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Die Wehrpflicht sollte man nicht abschaffen, sondern ausdehnen

Ich war immer für die Abschaffung der Wehrpflicht. Jetzt bin ich mir nicht so sicher.

Also, wenn ich sage, „immer“, dann nehme ich die Zeit von 1970 bis 77 aus, denn die KPD/AO war für die Wehrpflicht. Schließlich sollte man, so unsere Argumentation, die Tatsache ausnutzen, dass einen der Klassenfeind an den Waffen ausbildet, die man gegen ihn selbst zu kehren trachtete. (Bertolt Brecht: „In Erwägung, ihr hört auf Kanonen / Andere Sprache könnte ihr nicht verstehen / Müssen wir dann eben / Ja, das wird sich lohnen / Die Kanonen auf euch drehen.“ Lied der Kommunarden, wenn ich mich nicht irre.)

Aber wo war ich? Ja, also eigentlich war ich immer gegen die Wehrpflicht, deren Abschaffung in Großbritannien vermutlich erst die Beatles und die Jugendrevolte und Kulturrevolte der Sixties ermöglicht hat. („Die Flausen hätten wir denen aber ganz schnell ausgetrieben.“)

Als britischer Staatsangehöriger und obendrein Berliner erhielt ich auch selbst keinen Einberufungsbefehl (obwohl ich ja, gemäß der Linie der AO, siehe oben, selbstverständlich und eifrig gedient hätte). Von den Altersgenossen, die in die Kasernen einrücken mussten, hörte man, dass die Bundeswehr im wesentlichen eine Schule des Saufens war; die Söhne von Freunden, die dann Zivildienst machten, schienen mir eine sehr viel härtere und verantwortungsvolle Schule des Lebens durchzumachen. (Was ist, um Brecht zu paraphrasieren, das Aufreißen des eigenen Arsches gegen das Abwischen eines fremden?)

Und doch merke ich, dass ich den Plänen zu Guttenbergs, die Wehrpflicht zu liquidieren, mit Unbehagen betrachte. Mir scheint, sie sollte im Gegenteil lieber ausgedehnt werden.

Was dagegen spricht, weiß ich. Die Wehrpflicht ist ein Relikt aus der Zeit, da man Kanonfutter brauchte. Die hoch spezialisierten Armeen der Gegenwart, die in absehbarer Zeit hauptsächlich „Counterinsurgency“ (COIN) betreiben – oder „chirurgische Angriffe“ wie damals gegen Serbien oder demnächst gegen den Iran fliegen – müssen, erfordern speziell ausgebildete, hoch motivierte Profis des Kriegshandwerks.

Für solche Aufgaben sind Reservisten sowieso nicht geeignet. Außerdem verlängert die Wehrpflicht die ohnehin zu lange Schul- und Ausbildungszeit, was sich Deutschland in Konkurrenz mit den angelsächsischen Ländern nicht leisten kann, die auch aus diesen Erwägungen heraus längst die Wehrpflicht abgeschafft haben.

Diese Argumente sind gültig. Aber, um mit dem letzten zu beginnen: Deutschland ist schon dabei, die Schulzeit zu verkürzen (siehe Abi nach 12 Jahren) bzw. mit der Einschulung früher zu beginnen. Und: Israel zum Beispiel hat eine Wehrpflicht von drei (!) Jahren (für Männer, zwei für Frauen) und ist deshalb nicht weniger konkurrenzfähig etwa auf dem Gebiet des High-Tech.

Und was die Ausbildung angeht: ja, wenn die Rekruten nur tagsüber strammstehen, marschieren, durch Schlamm robben und Wache schieben, nachts dafür saufen lernen, ist die Zeit verloren. Aber in einem Land, das weitgehend den Bezug zum Sinn des Militärischen verloren hat, könnte es Sinn machen, in einem Sechs-Monats-Kursus – es müssen wirklich nicht  drei Jahre sein! – einen Überblick zu bekommen über das, was die Bundeswehr weltweit zu leisten hat.

Das würde vermutlich eine Generalüberholung des Wehrdienstes bedeuten, der dadurch nicht billiger würde. Aber es würde sich vielleicht lohnen. Nicht nur, weil die Armee aus den Wehrpflichtigen immer wieder Soldaten rekrutiert, sondern weil das allgemeine Bewusstsein für die positive und notwendige Rolle der Streitkräfte gehoben werden könnte.

Von Israel lernen heißt auch, die Bedeutung der Armee in einer multikulturellen Gesellschaft überdenken. Angesprochen auf den preußischen Grundsatz, demzufolge die Armee die Schule der Nation sei, sagte Willy Brandt: „Die Schule der Nation ist die Schule.“

Recht hat er. Und doch ist es in Israel zum Beispiel so, dass in einer zunehmend nach sozialen, kulturellen, religiösen und ethnischen Gesichtspunkten fragmentierten Gesellschaft die IDF als großer Schmelztiegel funktioniert. In den letzten Jahren hat man sogar gesehen, dass einige Araber (nicht Drusen, die immer schon dabei waren, nicht Beduinen, sondern „ganz normale“ israelische Araber) und Orthodoxe (die, wie die Araber, von der Wehrpflicht ausgenommen sind) sich zur Armee melden – auch weil sie Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten bietet. Deutschland heute gleicht mehr der israelischen Gesellschaft als der Gesellschaft, die Willy Brandt meinte.

Womit ich zum letzten Punkt komme. „Staatsgewalt“ bedeutet auch das überkommene Recht des Staates, gegebenenfalls seine Bürger in den Tod zu schicken. Die Akzeptanz dieses Rechts ist aus vielen Gründen erodiert – Kriege wie 1914 – 1918 oder 1939 – 1945 wären heute nicht mehr zu führen; schon Vietnam zeigte die Unmöglichkeit, mit einer Rekrutenarmee Krieg zu führen; und die Bundeswehr versucht erst gar nicht, Wehrpflichtige in den Einsatz zu schicken.

