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Margot Käßmann und der Terror

Soll man Terroristen mit Liebe begegnen? Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat einiges Aufsehen provoziert mit ihrer Behauptung, Christen dürften nicht mit Gewalt auf den islamischen Terror reagieren, sondern mit Liebe und Gebet.

„Jesus hat eine Herausforderung hinterlassen: Liebet eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen! Er hat sich nicht verführen lassen, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Für Terroristen, die meinen, dass Menschen im Namen Gottes töten dürfen, ist das die größte Provokation.“ Ist das wirklich eine christliche Haltung? Würde Jesus heute etwa auf den Anschlag in Lahore so antworten wie Margot Käßmann?
Nun, für diejenigen Christen, die gern die Überlegenheit ihres heiligen Buchs – also des „neuen“ Testaments – gegenüber den heiligen Büchern der Juden und Muslime herausstreichen, ist diese Schlussfolgerung zwingend. Gegenüber dem „alttestamentarischen Gesetz der Rache, Aug um Auge, Zahn um Zahn“ haben sich Christen oft mit ihrem „Gesetz der Liebe“ gebrüstet, und Ähnliches gilt für jene Passagen im Koran, die zur Unterwerfung der Ungläubigen und zum Mord an den Juden aufrufen.

Der Kontext ist entscheidend
Demgegenüber gilt es festzuhalten, dass jedes dieser Bücher im Kontext seiner Entstehung zu lesen ist. Jesus von Nazareth lebte, als Palästina römisches Protektorat war. Jüdische Fundamentalisten, Extremisten und Nationalisten waren mit der Herrschaft Roms und seiner jüdischen Statthalter nicht einverstanden und predigten den bewaffneten Aufstand wie die Zeloten oder den Rückzug ins Reine wie die Essener. Wo der historische Jesus wirklich stand, ist schwer auszumachen. Die Römer kreuzigten ihn – dies immerhin scheint als Faktum festzustehen, allein schon, weil es ein Skandalon ist – als „König der Juden“, das heißt, mit der Methode, die sie für Banditen, Räuber und Aufständische reservierten, und mit der Begründung, er habe sich zu einem Führer seines Volkes aufschwingen wollen. Seine Anhänger, so viel steht fest, leisteten dagegen keinen nennenswerten Widerstand. Erst Jahrzehnte nach seiner Kreuzigung brach der bewaffnete Widerstand aus, mit katastrophalen Folgen für die Juden. Die Evangelien in der uns überlieferten Form wurden nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer verändert, um Hinweise auf diese Ereignisse als Prophezeiungen aus dem Mund des Gekreuzigten aufzunehmen. Möglich auch, dass sie auch sonst redigiert wurden, um Jesus und seine Anhänger friedlicher erscheinen zu lassen, als sie es zu seinen Lebzeiten gewesen waren.
Denn eines war klar, und das zu erkennen war die große Leistung des Gründers der neuen Religion, Saulus aus Tarsus im heutigen Syrien: Mit einem direkten Aufstand gegen Rom war nichts zu gewinnen außer dem Tod. Jedoch bedeutete der Liberalismus des Imperiums – für den die Apostelgeschichte mehrere Beispiele liefert – und die Existenz einer einflussreichen jüdischen Diaspora, dass man den Versuch wagen konnte, den neuen Glauben friedlich zu verbreiten. Zwar gaben sich die frühen Christen gern blutdürstigen Endzeitvisionen hin, wie die Offenbarung des Johannes beweist; in der Praxis waren sie jedoch quietistisch und loyal gegenüber den römischen Behörden, die sie als „von Gott eingesetzt“ anerkannten, wie Saulus/Paulus lehrte. Als das Christentum drei Jahrhunderte später zur Staatsreligion avancierte, war es im Inneren mit der Toleranz und nach außen mit der Friedfertigkeit vorbei, und dafür fanden sich denn auch die nötigen theologischen Begründungen, zum Beispiel die Lehre vom gerechten Krieg.
Es ist also völlig absurd, die Lehren des Jesus von Nazareth, etwa das „Liebet eure Feinde“ oder „Haltet die andere Wange hin“ außerhalb ihres Kontextes zu lesen und auf eine Situation zu übertragen, die Jesus weder kannte noch sich vorzustellen vermocht hätte. Möglich sogar, dass er, wenn man seine Ausführungen gegen Reiche ernst nimmt, und wenn man bedenkt, wie das Christentum seine Lehre inzwischen verfälscht hat, man denke nur an die Lehre von der Dreifaltigkeit, eher mit den heutigen Fundamentalisten des Einen Gottes sympathisieren würde als mit den häretischen Anbetern des Mammon.

Was würde Luther dazu sagen? 
Niemand wusste das besser als Martin Luther, und das müsste Margot Käßmann als „Botschafterin für das Lutherjahr“ 2017 eigentlich wissen. Ich zitiere Karl F. Grimmer aus dem „Sonntagsblatt“, der die Positionen des Reformators, wie sie von der Evangelischen Kirche verstanden werden, gut zusammenfasst:

„Martin Luther wollte die Bergpredigt nicht als Forderung, sondern als Evangelium verstanden wissen. Die Bergpredigt handelt von den Früchten des Glaubens. Als Anleitung zum Leben in der Welt der Sünde ist sie nicht geeignet. Allenfalls kann man, so neuere Interpretationen Luthers, durch die Bergpredigt sein Scheitern erkennen und auf die Rechtfertigung allein aus Gnade verwiesen werden.“ Anders gesagt: Die Forderung nach der Feindesliebe (und so weiter: Armut, Keuschheit, Gottvertrauen) soll uns ein schlechtes Gewissen machen. Da wir so nicht handeln können, sind wir auf die Gnade (und also die Kirche) angewiesen. Toll.
„Allerdings hat Luther die Möglichkeit, den Forderungen der Bergpredigt nachzukommen, nicht völlig ausgeschlossen“, so Grimmer weiter. „Aber der Christ steht nur für sich selbst unter dieser Forderung, er kann die andere Backe hinhalten usw. Sobald er Verantwortung für andere hat, in seiner Familie oder einem öffentlichen Amt, wiegt diese Verantwortung schwerer. Dann muss mit allen Mitteln des weltlichen Regiments das Lebensnotwendige getan werden, notfalls mit der Durchsetzung von Gewalt.“ Genau. Und wenn‘s gegen die Papisten, die Bauern oder die Juden ging, dann schwelgte Luther in Gewaltfantasien, die einem Osama bin Laden in nichts nachstanden. Immerhin war er nicht so verlogen wie seine heutige Botschafterin.

Und Hitler? Und Stalin?
Verlogen hinsichtlich der Botschaft Jesus und Luthers, und realitätsblind gegenüber der Geschichte. „Millionen von Menschen wären gerettet worden, wenn Hitler frühzeitig getötet worden wäre“, wendet Miriam Hollstein von der „BamS“ zu Recht ein. Käßmann antwortet: „Sie wären gerettet worden, wenn sich alle Christen dem Holocaust entgegengestellt hätten. Wenn Soldaten sich geweigert hätten, nach Stalingrad zu ziehen. Es braucht keinen Tyrannenmord, wenn es einen Geist des Widerstands gibt.“ Gewiss doch. Da es aber diesen Geist nicht gab: Was dann?
Und weiter: „Ja, eine solche Haltung wird belacht und sie wird auch viele Menschen überfordern. Weil es der menschliche Instinkt ist, Rache zu üben. Aber auf den Hass nicht mit Hass zu antworten, das ist die Herausforderung. Die größten Persönlichkeiten in der Geschichte sind nicht Stalin, Hitler oder Pol Pot, sondern Martin Luther King, Mahatma Gandhi oder Aung San Suu Kyi, die nicht mit Gewalt reagierten.“ Ähm, Moment: Hitler, Stalin und Pol Pot wären Rächer gewesen? Leute, die mit „Hass auf Hass antworteten“? Und wer hat sie gestoppt? Bestimmt nicht die Gandhis dieser Welt, sondern im Falle Hitlers ein Winston Churchill – mit Gewalt; im Falle Stalins ein Harry Truman – mit Gewalt; im Falle Pol Pots die vietnamesische Armee und Heng Samrin – mit Gewalt.
Auch Gandhi, Martin Luther King und Aung San Suu Kyi (über die das letzte Wort der Geschichte noch nicht gesprochen ist) müssen – wie Jesus und Paulus – im historischen Kontext gesehen werden. Gandhi etwa kämpfte gegen das Britische Empire, das letztlich unfähig war, ihn zu besiegen, weil es die eigenen Ideale und Grundsätze, die Gandhi übernahm und gegen die Kolonialherrschaft wandte, nicht verraten wollte und konnte. In Großbritannien selbst genoss Gandhi große Sympathien. Martin Luther King klagte die Rechte der schwarzen Bürger der USA ein, die ja in der Verfassung verankert waren; wie Gandhi wusste er, dass seine symbolischen Aktionen in den freien Medien Resonanz finden und die Politiker zum Handeln zwingen würden. Weder Gandhi noch King hätten gegen Stalin oder Hitler etwas ausrichten können, und heute so etwas zu suggerieren ist nicht nur naiv, sondern unverantwortlich und im eigentlichen Sinne unchristlich.

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69 Gedanken zu “Margot Käßmann und der Terror;”

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    @Oleander: Ich kenne Frau Käßmann nicht, finde aber, dass man Pazifisten unrecht tut, wenn man behauptet, Pazifismus wäre einfach oder „wohlfeil“ (ich bin kein Pazifist). Es ist nicht gesagt, was einfacher oder wohlfeiler ist: einen Angreifer abwehren oder ihn nicht abwehren, sogar noch die Wange hinhalten. (Ich selber aber möchte keine Wange hinhalten, sondern Angreifer abwehren, egal ob das christlich oder nicht-wohlfeil ist.)

