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Gier ist gut. Jetzt erst recht

Heute ist es allenthalben Mode, die Gier zu kritisieren. Aber damit kritisiert man die Grundlage unserer kapitalistischen Zivilisation, und damit die moderne Zivilisation schlechthin, denn alle Alternativen zum Kapitalismus haben sich als Barbarei erwiesen.

Wenn ich einkaufe – warum gibt es all diese schönen Dinge? Bio-Fleisch und Flachbildschirme, Bücher und französischen Käse, Musik auf CD und aus dem Internet? Etwa weil die Leute mir Gutes tun wollen? Nein, weil irgendjemand irgendwo ein Geschäft gewittert hat, eine Marktlücke, eine Möglichkeit, Geld zu machen. Ich verlasse mich nicht auf die Menschenfreundlichkeit von Ford, wenn ich ein Auto brauche, sondern auf den Wunsch der Ford-Manager und vor allem der Ford-Aktionäre, Geld zu machen. Und mit dem Ergebnis – ich fahre einen Ford Focus –  bin ich sehr zufrieden. Schluss der Werbeeinlage. Aber warum die Leute von Opel, die es nicht schafften, mir ein ebenso gutes Auto ebenso billig zu verkaufen, nun doch via Steuern von mir Geld bekommen, ohne mir ein Produkt zu liefern, verstehe ich nicht.

Diese Gier nach Geld hat auch die großen Entdecker bewegt, die Spanier und Portugiesen, Holländer und Briten. Diese Gier trieb den Bau von Eisenbahnen und Straßen im 19., von Internetkabeln im 21. Jahrhundert voran. Diese Gier treibt die medizinische Forschung an, diese Gier hat in den letzten zwanzig Jahren Milliarden Menschen weltweit aus dem Elend gerissen, vor allem in China, wo der Kommunist Deng Hsiao-Ping sagte, dass es „ehrenhaft“ sei, nach Reichtum zu streben. Anders ausgesprochen, und mit den Worten des großen Gordon Gecko: Gier ist gut.

Jetzt heißt es überall, die Gier sei schuld an der Finanzkrise gewesen, wir bräuchten eine neue Moral. Bloß nicht! Wenn das Geld im letzten Jahrzehnt so billig war, dass in Amerika selbst Arbeitslose glaubten, sich Häuser bauen zu können, so war das nicht Gier, sondern Großzügigkeit. Wenn deutsche Landesbanken glaubten, mit den Schulden dieser Leute Geld machen zu können, also dass die Blase nie platzen würde, so war gewiss Gier im Spiel, wie bei jedem Geschäft, vor allem aber Dummheit. Ebenso wie bei den Sparern, die meinten, in Island höhere Zinsen einzufahren, ohne ein höheres Risiko einzugehen. Wie kann man glauben, bei einem Pilotenspiel gäbe es nur Gewinner?

Großzügigkeit ist eine gute Eigenschaft, aber nicht in der Wirtschaft. Dummheit ist nicht strafbar, aber in der wirt-schaft wird sie bestraft.

Jedenfalls brauchen wir jetzt nicht weniger Gier, sondern mehr. Weniger Leute, die sagen, ich werde Beamter, da habe ich meine Sicherheit, und mehr Leute, die sagen: ich will reich werden, komme, was da wolle.

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33 Gedanken zu “Gier ist gut. Jetzt erst recht;”

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    Arbeitslose glaubten keinesfalls sich Häuser bauen zu können, sondern die amerikanische Regierung unter Bush hat es ihnen versprochen.

    In einer Pressekonferenz hat Bush gesagt, dass jeder Amerikaner sein eigenes Haus besitzen solle.
    Die Zinsen waren also nicht grundlos so niedrig und die Finanzindustrie war hier nur die Marionette, die abgesahnt hat.
    Mehr nicht!
    Wieso also sollten die Banken hier nicht mitspielen, und die Tatsache, dass Grundschulden in Wertpapiere gebündelt werden konnte kam noch positiv dazu!

