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Ein echter Experte: Thomas Urban zerreißt die deutsche Ostpolitik – Eine Rezension

Thomas Urban, der langjährige Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ in Moskau, Kyiv und Warschau, hat ein neues Buch vorgelegt: „Verstellter Blick – Die deutsche Ostpolitik“. Geschrieben kurz vor dem Krieg gegen die Ukraine. Auf gerade einmal 190 Seiten schafft Urban es, deutsche politische Lebenslügen klar und sachlich auseinanderzunehmen.

Seit dem Überfall von Putins Russland auf die Ukraine am 24. Februar hat sich, erst zaghaft, dann zunehmend stärker werdend, ein seltsamer Diskurs hierzulande entwickelt. In Talkshows sitzen Menschen wie Svenja Flaßpöhler, die „Offene Briefe“ unterzeichnen, in denen sie die Sinnhaftigkeit der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine in Frage stellen und behaupten, „die Fortführung des Krieges mit dem Ziel eines vollständigen Sieges der Ukraine über Russland“ bedeute „Tausende weitere Kriegsopfer, die für ein Ziel sterben, das nicht realistisch zu sein“ scheine. Weiterlesen

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Karpaten – Ein ukrainisches Reisetagebuch in Zeiten des Krieges (Teil 2)

Liane Bednarz war im Mai/Juni mit dem Mediennetzwerk „Freedom Today“ und dessen CEO Andreas Jürgens in der Ukraine unterwegs. Dort haben sie sich mit Christian Gruber getroffen, der dort als Volunteer und zudem als Kriegsreporter tätig ist. Gemeinsam reisten sie durch das Land und führten mit Ukrainern Gespräche vor Ort. Hier schildert Liane Bednarz ihre persönlichen Eindrücke während des zweiten Teils der Reise. Es geht in die Karpaten Die englischsprachige Fassung wird auf der Homepage von „Freedom Today“ erscheinen.

Lwiw, Freitag, 27. Mai 2022, mittags

Wir machen uns auf den Weg in die Karpaten. Ich bin aufgeregt. Karpaten, das klingt nach Dracula, auch wenn dessen Sage im rumänischen Teil der Karpaten rund um den Borgo-Pass angesiedelt ist. Dracula aber passt metaphorisch, so sehr wie Wladimir Putin seine Fangzähne in die Ukraine gehauen hat und seine Schergen das Land schon jetzt blutrünstig aussaugen und alles klauen, was sie greifen können, bis hin zu Bratpfannen, wie im ersten Teil meines Tagebuchs beschrieben. „Pосійські бандити“ aka rosiysʹki bandyty sagen die Ukrainer. Weiterlesen

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Drei Tage in Lwiw in Zeiten des Krieges – Ein fragmentarisches Tagebuch

Liane Bednarz ist mit dem Mediennetzwerk „Freedom Today“ und dessen CEO Andreas Jürgens in der Ukraine unterwegs. Dort haben sie sich mit Christian Gruber getroffen, der dort als Volunteer und zudem als Kriegsreporter tätig ist. Gemeinsam reisen sie durch das Land und führen mit Ukrainern Gespräche vor Ort. Hier schildert Liane Bednarz ihre persönlichen Eindrücke während der ersten drei Tage der Reise in Lwiw in der Westukraine. Die englischsprachige Fassung wird auf der Homepage von „Freedom Today“ erscheinen.

Ankunft in der Ukraine

Jetzt ist es also wirklich so weit. Wir fahren in die Ukraine. Die blau-gelbe Flagge am Grenzübergang bereitet mir Gänsehaut. Wie wird es sein, die Menschen dieses Landes zu treffen, die aus der Ferne so tapfer und entschlossen wirken, die Putin und seinen Schergen seit nunmehr bereits drei Monaten heroisch die Stirn bieten? Zugleich kann ich eine gewisse innere Unruhe nicht verhehlen. Wir sind jetzt wirklich im Kriegsgebiet. Weiterlesen

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Vom Leben im Modus eines Katastrophenfilms

Credit: IMAGO / Steinach

Bis zum Februar 2020 war das Leben hier im Westen ziemlich easy. Dann kam Corona. Und dann kam der Krieg. Über Resilienz in Zeiten, in denen man vom Zuschauer zum Akteur oder zumindest Statisten in einem Katastrophenfilm wird und nicht mehr nur im Kino sitzt.

