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Ein schwarz-gelbes Projekt muss her – aber pronto!

Erst ein paar Tage ist die Wahl her, doch die Medien brauchen schon wieder neues Futter. Jetzt muss unbedingt das schwarz-gelbe Projekt her, aber bitte sofort und griffig!  Kohl hatte seine „geistig-moralische Wende“, Schröder seine „Neue Mitte“. Und was haben Merkel und Westerwelle? Nichts, steht mit hämischem Unterton in etlichen Zeitungen. Noch nichts, schreiben mit besorgter Miene ein paar andere.

Klar ist, dass auch Politik „verkauft“ werden muss. Dabei hilft ein schmissiger Slogan ungemein. Wenn er gut ist, schwört er die eigenen Truppen auf eine einheitliche Sprachregelung ein. Den Bürgern gibt er eine Orientierung auf das, was kommt. Und die Opposition bekommt eine Projektionsfläche für ihre kommenden Angriffe.

Hier liegt dann natürlich auch das Risiko. Ob Kohls „geistig-moralische Wende“ jemals umgesetzt wurde, wird noch heute heftig debattiert. Schröders „Neue Mitte“ hielt allenfalls ein paar Jahre. Gerade weil sie so griffig sind, sind „Projekte“ immer vereinfachend und dadurch automatisch höchst angreifbar. Ohne Vorbereitung sind sie brandgefährlich.

Diesen Vorwurf muss sich auch die „Bildungsrepublik Deutschland“ gefallen lassen, die Angela  Merkel im vorigen Jahr ausgerufen hat. Im Prinzip ein optimaler Slogan: kurz, griffig, positiv. Doch das entscheidende fehlte ihm damals – die Nachhaltigkeit.

Soll die Bildungsrepublik mit Leben gefüllt werden, muss das nun nachgeliefert werden. Ein Stipendienprogramm für 100 000 Kinder und Jugendliche. Ein klarer, einfach zu verstehender Indikator, mit dem Fortschritte im Bildungsbereich gemessen werden können. Prominenz in den Medien für vorbildliche Lehrer und Schüler, die tolles leisten. Spannende Geschichten darüber, warum der Ludwig-Erhard-Slogan „Wohlstand für alle“ heute „Bildung für alle“ heißen muss. Und natürlich braucht es einen „Bildungs-Botschafter“ (den die Amerikaner sicher Mr. oder Ms. Education nennen würden). Nicht die Bildungsministerin, sondern einen Nicht-Politiker – sonst schreien sofort die Länder auf und blockieren.

„Gemeinsam für Deutschland. Mit Mut und Menschlichkeit“ stand auf dem letzten Koalitionsvertrag 2005. An Schwammigkeit dürfte das kaum zu überbieten sein. Nicht nur deshalb ist es an der Zeit  für einen wirklich mutigen Titel.  „Wir wollen die Bildungsrepublik“ wäre schon mal ein guter Anfang.

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