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    „Heute ist es allenthalben Mode, die Gier zu kritisieren. Aber damit kritisiert man die Grundlage unserer kapitalistischen Zivilisation, und damit die moderne Zivilisation schlechthin, denn alle Alternativen zum Kapitalismus haben sich als Barbarei erwiesen.“

    genau so ist es und keinen deut anders!

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    M.Posener,

    warum unterschlagen Sie Mr. Adam Smith , denn sie sonst doch immer gelobt haben:

    The Theory of moral sentiments

    Ils sont fous les néoliberaux 🙂 🙂

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    Cher M. Posener,

    mittlerweile >60 und noch immer nicht weise…..

    Vielleicht sollten Sie Ihren M.B.A. doch einmal in Harvard nachholen 🙂 🙂

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    Bei den letzten Kommentaren klingt eine Kritik an dem Verhalten der Autoren als Blogger an, welche ihnen aus einem simplen Grunde nicht gerecht wird.
    Im der Selbstdefinition dieser Website heißt es:

    „“starke-meinungen.de“ ist ein Autoren-Blog. Jeder von uns vertritt seine eigene Meinung. Wir möchten zur Diskussion anregen, auch zum Widerspruch. Reden Sie mit! Es ist Ihre Demokratie.“

    Daraus sollte für alle ersichtlich sein, dass es keinesfalls die Intention der Autoren ist sich selbst en detail für ihre Meinung innerhalb der Diskussionen zu rechtfertigen. Sie schaffen mit diesem Projekt, wie dieser Diskussionsverlauf eindrücklich dokumentiert, eine interessante Debatte auszulösen, da ihre publizierten Meinungen durchaus, ich möchte fast sagen „zum Glück“, polarisieren.

    Ich gehe davon aus, dass den Autoren nicht an dem Ergötzen über die Kommentare gelegen ist, sonder eher an der Ermutigung der Bevölkerung am Diskurs über gesamtgesellschaftliche Problemstellungen. Wer sich die Kommentare durchliest wird schnell bemerken, dass die durchaus gelungen ist. Mit den Mittel der Printmedien wäre dies nicht möglich.

  6. avatar

    @ A l l e

    Egal, wie man sich vielleicht über konträre Meinungen hier ab und an aufregen muß, ein wenig Gehirn-Jogging schadet uns allen nicht, bzw. ist doch manchmal sehr vergnüglich.
    Auch mir drängt sich manchmal der Eindruck auf, daß die Autoren hier ein Thema in die Runde werfen, um sich dann daran zu erfreuen, wie wir uns hier gegenseitig auf die Nerven geheh.
    Im Gegensatz zu den meisten hier, gehe ich aber davon aus, daß sie von uns auch gelegentlich etwas lernen, oder lernen können, auch wenn sie es nicht zugeben. Ich bin tatsächlich so arrogant!
    Die Wortakrobatik von EJ würde ich tatsächlich unendlich vermissen, aber nicht nur das.
    Jungs, verlasst mich nicht!!!!!!!!!!!!!!!!

  7. avatar

    @ 68er

    Na, immerhin ist Alan Posener höflich genug zu zeigen, dass er die Kommentare seiner Leser seinerseits wenigstens liest. Von seinen Mit-Bloggern kann man nicht mal das behaupten. Die haben ja nicht mal auf ihren Mit-Blogger Posener regiert, als er sie angesprochen hatte.

    Aber is‘ schon richtig: Man darf sich schon fragen, warum die Blog-Autoren eigentlich nicht weiter für das untergehende Papier-Medium schreiben (und – apropos Gier – noch ’ne Mark damit verdienen, so lange das möglich ist). Die mit dem Medium Blog gegebenen Möglichkeiten (einer qualitativ neuen und anderen Öffentlichkeit) nutzen sie jedenfalls nicht.

