass eine Lamarck’sche Evolution existiert.“

    Der entscheidende Unterschied: Im Fall der epigenetischen Vererbung (der bei Pflanzen und Einzellern eindeutig belegt, bei vielen Tieren bis zu Säugern recht gut belegt aber umstritten, beim Menschen sehr umstritten und nur indirekt aus epidemiologischen Daten hergeleitet ist) gelangen epigenetisch fixierte Genaktivierungsmuster in die Keimbahn und werden über die Generationsgrenzen hinweg vererbt. Das ist zwar die Vererbung einer erworbenen Eigenschaft, verändert aber nicht das Erbgut selbst. Eine epigenetische Evolution würde hingegen auch das Erbgut verändern und in die Darwin’sche Evolutin eingreifen. Für diese These gibt es noch keine wissenschaftlichen Belege.

    Übrigens: Dass Jablonka sich als Neo-Lamarckistin bezeichnet und von einer Lamarck’schen Evolution schreibt, zeigt, dass nicht nur Journalisten und Buchautoren gut in Marketing sind. Weder war die Idee von der Vrerbung erworbener Eigenschaften der Kern der Lamarck’schen Ideen noch hat Darwin dieser Idee widersprochen. Im Gegenteil hielt er sie in dem Sinn, wie sie die Epigenetik heute belegt, sogar für wahrscheinlich.

    Noch etwas zu Lamarck: Der französische Naturforscher war ein bedeutender Biologe. Er ordnete die Systematik der Wirbellosen und war der Erste, der 1809 – exakt 50 Jahre vor Charles Darwin – ein Evolutionsmodell entwarf. Diese heue abwegig erscheinende „Transformationstheorie“ besagt, dass sich alle Lebewesen auf einer „Stufenleiter“ fortent-wickeln und immer komplexere Erscheinungsbilder annehmen. Der Mensch ist demnach die älteste, der Wurm eine der jüngsten Lebensformen.
    Heute versteht man unter Lamarckismus vor allem die Idee, dass Lebewesen auch erworbene Eigenschaften vererben können – etwa die Giraffe ihren langen Hals, den sie dem ständigen Recken nach Baumwipfeln verdankt. Diese Idee war allerdings nur ein Randaspekt von Lamarcks Theorie. Und sie scheint angesichts der neuesten Erkenntnisse der Epigenetik zumindest nicht ganz verkehrt gewesen zu sein.

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    Hier noch ein Review eine Buches von Eva jablonka:

    http://www.guardian.co.uk/book.....ianreview8

    Zitat aus dem Review: As Eva Jablonka and Marion Lamb are at pains to remind us in this important book, Darwin himself, a naturalist and consummate observer of living organisms, was a pluralist about such mechanisms, even embracing a version of Lamarckism – the inheritance of acquired characteristics

    Bei Diskussionen um komplexe Vorgänge wie der Evolution braucht es mehr als Einwort-Argumantationen aus der Klippschule („Quatsch“). Darwins Pluralismus sollte da Beispiel sein für Tolearnz und Offenheit in Debatten.

    @Peter Spork: Natürlich ist es bedauerlich, wenn man so ein deutschsprachiges Konkurrenzprodukt bekommt. Allerdings denke ich, daß die neuen Sichtweisen der Evolution, wie sie beispielsweise Frau Jablonka darlegt, sehr richtungsweisend für das menschliche Selbstbild sind: Weg vom Fatalismus der angeborenen schlechten Gene, der leider in der Gesellschaft weit verbreitet ist, und hin zu einer bewussten, engagierten und lebenslangen Weiterentwicklung der eigenen Person. Dieser gesellschaftliche Wandel braucht sicher mehr als 2 Bücher ;).

