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Moderner Faschismus – Heli Killing in Bagdad

Unglücklich und sicher nicht hilfreich“ – mit diesem zynischen Kommentar reagierte US-Verteidigungsminister Robert Gates auf die jetzt von „wikileaks“ veröffentlichten Filme über das „Heli-Killing“ von Bagdad.

Ohne Not und geradezu mit diebischer Freude am Töten wurden Zivilisten in Bagdad anno 2007 von US-Soldaten aus der Luft förmlich hingerichtet. Auch auf Helfer, die herbeieilten eröffneten die schießwütigen Yankees das Feuer: Gesamtbilanz mindestens zwölf Tote und zwei schwer verletzte Kinder. Der ganz Banale alltägliche Faschismus von Besatzungssoldaten im Irak.

Und das schlimmste: Drei Jahre dauerte es, bis diese offenbar vom amerikanischen Militär sorgsam geheim gehaltenen Aufnahmen über das Internet das Licht einer schockierten Weltöffentlichkeit erblickten. Doch anscheinend ist dies bis heute niemandem in Washington peinlich – ein gezielter Mord, der bestenfalls Ergebnis einer leichtfertigen irrtümlichen Schlussfolgerung sein kann, wird mal eben mit Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Kann doch mal passieren, dass Teleobjektive von Fotografen mit Gewehrläufen verwechselt werden.

Das übertrifft sogar die „Ballade vom Kameramann“, der 1973 seine eigene Ermordung durch einen Pinochet-Soldaten filmte. Biermann sang damals: „Der Mann legt die Kamera an, der Soldat legt auf den Kameramann an“. Wie damals kommt auch heute die „Macht aus den Mündungen und aus den Mündern nicht…“

Das also ist die amerikanische Variante des Demokratisierungsprozesses im Irak und anderswo. Und parallel zu diesen Bildern lässt sich Barack Obama als Atomgegner feiern und warnt vor dem angeblich drohenden „Nuklearterrorismus“. Die täglich aktiven Terroristen indessen sitzen in Hubschraubern und Panzern von Besatzungsarmeen, die in diesen Regionen der Welt nichts, aber auch gar nichts verloren haben. Ihre schlimme Devise lautet: Öl für Blut, denn nach wie vor geht es um die Sicherung des Zugangs zu den Ölquellen. Dieser Zweck heiligt offenbar jedes Mittel. Wenn jetzt sogar in Afghanistan Hamid Karsai allmählich begreift, was für ein schändliches Spiel der „Westen“ mit seinem Volk treibt und sich von den „Beschützern“ abwendet, so sagt das alles. Und wer, was Deutschland angeht, schlüssig beweisen kann, dass wir unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen, der kriegt einen Groschen.

Das alles wäre zum Lachen wäre es nicht so ernst. Todernst. Es wird immer deutlicher: die Koalition der Willigen hat sich verrannt, ob im Irak, Afghanistan oder anderswo. Die einzig verbliebene so genannte „Supermacht USA“ hat grandios versagt bei ihrer usurpierten Rolle eines Weltpolizisten. Washington und die Verbündeten sind dabei, weltweit ihren letzten Rest an Werte-Reputation zu verspielen. Je schneller diese unwürdigen Auslandseinsätze beendet werden, desto besser: Sie haben bislang statt weniger mehr Terror gebracht. Auf allen Seiten.

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7 Gedanken zu “Moderner Faschismus – Heli Killing in Bagdad;”

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    @68 er

    Lieber 68er, auch ich gehöre zu denen, die man 68er nennt.
    Du hast ja recht, doch vergiss nicht, dass seinerzeit der Vietnamkrieg die Szene mitbeherrscht hat. Auch dort waren „schiesswütige“ soldaten, die damals schon dazu ausgebildet wurden, wie heute auch, andere Soldaten, genannt Feinde, also auch Menschen emotionslos umzubringen.
    Es waren die 68er, die mitgeholfen haben, dass dieses sinnentleerte töten beendet wird.
    Auch der Vietnamkrieg, ebenso wie der Irakkrieg und viele andere wurden provoziet und unter Lügenpropagande begonnen.
    Vergiss das nicht als 68er, der sich so nennt! Die Gesellschaft sind immer wir alle, sonst niemand!!! Dank an Rainer Burchardt

  2. avatar

    @Geraldus: Mein Satz lautete Über faschistisch-politische Motive der Heli-Killing-Verbrecher berichten sie nichts.

    Somit haben die Heli-Mörder eigentlich nichts mit einer faschistischen Ideologie zu tun, weswegen ich die Erwähnung von Faschismus in diesem Artikel für unsinnig halte.

  3. avatar

    @ Dr. Strebel

    Die ersten beiden Sätze Ihrer Ausführungen kann ich unterschreiben.
    Wie kommen Sie aber zu der Aussage, daß die Heli-Killing-Verbrecher eine „faschistisch-politische“ Motivation für Ihre Verbrechen hatten ?
    Vielleicht war es pure Mordlust, eine Eigenschaft die viele Machthaber gerne bei Ihren Soldaten sehen. Solche Figuren sind, wenn erst mal alle Hemmungen gefallen sind, für wirklich alles einsetzbar.