Das ist auch gut so. Aber weil das so ist, und weil der Staat andererseits sehr wohl das Recht hat, von seinen Bürgern, ja von allen in seinen Grenzen lebenden Bürgern, die Beachtung der Ausbildungspflicht und der allgemeinen Gesetze zu erwarten, wäre zu überlegen, ob die Wehrpflicht im Sinne eines jede Schulausbildung beendenden Sechs-Monats-Kurses in Wehrkunde, nicht nur auf alle Frauen, sondern auf alle hiesigen Schulabgänger, unabhängig von ihrer Nationalität, ausgedehnt werden könnte. Vielleicht und zunächst nur als Angebot, mit entsprechenden Bonus-Punkten für eine anschließende Ausbildung.

Mir scheint jedenfalls, mit der stillen Abwicklung der Wehrpflicht aus Kostengründen machen unsere Politiker einen Fehler.

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40 Gedanken zu “Die Wehrpflicht sollte man nicht abschaffen, sondern ausdehnen;”

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    Falls noch nicht aufgefallen, in „fast“ der gesamten freien Welt ist die Wehrpflicht inzwischen Geschichte. Die Türkei läßt ihre Wehrpflichtigen gegen die PKK kämpfen und sterben und da sich die Eltern inzwischen weigern, dass als ehrenvolles Sterben zu begreifen wächst plötzlich selbst in der Türkei der Wunsch nach einer Berufsarmee. In Österreich und der Schweiz wird plötzlich auch diskutiert :-).
    Faktisch ist die Wehrpflicht inzwischen ein Zeichen diktatorischer und rückständiger Staaten geworden.

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    @Susannah Winter
    Ich bitte Sie – Entschuldigung ist nicht erforderlich. Wir streiten hier doch nur ein wenig hobbymäßig, mehr oder weniger gepflegt und inkognito.
    Das mit der Ironie in Schriftform ist auch meiner Erfahrung nach schwierig.
    Was die Gefahr von Gehorsam bei Militär und in Unternehmen betrifft haben Sie sicher recht, auch dank der oft gescholtenen Arbeitsschutzbestimmungen.

    Viele Personalabteilungen sehen es im Übrigen nach wie vor ganz gerne, wenn die Bewerber „gedient“ haben, vielleicht ändert sich ja jetzt etwas durch die Frauenquote..

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    @KJN
    Da haben Sie meinen Ironieversuch nicht mitbekommen. Ich entschuldige mich. Unsere derzeitige Betrachtungsweise, den Menschen nur als Wirtschaftsfaktor zu sehen und danach zu bemessen halte ich für krank und widerlich. Ich wollte nur auf den Vergleich heraus, dass aus einer Firmeninternen Situation die Gehorsam fordert nicht so viel Unheil entstehen kann, wie dies im Militär der Fall ist.

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    Zwischenruf:

    Susannah Winter sagt:
    „..und funktionierende Arbeitnehmer wünschenswert..“

    Bemerkenswertes Menschenbild..

    Krieg / Verteidigung ist eins, der damit zu schützende Frieden / die Wirtschaft – so hoffte ich bisher – etwas anderes.

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    Faellt keinem der Diskutanden auf dass Apo hier vom Kriegshandwerk spricht??

    Mir faellt dabei nur der alte Spruch meiner deutschen Grandma ein:

    Handwerk hat goldenen Boden

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    Wehrpflicht ist gut fuer eine Nation mit UNABHAENGIGER DEMOKRATIE – wie die Schweiz, aber nicht fuer eine de facto Kolonie des „Global Leaders“ wie der „coalition partner Germany“. In der Schweiz – wo man sich in 3.5 Sprachkulturen trotzdem mit REFERENDUM entscheidet – kann man auch heute innerhalb von 48 Stunden eine „Bundeswehr“ von 600,000 zu „Schutz“ der Nation (nicht des Wakhan an der Grenze Chinas) mobilisieren. Die Schweizer Armee haelt auch noch 2000 Bergpferde fuer den Fall das man die Geschuetze hoch in die Berge schleppen muss. Sehe die Schweizer Armee in youtube Video: „Baumstammrennen bei der schweizer Armee“…

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    Tut mir leid, die Mehrheit jener, die hier mehr oder minder gescheit vernichtend sich über die Bundeswehr auslässt, formuliert frei nach Karl Kraus : „Übers Militär zu schreiben, heisst auf einer Glatze locken zu drehen“.
    Kurzum: Ziemlich, wenn nicht völlig ahnungslos! Um nur eine Stereotype zu „melden“: Natürlich funktioniert Militär mit und durch Kadavergehorsam! Ach ne!?
    Schon mal was von einem Graf Baudissin gehört? Oder gar von der „Inneren Führung“. Kleine Info: Die ist gegenwärtig gültige „Befehlsstruktur“ der Bundeswehr.

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    @Rita E. Groda

    Es ist Frau Winter, merke jetzt aber selber, dass das nicht ersichtlich ist. Es ging mir nicht um die Hierarchie an sich, die in vielen Fällen mehr als notwendig ist um z.b. am Laufen und funktionsfähig zu halten.
    Es ging mir um Ihren Versuch, dieses Konstrukt mit Demokratie in Verbindung zu bringen. Und während es z.b. im Betrieb um Wettbewerbsfähigkeit geht und funktionierende Arbeitnehmer wünschenswert sind geht es im Militärdienst um Menschenleben. Da sollte eigenständiges Denken und Nein sagen dürfen etwas gewichtiger sein.
    Und ja, eine Abschaffung wäre toll, aber leider unrealistisch.