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    Lieber Herr Posener,

    zunächst möchte ich mich für Ihren kritischen Beitrag bedanken. Auch ich habe mich über die Spiegel-Titelgeschichte geärgert, wenngleich aus anderem Grund. Ich bin Autor des ersten populärwissenschaftlichen Buchs über Epigenetik, das unter dem Titel „Der zweite Code“ bereits vor einem Jahr bei Rowohlt erschienen ist – und vermute insofern ein ganz anderes Motiv hinter dem Timing der Spiegel-Veröffentlichung als das Sommerloch: das gleichzeitige Erscheinen von Jörg Blechs neuestem Buch. (Was ich davon halte, können Sie gerne hier lesen: http://www.peter-spork.de .)

    Was Jörg Blech – den ich durchaus schätze und der, wie er mir glaubhaft versicherte, unabhängig von mir auf die Idee gekommen ist, ein Buch über Epigenetik zu schreiben – im Spiegel verkündet, ist also alles andere als neu – aber es ist kein „Bullshit“. Dass die stark überspitzte These vom Mythos allmächtiger Gene zunächst aufgebaut und dann zerstört wird, ist pures Marketing, da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Aber dass die Erkenntnisse der Epigenetik nicht revolutionär sind, dass sie unsere Sicht auf die Erbe-Umwelt-Diskussion nicht verändern, dass Sie für weite Kreise der Gesellschaft, für Mediziner, Psychologen, Pädagogen und Politiker keine interessanten Botschaften enthalten: Da muss ich Ihnen vehement widersprechen.

    Natürlich war schon immer klar, dass unsere Eigenschaften vom Erbe und der Umwelt gemeinsam bestimmt werden, man hielt die Umwelteinflüsse und das genetische Erbe aber immer für zwei miteinander konkurrierende Größen. Die Epigenetik versöhnt diese Gegenpole, indem sie erklärt, wie der Lebensstil – die Ernährung, der Stress, die Bewegungsfreude, die Erziehung, die Geborgenheit – die Genregulation in den Zellen dauerhaft verändern kann und auch dann noch Körper und Geist prägen, wenn der eigentliche Auslöser längst Vergangenheit ist. So erklärt sich zum Beispiel, wie frühkindlicher Missbrauch das Depressionsrisiko eines Menschen noch fünf Jahrzehnte später erhöht. Oder es erklärt, wieso eine übermäßige Ernährung nach der Geburt mitverantwortlich dafür sein kann, dass Menschen später übergewichtig werden.

    Ein Beispiel aus dieser Diskussion zeigt mir, dass noch nicht ganz klar geworden ist, worum es bei Epigenetik eigentlich geht: Dass dicke Mütter dicke Kinder bekommen muss eben nicht an den Genen liegen (wie man in diesem Fall früher tatsächlich zumeist dachte). Es muss aber auch nicht an der tagtäglichen Ernährung in einer Familie liegen (wie es vielleicht den von Ihnen erwähnten Sozialdarwinisten recht wäre). Es reicht schon, wenn die Mutter während der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes hatte oder trotz Übergewicht sehr viel zugenommen hat. Genau dann ist nämlich die Mutter die Umwelt des Fetusses. Und dann kann sie über ihre eigene Ernährung epigenetische Schalter am Erbgut der Stoffwechselzellen ihres Kindes so verstellen, dass dieses als junger Erwachsener selber eine Neigung zu Diabetes und Übergewicht hat – ganz egal was und wie viel es bis dahin isst. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt angesichts solcher Erkenntnisse mittlerweile für übergewichtige Schwangere, nicht zu sehr zuzunehmen.

    Es ist genau dieses Bindeglied zwischen der Umwelt und den Genen, dessen Entdeckung so neu und so wichtig ist. Die Entdeckung, dass die Umwelt und unser Lebensstil zwar nicht die Gene selbst verändern, aber die Epigenome unserer Zellen und damit deren Genaktivierungsmuster oder anders ausgedrückt: ihre Identität. Dadurch haben Organismen einen Weg gefunden, auf nachhaltige Veränderungen ihrer Umgebung – auf Klimaschwankungen, Nahrungsknappheiten, die Depression der Eltern oder ähnliches – über eine Zeitspanne hinweg zur reagieren, die viel länger als eine direkte Reiz-Reaktions-Beziehung anhält, aber dennoch viel rascher einsetzt und flexibler ist als die klassische Darwin’sche Evolution: über Monate bis Jahre und vielleicht über ein paar Generationen hinweg (was dann aber so gut wie nichts mit Lamarck zu tun hat und noch nicht mal im Widerspruch zu Darwin steht, aber das ist ein anderes Thema).