Früh morgens, wenn es gerade so dämmert und das erste Vogelzwitschern erklingt, jetzt im März, wacht man auf und hat, noch halb-wach, die Illusion einer heilen Welt. So wie sie in Deutschland bis zum Februar 2020 existent war. Vor Corona. Weiterlesen

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Putins Simulation militärischer Stärke und Strategie

Credit: IMAGO / SNA
„14.03.2022 Russian President Vladimir Putin listens to Deputy Prime Minister Dmitry Grigorenko during a meeting at the Kremlin in Moscow, Russia.“

Putin hat sich mit der Invasion der Ukraine verkalkuliert. Inzwischen steht sein zuvor stolzes Militär reichlich blamiert da. Erstmalig gibt mit dem Direktor der Nationalgarde Russlands nun einer von Putins Top-Leuten zu, dass alles langsamer verlaufe als geplant. Der evidente Gesichtsverlust dürfte Putin vor allem intern zunehmend unter Druck setzen.

Zwei Jahre nun sind es schon, in denen man wie ein Statist in einem Katastrophenfilm lebt. Erst Corona, nun der Krieg. Die Hoffnung, nach einem erneut langen, tunnelartigen und dunklen Herbst/Winter mit der weniger gefährlichen Omikron-Variante im Frühjahr und Sommer vielleicht von der pandemischen in eine endemische Lage zu gleiten und das Leben wieder etwas entspannter angehen zu können, hat der kriegslüsterne Mann im Kreml, hat Wladimir Putin zerschlagen. Weiterlesen

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Querdenker – Hass und Verdrehungen wie in Orwells „1984“

Beitragsbild-Credit: IMAGO / U. J. Alexander

Querdenker“ und Rechte tragen oftmals Orwells Roman „1984“ wie eine Monstranz vor sich her und wähnen sich ebenfalls als Opfer einer Diktatur. Tatsächlich aber verhalten sich viele von ihnen selbst wie die dortigen Wahrheitsverdreher und sind oftmals ebenso rasend in ihrem Hass. Der Roman richtet sie.

Immer wieder verfasst der FAZ-Feuilletonist Claudius Seidl Beiträge, in denen er Texte oder Bücher gegen die Intention des jeweiligen Autors liest. Das ist stets sehr gewinnbringend. Ebenso lassen sich auch Bücher gegen diejenigen lesen, die sich auf sie berufen. Gerade jetzt bietet sich das wieder bei George Orwells dystopischem Klassiker „1984“ an. Es gibt keinen anderen Roman, den das rechte und inzwischen auch das Querdenker-Milieu so sehr vor sich herträgt. Und keinen, der exakt ihr eigenes Tun beschreibt: die Auslöschung von Fakten, die Erklärung von Irrealem zur Realität, von Wahrheit zur Lüge und vor allem: grenzenlosen, rasenden Hass. Wie beim täglichen „Zwei-Minuten-Hass“ in „1984“. Doch diejenigen, sich am stärksten auf den Roman berufen, sehen das bizarrerweise nicht. Weiterlesen

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„Self-destruct“ – Die CDU muss aus dem Selbstzerstörungs-Modus herauskommen

Es wird eine Ampel geben. Jamaica-Träume sind over. Die CDU befindet sich in einem Modus der Selbstzerstörung. Selbst nach dem Wahldesaster wurde Armin Laschet wie in einer Sekte weiter gepusht. Das muss aufhören, will die Partei sich nicht selbst völlig ruinieren.

„Self-destruct“ ist ein Begriff, der man aus anglo-amerikanischen Tabloid-Medien kennt. Gemeint sind damit Rock- und Popstars, die sich, obwohl künstlerisch auf der Höhe der Zeit, aus einem seltsamen Modus heraus selbst zugrunde richten. Mit Drogen. Die Namen sind bekannt: Jim, Amy, Kurt, Jimi. Weiterlesen

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Krise der CDU – Mehr christdemokratische soziale Gerechtigkeit wagen!