  9. avatar

    Lieber 68er,
    zu Ihren Zeilen würde ich gerne ein paar nette Worte sagen,da vieles nicht von der Hand zu weisen ist.
    Aber ich will Sie nicht von Ihrem wohlverdienten Urlaub abhalten.
    Für Sie und die Familie die besten Wünsche für den Urlaub und erholen Sie sich gut von SM.
    Auch ich sitze mit meinem Schleppi, in Polen liebevoll Lappele genannt,an einem kleinen See, arbeite, und gebe vor im Büro zu sein. So, wie in der Fernsehwerbung.
    Die liebe Frau Heckel müssen Sie nicht mehr trösten, denn nichts ist unmöglich, nicht nur bei Toyota, ebenso in der Politik. Die Abrechnung gibt es erst am Schluß.

    LG Ihre Rita E.

  10. avatar

    KJN stecken Sie den Kopf nicht zu tief in den Sand, besser ins Wasser und ich freue mich dann auf Ihren kühlen Kopf.

    🙂

    Sie können das so gut. Finden Sie doch, bitte, auch noch ein paar tröstende Wort für Frau Heckel.

  11. avatar

    Das war wirklich sehr beeindruckend, lieber 68er, wer wollte Ihnen jetzt noch widersprechen.

    Militärfetischisten kann ich allerdings in dieser Diskussion nicht identifizieren (man mag mich ggf. berichtigen), also was soll das jetzt eigentlich?

    Und was sollen wir eigentlich daraus folgern?
    Bundeswehr abschaffen, wg. Moral?
    Die Hände in Unschuld waschen und die Fa. Blackwater oder deren Nachfolger mit dem Dreck beauftragen?
    Deutschland als USA-Bundesstaat wäre auch eine Lösung, dann wäre das Thema „Krieg“ auch weg deligiert.

    So leicht kommen auch Sie nicht davon!
    Ein Vorschlag zur Güte:
    Man kann das eine – soweit erforderlich – tun (Militär), ohne das andere zu lassen (Entwicklungshilfe).

    Schöne Sommerferien und, falls Sie ans Meer fahren, stecken Sie den Kopf nicht zu tief in den Sand, besser ins Wasser und ich freue mich dann auf Ihren kühlen Kopf.

  12. avatar

    Korrektur:

    anstatt:

    „…bei der Gründung der Wehrmacht…“

    muss natürlich heißen:

    „…bei der Gründung der Bundeswehr…“

  13. avatar

    Soll ich es wagen, hier mein Entsetzen darüber Ausdruck zu verleihen, dass ich den Eindruck habe, die Lehren aus den Schrecken des „Tausendjährigen Reiches“ reduzieren sich immer mehr auf den Holocaust als ungreifbares Phänomen, ohne dessen Wurzeln, den Nährboden und die gesellschaftlichen Strukturen zu erinnern, die diesen Schrecken erst ermöglicht haben? Trotz unzähliger kluger und detaillierter Veröffentlichungen zu diesem Thema und über die Gründe die zu dieser Tragödie geführt haben, entsteht bei mird as Gefühl, all dies ist für die meisten Menschen nur noch „Geschichte“.

    Die Denk- und Meinungseliten haben 60 Jahre versucht uns glauben zu machen, der „Widerstand gegen Hitler“ habe eigentlich erst am 20. Juli 1944 begonnen. Die Verbrechen der Wehrmacht wurden jahrzehntelang verschwiegen und ein Bild des „ehrenhaften deutschen Offiziers“ gemalt. Deutschen Offizieren, die für die Beamtenlaufbahn nicht mehr tragbar waren (und ihren Witwen), wurden hohe Pensionen gezahlt. Der Widerstand der Sozialdemokraten, Kommunisten, Intellektuellen, besonders mit jüdischem Hintergrund vor 1933, wurde meist völlig ausgeblendet, damit man nach 1945 irgendwie so weitermachen konnte, wie bisher. Wir brauchten eine „gute Tradition“ an die man anknüpfen wollte, bei der Gründung der Wehrmacht. Obwohl es diese Traditon nicht gab, wurden unzählige Kasernen nach deutschen Wehrmachtsgenerälen benannt. Wieso gibt es beim militärischen Gedächtnis einer Nation diese unglaublich kurze Halbwertszeit. Müssen wirklich alle paar Generationen „eine unverkrampften Umgang mit dem Militärischen“ lernen, um in sinnlosen Kriegen verheizt zu werden? Und wozu dies alles? Wieso steht in den deutschen Schulbüchern nicht als wichtigster Merksatz das Franz-Josef Strauß zugeschriebene Zitat:

    „Eher soll mir die Hand verdorren, als dass ich noch einmal eine Waffe in die Hand nehme.“

    Wieso brauchen wir eine Bundeswehr?

    Der moderne deutsche Volksstaat will heute nicht auf seinen „Platz an der Sonne“ verzichten, kämpft auf der ganzen Welt, dafür dass „unser“ Wohlstand auch „am Hindukusch“ verteidigt wird, fliegt jedes Jahr mehrfach mit dem Flieger in die Sonne, läßt sich dort Sauerkraut mit Bratwurst servieren und fordert von den angeblich geistig minderbemittelten Ausländern, dass diese bitte da bleiben wo sie hingehören oder wenn sie schon bei uns sind, dass sie sich bitte integrieren und auch Sauerkraut mit Bratwurst essen und ihre Intelligenz testen lassen, wenn sie zu uns kommen wollen.

    Allzuoft habe ich in den letzten Wochen auch in namhaften Zeitungen und Magazinen gelesen, dass es naiv sei, zu glauben, in den von der Bundeswehr geführten Kriegen ginge es nicht um wirtschaftliche Interessen. Fast niemand hat sich darüber aufgeregt. Das sind doch die selben Denkstrukturen wie vor 1945. Wir sind etwas Besseres, wir sind intelligenter, wir tun was für unseren Wohlstand und haben ihn „verdient“.