    Ich erlaube mir, an dieser Stelle aus dem Vorwort meines Buches zu zitieren: „Die Epigenetik hilft den Forschern dabei, völlig neue Wirkstoffe und Therapien zu entwickeln. Sie lehrt uns, wie wir unsere Gene mithilfe des Lebensstils ein Stück weit selber steuern können. Sie erklärt uns, wie sich Teile unseres Charakters gebildet haben und wie wir mit unseren Gewohnheiten die Persönlichkeit unserer Kinder beeinflussen. Sie zeigt, wieso eine gesunde Lebensweise unser Leben verlängert – und das unserer Nachfahren obendrein. Und sie verändert ein paar grundlegende Auffassungen der Vererbungslehre. Krankheitsvorsorge, Krebsforschung, Pädagogik, Psychologie, Psychiatrie, Alternsforschung, Evolutionsbiologie: All diese Gebiete profitieren vom neuen Teilgebiet der Genetik, erhalten kräftige Impulse. Das wird man doch schon mal eine Revolution nennen dürfen, oder etwa nicht?“

    Insofern ist es richtig schade, dass das Thema Epigenetik vom Spiegel im Sommerloch versenkt worden ist.

  6. avatar

    Allen, die über die deutsche Engstirnigkeit der Posenerschen Genetik-Klippschule hinausdenken möchten, würde ich die Schriften der israelischen Genetikerin Eva Jablonka empfehlen.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Eva_Jablonka

    Sie diskutiert schon lange die Lamarcksche Dimension der Evolution auf der Basis der Epigenetik.

    http://www.amazon.com/Epigenet.....0198540639

    Wer die Zeitung liest hinter der ein kluger Kopf steckt und nicht nur Spiegel oder die Welt, ist auch da schon lange auf dem neuesten Stand der Debatte.

    Alan Posener schrieb vermutlich nicht in der Badehose: ich entschuldige mich für Dr. Strebel. Er kann nichts dafür. sowie @ Oliver Strebel: Quatsch. Sie sind vermutlich auch Spiegel-Leser.

    *weglach und rumkugel* Den Joker behalte ich bei Diskussionen immer im Ärmel und spiele ihn auch nur selten aus ;).

  7. avatar

    Sauregurkenzeit

    In der sich jährlich wiederholenden Sauregurkenzeit,
    ist die Presse für jedes noch so blöde Thema stetes bereit,

    Rente mit 100 war in diesem Sommer die Parole,
    was nicht nur einfach jedem selbstbewußten Prole-
    ten den Blutdruck in die die höchsten Höhen jagt,
    auch dem sog. Intellektuellen da die Sprach versagt,

    Von solchen Possen jedoch bleibt unser Apo unberührt,
    und in der wams er heute für uns als playmate froh posiert,
    wohl als Beweis dafür das Atheismus die Muskeln stählt,
    und besser als das Christentum die Figur erhält?

    „Was haben Sie denn da? „ war eine reife Leistung heut`,
    und hätte den alten Kisch ganz schauerlich gefreut!

  8. avatar

    @Alan Posener: Diese Ausgabe der wams ist in meiner Stadt schon jetzt vergriffen.
    Mal sehen, ob es sich gelohnt hat und Atheismus die Figur besser erhält, als Christentum.
    Herzlich Ihre Landplage

  9. avatar

    @ Alan Posener ein Bild von mir in Badehose (immerhin) in der nächsten WamS

    Ja. Schon gehört. Und ich hab’s nicht glauben wollen.