    Vermutlich möchte man sich nicht „runterziehen“ lassen. Aus der Verschanzung hinter dem Schreibtisch Texte zu emittieren, ist offenbar weniger riskant als Diskussion. Man bleibt dabei sozial ‚intakt‘. Man schreibt schöne runde Textchen und muss sich nicht mit den Ärschen da draußen gemein machen, zumal dann, wenn man in der Diskussion evtl. auch selbst die Hosen runter lassen müsste.

    Und um Missverständnisse zu vermeiden: Ich spreche auch, aber keineswegs nur von der Diskussion mit uns Blog-Lesern. Die hier publizierten Texte selbst sind alle so verfasst, als gäb’s kein Draußen: Sie sind ohne jeden (selbst-)relativierenden Link, ohne jeden (selbst-)relativierenden Netzbezug. Alle Texte sind von sich wechselseitig ignorierenden Autoren-Päpsten verfasst und alle sprechen sie ex cathedra.

    Wie dem auch sei: Wenn sie demnächst mit ihrem alten Medienverhalten mit den alten Medien untergegangen sein werden – wir hatten unseren Blog-Postern unser Hände hilfreich entgegengestreckt. Wir waschen unsere Hände in Unschuld. 😉

  8. avatar

    @ Alan Posener

    Bitte:

    1. Sie denken nicht sehr originell.

    2. Sie argumentieren nicht sehr originell.

    3. Sie könnnen nicht gut zuhören.

    4. Ich bezweifele, dass Sie die geäußerten Einwände überhaupt geistig verarbeitet haben. Jedenfalls, davon ist hier nicht viel zu sehen.

    Bislang.

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    Verehrter Herr Posener,

    was ist das für ein Argument, nur weil Sie Ihre Theorie auf einen Denker des 18. Jahrhundert zurückführen ist sie doch weder richtig noch falsch.

    Oder verzichten Sie deshalb auf den Gang zum Arzt und gehen zum Wunderheiler, weil im 18. Jahrhundert ein Franz Anton Mesmer seine Theorien zum animalischen Magnetismus aufgeschrieben hat.

    Und ich rege mich auch gerne über Leute auf, die das was im Koran oder der Bibel (ob Mao- oder christlicher ist da egal) geschrieben steht unkritisch für bare Münze nehmen.

    Auf Ihre mal so eben in die Runde geblogte These haben diverse Kommentatoren versucht inhaltlich zu antworten. Ihre „Erwiderung“ hätte es eigentlich gar nicht verdient, noch einmal kommentiert zu werden. Aber ohne Worte wollte ich mich aus diesem Blog auch nicht verabschieden.

    Glückauf und Adieu!

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    Die Paradoxien der Bienenfabel funktionieren auf Basis der großen Zahl der Akteure. Die Bienen „wimmeln“. (Die ganze Bienenfabel ist ein einziges „Gewimmel“.)

    Wie eine deutsche Übersetzung sagt: Das Gewimmel schafft den Himmel!

    Unser Problem ist die Übergröße und das Übergewicht einzelner Akteure, die das Gemeinwohl erzeugende „Wimmeln“ erdrücken und und zum Stillstand bringen (können, wenn der Staat nicht schnell „Stoff“ unter das Gewimmel schmeißt). Unsere Großbanken und Großkonzerne, unsere (z.B. Rohstoff-)Kartelle „wimmeln“ nicht.

    Es handelt sich bei Mandeville nicht zufällig um Bienen. Die tragen nicht nur das „Staatsdenken“ schon in sich. Vor allem sind sie prinzipiell (viel) kleiner als der Staat bzw. die Ordnung, den bzw. die sie in der Masse „wimmelnd“ überhaupt erst bilden.

    Die Bienenfabel beschreibt heute Schwarzmärkte und Drittewelt-Länder, sofern in denen unsere Großkonzerne (noch) keine Akteure sind.