    Wenn heute den Ärmsten der Armen das Elterngeld gestrichen wird, gehen vielleicht ein paar Hundert Leute auf die Straße, wenn Deutschland bei der WM spielt rennen Hundertausende mit deutschen Fahnen auf die Straße und jubeln. Ich frage mich zunehmend, worauf ich als Deutscher noch stolz sein kann, auf die verödenden Großstädte, die Schließung von Kindergärten, Spielplätzen und Schulen, auf die totale Entsolidarisierung und Verdummung der Massen? Oder nur noch auf vier fünf leidlich gewonnene WM-Spiele, an denen ich persönlich nicht mitgewirkt habe?

    Diese unsere Gesellschaft ist hochgradig krank.

    P.S.: Ich mach jetzt Sommerferien von den SM!

  14. avatar

    Sehr verehrter Herr Winter,
    die Gefahr, die Sie da gedanklich heraufbeschwören, das sich Hirarchien unterordnen, besonder beim Deutschen Militär, kann ich grundsätzlich sehr gut versstehen.

    Andererseits sollten Sie einmal auch bedenken, daß sich, gerade in unserem Lande, ganz freiwillig und fröhlich und nicht mitdenkend, untergeordnet wird. Sei es bei Deutschland sucht den Superstar, wo der zukünftige Popstar Herr Bohlen mit Freude die Stiefel leckt, um beim Militär zu bleiben, oder in der freien Wirtschaft, wo nicht Eigenverantwortlichkeit und individuelle Kreativität geschätzt wird, sondern Teamwork eingefordert wird, was ebenfalls zu den Unterordnungen zählt, Unterordnung in die Gemeinschaft.
    Die Dämlichkeit unterordnet sich freiwillig dem unbequemsten und idiotischsten Modediktat und der Politiker dem Fraktionszwang.
    Also, bitte, machen Sie es eine Nummer kleiner, mit den Hirarchien und der Unterordnung.
    Ich hätte tatsächlich nichts dagegen, die Armee ganz abzuschaffen – wenn es alle anderen auch tun.

  15. avatar

    @ Jan
    Da muss ich Ihnen recht geben! Mein Landsmann Herr Posener ist hierfür nicht qualifiziert. Nicht böse nehmen, Herr Posener, aber ich habe 15 Jahre lang bei der Royal Navy gedient. Was Sie da schreiben ist Unfug.Konzentrieren Sie sich lieber auf den Papst, Ihr Lieblingsthema.

    Wehrpflicht? Eine unglaubliche Verschwendung von Volksvermögen und Lebenszeit der Betroffenen.

    Dazu wird seit Einführung der Wehrpflicht das Grundgesetz mit Füßen getreten, weil Frauen weder Wehr- noch Zivildienstpflichtig sind.

    Wozu die Bundeswehr taugt, sieht man schön am Beispiel Afghanistan: Einigeln und paranoid auf alles ballern, was sich bewegt, im Zweifelsfall erstmal die Verbündeten vorschicken um tabula rasa per Luftangriff zu machen. Wir brauchen nunmehr intelligente Professionals und keine Massen, die mit Kreuz und Marschmusik motiviert werden müssen.

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    Der brave Alan hat nie „gedient“ – nicht weiter lesen! Das ist alles Zeitverschwendung – einer der keine Ahnung vom Militaerdienst hat, sollte den Anstand haben keine „Vorschlaege“ zum „Wehrdienst“ zu veroeffentlichen. This is pathetic! Wer ueber wirkliches Militaer lesen moechte sollte die Meinung eines nuechteren Erfahrenen lesen: SMEDLEY BUTLER !

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    Rita E. Groda: Somit sollten Sie diese Annahme eher als Auszeichnung auffassen.

    Na. Wir sollten nicht übertreiben. 😉

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    @ Rita E. Groda

    „Die Bundeswehr als Schule für Demokrativerständnis und Verantwortlichkeit für die eigene Nation ist eigentlich ein absolut genialer Gedanke.“

    Jede Form von Militär lebt von unbedingtem Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, basiert auf hierarchischen Strukturen die darauf abzielen, selbstständiges Denken möglichst auszumerzen.
    (Im besten Falle nicht auf Dauer, sicher aber für die Zeit der Wehrpflicht oder des Dienstes)
    Dies gilt für kleine Armeen (z.b. Guerillagruppierungen) ebenso, wie für die großen (Immer wieder gruselig beeindruckenden) z.b. die Volksbefreiungsarmee in China.
    Marschieren im Gleichschritt, das korrekte anlegen der Waffe, gemeinsames Schlafen und Essen ebenso wie alle anderen Aktivitäten innerhalb des Militärs dienen dem Funktionieren innerhalb der Gruppe und dazu, den Befehl von oben als unzweifelhaft zu akzeptieren und danach zu handeln.
    Jede militärische Gruppierung ist damit weit davon entfernt, auf demokratischen Grundrechten zu basieren, selbst wenn die Intention in Nicht-Kriegszeiten noch so gut sein mag.
    Ich würde mir mehr Demokratieverständnis wünschen, dieses entsteht jedoch nicht aus Gehorsam heraus, sondern aus der Fähigkeit selbstständig zu denken, Wertschätzung zu entwickeln für geschichtliche Ereignisse und für Menschen, die sich tatkräftig für gelebte Demokratie eingesetzt haben.
    Sie entsteht aus einem Bewusstsein heraus für die Gesellschaft in der man lebt und daraus erwächst dann auch das Verantwortungsgefühl für den Erhalt dieser Strukturen oder für den Wunsch, es noch etwas besser machen zu wollen und keinesfalls im Rahmen von Gehorsam, der jedes Hinterfragen der Gegebenheiten untersagt.