  10. avatar

    @ YeRainbow: ich entschuldige mich für Dr. Strebel. Er kann nichts dafür.
    @ Geraldus / EJ: Wenn es so bleibt, wie jetzt geplant, gibt’s ein Bild von mir in Badehose (immerhin) in der nächsten WamS. Nicht fragen, kaufen!

  11. avatar

    YeRainBow schrieb: nein, um NEUE Eigenschaften handelt es sich bei epigenetischen Vorgängen ja eben nicht. Seufz…

    Sie verwechseln Eigenschaften mit Genen. Wenn man ein Gen hat, hat man nicht automatisch die Eigenschaft.
    *seufz*

    Bevor wir aber diesen Blog mit unserem Geseufze zuspammen, gehen wir besser im Dissens auseinander ;).

  12. avatar

    Dr. Strebel:
    Vererbte epigenetische Aktivierungsmuster bewirken genau die Vererbung von neu erworbenen Eigenschaften der Elterngeneration, die aus einer erworbenen Genaktivierung der Elterngeneration stammen.

    YeRainbow:
    um NEUE Eigenschaften handelt es sich bei epigenetischen Vorgängen ja eben nicht.
    […]
    Epigenetisch kann nur hervorgerufen werden, was in den Genen des Trägers schon vorhanden ist.
    NEUE genetisch vererbte Eigenschaften sind Mutationen.

    Netter Disput. Es geht um Sprache. Die Biologie ist weniger eine messende als vielmehr eine beschreibende Wissenschaft. Das macht sie für Ideologen so interessant.

    (Aus meiner Sicht ist YeRainbow „näher dran“. Aber mein einschlägiger Sachstand ist nur der meiner schulpflichtigen Kinder. Und vielleicht nicht mal der.)

  13. avatar

    @Alan Posener: Wo, im Vatikan-Magazin? Das wäre doch was für das Sommerloch.
    Nichts für ungut. Urlaub macht übermütig – ich bin schon wieder weg.
    Ihre Landplage

  14. avatar

    lieber Dr. Strebel

    nein, um NEUE Eigenschaften handelt es sich bei epigenetischen Vorgängen ja eben nicht.
    Seufz…
    Wenn man das einem Fachmann (? in welchem Fachbereich haben Sie sich promoviert? Falls man fragen darf) erklären muß…

    Epigenetisch kann nur hervorgerufen werden, was in den Genen des Trägers schon vorhanden ist.

    NEUE genetisch vererbte Eigenschaften sind Mutationen.

    DAß man jemanden seine Gene nicht immer ansieht, zB wenn rezessiv vererbt, bedeutet nicht, daß sie nicht vorhanden wären.

    Ja, Stolz ist nichts schlechtes – wenn man zu recht auf Fachkenntnisse stolz sein darf. ein Verstehen von Fehlern schadet da gar nicht. Wissenschaft ist keine Glaubensangelegenheit und benötigt daher auch keine Verteidiger des Glaubens.
    Ansonsten, nochmals mein Hinweis auf Mayr. Eine solche geistige Klarheit trifft man selten.

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    @ APO ausziehen

    Wenn’s Ihrem Lustgewinn dient. Praktischer Weise sollten Sie sich aber auf die Online-Ausgabe beschränken. Wegen der Zoom-Funktion.

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    YeRainbow schrieb: lamarck hat damals etwas ganz anderes postuliert. Bei ihm haben die lebewesen einfach neu erworbene Fähigkeiten vererbt. Ganz neu erworbene.

    So ist es. Vererbte epigenetische Aktivierungsmuster bewirken genau die Vererbung von neu erworbenen Eigenschaften der Elterngeneration, die aus einer erworbenen Genaktivierung der Elterngeneration stammen.

    Wenn ein Organismus Gen A hat, hat er nicht automatisch die Eigenschaft A, denn das Gen kann blockiert sein. Allerdings können die Lebensumstände der Elterngeneration eine Aktivierung des Genes A bedingen, sodaß die Eltern Eigenschaft A neu erwerben. Diese Aktivierung kann vererbt werden, womit die neu erworbene Eigenschaft verebt wird.