    Mir erscheint Pazifismus keinesfalls wohlfeil, sondern schwierig und modern. Ist Ihnen übrigens schon aufgefallen, dass Jesus in einer Patchworkfamilie großgeworden ist? In diesem Zusammenhang könnte man nochmal über pazifistische Söhne mit autoritären Vätern nachdenken. (Macht man aber nicht, jedenfalls ich nicht).

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    … Freunde, ‚Lügenpresse‘, ‚Mainstream‘, ‚Staatsfunk‘, ‚Reschke-Fernsehen‘ … schreibt einfach ‚Wahrheitspresse‘ … *rofl*

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    Im Übrigen ist die Einlassung von Frau Käßmann wohlfeil. Heute ist weit und breit kein Pontius Pilatus zu sehen, der Frau Käßmann für solche Äußerungen kreuzigen würde. Solche öffentlichen Äußerungen dienen dazu dem Mainstream der eigenen Community zu bedienen, um sich dafür feiern zu lassen. Habe mal im Netz geschaut, ob Frau Käßmann den Angehörigen der Opfern der NSU- Terroristen gleichlautende Schäbigkeiten vor die Füße geworfen hat. Hab zum Glück nix gefunden.

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      Julius, ich würde das Wort „Mainstream“ nicht verwenden. Es dient mittlerweile nur zur Diffamierung, weil sich heute jeder für etwas Besonderes, also nicht Teil des „Mainstreams“ hält. Ein Irrtun.

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    Als Nachtrag och so ein
    “ Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“:

    „Den Umgang der Türkei mit Kurden und der Pressefreiheit muss man kritisch sehen, aber letzteres gilt auch für Ungarn und Polen – eine billige antitürkische Haltung sollten wir uns nicht leisten.“

    Ein klassischer Whataboutism. Von Stegner.
    http://www.achgut.com/artikel/.....t_die_welt

    Und das ist toll:
    http://www.welt.de/politik/deu.....ehabt.html
    Das ist mehr als Religion: Wenn Leute mal Danke sagen für ihr Leben.

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    Lieber Roland Ziegler!

    Auf heitere Art beantworte ich es noch mal: Liebe, griechisch:
    Nehmen wir von den Formen Eros heraus, wurde das über die Jahrtausende ständig praktiziert, zuletzt von IS mit Jesidinnen. Das meinte Jesus sicher nicht. Oder doch? Meinte er „Wehrt euch, und nehmt den Römern die Frauen weg?“ Dann wäre es klar, dass die Römer ihn ruckzuck erledigten.

    Philia: Unter der Liste von erschossenen Paris-Attentätern ist einer, der ganz lustig aussah. Bestimmt hatte er Freunde, wahrscheinlich auch unter Nichtmuslimen. Es hat ihn nicht davon abgehalten. Auch deren Familie hält sie nicht ab, selbst wenn sie will. (Hier sollte man auch an Gudrun Ensslin denken.) Taugt im pragmatischen Sinne also nicht. Allerdings könnte Jesus das gemeint haben. Schließlich war er mit dem Pharisäer Nikodemus befreundet. Aber dieser war nun nicht gerade in Terrorist.

    Agape: Das meint natürlich Käßmann. Das kann man immer billig haben, nämlich aus sicherer Distanz. Das ist die Elfenbeinturmliebe, für die man nichts tun oder beweisen muss und schöne Reden führen kann. Die passt zu Käßmann, vielen Politikern, Matthäus, Verbalsamaritern aller Art und den meisten ev. Pfaffen generell. Da kenne ich eine Pfaffenfamilie, die die ständig im Mund führte und heftigst um das (überschaubare und spießige) Erbe von Muttern gestritten hat und danach jahrelang nicht mehr miteinander redete. Das sind dieselben Leute, die unaufhörlich davon faseln, aber in der Nazizeit mit Hitler quasi paktiert haben. Die kann Jesus, der ja auch mal anpackte, auch nicht gemeint haben. Fakt ist, dass Religionsgründer bzw. Sektierer im Nahen Osten selten friedfertig waren und Matthäus das ebensogut (z.B. aus Ratlosigkeit) erfunden haben kann.

    Oder aber es bezog sich auf einen speziellen Fall. Jedenfalls wäre die Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte, mit Liebe zu den männlichen Feinden schlecht bedient gewesen. Und Jesus liebte die auch nicht, sondern hielt ihnen in früh-psychoanalytischer Manier einen Spiegel vor, und sie ließen davon ab.
    Man kann das auch Liebe im Sinne von Agape nennen, könnte sagen, er sah darin Sinn und machte sie klüger. Wir aber nennen das Vernunft.

    Und bei der Auseinandersetzung mit dem internationalen Terrorismus kommt es wohl kaum auf einen Begriff wie Liebe an, sondern auf vernünftige Handlungsweisen.
    So muss man berechtigt fragen dürfen, ob es vernünftig ist, wenn Frankreich Qatar hätschelt und Belgien die Saudis, Dschland dagegen die Türkei, die alle drei Pressefreiheit und Frauen unterdrücken (die Türkei weniger, aber zunehmend), dem Staat Israel zwar nicht feindselig, aber auch nicht begeistert gegenüberstehen, keine Kirchenbauten zulassen, die Bibel bei der Einreise (hier die ersten zwei) konfiszieren würden, aber hierzulande 200 Moscheen finanzieren wollen (SA) usw.
    Da muss man fragen, ob es nicht vernünftiger wäre, unseren Industrien zu sagen: „Wenn Ihr Handel mit denen wollt, baut dort Firmen. Macht euren Scheiß mit denen allein, und lasst uns in Frieden.“
    Man muss sich auch fragen, ob es vernünftig war, über die Jahrzehnte intellektuell minderbemittelte Massen in die Länder zu lassen, die unseren Bildungs- und Arbeitssystemen nicht gewachsen waren. Die, die dem gewachsen sind, gehen ihren Weg, und die hätte man in den Botschaften herausfiltern können wie auch die dort Verfolgten, Homosexuelle, Christen, Frauen, die vor Zwangsheirat weglaufen, Minderheiten wie Aleviten und politisch Oppositionelle etcetera.

    Insgesamt hat man eine wirtschaftsfreundliche Politik mit etwas Teilhabe praktiziert, aber nie über einen sinnvollen Umgang mit zurückgebliebenen Staaten mit hoher Analphabetenrate (im Niger angeblich 80! Prozent) nachgedacht, wie einen auch die Unsitte der weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika, vor allem auch in Ägypten, kalt ließ. Dieses Thema hätte Jesus zum Beispiel aufgenommen, eine wohlfeile Kirchenmarktschreierin wie Käßmann dagegen nie. Sie hat ja ihre mutmaßlich noch, im Gegensatz zu einer so klugen, vernünftigen und anziehenden Frau wie Ayaan Hirsi Ali, die in diesem Scheißeuropa keiner schützen wollte, und die einen Asylgrund erfinden musste, weil Zwangsheirat keiner war.

    Jetzt ist es doch nicht ganz so lustig. Aber eins ist sicher. Nicht nur wegen dieser Käseverkäuferin werde ich aus diesem glanzlosen Verein, der zur Verbrüderung mit Krokodilen neigt und das 1933-1945 schon einmal eindrucksvoll demonstriert hat, austreten. Ich bin nur zu faul, zur Gemeinde zu latschen, sonst wäre das schon längst passiert. Shalom! (Denn das könnte mein Ersatz sein, falls ich einen brauche). Ich brauche einfach Leute um mich, die kontrovers und intelligent diskutieren können. Also lesen Sie, aber bleiben Sie lieber außen vor. Schönes Wochenende!
    Peace!
    Das sagt immer der Brite, der seit Jahren die Saudis kritisiert (mir fällt gerade der Name nicht ein).
    Wenn Letztere das sagen, fragt man sich, ob sie „Piece“ meinen, bzw. pieces. Das trifft auf so’n kleines Mädchen zu, die in Brüssel die Beine verloren hat. Käßmann hat ihre noch. Und offensichtlich kann sie sich so ein Kind nicht vorstellen, sonst würde sie so ein Blech nicht reden, über das die Hühner lachen (und vermutlich die Terroristen, wenn sie davon Wind bekommen).

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    Nach Ihrem Beitrag geht es mir wieder besser! Danke Herr Posener! Es wäre nur wünschenswert wenn Frau Käßmann Ihre Ausführungen lesen würde.

    Wenn Frau Käßmann einen Anschlag mit weggerissenen Gliedmaßen, zerfetztem Gesicht und Körper mehr tot als lebendig überlebt hätte, dann hätte sie für sich das Recht öffentlich zu verkünden, den Tätern zu vergeben.
    Aber Frau Käßmann brüllt ihre Schäbigkeiten den Toten, Halbtoten und fürs Leben gezeichneten Opfern entgegen. Was Frau Käßmann sich da vermutlich bei einem guten „Hillinger Icon 2012“ ausgedacht hat, ist brutal und verkommen.
    Die Elite der deutsche Christenheit hat mit Sicherheit den Prozentual größten Anteil an völlig durchgeknallten Schwätzern und Schwätzerinnen.

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    Eigene Empfindsamkeit vs. notwendiger Krieg?