  11. avatar

    @ Alle: Ich finde es erstaunlich, dass Ansichten, die der große Bernard Mandeville im 17./18. Jahrhundert vertreten hat, noch heute solche wütenden Zurückweisungen ernten können. Tatsächlich wäre der einzige Vorwurf, den ich mir gefallen lassen müsste, jener, nicht sehr originell zu denken. Es findet sich alles, was ich geschrieben habe, in Mandevilles „Bienenfabel“: Googeln Sie mal!

  12. avatar

    Das Rätsel habe ich jetzt selbst gelöst, nachdem ich mir zum letzten Mal im TV eine gesellschaftspolitische Debatte anschaute.
    Die Agenda 2010 wurde im ZDF Nachtstudio als die größte sozialpolitische Heldentat der Nachkriegszeit verkauft. Gleichzeitig pries Herr Keese die „Gier“ als das Gaspedal der Wirtschaft an, wobei diese natürlich reglementiert werden müsse, und die Finanzwirtschaft (sprich Banken) natürlich auch von Vater Staat. Gelernt habe wir auch, daß die Märkte sich doch nicht selber regulieren, wie man immer vermutet vermutet hatte. Ein wunderbarer Käse-Salat.
    Zukunftig werde ich mich wohl in Reihe der ökonomischen Perversen selbst einreihen müssen, die versuchen, soviel wie möglich zu verdienen, gleichzeitig aber beim Konsum sowenig wie möglich zu zahlen.
    War das nicht die „Gier-Botschaft“, oder habe ich da möglicherweise etwas verwechselt? Könnte ja sein.

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    Geschichten aus St. Olaf – oder, Rätsel für Fortgeschrittene,
    wie den „Reiz-Reaktions-Schematiker (liebe Ihre Formulierungen EJ)

    Wer je die Golden Girls im TV gesehen hat, erinnert sich auch an die entnervenden Geschichten der naiven Rose, den Geschichten aus St. Olaf.
    Meine Mutter ist altersmäßig auch ein Golden Girl. Allerdings weder eine Bankiers.Witwe, noch Top Managers-Witwe, und so muß sie sich um die Verwaltung ihres Budgets eigenhändig kümmer, was sie auch recht engagiert tut.
    Lezte Woche erlebte nun dieses Golden Girl eine Geschichte, die thematisch gut, zu Gier, Dummheit und Weiterem passt. Auf die ganz genauen Details kann ich nicht eingehen, da ich nicht unbedingt auf Schadensersatzklageb usw. erpicht bin.
    Bei meiner Mutter fiel also der winzige Motor eine Sicherheitsvorkehrung aus, und der rennomierte örtliche Handwerksbetrieb gab nach Ansehen des Schadens eine zu erwartende Summe, alleine für den Motor von ca. 450 Euro an. Wir erkundigten uns sogleich bei den entsprechenden Herstellern, und der absolut teuerste Hersteller verlangte 220,– Euro für diesen Motor. Meine Mutter reklamierte entsprechend – und siehe da, der inzwischen installierte Motor wurde mit ca. 150,– Euro in Rechnung gestellt, von den Montagekosten wollen wir jetzt einmal nicht reden.
    Meine These, mich auf Herrn Posener beziehend, wäre jetzt.
    Wäre meine Mutter so dumm gewesen die handwerksmäßige Preisangabe unbesehen zu bezahlen, wäre somit die Gier und die Dummheit bedient gewesen, allerdings hätte der Staat weniger MWSt. kassiert. Durch die Preisdifferenz ist aber wieder mehr Geld für weiteren Konsum übrig, also wird der Fiskus auf jeden Fall gleich bedient, nur womöglich zeitversetzt.
    War das jetzt Gier, Dummheit, oder was?
    Freue mich auf jede neue These.