    Inwieweit Lamarcks Gedanken damit gerechtferigt sind, darüber streiten sich die Biologen. Allerdings ist Darwins Selektionsprinzip für die Erklärung der Entstehung der Arten ebenfalls zu kurz gegriffen, wie ich im vorigen Beitrag erläutert habe. Und ich denke, daß nach der langen Verteufelung von Lamarcks Ideen durch die Biologen es denselben schwer fällt, ihre rigoros verbreitete Irrlehre über „Lamarcks Quatsch“ zuzugeben.

    Sachkenntnis und nicht herablassendes Auftreten kennzeichnen eine starke Meinung ;).

  17. avatar

    Natürlich ist der SPIEGEL-Titel ein typisches Sommerloch-Thema, aber das ist der Beitrag hier auch.

    Beim SPIEGEL bekamen wir wenigstens noch ein leckeres Cover geboten. Wie sieht´s damit hier aus ?

  18. avatar

    Vielleicht bringt die Beschreibung von Jörg Blechs Buch – „Gene sind kein Schicksal“ etwas mehr Klarheit in die Sache:

    „…Wir sind nicht die Marionetten unserer Gene.
    Gene bestimmen unser Leben weit weniger, als wir glauben und als uns nur zu gerne suggeriert wird.
    Das Mathe-Gen, das Glücks-Gen, das biologisch vorbestimmte Übergewicht: alles Mythen. Wir selbst haben den größten Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit.
    Tatsächlich bestimmen unsere Gene nur zum Teil unsere Geschicke. Größeren Einfluss haben Erfahrungen, Gedanken, soziale Beziehungen und Umweltfaktoren. So werden unsere Gene durch unseren Lebensstil wie Ton geknetet und geformt.
    Der Bestsellerautor und Biologe Jörg Blech zeigt, wie wunderbar wandelbar unsere Gene sind und wie sehr wir selbst unser Leben und unsere Erbanlagen steuern können. Seine Schlussfolgerungen, die sich aus dem neuesten Zweig der Genforschung, der Epigenetik, ergeben, sind revolutionär und werden erstaunliche Auswirkungen auf unsere persönliche wie auch gesellschaftliche Lebensweise haben…“

    „…Jörg Blech, geboren 1966, studierte Biologie und Biochemie in Deutschland und England. Er hat die Hamburger Journalistenschule besucht und ist seit 1994 Medizin- und Wissenschaftsredakteur zunächst beim „Stern“, dann bei der „ZEIT“. Seit 1999 arbeitet er für den „Spiegel“, wo er zahlreiche Titelgeschichten veröffentlicht hat…“
    Quelle: http://www.buecher.de

  19. avatar

    Werter DR. Strebel….

    lamarck hat damals etwas ganz anderes postuliert. Bei ihm haben die lebewesen einfach neu erworbene Fähigkeiten vererbt. Ganz neu erworbene.
    Nix epigenetische Vorgänge, sondern ERWERB von neuen genetischen Eigenschaften.

    Ich empfehle, für einen klareren Durchblick, Mayr: Grundlagen der Biologie.

    Er äußert sich über die verschiedenen Strömungen der Biologie sehr ausführlich und sehr klarsichtig.

    Darwin (und Wallace) hingegen hat – und das bleibt bis heute unwidersprochen, dem widerspricht auch die Epigenetik in keiner Hinsicht) – über die Weitergabe und die Selektionsvorgänge geschrieben.

    Da der Mensch eh nicht nur biologisch tickt, sondern auch ein Kulturwesen ist, ist die soziale Weitergabe ebenso wichtig.
    und wenn ungünstige Verhaltensweisen und ungünstiges Ernährungsverhalten sozial vererbt wird, so kann das vielleicht aussehen wie „Dicke kriegen halt dicke Kinder“.

    Aber der Unterschied zwischen einer Anlage und der Ausformung ist Ihnen sicherlich bekannt.
    Wenn nicht, schleunigst Bildung erwerben. (Mit Mayr könnte man da gut anfangen…)

  20. avatar

    Alan Posener schrieb: @ Oliver Strebel: Quatsch. Sie sind vermutlich auch Spiegel-Leser.