    Wären Friede, Sicherheit, Geborgenheit und Freundschaft, Freiheit und die Liebe, Empfindsamkeit und man selbst sein zu können, authentisch, gemeinsam, ja, wäre das Gefühlvolle, Schöne in der Welt nur sicher. Ohne Kampf zur Verteidigung da, immer da. Aber ist es nicht. Es braucht z.B. der Selbstsicherheit im Zwischenmenschlichen, die Nein sagen kann, auch physisch kämpfen zur Not. Ein Kinderbuch von mir hieß “Wehr dich, Jay”. Aber in der richtigen Weise. Und politisch, ist es da nicht manchmal genauso? Ich nehme das Wort “militärisch” meist nur als etwas Abschreckendes in den Mund, auch, wenn ich mich historisch mit Krieg befasse, weil es mir um den Frieden geht, menschlich wie politisch. Aber sagen zu müssen, wir sollten Krieg führen? Es fühlt sich seltsam an, aber ich kenne eben gerade aus der Geschichte, wie verbrecherische Anführer und Organisationen, Staaten, zu allen Zeiten gestoppt werden mussten, und wie oft sie nicht gestoppt wurden. Die Alliierten hätten spätestens nach Hitlers Rheinland-Coup, als sie noch die Stärkeren waren, in Deutschland einmarschieren müssen, den Nationalsozialismus entmachten, aber sie waren so kriegsmüde, und sie wollten keinen Mann verlieren, und sie waren mitten im Appeasement – das erst endete, als die Stuka’s auf Warschau niederheulten.

    Manchmal muss man für all das Schöne, Sanfte, oben Genannte hart handeln, das ist auch die “Paradoxie” der streitbaren Demokratie, der man nicht entflüchten kann – und bei der man dennoch genauestens überlegen sollte, immer, think thrice! Denn viel zu oft neigen die politischen Führer, aufgeheizte Volksmassen dazu, gerade durch leichtfertige militärische Aktionen bis hin zum Krieg wiederum gerade die oben genannten wertvollsten Dinge des menschlichen Lebens zu zerstören, massiv und ungeheuerlich brutal. Und wie ist es, erst tatsächlich selber zu handeln als Soldat: Grauen, Angst, und sich selbst nicht zu verlieren, kein Trauma zu erleiden, nicht, wie der Held in “Im Westen nichts Neues” im Grund schon vor dem eigenen Tod ohne Bezug mehr zum Leben zu sein, leer, mit solchem Gesicht liegt er am Ende des Buches da; an einem Tag im Jahr 1918 im Westen erschossen, als so wenig an der Front passierte, dass der dt. Heeresbericht vermeldete, im Westen sei nichts Neues zu berichten. Und doch starb ein Mensch (eine Welt), der ich sein könnte. Ist das Ziel eines Kriegs, auch gegen Verbrecher wie Pol Pot, Hitler, Stalin das wert? Der Einzelne, ich! – und das so wichtige Kriegsziel – auch eine Paradoxie zwischen dem, was gut ist, das ich oben aufgeführt habe, und dem, was für sehr Viele (vielleicht) relativ besser ist.

    Das Thema ist von vorn bis hinten voll Schrecken und fragwürdigen Entscheidungen, wenn es ernst würde umso mehr – zugleich fallen mir Helmut Schmidt ein, und Willy Brandt, und dass die obigen schönen Dinge einen verantwortungsvollen Schutz brauchen. Und da verbindet sich wieder eine ggfs. nötige Kriegsführung (niemals Bellizismus!) gegen den “IS” (wie gegen Hitler; oder man denke an das Versagen diesbezüglich in Ruanda), mit Menschlichkeit, mit tiefer Menschlichkeit, die man so zeigt, wenn man verantwortungsvoll handelt. Unnd wenn Friedenspolitik immer vorgeht, aber der Realismus Krieg nicht ausschließen kann, ohne Schlimmeres zu riskieren – in Ausnahmefällen. Helmut Schmidt hat Schleyers Tod in Kauf nehmen müssen, weil der Staat sich nicht dauerhaft von einer radikalen RAF erpressen lassen durfte. Er jedenfalls entschied, ihr nicht nachgeben zu dürfen, keine Selbstverständlichkeit. Eine harte Entscheidung für die oben genannten, feinfühligen, schönen Dinge, aber diese schützen wollend. In einer Talkshow hat Helmut Schmidt später übrigens erzählt, danach habe er geweint.

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    @Oleander: keine Frage: ich verstehe das nicht richtig. Es ist mir schon klar, dass man es nicht mit normalen Vater-Sohn-Beziehungen gleichsetzen kann. Aber IRGENDETWAS muss es schon von einer Vater-Sohn-Beziehung haben, sonst wäre die Rede vom „Sohn“ sinnlos.

    Ich komme darauf auch nur, weil es einen ins Auge springenden und nicht wegzudiskutierenden Unterschied zwischen „Liebe deine Feinde! Halte deine andere Wange hin!“ (usw., Neues Testament; Sohn) und „Töte deine Feinde samt allem, was dazugehört!“ (usw., Altes Testament; Vater) gibt.

    Herr Posener hält diesen Unterschied für rein strategisch uhd sagt, dass auch Jesus alle Feinde ausmerzen würde, wenn dieses Vorgehen erfolgversprechender wäre. Das wäre dann politischer Pragmatismus, ja Zynismus. Diese Interpretation glaube ich von allen Möglichkeiten (und möglich wäre das schon!) am allerwenigsten. Die Interpretation etnsteht überhaupt nur deshalb, weil man auf Teufelkommraus eine vollkommene Einheit zwischen Vater und Sohn herstellen will. Nach dem Motto: jedes Wort, das der Alte gesagt hat, und sei es noch so gewalttätig, muss auch der friedliebende Sohn dreimal unterschreiben können, sonst wackelt die Wesensgleichheit. Aber dies ist gar keine Wesensgleichheit mehr, die Unterschiede und Entwicklungsprozesse ermöglicht, sondern eine hundertprozentige, total statische, sozusagen schockgefrostete Identität.

    Und auch hier bleibt immer noch die Frage, wieso das denn nicht gesagt wird: dass es nur auf den Erfolg ankommt. Das steht so nirgendwo und wird von außen in den Text hineingetragen. Wenn Jesu’s Ansicht, dass man seine Feinde lieben und nicht töten soll, irgendeine substanzielle (= nicht rein pragmatische) Bedeutung haben sollte, dann GIBT es einen Unterschied; da nutzen die intensivsten Beteuerungen an anderen Stellen, dass es diesen Unterschied nicht gäbe, gar nichts. Wie gesagt: Auch Gott kann die Logik nicht einfach außer Kraft setzen, zumindest nicht in einem Text, den wir verstehen können sollen.

    Damit will ichs jetzt aber bewenden lassen. Wenn Zeit ist, werde ich mir Ihre Literaturempfehlungen dazu gerne zu Gemüte führen, vielleicht verstehe ich das Ganze dann besser. (Obwohl ich den Verdacht hege, dass das nicht der Fall sein wird, was mir etwas die Motivation nimmt, muss ich gestehen.)

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    @ Roland Ziegler

    Das beweist, dass Sie das nicht richtig verstehen:
    „@Oleander: Also ich kenne keinen einzigen Sohn, der überall derselben Meinung ist wie sein Vater. Selbstverständlich ist diese Meinungsgleichheit also bestimmt nicht. Man hätte uns Jesus ja auch als Inkarnation oder sowas vorstellen können. Aber man hat ihn uns als Sohn vorgestellt.“

    Johannes hat ihn meiner Meinung nach am besten verstanden und dargestellt, allerdings würden mir viele, auch viel Berufenere darin widersprechen. Er ist letztlich eine spirituelle Reinkarnation, eine Fleischwerdung des Geistes Gottes.

    Sie können das nicht einfach mit modernen Sohn-Vater-Beziehungen vergleichen, wenn schon, dann eher mit von Schülern angenommenen großen Lehrern. Sie kommen somit vielleicht eher hin mit Platon-Sokrates, wenn Sie etwas brauchen, aber nicht mit postfreudianischen oder gar post-68er Sohn-Vater-Beziehungen.

    Sie kommen auch mit Konkretisierungen hier nie zum Ziel, aber mit Herrn Posener, der sehr gut darin ist. Eine Literatur zum NT ist mir inzwischen eingefallen: Maria von Selbigem.

    Im Prinzip ist es so: Wir sind immer in irgendeiner Form dazu verurteilt, schuldig zu werden, auch unschuldig schuldig, oft nur kleinschuldig. Die Bibel nennt das Sünder. Jesus nimmt das alles als Stellvertreter auf sich. Wie er sündenfrei bleibt, zeigt Joh. in dem Kapitel über den fehlschlagenden Versuch des Teufels, Jesus zu verführen.

    Diesen Aspekt finden wir wieder im Parsifal (die reine Seele). Dem Parsifal gelingt das aber nicht.

    Niemandem würde das gelingen. (Die Juden wissen das, purer Realismus). Und deswegen dürfen wir uns verteidigen. Reinheitsgedanken bei Käßmann oder zuweilen in anderer Form bei der Grünenpartei sind daher letztlich Scharlatanerie. Außerdem sind sie gefährlich. Truman Capote interessierte sich plötzlich für die beiden Mörder einer Farmersfamilie und schrieb bekanntlich ein Buch darüber. Er entwickelte zwischenzeitlich eine gewisse Sympathie für sie. Aber Capote war ein wenig gaga, finde ich. Den Opfern wurde seine Sympathie nicht gerecht.
    Während der Anfänge dieser misslichen Mode, hinterhältige Anschläge zu begehen, zu RAF-Zeiten, wurde bekannt, dass es Hanns-Martin Schleyer mit seinem Charme durch Gespräche mit seinen Bewachern fast gelungen wäre, sich zu befreien. Draufhin wurden Kontakte verboten. So was darf man nicht lieben, und wie Posener schrieb, hätte Jesus das auch nicht geliebt. Nehmen Sie Carpenter’s „The Thing“. Plötzlich verändert sich etwas, das vorher lebte, zu etwas Kaltem, Monströsem.

    Mehr fällt mir dazu nicht ein außer vielleicht: Botschafterin des Lutherjahres? Oh je.