    „Die Deutschen sind, dem Allmächtigen sei Dank, von unserer blutigen Militärgeschichte so traumatisiert, daß nicht zu befürchten steht, daß die alten Militärtraditionen und Intentionen wieder bei uns Einzug finden, trotz des flotten K.T..“

    Das Problem ist, dass die Menschen da leider nie lernen was sie nicht am eigenen Leib haben erfahren müssen. Ich sehe jetzt schon, dass „das Getue um den zweiten Weltkrieg“ nicht mehr ernstgenommen oder höchstens noch als gruselige Geschichte abgetan wird. Vor allem bei der Generation, die nicht mehr das Privileg hatte, von den eigenen Großeltern zu hören was tatsächlich passiert ist.
    Je mehr Generationen zwischen den Ereignissen von damals und dem Bedürfnis der Deutschen nach Aufgabe der durch den Krieg auferlegten Selbstkasteiung liegen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die alten Muster sich wiederholen.
    Das bloße Nationalflaggen hissen zeigt noch kein (selbst-)Verständnis im Umgang mit unserer Kultur und Geschichte.
    Ganz im Gegenteil, das Zusammenrotten in der Masse nur um des Gemeinschaftsgefühls willen und die unzähligen Hassseiten nach der roten Karte durch den Schiri auf denen es ausländerfeindlicher nicht zugehen könnte und auf der sich nach nur 2 Tagen schon 17 000 Leute eingefunden hatten, scheinen eher in die entgegengesetzte Richtung zu deuten und mangelndes Bewusstsein für die Notwendigkeit des Hinterfragens der eigenen Motivation zu beweisen.
    Und wie leicht aus Spiel Ernst werden kann ist ja hinlänglich bekannt.

    Des Weiteren fehlt mir hier die im allgemeinen wenig beachtete Tatsache, dass durch Verkürzung des Wehrdienstes oder gar der Abschaffung unzählige Zivildienststellen verloren gehen, nachdem gerade die Pflege sowieso schon unter Personalmangel leidet.
    Meiner Meinung nach wäre die beste Lösung ein soziales Pflichtjahr für Jungen und Mädchen und eine Berufsarmee. Wahre Demokratie ist immer noch, sich entscheiden zu dürfen ob man eine Waffe tragen muss oder nicht.

  19. avatar

    @Apo

    Und wenn Sie hier mit Fachtermini wir COIN herumwerfen, dann sollten Sie 4GW nicht vergessen 🙂

  20. avatar

    Ich bin immer wieder ueberrascht, welche Einsichten und Aussichten unserer couch warrior von sich gibt…

    „Aber wo war ich? Ja, also eigentlich war ich immer gegen die Wehrpflicht, deren Abschaffung in Großbritannien vermutlich erst die Beatles und die Jugendrevolte und Kulturrevolte der Sixties ermöglicht hat.“

    Und dann ein small-talk mit Petraeus in London…

    und schon ist man der ausgewiesene Militaerexperte:

    „Die hoch spezialisierten Armeen der Gegenwart, die in absehbarer Zeit hauptsächlich „Counterinsurgency“ (COIN) betreiben – oder „chirurgische Angriffe“ wie damals gegen Serbien oder demnächst gegen den Iran fliegen – müssen, erfordern speziell ausgebildete, hoch motivierte Profis des Kriegshandwerks.“

    Jeder weiterer Kommentar eruebrigt sich…

    Oder haette ich Ihnen „Stahlgewittererfahrungen“ wuenschen sollen??

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    Lieber EJ: Wenn Sie sich als links bezeichnen, dann bin ich das mindestens ebenso, in anderer Art eben.
    Besonders, wenn man links versteht, in der Nachfolge z.B. einer Rosa Luxemburg, dür die Freiheit, immer die Freiheit der Andersdenkenden war.
    Ich habe nicht Sie explizit für einer 68er gehalten, wobei ich überhauopt nicht nachvollziehen kann, warum das viele möglicherweise als Beleidigung auffassen.
    Somit sollten Sie diese Annahme eher als Auszeichnung auffassen.
    Daß Sie mit zunehmenden Jahren immer linker werden, nicht als Alterserscheinung, sondern Reaktion auf die Politik der letzten 20 Jahre – müßte eigentlich auch jeder verstehen, der noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.
    Daß auch Sie den Eindruck haben, daß unsere Politik den sehnlichsten Wunsch hat, die Republik zu einem weiteren amerikanischen Bundesstaat zu machen, wundert mich nicht.
    Sie sind ja auch politisch wach und aufgeweckt, was man nicht von allen behaupten kann.

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    Rita E. Groda: alte 68er-Hasen, wie Alan Posener

    Bitte, Frau Groda – auch wenn Posener zu meinem Leidwesen jünger schreibt als ich (Neid! Neid! Neid!), den Jahren nach bin ich jünger als er.

    Im Ernst: Ich bin kein 68er. Altersbedingt knapp keiner, aber auch definitiv keiner. Ich bin nur ein Allerwelts-Linker. Das (im Unterschied zu zahlreichen 68ern) mit zunehmendem Alter allerdings immer mehr. (Was vermutlich aber keine Alterserscheinung ist, sondern mit der Politik der letzten 20, 25 Jahre zusammenhängt.)

    Was unsere Verteidigungspolitik betrifft – Wenn ich die jüngste Diskussion Revue passieren lasse, ebenso voraufgegangene – wir haben keine. Allenfalls eine symbolischer Art. Unter vertedigungspolitischen Gesichtspunkten scheint, offenbar ohne Widerspruch zu aller bundesdeutsch verbreiteten Amerika-Skepsis, der dringende Wunsch zu bestehen, die Bunderepublik zu einem weiteren amerikanischen Bundesstaat zu machen. (Diesen Wunsch teilen wir mit zahlreichen europäischen Natostaaten.)