    Nee nee, weder bin ich Spiegelleser noch ist das Quatsch. Die Darwinsche Selektion hat für die Artenentstehung sicher eine wichtige Bedeutung. Allerdings zeigen neuere biologische Untersuchungen, daß der Überfluß und die Nichtselektion für die Entstehung von Arten ebenfalls von grosser Bedeutung ist.

    Grosser Selektionsdruck bewirkt typischerweise in Modellrechnungen eine starke Abnahme der Artenvielfalt. Dagegen gedeihen auf einem einzigen Baum im Amazonasgebiet hunderte verschiedene Käferarten, weil sie ideale Enrwicklungsbedingungen vorfinden und eben keinen Selektionsdruck. In der Tundra findet man im Gegensatz hiezu nur ganz wenige Käferarten in einem vergleichbaren Areal. Schuld ist der Darwinsche Selektionsdruck, der die Entstehung einer Vielfalt von Arten behindert.

    Der Trivialdarwinismus ist längst passe, was die Verdienste Darwins allerdings in keiner Weise schmälert. Er hat wie Lamarck grundlegende Gedanken in die Welt gesetzt, die bis heute in der modernen Biologie Bedeutung eine Entsprechung finden. Die simple Übertragung des Darwinismus auf menschliche und soziale Verhältnisse ist m.E. gemeingefährliches Feuilleton. Pseudowissenschaftliche Ideologieen haben schon viel Unglück über die Menschheit gebracht.

    Die Verabsolutierung der Darwinschen Selektion für die Entstehung der Arten ist vor dem Hintergrund der biologischen Erkenntnisse, wie ich sie geschildert habe, Quatsch ;).

  21. avatar

    Lieber Herr Posener,

    leider nutzen Sie ebenfalls das Sommerloch …

    Sie hätten doch einfach Ihren alten Artikel hier einstellen können.

    Wir sind Gott

    http://www.welt.de/die-welt/ku.....-GOTT.html

    Wenn ich mich an die Diskussion um die Ihre wirtschaftlichen Aussagen bzgl. des Kaufs eines neuen Fernsehers erinnere…

    dann frage ich mich schon ob Craig Venter dieses
    “ kranke Zins-Gen “ auch verändern kann 🙂 🙂

    Welt Leser wissen aber mehr als Spiegelleser 🙂

    Viel interssanter als die Diskussion um Umwelt versus Gene ist doch die Disakussion um die zukünftige Patentierungsmanie.

    Wenn wir diesen Maniacs, und dazu zählt auch Craig Venter und der übrige Rest der Pharmabande, nicht bald das Handwerk legen… dann brauchen wir uns über die Pharmagötter nicht zu wissen….

    Aber investigative Journalismus ist wohl bereits unter das Artenschutzabkommen geraten :-

    Soviel zu Ihren Sommerloch-bullshit:-)

  22. avatar

    Alan Posener schrieb: Was an Jörg Blechs Geschichte besonders ärgert, sind Formulierungen, die – bewusst oder unbewusst – so missverständlich formuliert sind, dass sie als Kritik am Darwinismus ausgelegt werden könnten.

    Die moderne Genetik hat genau so wenig mit Darwinismus zu tun, wie das sich momentan entwickelnde Feld der Epigenetik mit Lamarckismus. Die Resultate der Epigenetik zeigen aber, daß Lamarcks Gedanken genauso wenig wie Darwins Gedanken Humbug waren. Beide Gedankensysteme haben eine gewisse Entsprechung in der modernen Biologie gefunden, wenngleich sie für sich genommen und verabsolutiert beide falsch sind.

    Lamarckismus und Darwinismus als Grundgedanken sind nicht mehr die Gegensätze, als die sie zu Ihrer Schulzeit dargestellt wurden. Daher kann man sich den Ärger über Herrn Blech in diesem Punkt sparen ;).

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