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    @Thonberger

    Der Gelehrte für Römische Geschichte, Professor Thomas Arnold, … Inhaber des Lehrstuhls für moderne Geschichte an der Oxford-Universität, sehr gut vertraut im Umgang mit Beweisen zur
    Bestimmung historischer Tatsachen, sagte:

    ‚Ich bin seit Jahren daran gewöhnt die Geschichte anderer Zeiten zu studieren bzw. die Beweise derer zu untersuchen und abzuwägen, welche darüber schrieben, und mir ist keine einzige Tatsache der Geschichte der Menschheit bekannt, die besser und vollständiger bewiesen wäre, jedenfalls nach dem Verständnis einer fairen Untersuchung, als das große Zeichen, welches Gott uns gegeben hat, nämlich dass Christus gestorben ist und wieder auferstanden von den Toten.‘

    … guckst du hier! u.a.!

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    Was Thonberger aufwirft, war die Diskussion des 19.Jh, die damit endete, dass Jesu Existenz als sehr wahrscheinlich vorausgesetzt wurde. Weiterhin erscheint glaubwürdig, dass er der Sekte der Essener (Essäer) angehörte, wie auch seine weibl. und männl. Anhänger.
    Was aber das Schrifttum betrifft, unterscheiden sich die beiden missionierenden Ideologien mit theologischen Sprenkeln doch durch nichts: Alles wurde später geschrieben. Somit erinnert das schon etwas an mündlich überlieferte Sagen und Märchen, die plötzlich so begnadete Sammler und Schriftsteller fanden wie etwa die Gebrüder Grimm, durchaus Kollegen von Lukas. Johannes, der Späteste, hat erstaunlich genaue Zeitangaben. Entweder war er der wissenschaftlich Genauere oder der Erfindungsreichere. Ob Jesus die Bergpredigt je gehalten hat, in der er mindestens die Hälfte aller von seiner Religionsvorstellung ausschließt, wie auch mit seinem Kamel/Nadelöhr-Dauerbrenner, wage ich zu bezweifeln. Was wäre eine Religion wert, die ausschließlich für Opfer da ist und der somit auch der Klingelbeutelausstatter fehlen würde?
    Mit der ältesten, vernünftigerweise nicht missionierenden monotheistischen Religion dürfte es sich seit Mose, gebildet wie sein Bruder Aaron in Ägypten, etwas anders verhalten. Dass sie nicht so viele Anhänger hatte, auch nicht vor Shoah und diversen Pogromen, dürfte mit ihrem Realitätsgehalt zusammenhängen. Dummerweise liebt der Großteil der Spezies Mensch Märchen, Legenden und Spekulationstheorien, also blanke Unterhaltung, schon immer gern auch im Sektor Horror und Krimi.
    Und das ist für mich das gravierendste Problem: Mehrere tausend Jahre Homo (in)sapiens, also immer noch grassierende Dummheit trotz der Fähigkeit zum Gegenteil.
    Auch Terrorismus hat mit Dummheit zu tun, selbst wenn Ingenieure dabei sind. Der Lohn? Der Sinn? Was soll’s? Wozu? Suizid, wieso nicht, aber nur, wenn man keinen mitnimmt.

  12. avatar

    @Oleander: Also ich kenne keinen einzigen Sohn, der überall derselben Meinung ist wie sein Vater. Selbstverständlich ist diese Meinungsgleichheit also bestimmt nicht. Man hätte uns Jesus ja auch als Inkarnation oder sowas vorstellen können. Aber man hat ihn uns als Sohn vorgestellt.

    Es gibt mindestens folgende Möglichkeiten:
    1. Beide sind unterschiedlicher Meinung in der Frage, wie man seine Feinde behandeln soll.
    2. Beide sind derselben Meinung, haben diese aber im Lauf der Zeit aus unbekannten Gründen geändert.
    3. Der Sohn ist im Grunde – „dem Wesen nach“ – derselben Meinung wie der Vater und fasst lediglich die Gruppe der Schutzbefohlenen weiter als früher. (Diese Möglichkeit ließe sich gut mit der Meinungsänderung in 2. verbinden.)
    4. Beide sind derselben Meinung und verfolgen einen Plan. Dann muss die zweite Stufe dieses Plans näher am Ziel sein als die erste.

    Diese vier Interpretationen stehen der Darstellung von Herrn Posener gegenüber, der im Grunde eine fünfte Möglichkeit vertritt:

    5. Beide sind derselben Meinung. Das Alte Testament war genauso nah am Ziel wie das Neue, das lediglich eine Art Anpassung an die neuen imperialen Umstände ist. Ob man seine Feinde liebt oder schlachtet, ist im Grunde egal, solange man damit erfolgreich ist.

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    …mir ist noch eine andere Möglichkeit eingefallen, die Wesensgleichheit zu erklären, ohne dass die Lehre Jesu zu einer politischen List wird. Es könnte sich um einen pädagogischen Masterplan zur Menschheitserziehung handeln, der mehrere Schritte umfasst. Am Anfang waren die Menschen über alle Maßen gewalttätig, und da stellte es einen ersten Schritt dar, wenn man ihnen sagt: „Auge um Auge“. Dadurch wird eine Eskalation verhindert, die vermutlich sonst gang & gäbe war. Hätte man Moses unverblümt gesagt, er möge seinen Feinden die Wange hinhalten, hätte er einem vermutlich einen Vogel gezeigt bzw. wäre, wenn er diese Regel weitergegeben hätte, von seinem Volk verjagt worden.

    Wie bei einem Medikament: Nachdem diese erste Stufe zur Befriedung etwas gewirkt hat, kam nun Jesus mit der zweiten Stufe. Vielleicht wird es ja auch noch eine dritte Stufe geben.

    Das ist alles weder neu noch im Detail durchdacht; ich will damit nur sagen: Man kann Käßmanns pazifistisches Verständnis der christlichen Lehre mit den wilden Gewaltausbrüchen im Alten Testament unter einen Hut bringen. (Und nebenbei: Wenn dort in uralten Texten z.B. steht, dass Gott furchtbar zornig geworden ist oder andere Affektwallungen hatte, darf man schon zweifeln, selbst wenn man gläubig ist, ob das denn auch wirklich so war.)

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    Jesus hat möglicherweise nie existiert.

    Falls doch, dann ist es unmöglich zu wissen, was Jesus meinte, da es keine neutralen zeitgenössischen Quellen gibt, nur aus späteren Jahrzehnten die religiösen Schriften und ein paar vereinzelte Randnotizen bei einigen Historikern, die ein paar gläubige Christen getroffen hatten.

    Die Geschichten um Jesus sind wahrscheinlich ähnlich authentisch wie Dietrich von Bern und König Etzel in den deutschen Heldensagen oder Robin Hood – die historische Person verschwindet hinter der Legende.

    Warum soll es nun wichtig sein, was in irgendeinem Mythos, kurz gesagt, in einer Fantasy-Geschichte älteren Datums steht? Genausogut kann man auch die Moral der Geschicht‘ aus anderen Mythen, Grimms Märchen, Star Trek oder Tolkien Werken ziehen.

    Das kommt für mich jedenfalls bei der Theologie von Bultmann raus, wenn man mal das Heideggern als zeitbedingte Kuriosität abzieht.

    Somit sind Käßmanns Äußerungen kaum der Rede wert.
    Wie man die Problemen, die Orientalen nach Europa tragen, bewältigt, braucht man die Jesus-Märchen als Diskursgrundlage jedenfalls nicht.

    1. avatar

      Die Frage, Herr Thonberger, ist nicht, ob Jesus „existiert“ hat, was übrigens kaum von ernsthaften Historikern bezweifelt wird. Die Frage ist, was jener „Mythos“ den anderen Mythen womöglich voraus hat. Und so viel ist sicher: Als Mastererzählung der christlichen Welt und als große Literatur wird die Bibel („Altes“ und „Neues“ Testament) gelesen werden, wenn man Star Wars und Tolkien längst vergessen hat. Und wenn nicht, um so schlimmer. Tatsächlich bedrohen keine „Orientalen“ unsere Kultur; die Entschrisltlichung der DDR etwa durhc die Kommunisten und die massenhafte Gleichgültigkeit gegenüber unserer Tradition, die im Westen und noch mehr im Osten anzutreffen ist – die bedroht den Kern dessen, was es heißt, Europäer zu sein.

  15. avatar

    Sie interpretieren, wenn ich Sie richtig verstehe, diesen gewaltigen Unterschied in der Antwort auf die Frage, wie man seine Feinde behandeln solle, rein historisch: weil die imperialen Umstände eben so geworden seien, wie sie waren, habe Jesus so gepredigt: dass man schlauerweise nicht wie früher nach alter „Väter“ Sitte drauflosmetzeln sollte.

    Mir scheint diese rein historisch-politische Deutung unpassend. Es ist eine allgemein-moralische Frage und man braucht eine entsprechende allgemein-moralische Deutung.

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    Zwischen „Liebe deine Feinde!“ und „Töte deine Feinde! Vergewaltige ihre Frauen und zerschmettere ihre Kinder!“ besteht jedenfalls ein erheblicher Unterschied. Was könnte hier Wesensgleichheit bedeuten?

    Wesensgleich heißt jedenfalls nicht, dass es keinen Unterschied gibt. Denn ansonsten gäbe es Ununterscheidbarkeit. Vielleicht sind drei Aspekte gemeint. Aspekte können starke Kontraste bilden, und der Aspekt des „Sohns“ steht dem des Vaters gegenüber und setzt trotzdem sein Wesen in gewisser Weise fort.