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    Wichtiger Nachtrag:
    Der Artikel 4, Abs. 2, unseres Grundgesetzes, die Gewissensfreiheit, gilt auch für unsere Soldaten, während des Irakkrieges gab es zahlreiche Befehlsverweigerungen in Deutschland. Die Urteile der Gerichte bezogen sich beinahe ausschließlich auf diesen Paragr. und waren positiv, zugunsten der Soldaten.

    Für mich, abgesehen vom Asylrecht, eine der größten Errungenschaften unserer Nachkriegsdemokratie. In mancher Hinsicht haben wir also doch gelernt.

  24. avatar

    KJN und EJ: Kann Ihnen, in Ihren Denkansätzen, nur uneingeschränkt zustimmen, Danke.

    Es ist wirklich gar nichtso übel, daß in dieser Runde so ein paar alte 68er-Hasen, wie Alan Posener, einige andere und auch meine Kleinigkeit vertreten sind, die weder versehentlich konservativ geworden sind, noch ihre Seele verkauft haben. Wir sind nicht unbedingt zu liberalen Pragmatikern verkommen, wie es viele gerne sehen wollen – wir gehören zu den Alten, die noch wissen, wissen wie sich die Demokratie in unserer Republik, ebenso das Militär entwickelt hat.
    Viele kennen vielleicht noch den alten Sketch: „Bin ich gelaufen strassssauf, strassab, hab ich gerufen, Kaserne wo bist Du – alte Leute wissen noch!
    Wir wissen z.B. noch, wie der Britische Berufssoldat, nach dem Falklandkrieg, total überrascht und verwirrt, ein Intervies gab, in dem nachfolgendes Zitat um die ganze Welt ging. „Ich bin doch nicht Soldat geworden, um jemals in einen Krieg zu ziehen“. Eine verblüffende Aussage, die mir noch heute im Gedächtnis haftet.

    M.E. strebt Herr Posener eine Bundeswehr an, die genau von dieser Geisteshaltung ausgeht, was jeder normale Mensch auch richtig finden muß!!!

    Die Bundeswehr als Schule für Demokrativerständnis und Verantwortlichkeit für die eigene Nation ist eigentlich ein absolut genialer Gedanke.
    Vielleicht sollten viele zur auch Deutschen Uniform ein ähnliche unbeschwertes Verhältnis finden, wie die Deutschen seit der Fussballweltmeisterschft in Deutschland , heute sah ich hübsche, junge Mädchen die Flagge als Pareo um den Bauch gebunden, oder als Oberteil, und der Großbauer nebenan, hatte die Flagge als Sonnenschutz auf seinem Traktordach montiert.

    Die Deutschen sind, dem Allmächtigen sei Dank, von unserer blutigen Militärgeschichte so traumatisiert, daß nicht zu befürchten steht, daß die alten Militärtraditionen und Intentionen wieder bei uns Einzug finden, trotz des flotten K.T..

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    @ KJN: Jo.
    @ buerger steig: Ja, für mich ist der Gedanke auch schwierig. Aber der Bürger in Uniform, auf den Rita Groda anspielt, funktioniert nur, wenn die Bürger ein anderes Verhältnis zur Uniform gewinnen.
    @ Oliver Strebel: Gewichtige Einwände. Natürlich macht’s auch die Masse – das nicht bedacht zu haben, bleibt der historische Fehler Donald Rumsfelds. Deshalb musste – die Masse macht’s – die „Surge“ (Welle) her, um das Blatt im Irak zu wenden. Dort nämlich, um Ihre Frage zu beantworten, wurde und wird erfolgreiche Counterinsurgency betrieben. Aber wie der Propagator der COIN-Strategie David Petraeus in einem Vortrag vor dem AEI (aha! einem Neocon-Thinktank!) ausführte, ging der „Surge“ eine „surge of ideas“ voraus. Modelle sind – etwa – die erfolgreiche Kampagne der Briten in Malaysia 1949 – 1957 und der Versuch, den Vietnamkrieg umzudrehen, der beinahe gelungen wäre, jedoch am mangelnden politischen Willen scheiterte. Also man braucht Masse, aber Massen hochqualifizierter Kriegshandwerker. Was das für Leute sind, kann man etwa im Film „The Hurt Locker“ (Oscar 2010) sehen. Keine Übermenschen jedenfalls.

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    „Die Wehrpflicht sollte man nicht abschaffen, sondern ausdehnen? Ja, Alan Posener, wenn sie endlich eine andere zeitgemäße Form annähme: Aus der „Wehrpflicht-Armee“ müsste eine „Sozial-Pflicht-Armee“ werden. Das ist es, was ausgebaut werden sollte. Der Gemeinsinn- Gedanke (auch mal was für den Staat zu tun)ist gerade durch den häufigen Gammeldienst in der Bundeswehr und die dortige zum Teil immer noch gepflege „Altvorderen-Befehls-Orgien-Taktik“ längst vor die Hunde gekommen.
    Zu blöd, dass zudem die Nazis diesen Sozial-Gedanken durch ihren „Arbeitsdienst“ so runtergewirtschaftet hatten. Jedenfalls: eine allgemeine Sozialdienst-Pflicht – ob bei der Armee oder anderen staatlichen oder dergleichen Einrichtungen, könnte den Gedanken, dass es sich bei alledem um „unseren“ Staat handelt, dem man auch mal dienen muss- vielleicht doch fördern. Es müsste natürlich eine „Sozialpflicht für alle“ sein.