  14. avatar

    Das Ideal unserer geistigen Vaeter (in Europa!), der Griechen ,war: „Alles mit Mass!“ Leider konnten sie ihr Ideal nur in der Kunst verwirklichen. Trotzdem sollten wir immer ueber ein ideales Mass denken! Was gestern oder heute in China oder New York „gegiert“ wird – muss nicht unbedingt das „Mass“ fuer die Zukunft Europas bilden. Ich beobachte manchmal Wildenten welche Kruemeln unter den Tischen der Restaurants suchen – aber er steht bescheiden hinter ihr und laesst sie die Kruemeln aufschnabeln. Auch er is hungrig – aber er „weiss“ das seine Lebensgefaehrtin die Nahrung noetiger hat – denn ein halbes Dutzend Eier absorbieren eine Menge Nahrung.. Also: Gier beschraenkt durch das „Mass“ der biologischen Intelligenz. Auch in der modernen menschlichen Gesellschaft ist Massvolligkeit, auch die Wirtschaftliche ,eine lebenswichtige Notwendigkeit.

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    @ Weniger ist mehr: Zeitenwende … Gier … als Triebfeder

    Was meinen Sie mit „Zeitenwende“? Die gegenaufklärerische Wende-zurück?

    In Alan Poseners Text „Gier“ gestrichen und den Nutzenkakühl des homo oekonomicus eingesetzt, handelt es sich um einen völlig konventionelles kapitalistisches Glaubensbekenntnis.

    Der Atheist Posener ist aber anscheinend weniger an Nutzenmaximierung als an Provokationsmaximierung interessiert. Um positive Konnotierung von ‚Gier‘ geht es ihm nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Todsünde ‚Gier‘. – Soll er machen. Ist schon recht.

    Wenn er dabei aber ‚Verstand‘ und ‚Vernunft‘ als notwenige Ko-Konstituenten der kapitalistischen Gier nicht mal erwähnt, fällt er (statt die Kirchenlehre aufklärerisch „nach vorn“ zu überholen) gegenaufklärerisch weit hinter die Kirchenlehre – in primitiven Biologismus – zurück.

    Ohne Verstand und Vernunft möchte Posener das „nackte“ Reiz-Reaktions-Schema (re-)etablieren. Mindestens in der Provokation. Und landet damit bei den Taliban. Unter umgekehrten Vorzeichen denken die Taliban ebenfalls im primitiven Reiz-Reaktions-Schema, wenn sie Frauen und Mädchen einsperren und zur Ganzkörperverhüllung zwingen.

    „Zeitenwende … Gier … als Triebfeder“ – meinten Sie das: Wir Kompromiss-Kapitalisten, wir Auch-Soziale sind Taliban? Posener muss uns die Kleider vom Leib reißen, um uns zur nackten Gier zu befreien? Reiz & Reaktion bzw. der schlichte Anti-Taliban, wenn nicht als Glücks-, dann als die Zukunftsformel?

    Meinen Sie’s so, ohne Verstand und Vernunft, gegenaufklärerisch?

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    Der Autor hatte wohl das Ziel, die Frieden-Freude-Eierkuchen-Bäcker in ihrer Ruhe zu stören. Er nimmt in kauf, daß er massenweise Widerspruch erntet. Nichts anderes ist zu erwarten, wenn man die „Gier“ des Menschen im herrschenden Mainstream zum „Gut“ des Menschen erklärt und die Überzeugung vertritt, die Gier gehört zum Menschen dazu, wie das Essen und Trinken. Es ist eine Außenseitermeinung.

    Die Masse will nun mal das Bestehende bewahren und scheut sich vor Veränderungen. Außenseiter weisen auf den Fortschritt hin. Dies erfordert Mut.

    Es wird dauern, bis die Zeitenwende, in der wir uns befinden, wahr genommen wird. Erst dann wird erkannt werden, daß „Bewahren“ nicht einmal dazu ausreicht, um uns selbst zu versorgen – Stillstand ist Rückschritt – und Fortschritt, die – Gier – als Triebfeder braucht.

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    Posener hält Eigenverantwortung und Gier für deckungsgleich und erklärt Gier sogar zur moralischen Pflicht, und zwar völlig uneingeschränkt, „was da wolle„. Großzügigkeit erkärt er für dumm und schädlich.