    In diesem Fall auch, weil das „Wesen“ von beiden eben göttlich ist. Aber man kann eine konkretere Verbindung finden. Das christliche „Du sollst nicht töten“!“ ist ja die Erfüllung des „alten Gesetzes“ des Vaters, weil man den Stammesbegriff erweitert und auf alle Menschen=Gotteskinder anwendet. Dann bezieht sich „Du sollst nicht töten!“ immer noch auf die Stammesgemeinschaft, die man schon immer lieben sollte – nur umfasst die eben alle Menschen. Das ist der kleine Unterschied mit großer Wirkung. Und die Kategorie der „Anderen“, die man töten soll, gibt es auch noch, nur ist sie leer, so wie die Kategorie der Einhörner. Wenn es sie gäbe, müsste man sie möglicherweise töten, aber es gibt eben keine „Anderen“ mehr, die existieren nur noch in den alten Geschichten der Propheten.

    Für Jesus, im Gegensatz zur Zeit des Alten Testaments, gäbe es demnach nur noch „Eigene“, die vielleicht irren und sündigen usw., aber die man als Gotteskinder trotzdem lieben muss. Dan wäre Wesensgleichheit und Kontinuum aller Kategorien bei gleichzeitiger Umkehrung der moralischen Konsequenzen durch eine einfache Operation (Erweiterung der Bezugsgruppe) gegeben.

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    „So isses, Stevanovic.“
    Glaube ich nicht. Der Liberalismus blendet mit seinen klugscheißenden Relativierungen. Einen Ratzinger mit einer Käßmann auch nur in einem Satz zu erwähnen, also mehr Wahrheit geht wirklich nicht.
    Die Sprache der Bibel ist zumindest eine inspirierte Sprache, hat mit dem Heiligen Geist natürlich nichts zu tun…
    Warum hätte Gott Auschwitz verhindern sollen? Ein bißchen mehr Anstrengung gehört schon dazu, aber von Stevanovic will Gott ja nichts.
    „Wer Menschheit sagt, will betrügen.“
    Wer in jedem dritten Kommentar mit Auschwitz kommt, will ablenken.

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    @S.T.

    … der Gen. Stevanovic glaubt an die Partei. Da weiß er was er hat, den ‚modernen‘ Staat mit seinen Sozialismen und ihren 30 Millionen ermordeten Menschen, braune Sozialisten, und gar volle 100 Millionen ermordeten Menschen, rote Sozialisten, allein im 20. Jahrhundert.

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    @ Alan Posener
    Freut mich, dass er Ihnen gefällt. Neben Bougainvilla eine meiner bevorzugten Pflanzen, Italien auf dem Balkon, Italien, das Land, wo die Zitronen blüh’n (nach Goethe, Wilhelm Meister). Es hilft mir gelegentlich als angenehme Ablenkung, daran zu denken, und übrigens freut mich sehr, dass Palmyra rekonstruiert werden kann.

    @ Stevanovic
    Sie sind so souverän, dass ich glaube, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich Sie in einem korrigiere: Widerstand ohne e. Wider im Sinne von contra immer ohne e. Sie können mich jederzeit auch korrigieren, wenn Sie was sehen.

    Was dies betrifft:
    Käßmann: „Es braucht keinen Tyrannenmord, wenn es einen Geist des Widerstands gibt.“

    Das ist irre. Es gab einen Geist des Widerstands. Ziemlich viele Leute sind dafür hingerichtet worden. Diese Dame macht es sich zu leicht. Damals waren alle, die fertil waren, Eltern. Es ist nicht leicht, als Eltern kleiner Kinder im Widerstand zu sein. Entsprechend waren die Mitglieder der „Weißen Rose“ jung. Fakt ist, dass es bedauerlich ist, dass das Attentat der Stauffenberggruppe misslang.

    Doch ist das etwas anderes, oder? Das eine war staatlich und lässt sich nur mit Stalin/Mao/Pol Pot etc. vergleichen. Das heute ist nicht staatlich und wird asymmetrisch genannt. Das ist es ja, was ratlos macht. Das Staatliche hatte außerdem klar erkennbare Zielgruppen, bei Hitler Juden, Roma, Schwule, Oppositionelle. Das Asymmetrische fällt irgendwo her über Zivilbevölkerung. Was ficht sie an, Kinder zu verletzen, Menschen, die in Urlaub fliegen? Woher rührt diese abgrundtiefe Herzlosigkeit? Ich fürchte, da weiß niemand so recht eine Antwort.
    Jedenfalls hat Johannes das in der Apokalypse m.E. besser gesehen als Jesus das eine oder andere.

    @ Roland Ziegler
    „Sie glauben wirklich, dass der Sohn derselben Meinung wie sein Vater war?“

    Selbstverständlich. Sonst wäre er weggelaufen. Falls Sie die Bibel lesen, fangen Sie beim Ölberg an. Lassen Sie am besten MT. erstmal aus, weil er ein eigensinniger Rechthaber gewesen sein soll. Fangen Sie mit Markus oder Johannes an, mein Tip. Ich habe mit Joh. angefangen und was dazu gelesen. Aus dem Alten die ersten zwei Bücher Mosis und das der Könige und einige Psalmen.
    Sekundärliteratur/Musik:
    Manns Josef und seine Brüder, Elias von Mendelssohn. Beim Neuen? Weiß nicht so recht. Vielleicht weiß Posener was.

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    Es ist auch deshalb unwahrscheinlich, dass Gott die stammesfernen Feinde immer noch zum Abschuss freigibt, weil auch die stammesfernsten Feinde seine Kinder sind.

    Aber nun möchte ich aufhören, hier theologisch herumzuspinnen; am Ende werde ich noch selber zum Theologen.

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    Übrigens könnte Gott auch seine Meinung in der Zwischenzeit (die zwischen altem und Neuem Testament liegt) geändert haben. Merkwürdigerweise glaubt man anscheinend oft, dass Gott eine unverrückbare Meinung haben muss.

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    Sie glauben wirklich, dass der Sohn derselben Meinung wie sein Vater war? (Das ist normalerweise nicht so.) Dass man also seine Feinde, sofern sie einem anderen Stamm angehören, beliebig töten darf?

    Das möchte ich doch nochmal genauer wissen. Ist also Jesus ebenfalls der Meinung, man müsse auch die Kinder seiner Feinde zerschmettern? Wenn die Feinde einem anderem Stamm angehören (was immer das heißen soll)?

    Ich finde das sehr verwirrend, wie meistens in der Theologie. Auf diese einfache Frage sollte es doch eine klare Antwort geben. Lautet sie „ja“, sind die Reden Christi, die wir wörtlich nachlesen können, nicht zu verstehen und meinen das Gegenteil. Man müsste die komplette christliche Praxis, wie wir sie kennen, auf den Kopf stellen. Lautet sie aber „nein“, ergibt sich ein Selbstwiderspruch bzw. ein Widerspruch zum Vater, was in diesem Fall dasselbe ist.

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      Lieber Roland Ziegler, in der christlichen Theologie sind Vater, Sohn und Heiliger Geist wesensgleich; schwer zu sehen, wie sie da verschiedener Meinung sein könnten, es sei denn, man nimmt an, Gott, der ja nach dieser Lehre eine multilple Persönlichkeit ist, sage mit der einen Persönlichkeit dieses, mit der anderen jenes, und zwar das Gegenteil. Nimmt man das nicht an, so muss man versuchen, die Aussagen miteinander in Einklang zu bringen. Was sich also geändert hat zwischen der Zeit, da die Israeliten unter Moses und Josua wandernd durch die Wüste und nach Kanaan zogen, und der Zeit, da sie in Palästina als Sesshafte unter römischer Besatzung standen, wäre demzufolge nicht Gottes grundsätzliche Meinung, sondern die Frage, wie man in Kenntnis dieser Meinung auf die Verhältnsse reagieren sollte. Wie Jesus immer wieder sagte, war er nicht dafür, die alten Gesetze aufzuheben, sondern zu erfüllen. Und zwar unter den Bedingungen einer fast völligen Machtlosigkeit der Juden. Das heißt, seine politische Ethik ist jene der Machtlosen; er lehnte den Terror der Zeloten und Sicari als kontraproduktiv ab und akzeptierte – vorerst – die römische Herrschaft. Heute würde er sicher den Terror der Islamisten ablehnen, selbst wenn er vermutlich mit ihren Moralvorstellungen sympathisieren dürfte. Wir als Ordnunghsmacht EU oder Nato sollten dafür sorgen, dass der Terror kontraproduktiv bleibt, und zwar mit den Mitteln, die Ordnungsmächte immer schon und immer wieder erfolgreich gegen den Terror angewendet hat, wozu auch die Gewalt gehört.

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    sorry, Heribert Münkler!

    Aber auch Luther trennt zwischen den „beiden Reichen“. Die bekennende Kirche, etwa Bonhoeffer haben nur deswegen aus evangelischer Sicht zum Widerstand aufgefordert, weil – und das wurde so begründet – die NS Täter menschenverachtend waren.
    Bei Guantanamo oder anderen völkerrechtswidrigen Aktionen, da genügt Gesinnungsethik.
    Aber bei politischem Handeln genügt es nicht. Das müsste eine ehemalige Bischöfen allerdings wissen.