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    @EJ
    Richtig.
    „auch wenn die Hauptbegründung für den Militärdienst, wie in Israel, hierzulande DERZEIT erfreulicherweise wegfällt.“
    So sollte es geschrieben stehen – ich wunderte mich ja bereits über die Kurzfristigkeit unserer Politik.

    Was die sicherheitspolitischen Aspekte betrifft (@Rainer Möller) würde sich in der Tat ein Blick nach Israel lohnen, das würde Deutschland mehr nützen, als Ihre Weltkarte der Interessenlagen.

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    KJN: auch auch wenn die Hauptbegründung für den Militärdienst, wie in Israel, hierzulande erfreulicherweise wegfällt.

    So scheint auch unsere Politik zu denken. Für welchen Zeitraum soll und kann obiger Satz aber gelten, angesichts des technologisch bedingten rapiden Schrumpfungsprozesses der Welt?

    Sie erwähnen den zentralen Punkt wenigstens. Über Wehrpflicht, d.h. über die Bundeswehr, nicht primär unter sicherheitspolitischen Aspekten zu diskutieren, hat Züge weltfremder Verwöhntheit.

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    Ich finde es merkwürdig, wie schnell die Wehrpflicht, die zu meiner Zeit noch mit Zwangsmaßnahmen gegenüber Unwilligen durchgesetzt wurde, auf einmal von der Regierung zur Disposition gestellt wird.
    Wie auch immer militärische Notwendigkeiten liegen mögen, ein verpflichtender Staats- oder Gesellschaftsdienst für beide Geschlechter mit militärischem und zivilem Zweig hätte viele Vorteile, auch auch wenn die Hauptbegründung für den Militärdienst, wie in Israel, hierzulande erfreulicherweise wegfällt.
    Z.B. wäre es gut, wenn ein gewisser Teil der Bevölkerung noch erfahren würde, was Militärdienst wirklich bedeutet: Es läßt sich dann nicht so locker darüber reden..

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    Meine Bundeswehrzeit in den Siebzigern ist mental verblasst und innerlich wie äußerlich bin ich vom Militär weit entfernt. Drum kann ich nur vorurteilshaft ahnen, wie es heute in den Kasernen und im Gelände zugeht. Falls, wie ich vermute, keine große Entwicklung stattgefunden hat, werden immer noch Leibeserziehung, Befehl-Gehorsam-Drill und Adoleszentenrituale im Vordergrund stehen. Es haben sich aber außerhalb der Stacheldrahtzäune enorme Dinge getan. Die Welt ist global und digital geworden, das Auseinandernehmen und Zusammensetzen eines Gewehrs mit verbundenen Augen ist eine so wichtige soldatische Fertigkeit wie Sackhüpfen und Topfschlagen oder eine gewaltige Arschbombe vom Dreier.
    Drum ist eine Wehrpflicht in meinen Augen vertane Zeit. Vorausgesetzt, Militär wäre unabdingbar (für mich als Kriegsdienstverweigerer ein schwieriger Gedanke), so muss der Beruf des Soldaten eben ein Lehrberuf sein. Spezialistenausbildung, die nicht in ein paar Monaten erfolgen kann.
    Und ganz abwegig ist für mich der Gedanke, diese Periode im Leben eines jungen Menschen könne als Erziehungsmaßnahme zur Entwicklung eines voll integrierten deutschen Staatsbürgers dienen.

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    Alan Posener schrieb: Die hoch spezialisierten Armeen der Gegenwart, die in absehbarer Zeit hauptsächlich „Counterinsurgency“ (COIN) betreiben – […] – müssen, erfordern speziell ausgebildete, hoch motivierte Profis des Kriegshandwerks.

    Wie sollen grosse Räume mit bedeckten Gelände (Städte, Wald) von Eindringlingen oder bewaffneten Aufständischen gesäubert und gesichert werden, wenn man nicht eine grosse Anzahl von infanteristisch ausgebildeten Kräften
    zur Verfügung hat? Mit einer Hand voll Profis erreicht man da gar nichts (->Afghanistan).

    Und wo betreibt eine westliche Armee Counterinsurgency und b.z.w wie und mit welchem Erfolg?

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    @ Uniquolol: Wieso ist das, was ich vorgeschlagen habe – die Verlängerung der Schulpflicht um einen Sechsmonatepflichtkurs „Wehrkunde“n(danke, Rita Groda) – „barer Unsinn“? Stefan hat dazu einiges sehr Richtige gesagt.
    @ Rainer Möller: Die Neocons als jüdische Weltverschwörung – wie wäre es damit, einmal in neuen Kategorien zu denken – nur probehalber zur Abwechslung?

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    Ein Zwangsdienst – wie die Wehrpflicht – muss in einem demokratischen Rechtsstaat klar begründet werden. Ihre romantische Vorstellung der Armee in allen Ehren, aber sie brauchen schon gute Argumente um die Freiheitsrechte von jungen Menschen weiter einschränken zu wollen. Die lange Wehrzeit in Israel resultiert aus der besonderen Bedrohungslage, sie ist daher völlig legitim und eine bittere Notwendigkeit. Ihr Vorschlag:“Wehrpflicht für alle“ zur Verbesserung der Multikulti-Problematik ist doch barer Unsinn und nicht weit von der alten „A-Null“-Ideologie entfernt…

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    Der Begriff „Schmelztiegel“ ist sehr passend gewählt. Was ich beispielsweise von Erzieherinnen und Lehrerinnen (ja, alle weiblich!) höre, die in Berliner Bezirken wie Wedding oder Neukölln Grundschulkinder mit Migrationshintergrund (versuchen zu) unterrichten, die kein Wort deutsch können, da kann man einen sechsmonatigen Kurs, in dem diese Jugendlichen und Heranwachsenden dann einmal aus ihrem Viertel heraus kommen, nur befürworten!