  4. avatar

    Helikilling ist ein pervers-zynisches Verbrechen. Faschismus ist eine politische Ideologie. Über faschistisch-politische Motive der Heli-Killing-Verbrecher berichten sie nichts. Folglich ist ihr Titel sinnlose Verbalkraftmeierei.

  5. avatar

    Ron Paul ist ein Abgeordneter im U.S. Congress, er ist ein Republican mit national-conservativen und „libertarian“ Tendenzen, und einer der wenigen Republicans welcher keine Angst vor AIPAC hat. Wie der auch national-conservative Patrick Buchanan (Reagans Gehirn) und auch kein Freund von AIPAC. (Ja, auch das gibts in USA!). Vor einigen Tag sprach Ron Paul vor der Southern Republican Conference (die ranzige Rechte in USA). Wie Patrick Buchanan (Buch: Day of Reckoning), wetterte Ron Paul gegen das USA Imperium:“ Wir haben jetzt U.S. Truppen in 135 Laendern und 700 Stuetzpunkenten (80 in Deutschland!) – und das Geld fehlt den armen Kindern in USA! “ Patrick Buchanan und die Militaerspezialistin der New York Times habe beide bemerkt: Niemand weiss wie viele U.S. Truppen in wie vielen Laender stationiert sind, beide „vermuten“ ueber 130 Laender. Der Berufsmilitaer Eisenhower warnte in seiner Abschiedrede 1958 vor dem „military-industrial-complex“. Der U.S. Soldat welche nach 1945 nach Deutschland kam war vorwiegend ein Zivilist der seinen Militardienst leisten musste – und ueberhaupt hat sich das U.S. Militaer in Europa immer „geziert“ weil die Europaer „weiss“ sind und die Verwandten von vielen der eingewanderten Vorvaeter. Aber der U.S. „Berufslandknecht“ wie heute, oder wie gestern in den „Stabilisierungen“ in der Dritten Welt – das ist eine andere Art welcher der Deutsche kaum kennt: Die Offiziere sind gut gebildet, aber das Fussvolk sind entweder arme Weisse vom Hinterwald (wie die in Abu Ghraib!) welche keinen normalen Beruf ausfuehren koennen, oder von den benachteiligten Minderheiten welche nur begrenzte Arbeitsmoeglichkeiten in der Zivilwirtschaft finden koennen. Und dann sind die verbrecherischen Abenteuer von „Special Forces“ und „Contractors“. Ganz oben sind die geschmeidigen Biedermaenner wie Gates der von der CIA kommt – und welche ihre „Anregungen“ von „Beratern“ wie Henry Kissinger erhalten (jetzt liest man Dokumente wie Kissinger die Morde on Widerstandspolitiker gegen die Militaerdiktaren in Lateinamerika „erlaubte“ – der Chilene Letelier wurde in Washington mit einer Bombe beseitigt…) Der U.S. General Smedley Butler welcher fuer USA in Kuba, China (mit den Deutschen damals!), den Phillipinen (mit KZs und „waterboarding!)und Zentralamerika Saeuberungsoperationen vollzog hatte sich als „Muskelmann fuer Wall Street“ beschrieben…

  6. avatar

    Sehr geehrter Herr Burchardt

    „Unglücklich und sicher nicht hilfreich“

    ist es, wenn Sie die amerikanischen Soldaten im Irak als „schießwütige Yankees“ bezeichnen und vom ganz „banalen täglichen Faschismus“ sprechen.

    Die Grundaussage Ihres Textes mag richtig sein, ob auch Ihre Sprache angemessen ist, mag ich bezweifeln.

    Ich glaube zum Beispiel nicht, dass schießwütige menschenverachtende amerikanische Soldaten zwangsläufig „Faschisten“ sind. Ich weiss, dass diese „Spitzfindigkeiten“ die erschossenen Journalisten und schwerverletzten Kinder nicht sehr interessieren wird, aber ich denke, hier in Deutschland sollte man sich schon die Mühe machen, nicht jeden mordenden Soldaten als „Faschisten“ zu titulieren.

    Die Gründe, wieso wenig gebildete und überforderte amerikanische Soldaten zu solchen Taten fähig sind und wieso Abu Ghuraib und andere Unmenschlichkeiten geschehen konnten, müssen wir diskutieren.

    Auch ist es richtig darüber zu diskutieren, wie ohne fremdes Militär stabile Gesellschaften in Afghanistan und im Irak hergestellt werden können.

    Leider diskutieren wir in Deutschland lieber über das „Wie“ unserer Politik als über deren Inhalte, wie die aktuellen Beiträge auch in diesem Blog über Frau Merkel und Herrn Westerwelle zeigen.

    Gerne würde ich hier Diskussionen über die Zukunft der Wehrpflicht, deutsche Auslandseinsätze, deutschen Waffenexport, deutsche militärische „Sonderstaffeln“ etc. pp. lesen. Ihr Anstoß hierzu ging – glaube ich allerdings – direkt ins Aus.

    Mit freundlichem Gruß

    Ihr 68er

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