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    Berücksichtigt man die Bandbreite menschlicher Handlungen aller Religionsrichtungen (gerade innerhalb derselben Religion), die sich in Einklang mit Gottes Willen sehen, dann ist klar, dass Gläubige keinen blassen Dunst von seinem Willen haben, Gott selbst nicht weiß, was er will oder er hat einfach keinen Bock, es uns zu sagen. Deswegen könnte Käßmann sogar Recht haben. Vielleicht will Jesus genau das, was sie glaubt. Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und ich bin mir sehr sicher, dass er in der Lage ist, mir, der Menschheit, den Vergangenen und Zukünftigen, den Anhängern aller Kulte und Kirchen, sehr genau zu sagen, was er will. Wir übertragen Fußball in über hundert Länder. Ich bin mir sicher, dass er sich melden wird. Als Mensch muss ich damit leben, dass er vielleicht gar nichts von mir will, dass es ihm vielleicht sogar recht schnurz ist, ob wir auf uns schießen oder nicht. Weil wir es nicht aushalten, spekulieren wir munter vor uns hin, so dass fast alle Religionen im Grunde eines gemeinsam haben, sie sind kanonisierte Anmaßung gegenüber Gott, es fehlt ihnen an Demut. Ja, vielleicht ist es der IS, vielleicht ist es Walt Disney. Am Ende muss jeder selbst entscheiden und so haben Ideen, die davon ausgehen, dass alle das gleiche wollen, in der Praxis einen schweren Stand. Von Kants Imperativ ist ja auch nur übriggeblieben, dass jeder Klugscheißer denkt, dass sein Wille Gesetz für alle sein müsste. Käßmann: „Es braucht keinen Tyrannenmord, wenn es einen Geist des Widerstands gibt.“ Wenn der Heilige Geist zu Ausschwitz keine Presseerklärung herausgegeben hat, würde ich auch keine zu Drohnen oder Brüssel erwarten. Schrecklich. Dieses nicht-auszuhaltende überbrückt sie mit der Figur des Geistes des Wiederstandes. Ich glaube, sie meint Heiliger Geist, sie drückt es nur politisch Korrekt aus, so dass auch Atheisten und Hindus mitmachen können und es verbindlich für alle wird. Bei Ratzinger war es der kantig/männliche Logos, bei ihr der weiche/spirituelle Geist des Wiederstandes. Am Ende bleibt, dass beide Gottes Willen kennen und der stimmt mit der jeweiligen politischen Geschmacksrichtung überein.

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    Lieber Alan Posener,
    das überzeugt mich nicht. Theologisch kann man ein absolutes Friedensgebot begründen, auch moralisch kann man eine strikte Gesinnungsethik vertreten. Aber wer so denkt, darf sich nicht zur Politik äußern, denn dort sind nicht Haltungen, sondern Handlungen gefordert. Handlungen aber müssen empirisch auf ihre Voraussetzungen und Folgen analysiert werden. Wer das nicht tut, aber dennoch meint, eine politische Entscheidung kritisieren zu können, überschreitet seine Kompetenz. Heribert Münchner hat dies sehr genau erklärt.

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    Außer die Tötungsaufforderung fällt vor allem die extreme Grausamkeit dieses Alten Testaments ins Auge (das Zerschmettern der Kinder u.ä.). Verständlich, dass sich der Sohn dagegen gewendet hat. So zumindest scheint mir das. Für Jesus gilt das Gebot, dass man nicht töten solle, unbedingt und für alle. Dann sollte das auch für alle Christen gelten.

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      Ich glaube nicht, dass der Sohn anderer Meinung war als der Vater, lieber Roland Ziegler. Und wenn man das Christentum ernst nimmt, so handelt es sich nicht um eine neue Morallehre, sondern um eine neue Rettungslehre. Entscheidend ist für Paulus nicht, was Jesus angeblich oder wirklcih gesagt und getan hat. Entscheidend ist, dass er gestorben und auferstanden ist. Alles andere ist unwichtig.

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    Ja, die Propheten scheinen da einer Meinung zu sein: Man soll die Feinde töten. Wahrscheinlich ist das dann auch die Meinung Gottes, obwohl das nicht feststeht. Zumindest sein Sohn hatte aber wohl eine andere Meinung in dieser Frage.

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    @ Alan Posener
    Will den Namen ändern. Parisien geht nicht mit diesem Netzwerk, das sich oft nach Orten nennt.

    Das könnte von IS sein, bezüglich Jesiden:
    (4. Mose 31,14-15)
    “So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben.”

    Die elternlosen Mädchen waren bestimmt genauso glücklich wie die Jesidinnen.

    Sie sind hier der einzige, der Gandhi richtig schreibt.

    Käßmann ist esoterisch verwirrt. Was ich ihr vorwerfe, ist, dass sie nicht hinfährt. Sie kann nach Brüssel ins Gefängnis fahren oder nach Syrien. Da kann sie alle umarmen. Den Kappes hatte sie schon mit den Taliban. Nebenaspekt: Was sollen die Israeli dazu sagen nach Dauerterror? Hätten sie Käßmanns Botschaft praktiziert, wären sie nicht mehr.
    Dahinter steckt eine krasse Naivität, die ignoriert, dass diese Gruppen den Westen und Christen und Juden und Schiiten und weitere Minderheiten stören, verstören und zerstören wollen.

    1. avatar

      Lieber Oleander, das ist ein sehr schöner name. Meinen Oleander habe ich gerade rausgestellt auf die Terrasse. Hoffentlich erfriert er nicht.

  29. avatar

    @APo

    … liiiieber Alan Posener, seit Adam und Eva haben die Menschen nix besseres zu tun als Seine Gebote zu missachten. Gewalt, Mord, Blutrache. Wundert es Sie wirklich, dass Er gelegentlich dazwischen funkt? Gottes Wort sollte man halt ernst nehmen.

    Im Übrigen waren Israeliten friedliebender als etwa die Ägypter, die Römer oder … ahem, die Germanen.

    Die Kriege der Israeliten waren auch keine Glaubenskriege oder Eroberungskriege, sondern überwiegend Verteidigungskriege. Die geopolitische Lage Israels war schon immer ‚Interessengebiet‘ diverser ‚Mächte‘. Daran hat sich bis heute nix geändert.

  30. avatar

    Hei,

    Wenn wir Glauben hätten, und das tun würden, was Frau Käßman sagt, und Gott für unsere Feinde, die Terroristen bitten würden, dann würde Gott den Krieg für uns führen. Aber unsere Gesellschaft, hat das Verständnis für Glauben und Liebe verloren! Wir sollten den IS-Teror als einen Schuss vor den Bug betrachten, den Gott erlaubt, damit das „Christliche“ Abendland zurückfindet zum Glauben,

    Tschauu Siggi

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    „Der Kontext ist entscheidend“
    Warum sollte man also nicht Frau Käßmanns Interview ebenfalls im aktuellen Kontext sehen. – Zu einem Zeitpunkt, da Teile der politischen Klasse ihre christliche Religion demonstrativ zur Schau stellen und für sich in Anspruch nehmen, die Werte des christlichen Abendlandes zu verteidigen, gleichzeitig aber verbal gegen andere Religionen aufrüsten.

  32. avatar

    Jedenfalls ist es im christlichen Katechismus nicht Regel Nr. 1, wie ich dachte, sondern Regel Nr. 5 (sowohl römisch-katholisch als auch evangelisch).

    Die Formulierung des Gebotes ist uneingeschränkt. Wenn das Gebot aber trotzdem eingeschränkt gemeint ist, wie Sie sagen (offenbar ein kleiner Lapsus des Verfassers) – eingeschränkt also auf Stammesgemeinschaft und Beweggründe – dann dürfen Christen ihre unchristlichen Feinde beliebig ud ihre chrisltichen aus höheren Beweggründen töten?

    Steht das wirklich da bzw. ist das wirklich so gemeint? Dann müsste sich die Diskussion eigentlich längst erledigt haben.

    1. avatar

      Du sollst die Feinde töten, lieber Roland Ziegler, so sagen es Gott und die Propheten:

      „Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?“

      (4. Mose 31,14-15)
      „So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben.“

      (4. Mose 31,17-18)

      „Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, …“

      (5. Mose 21,18-21)

      „Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; …“

      (5. Mose 22,23-24)

      „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; …“

      (3.Mose 20,13)

      „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen.“

      (2. Mose 22,17)

      „Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!“

      (Psalm 137,9)

      „Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! …“

      (Psalm 139,19)

      „So zieh nun hin und schlag Amalek und vollstrecke den Bann an ihm und an allem, was es hat; verschone sie nicht, sondern töte Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel.“

      (1. Samuel 15,3)

      „Es sollen auch ihre Kinder vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen geschändet werden.“

      (Jesaja 13,16)

      „Da nahmen wir zu der Zeit alle seine Städte ein und vollstreckten den Bann an allen Städten, an Männern, Frauen und Kindern, und ließen niemand übrig bleiben. Nur das Vieh raubten wir für uns und die Beute aus den Städten, die wir eingenommen hatten.“

      (5. Mose 2, 34-35)

      „Und die ganze Beute dieser Städte und das Vieh teilten die Israeliten unter sich; aber alle Menschen erschlugen sie mit der Schärfe des Schwerts, bis sie vertilgt waren, und ließen nichts übrig, was Odem hatte.“

      (Josua 11,14)

      „Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, …“

      (5. Mose 20,16-17)

      „Du wirst alle Völker vertilgen, die der HERR, dein Gott, dir geben wird. …“

      (5. Mose 7,16)

      „Dazu wird der HERR, dein Gott, Angst und Schrecken unter sie senden, bis umgebracht sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor dir. Lass dir nicht grauen vor ihnen; denn der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, der große und schreckliche Gott.“

      (5. Mose 7,20-21)

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    In der berühmten Matthäuspassion wird Jesus übrigens gewaltfrei und die Kreuzigung eines Unschuldslamms dargestellt:

    „er nahm die Sünder auf und an,
    sonst hat mein Jesus nichts getan.

    Aus Liebe will mein Heiland sterben,
    von einer Sünde weiß er nichts.“

    Sehr schöne Verse, finde ich. Und das stille Erdulden wird uns zur Nachahmnung empfohlen:

    Mein Jesus schweigt
    zu falschen Lügen stille,
    um uns damit zu zeigen,
    daß sein Erbarmens voller Wille
    vor uns zum Leiden sei geneigt,
    und daß wir in dergleichen Pein
    ihm sollen ähnlich sein,
    und in Verfolgung stille schweigen.

    http://opera.stanford.edu/iu/bachlib/BWV244.HTM

  34. avatar

    OK, die Erklärung, dass es einem gut geht, wenn man ein Gebot befolgt, leuchtet mir ein. Aber was ist die Erklärung, dass man nicht töten soll? Ich zähle zwar nicht dazu, aber es gibt viele Leute, denen es offenbar besser geht, wenn sie töten dürfen, dem Bemühen nach zu urteilen, sich dafür die chrisltiche Erlaubnis abzuholen.