    Das multikulturelle Integrationsschnupperstudium Wehrpflicht wird in dieser Hinsicht völlig unterschätzt, man geht immer nur von dem Bedarf der Streikräfte aus, aber die Armee ist die Umsetzung des Sicherheitsbedürfnisses der Gesellschaft. Integration spielt dabei auch eine Rolle, eine Rolle, die die Bundeswehr übernehmen kann und muss.

    Und man bedenke einmal, welche Möglichkeiten sich aus zweisprachig aufgewachsenen Menschen für das Berufsbild des interkulturellen Einsatzberaters ergeben und nicht zuletzt auch für diesen kulturellen Aspekt von COIN.

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    Als Deutscher bekomme ich bei diesen Vorstellungen das kalte Grausen. Die Wehrpflicht in Israel ist abgesehen davon, dass auch Frauen dienen müssen, nun wirklich kein Vorbild und das Militärische ansich ist den meisten Menschen so wesensfremd, dass die Wehrpflicht schon immer etwas gewalttätiges und unanständiges an sich hatte. Ich hatte das Vergnügen, 15 Monate lang und weiß daher sehr genau, was ich damit meine.

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    Neokonservatismus ist die Ausdehnung israelisch-jüdischer Modelle auf die westliche Zivilisation.

    Es kommt aber darauf an, die westliche Zivilisation auf Israel auszudehnen. Also: ein breit angelegter Friedensdienst als gleichwertige Alternative zum Kriegsdienst für Israel!

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    Lieber Herr Posener,

    grundsätzlich schüttelt es mich ein wenig bei einigen Ihrer Gedanken. Deutsche hatten in den 70er Jahren schon in der Schule den sog. Wehrkundeunterricht, der zu nicht wenigen Protesten führte, mit gutem Grunde.

    Andererseits finde ich es nicht schlecht, einen militärischen Grundkurs für alle, nämlich auch für Frauen und alle Deutschen Schulpflichtigen, egal welcher Herkunftsnation, einzuführen. Es darf dann aber auch keine Ausnahmen geben, wie im Vietnam Krieg. Es wäre der Gleichberechtigung der Frauen endlich Genüge getan, zumindest im Hinblick auf entsprechende Ausbildungschancen bei der Bundeswehr. Keine nicht ernst zu nehmende „Kleinigkeit“ bei der derzeitigen Arbeitslosenquote.
    Und im Zeitalter des Hotel Mama, wo man die Kids nur mit Gewalt vor dem 30. Lebensjahr aus dem Hause bekommt, könnten ein paar Disziplinierungsübungen im Bettenmachen und Ordnung machen nicht besonders schaden.
    Israel als exemplarisch hier anzuführen halte ich, mit Verlaub, nicht besonders geschickt und wird Sie in der Beliebtheitsskala hier extrem absinken lassen.

    Den Staatsbürger in Uniform, wie er sich heute und Gott sei Dank präsentiert, halte ich, wie schon mehrmals erwähnt, für eine anständige Sache mit auch inzwischen entsprechendem Sozialprestige.
    Ob der von Ihnen angedachte Rekrut in einem militärischen Schnellkurs Verantwortung für sein Land und Verständnis für militärische Zusammenhänge entwickeln wird, das wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

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    Sehr seltsam, was Sie da schreiben, Herr Posener.

    Einen Unterschied zwischen Ihrer Einstellung zur Wehrpflicht aus den 70er Jahren und der hier vertretenen sehe ich nicht wirklich. Vielleicht stehen Sie jetzt irgendwie auf der anderen Seite, aber Ihre Überzeugung, für Ihre Überzeugungen sollten im Zweifel auch junge Wehrpflichtige sterben, hat sich ja eigentlich nicht geändert.

    So sieht es auf den ersten Blick aus, aber zwischendurch schreiben Sie ja auch, dass Sie selbst in den 70ern gegen die Wehrpflicht waren.

    Es scheint, in ihrem Herzen sympathisieren Sie mit der Haltung Willy Brandts, trauen dem Braten dann aber doch nicht und suchen Zuflucht bei einem mystifizierten Militarismus à la Israel. Ihre Einstellung mag aus der Geschichte erklärbar sein, wirklich überzeugend finde ich sie aber nicht.

    Soweit ich den Freiherrn v. u. z. Guttenberg richtig verstanden habe, will er auch gar nicht die Wehrpflicht abschaffen sondern nur ausser Vollzug setzten. Wenn es dann gegen den Iran, Nord-Korea oder wer weiß wen geht, soll sie wieder aufleben und im Zweifel können dann eben unausgebildete junge Männer (und bei Ihnen auch noch Frauen) als Kanonenfutter ins Feld geschickt werden. Aber selbst das ist irgendwann nicht mehr nötig, wenn wir unser Bildungssystem soweit vor die Wand gefahren haben, dass es genug dumm gehaltene Hartz IV Jugendliche gibt, die „freiwillig“ für „unsere freiheitliche Grundordnung“ ihr Leben lassen.

    Ich denke, niemand hat das Recht einen anderen Menschen zum Militärdienst zu zwingen. Wenn eine Gesellschaft aber entscheidet, eine Armee vorzuhalten, sollte sie dazu stehen und eine möglichst engen Kontakt mit ihr halten, besonders wenn sie ausser Rand und Band zu geraten scheint. In dieser Situation die Bundeswehr aus der gesellschaftlichen Einbingung zu nehmen wäre ein großer Fehler.

    Daher bin ich auch für eine Dienstpflicht. Die Gerechtigkeit würde es eigentlich gebieten, auch die Frauen mit einzubeziehen, aber hier möchte ich nicht vernüftig sein sondern denke, dass man auch einmal generös ungerecht sein kann.

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