Foto-Credit: IMAGO / Müller-Stauffenberg

Die CDU hat das Thema „Soziale Gerechtigkeit“ und ihren Sozialflügel seit Jahren vernachlässigt. Das hat sich bei der Bundestagswahl nun gerächt. In der Partei selbst gibt es aber mit dem Europaabgeordneten Dennis Radtke vom Sozialflügel und dem konservativen Hamburger Landesvorsitzenden Christoph Ploß längst Vordenker zu diesem Thema, das laut Umfragen für die Wähler zentral bei der Bundestagswahl war. 

Das für die Union ohnehin schon desolate Ergebnis von gerade einmal 24,1 Prozent bei der Bundestagswahl beinhaltet eine ganz besonders bittere Pille: satte 1.990.000 der bisherigen Wähler sind dieses Mal zur SPD übergelaufen. Gewiss, dieser Weggang dürfte viel mit dem Umstand zu tun haben, dass der bedachte Olaf Scholz aus Sicht vieler Bürgerlicher ein Mann ist, dem sie das Land eher als jemandem wie Armin Laschet mit dessen zahlreichen Patzern anvertrauen. Aber das kann kaum die einzige Erklärung sein. Vielmehr ist diese Wählerwanderung eine Art Sinnbild für eine der größten Leerstellen in der CDU-Politik der letzten Jahre: die Sozialpolitik. Weiterlesen

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Warnung durch Analyse: Wie man das „Corona-Krieger“-Milieu durchleuchtet

Die Journalisten Annelie Naumann und Matthias Kamann haben im April mit dem Buch „Corona-Krieger- Verschwörungs-Mythen und die Neuen Rechten“ eine präzise Analyse des Milieus rund um die „Querdenker“ vorgelegt. Besonders wertvoll sind die Passagen, in denen deutlich wird, wie sehr die Alternativmedizin in der linken Szene an Bedeutung verloren, dafür aber in rechten Zirkeln an solcher gewonnen hat. Eine Rezension.

Augenscheinlich hat die Szene rund um die „Querdenker“ ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Wie das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichtet, sammeln Menschen aus diesem Milieu „Hunderttausende Euro von Spenden und wollen Parallelstrukturen zur staatlich organisierten Fluthilfe aufbauen – entgegen Bitten der Krisenstäbe, nicht auf eigene Faust anzureisen.“ Das Bundesinnenministerium warnt davor und rät, „sich ausschließlich an Spendenaktionen zu beteiligen, die von offiziellen Hilfsorganisationen organisiert werden.“ Weiterlesen

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Loslachen, Dünnhäutigkeit und inhaltliches Schlingern – Armin Laschet wird zum Problem für die CDU

Credit: IMAGO / Future Image

Das Verhalten Armin Laschets sowohl in der Corona- als auch der Flutkrise lässt große Zweifel an seiner Geeignetheit für das Amt des Bundeskanzlers aufkommen. Mit einem (i) Hang zum Unernst sowie Defiziten bei der Konzentrationsfähigkeit, (ii) Dünnhäutigkeit sowie Unmut bei kritischen Fragen von Journalisten, (iii) der fehlenden Stringenz in zentralen politischen Fragen und (iv) dem Hang dazu, sich ohne klare Festlegungen durchzulavieren zeigen sich gleich vier Mängel. Eine Analyse.

Selbst im Ausland wird über Laschets Lachen berichtet. So schreibt die britische BBC: „Armin Laschet, who is the conservative candidate to replace outgoing Chancellor Angela Merkel, was caught on camera apparently joking with colleagues as President Frank-Walter Steinmeier was expressing sympathy to victims.” Weiterlesen

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Der Möchtegern-Impf-Held: Über die Fassade und die Realität des Agierens von Jens Spahn

Foto-Credit: IMAGO / Political-Moments

Jens Spahn spielt sich bei „Anne Will“ als Deutschlands Impf-Held auf und findet es brillant, die Priorisierung aufgehoben zu haben. Tatsächlich handelt es sich um ein plumpes Wahlkampfmanöver in eigener Sache zu Lasten der Risikogruppe
n.

Es war einmal ein Mann, der trat öffentlich als oberster Impfmeister, ja gar als Deutschlands Impf-Held auf. Jens Spahn ist sein Name. Voller Selbstbewusstsein saß er Sonntag in der Talkshow von Anne Will, lobte sich selbst, weil er die Impfpriorisierung zum 7. Juni, also zum kommenden Montag aufgehoben habe. Bereits am 17. Mai geschah das. Weiterlesen

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