    Es stimmt, ich sollte die Bibel noch einmal lesen.

    Zur Friedlichkeit Jesu: Das Verbot der Tötung ist nicht mit einer generellen Friedlichkeit (Gewaltverzicht) zu verwechseln. Man darf schon Leute aus dem Tempel schmeißen, wenn es sein muss. Auch in unserem staatlichen Recht darf niemand töten, auch nicht der Staat, aber das bedeutet nicht Gewaltverzicht: „Alle Gewalt geht vom Staat aus“, heißt es sogar explizit.

    Noch eine Bemerkung zum Alten Testament: Dort gibt Gott allerlei Anweisungen für Bösartigkeiten. Steht das im Widerspruch zu „Du sollst nicht töten“?
    – Nein. Im Straßenverkehrer kommt niemand auf den Gedanken, einen Widerspruch zwischen dem generellen Gebot „Rechts vor links“ und einem Vorfahrtsschild, das dieses Gebot für den Moment aufhebt, ins Feld zu führen. Hieran ist alles logisch und nichts kompliziert oder spitzfindig. Solange Gott nichts anderes sagt („ein anderes Schild aufstellt“), gilt das Tötungsverbot. Aber es steht ihm natürlich frei zu sagen: „JETZT sollst du töten!“ – Aber das muss dann eben auch unmissverständlich geschehen, wenn sich der Mensch danach richten können soll. Andernfalls gilt das generelle Gebot. Die Logik kann auch Gott nicht aushebeln.

    1. avatar

      Roland Ziegler, Sie sollten nun wirklich die Bibel lesen. Das Tötungsverbot stammt nicht von Jesus, sondern aus den Zehn Geboten. Streng genommen wird dort nur das Morden verboten, also das Töten aus niederen Beweggründen innerhalb der Stammesgemeinschaft. Feinde darf man selbstverständlich töten, was ja Samson und Josua, Saul und David und die anderen Helden der Israeliten zur Genüge getan haben.

  35. avatar

    @APo & R.Z.

    Benedikt XVI.: ‚Nur von den Heiligen, nur von Gott her kommt die wirkliche Revolution, die grundlegende Änderung der Welt‘

    … no comment.

  36. avatar

    Lieber Alan Posener,
    Religiöse Menschen können sehr viel weiter gehen mit ihren Maximen als Politiker. Frau Käsmann ist offenbar eine Pazifistin. Das kann sie sein. Aber Frau von der Leyen kann sich das nicht leisten. Auch Politiker sind Christen, Juden, Muslime und Gläubige, aber sie müssen die Folgen ihres Tuns nach politischen Maßstäben bemessen. Es gilt also für alle, die sich in die Politik einmischen, und das tut auch Frau Käsmann, die Erkenntnis, die Heribert Münchner gegenüber dem eher brutal egozentrischen Sloterdijk formuliert hat. Wer handeln muss, bedenke die Folgen, das meint: analysiere die Voraussetzungen seines Handelns. Frau von der Leyen muss sich überlegen, wie sie den Türken und Kurden-Konflikt bewertet, wenn sie hofft, dass die Kurden erfolgreich gegen den IS kämpfen und Deutschland Waffen liefert. Wer nur bekennt, wie Frau Käsmann meint, aber dennoch agiert, oder wer nur schwadroniert wie Herr Sloterdijk und dann meint, er sei unschuldig, die und der kann Sätze formulieren, die so wenig informiert sind über die konkreten und folgenreichen Bedingungen politischen Handelns, dass ich mich fürchte vor ihrem Gerede. Da ist der Papst vorsichtiger, wenn er Trump lediglich vorhält, er sei nicht christlich..

    1. avatar

      Liebe Monika Frommel, nein, der Papst ist nicht vorsichtiger. Dazu habe ich verschiedentlich, auch hier, das Nötige geschrieben, und für ihn gilt auch die von Ihnen angesprochene Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Was ich Frau Käßmann vorwerfe, und nicht erst jetzt, ist aber weniger eine politische, als vielmehr eine theologische Unbedarftheit.

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    Hass säht Hass etc, zur Aussage „Leute, die mit „Hass auf Hass antworteten“? Und wer hat sie gestoppt? Bestimmt nicht die Gandhis dieser Welt, sondern im Falle Hitlers ein Winston Churchill – mit Gewalt; im Falle Stalins ein Harry Truman – mit Gewalt; im Falle Pol Pots die vietnamesische Armee und Heng Samrin – mit Gewalt.“
    Liebe Leute, Realos und Idealos, lieber starker Meinungsäusserer Alan Posener,ja,ja, aber: irgendwo sollte sich doch eine Bachelorarbeit auftreiben lassen, die wahre Geschichten benennt, in den der gute Willen von Menschen, in denen die reine Menschenliebe, in denen der von einem guten Herzen gelenkte Verstand Katastrophen verhindert hat. Ein Bilderbuchbeispiel … die friedlichen Revolutionen in Portugal, die sog. deutsche Wiedervereinigung und so weiter. Packen wir die Sache mal (mit auch einem Schmunzeln) konkret an: https://www.facebook.com/events/1656339224640702/ Machen Sie mit ?

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      Lieber H.-R. Hiegel, bei allem Respekt: Die deutsche Wiedervereinigung IN FREIHEIT – denn darum geht es – wäre ohne die Nato – und die unmoralische Bereitschaft, im Falle eines Krieges Millionen unschuldige Sowjetmenschen und Osteuropäer zu töten – niemals Wirklichkeit geworden, und es ist ein großes Unglück, dass Sie, wie so viele Deutsche, das nicht begreifen. Zur portugiesischen Nelken-Revolution wäre einiges zu sagen, aber auch da: ohne die sehr blutigen Kämpfe (ich sage bewusst nicht: Befreiungskämpfe) in Angola und Mosambik wäre es auch dazu nicht gekommen. und so können wir die Geschichte durchdeklinieren nach Herzenslust; wir werden selten Marx‘ Diktum widerlegt finden, dass die Gewalt Geburtshelferin des Neuen, Besseren ist.

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    @blonderhans: „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ – na super, dann dürfen also auch wir dieses Schwert nehmen und töten -`meinetwegen nur im Notfall, aber der ist doch ebenso schnell gegeben. Prima! Dazu lässt man sich schnell überzeugen. Dazu bedarf es keinerlei Mühe, wie bei dem hochkomplizierten satz „Du sollst nicht töten!“; nur einer einzigen rätselhaften Bemerkung von Jesus, warum er gekommen ist, und schon hält man das Schwert in der eigenen Hand.

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    Gott hat die Relativitätstheorie nicht erklärt, das stimmt. Das könnte daran liegen, dass sie – allem was wir wissen zum Trotz – in seinen Augen nicht ganz richtig ist. Wahrscheinlicher aber ist, dass er sowieso nichts erklärt. Die Bibel sagt nicht, warum etwas ist, d.h. wie es gemacht wurde, sondern nur dass (und wann) etwas gemacht wurde.

    Auch die ethischen Anweisungen werden ja nicht begründet: „Du sollst nicht töten aus diese-und-jenen-Gründen!“ steht da nicht. Warum man nicht töten soll, wissen wir nicht. (Außer dass wir daduch Gottes Werk verbessern wollen würden, steht da irgendwo, glaube ich mich zu erinnern…) Lediglich dass wir nicht töten sollen.

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      Doch, Roland Ziegler, die ethischen Gebote werden erklärt. Zum Beispiel soll man Vater und Mutter Ehren, auf dass es einem gut gehe auf Erden, und das leuchtet ein, denn die Kinder wählen auch heute das Altersheim. Jesus begründet das Verbot, eine Frau begehrlich anzusehen, damit, das sei bereits Ehebruch im Herzen. und so weiter. Lesen Sie die Bibel noch einmal genauer.

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    „Mit einem direkten Aufstand gegen Rom war nichts zu gewinnen außer dem Tod.“ – Aber Jesus ist doch getötet worden! Er wurde trotz seiner friedlichen Lehre gekreuzigt; sein Tod ist auch nach heutigen Begriffen sehr empörend. Er wusste sogar davon und hat es geschehen lassen. Wenn ich recht erinnere, hat er sogar andere dazu aufgefordert, ruhig und gewaltlos zu bleiben. Wesentlich deutlicher kann die Lehre, auch unter empörendsten Umständen gewaltlos zu bleiben, doch gar nicht sein.

    Aber die Kunst von Theologen ist es nun, aus dieser Lehre das Gegenteil zu machen. Dies geschieht in zwei Schritten: Zunächst muss man die Dinge außerhalb der Reichweite der Beispiele stellen, nach dem Motto: Die biblischen Geschichten handeln von etwas ganz anderem, aber nicht DAVON. Sie beziehen sich z.B. nicht auf Hitler oder Stalin.

    Dieser erste Gedankengang ist schon erstaunlich genug, denn es gibt ja eine Vielzahl von bilischen Beispielen und sogar ein explizites, direkt von Gott geschriebenes Gesetz auf einer Steintafel, das Gesetz Nummer Eins auch noch. Trotzdem kann man diesem ersten Gedasnkengang, der von der Bibel weg und in die Realität hinführt, folgen und sagen: OK, die Bibel sagt dazu eben gar nichts. Aus historischen oder anderen Gründen. Nichts zum Tyrannemord von Hitler und Stalin. Vielleicht liegt hier also eine Ausnahme von der allgemeinen Regel vor, dass man nicht töten solle, obwohl die Tatsache, dass sie dazu eben gar nichts sagt, eigentlich dagegen spricht. Denn so selten ist der Fall nicht, dass ein bösartiger Tyrann getötet werden könnte; das kommt in den besten Familien vor. Wenn hier eine Ausnahme sein soll, hätte die Bibel das eigentlich nicht vergessen können.