    Schon erstaunlich, dass Alan Posener das Lied der Gnadenlosigkeit und das Lied der egoistischen Zügellosigkeit singt. Wirklich erstaunlich.

    Im sozialen Leben kommt es üblicherweise darauf an, die eigenen Interessen mit den Interessen anderer auszugleichen, und zwar so, dass am Ende – nach Möglichkeit – alle einen Vorteil haben.

    Der Moralphilosoph Alan Posener hingegegen findet, dass dieser Ansatz „dumm“ sei.

    Sehr interessant.

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    @APO
    Wann können wir den ersten deutschen Gier-Rap auf Ihrer „Blattkritik“ verfolgen? Wahrscheinlich arbeiten Sie noch an den letzten Feinheiten. Aber bitte mit schön gerrrolltem R.

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    Dummheit wird belohnt.
    Die vrantwortlichen Manager dürfen weitermachen.
    Kann im letzten SPIEGEL gelesen werden.
    Sie spekulierten mit dem Geld ihrer Arbeitgeber nach dem Prinzip „Nach mir die Sinnflut“.

    Jürgen Schrempp hat Daimler einen Schaden von über 50 Milliarden zugefügt (behauptet Pispers) und selber über 100 Millionen eingestrichen. Nach seinem Rücktritt stiegen seine Aktienoptionen und er hat noch an seiner Unfähigkeit extra verdient. Die längste Zeit unter Aufsicht von Kopper. (Peanuts-Kopper).
    Nach dem Totalversagen von Kopper als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank durfte er noch indirekt Daimler ruinieren, indem er als Aufsichtsrat versagt hat.

    Also: Wenn ein Manager erstmal an der Spitze ist, zahlen andere für seine Dummheit und er selber kassiert nur immer mehr.

    Ein Problem ist dieses Auseinanderfallen der Interessen von Manager und Eigentümer/Normalarbeitnehmer bei Firmen ohne Mehrheitsaktionär wie etwa bei der Deutschen Bank.
    Der Manager geht mit seinen Boni und die Firma ist ruiniert .

    Sonderfall Banken. sie werden gerettet und Deutschland zahlt. (500 Milliarden oder so)
    Die Amis wohnen gut und ich zahle dafür.

  20. avatar

    Sie schreiben: „Wenn das Geld im letzten Jahrzehnt so billig war, dass in Amerika selbst Arbeitslose glaubten, sich Häuser bauen zu können, so war das nicht Gier, sondern Großzügigkeit. Wenn deutsche Landesbanken glaubten, mit den Schulden dieser Leute Geld machen zu können, also dass die Blase nie platzen würde, so war gewiss Gier im Spiel, wie bei jedem Geschäft, vor allem aber Dummheit.“

    Langsam, langsam Herr Posner. Grosszügig kann man gegenüber o.g. Arbeitslosen nur sein, wenn man diese Kredite bündelt, mit fehlerhaften Ratings versieht und an Andere (Landesbanken) weiterverkauft. Würde man diese „grosszügig verteilten Kredite“ selbst behalten, wäre man selbst der Dumme ;). Es geht m.E. nicht um Gier oder Dummheit, sondern um Betrug.

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    Verehrter Herr Posener,

    was haben Sie gegen Leute, für die Sicherheit wichtiger ist als Reichtum. Auch wenn ich selbst Freiberufler bin, habe ich nichts gegen Beamte. Ich hoffe Sie auch nicht. Das Positive an denen ist, wenn man den Vorurteilen glauben schenkt, dass diese, wenn sie nichts zu tun haben, auch die Hände in den Schoss legen. Vielleicht wären Sie heute besser diesem Vorbild gefolgt.