    Aber vielleicht hat man die entsprechenden Passagen ja herausgelöscht. Jedenfalls, sie hat es nicht aufgegriffen und da also Luft gelassen für Spekulation. Und nun kommt die eigentliche theologische Kapriole: die Rolle rückwärts. Nun hört man, dass die Bibel „eigentlich“ doch was dazu sagt. Im Verborgenen. Nicht mit dem Satz „Du sollst nicht töten“, nicht mit der Bergpredigt und allem möglichen anderen, was da zu lesen ist. Wie & wo genau, lässt sich nicht sagen, das liegt am ersten Gedankengang. Aber irgendwie und ungefähr sagt sie einem, man spürt es genau: „Töte den Tyrannen! Denn der ist derartig sündig, dass der Zustand andernfalls unerträglich ist.“ – Das steht nirgendwo, aber irgendwie bekommt man es am Ende doch hinein.
    Und nun endlich kann man zum Werkzeug Gottes werden. Das wollte man doch von Anfang an.

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      Roland Ziegler, aus der Art seines Todes (Kreuzigung) schließe ich, dass es mit der Friedlichkeit Jesu nicht so weit her war. Was übrigens die Bibel berichtet, siehe die Episode im Tempel, eine gezielte Provokation der Besatzer. Der Quietismus war eher eine Paulinische Erfindung, die dazu diente, der Kreuzigung nachträglich den Charakter der Schlachtung eines Unschuldslamms – und damit erst einen religiösen Sinn – zu geben.

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    Auf wen sollten wir uns zur Beendigung endloser Religionskriege auch sonst verlassen, wenn nicht auf unsere Religionsführer? Das hat jetzt zwar die letzten zweitausend Jahre lang nicht gaaanz so toll funktioniert (es wird eher ständig schlimmer) aber trotzdem! Schliesslich haben wir das schon immer so gemacht. Das muss einfach richtig sein! Da muss man nur feste dran glauben!

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    Jesus wird als Sohn Gottes bzw. Gott selber gedacht. Insofern darf man ihn nicht wie uns gewöhnliche Sterbliche in den „Kontext“ stellen. Für Gott gibt es keinen Kontext. Da steht nicht: „Für die Fälle, die ich von meiner beschränkten historischen Warte aus überblicken kann…“ – „Du sollst nicht töten“, steht da stattdessen, zum Beispiel, schnörkellos und unmissverständlich, aber für uns unbequem. Wollen Sie hier herumdeuteln? Es solle z.B. eigentlich „morden“ bedeuten, und wer trotzdem gemordet hat oder noch morden will, den darf ich dann schon töten? Oder: den soll ich sogar töten, im Auftrag des Herrn, selbst wenn ich gar nicht töten will?

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      Lieber Roland Ziegler, Sie irren. Wenn man nicht fundamentalistisch denkt, und das tun weder die meisten Christen noch die meisten Juden und auch nicht die meisten Muslime – wenn man also nicht fundamentalistisch denkt, dann glaubt man – bleiben wir hier beim Christentum – auch als frommer Mensch, dass Gott sich den Menschen in ihrer Sprache und gemäß den Bedingungen ihrer Zeit offenbart. Deshalb hat Gott nicht den Menschen der Bronzezeit die Relativitätstheorie erklärt, zum Beispiel. Daraus folgt aber, dass die Handlungsanweisungen Gottes zeitbedingt sind. Er sagte den Israeliten beispielsweise, sie sollten beim Einzug nach Kanaan die Urbewohner vertreiben oder ausrotten; dazu waren sie auch stark genug. Aber er sagte 1000 Jahre später den Juden durch Jesus, sie sollten sich lieber nicht gegen Rom auflehnen. 1000 Jahre danach wiederum ließ er den Papst zum Dschihad gegen die muslimischen Schänder der heiligen Stätten der Christenheit aufrufen. Die Idee, Gottes Botschaft wäre unveränderlich, oder auch nur gebunden an menschliche Vorstellungen der Konsistenz und Konsequenz, ist absurd. Sie sehen, ich argumentiere hier als advocatus dei und diaboli zugleich; ich glaube ja nicht an die Existenz von Göttern. Aber man darf sich den Glauben ebenso wenig leicht machen wie die Kritik des Glaubens.

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    Peter Lancaster: ‚Was zu Kacken hab ich trotzdem, auch in Richtung des Kommentars von derblondehans.‘

    … werter P.L., das ist ‚gepresste Krümelkacke‘, was Sie schreiben. Es gibt sehr wohl ein Naturecht auf Notwehr/Widerstand. Das finden Sie übrigens auch im Art. 20 Grundgesetz.

    … um bei der Bergpredigt zu bleiben: ‚Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.‘ , dazu, unter anderem, aus dem AT, Ezekiel 11:8-9: ‚Das Schwert fürchtet ihr; darum werde ich das Schwert über euch bringen – Spruch Gottes, des Herrn. Ich vertreibe euch aus der Stadt, ich liefere euch den Fremden aus und halte ein Strafgericht über euch ab.‘

    … oder ‘Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.’ ff … aaaaber, ‘Die Wange und der Feind’ … nix anderes scheint den Anti-Christen mehr zu gefallen, wenn sie auch sonst den Christen, neben ihrem Glauben, sogar das Lebensrecht absprechen.

    Ghandis Strategie ist ein Weg zur Selbstbefreiung eines Volkes von Fremdherrschaft. Von Daher! … nun ja. 😉

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    Hitler, Stalin und Pol Pot wären Rächer gewesen? Leute, die mit „Hass auf Hass antworteten“?

    Hitler ist durchaus als rachsüchtig in die Geschichte eingegangen. Man denke an die Reichspogromnacht als Reaktion auf das Attentat auf den Legationssekretär vom Rath, die Geiselerschießungen und Kollektivbestrafungen als Reaktion auf die Anschläge der diversen Widerstandsbewegungen in Europa.

    Geiselerschießungen fordert allerdings niemand, Pogrome gibt es nicht, aber Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte.

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    Sehr guter Artikel. Was zu Kacken hab ich trotzdem, auch in Richtung des Kommentars von derblondehans.

    Das Christentum ist – folgt man den Auführungen Jesu – eine Weltanschauung der irdischen Gewaltlosigkeit. Es gibt kein Naturrecht auf Notwehr, Selbstverteidigung etc. Dafür ist man dann auch ein durch und durch braves und liebes Schaf und darf sich supertoll finden und kommt auch in den Himmel. Fertig! Mehr steckt dahinter nicht!

    Natürlich hätte eine solch extrempazifistische Religion nie zu einer Weltreligion werden können, wenn man sich daran gehalten hätte. Das ändert aber nichts daran, dass die ganzen Erklärungsversuche, warum man als Christ doch Gewalt anwenden dürfe, Mumpitz sind.

    Der größte Verwirklicher des wahren Christentums war Mahatma Ghandi. Man könnte ihn fast als Reinkanation von Jesus betrachten. Und seien wir ehrlich, ein bisschen hat sein Prinzip des gewaltlosen Widerstands auch gebracht: Die Briten haben sich aus Indien zurückgezogen. die Betonung liegt leider auf „bisschen“, aber das führte jetzt zu weit. Ghandi wurde verehrt bis zur Beinahe-Vergottung, sein Erfolg war an seine Person geknüft, und nach seinem Tod zerfiel das Prinzip des gewaltlosen Widerstandes auch schnell wieder.

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    „Weder Gandhi noch King hätten gegen Stalin oder Hitler etwas ausrichten können, und heute so etwas zu suggerieren ist nicht nur naiv, sondern unverantwortlich und im eigentlichen Sinne unchristlich.“

    Stimmt, diesen islamverliebten, grünen Pfaffen muß man das Geld entziehen, und aus dem Verein austreten, zumindest bis die Spinnergeneration abgetreten ist. Und da die Katholen auch nicht besser sind, werd ich das auch machen.

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    Frohe und gesegnete Ostern.

    … nicht ohne Grund gelten die LutheranerInnen als Irrgläubige. Luther: ‚Während ich hier sitze und mein Wittenbergisch Bier trinke, läuft das Evangelium durchs Land.‘

    Die christliche Glaubenslehre kennt ein Naturrecht auf Notwehr und Selbstverteidigung. Das ist keine Perversion der Friedensbotschaft Christi, sondern ihre praktische Umsetzung. Die Aufforderung Jesu zum radikalen Gewaltverzicht in der Bergpredigt (Mt 5, 38ff.) bezieht sich nicht auf konkrete Handlungen, sondern auf die innere Haltung des Menschen, die praeparatio cordis (Haltung des Herzens), wie Augustinus es nannte. Die innere Haltung des Christen sagt ihm: Krieg ist ein Übel, auf das nur nach Ausschöpfung aller friedlichen Mittel zurückgegriffen werden darf. Die Voraussetzung eines Krieges ist immer die Verfehlung des Anderen, denn ’nur die Ungerechtigkeit der Gegenpartei nötigt dem Weisen gerechte Kriege auf‘ (Augustinus). Dieses Übel kommt in einem eschatologischen Sinne auch dem ungerechten Gegner zugute, da er so in die von ihm verlassene Ordnung zurückkehren kann. Mit dieser erzwungenen Umkehr orientiert man den Kriegsauslöser wieder auf Gott hin und trägt damit letztlich dadurch dem Gebot der Feindesliebe Rechnung. Ließe man den Ungerechten gewähren, entfernte er sich in dem Irrglauben, seine Ungerechtigkeiten würden sich lohnen, mehr und mehr von Gott, dessen letztem Urteil er sich jedoch nicht entziehen kann.

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