    In Ihrem Artikel wird mit keinem Wort erkärt, wieso heute Gier gut sein soll. Die historischen Exkurse sind ja auch nicht so passend, wie es auf den ersten Blick scheint. Auf wessen Kosten haben die „Entdecker“ denn da „ihren“ Reichtum „erwirtschaftet“? Und um ein anderes Beispiel zu nehmen, war die Gier des Herrn Goering vielleicht auch positiv zu werten? Richtig mag sein, dass das Bestreben sich um sich selbst zu kümmern ein guter Antrieb für eine Gesellschaft sein kann. Das ist aber etwas anderes als Gier. Gier führt im besten Fall zu einem verdorbenen Magen, im weniger günstigen Fall dazu, dass Bauern in fernen Ländern Mais für Ihren Bio-Diesel anbauen und im schlimmsten Fall dazu, dass Indianer ausgerottet werden, etc. pp.

    Ich nicht geglaubt, dass Sie als sonst so klar denkender Mensch dem Irrglauben des Homo Oeconomicus anhängen. Ich überlege daher, ob ich Ihren RSS aus meiner Browserleiste schmeisse. Wenn ich was über (Aber-)glauben lesen will, abonnier ich mir lieber den RSS-Feed vom Papst, wenn der sowas hat. Aber eigentlich wäre es schade, denn gerade wenn Sie über Herrn Sarrazin oder den Papst schreiben oder reden, ist das ja oft von bestechender Schärfe.

    Also arbeiten Sie lieber an einem gescheiten „Bulshit“!

    Glückauf!

  22. avatar

    Die „zivilisatorische Kraft“ des Kapitalismus war am besten in Haiti zu bewundern – vor dem Erdbeben. Nach dem Erdbeben wird zugunsten des Aufbaus zivilisatorischer Zustände noch jahrelang auf jede Gier verzichtet werden müssen.

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    Schwer zu verstehen! Unter normalen Umständen müßte Ihr Text (mindestens!) mit Gehaltseinbuße geahnet werden. Sie wollen damit aber Ihre Gier befriedigen. Wie das?

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    @Alan Posener:
    Aber, aber, Herr Posener. Wir brauchen nicht Gier, brauchen tun wir Menschen mit Mut zu Eigenverantwortung und Lebensrisiko. Und das ist mal grundsätzlich was anderes.
    Sie haben Recht, wenn Sie behaupten, daß auch der normale Konsument immer weniger für die lebensnotwendigen Produkte bezahlen will, sein Schnäppchen machen will. Daß gering Verdienende und Hartz-Empfänger sich nur noch den Einkauf beim Discounter, oder 1-Euro-Laden leisten können, ist eine Notwendigkeit, keine freiwillige Gier.
    Wo die Reallöhne in den letzten 20 Jahren um bis zu 30% gesunken sind – wo kann man da von Gier z.B. bei den Arbeitnehmern sprechen?
    Eine interessante Offensive gegen all zu große Gier, bzw. Ihrer Definition nach Dummheit, hat gestern Bosch gestartet. Trotz eines größeren Verlustes im letzten Jahr, hat man angekündigt, die Geschäftsverbindungen mit den Banken aufzugeben, die keine besonders große Lehren aus der Krise gezogen haben.
    Der Begriff Gier ist so negativ belegt, könnten wir uns nicht auf Gewinnstreben einigen?
    Somit bliebe die Kirche im Dorf, wo sie Ihrer sehr verehrten Meinung sowieso hingehört, und ich müßte mich weniger aufregen. Vor allem wegen des Gewinnstrebens all derer, deren Rechnungen ich gleich im neuen Jahr erhielt.
    Die Gier war da schriftlich und augenscheinlich, von der Erhöhung der Grundsteuer angefangen, über die Erhöhung diverser Versicherungen, Strom usw. Da hat sich jeder sein Stück vom Gier-Kuchen schon abgeschnitten!
    Und ich muß noch „gieriger“ werden, damit ich all diese Forderungen pünktlich bedienen kann?
    So ist es, nur so halten wir das System am Leben.
    Als eifriger Verfechter eines „gemäßtigten“ Raubtierkapitalsmus bleibt mir bei Ihren Äußerungen gerade die Spucke weg.

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